Bahá’u’lláh | Ährenlese aus den Schriften Bahá’u’lláhs
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5
5:1
Dies ist der Tag, da das Meer göttlicher Gnade den Menschen offenbart ist, der Tag, da die Sonne Seiner Güte ihren Strahlenglanz über sie ergießt, der Tag, da die Wolken Seiner reichen Gaben die ganze Menschheit überschatten. Jetzt ist die Zeit, die Niedergeschlagenen mit dem belebenden Hauch der Liebe und Verbundenheit und den Lebenswassern des Wohlwollens und der Barmherzigkeit zu trösten und zu erquicken.
5:2
Wo immer die Geliebten Gottes sich versammeln und wem immer sie begegnen, sie müssen in ihrer Haltung vor Gott und beim Lobpreis Seines Ruhmes und Seiner Ehre solche Demut und Ergebenheit zeigen, daß jedes Staubatom unter ihren Füßen die Tiefe ihrer Hingabe bezeugt. Das Gespräch, das diese heiligen Seelen führen, sollte von solcher Kraft erfüllt sein, daß diese Staubatome unter seinem Einfluß erbeben. Sie sollten sich so verhalten, daß die Erde, auf die sie treten, niemals Worte zu ihnen sprechen kann wie diese: »Ich bin euch vorzuziehen, denn seht, wie geduldig ich die Bürde trage, die mir der Landmann auferlegt. Ich bin das Mittel, das unablässig allen Wesen die Segnungen spendet, mit denen Er, der Ursprung aller Gnade, mich betraut hat. Trotz der mir erwiesenen Ehre und der zahllosen Beweise meines Reichtums, – eines Reichtums, der den Bedarf der ganzen Schöpfung deckt – seht das Maß meiner Demut und bezeugt, wie ich mich in voller Ergebenheit von den Menschen mit Füßen treten lasse.«
5:3
Erweist einander Langmut, Wohlwollen und Liebe. So jemand unter euch eine bestimmte Wahrheit nicht zu erfassen vermag oder sich um ihr Verständnis bemüht, so sprecht mit ihm voller Güte und in bester Absicht. Helft ihm, die Wahrheit zu sehen und zu erkennen, ohne euch im geringsten über ihn erhaben zu fühlen oder im Besitz größerer Gaben zu wähnen.
5:4
Die ganze Pflicht des Menschen liegt an diesem Tage darin, seinen Teil an der Gnadenfülle zu erlangen, die Gott für ihn strömen läßt. Deshalb soll niemand der Größe des Gefäßes achten. Der Anteil der einen mag in einer Handvoll liegen, der Anteil anderer mag einen Becher füllen, der wieder anderer gar das Maß eines Scheffels.
5:5
Jedes Auge sollte an diesem Tage suchen, was die Sache Gottes am besten fördert. Er, die Ewige Wahrheit, ist Mein Zeuge! Nichts, was es auch sei, kann an diesem Tage der Sache Gottes größeren Schaden zufügen als Zwietracht und Hader, Wortstreit, Entfremdung und Gleichgültigkeit unter den Geliebten Gottes. Flieht sie durch die Macht Gottes und Seine unumschränkte Hilfe und trachtet danach, die Herzen der Menschen zu verbinden in Seinem Namen, der Vereiner, der Allwissende, der Allweise.
5:6
Bittet den einen, wahren Gott, Er möge euch den Geschmack solcher Werke kosten lassen, wie sie auf Seinem Pfade vollbracht werden, und an der Süße solcher Demut und Ergebenheit teilhaben lassen, wie sie um Seinetwillen erzeigt werden. Vergeßt euer eigenes Selbst und wendet eure Augen eurem Nächsten zu. Widmet eure Kräfte allem, was die Erziehung der Menschen fördert. Nichts ist vor Gott verborgen oder könnte es jemals sein. So ihr Seinem Wege folgt, werden Seine unermeßlichen, unvergänglichen Segnungen auf euch herniederströmen. Dies ist die leuchtende Tafel, deren Verse aus der eilenden Feder dessen strömten, der der Herr aller Welten ist. Bedenkt es im Herzen und gehört zu denen, die Seine Gebote halten.
