weiter nach oben ...
50:5Aber vom Anfang, der keinen Anfang hat, bis zum Ende, das kein Ende hat, gab es immer eine vollkommene Manifestation. Dieser Mensch, von dem wir hier sprechen, ist nicht irgendein Mensch; hier ist vielmehr der Vollkommene Mensch gemeint. Denn der edelste Teil des Baumes und der grundlegende Zweck seines Daseins ist die Frucht. Ein Baum ohne Früchte ist ohne Nutzen. Daher kann man sich nicht vorstellen, dass die Welt des Daseins, seien es ihre Höhen oder Niederungen, einst von Kühen und Eseln, Katzen und Mäusen bevölkert waren und ihr doch die Gegenwart des Menschen vorenthalten blieb. Was für eine falsche und nichtige Vorstellung!50:6Das Wort Gottes ist klar wie die Sonne. Dies ist ein geistiges Argument, das aber nicht direkt zu Anfang den materialistisch gesinnten Philosophen vorgelegt werden kann. Vielmehr müssen zunächst rationale Argumente und erst dann geistige Argumente vorgelegt werden.Kapitel 51Das Erscheinen von Geist und Verstand im Menschen51:1Frage: Sind Geist und Seele von Anfang an in der menschlichen Spezies erschienen? Oder manifestierten sie sich in der allmählichen Entwicklung der Menschheit oder erst nach ihrer Vervollkommnung? Und im letzteren Fall: Geschah dies über einen kurzen oder einen langen Zeitraum?51:2Antwort: Der Beginn der Herausbildung des Menschen auf der Erdkugel ist vergleichbar mit der Entstehung des menschlichen Embryos im Mutterleib. Der Mensch wächst und entwickelt sich als Embryo allmählich bis zu seiner Geburt, danach wächst und entwickelt er sich weiter, bis er zur Reife gelangt. Obwohl im Menschen die Zeichen von Verstand und Geist bereits in der Kindheit vorhanden sind, erscheinen sie da noch nicht in ihrer Vollkommenheit und bleiben begrenzt. Sobald der Mensch zur Reife gelangt, treten Verstand und Geist in höchster Vollkommenheit hervor.51:3Ebenso glich der Mensch zu Beginn seiner Entstehung im Gefüge der Welt einem Embryo. Dann schritt er von Stufe zu Stufe voran, wuchs und entwickelte sich, bis er das Stadium der Reife erreichte, in dem sich Verstand und Geist in höchster Vollkommenheit zeigten. Zwar existierten Verstand und Geist von Anbeginn seiner Entstehung, aber sie waren verborgen und zeigten sich erst später. Auch in der Welt des Mutterleibes existieren Verstand und Geist im Embryo, sind aber verborgen und zeigen sich erst später. Es ist wie bei einem Samenkorn: Der Baum existiert darin, ist aber noch verborgen und unsichtbar; sobald der Samen wächst und sich entwickelt, zeigt sich der Baum in seiner ganzen Pracht. Wachstum und Entwicklung aller Wesen erfolgt in gleicher Weise, Schritt für Schritt. Das ist das universelle, von Gott bestimmte Gesetz und die natürliche Ordnung. Das Samenkorn wird nicht plötzlich zum Baum; der Embryo wird nicht unmittelbar zum Menschen; die mineralische Substanz wird nicht sofort zum Stein: Nein, alles wächst und entwickelt sich allmählich, bis das jeweilige Maß der Vollkommenheit erreicht ist.51:4Alle Wesen, sei es in ihrer Gesamtheit oder in ihrer besonderer Ausprägung, wurden von Anfang an in vollendeter und vollkommener Weise erschaffen. Man kann allenfalls sagen, dass ihre Vollkommenheit erst allmählich sichtbar wird. Es gibt nur ein Gesetz Gottes, eine Entwicklung des Daseins, eine göttliche Ordnung. Alle Wesen – seien sie groß oder klein – unterliegen einem einzigen Gesetz und einer einzigen Ordnung. Jedes Samenkorn trägt von Anfang an die ganze Vollkommenheit der Pflanze in sich. So existierte beispielsweise in dem Samenkorn von Anfang an die ganze pflanzliche Vollkommenheit, sie war aber unsichtbar und erschien erst nach und nach. Zuerst geht also der Keimling aus dem Samen hervor, dann folgen die Zweige, Blätter und Blüten und schließlich die Frucht. Aber von