‘Abdu’l-Bahá | Briefe und Botschaften
weiter nach oben ...
200:3
In dieser Lage befanden wir uns, als uns ein Brief der amerikanischen FreundeDieser Brief trug die Unterschriften von 422 amerikanischen Gläubigen und das Datum vom 4. Juli 1905.A erreichte. Sie hatten sich geschworen, so schrieben sie, in allen Dingen einig zu bleiben. Die Unterzeichnenden hatten allesamt gelobt, auf dem Pfade der Liebe Gottes Opfer zu bringen, um ewiges Leben zu gewinnen. In dem Augenblick, als dieser Brief mit all den Unterschriften am Ende verlesen wurde, überkam ‘Abdu’l-Bahá so große Freude, dass keine Feder sie zu beschreiben vermag. Er dankte Gott, dass sich dortzulande Freunde erhoben haben, die in vollkommener Eintracht zusammenleben wollen, in der schönsten Gemeinschaft, in voller Übereinstimmung, eng miteinander verbunden und vereint in ihren Bemühungen.
200:4
Je mehr ihr an dieser Übereinkunft festhaltet, desto glücklicher und gedeihlicher wird sich alles gestalten; denn dieser Bund zieht Gottes Bestätigungen auf sich. Hoffen die Liebenden Gottes auf die Gnade, die himmlischen Heerscharen zu Freunden zu gewinnen, so müssen sie alles in ihrer Macht Stehende tun, diese Übereinkunft zu stärken; denn eine solche Verbindung der Bruderschaft und Einigkeit bedeutet, den Baum des Lebens zu bewässern: Sie ist das ewige Leben.
200:5
O ihr, die ihr Gott liebt! Macht eure Schritte fest. Erfüllt das Versprechen, das ihr einander gabt. Schreitet einträchtig voran, damit ihr den süßen Duft der Gottesliebe verbreitet und Seine Lehren aufrichtet, bis ihr dem Leichnam dieser Welt eine Seele einhaucht und im Reich des Stoffes wie des Geistes jedem Kranken wahre Heilung bringt.
200:6
O ihr, die ihr Gott liebt! Die Welt gleicht einem Menschen, der krank und schwach ist, dessen Augen nichts mehr sehen und dessen Ohren taub wurden. Seine ganze Kraft ist zerstört und verbraucht. Deshalb müssen die Freunde Gottes fähige Ärzte sein, die diesen Kranken nach den heiligen Lehren pflegen, bis er wieder gesund ist. So Gott will, wird die Welt genesen und auf Dauer heil bleiben. Ihre erschöpften Fähigkeiten werden wiederhergestellt, ihr Leib wird solche Lebenskraft und Frische annehmen, dass er in heiterer Anmut erstrahlt.
200:7
Das erste Heilmittel ist, das Volk rechtzuleiten, so dass es sich Gott zuwendet, auf Seinen Rat hört und alsdann mit hörenden Ohren und sehenden Augen voranschreitet. Hat man den Menschen diesen rasch wirkenden Trunk verabreicht, dann muss man sie nach den Lehren dazu führen, sich die Eigenschaften und Verhaltensweisen der himmlischen Heerscharen anzueignen, und muss sie ermutigen, die Gnadengaben des Reiches Abhá zu suchen. Sie müssen die letzte Spur von Hass und Groll aus ihren Herzen tilgen und sich anschicken, wahrhaftig und ehrlich zu sein, versöhnungsbereit und liebevoll gegenüber allen Menschen, damit sich Ost und West wie zwei Liebende umschlungen halten, Hass und Feindseligkeit von dieser Erde verschwinden und an ihrer Statt der Weltfriede fest verwurzelt wird.
200:8
O ihr, die ihr Gott liebt! Seid freundlich zu allen Völkern, kümmert euch um jeden Menschen, tut, was ihr könnt, um die Herzen und Gemüter der Menschen zu läutern, und bemüht euch, jede Seele zu erfreuen. Seid für jede Au ein Regenschauer der Gnade, für jeden Baum das Wasser des Lebens, seid wie süßer Moschus für den Sinn der Menschen, und für die Kranken seid eine frische, belebende Brise. Seid schmackhaftes Wasser für alle Dürstenden, ein behutsamer Führer für alle, die ihren Weg verloren haben; seid den Waisen Vater und Mutter, den Alten liebevolle Söhne und Töchter, ein reicher Schatz den Armen. Erachtet Liebe und Brüderlichkeit als des Himmels Wonnen, Feindseligkeit und Hass als Höllenqual.