6
6:1
Seht, wie die verschiedenen Völker und Geschlechter der Erde das Kommen des Verheißenen erwartet haben. Doch kaum war Er, die Sonne der Wahrheit, erschienen, siehe, da wandten sich alle von Ihm ab, außer denen, die Gott zu führen beliebte. Wir wagen nicht, an diesem Tage den Schleier vor jener erhabenen Stufe zu lüften, die jeder wahre Gläubige erreichen kann, denn die Freude, die eine solche Offenbarung erregen muß, könnte bei manchen bewirken, daß sie ohnmächtig werden und sterben.
6:2
Er, das Herz und der Mittelpunkt des Bayán, hat geschrieben: »Der Keim, der die Möglichkeiten der kommenden Offenbarung in sich birgt, ist mit einer Macht begabt, die stärker ist als die vereinten Kräfte aller, die Mir folgen.« Und weiter sagt Er: »Von allen Huldigungen, die Ich Ihm, der nach Mir kommen wird, dargebracht habe, ist die höchste Mein schriftliches Bekenntnis, daß keines Meiner Worte Ihn angemessen beschreiben kann und kein Hinweis auf Ihn in Meinem Buche, dem Bayán, Seiner Sache gerecht zu werden vermag.«
6:3
Wer die Tiefen der Meere, die diese erhabenen Worte bergen, durchforscht und ihren Sinn ergründet, von dem kann gesagt werden, daß er einen Schimmer der unaussprechlichen Herrlichkeit entdeckt, die dieser mächtigen, dieser erhabenen, heiligsten Offenbarung verliehen ist. Aus der überragenden Bedeutung einer so großen Offenbarung kann die Ehre, die ihre getreuen Anhänger schmückt, wohl ermessen werden. Bei der Gerechtigkeit des einen, wahren Gottes! Der bloße Atem dieser Seelen ist kostbarer als alle Schätze der Erde. Glücklich der Mensch, der dies erreicht, und wehe den Achtlosen!
7
7:1
Wahrlich, Ich sage, dies ist der Tag, an dem die Menschheit das Angesicht des Verheißenen schauen und Seine Stimme hören kann. Gottes Ruf ist erhoben, und das Licht Seines Antlitzes ist über den Menschen aufgegangen. Ein jeder sollte die Spuren jedes eitlen Wortes von der Tafel seines Herzens löschen und mit offenem, unvoreingenommenem Sinn fest auf die Zeichen Seiner Offenbarung, die Beweise Seiner Sendung und die Zeichen Seiner Herrlichkeit schauen.
7:2
Groß fürwahr ist dieser Tag! Die Hinweise in allen heiligen Schriften auf ihn als den »Tag Gottes« bezeugen seine Größe. Die Seele jedes Propheten Gottes und jedes göttlichen Boten hat nach diesem wundersamen Tag gedürstet, und alle Geschlechter der Erde haben sich danach gesehnt, ihn zu erleben. Doch kaum hatte sich die Sonne Seiner Offenbarung am Himmel des Willens Gottes kundgetan, da wurden alle für sprachlos und achtlos befunden – außer jenen, die der Allmächtige zu führen beliebte.
7:3
O du, der du Meiner gedenkst! Der schlimmste Schleier hat die Völker der Erde von Seiner Herrlichkeit ausgeschlossen und gehindert, auf Seinen Ruf zu hören. Gebe Gott, daß das Licht der Einheit die ganze Erde umfange und das Siegel »Das Reich ist Gottes«vgl. Qur’án 3:189, 22:56, 24:42, 42:49, 45:27, 48:14, u. a. – Anm. d. Hrsg. allen ihren Völkern auf die Stirn gedrückt werde.
8
8:1
Bei der Gerechtigkeit Gottes! Dies sind die Tage, da Gott die Herzen der gesamten Schar Seiner Boten und Propheten und darüber hinaus diejenigen geprüft hat, die Sein geweihtes, unverletzliches Heiligtum bewachen, die das Himmelszelt bewohnen und im Hort der Herrlichkeit verweilen. Wie streng ist darum die Prüfung, die unvermeidlich derer harrt, die Gott Gefährten beigesellen.
