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Die Größte Unfehlbarkeit45:1In dem gesegneten Vers wird gesagt: »Er, der Aufgangsort der Sache Gottes, hat keinen Teilhaber an der Größten Unfehlbarkeit. Im Reiche der Schöpfung ist Er die Manifestation des ›Er tut, was immer Er will‹. Gott hat Seinem Selbst diese Auszeichnung vorbehalten und niemandem einen Anteil an dieser hehren, überragenden Stufe zuerkannt.«Bahá’u’lláh, Kitáb-i-Aqdas – Das Heiligste Buch 47A45:2Wisse, dass es zwei Arten von Unfehlbarkeit gibt: Unfehlbarkeit dem Wesen nach und Unfehlbarkeit als Attribut. Das Gleiche gilt für alle anderen Namen und Attribute: So gibt es zum Beispiel das Wissen um das Wesen einer Sache und das Wissen um ihre Eigenschaften. Unfehlbarkeit des Wesens ist den allumfassenden Manifestationen Gottes vorbehalten; denn Unfehlbarkeit ist ihr notwendiges Wesensmerkmal, wobei das Wesensmerkmal einer Sache untrennbar mit der Sache selbst verbunden ist. Die Strahlen sind ein notwendiges Wesensmerkmal der Sonne und untrennbar mit ihr verbunden; Wissen ist ein notwendiges Wesensmerkmal Gottes und untrennbar mit Ihm verbunden; Macht ist ein notwendiges Wesensmerkmal Gottes und ebenso untrennbar mit Ihm verbunden. Wäre es möglich, all dies von Ihm zu trennen, so wäre Er nicht Gott. Wenn die Strahlen von der Sonne getrennt werden könnten, wäre es nicht die Sonne. Würde man sich also vorstellen, die Größte Unfehlbarkeit wäre von der allumfassenden Manifestation Gottes getrennt, so wäre Er keine allumfassende Manifestation und Ihm würde die wesenseigene Vollkommenheit fehlen.45:3Unfehlbarkeit als Attribut ist jedoch kein notwendiges Wesensmerkmal; sie ist vielmehr ein Strahl der Gabe der Unfehlbarkeit, der von der Sonne der Wahrheit ausgeht, bestimmte Herzen erleuchtet und einen Anteil daran gewährt. Obwohl diese Seelen dem Wesen nach nicht unfehlbar sind, stehen sie unter der Obhut, dem Schutz und der unfehlbaren Führung Gottes – das heißt, Gott bewahrt sie vor Irrtum. Und so gab es viele heilige Seelen, die nicht selbst Tagesanbruch der Größten Unfehlbarkeit waren, aber dennoch unter dem Schatten der Fürsorge und des Schutzes Gottes behütet und vor Irrtum bewahrt wurden. Sie waren nämlich zwischen Gott und Mensch die Kanäle für Seine Gunst, und wenn Gott sie nicht vor Irrtum bewahrt hätte, dann hätten sie alle Gläubigen ebenfalls in die Irre geleitet und damit die Grundlage der Religion Gottes völlig untergraben, was Seiner erhabenen Wirklichkeit unangemessen und unwürdig gewesen wäre.45:4Um zusammenzufassen: Die wesenhafte Unfehlbarkeit ist den allumfassenden Manifestationen Gottes vorbehalten, während die Unfehlbarkeit als Attribut geheiligten Seelen verliehen wird. Das Universale Haus der Gerechtigkeit zum Beispiel, wenn es unter den erforderlichen Bedingungen errichtet wird – das heißt, wenn es von der gesamten Gemeinde gewählt wird – dieses Haus der Gerechtigkeit wird unter dem Schutz und der unfehlbaren Führung Gottes stehen. Sollte dieses Haus der Gerechtigkeit einstimmig oder durch Stimmenmehrheit in einer Angelegenheit entscheiden, die nicht ausdrücklich im Buche verzeichnet ist, wird dieser Beschluss und diese Verfügung vor Irrtum bewahrt sein. Nun sind die Mitglieder des Hauses der Gerechtigkeit als Individuen nicht wesenhaft unfehlbar, aber die Körperschaft des Hauses der Gerechtigkeit steht unter dem Schutz und der unfehlbaren Führung Gottes: Dies wird als verliehene Unfehlbarkeit bezeichnet.45:5Kurz, Bahá’u’lláh sagt: »Er, der Aufgangsort der Sache Gottes« ist die Manifestation des »Er tut, was immer Er will«, diese Stufe ist jenem geheiligten Wesen vorbehalten, und niemand anderes hat an dieser wesenhaften