Bahá’u’lláh | Ährenlese aus den Schriften Bahá’u’lláhs
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115:1
Die Feder der Offenbarung, o ͯDhabíh, hat in den meisten der göttlich offenbarten Sendschreiben diese Worte verzeichnet: Wir haben alle Geliebten Gottes ermahnt, achtzugeben, daß der Saum Unseres heiligen Gewandes nicht mit dem Schmutz gesetzwidriger Taten beschmiert oder mit dem Staub tadelnswerten Betragens befleckt werde. Wir haben sie weiter ermahnt, ihren Blick auf das zu richten, was in Unseren Sendschreiben offenbart ist. Hätte ihr inneres Ohr auf die göttlichen Ratschläge geachtet, die vom Tagesanbruch der Feder des Allbarmherzigen hervorleuchteten, hätten sie auf Seine Stimme gehört, so wären heute die meisten Völker der Erde mit der Zier Seiner Führung geschmückt. Was vorherbestimmt war, ist jedoch eingetreten.
115:2
Noch einmal offenbart die Zunge des Altehrwürdigen der Tage aus dem Größten Gefängnis diese Worte, die auf der schneeweißen Schriftrolle verzeichnet sind: O ihr Geliebten des einen, wahren Gottes! Tretet hervor aus der Enge euerer bösen, verderbten Lüste, schreitet voran in die Weite des Reiches Gottes und weilet auf den heiligen Auen der Loslösung, damit der Duft euerer Taten die ganze Menschheit zum Meere der unvergänglichen Herrlichkeit Gottes geleite. Laßt ab von den Angelegenheiten dieser Welt und allem, was dazu gehört, und nehmt nicht teil an der Tätigkeit jener, die äußerlich ihre Führer sind.
115:3
Der eine, wahre Gott – gepriesen sei Seine Herrlichkeit – hat die Herrschaft auf Erden den Königen übertragen. Niemand hat das Recht, den wohlerwogenen Absichten derer, die Amtsgewalt besitzen, auch nur im geringsten entgegenzuwirken. Was Er sich vorbehalten hat, sind die Städte der Menschenherzen, und die Geliebten dessen, der die höchste Wahrheit ist, sind an diesem Tage wie die Schlüssel zu ihnen. Gebe Gott, daß sie alle befähigt werden, durch die Macht des Größten Namens die Tore dieser Städte aufzuschließen. Das ist es, was unter »dem einen, wahren Gott helfen«[M6] zu verstehen ist – ein Thema, auf das die Feder dessen, der die Morgendämmerung anbrechen läßt, in allen seinen Büchern und Sendschreiben hingewiesen hat.
115:4
Ebenso geziemt es den Geliebten Gottes, mit ihren Mitmenschen nachsichtig zu sein, von allen Dingen so geheiligt und losgelöst zu sein und solche Aufrichtigkeit und Redlichkeit aufzuweisen, daß alle Völker der Erde sie als die Treuhänder Gottes unter den Menschen anerkennen. Bedenke, zu welch erhabenen Höhen die Befehle des Allmächtigen sich aufschwingen, und wie armselig die Stätte ist, an der diese schwachen Seelen jetzt verweilen. Gesegnet, wer auf den Flügeln der Gewißheit in die Himmel fliegt, welche die Feder deines Herrn, des Allerbarmers, ausbreitet.
115:5
Betrachte die Werke, o Dhabíḥ, die Gott, die allbeherrschende Wahrheit, vollbringt. Sprich: Wie gewaltig, wie überaus gewaltig ist die Kraft Seiner alle Welten umschließenden Macht! Erhaben, unendlich erhaben ist Er in Seiner Losgelöstheit über die Reichweite und den Gesichtskreis der ganzen Schöpfung! Verherrlicht, verherrlicht sei Seine Milde – eine Milde, die die Herzen der Gott Nahegebrachten dahinschmelzen läßt.
