‘Abdu’l-Bahá | Briefe und Botschaften
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110:1
Was die Organisation der Schulen betrifft: Wenn möglich, sollten die Kinder alle dieselbe Art Kleidung tragen, selbst wenn der Stoff verschieden ist. Am besten wäre auch der Stoff einheitlich; ist das aber unmöglich, so schadet es auch nicht. Je sauberer die Schüler sind, desto besser. Sie sollten makellos sein. Die Schule muss an einem Ort mit guter, reiner Luft sein. Die Kinder müssen sorgfältig dazu erzogen werden, äußerst höflich zu sein und sich gut zu betragen. Sie müssen fortwährend ermutigt und begeistert werden, zu den Gipfeln menschlicher Vervollkommnung zu streben, so dass sie von frühester Kindheit an gelehrt werden, sich hohe Ziele zu setzen, sich richtig zu verhalten, keusch, rein und makellos zu sein, und dass sie lernen, in jeder Hinsicht starke Entschlusskraft und festen Vorsatz zu zeigen. Lasst sie nicht spaßen und tändeln, sondern ihre Ziele gewissenhaft verfolgen, dass sie in jeder Lage entschlossen und gefestigt sind.
110:2
Moralische Erziehung und gutes Benehmen sind viel wichtiger als Bücherwissen. Ein sauberes, anmutiges Kind mit gutem Charakter und richtigem Benehmen ist – selbst dann, wenn es nicht viel weiß – einem Kind vorzuziehen, das unhöflich, ungewaschen und boshaft, doch in allen Künsten und Wissenschaften bewandert ist. Der Grund ist, dass das Kind, das sich gut benimmt, auch wenn es nicht viel weiß, für andere zum Gewinn wird, während das boshafte, ungezogene Kind verderbt ist und anderen schadet, selbst wenn es viel weiß. Wenn jedoch das Kind so erzogen wird, dass es beides ist, gebildet und gut, so führt das zum strahlendsten Licht.
110:3
Kinder sind wie ein frischer, grüner Zweig; sie werden in diejenige Richtung wachsen, in die ihr sie biegt. Verwendet die allergrößte Sorgfalt darauf, ihnen hohe Ideale und Ziele zu vermitteln, so dass sie als Erwachsene ihre Lichtstrahlen wie leuchtende Kerzen über die Welt ergießen und sich nicht achtlos-unwissend durch tierische Gelüste und Leidenschaften entehren. Sie sollen stattdessen ihre Herzen darauf richten, ewigwährende Ehre zu erlangen und sich alle Vollkommenheiten der Menschheit anzueignen.
111
111:1
Die Wurzel schlechter Taten ist Unwissenheit; wir müssen uns deshalb fest an die Werkzeuge der Wahrnehmung und Erkenntnis halten. Ein guter Charakter muss gelehrt werden. Das Licht muss weithin verbreitet werden, damit alle in der Schule der Menschlichkeit die himmlischen Eigenschaften des Geistes erwerben und zweifelsfrei erkennen, dass es keine heißere Hölle, keinen feurigeren Abgrund gibt als einen unzuverlässigen, verderbten Charakter. Es gibt keine dunklere Grube, keine abscheulichere Qual als verdammungswürdige Eigenschaften.
111:2
Jeder Mensch muss zu einer so hohen Stufe erzogen werden, dass er sich lieber die Kehle durchschneiden lässt, als eine Lüge auszusprechen, und dass es für ihn leichter ist, vom Schwert geteilt oder vom Speer durchbohrt zu werden, als eine Verleumdung zu äußern oder dem Jähzorn zu verfallen.
111:3
So wird der Sinn für Würde und Stolz entzündet, damit er die Ernten wollüstiger Begierden verbrenne. Dann wird jeder Geliebte Gottes wie ein leuchtender Mond mit den Tugenden des Geistes erstrahlen, und die Beziehung jedes einzelnen zur Heiligen Schwelle seines Herrn wird kein Trug sein, sondern echt und wahr; sie wird die Grundmauer des Bauwerks sein, kein Zierrat an der Fassade.
111:4
Daraus folgt, die Schule für Kinder sollte eine Stätte höchster Disziplin und Ordnung sein, eine gründliche Unterweisung bieten und für die Verbesserung und Verfeinerung des Charakters Sorge tragen, so dass von klein auf im Wesen des Kindes die göttliche Grundlage gelegt und das Bauwerk der Heiligkeit errichtet wird.
111:5
Wisse, dass diese Fragen des Unterrichts, der Charakterformung und -bildung, der Freude und Ermutigung des Kindes von allergrößter Bedeutung sind; denn sie sind Leitgrundsätze Gottes.