Vollkommenheit einen Anteil. Da die wesenhafte Unfehlbarkeit der allumfassenden Manifestationen Gottes erwiesen ist, stimmt somit alles, was von Ihnen ausgeht, mit der Wahrheit überein und entspricht der Wirklichkeit. Sie stehen nicht im Schatten der vorhergehenden Religion. Was auch immer Sie sagen, ist das, was Gott sagt, und was auch immer Sie tun, ist eine gerechte Tat, und kein Gläubiger hat das Recht zu widersprechen; er muss in dieser Hinsicht vielmehr uneingeschränkte Ergebenheit zeigen, denn die Manifestation Gottes handelt mit vollendeter Weisheit, und der Verstand der Menschen mag unfähig sein, die verborgene Weisheit in bestimmten Dingen zu erfassen. Aus diesem Grund ist alles, was die allumfassende Manifestation sagt und tut, der Inbegriff der Weisheit und stimmt mit der Wirklichkeit überein.45:6Nun, falls gewisse Menschen die Geheimnisse, die in einem bestimmten Befehl oder einer Handlung des Einen Wahren verborgen sind, nicht erfassen können, sollten sie keinen Einwand erheben, denn der allumfassende Offenbarer Gottes »tut, was immer Er will«. Wie oft ist es schon geschehen, dass ein kluger, fähiger und scharfsinniger Mensch einen Weg eingeschlagen hat, und diejenigen, die die Weisheit dahinter nicht begreifen konnten, Einwände erhoben und in Frage stellten, warum er so handelte oder sich so äußerte. Dieser Vorbehalt entspringt der Unwissenheit, wohingegen die Weisheit dieses Weisen frei und geheiligt von Irrtum ist.45:7In gleicher Weise tut ein qualifizierter Arzt »was immer er will«, wenn er den Patienten behandelt, und letzterer hat kein Recht zu widersprechen. Was der Arzt auch sagen oder tun mag, es ist fundiert und zutreffend und alle müssen ihn ansehen als den Inbegriff des »Er tut, was immer Er will und verordnet, was immer Ihm beliebt.« Der Arzt wird zweifellos Heilmittel verschreiben, die nicht den gängigen Auffassungen entsprechen, aber ist es zulässig, dass diejenigen, die keine Kenntnisse der Wissenschaft und Medizin haben, sich dagegen wenden? Nein, bei Gott! Im Gegenteil, alle müssen sich damit zufrieden geben und dem folgen, was immer der qualifizierte Arzt verordnet. Der qualifizierte Arzt »tut, was er will«, und die Patienten haben keinen Anteil an dieser Stufe. Zuerst muss die Qualifizierung des Arztes sichergestellt werden, und sobald dies erfolgt ist, »tut er, was er will«.45:8Ebenso wird ein General, der die Kriegskunst beherrscht wie kein Zweiter, in allem, was er sagt oder befiehlt, »tun, was immer er will«, und Gleiches gilt für den Kapitän, der die Seefahrt beherrscht, und für den Wahren Erzieher, dem alle menschliche Vollkommenheit zu eigen ist: Sie tun, was immer sie wollen, in allem, was sie äußern und anordnen.45:9»Er tut, was immer Er will« bedeutet zusammengefasst: Wenn der Offenbarer Gottes einen Befehl erteilt, ein Gesetz erlässt oder etwas tut, dessen Weisheit Seine Anhänger nicht begreifen können, dürfen sie auch nicht für einen Moment daran denken, Seine Worte oder Sein Handeln in Frage zu stellen. Alle stehen im Schatten der allumfassenden Manifestation, müssen sich der Autorität der Religion Gottes unterwerfen und dürfen nicht um Haaresbreite davon abweichen. Vielmehr müssen sie all ihr Tun und Handeln mit der Religion Gottes in Einklang bringen, und sollten sie davon abweichen, werden sie zurechtgewiesen und müssen vor Gott Rechenschaft ablegen. Klar ist, dass sie keinen Anteil haben an der Stufe des »Er tut, was Er will«, denn sie ist auf die allumfassende Manifestation Gottes beschränkt.45:10So war Christus – möge meine Seele ein Opfer für Ihn sein! – die Verkörperung der Worte »Er tut, was immer Er will«, Seine Schüler hatten jedoch keinen Anteil an