200:9
Verwöhnt euren Leib nicht mit Ruhe, sondern arbeitet mit ganzer Seele, und aus vollem Herzen ruft und bittet Gott, dass Er euch Seine Hilfe und Gnade gewähre. So verwandelt ihr diese Welt in das Paradies Abhá, diesen Erdball in den Paradeplatz für das Reich der Höhe. Wenn ihr nur die Mühe auf euch nehmt, wird diese Pracht sicherlich leuchten, diese Wolken der Barmherzigkeit werden ihren Regen verströmen, diese lebenspendenden Winde werden sich erheben und wehen, dieser süßduftende Moschus wird sich allenthalben verbreiten.
200:10
O ihr, die ihr Gott liebt! Denkt nicht weiter darüber nach, was an diesem heiligen Ort noch geschehen mag, und seid in keiner Weise beunruhigt. Was immer geschieht, gereicht zum besten; denn Leid ist nur der innerste Kern der Gnadengabe, Sorge und Plage sind lautere Barmherzigkeit, Schmerz ist Seelenfrieden, und ein Opfer zu bringen, bedeutet, ein Geschenk zu empfangen. Was auch immer geschehen wird, es kommt aus Gottes Gnade.
200:11
Richtet euren Blick deshalb auf eure eigenen Aufgaben: Führt das Volk und erzieht es auf den Wegen ‘Abdu’l-Bahás. Überbringt der Menschheit diese frohe Botschaft aus dem Reich Abhá. Rastet weder bei Tag noch bei Nacht. Sucht keinen Augenblick der Ruhe. Bemüht euch mit ganzer Kraft und bringt den Menschen diese frohe Botschaft zu Gehör. In eurer Liebe zu Gott und eurer Bindung an ‘Abdu’l-Bahá nehmt jede Drangsal, jede Sorge auf euch. Erduldet des Angreifers Hohn, nehmt des Feindes Vorwurf hin. Folgt den Fußstapfen ‘Abdu’l-Bahás auf dem Pfade der Schönheit Abhá und sehnt euch jeden Augenblick danach, euer Leben hinzugeben. Strahlt wie die Sonne, seid ruhelos wie das Meer, vergießt wie die Wolken des Himmels Leben über Feld und Flur, und den Aprilwinden gleich blast Frische durch den Menschenwald und bringt ihn zum Blühen.
201
201:1
O du, die Gottes Liebe mitreißt! Die Sonne der Wahrheit ist über dem Horizont dieser Welt aufgegangen und wirft ihre Lichtstrahlen der Führung hernieder. Die ewige Gnade wird nie unterbrochen, und eine Frucht dieser ewigen Gnade ist der Weltfrieden. Sei deshalb gewiss: In diesem Zeitalter des Geistes wird das Reich des Friedens sein Königszelt auf den Gipfeln der Welt errichten. Das Gebot des Friedefürsten wird die Adern und die Nerven jedes Volkes so beherrschen, dass es alle Nationen auf Erden in Seinen schützenden Schatten zieht. An den Quellen der Liebe, der Wahrheit und der Einheit wird der wahre Hirte Seine Schafe tränken.
201:2
O du Dienerin Gottes! Der Friede muss zuerst unter den einzelnen Menschen gestiftet werden, bis er schließlich zum Frieden unter den Nationen führt. O ihr Bahá’í! Strebt deshalb mit ganzer Kraft danach, durch die Macht des Gotteswortes echte Liebe, geistige Gemeinschaft und dauerhafte Bande zwischen den Menschen zu schaffen. Das ist eure Aufgabe.
202Dieser Sendbrief wurde im Januar 1920 verfaßt; vgl. Shoghi Effendi, Die Weltordnung Bahá’u’lláhs 3:6, S. 51 – Anm. d. Hrsg.A
202:1
O ihr Liebenden der Wahrheit, ihr Diener der Menschheit! Herrliche Düfte strömten aus den Blüten eurer Gedanken und Hoffnungen. Deshalb treibt mich ein tiefes Pflichtgefühl, diese Worte niederzuschreiben.
