‘Abdu’l-Bahá | Briefe und Botschaften
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13
13:1
O du Tochter des Königreiches! Dein Brief vom 5. Dezember 1918 erreichte mich. Er enthielt die gute Nachricht, dass die Freunde Gottes und die Dienerinnen des Barmherzigen im Sommer in Green Acre zusammengekommen sind, dass sie Tag und Nacht im Gedenken Gottes zubrachten, der Einheit der Menschenwelt dienten, allen Religionen Liebe bezeigten, frei blieben von jedem religiösen Vorurteil und gütig zu allen Menschen waren. Die göttlichen Religionen müssen Einheit unter den Menschen bewirken, als Mittel zu Einigkeit und Liebe dienen. Sie müssen den Weltfrieden verkünden, den Menschen von allen Vorurteilen befreien, Freude und Frohsinn spenden, Güte gegenüber allen Menschen einüben und alle Unterschiede beiseite räumen. So sagte Bahá’u’lláh, an die Menschenwelt gewandt: »O Menschen! Ihr seid die Früchte eines Baumes, die Blätter eines Zweiges.«vgl. Bahá’u’lláh, in: Tabernakel der Einheit 1:15, 2:36, in: Botschaften aus ʿAkká 11:5 – Anm. d. Hrsg.Q Allenfalls ist es so, dass einige Seelen unwissend sind; sie müssen erzogen werden. Manche sind krank; sie müssen geheilt werden. Einige sind noch wie Kinder; wir müssen ihnen helfen, die Reife zu erreichen, und müssen ihnen gegenüber besonders gütig sein. So verhält sich das Volk Bahás.
13:2
Ich hoffe, deine Brüder und Schwestern werden alle zu Förderern der Menschheit werden.
14
14:1
O ihr beiden gesegneten Seelen! Eure Briefe sind angekommen. Sie zeigten, dass ihr nach der Wahrheit forscht und euch freigemacht habt von Nachahmung und Aberglauben, dass ihr mit eigenen und nicht mit fremden Augen schaut, mit eigenen und nicht mit fremden Ohren hört, dass ihr Geheimnisse mit eigenem und nicht mit fremdem Bewusstsein entdeckt. Wer nachahmt, sagt: Dieser Mensch hat etwas gesehen, dieser Mensch hat etwas gehört, dieser Mensch hat etwas entdeckt. Mit anderen Worten, er hängt von der Sicht, dem Gehör und dem Bewusstsein anderer ab und besitzt keinen eigenen Willen.
14:2
Preis sei Gott, denn ihr habt Willenskraft bewiesen und euch der Sonne der Wahrheit zugewandt. Die Gefilde eurer Herzen hat der Herr mit dem Licht des Königreichs erleuchtet; ihr wurdet auf den geraden Pfad geführt und geht die Straße, die zum Reich Gottes führt. Ihr habt das Paradies Abhá betreten und euren Anteil erlangt an der Frucht vom Baum des Lebens.
14:3
Selig seid ihr. Eine herrliche Wohnstatt erwartet euch. Gruß und Preis seien mit euch!
15
15:1
O du Gefangene der Liebe Gottes!Jane Elizabeth Whyte, Edinburg, vgl. Anjam Khursheed, The Seven Candles of Unity, Bahá’í Publishing Trust, London 1991, p. 45 – Anm. d. Hrsg.A Der Brief, den du bei deiner Abreise geschrieben hast, hat mich erreicht und sehr erfreut. Ich hoffe, dass dir dein inneres Auge weit geöffnet wird, so dass sich dir der Kern göttlicher Geheimnisse erschließt.
