‘Abdu’l-Bahá | Briefe und Botschaften
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8:4
Wenn an diesem Tag ein Mensch in Übereinstimmung mit Gottes Geboten und Ratschlägen handelt, wird er der Menschheit als göttlicher Arzt dienen, und wie die Posaune IsráfílsIsráfíl ist der Engel, der nach der Überlieferung am Tag der Auferstehung in die Posaune stößt, um auf Befehl des Herrn die Toten zu erwecken.A wird er die Toten dieser bedingten Welt zum Leben rufen. Denn die Bestätigungen des Reiches Abhá strömen ununterbrochen, und eine Seele von solcher Tugend hat die unfehlbare Hilfe der himmlischen Heerscharen zum Beistand. So wird eine winzige Mücke zum machtvollen Adler, ein armseliger Spatz wandelt sich zu einem königlichen Falken in den Höhen urewiger Herrlichkeit.
8:5
Schaut deshalb nicht auf eure beschränkten Fähigkeiten, fragt nicht, ob ihr der Aufgabe würdig seid: Setzt eure Hoffnungen auf die Hilfe und Güte, die Gaben und Segnungen Bahá’u’lláhs – möge meine Seele ein Opfer für Seine Freunde sein! Jagt auf dem Kampfross hehren Strebens über das Schlachtfeld des Opfers, traget aus dieser weiten Kampfbahn den Preis göttlicher Güte von dannen.
8:6
O ihr Dienerinnen des barmherzigen Herrn! Wieviele Königinnen dieser Welt legten ihr Haupt auf ein Kissen aus Staub und schwanden dahin. Keine Frucht, keine Spur, kein Zeichen, nicht einmal ihre Namen ließen sie zurück. Für sie gibt es keinen Segen, ja kein Leben mehr. Nicht so die Dienerinnen an der Schwelle Gottes! Hell wie glitzernde Sterne leuchten sie an den Himmeln urewiger Herrlichkeit und verströmen ihren Glanz über alle Zeit. Sie haben ihre tiefsten Hoffnungen im Paradies Abhá erfüllt, sie haben den Honig der Wiedervereinigung in der Gemeinde des Herrn gekostet. Seelen wie diese nutzten ihr Erdendasein: Sie pflückten die Frucht des Lebens. Und die anderen? »Über sie brach wahrlich eine Zeit herein, da sie vergessen waren.«
8:7
O ihr Geliebten dieses Unterdrückten! Wischt euch die Augen, dass ihr keinen Menschen anders betrachtet als euch selbst. Seht keine Fremden, seht vielmehr alle Menschen als Freunde; denn Liebe und Einheit fallen schwer, wenn ihr den Blick auf das Andersartige heftet. Und in diesem neuen, wunderbaren Zeitalter lehren uns die heiligen Schriften, dass wir mit jedem Volk eins sein müssen, dass wir weder Grobheit noch Unrecht, weder bösen Willen noch Feindschaft oder Hass beachten dürfen. Vielmehr müssen wir unsere Augen auf den Himmel urewiger Herrlichkeit richten; denn jedes Geschöpf ist ein Zeichen Gottes, es kam durch die Gnade des Herrn und durch Seine Macht in die Welt. Deshalb ist keiner ein Fremder, jeder gehört zur Familie. Keiner ist Ausländer, jeder ein Freund, und jeder muss als Freund behandelt werden.
8:8
So müssen sich die Geliebten Gottes in herzlicher Verbundenheit Fremden wie Freunden gleicherweise zuwenden und allen das höchste Maß an Wohlwollen entgegenbringen. Dabei dürfen sie nicht auf ihre beschränkten Möglichkeiten achten und niemals fragen, ob es die anderen verdienen, geliebt zu werden. Lasst die Freunde in jedem Fall rücksichtsvoll und unendlich gütig sein. Lasst sie nie den Mut verlieren wegen der Bosheit der Leute, ihrer Angriffslust und ihrem Hass, wie schlimm das auch sei. Wenn andere ihre Speere nach euch schleudern, so bietet ihnen Milch und Honig als Gegengabe. Wenn sie euch das Leben vergiften, versüßt ihnen die Seele. Wenn sie euch schaden, lehrt sie, wie man getröstet wird. Wenn sie euch eine Wunde schlagen, seid Balsam für ihre Schmerzen. Wenn sie nach euch stechen, setzt ihnen einen erfrischenden Becher an die Lippen.