Beginn seines Werdens an existierte das alles schon, wenn auch unsichtbar, als Möglichkeit im Samenkorn. Ebenso besitzt der Embryo von Anfang an jede Vollkommenheit – den Geist, den Verstand, das Seh- und Riechvermögen und den Geschmack – mit einem Wort, alle Kräfte – aber sie sind unsichtbar und treten erst nach und nach in Erscheinung.51:5Auch die Erdkugel wurde von Anfang an mit all ihren Elementen, Substanzen, Mineralien und Bestandteilen erschaffen, aber erst nach und nach erschienen zuerst die Mineralien, dann die Pflanzen, dann die Tiere und schließlich der Mensch. Diese Gattungen und Arten waren jedoch von Anfang an im Erdball verborgen und erschienen erst nach und nach. Denn das höchste Gesetz Gottes und die universelle natürliche Ordnung umfassen alle Dinge und unterwerfen sie ihren Regeln. Wenn du diese universelle Ordnung betrachtest, siehst du, dass kein einziges Wesen, unmittelbar nachdem es ins Dasein tritt, das volle Maß der Vollkommenheit erreicht, vielmehr wächst es und entwickelt sich nach und nach, bis es diese Stufe erreicht.Kapitel 52Das Erscheinen des Geistes im Körper52:1Frage: Welche Weisheit steht hinter dem Erscheinen des Geistes im Körper?52:2Antwort: Dem Erscheinen des Geistes im Körper liegt folgende Weisheit zugrunde: Der menschliche Geist ist ein von Gott anvertrautes Gut und muss alle Stufen durchschreiten, denn indem er die Stufen des Daseins durchschreitet, erlangt er Vollkommenheit. Wenn zum Beispiel jemand gut geplant und systematisch durch viele verschiedene Länder und Regionen reist, wird dies sicherlich ein Mittel zur Vervollkommnung sein, denn er wird mit eigenen Augen verschiedene Orte, Landschaften und Regionen sehen; sich über die Angelegenheiten und Lebensumstände anderer Völker informieren; sich mit der Geographie anderer Länder vertraut machen; sich mit ihren Künsten und Wundern auseinandersetzen; Näheres über die Sitten und Gebräuche, sowie den Charakter ihrer Bürger erfahren; die Kultur und die Errungenschaften der Zeit kennenlernen; und die Regierungsführung, die Fähigkeit und Empfänglichkeit jedes Landes erkunden. In gleicher Weise wird der menschliche Geist, wenn er die Stufen des Daseins durchquert und jede Stufe und jede Ebene – auch die des Körpers – erreicht, ganz gewiss zur Vervollkommnung gelangen.52:3Darüber hinaus müssen die Zeichen der Vollkommenheit des Geistes in dieser Welt erscheinen, damit das Reich der Schöpfung Früchte in Hülle und Fülle trage und der Körper der bedingten Welt belebt werde und die göttlichen Gnadengaben offenbare. So muss zum Beispiel die Sonne auf die Erde scheinen und ihre Wärme muss alle irdischen Wesen versorgen; wenn die Strahlen und die Wärme der Sonne die Erde nicht erreichen würden, bliebe sie öde und trostlos und es gäbe keine Entwicklung mehr. Ebenso würde diese Welt ohne das Erscheinen der Vollkommenheit des Geistes finster und ganz und gar animalisch werden. Durch das Erscheinen des Geistes im Körper wird diese Welt erleuchtet. So wie der Geist des Menschen die Ursache für das Leben seines Körpers ist, so ist die ganze Welt wie ein Körper und der Mensch ist wie ihr Geist. Wenn der Mensch nicht existierte, wenn sich die Vollkommenheit des Geistes nicht verkörperte und das Licht des Verstandes nicht in dieser Welt erstrahlte, wäre sie wie ein Körper ohne Geist.52:4Ebenso ist diese Welt wie ein Baum und der Mensch wie die Frucht; ohne Frucht wäre der Baum nutzlos.52:5Darüber hinaus wirken die Elemente, Bestandteile und Verbindungen, die sich im Menschen befinden, wie ein Magnet für den Geist: Der Geist muss darin erscheinen. Genauso ist ein polierter Spiegel dazu bestimmt, das Licht der Sonne aufzunehmen, angestrahlt zu werden und wundervolle Bilder wiederzugeben. Das heißt, wenn diese physischen Elemente entsprechend der natürlichen Ordnung und mit äußerster Vollkommenheit zusammenkommen und sich verbinden, so werden sie zu einem Magneten für den Geist, und der Geist wird darin mit all seiner Vollkommenheit erscheinen.52:6Aus dieser Perspektive fragt man nicht: »Warum müssen die Sonnenstrahlen auf den Spiegel fallen?