‘Abdu’l-Bahá | Briefe und Botschaften
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21:1
O du verehrter Würdenträger, du Sucher nach Wahrheit! Dein Brief vom 4. April 1921 wurde mit Liebe gelesen.
21:2
Dass es das Göttliche Wesen gibt, ist durch logische Beweise überzeugend begründet; aber die Wirklichkeit Gottes übersteigt die Fassungskraft des Verstandes. Wenn du darüber sorgsam nachdenkst, wirst du erkennen, dass eine niedrigere Stufe niemals die höhere erfassen kann. Dem Mineralreich, das niedriger ist, ist es beispielsweise versagt, das Pflanzenreich zu erfassen; dem Mineral wäre jedes derartige Verständnis ganz unmöglich. Ebenso erlangt das Pflanzenreich, wie weit es sich auch entwickeln mag, keine Vorstellung vom Tierreich, und jedes derartige Verständnis wäre auf seiner Stufe undenkbar; denn das Tier steht eine Stufe höher als die Pflanze: Dieser Baum hat keine Vorstellung von Hören und Sehen. Das Tierreich, wie weit es sich auch entwickeln mag, begreift niemals die Wirklichkeit des Verstandes, der das innere Wesen aller Dinge entdeckt und unsichtbare Wirklichkeiten erfasst; denn verglichen mit der des Tieres, ist die Stufe des Menschen sehr hoch. Auch wenn all diese Wesen in der bedingten Welt nebeneinander bestehen, verhindert die Verschiedenheit ihrer Stufen, dass sie das Ganze begreifen; denn keine niedrigere Stufe kann eine höhere verstehen. Solches Verständnis ist unmöglich.
21:3
Die höhere Stufe aber versteht die niedrigere. Das Tier erfasst zum Beispiel das Mineral und die Pflanze, der Mensch versteht die Stufen des Tieres, der Pflanze und des Minerals. Das Mineral indes kann keinesfalls die Reiche des Menschen verstehen. Und trotz der Tatsache, dass alle diese Wesenheiten in der Welt der Erscheinung nebeneinander bestehen, kann keine niedrigere Stufe jemals eine höhere erfassen.
21:4
Wie könnte es da einer bedingten Wirklichkeit – und das ist der Mensch – möglich sein, das präexistente Sein, das Göttliche dem Wesen nach zu verstehen? Der Stufenunterschied zwischen dem Menschen und der göttlichen Wirklichkeit ist abertausendmal größer als der Unterschied zwischen Pflanze und Tier. Und was der Mensch in seinem Geist heraufbeschwören kann, ist nur das ausgeschmückte Phantasiebild seiner menschlichen Beschaffenheit; es umfasst nicht Gottes Wirklichkeit, sondern wird von ihr umfasst. Das heißt, der Mensch begreift seine eigenen Einbildungen, aber die Wirklichkeit des Göttlichen kann niemals begriffen werden. Sie umfasst ihrerseits alles Erschaffene, und alles Erschaffene liegt in ihrer Hand. Das Göttliche, das sich der Mensch vorstellt, besteht nur in seiner Vorstellung, nicht in Wirklichkeit; der Mensch jedoch besteht sowohl in seiner Vorstellung als auch in Wahrheit. Folglich ist der Mensch größer als die eingebildete Wirklichkeit, die er sich vorstellen kann.
21:5
Dies sind die äußersten Grenzen für diesen tönernen Vogel: Er kann eine kurze Strecke in die endlose Weite flattern, aber er kann sich niemals hoch in die Himmel zur Sonne emporschwingen. Dennoch müssen wir vernünftige oder inspirierte Beweise für die Existenz des Göttlichen dartun, das heißt Beweise, die dem Verständnis des Menschen entsprechen.
21:6
Offensichtlich sind alle erschaffenen Dinge durch vollständige, vollkommene Verknüpfung miteinander verbunden, wie zum Beispiel die Glieder des menschlichen Körpers. Beachte, wie alle Glieder und Bestandteile des Leibes miteinander verbunden sind. Genauso sind alle Teile des endlosen Weltalls miteinander verknüpft. Fuß und Schritt beispielsweise sind mit dem Ohr und dem Auge verbunden. Das Auge muss vorwärts schauen, bevor der Schritt getan wird. Das Ohr muss hören, bevor das Auge genau hinschaut. Und jedes Glied des menschlichen Körpers, das nicht in Ordnung ist, schwächt die anderen Glieder. Das Gehirn ist mit Herz und Magen verbunden, die Lungen mit allen Gliedern. So ist es auch mit den anderen Gliedern des Leibes.