dieser Stufe, denn sie standen in Seinem Schatten und es war ihnen nicht erlaubt, von Seinem Willen und Befehl abzuweichen.Teil 4 – Über den Ursprung, die Kräfte und die Seinsweisen des MenschenKapitel 46Die Evolution und die wahre Natur des Menschen46:1Wir kommen nun zu der Frage nach der Veränderung der Arten und der evolutionären Entwicklung der Organe, ob also der Mensch aus dem Tierreich hervorgegangen ist.Das Wort ›Naw‘‹, das hier und in den folgenden Kapiteln als ›Art‹ übersetzt wird, hat eine Reihe von Bedeutungen, darunter ›Art‹, ›Gattung‹ und ›Spezies‹. ‘Abdu’l-Bahá verwendet das Wort nicht in der modernen biologischen Bedeutung, sondern in der Bedeutung unveränderlicher archetypischer Formen.A46:2Im Denken einiger europäischer Philosophen ist diese Vorstellung fest verankert, und es ist sehr schwierig, die Fehleinschätzung begreiflich zu machen. In Zukunft wird es jedoch klar und deutlich werden, und die europäischen Philosophen werden es selbst erkennen. Denn es handelt sich wirklich um einen offenkundigen Irrtum. Wer die Schöpfung eingehend untersucht, wer die Feinheiten alles Erschaffenen erfasst und den Zustand, die Ordnung und die Vollendung der Welt des Seins erkennt, der wird von der Wahrheit überzeugt sein, dass »es nichts Wundersameres in der Schöpfung gibt, als das, was bereits existiert«In einer Tafel schreibt Bahá’u’lláh diese Worte Hermes zu.A. Denn alles, was besteht, sei es auf Erden oder im Himmel, selbst dieses grenzenlose Firmament mit allem, was darin enthalten ist, wurde aufs Trefflichste erschaffen, gestaltet, zusammengesetzt, angeordnet und vollendet und weist keinerlei Makel auf. Das ist so zutreffend, dass selbst wenn alle Geschöpfe zu reiner Intelligenz würden und bis zum Ende, das kein Ende hat, darüber nachdächten – so könnten sie sich doch nichts Besseres vorstellen als das, was bereits existiert.46:3Hätte es der Schöpfung in der Vergangenheit jedoch an solcher Vollständigkeit und Ausstattung gefehlt, und hätte sie sich in einem niederen Zustand befunden, dann wäre das Dasein notwendigerweise unzulänglich, unvollkommen und damit unvollständig gewesen. Dieses Thema erfordert größte Aufmerksamkeit und tiefes Nachdenken. Stellen wir uns zum Beispiel vor, die gesamte bedingte Welt – die Welt des Seins – würde dem Körper des Menschen entsprechen. Wären die Zusammensetzung, die Anordnung, die Vollständigkeit, die Schönheit und die Vollkommenheit, die jetzt im menschlichen Körper existieren, in irgendeiner Weise anders, wäre das Ergebnis reine Unvollkommenheit.46:4Wenn wir uns also eine Zeit vorstellen würden, in der der Mensch zum Tierreich gehörte, das heißt, als er nur ein Tier war, so wäre das Dasein unvollkommen gewesen. Das bedeutet, es hätte keinen Menschen gegeben, und dieser Hauptbestandteil, der für den Körper der Welt wie der Verstand und das Gehirn für den Menschen ist, hätte gefehlt, und die Welt wäre somit gänzlich unvollkommen gewesen. Das genügt als Beweis dafür, dass, wenn der Mensch zu irgendeiner Zeit zum Tierreich gehört hätte, die Vollständigkeit des Daseins zerstört gewesen wäre, denn der Mensch ist der Hauptbestandteil des Weltenkörpers und ein Körper ohne sein Hauptbestandteil ist zweifellos unvollkommen. Wir betrachten den Menschen als Hauptbestandteil, weil er unter allen erschaffenen Dingen alle Vollkommenheit des Daseins umfasst.46:5Was hier mit ›Mensch‹ gemeint ist, ist der vollständige Mensch, das vortrefflichste Wesen in der Welt, das alle geistige und materielle Vollkommenheit in sich vereint und unter allen erschaffenen Dingen wie die Sonne ist. Nun stell dir eine Zeit vor, in der die Sonne nicht als solche existierte, mit anderen Worten, eine