115:6
Wir haben trotz zahlloser Trübsale, die Wir von den Händen Unserer Feinde erlitten, allen Herrschern der Erde verkündet, was Gott verkünden wollte, damit alle Völker wissen, daß keinerlei Heimsuchung die Feder des Altehrwürdigen der Tage davon abhalten kann, ihre Absicht zu vollbringen. Seine Feder bewegt sich mit der Erlaubnis Gottes, der dem brüchigen, morschen Gebein Gestalt verleiht.
115:7
Im Hinblick auf dieses mächtigste Unternehmen geziemt es denen, die Ihn lieben, sich mit Eifer zu rüsten und ihre Gedanken auf das zu richten, was den Sieg der Sache Gottes sichern wird, anstatt gemeine, verächtliche Taten zu begehen. Wolltest du nur eine kleine Weile die offenkundigen Werke und Taten dessen bedenken, der die Ewige Wahrheit ist, so würdest du auf die Erde niederfallen und ausrufen: O Du Herr aller Herren! Ich bezeuge, daß Du der Herr der ganzen Schöpfung bist, der Erzieher aller sichtbaren und unsichtbaren Wesen. Ich bezeuge, daß Deine Kraft das ganze All umschließt, daß die Heere der Erde Dich niemals schrecken noch die Herrschaft aller Völker und Nationen Dich davon abhalten können, Deine Absicht auszuführen. Ich bekenne, daß Du nur den Wunsch hast, die ganze Welt zu erneuern, die Einheit ihrer Völker zu begründen und alle zu retten, die in ihr leben.
115:8
Denke eine Weile nach und erwäge, wie sich die Geliebten Gottes zu verhalten haben und zu welchen Höhen sie sich aufschwingen müssen! Bitte allezeit deinen Herrn, den Gott des Erbarmens, daß Er ihnen helfe, Seinen Willen zu tun. Er, wahrlich, ist der Machtvollste, der Allherrliche, der Allwissende.
115:9
Die diesem Unterdrückten auferlegte Gefangenschaft, o Dhabíḥ, brachte Ihm keinen Schaden, noch wird sie Ihm je schaden können; auch der Verlust all Seiner irdischen Güter, Seine Verbannung, ja selbst Sein Märtyrertod und Seine äußere Demütigung können Ihm keinen Schmerz zufügen. Was Ihn aber schmerzen kann, sind die Missetaten, welche die Geliebten Gottes begehen und welche man Ihm, der allbeherrschenden Wahrheit, zur Last legt. Das ist die Trübsal, unter der Ich leide, und Er selbst, mächtig über alle Dinge, bezeugt es Mir. Was Mich tief verletzt, sind die Ansprüche, die das Volk des Bayán täglich erhebt. Einige haben ihre Ergebenheit einem Meiner ÄsteSöhne. A bekundet, während andere unabhängig ihre Ansprüche geltend machen und nach ihren eigenen Wünschen handeln.
115:10
O Dhabíḥ, die Zunge der Größe sagt: Bei Mir selbst, die Ich die Wahrheit spreche! In dieser mächtigsten Offenbarung finden alle Sendungen der Vergangenheit ihre höchste, ihre endgültige Erfüllung. Wer immer nach Ihm den Anspruch einer Offenbarung erhebt, ist sicherlich ein Lügner und Betrüger. Wir bitten Gott, daß Er ihm gnädig beistehe, einen solchen Anspruch zurückzuziehen und zu widerrufen. Sollte er bereuen, wird Gott ihm zweifellos vergeben. Verharrt er jedoch in seinem Irrtum, so wird Gott sicher einen herabsenden, der erbarmungslos mit ihm verfährt. Er, wahrlich, ist der Allmächtige, der Machtvollste!