9
9:1
O Ḥusayn! Bedenke das heftige Verlangen, mit dem bestimmte Völker und Nationen die Wiederkehr des Imám Ḥusayn erwartet haben, dessen Kommen nach dem Erscheinen des Qá’im die Erwählten Gottes – gepriesen sei Seine Herrlichkeit – in vergangenen Tagen vorausgesagt hatten. Diese Heiligen haben weiter verkündet, wenn Er, der der Tagesanbruch der vielfältigen Gnade Gottes ist, sich offenbare, werden alle Propheten und Boten und mit ihnen der Qá’im sich im Schatten des heiligen Banners sammeln, das der Verheißene hissen wird. Diese Stunde ist nun gekommen. Die Welt ist erleuchtet von der strahlenden Herrlichkeit Seines Angesichts. Und doch, siehe, wie weit ihre Völker von Seinem Pfade abgeirrt sind! Niemand hat an Ihn geglaubt, ausgenommen jene, die durch die Macht des Herrn der Namen die Götzen ihrer eitlen Einbildungen und verderbten Wünsche zerschlagen und die Stadt der Gewißheit betreten haben. Der erlesene Wein Seiner Offenbarung ist an diesem Tage und in Seinem Namen, der Selbstgenügende, entsiegelt. Seine Gnadenfülle ergießt sich über die Menschen. Fülle deinen Becher und trinke daraus in Seinem Namen, der Heiligste, der Allgepriesene.
10
10:1
Die den Völkern und Geschlechtern der Erde vorherbestimmte Zeit ist nun gekommen. Die Verheißungen Gottes, wie sie die heiligen Schriften überliefert haben, sind alle erfüllt. Von Zion ist Gottes Gesetz ausgegangen, und Jerusalem mit seinen Hügeln und seinem Land ist voll der Herrlichkeit Seiner Offenbarung. Glücklich, wer in seinem Herzen bewegt, was in den Büchern Gottes, des Helfers in Gefahr, des Selbstbestehenden, offenbart ward. Sinnt darüber nach, o ihr Geliebten Gottes, und lauscht Seinem Wort, damit ihr euch durch Seine Gunst und Gnade aus den kristallenen Wassern der Beständigkeit satt trinkt und in Seiner Sache so standhaft und unerschütterlich werdet wie ein Berg.
10:2
Im Buch Jesaja steht geschrieben: »Geh in die Felsen und verbirg dich in der Erde vor der Furcht des Herrn und vor Seiner herrlichen Majestät.«Jes. 2:10 – Anm. d. Hrsg.Q Niemand, der über diesen Vers nachdenkt, kann umhin, die Größe dieser Sache anzuerkennen, noch kann er die Erhabenheit dieses Tages, des Tages Gottes selbst, bezweifeln. Diesem Vers folgen die Worte: »Der Herr allein aber wird hoch sein an jenem Tage.«Jes. 2:11 – Anm. d. Hrsg.Q Dies ist der Tag, den die Feder des Höchsten in allen heiligen Schriften verherrlicht hat. Kein Vers ist darin zu finden, der nicht den Ruhm Seines heiligen Namens bekundet, und kein Buch, das nicht für die Erhabenheit dieses höchsten Themas zeugt. Wollten Wir alles erwähnen, was in jenen himmlischen Büchern und heiligen Schriften über diese Offenbarung enthüllt ward, so würde diese Tafel unvertretbaren Umfang annehmen. Es obliegt an diesem Tage einem jeden, sein ganzes Vertrauen auf die mannigfaltigen Segnungen Gottes zu setzen und sich zu erheben, um mit größter Klugheit die Wahrheiten Seiner Sache zu verbreiten. Dann, und nur dann wird die ganze Erde in das Morgenlicht Seiner Offenbarung gehüllt sein.