Zeit, als die Sonne nur ein weiterer Himmelskörper war. Zu einer solchen Zeit hätte es zwischen den bestehenden Dingen zweifellos keine Verbindung gegeben. Wie wäre so etwas vorstellbar? Sollte jemand die Welt des Seins sorgfältig untersuchen, würde ihm allein dieses Argument genügen.46:6Wir wollen noch einen scharfsinnigeren Beweis liefern: Die unzähligen erschaffenen Dinge in der Welt des Seins – seien es Menschen, Tiere, Pflanzen oder Mineralien – müssen alle aus Elementen zusammengesetzt sein. Es besteht kein Zweifel daran, dass die Vollständigkeit jedes einzelnen Wesens durch göttliche Schöpfung entsteht und zwar aus den jeweiligen Bestandteilen, ihrer entsprechenden Kombination, ihrer passenden Abmessung, der Art ihrer Zusammensetzung und dem Einfluss durch andere erschaffene Dinge. Denn alle Wesen sind wie eine Kette miteinander verbunden, und gegenseitige Hilfe, Unterstützung und Zusammenarbeit gehören zu ihren ureigenen Eigenschaften und sind die Ursache für ihre Entstehung, ihre Entwicklung und ihr Wachstum. Zahlreiche Beweise und Argumente belegen, dass alles und jedes direkt oder über eine Kausalkette auf alles andere wirkt und es beeinflusst. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Vollständigkeit von allem und jedem – also die Vollständigkeit, die jetzt im Menschen oder in anderen Wesen in Bezug auf ihre Organe, Gliedmaßen und Kräfte zu sehen ist – sich aus ihren Bestandteilen, Mengen und Abmessungen, der Art und Weise ihrer Zusammensetzung und der Wechselwirkung durch Handeln, Interaktion und Einflussnahme ergibt. Wenn all dies zusammenkommt, tritt der Mensch ins Dasein.46:7Da die Vollständigkeit des Menschen ganz von den Bestandteilen, ihren Abmessungen, ihrer Art der Zusammensetzung und der Wechselwirkung mit anderen Wesen herrührt – und da der Mensch vor zehn- oder hunderttausend Jahren aus denselben irdischen Elementen, mit denselben Abmessungen und Mengen, derselben Art der Zusammensetzung und Kombination und denselben Wechselwirkungen mit anderen Wesen hervorgebracht wurde –, folgt daraus, dass der Mensch genau so war, wie er heute existiert. Das ist eine offensichtliche Wahrheit, sie kann nicht bezweifelt werden. Wenn daher in tausend Millionen Jahren die Bestandteile des Menschen zusammengeführt, nach den gleichen Verhältnissen bemessen, in gleicher Weise kombiniert und der gleichen Wechselwirkung mit anderen Wesen unterworfen werden, tritt genau derselbe Mensch ins Dasein. Wenn man zum Beispiel in hunderttausend Jahren Öl, Flamme, Docht, Lampe und ein Streichholz zusammenbringen würde – kurz, wenn alles, was jetzt benötigt wird, auch dann zusammenkäme – würde genau die gleiche Lampe entstehen.46:8Diese Angelegenheit ist offensichtlich und diese Argumente sind schlüssig. Was aber die europäischen Philosophen vorgebracht haben, ist bloße Vermutung und nicht wirklich schlüssig.Kapitel 47Der Ursprung des Universums und die Entwicklung des Menschen47:1Wisse, dass es eine der verwirrendsten Fragen des Göttlichen ist, dass die Welt des Daseins – das heißt, dieses unendliche Universum – keinen Anfang hat.47:2Wir haben bereits erklärt, dass die Namen und Attribute des Göttlichen die Existenz des Erschaffenen voraussetzen. Obwohl dieses Thema bereits ausführlich erklärt wurde,Siehe zum Beispiel Kapitel 2 und 80A soll es hier noch einmal kurz angesprochen werden. Wisse, dass ein Fürst ohne seine Vasallen nicht vorstellbar ist; dass es einen Herrscher ohne Untergebene nicht geben kann; dass kein Lehrer ohne Schüler eingesetzt werden kann; dass ein Schöpfer ohne Schöpfung unmöglich ist; dass ein Versorger ohne jemanden, der zu versorgen wäre, undenkbar ist – denn alle göttlichen Namen und