202:2
Ihr seht, wie diese Welt in sich zerstritten ist, wie viele Länder rot sind von Blut, wie ihr Staub zu Klumpen gebacken ist mit geronnenem Menschenblut. Die Feuer des Streites lodern so hoch, dass zu keiner früheren Zeit, weder im Mittelalter noch in der Neuzeit, jemals ein so grauenhafter Krieg herrschte, ein Krieg, der die Schädel der Menschen zermalmt wie Mühlsteine das Korn. Noch viel schrecklicher, denn reiche Länder fielen in Schutt und Asche, ganze Städte wurden dem Erdboden gleichgemacht, viele blühende Dörfer sind jetzt Ruinen. Väter verloren ihre Söhne und Söhne ihre Väter, Mütter zerfließen in Tränen über ihre toten Kinder, Kinder wurden zu Waisen, Frauen irren vertrieben und heimatlos umher. In jeder Hinsicht ist die Menschheit tief gesunken. Laut gellen die Schreie vaterloser Kinder, laut die schmerzerfüllten Stimmen der Mütter zum Himmel.
202:3
Der Nährboden all dieser Tragödien ist das Vorurteil: das Vorurteil der Rasse und Nation, der Religion, der politischen Meinung; und die Wurzel des Vorurteils ist die blinde Nachahmung der Vergangenheit – die Nachahmung in der Religion, bei Einstellungen zu anderen Rassen, bei nationalen Vorlieben, in der Politik. Solange dieses Nachäffen der Vergangenheit anhält, werden die Grundlagen der Gesellschaftsordnung in alle Winde verweht, und die Menschheit wird ständig den schrecklichsten Gefahren ausgesetzt sein.
202:4
Ist es heutzutage, in unserem erleuchteten Zeitalter, da vormals unbekannte Wirklichkeiten aufgedeckt und die Geheimnisse der Schöpfung dem Menschen enthüllt sind, da der Morgen der Wahrheit angebrochen ist und die Welt erleuchtet hat – ist es da überhaupt statthaft, dass die Menschen einen so fürchterlichen Krieg führen, der die Menschheit ins Verderben stürzt? Nein, bei Gott, dem Herrn!
202:5
Jesus Christus rief die ganze Menschheit zu Freundschaft und Frieden auf. Zu Petrus sprach Er: »Stecke dein Schwert in die Scheide.«Joh. 18:11.Q Das war das Gebot und der Rat Christi, des Herrn; und doch haben heutzutage alle Christen ihre Schwerter aus der Scheide gezogen. Wie groß ist der Widerspruch zwischen solchem Tun und dem klaren Wortlaut des Evangeliums!
202:6
Vor sechzig Jahren erhob sich Bahá’u’lláh wie die Sonne über Persien. Er erklärte, dass die Himmel der Welt verdunkelt sind, dass dieses Dunkel Unheil verkündet und schreckliche Kriege bevorstehen. Aus dem Gefängnis von ‘Akká wandte Er sich an den deutschen Kaiser in deutlicher Sprache und sagte ihm, dass ein großer Krieg bevorstehe und seine Stadt Berlin in Jammern und Wehklagen ausbrechen werde. So schrieb Er auch an den türkischen Herrscher, obwohl Er selbst ein Opfer dieses Sulṭáns, ein Gefangener in dessen Gefängnis war; Er war in der Festung ‘Akká eingekerkert. Klar führte Er aus, dass Konstantinopel von einem plötzlichen, radikalen Umschwung überrascht würde, so heftig, dass die Frauen und Kinder der Stadt jammern und laut klagen würden. Kurz gesagt, solche Worte richtete Er an alle Monarchen und Präsidenten, und alles ereignete sich genauso, wie Er vorhersagte.
202:7
Aus Seiner machtvollen Feder ergingen vielseitige Lehren, wie Krieg zu verhindern sei; diese Lehren wurden überallhin verbreitet.
202:8
Die erste Lehre ist das unabhängige Forschen nach der Wahrheit; denn blinde Nachahmung des Vergangenen lässt den Geist verkümmern. Sobald aber jede Seele nach der Wahrheit forscht, ist die Gesellschaft befreit vom Dunkel des ständigen Wiederholens der Vergangenheit.
202:9
Sein zweites Prinzip ist die Einheit der Menschheit: Alle Menschen sind Gottes Herde, und Gott ist ihr liebender Hirte, der zärtlich für alle sorgt, ohne den einen oder anderen vorzuziehen. »Keinen Unterschied kannst du sehen in der Schöpfung des Gottes der Barmherzigkeit.«Qur’án 67:3.Q Alle sind Seine Diener, alle erbitten Seine Gnade.
