Bahá’u’lláh | Ährenlese aus den Schriften Bahá’u’lláhs
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142:7
Mein Gott, mein Gott! Wäre niemand zu finden, der von Deinem Pfade abirrt, wie könnte dann das Banner Deiner Barmherzigkeit entfaltet oder die Fahne Deiner Gunst und Güte gehißt werden? Und würde kein Frevel verübt, was könnte Dich dann als den Verberger menschlicher Sünden, den Immervergebenden, den Allwissenden, den Allweisen, verkünden? Möge meine Seele ein Opfer für die Verfehlungen derer sein, die wider Dich fehlen, denn über solche Verfehlungen wehen die süßen Düfte der zarten Barmherzigkeit Deines Namens, der Mitleidige, der Allbarmherzige. Möge mein Leben für die Vergehen derer hingegeben sein, die sich wider Dich vergehen, denn durch sie wird der Hauch Deiner Gunst und der Duft Deiner Gnade den Menschen bewußt gemacht und unter ihnen verbreitet. Möge mein innerstes Sein für die Sünden derer dargeboten sein, die wider Dich sündigen, denn durch solche Sünden wird bewirkt, daß sich die Sonne Deiner mannigfaltigen Gunstbeweise über dem Horizont Deiner Güte offenbart und die Wolken Deiner nieversagenden Vorsehung ihre Gaben auf die Wirklichkeit alles Erschaffenen herabregnen.
142:8
Ich bin der, o mein Herr, der Dir die Menge seiner Übeltaten eingestand, der bekannte, was noch kein Mensch bekannt hat. Ich eilte, zu dem Meere Deiner Vergebung zu gelangen, und suchte Zuflucht unter dem Schatten Deiner Gnade und Gunst. Ich flehe zu Dir, o Du ewiger König, Du höchster Beschützer aller Menschen, gewähre, daß ich fähig werde zu verkünden, was die Herzen und Seelen der Menschen veranlaßt, sich in die grenzenlose Unermeßlichkeit Deiner Liebe aufzuschwingen und sich Deinem Geiste zu verbinden. Stärke mich durch die Macht Deiner Herrschaft, damit ich alles Erschaffene dem Tagesanbruch Deiner Erklärung, dem Quell Deiner Offenbarung zuwende. Hilf mir, o mein Herr, mich Deinem Willen völlig zu ergeben und mich aufzumachen, Dir zu dienen, denn ich schätze dieses irdische Leben nur wegen des einen Zieles, das Heiligtum Deiner Offenbarung und den Thron Deiner Herrlichkeit zu umkreisen. Du siehst mich, o mein Gott, losgelöst von allem außer Dir, demütig und Deinem Willen ergeben. Verfahre mit mir, wie es Dir gefällt, und wie es Deiner Erhabenheit und großen Herrlichkeit entspricht.
142:9
O ‘Alí! Die Güte dessen, der der Herr aller Welten ist, wurde dir gewährt und wird dir weiterhin zuteil. Wappne dich mit Seiner Kraft und Stärke und erhebe dich, Seiner Sache zu helfen und Seinen heiligen Namen zu preisen. Lasse deinen Mangel an menschlicher Gelehrsamkeit und dein Unvermögen, zu lesen und zu schreiben, dein Herz nicht betrüben. Der eine, wahre Gott hält die Tore Seiner mannigfaltigen Gnade im mächtigen Griff Seiner Gewalt. Er hat sie vor allen, die Ihm dienen, geöffnet und wird sie weiterhin vor ihnen auftun. Ich hoffe sehr, daß der Hauch göttlicher Süße zu allen Zeiten von den Auen deines Herzens derart über die ganze Welt getragen wird, daß seine Wirkungen sich in jedem Land zeigen. Er hat Macht über alle Dinge. Er ist wahrlich der Machtvollste, der Allherrliche, der Allmächtige.