Eigenschaften erfordern die Existenz der Schöpfung. Wenn wir uns eine Zeit vorstellen wollten, in der es keine Schöpfung gab, käme das dem Negieren der Göttlichkeit Gottes gleich.47:3Abgesehen davon kann völliges Nichtsein nicht zu Dasein werden. Wäre das Universum ein bloßes Nichts, hätte ein Dasein nicht entstehen können. Da also jenes Wesen der Einheit, das göttliche Sein, ewig und unvergänglich ist, das heißt, da es weder Anfang noch Ende hat, so folgt daraus, dass die Welt des Daseins, dieses unendliche Universum, ebenfalls ohne Anfang ist. Natürlich könnte ein Teil der Schöpfung – etwa einer der Himmelskörper – neu entstehen oder vergehen, aber die unzähligen anderen Himmelskörper blieben weiterhin bestehen und die Welt des Daseins selbst würde nicht beeinträchtigt oder zerstört werden. Im Gegenteil, sie existiert unverändert immer weiter. Da nun jeder Himmelskörper einen Anfang hat, muss er auch zwangsläufig ein Ende haben, denn alles, was zusammengesetzt ist, ob ganz oder teilweise, muss notwendigerweise zerfallen. Manches mag schnell und anderes wiederum langsam zerfallen, aber es ist unmöglich, dass etwas Zusammengesetztes letztlich nicht zerfällt.47:4Wir müssen daher wissen, was ein jedes der großen existierenden Dinge zu Beginn war. Ohne Zweifel gab es anfangs nur einen einzigen Ursprung: Es kann keine zwei Ursprünge gegeben haben. Weil der Ursprung aller Zahlen eins und nicht zwei ist, bedarf die Zahl zwei selbst eines Ursprungs. Damit wird deutlich, dass es ursprünglich nur einen Grundstoff gab, und dass dieser eine Grundstoff in jedem Element in einer anderen Form auftrat. So entstanden verschiedene Formen, und dabei nahmen sie jeweils eine eigenständige Form an und wurden zu einem bestimmten Element. Aber diese Differenzierung erreichte erst nach sehr langer Zeit ihre Vollendung und ihre Verwirklichung. Diese Elemente wurden zu unendlich vielen Formen zusammengefügt, angeordnet und verbunden; mit anderen Worten, aus der Zusammensetzung und Verbindung dieser Elemente erschienen unzählige Wesen.47:5Diese Zusammensetzung und Anordnung entstand durch die Weisheit Gottes und Seine urewige Macht aus einer einzigen natürlichen Ordnung. Da diese Zusammensetzung und Verbindung vollkommen robust aus einer natürlichen Ordnung entstand, einer vollendeten Weisheit folgt und einem universellen Gesetz unterliegt, ist offenkundig, dass es eine göttliche Schöpfung und keine zufällige Zusammensetzung und Anordnung ist. Schöpfung bedeutet, dass aus jeder natürlichen Zusammensetzung ein Lebewesen entsteht, aber aus einer zufälligen Zusammensetzung wird kein Lebewesen entstehen. Wenn beispielsweise der Mensch, mit all seiner Scharfsinnigkeit und Intelligenz, bestimmte Elemente zusammenstellen und verbinden sollte, würde dadurch kein Lebewesen entstehen, weil es nicht der natürlichen Ordnung entspräche. Das beantwortet auch die implizite Frage, die sich stellen könnte, ob wir nicht auch – da diese Wesen durch Zusammensetzung und Verbindung der Elemente entstehen – genau die gleichen Elemente zusammenstellen und verbinden könnten um so ein Lebewesen zu erschaffen? Diese Vorstellung ist falsch, denn die ursprüngliche Zusammensetzung ist eine göttliche Zusammensetzung, die Verbindung wird entsprechend der natürlichen Ordnung von Gott hervorgebracht, und aus diesem Grund wird aus dieser Zusammensetzung ein Lebewesen geschaffen und ins Dasein gebracht. Aber eine von Menschen gemachte Zusammensetzung bringt nichts hervor, weil der Mensch kein Leben erschaffen kann.47:6Kurz gesagt, wir haben darüber gesprochen, dass aus der Zusammensetzung von Elementen, aus ihrer Verbindung, ihrer Art und ihren Mengenverhältnissen und