8:9
O Gott, mein Gott! Dies sind Deine schwachen Diener, Deine ergebenen Knechte und Mägde, die sich niederbeugen vor Deinem erhabenen Wort, sich demütigen an Deiner strahlenden Schwelle und Deine Einheit bezeugen, welche die Sonne in ihrem Mittagsglanz erstrahlen ließ. Sie lauschen dem Ruf, den Du aus Deinem verborgenen Reich erhebst, und bebenden Herzens, voll Liebe und Entzücken antworten sie darauf.
8:10
O Herr, lasse auf sie alle die Schauer Deines Erbarmens, die Wasser Deiner Gnade herabregnen. Lasse sie zu herrlichen Pflanzen des Himmelsgartens heranwachsen. Gib, dass dieser Garten unter den reichen Wolken Deiner Gnadengaben und aus den tiefen Wassern Deiner unendlichen Güte allezeit frisch und prächtig grüne und blühe.
8:11
Du bist wahrlich der Mächtige, der Erhabene, der Gewaltige, der allein in den Himmeln und auf Erden unverwandelt bleibt. Es gibt keinen Gott außer Dir, dem Herrn offenbarer Zeichen und Beweise.
9
9:1
O du, dessen Herz überfließt vor Liebe zum Herrn! Ich wende mich dir zu an diesem geweihten Ort, um dein Herz mit meinem Sendbrief zu erfreuen; denn dieser Brief lässt das Herz dessen, der an die Einheit Gottes glaubt, seinen Flug zu den Gipfeln der Seligkeit nehmen.
9:2
Danke Gott, dass Er dich fähig macht, in Sein Reich der Macht einzutreten. Bald werden die Wohltaten deines Herrn in steter Folge über dich kommen, bald wird Er dich zum Zeichen machen für jeden Wahrheitssucher.
9:3
Halte dich fest an das Bündnis deines Herrn, und mit jedem Tag lasse deinen Vorrat an Liebe für Seine Geliebten wachsen. Wende dich in Güte den Dienern des Allbarmherzigen zu, um auf der Arche des Friedens, die über die Meere des Lebens fährt, das Segel der Liebe zu setzen. Lasse dich von nichts betrüben, ärgere dich über niemanden. Dir geziemt es, dem Willen Gottes ergeben allen Völkern auf Erden ohne Ausnahme ein wahrer, liebender, vertrauter Freund zu sein. Dies ist die Tugend der Aufrichtigen, die Art der Heiligen, das Zeichen derer, die an Gottes Einheit glauben, das Gewand des Volkes Bahá.
9:4
Danke dem Herrn und preise Ihn, dass Er dir gestattete, Ihm das Recht GottesḤuqúqu’lláh.A darzubringen. Das ist wahrlich eine besondere Gunst von Ihm für dich; so preise Ihn für dies Gebot, das in den Schriften deines Herrn niedergelegt wurde vom Altehrwürdigen der Tage.
9:5
Er ist wahrlich der Liebende, der Zarte, der Immerschenkende.
10
10:1
O du liebe Dienerin Gottes! Deinen Brief habe ich erhalten und seinen Inhalt zur Kenntnis genommen. Du bittest um eine Regel, nach der du dein Leben ausrichten sollst.
10:2
Glaube an Gott und richte dein Angesicht auf Sein hehres Reich. Sei verliebt in die Schönheit Abhá, stehe fest im Bündnis, sehne dich danach, zum Himmel allumfassenden Lichts aufzusteigen. Löse dich von dieser Welt und werde wiedergeboren durch den süßen Duft der Heiligkeit, der aus dem Reich des Höchsten weht. Rufe die Menschen zur Liebe, sei gütig zum ganzen Menschengeschlecht. Liebe die Menschenkinder, nimm Anteil an ihrem Leid. Gehöre zu denen, die Frieden stiften. Biete deine Freundschaft an und sei vertrauenswürdig. Sei Balsam für jede Wunde, Arznei für jedes Übel. Bringe die Seelen zusammen. Singe die Verse der Führung. Bete zu deinem Herrn, erhebe dich und führe die Menschen auf den rechten Pfad. Löse deine Zunge, lehre und lasse aus deinem Angesicht das Feuer der Liebe Gottes leuchten. Halte keinen Augenblick inne, suche keinen Atemzug der Ruhe. So wirst du zum Zeichen und Symbol der Liebe Gottes, zum Banner Seiner Gnade.