143
143:1
Gesegnet bist du, o Mein Diener, denn du hast die Wahrheit erkannt und dich von dem zurückgezogen, der den Allbarmherzigen zurückwies und im Mutterbuch als Gottloser verdammt wurde. Du aber wandle standhaft in der Liebe zu Gott, halte unerschütterlich an seinem Glauben fest und stehe Ihm bei durch die Kraft deiner Rede. So gebietet dir der Allbarmherzige, der in den Händen Seiner Unterdrücker Gefangenschaft leidet.
143:2
Wenn Trübsal um Meinetwillen über dich kommt, so rufe dir Meine Leiden und Nöte ins Bewußtsein und gedenke Meiner Verbannung und Gefangenschaft. So übertragen Wir auf dich, was auf Uns herniedergekommen ist von Ihm, dem Allherrlichen, dem Allweisen.
143:3
Bei Meinem Selbst! Der Tag naht, da Wir die Welt und alles, was in ihr ist, aufgerollt und eine neue Ordnung an ihrer Statt ausgebreitet haben werden. Er, wahrlich, ist mächtig über alle Dinge.
143:4
Heilige dein Herz, damit du Meiner gedenkest, und reinige dein Ohr, damit du Meine Worte hörest. Wende dann dein Angesicht dem heiligen Orte zu, an dem der Thron deines Herrn, des Gottes der Barmherzigkeit, errichtet ist, und sprich: Preis sei Dir, o mein Herr, daß Du mich befähigst, die Manifestation Deiner Selbst anzuerkennen, und mir hilfst, mein Herz dem Hofe Deiner Gegenwart, dem Ziel der Anbetung meiner Seele, zuzuwenden. Ich flehe zu Dir bei Deinem Namen, der die Himmel spaltete und die Erde bersten ließ, bestimme für mich, was Du für die bestimmt hast, die sich von allem außer Dir abgewandt und ihr Herz fest auf Dich gegründet haben. Gewähre, daß ich in Deiner Gegenwart auf dem Sitze der Wahrheit im Heiligtum der Herrlichkeit sitze. Mächtig bist Du zu tun, was Du willst. Es ist kein Gott außer Dir, dem Allherrlichen, dem Allweisen.
144
144:1
Die Feder des Höchsten hat jedem die Pflicht auferlegt und vorgeschrieben, diese Sache zu lehren… Gott wird zweifellos jeden begeistern, der sich von allem außer Ihm loslöst, und Er wird die klaren Wasser der Weisheit und des Ausdrucks aus seinem Herzen quellen und überreich strömen lassen. Wahrlich, dein Herr, der Allbarmherzige, ist mächtig zu tun, was Er will, und Er verordnet, was Ihm gefällt.
144:2
Würdest du über diese Welt nachdenken und erkennen, wie vergänglich die Dinge sind, die ihr zugehören, so würdest du keinen anderen Weg dem Weg des Dienstes für die Sache deines Herrn vorziehen. Niemand hätte die Macht, dich zu hindern, feierlich Seinen Lobpreis anzustimmen, selbst wenn alle Menschen wider dich aufstünden.
144:3
Gehe stets voran und sei beharrlich in Seinem Dienst. Sprich: O ihr Menschen! Der Tag, der euch in allen Schriften verheißen ward, ist nun gekommen. Fürchtet Gott und entzieht euch nicht der Erkenntnis dessen, der der Sinn eueres Lebens ist. Eilt zu Ihm! Dies ist besser für euch als die Welt und alles, was in ihr ist. Könntet ihr es doch begreifen!