durch Wechselwirkungen mit anderen Wesen zahllose Formen und Wirklichkeiten und unzählige Wesen ins Dasein getreten sind. Aber natürlich ist diese Erdkugel in ihrer jetzigen Gestalt nicht auf einmal entstanden, vielmehr durchlief das allgemeine Dasein nach und nach verschiedene Stufen, bis es in seiner heutigen Vollendung erschien. Das allgemeine Dasein kann mit dem konkreten verglichen werden, denn beides untersteht einer einzigen natürlichen Ordnung, einem allgemein gültigen Gesetz und einer göttlichen Anordnung. Wir sehen zum Beispiel, wie die kleinsten Atome in ihrer allgemeinen Struktur den größten Gebilden im Universum gleichen, und es ist offensichtlich, dass sie aus einem einzigen Labor der Macht gemäß einer natürlichen Ordnung und einem universellen Gesetz hervorgegangen sind und daher miteinander verglichen werden können.47:7Zum Beispiel wächst und entwickelt sich der menschliche Embryo allmählich im Schoß seiner Mutter und durchlebt verschiedene Formen und Zustände, bis er in äußerster Schönheit zur Reife gelangt und in vollendeter Form mit größtem Liebreiz erscheint. Genauso war der Same dieser Blume, die du vor dir siehst, am Anfang klein und unbedeutend, aber er wuchs und entwickelte sich im Schoß der Erde und nahm verschiedene Formen an, bis er diesen Zustand vollkommener Lebenskraft und Eleganz erreichte. Es ist genauso offensichtlich, dass diese Erdkugel im Gefüge des Universums ins Dasein trat, wuchs, sich entwickelte und verschiedene Formen und Zustände annahm, bis sie allmählich zu ihrer gegenwärtigen Vollständigkeit gelangte und mit unzähligen Geschöpfen geschmückt in solch vollendeter Form erschien.47:8Somit ist offensichtlich, dass die Ursubstanz, die dem Embryo entspricht, zunächst zusammengesetzte, miteinander verbundene Elemente bildete und diese Zusammensetzung allmählich über unzählige Zeitalter und Jahrhunderte wuchs und sich von einer Gestalt und Form zur nächsten entwickelte, bis sie durch die vollendete Weisheit Gottes in solcher Vollständigkeit, Ordnung, Zusammensetzung und Tauglichkeit erschien.47:9Lass uns zu unserem Thema zurückkehren. Seit Beginn seines Daseins im Schoße der Erdkugel wuchs und entwickelte sich der Mensch allmählich wie ein Embryo im Mutterleib und ging von einer Gestalt und Form zur anderen über, bis er in dieser Schönheit und Vollkommenheit, dieser Kraft und Beschaffenheit erschien. Gewiss besaß er anfangs nicht solch eine Lieblichkeit, Anmut und Feinheit, und erst allmählich erlangte er eine solche Gestalt, Beschaffenheit, Schönheit und Anmut. Zweifellos erschien der Embryo der Menschheit, genau wie der Embryo im Mutterleib, nicht unmittelbar in dieser Ausprägung und verkörperte noch nicht die Worte: »Geheiligt sei der Herr, der vortrefflichste aller Schöpfer!«Qur’án 23:14 und Bahá’u’lláh, Verborgene Worte, pers. 9A Vielmehr durchlief er nach und nach verschiedene Zustände und Ausprägungen, bis er diese Gestalt und Schönheit, diese Vollkommenheit, Feinheit und Zier erlangte. Es ist daher klar und deutlich, dass das Wachstum und die Entwicklung des Menschen auf diesem Planeten bis zu seiner gegenwärtigen Vollständigkeit, ähnlich wie das Wachstum und die Entwicklung des Embryos im Mutterleib, Stufe um Stufe und von einer Form zur nächsten erfolgt ist, denn dies entspricht den Erfordernissen der universellen Ordnung und des göttlichen Gesetzes.47:10Das bedeutet, der menschliche Embryo nimmt verschiedene Zustände an und durchläuft zahlreiche Stadien, bis er zu der Gestalt gelangt, in der er die Wirklichkeit der Worte »Geheiligt sei der Herr, der vortrefflichste aller Schöpfer!