weiter nach oben ...
56:4Es gibt fünf äußere Kräfte: das Sehvermögen, das Hörvermögen, den Geschmackssinn, den Geruchssinn und den Tastsinn. Und es gibt auch fünf innere Kräfte: den Gemeinsinn, die Vorstellungskraft, das Denkvermögen, das Verstehen und das Gedächtnis.Kapitel 57Charakterunterschiede unter den Menschen57:1Frage: Wie viele verschiedene Charaktertypen gibt es und woher rühren ihre Unterschiede und ihre Vielfalt?57:2Antwort: Es gibt den angeborenen Charakter, den ererbten Charakter und den erworbenen Charakter, der sich durch Erziehung bildet.57:3Was den angeborenen Charakter betrifft: Obwohl die von Gott verliehene angeborene Natur vollkommen gut ist, so unterscheidet sich dieser Charakter doch durch den Grad, in dem ein Mensch ihn besitzt: Alle Abstufungen sind gut, aber einige sind besser als andere. So besitzt jeder Mensch Intelligenz und Fähigkeiten, aber Intelligenz, Fähigkeiten und Begabung unterscheiden sich von Mensch zu Mensch. Das ist offensichtlich.57:4Nehmen wir zum Beispiel einige Kinder aus demselben Ort und derselben Familie, die dieselbe Schule besuchen und vom selben Lehrer unterrichtet werden, mit der gleichen Nahrung und im selben Klima aufwachsen, die gleiche Kleidung tragen und denselben Unterricht erhalten: Gewiss werden sich einige dieser Kinder in Kunst und Wissenschaft qualifizieren, einige werden durchschnittlich begabt sein und andere werden dumm bleiben. Es ist daher klar, dass es in der angeborenen Natur des Menschen unterschiedliche Abstufungen, Begabungen und Fähigkeiten gibt, aber es ist keine Angelegenheit von Gut oder Böse – es geht lediglich um einen unterschiedlichen Grad. Einer nimmt den höchsten Rang ein, ein weiterer den mittleren und noch ein anderer den niedrigsten. In gleicher Weise existiert der Mensch, das Tier, die Pflanze und das Mineral, aber die Existenz dieser vier Lebensformen ist unterschiedlich. Welch ein Unterschied besteht zwischen der Existenz des Menschen und der des Tieres! Doch sie alle existieren, und es ist offensichtlich, dass es im Dasein Rangunterschiede gibt.57:5Was die Unterschiede im ererbten Charakter betrifft, so ergeben sie sich aus Stärke und Schwäche der Konstitution des Menschen, das heißt, wenn die Eltern eine schwache Konstitution haben, werden auch die Kinder so sein, und wenn sie stark sind, werden auch die Kinder robust sein. Darüber hinaus übt die Vortrefflichkeit der Abstammungslinie großen Einfluss aus; denn ein guter Samen ist so wie der hochwertige Grundstock, der ebenso im Pflanzen- und Tierreich existiert. Zum Beispiel siehst du, dass Kinder von schwachen und kränklichen Eltern von Natur aus eine schwache Konstitution und schwache Nerven haben, es fehlt ihnen an Geduld, Ausdauer, Entschlossenheit und Durchhaltevermögen, sie sind impulsiv, denn sie haben die Schwäche und Anfälligkeit ihrer Eltern geerbt.57:6Abgesehen davon wurden bestimmte Familien und Abstammungslinien für einen besonderen Segen erwählt. So erhielten die Nachkommen Abrahams den besonderen Segen, dass alle Propheten des Hauses Israel von ihnen abstammten. Dies ist ein Segen, den Gott dieser Abstammungslinie verliehen hat. Mose durch Seinen Vater und Seine Mutter; Christus durch Seine Mutter; Muḥammad, der Báb und alle Propheten und Heiligen Israels gehören zu dieser Abstammungslinie. Auch Bahá’u’lláh ist ein Nachfahre Abrahams, denn Abraham hatte neben Ismael und Isaak noch weitere Söhne, die damals nach Persien und Afghanistan auswanderten, und die Gesegnete Schönheit ist einer ihrer Nachkommen.57:7Das zeigt deutlich, dass es auch ererbten Charakter gibt und