111:6
So werden, wenn Gott will, aus diesen geistigen Schulen erleuchtete Kinder hervorgehen, geschmückt mit den herrlichsten Tugenden der Menschheit. Nicht nur auf Persien werden sie ihr Licht ergießen, sondern auf die ganze Welt.
111:7
Es ist äußerst schwierig, nach der Pubertät den Menschen zu lehren und seinen Charakter zu verbessern. Dann nämlich, so zeigt uns die Erfahrung, nützt alles nichts mehr, auch wenn noch so große Anstrengungen unternommen werden, seine Neigungen zu verändern. Er wird sich heute vielleicht etwas bessern. Aber einige Tage später vergisst er alles wieder und fällt zurück in seinen gewohnten Trott, seine eingefahrenen Geleise. Deshalb muss in frühester Kindheit eine feste Grundlage gelegt werden. Solange der Zweig grün und zart ist, kann er leicht gerade gebogen werden.
111:8
Unserer Meinung nach sind die Eigenschaften des Geistes die erste, die göttliche Grundlage. Sie schmücken das wahre Wesen des Menschen, und Wissen ist die Ursache menschlichen Fortschritts. Die Geliebten Gottes müssen dieser Angelegenheit große Bedeutung beimessen und sie mit Eifer und Begeisterung vorantreiben.
112
112:1
In dieser heiligen Sache hat die Frage der Waisen besondere Bedeutung. Waisen muss größte Beachtung geschenkt werden. Sie müssen gelehrt, ausgebildet und erzogen werden. Insbesondere müssen ihnen, soweit möglich, die Lehren Bahá’u’lláhs vermittelt werden.
112:2
Ich flehe zu Gott, dass du den Waisenkindern eine gütige Mutter werdest und sie mit den Düften des Heiligen Geistes belebst, so dass sie das Alter der Reife als wahrhafte Diener der Menschenwelt, als leuchtende Kerzen in der Versammlung der Menschheit erreichen werden.
113
113:1
O Dienerin Gottes! … Den Müttern müssen die göttlichen Lehren und wirksame Ratschläge gegeben werden, sie müssen ermutigt und begeistert werden, ihre Kinder auszubilden, denn die Mutter ist die erste Erzieherin des Kindes. Sie ist es, die zunächst das Neugeborene an der Brust des Gottesglaubens und des Gottesgesetzes stillt. So soll das Kind göttliche Liebe schon mit der Muttermilch saugen und bis zum letzten Atemzug bewahren.
113:2
Wenn die Mutter in der Erziehung ihrer Kinder versagt und sie nicht auf eine ordentliche Lebensbahn lenkt, wird auch alle spätere Erziehung nicht voll zur Wirkung kommen. Es obliegt den Geistigen Räten, den Müttern ein wohldurchdachtes Programm für die Kindererziehung zu vermitteln und ihnen zu zeigen, wie das Kind vom Säuglingsalter an behütet und belehrt werden muss. Diese Anweisungen müssen jeder Mutter gegeben werden, so dass sie sich danach richten und ihre Kinder nach den göttlichen Lehren bilden und hegen kann.
113:3
So werden diese jungen Pflanzen im Garten der Liebe Gottes in der warmen Sonne der Wahrheit, den sanften Frühlingswinden des Himmels und an der führenden Hand ihrer Mutter wachsen und blühen, bis jede im Paradies Abhá zu einem Baum wird, der reiche Frucht trägt und in dieser neuen, wundersamen Jahreszeit durch den Frühlingssegen alle Schönheit und Anmut empfängt.
114
114:1
Wisset, o ihr liebenden Mütter: In den Augen Gottes ist der beste Weg, Ihn zu verherrlichen, die Erziehung der Kinder und ihre Bildung in allen Vollkommenheiten der Menschheit. Keine edlere Tat ist denkbar.
115
115:1
O ihr beiden innig geliebten Dienerinnen Gottes! Was immer des Menschen Zunge verkündet, soll er durch seine Taten beweisen. Wenn er behauptet, ein Gläubiger zu sein, so handle er nach den Geboten des Reiches Abhá.
115:2
Gelobt sei Gott! Ihr beide habt die Wahrheit eurer Worte durch eure Taten erwiesen und habt die Bestätigungen Gottes, des Herrn, erlangt. Täglich im Morgengrauen versammelt ihr die Bahá’í-Kinder; ihr lehrt sie, zu beten und sich Gott zuzuwenden. Das ist sehr lobenswert und bringt den Herzen der Kinder Freude. So sollten sie jeden Morgen ihr Angesicht dem Königreich zuwenden, den Herrn anrufen, Seinen Namen preisen und mit der süßesten Stimme Gottes Verse singen und aufsagen.