115:11
Siehe, wie das Volk des Bayán gänzlich verfehlt zu erkennen, daß das einzige Ziel dessen, was Meine vorausgegangene Manifestation, der Vorläufer Meiner Schönheit offenbarte, Meine Offenbarung und die Verkündigung Meiner Sache gewesen ist. Niemals – und dafür ist Er, die allbeherrschende Wahrheit, Mein Zeuge – hätte Er verkündet, was Er verkündete, wenn nicht für Mich. Siehe, wie diese Toren Seine, des Allbesitzenden, des Unzugänglichen, Sache als Spiel und Zeitvertreib behandeln! Ihr Herz ersinnt jeden Tag einen neuen Anschlag, und ihr Wahn führt sie stets auf die Suche nach einer neuen Zuflucht. Wäre wahr, was sie sagen, wie könnte dann die Sache deines Herrn in ihrem Bestand gesichert sein? Erwäge dies in deinem Herzen und gehöre zu den Scharfsichtigen, die sorgfältig prüfen, standhaft in ihrem Entschluß und zuversichtlich in ihrem Glauben sind. Deine Gewißheit sollte so sein, daß du, wenn die ganze Menschheit Ansprüche erhöbe, wie sie kein Mensch je erhoben, kein Geist je erdacht hat, sie völlig außer acht ließest, sie von dir wiesest und dein Angesicht Ihm, dem Ziel der Anbetung für alle Welten, zuwendetest.
115:12
Bei der Rechtschaffenheit Meines eigenen Selbstes! Groß, unermeßlich groß ist diese Sache! Mächtig, unbegreiflich mächtig ist dieser Tag! Fürwahr, selig ist der Mensch, der allem entsagt und seine Augen auf Ihn richtet, dessen Antlitz über alle in den Himmeln und auf Erden Erleuchtung verbreitet.
115:13
Scharf muß dein Blick sein, o Dhabíḥ, diamanten deine Seele und ehern dein Fuß, wenn du den selbstischen Wünschen gegenüber, die in des Menschen Brust flüstern, unerschütterlich sein willst. Dies ist der ausdrückliche Befehl, den die Feder des Größten Namens durch den Willen des Altehrwürdigen Königs zu offenbaren bewegt worden ist. Hüte ihn wie deinen Augapfel und gehöre zu den Dankbaren. Strebe Tag und Nacht danach, der Sache dessen zu dienen, der die Ewige Wahrheit ist, und sei losgelöst von allem außer Ihm. Bei Mir selbst! Was immer du an diesem Tage siehst, wird vergehen. Höchst erhaben wird deine Stufe sein, wenn du standhaft bleibst in der Sache deines Herrn. Hin zu Ihm seien deine Schritte eifrig gerichtet, und in Ihm ist deine letzte Ruhestatt.
116
116:1
O Könige der Christenheit! Vernahmt ihr nicht das Wort Jesu, des Geistes Gottes: »Ich gehe hin und komme wieder zu euch!«Joh. 14:28 – Anm. d. Hrsg.Q Warum versäumtet ihr dann, als Er wiederkam zu euch in den Wolken des Himmels, Ihm zu nahen, auf daß ihr Sein Angesicht schauet und zu denen gehöret, die in Seine Gegenwart gelangten? An anderer Stelle sagt Er: »Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommt, wird Er euch in alle Wahrheit leiten.«Joh. 16:13 – Anm. d. Hrsg.Q Und doch, seht, als Er die Wahrheit brachte, da weigertet ihr euch, Ihm euer Angesicht zuzuwenden, und verharrtet dabei, euch mit Spiel und Tand zu vergnügen. Ihr hießet Ihn nicht willkommen, noch suchtet ihr Seine Gegenwart, die Verse Gottes aus Seinem eigenen Munde zu hören und an der vielfältigen Weisheit des Allmächtigen, des Allherrlichen, des Allweisen, teilzuhaben. Durch euer Versäumnis habt ihr den Odem Gottes gehindert, über euch hinzuwehen, und habt euerer Seele die Süße seines Duftes vorenthalten. Und weiter streift ihr voll Ergötzen durch das Tal euerer verderbten Lüste. Ihr werdet mit allem, was ihr besitzet, vergehen. Ihr werdet ganz gewiß zu Gott zurückkehren und in der Gegenwart dessen, der die ganze Schöpfung zusammenrufen wird, für euere Taten zur Rechenschaft gezogen werden…
116:2
Zwanzig Jahre sind dahingegangen, o Könige, und in dieser Zeit erlebten Wir jeden Tag die Pein einer neuen Trübsal. Keiner vor Uns hat erlitten, was Wir erlitten. Könntet ihr es doch erkennen! Die gegen Uns aufstanden, haben uns umgebracht, haben unser Blut vergossen, unseren Besitz geplündert und unsere Ehre verletzt. Obwohl der meisten unserer Leiden gewahr, habt ihr dennoch versäumt, die Hand des Angreifers zurückzuhalten. Ist es denn nicht euere eindeutige Pflicht, die Tyrannei des Unterdrükkers zu verhindern und unparteiisch mit eueren Untertanen zu verfahren, damit euer hoher Gerechtigkeitssinn der ganzen Menschheit offenkundig werde?