zwar in einem Ausmaß, dass jemand, dessen Charakter nicht mit dem der eigenen Vorfahren übereinstimmt, im geistigen Sinne nicht zu dieser Abstammungslinie gezählt wird, selbst wenn er körperlich diesem Geschlecht entstammte. Dies ist der Fall bei Kanaan, der nicht zu den Nachkommen Noahs gerechnet wird.Vergleiche: Genesis 9:22–7A57:8Was die Charakterunterschiede betrifft, die von der Erziehung und Bildung herrühren, so sind sie in der Tat groß, denn Erziehung und Bildung üben einen enormen Einfluss aus. Durch Erziehung und Bildung wird der Unwissende gelehrt, der Feige mutig, der krumme Ast wird gerade, die scharfe und bittere Frucht der Berge und Wälder wird köstlich und süß, und eine Blume mit fünf Blütenblättern bringt hundert Blütenblätter hervor. Durch Erziehung werden barbarische Völker zivilisiert und selbst Tiere nehmen menschenähnliche Verhaltensweisen an. Der Erziehung und Bildung muss die größte Bedeutung beigemessen werden; denn so wie Krankheiten in der körperlichen Welt leicht übertragbar sind, so sind auch Charakterzüge im Bereich von Herz und Geist leicht übertragbar. Die Unterschiede, die durch Erziehung und Bildung geschaffen werden, sind gewaltig und haben einen überragenden Einfluss.57:9Nun mag jemand sagen, solange Fähigkeiten und Begabungen von Menschen unterschiedlich sind, wie kann man den Bösen einen Vorwurf machen, da der Unterschied doch auf ihren Fähigkeiten beruht.Ein solcher Unterschied in den Fähigkeiten muss unweigerlich zu einem Unterschied im Charakter führen.A Aber das ist nicht der Fall, denn Fähigkeiten sind von zweierlei Art: angeboren und erworben. Die angeborenen Fähigkeiten, die Gott erschaffen hat, sind ganz und gar gut – in der angeborenen Natur gibt es nichts Böses. Die erworbenen Fähigkeiten können jedoch zur Ursache des Bösen werden. Zum Beispiel hat Gott alle Menschen in einer solchen Weise mit solchen Fähigkeiten und Veranlagungen erschaffen, dass ihnen Zucker und Honig guttun, sie aber durch Gift geschädigt oder getötet werden. Dies ist eine angeborene Fähigkeit und Veranlagung, die Gott allen Menschen gleichermaßen verliehen hat. Aber der Mensch kann anfangen nach und nach Gift zu sich zu nehmen, indem er jeden Tag eine kleine Menge einnimmt und sie allmählich steigert, bis er so weit kommt, dass er ohne den täglichen Konsum von mehreren Gramm Opium zugrunde gehen würde und seine angeborenen Fähigkeiten vollständig untergraben sind. Schau, wie angeborene Fähigkeiten und Veranlagungen durch eine veränderte Gewohnheit und Erziehung so vollständig umgewandelt werden können, dass sie ins Gegenteil verkehrt werden. Es ist nicht ihre angeborene Fähigkeit und Veranlagung, die man den Frevlern vorwirft, sondern das, was sie selbst aus sich gemacht haben.57:10In der Natur der Dinge liegt nichts Böses – alles ist gut. Dies gilt auch für bestimmte tadelnswerte Eigenschaften und Anlagen, die manchen Menschen innezuwohnen scheinen, die aber in Wirklichkeit nicht verwerflich sind. Zum Beispiel kannst du bei einem Säugling vom Beginn seines Lebens an Zeichen von Gier, Zorn und Wut sehen; und so könnte man argumentieren, dass Gut und Böse in der Wirklichkeit des Menschen angeboren sind, und dass dies im Widerspruch zur reinen Güte der Schöpfung und der angeborenen Natur steht. Die Antwort ist, dass Gier, also das Verlangen nach immer mehr, eine lobenswerte Eigenschaft ist, vorausgesetzt, sie zeigt sich unter den richtigen Umständen. Sollte also eine Person Gier zeigen, wenn es um den Erwerb von Wissenschaften und Erkenntnis geht, oder wenn sie Mitgefühl, Aufgeschlossenheit und Gerechtigkeit