« verkörpert und die Zeichen der vollen Entwicklung und Reife aufweist. Ebenso muss seit den ersten Anfängen des Menschen auf diesem Planeten bis er seine jetzige Gestalt, Form und Beschaffenheit annahm, eine lange Zeit verstrichen sein, und er muss viele Stufen durchschritten haben, bevor er seinen gegenwärtigen Zustand erreichte. Aber seit dem Beginn seines Daseins war der Mensch eine eigene Art. Das ist vergleichbar mit dem Embryo des Menschen im Mutterleib: Er hat zunächst eine merkwürdige Gestalt. Dann nimmt sein Körper eine Gestalt und Form nach der anderen an, bis er in voller Schönheit und Vollkommenheit erscheint. Aber selbst wenn er im Mutterleib eine merkwürdige Gestalt besitzt – völlig anders als seine gegenwärtige Gestalt und Erscheinung – ist es der Embryo einer eigenen Art und nicht der eines Tieres: Das Wesen der Art und die angeborene Wirklichkeit erfahren keinerlei Veränderung.47:11Sollte nun jemand Spuren verkümmerter Organe finden, würde das die Unabhängigkeit und Ursprünglichkeit der Art nicht widerlegen. Es würde allenfalls beweisen, dass sich die Gestalt, das Aussehen und die Organe des Menschen im Laufe der Zeit entwickelt haben. Aber der Mensch war schon immer eine eigene Art – er war immer Mensch, nicht Tier. Überlege: Wenn der Embryo des Menschen im Mutterleib von einer Gestalt zu einer anderen übergeht, die in keiner Weise der früheren ähnelt, ist das ein Beweis für eine Veränderung der Art? Dass er zuerst ein Tier war und seine Organe sich immer weiter entwickelten, bis er ein Mensch wurde? Nein, bei Gott! Wie haltlos und unbegründet ist diese Annahme! Denn die Ursprünglichkeit der menschlichen Art und die Unabhängigkeit des menschlichen Wesens sind klar und offenkundig.Kapitel 48Der Unterschied zwischen Mensch und Tier48:1Wir hatten schon ein- oder zweimal über das Thema Geist gesprochen, aber ohne es mitzuschreiben.48:2Wisse, dass es zwei Arten von Menschen auf der Welt gibt, also Menschen, die zu zwei Gruppen gehören. Die eine Gruppe leugnet den Menschengeist und sagt, der Mensch sei eine Art Tier. Warum ist das so? Weil wir sehen, dass es Kräfte und Sinne gibt, über die Mensch und Tier gleichermaßen verfügen. Die einfachen, einzelnen Elemente, die den Raum um uns herum füllen, werden in unzähligen Variationen zusammengesetzt und eine jede davon ergibt ein anderes Wesen. Darunter sind fühlende Wesen, die mit bestimmten Kräften und Sinnen ausgestattet sind. Je vollständiger die Zusammensetzung, desto edler das Wesen. Die Verbindung der Elemente im Körper des Menschen ist vollständiger als in jedem anderen Wesen und seine Bestandteile sind völlig ausgewogen zusammengefügt; deshalb ist er edler und vollkommener. Der Mensch, so wird behauptet, verfüge keineswegs über eine besondere Kraft oder einen besonderen Geist, der anderen Tieren fehle. Auch Tiere besäßen Sinneswahrnehmungen, nur dass die Kräfte des Menschen in gewisser Hinsicht noch feiner seien – wenngleich das Tier hinsichtlich der äußeren Kräfte wie Hören, Sehen, Schmecken, Riechen und Fühlen, und selbst bei inneren Kräften wie etwa dem Gedächtnis, dem Menschen überlegen ist. Das Tier, sagen sie, besitze Verstandeskraft und Auffassungsvermögen. Sie gestehen lediglich ein, dass die Auffassungsgabe des Menschen größer sei.48:3So etwas wird von heutigen Philosophen behauptet. Das sind ihre Worte und ihre Behauptungen und das gibt ihnen ihre Einbildung vor. Und so stellen sie nach eingehenden Nachforschungen und mit schlagkräftigen Argumenten gerüstet den Menschen in eine Linie mit dem Tier, indem sie sagen, der Mensch sei einstmals ein Tier gewesen und diese Spezies habe sich allmählich verändert und entwickelt, bis sie die Stufe des Menschen erreichte.
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