11
11:1
Den Freunden dienen heißt, dem Reiche Gottes dienen, und den Armen Beachtung schenken, ist eine der bedeutendsten Lehren Gottes.
12
12:1
Erkenne mit Gewissheit: Liebe ist das Geheimnis von Gottes heiliger Sendung, die Offenbarung des Allbarmherzigen, der Quell geistiger Ausgießung. Liebe ist des Himmels gütiges Licht, ewiger Odem des Heiligen Geistes, der die Menschenseele belebt. Liebe ist der Grund, warum sich Gott dem Menschen offenbart; sie ist im Einklang mit der göttlichen Schöpfung das Lebensband in den Wirklichkeiten der Dinge. Liebe sichert als einziges Mittel echtes Glück in dieser und der zukünftigen Welt. Liebe ist das Licht, das durchs Dunkel führt, das lebendige Bindeglied, das Gott mit dem Menschen vereint und den Fortschritt jeder erleuchteten Seele verbürgt. Liebe ist das größte Gesetz, das diesen mächtigen, himmlischen Zyklus regiert, die einzigartige Kraft, welche die verschiedenen Elemente der stofflichen Welt zusammenhält, die höchste Anziehungskraft, welche die Bewegung der Sphären in den Himmelsreichen regiert. Liebe enthüllt mit unfehlbarer, grenzenloser Kraft die verborgenen Geheimnisse des Weltalls. Liebe ist der Geist des Lebens für den geschmückten Leib der Menschheit. Sie errichtet in dieser vergänglichen Welt wahre Kultur und verströmt unvergänglichen Ruhm über jede Rasse und Nation, die hohe Ziele anstrebt.
12:2
Den Namen jedes Volkes, das Gott gnädiglich mit Liebe beschenkt, werden die himmlischen Heerscharen, die Schar der Engel und die Bewohner des Reiches Abhá gewiss preisen und verherrlichen. Jedes Volk jedoch, das sein Herz von dieser göttlichen Liebe, dieser Offenbarung des Barmherzigen, abkehrt, wird in schweren Irrtum absinken, verzweifeln und völlig zerfallen. Dieses Volk wird nirgends mehr Schutz finden; es wird den gemeinsten Kreaturen dieser Erde gleich werden, ein Opfer der Erniedrigung und der Schande.
12:3
O ihr Geliebten des Herrn! Bemüht euch, Offenbarungen der Liebe Gottes zu werden, Leuchten göttlicher Führung, die unter allen Geschlechtern auf Erden mit dem Licht der Liebe und Eintracht strahlen.
12:4
Heil sei den Offenbarern dieses herrlichen Lichtes!
13
13:1
O du Tochter des Königreiches! Dein Brief vom 5. Dezember 1918 erreichte mich. Er enthielt die gute Nachricht, dass die Freunde Gottes und die Dienerinnen des Barmherzigen im Sommer in Green Acre zusammengekommen sind, dass sie Tag und Nacht im Gedenken Gottes zubrachten, der Einheit der Menschenwelt dienten, allen Religionen Liebe bezeigten, frei blieben von jedem religiösen Vorurteil und gütig zu allen Menschen waren. Die göttlichen Religionen müssen Einheit unter den Menschen bewirken, als Mittel zu Einigkeit und Liebe dienen. Sie müssen den Weltfrieden verkünden, den Menschen von allen Vorurteilen befreien, Freude und Frohsinn spenden, Güte gegenüber allen Menschen einüben und alle Unterschiede beiseite räumen. So sagte Bahá’u’lláh, an die Menschenwelt gewandt: »O Menschen! Ihr seid die Früchte eines Baumes, die Blätter eines Zweiges.«vgl. Bahá’u’lláh, in: Tabernakel der Einheit 1:15, 2:36, in: Botschaften aus ʿAkká 11:5 – Anm. d. Hrsg.Q Allenfalls ist es so, dass einige Seelen unwissend sind; sie müssen erzogen werden. Manche sind krank; sie müssen geheilt werden. Einige sind noch wie Kinder; wir müssen ihnen helfen, die Reife zu erreichen, und müssen ihnen gegenüber besonders gütig sein. So verhält sich das Volk Bahás.
13:2
Ich hoffe, deine Brüder und Schwestern werden alle zu Förderern der Menschheit werden.