116:3
Gott hat eueren Händen die Zügel der Herrschaft über die Menschen anvertraut, auf daß ihr mit Gerechtigkeit über sie herrschet, die Rechte der Unterdrückten schützet und die Übeltäter bestrafet. Wenn ihr die Pflicht, die euch Gott in Seinem Buch vorgeschrieben hat, vernachlässigt, werden euere Namen vor Ihm zu denen der Ungerechten gezählt werden. Schmerzhaft, wahrlich, wird euer Irrtum sein. Haltet ihr euch an das, was euere Einbildung ersonnen hat, und mißachtet ihr die Gebote Gottes, des höchst Erhabenen, des Unzugänglichen, des Allbezwingenden, des Allmächtigen? Werft hinweg, was ihr besitzt, und haltet euch an das, was Gott euch zu befolgen geboten hat. Suchet Seine Gnade, denn wer sie sucht, beschreitet Seinen geraden Pfad.
116:4
Betrachtet den Zustand, in dem Wir sind, und seht die Leiden und Nöte, die Uns prüfen. Mißachtet Uns nicht, und sei es auch nur für einen Augenblick, und urteilt gerecht zwischen Uns und Unseren Feinden. Dies wird sicherlich von offenbarem Vorteil für euch sein. So berichten Wir euch Unsere Geschichte und erzählen, was uns betroffen hat, damit ihr Unsere Leiden von Uns nehmet und Unsere Last erleichtert. Wer will, befreie Uns von Unserer Not, und was den betrifft, der es nicht will – Mein Herr ist gewiß der beste der Helfer!
116:5
Warne das Volk, o Diener, und mache es vertraut mit dem, was Wir auf Dich herniedersandten. Lasse Dich durch niemanden schrecken und gehöre nicht zu den Wankenden. Es naht der Tag, da Gott Seine Sache erhöht und Sein Zeugnis vor den Augen aller, die in den Himmeln, und aller, die auf Erden sind, verherrlicht haben wird. Setze unter allen Umständen Dein ganzes Vertrauen auf Deinen Herrn, richte Deinen Blick auf Ihn und wende Dich ab von allen, die Seine Wahrheit verwerfen. Lasse Gott, Deinen Herrn, Deinen alleinigen Beistand und Helfer sein. Wir haben gelobt, Deinen Triumph auf Erden zu sichern und Unsere Sache vor allen Menschen zu erhöhen, selbst wenn kein König sich fände, der Dir sein Angesicht zuwendet.