115:3
Die Kinder sind wie junge Pflanzen. Sie die Gebete zu lehren, gleicht dem Regen, der auf sie niedergeht, damit sie zart und frisch heranwachsen, damit die sanften Winde der Liebe Gottes über sie hinwehen und sie vor Freude erschauern lassen.
115:4
Glückseligkeit erwartet euch und eine sichere Zuflucht.
116
116:1
O du Tochter des Königreichs! Deine Briefe sind angekommen. Sie besagen, dass deine Mutter in das unsichtbare Reich emporgestiegen ist und dich zurückließ. Du möchtest deinem Vater dienen, der dir teuer ist, gleichzeitig aber auch dem Reich Gottes, und weißt nicht, wie du dich entscheiden sollst. Gewiss sollst du deinem Vater dienen und, sooft du Zeit findest, die göttlichen Düfte verbreiten.
117
117:1
O du Freund ‘Abdu’l-Bahás! Sei der Sohn deines Vaters und die Frucht jenes Baumes. Sei ein Sohn, geboren aus seiner Seele und seinem Herzen, nicht nur aus Wasser und Lehm. Der ist ein wahrer Sohn, der aus dem geistigen Sein eines Menschen entsprossen ist. Ich bitte Gott, dass du zu allen Zeiten bestätigt und gestärkt werdest.
118
118:1
O ihr jungen Bahá’í-Kinder, ihr Sucher nach Wahrheit, Verständnis und Wissen! Ein menschliches Wesen unterscheidet sich von einem Tier auf vielerlei Art. Vor allen Dingen ist der Mensch nach dem Bilde Gottes erschaffen, in der Gestalt des himmlischen Lichtes, wie die Thora sagt: »Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei.«Gen. 1:26.Q Dieses göttliche Bild bezeichnet alle Eigenschaften der Vollkommenheit, deren Licht von der Sonne der Wahrheit ausgeht und die Wirklichkeit der Menschen erleuchtet. Zu den höchsten dieser Eigenschaften gehören Weisheit und Wissen. Ihr müsst euch deshalb gewaltig anstrengen, Tag und Nacht streben und keinen Augenblick rasten, damit ihr einen großen Anteil an allen Wissenschaften und Künsten erwerbt und damit Gottes Bild, aus der Sonne der Wahrheit strahlend, den Spiegel der Menschenherzen erleuchte.
118:2
Es ist ‘Abdu’l-Bahás sehnlichster Wunsch, jeden von euch als vorzüglichen Lehrer an den Akademien und den Schulen innerer Bedeutungen anerkannt zu sehen, jeder ein Führer der Weisheit.
119
119:1
Die Bahá’í-Kinder müssen die anderen Kinder beim Studium der Wissenschaften und Künste übertreffen, denn sie werden in der Gnade Gottes aufgezogen.
119:2
Was andere Kinder in einem Jahr lernen, sollen Bahá’í-Kinder in einem Monat lernen. ‘Abdu’l-Bahás Herz sehnt sich voller Liebe danach mitzuerleben, wie alle jungen Bahá’í wegen ihrer intellektuellen Fähigkeiten in der ganzen Welt bekannt werden. Es besteht kein Zweifel daran, dass sie all ihre Mühe, ihre Kraft und ihren Stolz darauf verwenden werden, sich Wissenschaften und Künste anzueignen.
120
120:1
O meine lieben Kinder! Euer Brief ist angekommen. Er brachte so große Freude, dass Wort und Schrift sie nicht ausdrücken können, hat doch, gelobt sei Gott, die Macht des Gottesreiches Kinder herangebildet, die von frühester Jugend an sehnsüchtig eine Bahá’í-Erziehung erlangen möchten, damit sie sich von Kindesbeinen an dem Dienst an der Menschenwelt widmen können.
120:2
Es ist mein höchster Wunsch und mein größtes Verlangen, dass ihr, die ihr meine Kinder seid, nach den Lehren Bahá’u’lláhs erzogen werdet und eine Bahá’í-Ausbildung erhaltet, auf dass jeder von euch eine brennende Kerze in der Menschenwelt werde, sich dem Dienst an der ganzen Menschheit widme, Ruhe und Behagen aufgebe, um für die Befriedung der erschaffenen Welt zu wirken.
120:3
Das ist meine Hoffnung für euch. Ich glaube fest, dass ihr mir Grund zur Freude und zum Glück im Reiche Gottes geben werdet.
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