145
145:1
Wenn ihr den Erniedrigten und Unterdrückten begegnet, wendet euch nicht verächtlich von ihnen ab, denn der König der Herrlichkeit wacht allezeit über ihnen und umgibt sie mit einer Zärtlichkeit, wie niemand sie ermessen kann außer jenen, die ihr Wünschen und Wollen im Willen eueres Herrn, des Gnädigen, des Allweisen, aufgehen ließen. O ihr Reichen auf Erden! Flieht nicht das Angesicht des Armen, der im Staube liegt, nein, handelt vielmehr wie ein Freund an ihm, und laßt euch von ihm die Geschichte des Leides berichten, mit dem Gottes unerforschlicher Ratschluß ihn heimgesucht hat. Bei der Gerechtigkeit Gottes! Während ihr euch ihm zugesellt, werden die himmlischen Heerscharen auf euch niederschauen. Sie werden Fürbitte für euch tun, eueren Namen loben und euere Tat preisen. Gesegnet sind die Gebildeten, die sich nicht mit ihren Errungenschaften brüsten, und wohl steht es um die Rechtschaffenen, die die Sünder nicht verhöhnen, sondern deren Missetaten verschweigen, damit ihre eigenen Mängel vor den Augen der Menschen verborgen bleiben.
146
146:1
Es ist Unser Wunsch und Verlangen, daß jeder von euch zu einem Quell alles Guten unter den Menschen und zu einem Beispiel der Aufrichtigkeit für die Menschheit werde. Hütet euch, daß ihr euch selbst nicht euerem Nächsten vorzieht. Richtet eueren Blick auf Ihn, den Tempel Gottes unter den Menschen. Er hat in Wahrheit Sein Leben als Lösegeld für die Erlösung der Welt dargebracht. Er ist wahrlich der Allgütige, der Gnädige, der Höchste. Wenn es unter euch zu Meinungsverschiedenheiten kommt, seht Mich vor euerem Angesicht stehen und überseht gegenseitig euere Fehler um Meines Namens willen und als ein Zeichen euerer Liebe zu Meiner offenbaren, strahlenden Sache. Wir wünschen, euch allezeit in Freundschaft und Eintracht im Paradiese Meines Wohlgefallens miteinander verkehren zu sehen und aus eueren Taten den Duft der Freundlichkeit und Einigkeit, der Güte und Gemeinschaft zu verspüren. So rät euch der Allwissende, der Getreue. Wir werden immer mit euch sein. Wenn Wir den Duft euerer Gemeinschaft verspüren, wird sich Unser Herz gewiß freuen, denn nichts anderes kann Uns genügen. Dies bezeugt jeder wahrhaft Verstehende.
147
147:1
Der Größte Name ist Mein Zeuge! Wie traurig, wenn an diesem Tage ein Mensch sein Herz an die vergänglichen Dinge dieser Welt hängte! Erhebt euch und haltet euch fest an die Sache Gottes. Seid besonders liebevoll zueinander. Verbrennt, ganz um des Vielgeliebten willen, den Schleier des Selbstes mit der Flamme des unverlöschlichen Feuers, und frohen, lichtstrahlenden Angesichts gesellt euch zu euerem Nächsten. Ihr habt in jeder Hinsicht das Verhalten dessen, der das Wort der Wahrheit unter euch ist, beobachtet. Ihr wißt sehr wohl, wie schwer es für diesen Jüngling ist zuzulassen, daß durch Ihn das Herz eines der Geliebten Gottes auch nur eine Nacht lang betrübt werde.