117
117:1
In dem Wunsche, die Voraussetzungen für Frieden und Ruhe in der Welt und für den Fortschritt ihrer Völker zu offenbaren, hat das Höchste Wesen geschrieben: Die Zeit muß kommen, da die gebieterische Notwendigkeit für die Abhaltung einer ausgedehnten, allumfassenden Versammlung der Menschen weltweit erkannt wird. Die Herrscher und Könige der Erde müssen ihr unbedingt beiwohnen, an ihren Beratungen teilnehmen und solche Mittel und Wege erörtern, die den Grund zum Größten Weltfrieden unter den Menschen legen. Ein solcher Friede erfordert es, daß die Großmächte sich um der Ruhe der Völker der Erde willen zu völliger Aussöhnung untereinander entschließen. Sollte ein König die Waffen gegen einen anderen ergreifen, so müssen sich alle vereint erheben und ihn daran hindern. Wenn dies geschieht, werden die Nationen der Welt – außer für die Wahrung der Sicherheit ihrer Reiche und die Aufrechterhaltung der inneren Ordnung in ihrem Staatsgebiet – keine Waffen mehr brauchen. Dies wird jedem Volk, jeder Regierung und Nation Frieden und Ruhe sichern. Wir möchten gerne hoffen, daß die Könige und Herrscher der Erde, die Spiegel des barmherzigen und allmächtigen Namens Gottes, diese Stufe erreichen und die Menschheit vor dem Angriff der Tyrannei beschirmen werden… Der Tag naht, da alle Völker der Welt eine universale Sprache und eine einheitliche Schrift annehmen werden. Wenn dies erreicht ist, wird es für jeden Menschen, in welche Stadt er auch reisen mag, sein, als betrete er sein eigenes Heim. All dies ist verbindlich und durchaus wesentlich. Es ist die Pflicht eines jeden Menschen mit Einsicht und Verständnis, danach zu streben, das hier Niedergeschriebene in die Wirklichkeit und die Tat umzusetzen… Der ist wirklich ein Mensch, der sich heute dem Dienst am ganzen Menschengeschlecht hingibt. Das Höchste Wesen spricht: Selig und glücklich ist, wer sich erhebt, dem Wohle aller Völker und Geschlechter der Erde zu dienen. An anderer Stelle hat Er verkündet: Es rühme sich nicht, wer sein Vaterland liebt, sondern wer die ganze Welt liebt. Die Erde ist nur ein Land, und alle Menschen sind seine Bürger.
118
118:1
Verwerft nicht die Gottesfurcht, o Könige der Erde, und hütet euch, die Grenzen zu überschreiten, die der Allmächtige gesetzt hat. Beachtet die Gebote, die euch in Seinem Buche gegeben sind, und hütet euch wohl, ihre Schranken zu übertreten. Seid wachsam, damit ihr niemandem Unrecht zufügt, und sei es auch so gering wie ein Senfkorn. Beschreitet den Pfad der Gerechtigkeit, denn dieser ist wahrlich der gerade Pfad.
118:2
Legt euere Streitigkeiten bei und rüstet ab, damit die Last euerer Ausgaben leichter werde, euere Gemüter und Herzen zur Ruhe kommen. Heilt die Zwietracht, die euch spaltet, dann werdet ihr kein Kriegsgerät mehr nötig haben außer dem, was der Schutz euerer Städte und Gebiete erfordert. Fürchtet Gott und hütet euch, die Grenzen des rechten Maßes zu überschreiten und zu den Maßlosen zu gehören.
118:3
Wir haben erfahren, daß ihr jedes Jahr euere Ausgaben vermehrt und die Lasten dafür eueren Untertanen aufbürdet. Dies ist wahrlich mehr, als sie tragen können, und ein bitteres Unrecht. Entscheidet gerecht zwischen den Menschen und werdet zu Wahrzeichen der Gerechtigkeit unter ihnen. Dies ist, so ihr billig urteilt, was euch ansteht und euerer Stufe entspricht.