11
11:1
Alle Herrlichkeit sei auf diesem Tage, dem Tag, da die Düfte der Barmherzigkeit über alles Erschaffene wehen, einem Tag, so reich gesegnet, daß vergangene Zeitalter und Jahrhunderte niemals hoffen können, ihm gleichzukommen, einem Tag, da der Altehrwürdige der Tage das Antlitz Seinem heiligen Throne zugewandt hat. Daraufhin waren die Stimmen alles Erschaffenen und darüber hinaus die Stimmen der himmlischen Heerscharen zu hören mit lautem Ruf: »Eile, o Karmel, denn siehe, das Licht des Angesichts Gottes, des Herrschers im Reiche der Namen und Schöpfers der Himmel, ist auf dich gerichtet.«
11:2
Außer sich vor Freude, rief er mit lauter Stimme: »Möge mein Leben ein Opfer für Dich sein, da Du Deinen Blick auf mich geworfen, Deine Großmut über mich ergossen und Deine Schritte zu mir gelenkt hast. Die Trennung von Dir, o Du Quell des ewigen Lebens, hat mich fast verzehrt, und das Fernsein von Dir hat meine Seele verbrannt. Aller Lobpreis sei Dir, daß Du mich fähig gemacht, Deinem Ruf zu lauschen, daß Du mich durch Deinen Schritt beehrt und meine Seele erquickt hast durch den belebenden Duft Deines Tages und die erregende Stimme Deiner Feder, eine Stimme, die Du als Deinen Posaunenruf unter Deinem Volke verfügt hast. Und als die Stunde schlug, zu der Dein unwiderstehlicher Glaube offenbart werden sollte, bliesest Du einen Hauch Deines Geistes in Deine Feder, und siehe, die gesamte Schöpfung erbebte in ihren Grundfesten und enthüllte dem Menschengeschlecht Mysterien, wie sie in den Schatzkammern dessen verborgen liegen, der der Besitzer alles Erschaffenen ist.«
11:3
Kaum hatte seine Stimme jenen erhabensten Ort erreicht, da antworteten Wir: »Danke deinem Herrn, o Karmel! Das Feuer deiner Trennung von Mir hatte dich fast verzehrt, als das Meer Meiner Gegenwart vor deinem Angesicht wogte, deine und der ganzen Schöpfung Augen erfreute und alles Sichtbare und Unsichtbare mit Entzücken erfüllte. Frohlocke, denn Gott hat an diesem Tage Seinen Thron auf dir errichtet, hat dich zum Aufgangsort Seiner Zeichen und zum Morgen der Beweise Seiner Offenbarung gemacht. Wohl dem, der dich umschreitet, der die Offenbarung deiner Herrlichkeit verkündet und berichtet, was die Großmut des Herrn, deines Gottes, über dich ergossen hat. Ergreife den Kelch der Unsterblichkeit im Namen deines Herrn, der Allherrliche, und bringe Ihm Dank dar, weil Er als Zeichen Seines Erbarmens für dich dein Leid in Freude, deinen Kummer in selige Wonne verwandelt hat. Wahrlich, Er liebt die Stätte, die zum Sitze Seines Thrones wurde, die Seine Füße betreten haben, die Seine Gegenwart beehrt hat, von der aus Er Seinen Ruf erhoben und über die Er Seine Tränen vergossen hat.
11:4
Rufe aus gen Zion, o Karmel, und künde die frohe Botschaft: Er, der den sterblichen Augen verborgen war, ist gekommen! Seine allbezwingende Herrschaft ist offenbar, Seine allumfassende Herrlichkeit ist enthüllt worden. Hüte dich, daß du nicht zögerst oder schwankst. Eile und umschreite die Stadt Gottes, die vom Himmel herabgekommen ist, die himmlische Kaʿbah, in Anbetung umkreist von den Begünstigten Gottes, den im Herzen Reinen und der Schar der erhabensten Engel. O wie sehne Ich Mich, jedem Ort des Erdkreises die frohe Botschaft dieser Offenbarung zu verkünden und sie in jede seiner Städte zu tragen, einer Offenbarung, zu der das Herz des Sinai hingezogen wurde, und in deren Namen der Brennende Busch ruft: ›Gottes, des Herrn der Herren, sind die Reiche der Erde und des Himmels!‹vgl. Qur’án 3:189, 52:2, 57:2 – Anm. d. Hrsg.Q Wahrlich, dies ist der Tag, da Land und Meer frohlocken über diese Verkündigung, der Tag, für den aufbewahrt wurde, was Gott aus einer Großmut, die jenseits der Fassungskraft des sterblichen Verstandes oder Herzens liegt, zu offenbaren bestimmt hat. Bald wird Gott Seine Arche auf dich zusteuern und das Volk Bahás offenbaren, das im Buche der Namen genannt ist.«
11:5
Geheiligt sei der Herr der ganzen Menschheit! Alle Atome der Erde wurden beim Nennen Seines Namens in Schwingung versetzt, und die Zunge der Größe wurde bewegt, das zu eröffnen, was in Seinem Wissen verhüllt und in der Schatzkammer Seiner Macht verborgen lag. Er, wahrlich, ist kraft Seines Namens, der Mächtige, der Allgewaltige, der Höchste, Herrscher über alles, was in den Himmeln, und alles, was auf Erden ist.