21:7
Jedes dieser Glieder hat seine eigene, besondere Aufgabe. Die Kraft des Geistes – einerlei, ob wir sie präexistent oder abhängig nennen – regelt und steuert alle Glieder des Körpers und achtet darauf, dass jedes Teil, jedes Glied seine ihm eigene besondere Aufgabe ordnungsgemäß verrichtet. Wird die Kraft des Geistes jedoch irgendwie unterbrochen, so sind die Glieder nicht mehr in der Lage, ihre eigentlichen Aufgaben auszuführen. Im Körper und im Zusammenwirken seiner Glieder treten Störungen auf; seine Kraft erweist sich als wirkungslos.
21:8
Genauso ist das endlose Weltall zu sehen: Auch dort herrscht unausweichlich eine allumfassende Kraft, die alle Teile dieser unendlichen Schöpfung regelt und steuert. Gäbe es diesen Regler und Steuerer nicht, wäre das Weltall voller Mängel und Fehler. Es wäre irrsinnig, während ihr doch erkennt, dass die unendliche Schöpfung ihre Abläufe in vollkommener Ordnung abwickelt, dass jedes Einzelteil seine Aufgaben ganz zuverlässig ausführt. Kein Fehler lässt sich in dem gesamten Ablauf finden. Deshalb ist klar, dass eine allumfassende Kraft herrscht, die dieses unendliche Weltall regelt und steuert. Jeder vernünftige Geist kann diese Tatsache begreifen.
21:9
Alle erschaffenen Dinge wachsen und entwickeln sich, sind aber äußeren Einwirkungen ausgesetzt. So gibt die Sonne beispielsweise Wärme, der Regen nährt, der Wind bringt Leben, damit der Mensch sich entwickeln und wachsen kann. Es ist klar, dass der menschliche Körper unter äußeren Einwirkungen steht und ohne solche Einwirkungen nicht wachsen könnte. Und genauso sind jene äußeren Einwirkungen ihrerseits anderen Einwirkungen ausgesetzt. Beispielsweise ist das Wachstum und die Entwicklung eines Menschen von Wasser abhängig; das Wasser kommt vom Regen, der Regen kommt von den Wolken, die Wolken von der Sonne, die Land und Meer Dampf hervorbringen lässt, der sich zu Wolken verdichtet. So übt jede dieser Wesenheiten ihren Einfluss aus und wird ihrerseits beeinflusst. Dieser Prozess führt unausweichlich zu Einem, der alles beeinflusst, selbst aber durch nichts beeinflusst wird und so die Kette durchtrennt. Die innere Wirklichkeit dieses Wesens jedoch ist unbekannt, obwohl Seine Wirkungen klar und augenscheinlich sind.
21:10
Weiter sind alle erschaffenen Wesen begrenzt, und gerade diese Begrenzung alles Erschaffenen beweist die Wirklichkeit des Unbegrenzten; denn das Dasein eines begrenzten Wesens zeigt das Dasein eines Unbegrenzten.
21:11
Zusammenfassend sei gesagt: Es gibt viele Beweise, die das Dasein der allumfassenden Wirklichkeit begründen. Da diese Wirklichkeit präexistent ist, wird sie von den Verhältnissen der Erscheinungen nicht berührt; denn jede von Umständen und vom Zusammenspiel der Ereignisse abhängige Wesenheit, ist kontingent und nicht präexistent. Deshalb wisse: Die Gottheit, die andere Gemeinschaften und Völker heraufbeschworen haben, bleibt im Rahmen ihres Vorstellungsvermögens und geht nicht darüber hinaus; die Wirklichkeit der Gottheit aber ist jenseits aller Vorstellung.