15:2
Du begannst deinen Brief mit einem gesegneten Satz: »Ich bin Christin.« O wenn doch alle wahre Christen wären! Es ist einfach, sich als Christ zu bekennen; aber ein wirklicher Christ zu sein, ist schwierig. Heute sind etwa fünfhundert Millionen Seelen Christen; aber der wahre Christ ist selten: Er ist die Seele, aus deren anmutigem Gesicht Christi Herrlichkeit strahlt, die Seele, welche die Vollkommenheiten des Königreiches offenbart. Das ist sehr wichtig, denn Christ zu sein, heißt jede vorhandene Vollkommenheit verkörpern. Ich hoffe, dass auch du eine wahre Christin wirst. Danke Gott, dass du durch die göttlichen Lehren zu guter Letzt in höchstem Maße beides erhalten hast, das äußere wie das innere Auge, dass du fest in der Gewissheit und im Glauben wurzelst. Ich hoffe sehr, dass auch andere erleuchtete Augen, hörende Ohren und ewiges Leben erlangen, dass diese vielen Flüsse aus den verschiedenen, verstreuten Flussbetten ihren Weg heimfinden in das alles umspülende Meer, dass sie zusammenfließen und sich zu einer einzigen Woge brandender Einheit erheben, dass die einende Wahrheit durch die Macht Gottes alle eingebildeten Unterschiede verschwinden lasse. Dies ist das einzig Wesentliche; denn wenn Einheit erreicht ist, verschwinden alle anderen Probleme von selbst.
15:3
O verehrte Dame! Nach den göttlichen Lehren in dieser ruhmreichen Sendung sollten wir keinen herabsetzen oder unwissend nennen mit den Worten: »Du weißt es nicht, ich aber weiß es.« Vielmehr sollten wir anderen mit Achtung begegnen, und wenn wir etwas erklären und zeigen möchten, sollten wir wie Wahrheitssucher sagen: »Hier liegen uns diese Dinge vor. Lasst uns forschen, damit wir entscheiden können, wo und in welcher Gestalt die Wahrheit zu finden ist.« Der Lehrer darf nicht sich selbst als wissend und die anderen als unwissend betrachten. Solche Gedanken erzeugen nur Stolz, und der Stolz trägt nicht dazu bei, andere zu beeinflussen. Der Lehrer darf sich in keiner Weise als überlegen ansehen. Er muss äußerst freundlich, bescheiden und demütig sprechen; denn diese Sprechweise übt Einfluss aus und erzieht die Seelen.
15:4
O verehrte Dame! Alle Propheten wurden nur zu einem einzigen Zweck zur Erde herniedergesandt. Christus wurde zu diesem Zweck offenbart, Bahá’u’lláh erhob dafür den Ruf des Herrn: dass die Menschenwelt zur Welt Gottes werde, diese niedere Welt zum Reich Gottes, dieses Dunkel zu Licht, diese satanische Bosheit zum Kanon himmlischer Tugenden; ferner dass Einheit, Freundschaft und Liebe für das ganze Menschengeschlecht errungen werden, dass organische Einheit wieder erscheine, die Grundlagen der Uneinigkeit zerstört werden und die Menschheit ewiges Leben und ewige Gnade ernte.
15:5
O verehrte Dame! Schau dich um in der Welt! Einheit, gegenseitige Anziehung, Zusammensein verursachen Leben; aber Uneinigkeit und Missklang bedeuten Tod. Wenn du alle Erscheinungen bedenkst, wirst du erkennen, wie jedes erschaffene Ding durch die Vermischung vieler Elemente entsteht. Wenn diese Gesamtheit der Elemente aufgelöst wird, wenn der Einklang der Elemente aufgehoben wird, ist damit das Leben in dieser Erscheinungsform ausgelöscht.
15:6
O verehrte Dame! Obwohl in vergangenen Religionszyklen Einklang begründet wurde, war in Ermangelung der Mittel die Einheit der Menschheit unerreichbar. Die Kontinente blieben weit voneinander getrennt, ja sogar unter den Völkern ein und desselben Kontinents waren Verbindung und Austausch nahezu unmöglich. Infolgedessen waren Umgang, Verständigung und Einheit zwischen allen Völkern und Geschlechtern der Erde unerreichbar. Heute jedoch haben sich die Kommunikationsmittel vervielfacht, und die fünf Kontinente der Erde sind im Grunde genommen zu einem Ganzen verschmolzen. Jedem Menschen fällt es heute leicht, überallhin zu reisen, mit anderen Völkern zusammenzukommen und Meinungen auszutauschen oder sich durch Veröffentlichungen mit den Lebensbedingungen, Glaubensvorstellungen und Gedanken aller Menschen vertraut zu machen. Ebenso sind alle Glieder der menschlichen Familie, ob Völker oder Regierungen, Städte oder Dörfer, in steigendem Maße voneinander abhängig geworden. Keiner kann mehr in Selbstgenügsamkeit leben, weil politische Bindungen alle Völker und Nationen vereinen, die Bande des Handels und der Industrie, der Landwirtschaft und des Bildungswesens Tag für Tag stärker werden. Folglich ist die Einheit der ganzen Menschheit heutzutage erreichbar geworden. Wahrlich, dies ist nur eines der Wunder dieses wunderbaren Zeitalters, dieses ruhmreichen Jahrhunderts. Die vergangenen Zeitalter waren all dessen beraubt, denn dieses Jahrhundert – das Jahrhundert des Lichtes – ist mit einzigartiger, unvergleichlicher Herrlichkeit, mit Macht und Erleuchtung ausgestattet worden. Darum entfaltet sich mit jedem Tag ein ungeschautes, erstaunliches Wunder. Schließlich wird man sehen, wie hell seine Lichtstrahlen in der Gemeinschaft der Menschen leuchten werden.