202:10
Seine dritte Lehre ist, dass die Religion eine mächtige Feste ist, dass sie aber Liebe hervorbringen muss, nicht Böswilligkeit und Hass. Führt sie zu Bosheit, Groll und Hass, so hat sie keinerlei Wert. Denn die Religion ist ein Heilmittel; wenn aber das Heilmittel krank macht, lässt man es besser weg. Noch einmal zu den religiösen, rassischen, nationalen und politischen Voreingenommenheiten: Alle diese Vorurteile treffen menschliches Leben an der Wurzel. Sie alle ziehen Blutvergießen nach sich, sie zerstören die Welt. Solange diese Vorurteile bestehen, wird es beständig schreckliche Kriege geben.
202:11
Um diesen Zustand zu heilen, brauchen wir den Weltfrieden, und um ihn zustandezubringen, muss ein höchster Gerichtshof, in welchem alle Regierungen und Völker vertreten sind, errichtet werden. Nationale wie internationale Streitfragen müssen ihm unterbreitet werden, und alle müssen die Entscheidungen dieses Gerichtshofes durchführen. Sollte eine Regierung oder ein Volk nicht gehorchen, so lasst die ganze Welt sich gegen diese Regierung oder dieses Volk erheben.
202:12
Eine weitere Lehre Bahá’u’lláhs ist die Gleichheit von Mann und Frau und ihre völlige Gleichberechtigung. Es gibt noch viele ähnliche Grundsätze. Bereits heute ist offensichtlich, dass diese Lehren Leben und Seele der Welt sind.
202:13
O ihr Diener des Menschengeschlechts! Strebt aus ganzem Herzen danach, die Menschheit zu erlösen von den dunklen Vorurteilen, die den menschlichen Lebensumständen und der Naturwelt angehören, damit die Menschenwelt ihren Weg in das Licht der Welt Gottes finde.
202:14
Preis sei Ihm! Ihr kennt die vielfältigen Gesetze, Institutionen und Grundsätze der Welt. Nur die göttlichen Lehren können heutzutage den Frieden und die Ruhe der Menschheit sichern. Ohne diese Lehren hört das Dunkel nicht auf, werden die chronischen Krankheiten nie geheilt. Nein, sie werden sich von Tag zu Tag verschlimmern. Der Balkan wird unzufrieden bleiben. Seine Ruhelosigkeit wird wachsen. Die besiegten Mächte werden weiterwühlen. Sie werden zu jedem Mittel greifen, die Flamme des Krieges wieder zu entzünden. Neugeschaffene Bewegungen von weltweiter Bedeutung werden alle Kräfte für den Fortschritt ihrer Pläne aufbieten. Die Bewegung der Linken wird große Bedeutung erlangen. Ihr Einfluss wird sich ausbreiten.
202:15
Bemüht euch deshalb mit Gottes Hilfe, erleuchtetem Verstand, mit Herz und Hand, mit einer Kraft, die aus dem Himmel geboren ist, dass ihr Gottes Gnadengabe für die Menschen werdet und der ganzen Menschheit Frieden und Wohlfahrt bringt.
203
203:1
O du, der du den Bund Gottes innig liebst! Die Gesegnete Schönheit hat diesem Diener prophezeit, dass sich Seelen erheben werden, die wahre Verkörperungen der Führung sind, Banner der himmlischen Heerscharen, Fackeln der Einheit Gottes und Sterne Seiner reinen Wahrheit, strahlend in den Himmeln, wo Gott allein regiert. Sie werden die Blinden sehend und die Tauben hörend machen; sie werden die Toten zum Leben erwecken. Allen Völkern der Erde werden sie entgegentreten und ihre Sache mit den Beweisen des Herrn der sieben Sphären vertreten.
203:2
Ich hoffe, dass Er in Seiner Güte diese Seelen bald erwecken wird, auf dass Seine Sache erhöht werde. Der Magnet, der diese Gnade anziehen wird, ist Festigkeit im Bündnis. Danke du Gott, dass du der Festeste der Festen bist.
203:3
O mein Gott! Hilf Du Deinem Diener, das Wort zu erhöhen und zu widerlegen, was falsch und eitel ist, die Wahrheit fest zu begründen, die heiligen Verse überallhin zu verbreiten, die Herrlichkeit zu enthüllen und das Morgenlicht in den Herzen der Rechtschaffenen anbrechen zu lassen.