14
14:1
O ihr beiden gesegneten Seelen! Eure Briefe sind angekommen. Sie zeigten, dass ihr nach der Wahrheit forscht und euch freigemacht habt von Nachahmung und Aberglauben, dass ihr mit eigenen und nicht mit fremden Augen schaut, mit eigenen und nicht mit fremden Ohren hört, dass ihr Geheimnisse mit eigenem und nicht mit fremdem Bewusstsein entdeckt. Wer nachahmt, sagt: Dieser Mensch hat etwas gesehen, dieser Mensch hat etwas gehört, dieser Mensch hat etwas entdeckt. Mit anderen Worten, er hängt von der Sicht, dem Gehör und dem Bewusstsein anderer ab und besitzt keinen eigenen Willen.
14:2
Preis sei Gott, denn ihr habt Willenskraft bewiesen und euch der Sonne der Wahrheit zugewandt. Die Gefilde eurer Herzen hat der Herr mit dem Licht des Königreichs erleuchtet; ihr wurdet auf den geraden Pfad geführt und geht die Straße, die zum Reich Gottes führt. Ihr habt das Paradies Abhá betreten und euren Anteil erlangt an der Frucht vom Baum des Lebens.
14:3
Selig seid ihr. Eine herrliche Wohnstatt erwartet euch. Gruß und Preis seien mit euch!
15
15:1
O du Gefangene der Liebe Gottes!Jane Elizabeth Whyte, Edinburg, vgl. Anjam Khursheed, The Seven Candles of Unity, Bahá’í Publishing Trust, London 1991, p. 45 – Anm. d. Hrsg.A Der Brief, den du bei deiner Abreise geschrieben hast, hat mich erreicht und sehr erfreut. Ich hoffe, dass dir dein inneres Auge weit geöffnet wird, so dass sich dir der Kern göttlicher Geheimnisse erschließt.
15:2
Du begannst deinen Brief mit einem gesegneten Satz: »Ich bin Christin.« O wenn doch alle wahre Christen wären! Es ist einfach, sich als Christ zu bekennen; aber ein wirklicher Christ zu sein, ist schwierig. Heute sind etwa fünfhundert Millionen Seelen Christen; aber der wahre Christ ist selten: Er ist die Seele, aus deren anmutigem Gesicht Christi Herrlichkeit strahlt, die Seele, welche die Vollkommenheiten des Königreiches offenbart. Das ist sehr wichtig, denn Christ zu sein, heißt jede vorhandene Vollkommenheit verkörpern. Ich hoffe, dass auch du eine wahre Christin wirst. Danke Gott, dass du durch die göttlichen Lehren zu guter Letzt in höchstem Maße beides erhalten hast, das äußere wie das innere Auge, dass du fest in der Gewissheit und im Glauben wurzelst. Ich hoffe sehr, dass auch andere erleuchtete Augen, hörende Ohren und ewiges Leben erlangen, dass diese vielen Flüsse aus den verschiedenen, verstreuten Flussbetten ihren Weg heimfinden in das alles umspülende Meer, dass sie zusammenfließen und sich zu einer einzigen Woge brandender Einheit erheben, dass die einende Wahrheit durch die Macht Gottes alle eingebildeten Unterschiede verschwinden lasse. Dies ist das einzig Wesentliche; denn wenn Einheit erreicht ist, verschwinden alle anderen Probleme von selbst.
15:3
O verehrte Dame! Nach den göttlichen Lehren in dieser ruhmreichen Sendung sollten wir keinen herabsetzen oder unwissend nennen mit den Worten: »Du weißt es nicht, ich aber weiß es.« Vielmehr sollten wir anderen mit Achtung begegnen, und wenn wir etwas erklären und zeigen möchten, sollten wir wie Wahrheitssucher sagen: »Hier liegen uns diese Dinge vor. Lasst uns forschen, damit wir entscheiden können, wo und in welcher Gestalt die Wahrheit zu finden ist.« Der Lehrer darf nicht sich selbst als wissend und die anderen als unwissend betrachten. Solche Gedanken erzeugen nur Stolz, und der Stolz trägt nicht dazu bei, andere zu beeinflussen. Der Lehrer darf sich in keiner Weise als überlegen ansehen. Er muss äußerst freundlich, bescheiden und demütig sprechen; denn diese Sprechweise übt Einfluss aus und erzieht die Seelen.