15:7
Sieh, wie dieses Licht nun am dunklen Horizont der Welt zu dämmern beginnt! Der erste Lichtstrahl ist die Einheit im politischen Bereich; der allererste Schimmer davon lässt sich nunmehr erkennen. Der zweite Lichtstrahl ist die Einheit des Denkens in weltweiten Unternehmungen, die bald vollzogen werden wird. Der dritte Lichtstrahl ist die Einheit in der Freiheit, die sicherlich eintreten wird. Der vierte Lichtstrahl ist die Einheit in der Religion, der Eckstein, auf dem die Grundlage ruht; auch sie wird durch die Macht Gottes in ihrer ganzen Strahlenfülle offenbar werden. Der fünfte Lichtstrahl ist die Einheit der Nationen – eine Einheit, die in diesem Jahrhundert sicher begründet werden wird, so dass sich alle Völker der Welt als Bürger eines gemeinsamen Vaterlandes betrachten. Der sechste Lichtstrahl ist die Einheit der Rassen, die alle Erdenbewohner zu Völkern und Geschlechtern einer Rasse macht. Der siebte Lichtstrahl ist die Einheit der Sprache, das heißt die Wahl einer universalen Sprache, in der alle Menschen unterrichtet werden und miteinander verkehren. All dies wird unausweichlich eintreten, weil die Macht des Reiches Gottes seine Verwirklichung fördern und unterstützen wird.
16
16:1
O ihr erleuchteten Geliebten und ihr Dienerinnen des Barmherzigen! Zu einer Zeit, da die finstere Nacht der Unwissenheit, der Missachtung des Göttlichen und die von Gott trennenden Schleier die Erde umhüllten, dämmerte ein strahlender Morgen, und ein Licht stieg am östlichen Himmel empor. Dann erschien die Sonne der Wahrheit, und der strahlende Glanz des Reiches Gottes ergoss sich über Ost und West. Die Augen hatten zu sehen, erfreuten sich der frohen Botschaft und riefen: »O selig, selig sind wir!« Und sie erkannten die geistige Wirklichkeit aller Dinge und entdeckten die Geheimnisse des Gottesreiches. Von ihren Einbildungen und Zweifeln erlöst, schauten sie das Licht der Wahrheit. Sie tranken den Kelch der Liebe Gottes bis zur Neige und wurden so begeistert, dass sie die Welt und ihr eigenes Selbst gänzlich vergaßen. In jauchzender Freude eilten sie zur Stätte ihres Martyriums, und wo die Menschen aus Liebe sterben, da warfen sie Haupt und Herz von sich.
16:2
Die aber, deren Augen nicht sahen, wunderten sich über diese Erregung und riefen: »Wo ist denn das Licht?« und wiederum: »Wir sehen kein Licht! Wir sehen keine Sonne aufgehen! Hier gibt es keine Wahrheit. Das ist nur Einbildung und sonst nichts.« Wie Fledermäuse flohen sie ins verborgene Dunkel und fanden dort, wie sie meinten, ein gewisses Maß an Sicherheit und Frieden.
16:3
All das ist jedoch erst der Beginn der Morgendämmerung; die Glut der aufgehenden Sonne der Wahrheit ist noch nicht auf dem Höhepunkt ihrer Kraft. Wenn aber die Sonne im Zenit steht, wird sie so heiß brennen, dass sie sogar das Gewürm in der Erde aufschreckt. Und obwohl es kein Licht sehen kann, wird es dennoch durch diese Hitze in rasende Bewegung versetzt.