147:2
Das Wort Gottes hat das Herz der Welt in Brand gesetzt; wie bedauerlich, wenn ihr versäumt, euch an seiner Flamme zu entzünden! So Gott will, werdet ihr in dieser gesegneten Nacht die Nacht der Einheit sehen, euere Seelen miteinander verbinden und beschließen, euch mit dem Schmuck eines guten und lobenswerten Charakters zu schmücken. Laßt es euere Hauptsorge sein, den Gefallenen aus dem Sumpfe drohender Vernichtung zu retten und ihm zu helfen, den altehrwürdigen Glauben Gottes anzunehmen. Euer Betragen euerem Nächsten gegenüber sollte so sein, daß es deutlich die Zeichen des einen, wahren Gottes offenbart, denn ihr seid die ersten unter den Menschen, die durch Seinen Geist erfrischt werden, die ersten, die Ihn anbeten und das Knie vor Ihm beugen, die ersten, die Seinen Thron der Herrlichkeit umschreiten. Ich schwöre bei Ihm, der Mich offenbaren hieß, was Ihm gefiel! Die Bewohner der Reiche der Höhe kennen euch besser, als ihr euch selbst kennt. Wähnt ihr, diese Worte seien unnütz und leer? Hättet ihr doch die Fähigkeit, die Dinge wahrzunehmen, die euer Herr, der Allbarmherzige, sieht – Dinge, die eueren überragenden Rang beweisen, die Zeugnis für die Größe eueres Wertes ablegen, die die Erhabenheit euerer Stufe verkünden! Gott gewähre, daß euere Begierden und ungezügelten Leidenschaften euch nicht von dem fernhalten, was für euch verordnet wurde.
148
148:1
O Salmán! Alles, was die Weisen und Mystiker gesagt und geschrieben haben, ist noch nie über die Grenzen hinausgegangen, denen der endliche Verstand des Menschen unterworfen ist, noch können sie je hoffen, diese Grenzen zu überschreiten. Zu welchen Höhen sich der Verstand der erhabensten Menschen auch emporschwingen mag, wie groß die Tiefen auch seien, in die das gelöste, verstehende Herz einzudringen vermag – Verstand und Herz können niemals das Erzeugnis ihrer eigenen Vorstellungen, das Ergebnis ihrer eigenen Gedanken übersteigen. Die Meditationen des tiefsinnigsten Denkers, die Andachten des Heiligsten der Heiligen, die höchsten Äußerungen des Lobpreises durch menschliche Feder oder Zunge sind nur Abglanz dessen, was durch die Offenbarung des Herrn, ihres Gottes, in ihnen selbst erschaffen wurde. Wer in seinem Herzen über diese Wahrheit nachdenkt, wird bereitwillig zugeben, daß es Grenzen gibt, die kein menschliches Wesen je überschreiten kann. Jeder Versuch, der vom Anfang an, der keinen Anfang hat, gemacht wurde, sich von Gott ein Bild zu machen und Ihn zu erkennen, ist begrenzt durch die Gegebenheiten Seiner eigenen Schöpfung – einer Schöpfung, die Er durch das Wirken Seines Willens zu keinem anderen Ziel als für sich selbst ins Dasein gerufen hat. Unermeßlich erhaben ist Er über die Anstrengungen des Menschengeistes, Sein Wesen zu erfassen, oder der menschlichen Zunge, Sein Geheimnis zu beschreiben. Kein Band unmittelbaren Umgangs kann Ihn jemals an die Dinge binden, die Er erschaffen hat, noch können die dunkelsten, verhülltesten Andeutungen Seiner Geschöpfe Seinem Wesen gerecht werden. Durch Seinen die ganze Welt durchdringenden Willen hat Er alles Erschaffene ins Dasein gerufen. Er ist und Er war immer in der altehrwürdigen Ewigkeit Seines erhabenen, unteilbaren Wesens verhüllt und wird ewig in Seiner unerreichbaren Majestät und Herrlichkeit verborgen bleiben. Alles, was im Himmel und auf Erden ist, kam durch Sein Gebot ins Dasein, alles trat durch Seinen Willen aus völligem Nichtsein in das Reich des Seins. Wie also kann das Geschöpf, das vom Worte Gottes gebildet wurde, die Wesensart dessen begreifen, der der Altehrwürdige der Tage ist?
149
149:1
Wenn sich ein Mensch an diesem Tage erhebt und in völliger Loslösung von allem, was in den Himmeln und auf Erden ist, Ihm, dem Tagesanbruch der heiligen Offenbarung Gottes, seine Liebe zuwendet, wird er wahrlich befähigt, durch die Kraft eines der Namen des Herrn, seines Gottes, alle erschaffenen Dinge zu unterwerfen. Wisse und sei gewiß, daß die Sonne der Wahrheit an diesem Tage einen Glanz über die Welt verbreitet hat, wie ihn vergangene Zeiten niemals sahen. O Menschen, laßt das Licht Seiner Herrlichkeit auf euch scheinen und gehört nicht zu den Nachlässigen!