15:4
O verehrte Dame! Alle Propheten wurden nur zu einem einzigen Zweck zur Erde herniedergesandt. Christus wurde zu diesem Zweck offenbart, Bahá’u’lláh erhob dafür den Ruf des Herrn: dass die Menschenwelt zur Welt Gottes werde, diese niedere Welt zum Reich Gottes, dieses Dunkel zu Licht, diese satanische Bosheit zum Kanon himmlischer Tugenden; ferner dass Einheit, Freundschaft und Liebe für das ganze Menschengeschlecht errungen werden, dass organische Einheit wieder erscheine, die Grundlagen der Uneinigkeit zerstört werden und die Menschheit ewiges Leben und ewige Gnade ernte.
15:5
O verehrte Dame! Schau dich um in der Welt! Einheit, gegenseitige Anziehung, Zusammensein verursachen Leben; aber Uneinigkeit und Missklang bedeuten Tod. Wenn du alle Erscheinungen bedenkst, wirst du erkennen, wie jedes erschaffene Ding durch die Vermischung vieler Elemente entsteht. Wenn diese Gesamtheit der Elemente aufgelöst wird, wenn der Einklang der Elemente aufgehoben wird, ist damit das Leben in dieser Erscheinungsform ausgelöscht.
15:6
O verehrte Dame! Obwohl in vergangenen Religionszyklen Einklang begründet wurde, war in Ermangelung der Mittel die Einheit der Menschheit unerreichbar. Die Kontinente blieben weit voneinander getrennt, ja sogar unter den Völkern ein und desselben Kontinents waren Verbindung und Austausch nahezu unmöglich. Infolgedessen waren Umgang, Verständigung und Einheit zwischen allen Völkern und Geschlechtern der Erde unerreichbar. Heute jedoch haben sich die Kommunikationsmittel vervielfacht, und die fünf Kontinente der Erde sind im Grunde genommen zu einem Ganzen verschmolzen. Jedem Menschen fällt es heute leicht, überallhin zu reisen, mit anderen Völkern zusammenzukommen und Meinungen auszutauschen oder sich durch Veröffentlichungen mit den Lebensbedingungen, Glaubensvorstellungen und Gedanken aller Menschen vertraut zu machen. Ebenso sind alle Glieder der menschlichen Familie, ob Völker oder Regierungen, Städte oder Dörfer, in steigendem Maße voneinander abhängig geworden. Keiner kann mehr in Selbstgenügsamkeit leben, weil politische Bindungen alle Völker und Nationen vereinen, die Bande des Handels und der Industrie, der Landwirtschaft und des Bildungswesens Tag für Tag stärker werden. Folglich ist die Einheit der ganzen Menschheit heutzutage erreichbar geworden. Wahrlich, dies ist nur eines der Wunder dieses wunderbaren Zeitalters, dieses ruhmreichen Jahrhunderts. Die vergangenen Zeitalter waren all dessen beraubt, denn dieses Jahrhundert – das Jahrhundert des Lichtes – ist mit einzigartiger, unvergleichlicher Herrlichkeit, mit Macht und Erleuchtung ausgestattet worden. Darum entfaltet sich mit jedem Tag ein ungeschautes, erstaunliches Wunder. Schließlich wird man sehen, wie hell seine Lichtstrahlen in der Gemeinschaft der Menschen leuchten werden.
15:7
Sieh, wie dieses Licht nun am dunklen Horizont der Welt zu dämmern beginnt! Der erste Lichtstrahl ist die Einheit im politischen Bereich; der allererste Schimmer davon lässt sich nunmehr erkennen. Der zweite Lichtstrahl ist die Einheit des Denkens in weltweiten Unternehmungen, die bald vollzogen werden wird. Der dritte Lichtstrahl ist die Einheit in der Freiheit, die sicherlich eintreten wird. Der vierte Lichtstrahl ist die Einheit in der Religion, der Eckstein, auf dem die Grundlage ruht; auch sie wird durch die Macht Gottes in ihrer ganzen Strahlenfülle offenbar werden. Der fünfte Lichtstrahl ist die Einheit der Nationen – eine Einheit, die in diesem Jahrhundert sicher begründet werden wird, so dass sich alle Völker der Welt als Bürger eines gemeinsamen Vaterlandes betrachten. Der sechste Lichtstrahl ist die Einheit der Rassen, die alle Erdenbewohner zu Völkern und Geschlechtern einer Rasse macht. Der siebte Lichtstrahl ist die Einheit der Sprache, das heißt die Wahl einer universalen Sprache, in der alle Menschen unterrichtet werden und miteinander verkehren. All dies wird unausweichlich eintreten, weil die Macht des Reiches Gottes seine Verwirklichung fördern und unterstützen wird.
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