16:4
Darum, o ihr Geliebten Gottes, seid dankbar, dass ihr am Tage der Morgendämmerung euer Angesicht dem Lichte der Welt zuwendet und seine Herrlichkeit schaut. Ihr habt einen Anteil am Lichte der Wahrheit empfangen; ihr erfreut euch einer Vielzahl von Segnungen, die ewig währen. Darum sollt ihr als Dankesgabe für diese Gnade keinen Augenblick ruhen noch rasten. Bringt den Menschen die frohe Botschaft vom Reiche Gottes, verbreitet überall Gottes Wort.
16:5
Handelt im Einklang mit dem Willen des Herrn: Erhebt euch also in solcher Weise und mit solchen Tugenden, dass dem Körper dieser Welt eine lebendige Seele geschenkt wird, und bringt dieses zarte Kind, die Menschheit, zur Stufe der Reife. Entzündet, wann immer ihr könnt, bei jeder Begegnung eine Kerze der Liebe, erfreut und ermutigt mitfühlend jedes Herz. Sorgt euch um den Fremden wie um einen der euren, zeigt Ausländern die gleiche Liebe und Güte wie euren treuen Freunden. Sollte jemand Streit mit euch suchen, trachtet danach, ihn zum Freunde zu gewinnen. Sollte jemand euch bis ins Innerste verletzen, seid ein heilender Balsam für seine Wunden. Sollte euch jemand verspotten und verhöhnen, begegnet ihm mit Liebe. Sollte jemand seine Schuld auf euch abwälzen, lobt ihn. Sollte er euch tödliches Gift anbieten, so gebt ihm dafür den besten Honig; und sollte er euer Leben bedrohen, so gewährt ihm eine Arznei, die ihn für immer heilen wird. Sollte er die Qual selbst sein, so seid ihr seine Medizin. Sollte er wie Dornen sein, seid ihr seine Rosen und süßen Kräuter. Vielleicht werden solche Taten und Worte von euch diese finstere Welt schließlich hell erstrahlen lassen, diese staubige Erde himmlisch machen, diesen höllischen Kerker in einen Königspalast des Herrn verwandeln – so dass Krieg und Hader verschwinden und nicht mehr sind, Liebe und Vertrauen ihre Zelte auf den Gipfeln der Welt errichten. Das ist der Wesenskern der Ermahnungen Gottes. Das sind – mit wenigen Worten – die Lehren der Sendung Bahás.
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17:1
O ihr Erwählten des Reiches Abhá! Lobet den Herrn der Heerscharen; denn auf den Wolken schwebend ist Er aus dem Himmel des unsichtbaren Reiches in diese Welt herabgekommen, um Ost und West durch die herrliche Sonne der Wahrheit zu erleuchten. Der Ruf des Königreiches erscholl, die Boten aus den Sphären der Höhe sangen nach den Weisen der himmlischen Heerscharen die frohe Botschaft Seines Kommens. Da erzitterte die ganze Welt des Seins vor Freude, doch die Menschen schliefen weiter, wie es der Messias voraussagte; denn der Tag der Manifestation, da der Herr der Heerscharen herabstieg, fand sie verhüllt in den Schlaf der Unwissenheit. Wie Er im Evangelium sagte: »Mein Kommen geschieht, wie wenn der Dieb im Hause ist, und der Hausherr ist nicht auf der Hut.«vgl. Mt. 24:43–44; Lk. 12:39–40; Thomasevangelium 21 – Anm. d. Hrsg.Q
17:2
Vor allen Menschen hat Er euch erwählt. Eure Augen wurden dem Lichte der Führung eröffnet, eure Ohren auf die Musik der himmlischen Heerscharen eingestimmt. Ihr wurdet mit großer Gnade gesegnet, denn eure Herzen und Seelen sind zu neuem Leben wiedergeboren. Danket und preiset Gott, dass die Hand unermesslicher Segnungen euch diese edelsteinbesetzte Krone aufs Haupt gedrückt hat – eine Krone, deren leuchtende Juwelen bis in alle Ewigkeit glitzern und strahlen werden.