21:12
Was die heiligen Manifestationen Gottes betrifft, so sind sie die Brennpunkte, worin die Zeichen, Beweise und Vollkommenheiten jener heiligen, präexistenten Wirklichkeit in vollem Glanz erscheinen. Sie sind immerwährende Gnade, himmlische Herrlichkeit; von ihnen hängt das ewige Leben der Menschheit ab. Zur Veranschaulichung: Die Sonne der Wahrheit wohnt in einem Himmel, zu dem keine Seele Zugang hat und den kein Geist erreichen kann, und Er ist weit über dem Begriffsvermögen aller Kreaturen. Die Manifestationen Gottes sind wie ein reiner, fleckenloser Spiegel, der die Lichtströme jener Sonne bündelt und dann diese Herrlichkeit auf die übrige Schöpfung ausstrahlt. In diesem reinen Spiegel ist die Sonne mit ihrer ganzen Majestät offenbar. Sollte deshalb die Sonne im Spiegel verkünden »Ich bin die Sonne!« so ist das die Wahrheit; und sollte sie rufen »Ich bin nicht die Sonne!« so ist das gleichfalls die Wahrheit. Und obgleich die Sonne mit all ihrer Herrlichkeit, Schönheit und Vollkommenheit in jenem fleckenlosen Spiegel klar zu sehen ist, ist sie doch von ihrer erhabenen Stufe in den Reichen der Höhe nicht herabgestiegen. Sie ist nicht in den Spiegel eingetreten, sondern sie wird weiterhin bis in alle Ewigkeit in den erhabenen Höhen ihrer Heiligkeit wohnen.
21:13
Auch bedürfen alle irdischen Geschöpfe der Sonne und ihrer Wohltaten, denn ihr ganzes Sein ist von der Sonne Licht und Wärme abhängig. Würde ihnen die Sonne entzogen, so wären sie ausgelöscht. Das ist das ›bei Gott sein‹, das die Heiligen Bücher meinen: Der Mensch muss bei seinem Herrn sein.
21:14
Daher ist klar, dass die wesenhafte Wirklichkeit Gottes in Seinen Vollkommenheiten offenbar wird; die mit ihren Vollkommenheiten im Spiegel widergespiegelte Sonne ist eine sichtbare Wesenheit, die Gottes Güte klar zum Ausdruck bringt.
21:15
Ich hoffe, dass du dir ein scharfes Auge, ein vernehmendes Ohr erwirbst und dass die Schleier vor deinem Auge entfernt werden.
22
22:1
O du, der du dein Angesicht Gott zuwendest! Schließe deine Augen für alles andere und öffne sie dem Reiche des Allherrlichen. Nur von Ihm erbitte, was immer du wünschst, nur bei Ihm suche, was immer du suchst. Mit einem Blick erhört Er hunderttausend Hoffnungen, mit einem Lichtstrahl heilt Er hunderttausend unheilbare Krankheiten, mit einem Nicken legt Er Balsam auf jede Wunde, mit einem Augenaufschlag befreit Er die Herzen aus den Ketten des Leids. Er tut, was Er tut, und welche Zuflucht bleibt uns? Er vollzieht Seinen Willen. Er verordnet, was Ihm beliebt. So ist es besser für dich, dein Haupt in Ergebenheit zu beugen und dein Vertrauen in den allbarmherzigen Herrn zu setzen.
23
23:1
O du, der du nach Wahrheit suchst! Dein Brief vom 13. Dezember 1920 ist angekommen.
23:2
Seit den Tagen Adams bis heute wurden die Religionen Gottes offenbart; eine folgte der andern, und jede erfüllte ihre Aufgabe, belebte die Menschheit, gab ihr Erziehung und Erleuchtung. Sie erlösten das Volk aus dem Dunkel der stofflichen Welt und führten es in den Glanz des Gottesreiches. Jeder nachfolgende Glaube, jedes neu offenbarte Gesetz blieb jahrhundertelang ein überaus fruchtbarer Baum, dem das Glück der Menschheit anvertraut war. Aber im Laufe der Jahrhunderte alterte er, blühte nicht mehr und brachte keine Frucht mehr hervor. Deshalb wurde er wieder verjüngt.