«; denn durch die Beziehungen, ob geistig oder materiell, die alle Dinge verbinden, muss zwangsläufig ein Spiegel, wenn er poliert und der Sonne zugewandt ist, deren Strahlen reflektieren. Ebenso wird der menschliche Geist, wenn die Elemente nach der erhabensten Ordnung, Einteilung, Art und Weise zusammengesetzt und verbunden werden, erscheinen und sich darin zeigen. So hat es der Allmächtige, der Allweise verfügt.Kapitel 53Die Verbindung zwischen Gott und Seiner Schöpfung53:1Frage: Welcher Art ist die Verbindung zwischen Gott und Seiner Schöpfung, zwischen dem Absoluten und unerreichbaren Einen und allen anderen Wesen?53:2Antwort: Die Verbindung zwischen Gott und Seiner Schöpfung ist die zwischen dem Erzeuger und dem Erzeugten, der Sonne und den dunklen Himmelskörpern, dem Handwerker und seiner Handarbeit. Die Sonne ist nicht nur in ihrem Wesen geheiligt über alle Himmelskörper, die durch sie erleuchtet werden, auch ihr Licht ist in seinem Wesen geheiligt und unabhängig von der Erde. Obwohl die Erde von der Sonne versorgt wird und ihr Licht empfängt, sind die Sonne und ihre Strahlen über sie geheiligt. Die Erde und alles irdische Leben hingegen könnten ohne die Sonne nicht existieren.53:3Gottes Schöpfung ist ein Prozess, der durch Emanation entsteht. Das heißt, die Schöpfung emaniert von Gott; Gott erscheint nicht in ihr. Die Verbindung beruht auf Emanation und nicht auf Manifestation. Das Licht der Sonne emaniert aus der Sonne; es manifestiert sie nicht. Das Erscheinen durch EmanationWie im nächsten Kapitel zu sehen ist, verwendet ‘Abdu’l-Bahá die Begriffe ›In Erscheinung treten durch Emanation‹ und ›Hervorgehen durch Emanation‹ synonym.A ist wie das Erscheinen der Sonnenstrahlen: Das geheiligte Wesen der Sonne der Wahrheit ist unteilbar und steigt nicht auf die Stufe der Schöpfung herab. Ebenso wenig teilt sich die Sonne auf oder steigt auf die Erde herab, sondern ihre Strahlen – die Ausgießungen ihrer Gnade – emanieren aus ihr und erleuchten die dunklen Himmelskörper.53:4Aber das Erscheinen durch Manifestation ist wie die Manifestation der Zweige, Blätter, Blüten und Früchte aus dem Samen; denn der Same selbst wird zu den Zweigen und Früchten, und seine Wirklichkeit geht in sie ein. Dieses Erscheinen durch Manifestation wäre für den Allhöchsten reine Unvollkommenheit und gänzlich unmöglich, denn es würde voraussetzen, dass die unbedingte Präexistenz Attribute des Erschaffenen annehmen müsste, dass absolute Unabhängigkeit sich in extreme Bedürftigkeit verwandelte und der Inbegriff des Seins zu bloßem Nichtsein würde; und das ist schlichtweg unmöglich.53:5Folglich ist alles aus Gott emaniert: das heißt es ist Gott, durch den alle Dinge in die Wirklichkeit treten, und durch Ihn ist die bedingte Welt entstanden. Das erste, was aus Gott emaniert, ist jene universelle Wirklichkeit, die die alten Philosophen ›Erster Intellekt‹ nannten und von dem das Volk Bahás als dem ›Ersten Willen‹ spricht. Diese Emanation ist in Bezug auf ihr Wirken in der Welt Gottes weder zeitlich noch räumlich begrenzt und hat weder Anfang noch Ende, denn bei Gott sind Anfang und Ende ein und dasselbe. Die Präexistenz Gottes bezieht sich sowohl auf das Wesen als auch auf die Zeit, während die Entstehung der bedingten Welt nur das Wesen betrifft, nicht aber die Zeit, wie wir bereits früher einmal beim Essen erläuterten.Vergleiche: Kapitel 80A53:6Obwohl der Erste Intellekt ohne Anfang