118:4
Hütet euch, jemandem Unrecht zu tun, der euch anruft und unter eueren Schutz tritt. Wandelt in der Furcht Gottes und gehört zu denen, die ein gottgefälliges Leben führen. Verlaßt euch nicht auf euere Macht, euere Heere und Schätze. Setzt euer ganzes Vertrauen und euere Zuversicht auf Gott, der euch erschaffen hat, und sucht Seinen Beistand in allen eueren Geschäften. Hilfe kommt allein von Ihm. Er hilft, wem Er will, mit den Scharen der Himmel und der Erde.
118:5
Wisset, daß die Armen das Pfand Gottes in euerer Mitte sind. Seid achtsam, daß ihr Sein Pfand nicht veruntreut, daß ihr nicht ungerecht an ihnen handelt und auf den Wegen der Treulosen wandelt. Ihr werdet ganz gewiß über Sein Pfand zur Rechenschaft gezogen werden an dem Tage, da die Waage der Gerechtigkeit aufgestellt ist, dem Tage, da jedem vergolten wird, wie ihm gebührt, da die Taten aller Menschen, ob reich oder arm, gewogen werden.
118:6
Wenn ihr den Ratschlägen, die Wir in unvergleichlicher, eindeutiger Sprache auf dieser Tafel offenbaren, keine Beachtung schenkt, wird göttliche Züchtigung von allen Seiten über euch kommen, und Seine Gerechtigkeit wird über euch ihr Urteil fällen. An jenem Tage werdet ihr keine Macht haben, Ihm zu widerstehen, und euere Ohnmacht erkennen. Habt Erbarmen mit euch selbst und mit denen, die euch unterstehen. Richtet zwischen ihnen nach den Regeln, die Gott auf Seiner heiligsten, erhabensten Tafel niedergelegt hat, einer Tafel, auf der Er allem sein festgesetztes Maß zugewiesen und eine deutliche Erklärung aller Dinge gegeben hat, einer Tafel, die selbst Mahnung ist für alle, die an Ihn glauben.
118:7
Prüfet Unsere Sache, erforschet alles, was Uns widerfahren ist, entscheidet gerecht zwischen Uns und Unseren Feinden, und gehört zu denen, die unparteiisch mit ihrem Nächsten verfahren. Wenn ihr der Hand des Unterdrükkers nicht Einhalt gebietet, wenn ihr versäumt, die Rechte der Getretenen zu schützen, welches Recht habt ihr dann, euch vor den Menschen zu brüsten? Wessen könnt ihr euch zu Recht rühmen? Ist es euere Speise und Trank, auf die ihr stolz seid, sind es die Schätze, die ihr hortet, die Vielfalt und der Wert des Schmucks, mit dem ihr euch behängt? Bestünde wahrer Ruhm im Besitz solch vergänglicher Dinge, dann müßte die Erde, auf der ihr geht, sich vor euch brüsten, weil sie euch nach dem Ratschluß des Allmächtigen mit eben diesen Dingen versorgt und beschenkt. Tief in ihr ist alles enthalten, was ihr besitzet, wie Gott es verfügt hat. Aus ihr schöpft ihr eueren Reichtum als ein Zeichen Seiner Barmherzigkeit. So betrachtet denn eueren Zustand, seht, worauf ihr stolz seid! Könntet ihr es doch begreifen!
118:8
Nein, bei Ihm, der das Reich der ganzen Schöpfung in Seinem Griff hält! Euer wahrer, bleibender Ruhm liegt nirgendwo sonst als in euerem entschiedenen Festhalten an den Geboten Gottes, in der rückhaltlosen Befolgung Seines Gesetzes, in der Entschlossenheit, mit der ihr darauf achtet, daß sie angewandt werden, und darin, daß ihr unbeirrt dem rechten Wege folgt.
119
119:1
O ihr Herrscher der Erde! Warum habt ihr, den Wolken gleich, die Sonne und ihren Glanz verdunkelt und sie am Scheinen gehindert? Hört auf den Rat, den euch die Feder des Höchsten gibt, damit ihr und die Armen Ruhe und Frieden finden. Wir flehen zu Gott, daß Er den Königen der Erde beistehe, den Frieden auf Erden zu errichten. Er, wahrlich, tut, was Er will.