übt, wäre dies höchst lobenswert. Und sollte er seine Wut und seinen Zorn gegen blutrünstige Tyrannen richten, die wilden Tiere gleichen, wäre auch das höchst lobenswert. Sollte er diese Eigenschaften aber unter anderen Bedingungen zeigen, wäre es tadelnswert.57:11Daraus folgt also, dass es im Dasein und in der Schöpfung nichts Böses gibt, dass es aber wohl zu tadeln ist, wenn die angeborenen Eigenschaften des Menschen in unrechtmäßiger Weise genutzt werden. Wenn also ein wohlhabender und großzügiger Mensch einem armen Mann Almosen zur Deckung seiner Bedürfnisse spendet, und wenn dieser dann die Summe in unangemessener Weise ausgibt, so ist dies tadelnswert. Das Gleiche gilt für alle angeborenen Eigenschaften des Menschen, die den Reichtum des menschlichen Lebens ausmachen: Wenn sie sich in unrechter Weise zeigen und eingesetzt werden, sind sie tadelnswert. Es ist also klar, dass die angeborene Natur uneingeschränkt gut ist.57:12Bedenke, dass der schlimmste Charakterzug, die abscheulichste Eigenschaft und die Grundlage allen Übels die Lüge ist und man sich im gesamten Dasein keine schlimmere oder verwerflichere Eigenschaft vorstellen kann. Sie macht jegliche menschliche Vollkommenheit zunichte und führt zu zahllosen Lastern. Es gibt keine schlechtere Eigenschaft als diese, und sie ist die Grundlage aller Verderbtheit. Trotz alledem sollte ein Arzt einen Patienten trösten und sagen: »Gott sei Dank, es geht dir besser und es gibt Hoffnung auf deine Genesung«, auch wenn diese Worte der Wahrheit widersprechen mögen, aber manchmal werden sie das Gemüt des Patienten beruhigen und zum Mittel werden, die Krankheit zu heilen. Und das ist nicht zu tadeln.57:13Diese Frage wurde nun eindeutig geklärt.Kapitel 58Ausmaß und Grenzen menschlichen Begreifens58:1Frage: Wie weit reicht das menschliche Begreifen und wo liegen seine Grenzen?58:2Antwort: Wisse, dass das Begriffsvermögen variiert. Seine niedrigste Stufe bilden die Sinnesfunktionen des Tierreichs, das heißt die natürlichen Empfindungen, die sich aus den Kräften der nach außen gerichteten Sinne ergeben. Dieses Begriffsvermögen haben Menschen und Tiere gemein, und tatsächlich übertreffen manche Tiere in dieser Hinsicht den Menschen. In der Menschenwelt variiert das Begriffsvermögen jedoch entsprechend dem unterschiedlichen Niveau, auf dem der Mensch sich befindet.58:3Den höchsten Grad an Begriffsvermögen in der Welt der Natur besitzt die vernunftbegabte Seele. Diese Kraft und dieses Begriffsvermögen haben alle Menschen gemein, ob sie nun achtlos oder aufmerksam sind, ob sie vom Weg abgekommen oder treu sind. In der Schöpfung Gottes umfasst die vernunftbegabte Seele des Menschen alle anderen erschaffenen Dinge und zeichnet sich ihnen gegenüber aus: Da sie edler und vornehmer ist, umfasst sie alle. Durch die Kraft der vernunftbegabten Seele kann der Mensch die Wirklichkeit der Dinge entdecken, ihre Merkmale begreifen und die Geheimnisse des Daseins durchdringen. Alle Wissenschaften, Wissensgebiete, Künste, Erfindungen, Einrichtungen, Unternehmungen und Entdeckungen entspringen dem Begriffsvermögen der vernunftbegabten Seele. Einst handelte es sich um undurchdringliche Geheimnisse, verborgene Mysterien und unbekannte Wirklichkeiten, doch die vernunftbegabte Seele entdeckte sie nach und nach und brachte sie aus dem Unsichtbaren in das Reich des Sichtbaren. Dies ist die höchste Kraft des Begreifens in der Welt der Natur; und die äußerste Grenze, zu der es sich aufzuschwingen vermag, ist das Erfassen der Wirklichkeiten, Zeichen und Eigenschaften des Bedingten.58:4Aber der umfassende göttliche