12
12:1
Rühre dich, o Volk, und erwarte die Tage göttlicher Gerechtigkeit, denn die verheißene Stunde ist gekommen. Hüte dich, daß du nicht versäumst, ihre Tragweite zu erkennen und daß du nicht zu den Irrenden gezählt wirst.
13
13:1
Schaut in die Vergangenheit: Wie viele, hoch und niedrig, haben zu allen Zeiten sehnlich auf das Erscheinen der Manifestationen Gottes in den geheiligten Gestalten Seiner Erwählten gewartet. Wie oft haben sie Seiner Ankunft geharrt, wie haben sie immer wieder darum gefleht, der Hauch göttlichen Erbarmens möge wehen, die verheißene Schönheit hinter dem Schleier der Verborgenheit hervortreten und aller Welt offenbar werden. Doch wann immer die Tore der Gnade sich öffneten, die Wolken göttlicher Freigebigkeit sich auf die Menschheit ergossen und das Licht des Ungeschauten am Horizont himmlischer Macht aufleuchtete, haben Ihn alle verleugnet und sich von Seinem Antlitz, Gottes eigenem Antlitz, abgewandt…
13:2
Überlegt: Was mögen ihre Motive gewesen sein, was konnte sie zu einem solchen Verhalten gegenüber den Offenbarern der Schönheit des Allherrlichen bewogen haben? Führt doch alles, was in vergangenen Tagen die Ablehnung und den Widerstand der Menschen verursachte, auch zur Verstocktheit der Menschen von heute. Zu behaupten, das Zeugnis der Vorsehung sei unvollständig und dies habe zur Ablehnung geführt, wäre offene Gotteslästerung. Wie fern liegt es der Gnade des Allgütigen, wie fern Seiner liebevollen Vorsehung und Seiner milden Barmherzigkeit, unter allen Menschen eine Seele zur Führung Seiner Geschöpfe zu erwählen, ihr einerseits das volle Maß Seines göttlichen Zeugnisses zu versagen, andererseits über Sein Menschenvolk schwere Vergeltung zu verhängen, weil es sich von Seinem Erwählten abwendet! Nein, die vielfachen Gnadengaben des Herrn aller Geschöpfe haben allezeit durch die Manifestationen Seines göttlichen Wesens die Erde und alle, die auf ihr wohnen, umfangen. Nicht einen Augenblick hat sich Seine Gnade versagt, noch haben die Schauer Seiner Güte aufgehört, auf die Menschheit niederzuregnen. Folglich ist ein solches Verhalten nichts anderem zuzuschreiben als der Kleingeistigkeit der Seelen, die durch das Tal der Anmaßung und der Hoffart schreiten, in der Wildnis der Gottferne umherirren, auf den Wegen ihres eitlen Wahns wandeln und den Befehlen ihrer Geistlichen folgen. Es geht ihnen vor allem um Widerspruch, und ihr einziges Begehren ist, der Wahrheit nicht ins Auge sehen zu müssen. Jedem Einsichtigen ist es offenbar: Hätten diese Menschen in den Tagen früherer Manifestationen der Sonne der Wahrheit ihre Augen, Ohren und Herzen von allem, was sie zuvor sahen, hörten und fühlten, geheiligt, so wären sie sicherlich weder des Anblicks der Schönheit Gottes beraubt worden noch so weit von den Stätten der Herrlichkeit abgeirrt. Doch weil sie dem Zeugnis Gottes das Maß ihres eigenen Wissens anlegten, das sie aus den Lehren ihrer Geistlichkeit aufgelesen hatten, und fanden, daß es ihrem beschränkten Verständnis widersprach, ließen sie sich zu solchen Untaten hinreißen…
13:3