119:2
O Könige der Erde! Wir sehen euch jedes Jahr euere Ausgaben vermehren und deren Lasten eueren Untertanen aufbürden. Das ist, wahrlich, höchst ungerecht. Fürchtet die Seufzer und Tränen dieses Unterdrückten und ladet nicht übermäßige Lasten auf euere Völker. Beraubt sie nicht, um Paläste für euch selbst aufzurichten. Nein, wählt vielmehr für sie, was ihr für euch selbst wählt. So legen Wir euch vor Augen, was euch nützt – würdet ihr es doch begreifen! Euere Völker sind euere Schätze. Hütet euch, daß euere Herrschaft die Gebote Gottes nicht verletze und ihr euere Schutzbefohlenen nicht dem Räuber an die Hand liefert. Durch sie herrscht ihr, von ihren Mitteln lebt ihr, mit ihrer Hilfe siegt ihr. Doch wie verächtlich blickt ihr auf sie! Wie seltsam, wie höchst seltsam!
119:3
Nun, da ihr den Größten Frieden zurückgewiesen habt, haltet euch fest an diesen, den Geringeren Frieden, damit ihr euere eigene Lage und die euerer Untertanen einigermaßen bessert.
119:4
Ihr Herrscher der Erde! Versöhnt euch miteinander, so daß ihr nicht mehr Kriegsrüstungen benötigt, als dem Schutz euerer Gebiete und Länder angemessen ist. Hütet euch, den Rat des Allwissenden, des Glaubwürdigen, zu mißachten!
119:5
Seid einig, o Könige der Erde, denn dadurch wird der Sturm des Haders gestillt, und euere Völker finden Ruhe – wenn ihr doch zu den Verstehenden gehörtet! Sollte einer unter euch gegen einen anderen die Waffen ergreifen, so erhebt euch alle gegen ihn, denn dies ist nichts als offenbare Gerechtigkeit.
120
120:1
O ihr gewählten Vertreter des Volkes in allen Ländern! Beratet miteinander und laßt euch nur das angelegen sein, was der Menschheit nützt und ihre Lage bessert – so ihr zu denen gehört, die achtsam prüfen! Betrachtet die Welt wie einen menschlichen Körper, der bei seiner Erschaffung gesund und vollkommen war, jedoch aus verschiedenen Ursachen von schweren Störungen und Krankheiten befallen wurde. Nicht einen Tag lang wurde ihm Linderung zuteil, nein, seine Krankheit verschlimmerte sich noch, weil er in die Hände unwissender Ärzte fiel, die sich nur von ihren persönlichen Wünschen leiten ließen und sich schmählich irrten. Und wurde einmal ein Organ von einem fähigen Arzt geheilt, so blieb doch der Rest so krank wie zuvor. So unterrichtet euch der Allwissende, der Allweise.
120:2
Wir sehen ihn an diesem Tage der Willkür von Herrschern ausgeliefert, die so trunken sind von Hochmut, daß sie ihren eigenen Vorteil nicht klar erkennen können, geschweige denn eine so verblüffende, herausfordernde Offenbarung wie diese. Und versuchte einer von ihnen den Zustand der Welt zu bessern, so war sein Beweggrund, eingestanden oder nicht, der eigene Nutzen. Dieses unlautere Motiv hat seine Heilkraft gemindert.
120:3
Die wirksamste Arznei, das mächtigste Mittel, das der Herr für die Heilung der Welt verfügt hat, ist die Vereinigung aller Völker in einer allumfassenden Sache, in einem gemeinsamen Glauben. Nur ein allmächtiger, erleuchteter Arzt hat die Fähigkeit, diese Einheit zu stiften. Wahrlich, dies ist die Wahrheit, und alles andere nichts als Irrtum.
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