Verstand, der die Natur transzendiert, ist die überströmende Gnade der präexistenten Macht. Er umfasst alle existierenden Wirklichkeiten und empfängt seinen Anteil am Licht und an den Geheimnissen Gottes. Er ist eine allwissende Kraft, keine Kraft des Erforschens oder der Sinneswahrnehmung. Die geistige Kraft in der Welt der Natur ist die Kraft des Forschens, und durch das Erforschen entdeckt sie die Wirklichkeit und die Eigenschaften der Dinge. Aber die über die Natur hinausgehende himmlische Verstandeskraft umfasst, kennt und begreift alle Dinge; sie ist sich der göttlichen Geheimnisse, Wahrheiten und inneren Bedeutungen bewusst und entdeckt die verborgenen Wahrheiten des Königreichs. Diese göttliche Verstandeskraft ist auf die heiligen Manifestationen und die Aufgangsorte des Prophetentums beschränkt. Ein Strahl dieses Lichts fällt auf die Spiegel der Herzen der Rechtschaffenen, damit sie durch die heiligen Manifestationen einen Anteil und Nutzen aus dieser Kraft empfangen.58:5Für die heiligen Manifestationen gibt es drei Seinsebenen: die Ebene des Körpers, die Ebene der vernunftbegabten Seele und die Ebene, auf der sich der göttliche Glanz vollkommen manifestiert. Ihre Körper nehmen Dinge nur im Rahmen der Fähigkeit der materiellen Welt wahr, und so kommt es, dass sie zu bestimmten Zeiten körperliche Schwäche zeigten. Zum Beispiel: »Ich schlief auf Meinem Lager, siehe, da wehte der Windhauch Meines Herrn, des Allbarmherzigen, über Mich, erweckte Mich aus Meinem Schlummer und befahl Mir, Meine Stimme zu erheben«Vergleiche: Ährenlese aus den Schriften Bahá’u’lláhs, Kapitel 41; und Bahá’u’lláh, Súriy-i-Haykal, in: Anspruch und Verkündigung 1:192A; oder als Christus in Seinem dreißigsten Lebensjahr getauft wurde und auf Ihn der Heilige Geist herabkam, der sich zuvor nicht in Ihm offenbart hatte. All dies bezieht sich auf die körperliche Ebene der Manifestationen, aber ihre himmlische Ebene umfasst alle Dinge und Sie sind sich aller Geheimnisse bewusst, wissen um alle Zeichen und herrschen über alle Dinge. Und das gilt sowohl vor dem ersten Anzeichen Ihrer Sendung als auch danach in gleicher Weise. Deshalb sagte Christus: »Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte«Vergleiche: Offenbarung 22:13A – das heißt, es gab nie und wird niemals einen Wechsel oder Wandel in Mir geben.Kapitel 59Was der Mensch von Gott begreifen kann59:1Frage: In welchem Ausmaß kann die menschliche Wahrnehmung Gott begreifen?59:2Antwort: Dieses Thema benötigt Zeit und es bei Tisch zu erklären, wird schwierig sein. Dennoch soll es kurz erläutert werden.59:3Wisse, dass es zwei Arten von Wissen gibt: das Wissen um das Wesen von etwas und das Wissen um dessen Eigenschaften. Das Wesen von etwas lässt sich nur durch seine Eigenschaften erkennen; darüber hinaus ist sein Wesen unbekannt und unergründlich.59:4Da sogar unser Wissen um die erschaffenen und begrenzten Dinge nur ihre Eigenschaften und nicht ihr Wesen berührt, wie sollte es dann möglich sein, das Wesen der unumschränkten Wirklichkeit des Göttlichen zu begreifen? Denn das innerste Wesen von etwas kann niemals erkannt werden, nur seine Eigenschaften. Zum Beispiel ist die innere Wirklichkeit der Sonne unbekannt, aber sie wird durch ihre Eigenschaften – Hitze und Licht – verstanden. Das innere Wesen des Menschen ist unbekannt und unergründet, aber es wird durch seine Eigenschaften charakterisiert und erkannt. So wird alles durch seine Eigenschaften und nicht durch sein Wesen erkannt: Auch wenn der menschliche Verstand alles umfasst und alle äußeren Dinge begreift, so sind sie doch in