Als Sein Tag zu Ende ging, kam die Zeit des Mose. Ausgerüstet mit dem Stab himmlischer Herrschaft, geschmückt mit der weißen Hand göttlicher Erkenntnis, kam Er vom Párán der Liebe Gottes hernieder. Wie ein Zepter die Schlange der Macht und ewigen Hoheit tragend, strahlte Er vom Sinai des Lichtes herab auf die Welt. Er rief alle Völker und Geschlechter der Erde zum Reiche der Ewigkeit und lud sie ein, die Frucht vom Baume der Treue zu kosten. Du weißt wohl, wie bitterfeind der Pharao und sein Volk Ihm begegneten und wie die Hände der Heiden Steine eitlen Trugs gegen diesen gesegneten Baum schleuderten. Schließlich erhob sich der Pharao mit seinem Volk und mühte sich aufs äußerste, das Feuer des heiligen Baumes mit den Wassern der Falschheit und Verleugnung zu löschen, denn sie achteten nicht der Wahrheit, daß irdisches Wasser die Flamme göttlicher Weisheit nicht ersticken und sterbliche Winde die Lampe ewiger Herrschaft nicht ausblasen können. Nein, solches Wasser kann die Flamme nur noch mehr entfachen und solche Windstöße können den Schutz der Lampe nur noch festigen, würdet ihr doch mit dem Auge der Einsicht schauen und auf dem Pfade von Gottes heiligem Willen und Wohlgefallen wandeln…
13:4
Als die Tage Mose zu Ende gingen und das Licht Jesu, aus der Morgendämmerung des Geistes aufleuchtend, die Welt umfing, stand das ganze Volk Israel wider Ihn auf. Sie schrieen, daß der, den die Bibel verheißt, das Gesetz Mose verbreiten und erfüllen müsse, während dieser junge Nazarener, der sich die Stufe des göttlichen Messias anmaße, die Gesetze der Ehescheidung und des Sabbats, die wichtigsten Gesetze Mose, abgeschafft habe. Wie stehe es außerdem um die Zeichen der Manifestation, die noch erscheinen soll? Das Volk Israel harrt bis auf den heutigen Tag der in der Bibel verheißenen Manifestation. Wie viele Manifestationen der Heiligkeit, wie viele Offenbarer des ewigen Lichtes sind seit Mose Zeiten schon erschienen, und doch erwartet Israel, in dichteste Schleier satanischen Trugs und eitlen Wahns gehüllt, daß das Idol, das es selbst geschaffen, mit Zeichen erscheine, die es selbst ersonnen. So hat Gott um ihrer Sünden willen Hand an die Juden gelegt, so hat Er den Geist des Glaubens in ihnen ausgelöscht und sie mit den Flammen der Höllentiefe gepeinigt, weil sie den Sinn der Verse nicht verstehen wollten, die über die Zeichen der künftigen Offenbarung in der Bibel enthüllt sind. Da sie deren wahre Bedeutung nicht erfaßten und jene Ereignisse, äußerlich gesehen, nie eingetroffen sind, blieb es ihnen versagt, die Schönheit Jesu zu erkennen und das Antlitz Gottes zu schauen. Noch immer harren sie Seines Erscheinens! Seit unvordenklicher Zeit bis zum heutigen Tag haben die Völker auf Erden solchen wunderlichen, unziemlichen Gedanken nachgehangen und sich damit selbst der klaren Wasser beraubt, die den Quellen der Reinheit und Heiligkeit entströmen…
13:5
Wem Einsicht gegeben, der weiß, daß zu der Zeit, da das Feuer der Liebe Jesu die Schleier jüdischer Enge verzehrt hatte und Seine Machtvollkommenheit sichtbar und allmählich anerkannt wurde, Er, der Offenbarer der unsichtbaren Schönheit, an Seine Jünger gewandt, auf Sein Scheiden hinwies, in ihren Herzen das Feuer der Verwaisung entfachte und sprach: »Ich gehe von hinnen und komme wieder zu euch.«Joh. 14:28 – Anm. d. Hrsg.Q Und an anderer Stelle sprach Er: »Ich gehe hin, und ein anderer wird kommen, der wird euch alles lehren, was ich euch nicht gesagt habe, und alles erfüllen, was Ich euch gesagt habe.«vgl. Joh. 14:26, 16:13 – Anm. d. Hrsg.Q Diese beiden Verse haben nur eine Bedeutung, wolltet ihr doch mit göttlicher Einsicht über die Manifestationen der Einheit Gottes nachdenken!