17:3
Bemüht euch nach Kräften und erwählt euch ein erhabenes Ziel, um Ihm für all das zu danken. Gehorcht den Lehren Gottes durch die Macht des Glaubens, und lasst all eure Taten mit Seinen Geboten in Einklang sein. Lest die Verborgenen Worte, denkt über ihre innere Bedeutung nach und handelt danach. Lest mit größter Aufmerksamkeit die Sendschreiben ṬarázátDer Schmuck, [siehe Bahá’u’lláh, in: Botschaften aus ʿAkká, Kap. 4].A, KalimátWorte des Paradieses, [siehe Bahá’u’lláh, in: Botschaften aus ʿAkká, Kap. 6].A, TajallíyátDer Strahlenglanz, [siehe Bahá’u’lláh, in: Botschaften aus ʿAkká, Kap. 5].A, IshráqátDie Pracht, [siehe Bahá’u’lláh, in: Botschaften aus ʿAkká, Kap. 8].A und BishárátDie frohen Botschaften, [siehe Bahá’u’lláh, Botschaften aus ʿAkká, Kap. 3].A und erhebt euch, wie in den himmlischen Lehren geboten. So sei jeder von euch wie eine leuchtende Kerze der Anziehungspunkt, wo immer Menschen zusammenkommen, und wie ein Blumenbeet sollt ihr süßen Duft verbreiten.
17:4
Tost wie das brüllende Meer, und wie eine schwere Wolke regnet die Gnade des Himmels nieder. Erhebt eure Stimme und singt die Weisen vom Reiche Abhá. Erstickt die Flammen des Krieges, hisst hoch die Banner des Friedens, arbeitet für die Einheit der Menschheit und denkt daran, dass Religion ein Kanal der Liebe zu allen Völkern ist. Wisst, dass die Menschenkinder Gottes Schafe sind und Er ihr liebender Hirte, dass Er zärtlich all Seine Schafe umsorgt, sie auf Seinen grünen Auen der Gnade weidet und sie aus dem Brunnquell des Lebens tränkt. So handelt der Herr. Das sind Seine Segnungen. Das ist aus Seinen Lehren Sein Gebot für die Einheit der Menschheit.
17:5
Die Tore Seines Segens sind weit geöffnet, Seine Zeichen sind überall kundgetan, hell leuchtet die Wahrheit in ihrer Herrlichkeit. Gottes Segen ist unerschöpflich. Erkennt den Wert dieser Zeit. Strebet aus ganzem Herzen, erhebt eure Stimme und rufet laut, bis diese dunkle Welt sich mit Licht erfüllt, bis diese enge Schattengruft sich weitet, bis dieser flüchtige Haufen Staub sich in einen Spiegel der ewigen Himmelsgärten verwandelt und dieser Erdball seinen Teil an der himmlischen Gnade erhält.
17:6
Dann wird die Angriffslust verpuffen; was zu Uneinigkeit führt, wird ausgerottet, und der Bau der Einheit wird errichtet – auf dass der Gesegnete Baum seinen Schatten über Ost und West breite, die Stiftshütte der Einzigkeit des Menschen auf den höchsten Gipfeln errichtet werde, die Flaggen der Liebe und Freundschaft rund um die Welt an ihren Masten flattern, bis das Meer der Wahrheit hoch aufbraust, die Erde die Rosen und würzigen Kräuter immerwährender Segnungen hervorbringt und von Pol zu Pol zum Paradies Abhá wird.
17:7
Dies ist ʿAbdu’l-Bahás Rat. Ich hoffe, dass ihr mit dem Segen des Herrn der Heerscharen zur geistigen Substanz, zum Strahlenglanz des Menschengeschlechts werdet und alle Herzen mit dem Bande der Liebe vereint; dass ihr durch die Macht des Wortes Gottes die Toten zum Leben erweckt, die jetzt in den Gräbern ihrer sinnlichen Wünsche liegen, dass ihr mit den Sonnenstrahlen der Wahrheit denen die Sicht wiedergebt, deren inneres Auge erblindet ist, dass ihr den geistig Kranken geistige Heilung bringt. Auf all das aus den Segnungen und Gnadengaben des Geliebten hoffe ich.