ihrem Wesen unbekannt und können nur in ihren Eigenschaften erkannt werden. Wie kann dann der Herr, der immer war und immer sein wird, der über alles Begreifen und über jede Vorstellung geheiligt ist, in Seinem Wesen erkannt werden? Wenn also alles Erschaffene nur durch seine Eigenschaften und nicht durch sein Wesen erkannt werden kann, bleibt auch die Wirklichkeit des Göttlichen im Wesen unbekannt und wird nur hinsichtlich ihrer Eigenschaften erkannt.59:5Wie kann darüber hinaus eine Wirklichkeit, die erschaffen wurde, jene Wirklichkeit umfassen, die schon seit aller Ewigkeit existiert? Denn Begreifen ist das Ergebnis des Umfassens – Letzteres muss geschehen, damit Ersteres eintritt –, das göttliche Wesen hingegen ist allumfassend und kann niemals umfasst werden.59:6Überdies verhindern Stufenunterschiede in der Welt der Schöpfung die Erkenntnis. Weil zum Beispiel dieses Mineral zum Mineralreich gehört, kann es, soweit es auch emporsteigen mag, niemals die Wachstumskraft begreifen. Pflanzen und Bäume, wie weit sie sich auch entwickeln mögen, können sich weder die Sehkraft noch die übrigen Sinneskräfte vorstellen. Das Tier kann sich die Stufe des Menschen, das heißt seine Geisteskräfte, nicht vorstellen. So verhindern Stufenunterschiede die Erkenntnis: Die niedrigere Stufe kann die höhere nicht erfassen. Wie sollte dann eine erschaffene Wirklichkeit jene Wirklichkeit begreifen können, die seit aller Ewigkeit existiert?59:7Gott zu erkennen bedeutet daher, Seine Attribute, nicht aber Sein Wesen zu begreifen und zu erkennen. Und selbst diese Erkenntnis Seiner Attribute bleibt völlig unzulänglich und reicht nur so weit, wie es menschliche Möglichkeiten und Fähigkeiten zulassen. In der Philosophie geht es darum, die innere Wirklichkeit von Dingen soweit zu erfassen, wie es dem Menschen möglich ist. Für die erschaffene Wirklichkeit gibt es keinen anderen Weg, als die präexistenten Attribute innerhalb der Grenzen menschlicher Fassungskraft zu begreifen. Das unsichtbare Reich des Göttlichen ist geheiligt und erhaben über das Begreifen aller Wesen, und alles, was man sich vorstellen kann, entspricht nur dem menschlichen Verständnis. Die Kraft menschlichen Verstehens umfasst nicht die Wirklichkeit des göttlichen Wesens: Alles, was der Mensch je erreichen kann, ist die Attribute des Göttlichen zu erfassen, deren Licht sich in der Welt und in den Seelen glänzend manifestiert.59:8Bei genauer Betrachtung der Welt und der Seele des Menschen erscheinen die deutlichen Zeichen der Vollkommenheit des Göttlichen klar und offenbar, denn die Wirklichkeit aller Dinge zeugt von der Existenz einer allumfassenden Wirklichkeit. Die Wirklichkeit des Göttlichen gleicht der Sonne, die von ihren geheiligten Höhen auf alle Lande scheint und von deren Strahlen jedes Land und jede Seele einen Anteil erhält. Ohne dieses Licht und dieses Strahlen könnte nichts existieren. Alles Erschaffene kündet von diesem Licht, bekommt seinen Anteil an den Strahlen, aber die ganze Pracht der Vollkommenheit, der Gnadengaben und der Attribute des Göttlichen erstrahlt aus der Wirklichkeit des Vollkommenen Menschen, jener einzigartigen Person, die die allumfassende Manifestation Gottes ist. Denn alle anderen Wesen haben jeder für sich nur einen Teil jenes Lichtes empfangen, die allumfassende Manifestation Gottes hingegen ist der Spiegel, der vor diese Sonne gehalten wird und Letztere zeigt sich darin mit all ihrer Vollkommenheit, mit all ihren Eigenschaften, Zeichen und Wirkungen.59:9Die Erkenntnis der Wirklichkeit des Göttlichen ist in keiner Weise möglich, die Erkenntnis der