13:6
Wer dies mit Verständnis betrachtet, wird erkennen, daß in der Sendung des Qur’án sowohl das Buch als auch die heilige Sache Jesu bestätigt wurden. Was die Namen anbelangt, so erklärt Muḥammad selbst: »Ich bin Jesus.« Er anerkannte die Wahrheit der Zeichen, Prophezeiungen und Worte Jesu und bezeugte, daß sie alle von Gott sind. In diesem Sinne haben sich weder die Gestalt Jesu noch Seine Schrift von der Muḥammads und Seinem heiligen Buche unterschieden, denn beide sind für die Sache Gottes eingetreten, haben Sein Lob verkündet und Seine Gebote offenbart. Darum hat Jesus gesprochen: »Ich gehe hin und komme wieder zu euch.«Joh. 14:28 – Anm. d. Hrsg.Q Betrachtet die Sonne! Wenn sie sagte: »Ich bin die Sonne von gestern«, so spräche sie die Wahrheit. Und sollte sie im Hinblick auf den Zeitablauf behaupten, sie sei eine andere als jene Sonne, so spräche sie gleichwohl die Wahrheit. Ebenso wahr ist es, wenn gesagt wird, alle Tage seien ein und derselbe. Und wenn im Hinblick auf ihre besonderen Namen und Bezeichnungen gesagt wird, sie seien verschieden, so ist dies wiederum wahr, denn wenn sie auch die gleichen sind, so läßt sich doch an jedem eine andere Bezeichnung, eine besondere Eigenschaft, ein eigener Wesenszug erkennen. Begreife nun dementsprechend die Individualität, die Verschiedenheit und die Einheit der Manifestationen der Heiligkeit, damit du die Andeutungen verstehst, die der Schöpfer aller Namen und Attribute über diese Mysterien der Verschiedenheit und Einheit machte, und entdecke die Antwort auf deine Frage, warum jene ewige Schönheit sich zu verschiedenen Zeiten mit verschiedenen Namen und Titeln bezeichnet hat…
13:7
Als der Unsichtbare, der Ewige, das göttliche Wesen die Sonne Muḥammads über dem Horizont der Erkenntnis aufsteigen ließ, erhoben die jüdischen Geistlichen gegen Ihn ausgeklügelte Einwände, darunter den, daß Gott nach Mose keinen Prophet mehr senden werde. Ja, in ihrer Schrift ist von einer Seele die Rede, die sich offenbaren müsse, um den Glauben des Mose zu verbreiten und die Interessen Seines Volkes zu fördern, so daß das Gesetz des Mose schließlich den ganzen Erdkreis umfasse. Darum sprach der König ewiger Herrlichkeit in Seinem Buch, auf die Worte dieser Wanderer im Tale der Gottferne und des Irrtums verweisend: »›Gottes Hand‹, so sagen die Juden, ›ist gefesselt.‹ Gefesselt seien ihre eigenen Hände, verflucht seien sie für das, was sie da sprechen. Nein, ausgestreckt sind Seine Hände!«Qur’án 5:64 – Anm. d. Hrsg.Q »Gottes Hand ist über ihren Händen«Qur’án 48:10 – Anm. d. Hrsg.Q. Auch wenn die Kommentatoren des Qur’án die Umstände, die zur Offenbarung dieses Verses führten, verschieden schildern, solltest du dich doch bemühen, seinen Sinn zu begreifen. Er sagt: Wie falsch ist das, was sich die Juden vorstellen! Wie kann die Hand Dessen, der in Wahrheit der König ist, der das Antlitz des Mose offenbar werden ließ und Ihm das Gewand der Prophetenschaft verlieh – wie kann eines solchen Hand gefesselt sein? Wie kann man wähnen, daß Er die Macht nicht habe, nach Mose einen Boten erstehen zu lassen? Erkenne, wie abwegig ihr Gerede, wie weit sie vom Pfade der Erkenntnis und Einsicht abgeirrt