150
150:1
Wenn der Sieg naht, wird sich jeder als Gläubiger bekennen und unter den Schutz des Gottesglaubens eilen. Glücklich sind die, welche in den Tagen weltumfassender Prüfungen fest in der Sache Gottes stehen und sich weigern, von ihrer Wahrheit abzuweichen.
151
151:1
O Ihr Nachtigallen Gottes! Befreit euch aus dem Dorngestrüpp des Elends und der Not und nehmt eueren Flug zum Rosengarten nie verblassender Pracht. O Meine Freunde, die ihr im Staube wohnt! Eilt hin zu euerer himmlischen Wohnstatt. Verkündet euch selbst die freudige Botschaft: »Er, der über alles Geliebte, ist gekommen! Er hat sich mit der Herrlichkeit der Offenbarung Gottes gekrönt und die Tore Seines altehrwürdigen Paradieses vor den Augen der Menschen geöffnet.« Laßt alle Augen froh, laßt jedes Ohr beglückt sein, denn nun ist die Zeit, auf Seine Schönheit zu blicken. Nun ist die rechte Zeit, auf Seine Stimme zu hören. Verkündet jedem sehnsüchtig Liebenden: »Siehe, dein Vielgeliebter ist zu den Menschen gekommen!« Und den Boten des Königs der Liebe gebt die Kunde: »Seht, der Angebetete ist in der Fülle Seiner Herrlichkeit erschienen!« O ihr Liebenden Seiner Schönheit! Wandelt die Qual euerer Trennung von Ihm in die Freude ewiger Vereinigung und laßt die Süße Seiner Gegenwart die Bitternis eueres Fernseins von Seinem Hofe vertreiben.
151:2
Seht, wie die mannigfaltige Gnade Gottes, die aus den Wolken göttlicher Herrlichkeit herabströmt, an diesem Tage die Welt umfängt! Denn wo in vergangenen Tagen jeder Liebende nach seinem Geliebten flehte und suchte, ist es nun der Geliebte selbst, der alle ruft, die Ihn lieben, und sie einlädt, in Seine Gegenwart zu kommen. Habt acht, daß ihr eine so kostbare Gunst nicht verliert, hütet euch, daß ihr ein so einzigartiges Zeichen Seiner Gnade nicht herabwürdigt! Gebt die unzerstörbaren Wohltaten nicht preis und begnügt euch nicht mit Vergänglichem. Nehmt den Schleier hinweg, der eueren Blick trübt, und vertreibt die Dunkelheit, die euch umhüllt, damit ihr des Geliebten Antlitz in seiner reinen Schönheit erblickt, damit ihr schauet, was kein Auge je sah, und höret, was kein Ohr je vernahm.
151:3
Höret auf Mich, ihr sterblichen Vögel! Im Rosengarten unvergänglicher Pracht begann eine Blume zu blühen, mit der verglichen jede andere Blume nur ein Dorn ist und vor deren strahlender Herrlichkeit das wahre Wesen der Schönheit verblassen und vergehen muß. So erhebet euch und trachtet mit aller Begeisterung eueres Herzens, mit allem Verlangen euerer Seele, mit der ganzen Inbrunst eueres Willens und mit dem gesamten Bemühen eueres ganzen Seins danach, zum Paradiese Seiner Gegenwart zu gelangen, und strebet danach, den Duft der nie verwelkenden Blume zu spüren, die süßen Düfte der Heiligkeit zu atmen und euren Teil an diesem Dufthauch himmlischer Herrlichkeit zu erlangen. Wer diesem Rate folgt, wird seine Ketten sprengen, wird die Hingabe seliger Liebe kosten, seines Herzens Sehnsucht erreichen und seine Seele in die Hand seines Geliebten geben. Er wird aus seinem Käfig ausbrechen und, dem Vogel des Geistes gleich, den Flug zu seinem heiligen, ewigen Neste nehmen.