203:4
Du bist wahrlich der Großmütige, der Vergebende.
204
204:1
O Phönix aus der unsterblichen Flamme, die im geheiligten Baume brennt! Bahá’u’lláh – mögen mein Leben, meine Seele, mein Geist Opfer für Seine demütigen Diener sein – hat in Seinen letzten Tagen auf Erden eindrücklich verheißen, die Gnadenströme Gottes und die hilfreiche Unterstützung aus Seinem Reich in der Höhe werden dazu führen, dass sich Seelen erheben und heilige Wesen erscheinen, die sternengleich das Himmelszelt göttlicher Führung schmücken, den Tagesanbruch der liebevollen Güte und Gnadengaben erleuchten, die Zeichen der Einheit Gottes offenbaren, Seelen, die mit dem Licht der Heiligkeit und Reinheit strahlen, ihr volles Maß göttlicher Eingebung empfangen, hoch die heilige Fackel des Glaubens recken, fest stehen wie der Fels und unverrückbar wie der Berg und wachsen, um Leuchten in den Himmeln Seiner Offenbarung zu werden, breite Kanäle Seiner Gnade, Werkzeuge für die Segnungen von Gottes wohltätiger Fürsorge, Herolde, die den Namen des einen wahren Gottes ausrufen, und Bauleute an der Welt größtem Ordnungsgefüge.
204:2
Unablässig werden sie Tag und Nacht tätig sein, weder Prüfung noch Schmerz achten, keinen Aufschub in ihren Anstrengungen dulden, keine Ruhe suchen, Wohlstand und Behagen verschmähen und losgelöst und unbefleckt jeden flüchtigen Augenblick ihres Lebens der Verbreitung der Düfte Gottes, der Verherrlichung Seines heiligen Wortes weihen. Himmlische Freude wird ihr Angesicht ausstrahlen, und ihr Herz wird von Frohlocken erfüllt sein. Ihre Seelen werden erleuchtet sein, ihre Grundlagen fest verankert. In alle Welt hin werden sie sich zerstreuen, durch alle Regionen werden sie reisen. Ihre Stimme werden sie in jeder Versammlung erheben, jede Zusammenkunft werden sie schmücken und beleben. In jeder Sprache werden sie reden und alle verborgenen Bedeutungen erklären. Die Geheimnisse des Reiches Gottes werden sie offenbaren und jedem Menschen die Zeichen Gottes enthüllen. Wie helle Kerzen werden sie im Herzen jeder Versammlung brennen, wie Sterne von allen Horizonten strahlen. Die linden Lüfte aus den Gärten ihrer Herzen werden die Seelen der Menschen erwecken und durchduften, und die Enthüllungen ihres Geistes werden wie Regenschauer die Völker und Nationen der Welt neu beleben.
204:3
Ich warte, ich warte voll Ungeduld auf das Erscheinen dieser Heiligen. Wie lange werden sie noch säumen? Mein Gebet, meine flehende Bitte des Abends und des Morgens ist, diese strahlenden Sterne mögen bald ihren Glanz über die Welt ergießen, ihr gesegnetes Angesicht möge sterblichen Augen entschleiert werden, die Heerscharen göttlichen Beistands mögen ihren Sieg sichern, und die Wogen der Gnade, die aus Seinen himmlischen Meeren steigen, mögen sich über die ganze Menschheit ergießen. Betet auch ihr und fleht zu Ihm, dass durch die helfende Gunst der Altehrwürdigen Schönheit diese Seelen den Augen der Welt enthüllt werden.
204:4
Die Herrlichkeit Gottes sei mit dir und mit dem, dessen Antlitz von diesem ewigen Licht aus Seinem Reiche der Herrlichkeit erleuchtet ist.
205
205:1
O ihr verehrten Seelen! Die fortgesetzte Nachahmung veralteter, überlebter Gewohnheiten machte die Welt finster wie die schwarze Nacht. Die Grundlagen der göttlichen Lehren gingen dem Gedächtnis verloren; ihr Herz und Mark gerieten ganz und gar in Vergessenheit; die Menschen hielten sich an die Schalen. Die Nationen waren in einen jämmerlichen Zustand verfallen, wie zerrissene, längst abgetragene Kleider.
weiter nach unten ...