Manifestationen Gottes hingegen ist die Erkenntnis Gottes, denn die Gnadengaben, der Strahlenglanz und die Eigenschaften Gottes sind in Ihnen offenbar. Wer also zur Erkenntnis der Manifestationen Gottes gelangt, gelangt zur Erkenntnis Gottes, und wer achtlos bleibt, beraubt sich dieser Erkenntnis. Somit steht fest, dass die Heiligen Manifestationen himmlische Gaben, Zeichen und jegliche Vollkommenheit in sich vereinigen. Gesegnet sind, die das Licht göttlicher Gnadengaben von diesen leuchtenden Sonnenaufgängen empfangen!59:10Wir hegen die Hoffnung, dass die Geliebten Gottes wie eine magnetische Kraft diese Gaben direkt aus ihrer Quelle schöpfen und sich so strahlend erheben und einen solchen Einfluss üben, dass sie zu unübersehbaren Zeichen der Sonne der Wahrheit werden.Kapitel 60Die Unsterblichkeit des Geistes (1)60:1Nachdem die Existenz des menschlichen GeistesVergleiche: Kapitel 48A feststeht, sollten wir nun seine Unsterblichkeit nachweisen.60:2In den himmlischen Büchern wird die Unsterblichkeit des Geistes erwähnt, die wahre Grundlage göttlicher Religionen. Denn es wird gesagt, dass es zwei Arten von Lohn und Strafe gebe – zum einen Lohn und Strafe im Dasein und zum anderen Lohn und Strafe in der nächsten Welt. Das Paradies und die Hölle des Daseins ist in allen Welten Gottes zu finden, ob in dieser Welt oder in den himmlischen Welten des Geistes, und den Lohn zu bekommen bedeutet das ewige Leben zu erlangen. Deshalb sagte Christus: Handelt so, dass ihr ewiges Leben erlangt, aus Wasser und Geist geboren werdet und so in das Königreich eintretet.Vergleiche: Johannes 3:5A60:3Den Lohn des Daseins bilden Tugenden und Vollkommenheit, die Zierde der menschlichen Wirklichkeit. Zum Beispiel war der Mensch in Dunkelheit gehüllt und wird erleuchtet; er war unwissend und erlangt Wissen; er war achtlos und wird achtsam; er schlief und ist erwacht; er war tot und ist zum Leben erweckt; er war blind und wird sehend; er war taub und wird hörend; er war irdisch und wird himmlisch; er war materialistisch und wird geistig. Durch diesen Lohn wird er im Geist wiedergeboren, wird neu erschaffen und er wird zur Manifestation des Verses im Evangelium, in dem es heißt, dass die Apostel »nicht aus Blut, aus Fleisch oder aus dem Willen des Menschen geboren wurden, sondern aus Gott«Vergleiche: Johannes 1:13A – das bedeutet, sie wurden befreit von den tierischen Eigenschaften und Merkmalen, die der menschlichen Natur innewohnen, und erlangten himmlische Eigenschaften, die der Gnade Gottes entströmen. Dies ist die wahre Bedeutung der Wiedergeburt. Für solche Seelen gibt es keine größere Qual, als wie durch Schleier von Gott getrennt zu sein, und keine schmerzlichere Strafe als selbstsüchtige und böse Eigenschaften, niedrige Gesinnung und Verstrickung in fleischliche Begierden. Wenn diese Seelen durch das Licht des Glaubens aus der Dunkelheit dieser Laster befreit werden, wenn sie durch die Strahlen der Sonne der Wahrheit erleuchtet und mit jeder menschlichen Tugend begabt sind, betrachten sie dies als höchsten Lohn und als das wahre Paradies. In gleicher Weise betrachten sie es als geistige Strafe, das heißt existenzielle Qual und Pein, sollten sie der Welt der Natur unterworfen sein; wie durch Schleier von Gott getrennt; unwissend und unachtsam; ungezügelten Begierden verhaftet; ganz in tierischen Lastern aufgehend; von bösen Eigenschaften wie Tyrannei und Ungerechtigkeit gekennzeichnet; weltlichen Dingen verhaftet und in satanische Vorstellungen eingetaucht – all dies schätzen sie als die größte aller Qualen und Strafen ein.
weiter nach unten ...