151:4
Die Nacht folgt dem Tag und der Tag folgt der Nacht, und die Stunden und Augenblicke eueres Lebens kommen und gehen, aber keiner von euch ist bereit, sich nur einen Augenblick lang vom Vergänglichen zu lösen. Regt euch, damit die kurzen Augenblicke, die euch noch verbleiben, nicht zerrinnen und verloren gehen. Blitzschnell werden euere Tage vorüber sein, und euere Leiber werden in einem Bett von Staub zur Ruhe gelegt. Was könnt ihr dann noch vollbringen? Wie könnt ihr dann euer früheres Versagen sühnen?
151:5
Das ewige Licht leuchtet in seiner reinen Herrlichkeit. Seht, wie es jeden vergänglichen Schleier verbrennt. O ihr Liebenden Seines Lichtes, die ihr den Nachtfaltern gleicht! Trotzet jeder Gefahr, weiht euere Seele seiner verzehrenden Flamme. O ihr, die ihr nach Ihm dürstet! Legt jede irdische Neigung ab und eilt, eueren Geliebten zu umarmen. Eilt euch mit unvergleichlicher Freude, zu Ihm zu gelangen. Die Blume, die den Blicken der Menschen bisher verborgen war, ist eueren Augen enthüllt. Im offenen Glanze Seiner Herrlichkeit steht Er vor euch. Seine Stimme fordert alle heiligen, geläuterten Wesen auf, zu kommen und mit Ihm vereint zu werden. Glücklich ist, wer sich dorthin wendet, und gut steht es um den, der das Licht eines so wunderbaren Antlitzes erreicht und schaut.
152
152:1
Dein Auge ist Mein Pfand, laß den Staub eitler Lüste seine Klarheit nicht umwölken. Dein Ohr ist Zeichen Meiner Großmut, laß den Lärm unziemlicher Beweggründe es nicht von Meinem Worte, das die ganze Schöpfung umfaßt, abkehren. Dein Herz ist Meine Schatzkammer, laß die betrügerische Hand des Selbstes dir nicht die Perlen rauben, die Ich darin verwahre. Deine Hand ist Sinnbild Meiner Güte, hindere sie nicht, sich an Meine verwahrten, verborgenen Tafeln zu halten… Unverlangt habe Ich Meine Gnade auf dich herabströmen lassen, ungebeten habe Ich deinen Wunsch erfüllt. Obwohl du es nicht verdienst, habe Ich dich für Meine reichsten, Meine unschätzbaren Gunstbeweise ausersehen. … O Meine Diener! Seid so ergeben und fügsam wie die Erde, damit aus dem Boden eures Seins die duftenden, heiligen, vielfarbenen Hyazinthen Meiner Erkenntnis aufblühen. Seid lodernd wie das Feuer, damit ihr die Schleier der Nachlässigkeit verbrennet und durch die belebende Kraft der Liebe Gottes die erstarrten, widerspenstigen Herzen zum Glühen bringt. Seid leicht und ungehindert wie der Wind, damit ihr Zutritt zu den Bereichen Meines Hofes, Meines unverletzlichen Heiligtums, erlangt.