23:3
Gottes Religion ist eine einzige Religion, aber sie muss immer wieder erneuert werden. Moses zum Beispiel wurde zu den Menschen gesandt; Er gab ein Gesetz, und durch dieses Mosaische Gesetz wurden die Kinder Israels aus ihrer Unwissenheit befreit und ins Licht geführt. Sie wurden aus ihrem Elend emporgehoben und erlangten unvergängliche Herrlichkeit. Und doch, als die langen Jahre vergingen, verblasste dieser Glanz, die Pracht verschwand, der helle Tag wurde zur Nacht, und als die Nacht stockdunkel war, ging der Stern des Messias auf, so dass wieder eine Herrlichkeit über der Welt leuchtete.
23:4
Was wir sagen wollen, ist folgendes: Es gibt nur eine Religion Gottes. Sie ist die Erzieherin der Menschheit, aber sie muss erneuert werden. Wenn du einen Baum pflanzt, wächst er Tag für Tag. Er blüht, bekommt Blätter und saftige Früchte. Nach langer Zeit aber wird er alt und trägt keine Frucht mehr. Dann nimmt der Gärtner der Wahrheit Samen von ebendiesem Baum und legt ihn in unverbrauchte Erde. Und siehe! Bald steht da der erste Baum, genauso wie er vordem war.
23:5
Bedenke sorgfältig, dass in dieser Welt des Seins alle Dinge immer wieder erneuert werden müssen. Schau dich um in der stofflichen Welt, sieh, wie sie jetzt erneuert wird. Die Gedankenwelt verändert sich, die Lebensweise wandelt sich, Wissenschaften und Künste zeigen neue Kraft, Entdeckungen und Erfindungen werden gemacht, neue Erkenntnisse gewonnen. Wie könnte da eine so lebensnotwendige Kraft wie die Religion – die Garantin für die großen Fortschritte der Menschheit, das Mittel zur Erlangung ewigen Lebens, die Hebamme unbegrenzter Vollkommenheit, das Licht beider Welten – nicht erneuert werden? Das wäre mit der Gnade und Barmherzigkeit des Herrn unvereinbar.
23:6
Religion ist im Übrigen keine Ansammlung von Glaubenssätzen oder Bräuchen; Religion ist die Lehre Gottes, des Herrn, eine Lehre, die das Leben der Menschheit begründet, dem Verstand erhabene Gedanken eingibt, den Charakter veredelt und den Grundstock legt für des Menschen ewige Ehre.
23:7
Denke darüber nach: Können diese Fieberschauer in der Welt der Gedanken, diese Feuerstürme des Krieges und des Hasses, der Empörung und Bosheit unter den Nationen, diese gegenseitigen Angriffe der Völker, welche die Ruhe der ganzen Welt zerstören, jemals mit einem anderen Mittel beseitigt werden als mit den Lebenswassern der Lehren Gottes? Nein, niemals!
23:8
Und das ist klar: Eine Kraft, hoch über den Naturkräften, muss notwendigerweise wirksam werden, damit dieses schwarze Dunkel in Licht, dieser Hass und diese Bosheit, dieser Neid und Groll, diese endlosen Kämpfe und Kriege in Freundschaft und Liebe unter den Völkern der Erde verwandelt werden. Solche Kraft ist nichts anderes als der Odem des Heiligen Geistes und der mächtige Zustrom von Gottes Wort.
24
24:1
O du geistiger Jüngling! Preise Gott, dass du den Weg zum Reich des Strahlenglanzes gefunden, den Schleier leeren Wahns zerrissen und den Kern des verborgenen Geheimnisses erkannt hast.
24:2
Das ganze Erdenvolk hat sich im Reich des Verstandes einen eigenen Gott ausgemalt, und dieses selbstgemachte Bildnis beten sie an. Aber dieses Bildnis wird begriffen; der menschliche Verstand begreift es, und gewiss ist das Begreifende größer als das, was in seinem Begriffsvermögen liegt; denn das Vorstellungsvermögen ist nur der Ast, der Verstand aber die Wurzel, und die Wurzel ist wahrlich bedeutender als der Ast. Bedenke, wie alle Völker der Welt das Knie beugen vor einem Trugbild, das sie selbst ersonnen haben, wie sie in ihrem eigenen Verstand einen Schöpfer geschaffen haben, den sie Gestalter alles Seienden nennen; in Wahrheit ist er bloße Einbildung. So beten die Menschen nur eine irrige Wahrnehmung an.