sind! Beachte, wie auch heute all dieses Volk zu solchen Torheiten und Abwegigkeiten neigt. Über ein Jahrtausend lang haben sie diesen Vers rezitiert und ohne Einsicht ihr Urteil über die Juden gesprochen, ohne im geringsten zu merken, wie sie damit selbst, offen und insgeheim, die Gefühle und den Glauben des jüdischen Volkes zum Ausdruck brachten! Du bist dir sicher ihrer eitlen Behauptung bewußt, daß alle Offenbarung beendet und die Tore göttlicher Barmherzigkeit geschlossen seien, daß sich keine Sonne mehr vom Morgen ewiger Heiligkeit erheben werde, daß das Meer ewiger Gnadenfülle für immer ruhe und aus dem Heiligtum urewiger Herrlichkeit keine Gottesboten mehr offenbart würden. Dies ist das Verständnis dieser kleingeistigen, verächtlichen Menschen! Sie wähnen, der Strom von Gottes allumfassender Gnade und überfließender, reicher Barmherzigkeit, dessen Versiegen unvorstellbar ist, sei zum Stillstand gekommen. Von allen Seiten haben sie sich zur Tyrannei erhoben und die größten Anstrengungen unternommen, mit den bitteren Wassern ihres leeren Wahns die Flamme aus Gottes Brennendem Busch zu löschen; blind dafür, daß das Glas der Macht, einem Bollwerk gleich, die Lampe Gottes beschirmt…
13:8
Seht wie die Souveränität Muḥammads, des Gesandten Gottes, heute unter dem Volke offenbar ist. Du bist dir aber dessen bewußt, was Seinem Glauben in den frühen Tagen Seiner Sendung widerfahren ist. Mit welch schmerzlichem Leid hat die Hand der Ungläubigen und Irrenden, der Geistlichen jener Zeit und ihrer Genossen, dieses geistige Wesen, dieses reinste, heiligste Sein heimgesucht! Wie viele Dornen und Disteln haben sie auf Seinen Pfad gestreut! In seinem gottlosen, satanischen Wahn sah dieses nichtswürdige Geschlecht offenbar in jedem Unrecht, das diesem unsterblichen Wesen angetan wurde, ein Mittel, ewige Glückseligkeit zu erlangen, denn die anerkannten Geistlichen jener Zeit wie ʿAbdu’lláh Ubayy, Abú-ʿÁmir der Klausner, Kaʿb Ibn-i-Ashraf und Naḍr Ibn-i-Ḥárith, behandelten Ihn alle als Betrüger und nannten Ihn einen Irren und Verleumder. So schlimme Anklagen erhoben sie gegen Ihn, daß, wollte Ich sie aufzählen, Gott der Tinte verbieten würde zu fließen, Unserer Feder, sich zu bewegen, oder dem Blatt, sie zu ertragen. Diese böswilligen Vorwürfe wiegelten das Volk auf, sich gegen Ihn zu erheben und Ihn zu peinigen. Wie bitter ist eine solche Qual, wenn die Geistlichen der Zeit ihre Hauptanstifter sind, wenn sie Ihn vor ihrem Gefolge öffentlich brandmarken, Ihn aus ihrer Mitte verstoßen und Ihn einen Schurken nennen! Ist solches nicht auch diesem Diener widerfahren, wie alle bezeugen?
13:9
Aus diesem Grunde rief Muḥammad: »Kein Prophet Gottes hat solches Unrecht erlitten, wie Ich es erlitt.« Im Qur’án sind alle Verleumdungen und Vorwürfe verzeichnet, die gegen Ihn vorgebracht wurden, wie auch die Trübsale, die Er erlitt. Seht dort nach, damit ihr unterrichtet seid, wie es Seiner Offenbarung erging. So schmerzlich war Seine Lage, daß eine Zeitlang niemand mehr mit Ihm und Seinen Gefährten verkehrte. Wer immer sich zu Ihm gesellte, fiel der unerbittlichen Grausamkeit Seiner Feinde zum Opfer…
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