17:8
Zu allen Zeiten spreche ich von euch und denke an euch. Ich bete zum Herrn, und unter Tränen flehe ich Ihn an, dass Er all diese Segnungen über euch ausschütte, eure Herzen erfreue, eure Seelen entzücke und euch unermessliche Freude und himmlische Wonne schenke …
17:9
O Du liebender Versorger! Diese Seelen hören auf den Ruf des Königreiches und schauen die Sonne der Wahrheit in ihrer Herrlichkeit. Sie erheben sich in die frischen Himmel der Liebe, fühlen sich hingezogen zu Deinem Wesen und beten Deine Schönheit an. Dir wenden sie sich zu, sprechen miteinander von Dir, suchen nach Deiner Wohnstatt und dürsten nach den Wasserläufen Deines himmlischen Reiches.
17:10
Du bist der Geber, der Verleiher, der Ewig-Liebende.
18
18:1
O du, der du ein sehendes Herz hast! Zwar bist du körperlich des Augenlichtes beraubt, doch hast du, gepriesen sei Gott, geistige Einsicht. Dein Herz sieht, dein Geist hört. Das Augenlicht unterliegt tausend Krankheiten und geht schließlich mit Sicherheit verloren. Deshalb sollte ihm keine Bedeutung beigemessen werden. Aber das Auge des Herzens ist erleuchtet. Es entdeckt und erforscht das Gottesreich. Es besteht immer und ewig. So preise Gott, dass deines Herzens Auge erleuchtet ist und deines Geistes Ohr empfänglich.
18:2
Jede Zusammenkunft, die ihr organisiert, darin ihr himmlische Regungen fühlt, Wirklichkeiten und Bedeutungen erfasst, ist wie das Sternenzelt, und die Seelen dort sind strahlende Sterne, die mit dem Licht der Führung leuchten.
18:3
Glücklich die Seele, die in diesem herrlichen Zeitalter himmlische Lehren sucht, und selig das Herz, das von der Liebe Gottes bewegt und angezogen wird.
19
19:1
Preis sei Ihm, in Dessen Herrlichkeit Erde und Himmel erglühen, in Dessen Dufthauch die Gärten der Heiligkeit, welche die Herzen der Auserwählten schmücken, vor Freude erzittern. Preis sei Ihm, der Sein Licht verströmt und das Angesicht des Firmaments erhellt. Wahrlich, strahlende, feurige Sterne sind erschienen; sie funkeln, leuchten und senden ihre Strahlen dem höchsten Horizont entgegen. Ihre Anmut und Pracht empfingen sie aus den Gnadengaben des Reiches Abhá. Zu Sternen der Führung geworden, ergossen sie ihr Licht auf diese Erde.
19:2
Preis sei Ihm, der diese neue Ära, dieses Zeitalter höchster Würde, gestaltet hat wie ein Festspiel, das aller Dinge Wirklichkeit den Augen enthüllt. Nun regnen die Wolken der Freigebigkeit hernieder, die Gaben des liebenden Herrn sind offenbar; denn die sichtbare wie die unsichtbare Welt wurden erleuchtet, der Verheißene kam zur Erde, die Schönheit des Angebeteten erstrahlte.
19:3
Gruß, Segen und Willkomm seien dieser Umfassenden Wirklichkeit, diesem Vollkommenen Wort, diesem Offenbaren Buch, diesem Strahlenglanz, der am höchsten Himmel anbrach, diesem Führer aller Nationen, diesem Licht der Welt – Dessen überströmende Gnade, einem wogenden Meere gleich, die ganze Schöpfung überflutete, so dass seine Wellen schimmernde Perlen an die Gestade der sichtbaren Welt spülten. Jetzt ist die Wahrheit erschienen und die Falschheit geflohen. Jetzt ist der Tag angebrochen, und alles jauchzt. Die Seelen der Menschen werden geheiligt, ihr Geist geläutert, ihr Herz beglückt, ihr Verstand geklärt, ihre geheimen Gedanken gesunden, ihr Gewissen wird reingewaschen, ihr innerstes Selbst geheiligt; denn der Tag der Auferstehung ist gekommen, und die Segnungen deines Herrn, des Vergebenden, umfassen alle Dinge. Heil und Preis seien den glänzenden, prangenden Sternen, die ihre Strahlen aus dem höchsten Himmel herniedersenden, diesen Sternbildern im umgürtenden Tierkreis des Reiches Abhá. Ruhm sei mit ihnen.
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