24:3
Aber jenes Wesen aller Wesen, jener Unsichtbarste aller Unsichtbaren ist geheiligt über alle menschliche Spekulation und kann niemals vom Verstand des Menschen erreicht werden. Niemals wird diese urewige Wirklichkeit in der Sphäre eines abhängigen Wesens wohnen. Sein ist ein anderes Reich, und dieses Reich kann keiner begreifen. Keinen Zugang gibt es; jeglicher Eintritt ist verboten. Als Äußerstes kann man sagen, dass Seine Existenz beweisbar ist, aber die Bedingungen Seines Daseins sind unbekannt.
24:4
Dass es ein solches Wesen gibt, haben die Philosophen und Gelehrten allesamt erkannt; aber wenn sie versuchten, etwas über Sein Wesen zu erfahren, wurden sie bestürzt und entmutigt, um schließlich hoffnungslos verzweifelt ihrer Wege zu gehen und aus diesem Leben zu scheiden. Denn um den Zustand und das innere Mysterium dieses Wesens aller Wesen, dieses geheimsten aller Geheimnisse zu begreifen, muss man andere Kräfte und Fähigkeiten besitzen. Solche Kräfte und Fähigkeiten wären mehr, als das Menschengeschlecht tragen könnte. Deshalb kann kein Wort von Ihm zu den Menschen gelangen.
24:5
Wenn beispielsweise jemandem die Sinne des Gehörs, Geschmacks, Geruchs und Gefühls verliehen sind, ihm aber das Augenlicht fehlt, wird es ihm nicht möglich sein umherzublicken. Denn man kann nicht sehen, indem man hört oder schmeckt, riecht oder tastet. So ist es auch dem Menschen mit seinen Fähigkeiten unmöglich, die unsichtbare Wirklichkeit zu begreifen, die heilig und erhaben ist über alle Zweifel der Skeptiker. Dafür sind andere Fähigkeiten, andere Sinne vonnöten. Wenn der Mensch solche Kräfte erlangt, kann er von jener Welt Kenntnisse erhalten, andernfalls nie.
25
25:1
O du Dienerin Gottes! Die östliche Geschichtsschreibung berichtet, dass Sokrates Palästina und Syrien bereiste und sich dort von gotteskundigen Männern bestimmte geistige Wahrheiten aneignete; nach Griechenland zurückgekehrt, verkündete er zwei Glaubenswahrheiten: zum einen die Einheit Gottes, zum anderen die Unsterblichkeit der Seele nach ihrer Trennung vom Leibe. Wie weiter berichtet wird, waren diese Vorstellungen den Griechen und ihrer Gedankenwelt so fremd, dass große Verwirrung entstand, bis sie ihm schließlich Gift gaben und ihn töteten.
25:2
Das ist authentisch; denn die Griechen glaubten an viele Götter. Sokrates wies nach, dass Gott einzig ist, und das stand offensichtlich in Widerspruch zu griechischen Glaubenslehren.
25:3
Der Begründer des Monotheismus war Abraham. Bis zu Ihm kann diese Vorstellung zurückverfolgt werden, und der Glaube daran herrschte unter den Kindern Israels auch in den Tagen des Sokrates.
25:4
Diese Ausführungen finden sich jedoch nicht in den jüdischen Geschichtsquellen; es gibt viele Tatsachen, die die jüdische Geschichte nicht wiedergibt. Nicht alle Ereignisse aus dem Leben Christi sind in der Chronik des Juden JosephusFlavius Josephus (37/38–100 n.Chr.) schrieb eine zwanzigbändige Geschichte der Juden in griechischer Sprache – Anm. d. Hrsg.A dargestellt, obwohl er die Geschichte der Zeit Christi niederschrieb. Deshalb kann man es aber nicht ablehnen, die Ereignisse in den Tagen Christi für wahr zu halten, mit der Begründung, dass sie in der Darstellung des Josephus nicht erwähnt werden.
25:5
Östliche Geschichtswerke führen auch aus, dass Hippokrates lange Zeit in Tyrus, einer Stadt in Syrien, weilte.
26
26:1
O du, der du das Himmelreich suchst! Dein Brief ist angekommen, sein Inhalt wurde zur Kenntnis genommen.
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