ist, bedeutet das nicht, dass er an Gottes Präexistenz teilhat, denn im Vergleich zur Existenz Gottes ist die Existenz dieser universellen Realität ein bloßes Nichts – man kann nicht einmal sagen, dass sie existiert, geschweige denn, dass sie an Gottes Präexistenz teilhat. Diese Frage wurde bereits bei einer früheren Gelegenheit erläutert.53:7Für alles Erschaffene gilt, dass Zusammensetzung Leben bedeutet und Zersetzung Tod. Aber die Materie und die universellen Elemente können nicht vollständig zerstört und vernichtet werden. Nein, Ihre Vernichtung ist lediglich eine Umwandlung. Wenn etwa ein Mensch stirbt, zerfällt sein Körper zu Staub, aber er wird nicht zu völligem Nichts: Er behält eine mineralische Existenz, aber es hat eine Veränderung stattgefunden, und das Zusammengesetzte wurde zersetzt. Das Gleiche gilt für die Vernichtung aller anderen Wesen; denn Dasein wird nicht zu völligem Nichtsein, und völliges Nichtsein erlangt kein Dasein.Kapitel 54Das Hervorgehen des menschlichen Geistes aus Gott54:1Frage: Wie geht der menschliche Geist aus Gott hervor? In der Thora wird ja gesagt, Gott habe den Geist in den menschlichen Körper gehaucht.Vergleiche: Genesis 2:7A54:2Antwort: Wisse, dass das Hervorgehen auf zweierlei Art geschieht: Hervorgehen und in Erscheinung treten durch Emanation, und Hervorgehen und in Erscheinung treten durch Manifestation. Das Hervorgehen durch Emanation ist wie das Hervorbringen eines Werkstücks durch dessen Urheber. Ein Schriftstück etwa wird vom Schriftsteller hervorgebracht. Nun, so wie die Schrift aus dem Schriftsteller und die Rede aus dem Redner emaniert, so emaniert auch der menschliche Geist aus Gott. Aber das verkörpert Ihn nicht; das heißt, von der göttlichen Wirklichkeit hat sich kein Teil getrennt, um in den Körper des Menschen einzutreten. Nein, so wie die Sprache aus dem Sprecher emaniert, so emaniert der menschliche Geist und zeigt sich im Körper des Menschen.54:3Mit dem Entstehen durch Manifestation hingegen ist gemeint, dass sich die Wirklichkeit von etwas in anderer Gestalt manifestiert, so wie dieser Baum oder diese Blume aus ihren Samen entsteht, denn es ist der Same selbst, der sich in Form von Zweigen, Blättern und Blumen manifestiert hat. Das nennt man Entstehen durch Manifestation.54:4Der Geist des Menschen geht durch Emanation aus Gott hervor, so wie die Rede vom Redner und die Schrift vom Schreiber; das bedeutet, dass der Redner selbst nicht zur Rede wird, ebenso wenig wie der Schreiber zur Schrift wird: Die Verbindung ist vielmehr ein Hervorgehen durch Emanation. Denn der Sprecher bleibt in seinem Können und seiner Kraft völlig uneingeschränkt während die Rede aus ihm emaniert, so wie eine Handlung aus dem Handelnden. Der wahre Sprecher, die göttliche Wesenheit, bleibt immer im gleichen Zustand und erfährt weder Wechsel noch Wandel, weder Umgestaltung noch Veränderung. Sie hat weder Anfang noch Ende. Das Hervorgehen des Menschengeistes aus Gott ist daher ein Hervorgehen durch Emanation. Dort, wo in der Thora gesagt wird, dass Gott dem Menschen Seinen Geist eingehaucht hat, entspricht dieser Geist der Rede, die aus dem wahren Sprecher emaniert und in der Wirklichkeit des Menschen wirkt.54:5Wenn wir nun das Hervorgehen durch Manifestation als ›in Erscheinung treten‹ und nicht etwa als ›Aufspaltung in Teile‹ verstehen, so ist das, wie bereits gesagt, die Art des Hervorgehens und Erscheinens des Heiligen Geistes und des Wortes, die von Gott kommen. Wie es im Johannesevangelium heißt: »Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott.«Johannes 1:1A Folglich sind der Heilige Geist und das Wort die Erscheinung Gottes und bestehen in der göttlichen Vollkommenheit, die in der Wirklichkeit Christi erstrahlt. Und diese Vollkommenheit war bei Gott, genauso wie die Sonne, die die Fülle ihrer Herrlichkeit in einem Spiegel offenbart. Denn mit dem »Wort« ist nicht der Leib Christi gemeint, sondern die göttliche Vollkommenheit, die sich in Ihm offenbart hat. So war Christus wie ein makelloser Spiegel, der sich der Sonne der Wahrheit zuwandte, und die Vollkommenheit dieser Sonne – das heißt, ihr Licht und ihre Wärme – zeigten sich deutlich in diesem Spiegel. Wenn wir in den Spiegel schauen, sehen wir die Sonne und sagen, es sei die Sonne. Deswegen stellen das Wort und der Heilige Geist, die aus der Vollkommenheit Gottes bestehen, die Erscheinung des Göttlichen dar. Das ist die Bedeutung des Verses im Evangelium, in dem es heißt: »Das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort«Johannes 1:1A, denn die göttliche Vollkommenheit kann nicht vom Wesen Gottes unterschieden werden. Die Vollkommenheit Christi wird als das Wort bezeichnet, denn alle erschaffenen Dinge sind wie einzelne Buchstaben und einzelne Buchstaben vermitteln keine vollständige Bedeutung, während die Vollkommenheit Christi ein ganzes Wort ist, denn aus einem Wort lässt sich eine vollständige Bedeutung ableiten. Da die Wirklichkeit Christi die Manifestation göttlicher Vollkommenheit war, kam sie einem Wort gleich. Warum ist das so? Weil sie eine vollständige Bedeutung umfasste, wurde sie das Wort genannt.54:6Wisse, dass das Hervorgehen des Wortes und des Heiligen Geistes aus Gott ein Hervorgehen und Erscheinen durch Manifestation ist und nicht so zu verstehen ist, dass die Wirklichkeit des Göttlichen geteilt oder vervielfältigt wurde oder von ihren Höhen der Reinheit und Heiligkeit herabgestiegen wäre. Gott bewahre! Wenn ein klarer und makelloser Spiegel vor die Sonne gestellt würde, so würden sich das Licht und die Hitze, die Form und das Bild der Sonne darin so manifestieren, dass ein Betrachter – sollte er sagen: »Das ist die Sonne« – die Wahrheit spräche. Aber der Spiegel ist der Spiegel und die Sonne ist die Sonne. Die Sonne bleibt immer nur die eine Sonne, auch wenn sie in zahlreichen Spiegeln erscheint. Es gibt hier kein Innewohnen, kein Eintreten, keine Vermischung und kein Herabsteigen; denn Eintreten, Austreten, Innewohnen, Abstieg und Vermischung gehören zu den Merkmalen und Erfordernissen des Körpers, nicht zu denen des Geistes – wie viel weniger zu denen der geheiligten und geweihten Wirklichkeit des Göttlichen. Verherrlicht ist Gott über alles, was Seiner Heiligkeit und Reinheit nicht zugehört, und erhaben ist Er in den höchsten Höhen!54:7Die Sonne der Wahrheit ist, wie gesagt, immer im gleichen Zustand geblieben und durchläuft weder Wechsel noch Wandel, weder Umgestaltung noch Veränderung. Sie hat weder Anfang noch Ende. Aber die geheiligte Wirklichkeit des Wortes Gottes ist wie ein klarer, makelloser und glänzender Spiegel, in dem die Hitze und das Licht, die Gestalt und das Bild der Sonne der Wahrheit – also all ihre Vollkommenheit – reflektiert werden. Deshalb sagt Christus im Evangelium: »Der Vater ist im Sohn«Vergleiche: zum Beispiel Johannes 14:10–11 und 17:21A, das heißt, dass Vollkommenheit der Sonne der Wahrheit in diesem Spiegel hell erstrahlt. Preis sei Ihm, Der Seine Pracht auf diese über alles Erschaffene geheiligte Wirklichkeit geworfen hat!Kapitel 55Geist, Seele und Verstand55:1Frage: Was ist der Unterschied zwischen Verstand, Geist und Seele?55:2Antwort: Es wurde bereits erklärt, dass der Geist insgesamt in fünf Kategorien unterteilt ist: der Geist der Pflanze, der Geist des Tieres, der Geist des Menschen, der Geist des Glaubens und der Heilige Geist.Siehe: Kapitel 36A55:3Der Geist der Pflanze ist jene Kraft des Wachstums, die durch den Einfluss anderer erschaffener Dinge im Samenkorn entsteht.
weiter nach unten ...