153
153:1
O verbannter und getreuer Freund! Lösche den Durst der Achtlosigkeit mit den geheiligten Wassern Meiner Gnade und vertreibe das Dunkel des Fernseins mit dem Morgenlichte Meiner göttlichen Gegenwart. Dulde nicht, daß die Stätte, in der Meine unsterbliche Liebe zu dir wohnt, durch die Tyrannei lüsterner Wünsche zerstört werde, und verdunkle die Schönheit des himmlischen Jünglings nicht mit dem Staub des Selbstes und der Leidenschaft. Kleide dich mit dem Wesen der Gerechtigkeit und lasse dein Herz niemanden fürchten außer Gott. Verdecke nicht den klaren Quell deiner Seele mit dem Dorngestrüpp eitler, zügelloser Neigungen, und halte den Strom des lebendigen Wassers nicht auf, der aus dem Born deines Herzens fließt. Setze alle Hoffnung auf Gott und halte beharrlich fest an Seiner unerschöpflichen Barmherzigkeit. Wer außer Ihm kann den Elenden reich machen, wer den Gefallenen aus seiner Erniedrigung befreien?
153:2
O Meine Diener! Würdet ihr die verborgenen, unermeßlichen Meere Meines unzerstörbaren Reichtums entdecken, so würdet ihr gewiß die Welt, ja, die ganze Schöpfung als ein Nichts ansehen. Laßt die Flamme des Suchens mit solchem Ungestüm in euerem Herzen brennen, daß ihr fähig werdet, euer höchstes, euer erhabenstes Ziel zu erreichen: die Stufe, auf der ihr euerem Meistgeliebten nahen und euch mit Ihm vereinen könnt…
153:3
O Meine Diener! Laßt euere eitlen Hoffnungen, euere leeren Einbildungen nicht die Grundlagen eueres Glaubens an den allherrlichen Gott untergraben, denn solche Einbildungen sind den Menschen völlig unnütz und können ihre Schritte nicht auf den geraden Pfad lenken. Wähnt ihr, o Meine Diener, die Hand Meiner allumfassenden, Meiner schützenden, alles überragenden Herrschaft sei gefesselt, die Flut Meiner ewigen, unaufhörlichen, alles durchdringenden Barmherzigkeit sei gehemmt oder die Wolken Meiner erhabenen, unübertroffenen Gunstbeweise hätten aufgehört, ihre Gaben auf die Menschen niederzusenden? Könnt ihr euch einbilden, die wunderbaren Werke, die Meine göttliche, unwiderstehliche Macht verkünden, wären zurückgezogen oder die Kraft Meines Willens und Meiner Absicht wäre davon abgehalten, die Geschicke der Menschheit zu lenken? Wenn es nicht so ist, warum habt ihr dann zu verhindern getrachtet, daß die unsterbliche Schönheit Meines heiligen, gütigen Antlitzes vor den Augen der Menschen enthüllt werde? Warum habt ihr euch bemüht, die Manifestation des allmächtigen, allherrlichen Seins zu hindern, den Glanz Ihrer Offenbarung über die Erde zu verbreiten? Wärt ihr gerecht in euerem Urteil, so würdet ihr bereitwillig anerkennen, daß die Wirklichkeiten aller erschaffenen Dinge trunken sind vor Freude über diese neue, diese wundersame Offenbarung, daß alle Atome der Erde leuchten im Glanz ihrer Herrlichkeit. Eitel und erbärmlich ist, was ihr euch eingebildet habt und noch einbildet!
153:4
Geht eueren Weg zurück, o Meine Diener, und neigt euer Herz Ihm zu, der der Urquell euerer Erschaffung ist. Macht euch frei von eueren üblen, verderbten Neigungen und eilt euch, das Licht des unauslöschlichen Feuers, das auf dem Sinai dieser geheimnisvollen, alles überragenden Offenbarung strahlt, in euch aufzunehmen. Verfälscht nicht das heilige, das allumfassende Urwort Gottes und versucht nicht, seine Heiligkeit zu entweihen oder seinen erhabenen Charakter herabzuwürdigen. O ihr Achtlosen! Obwohl die Wunder Meiner Barmherzigkeit alles Erschaffene, sichtbar und unsichtbar, umschließen, obwohl die Offenbarungen Meiner Gnade und Güte jedes Atom des Weltalls durchdringen, ist doch die Rute, mit der Ich die Bösen züchtigen kann, schrecklich, und die Heftigkeit Meines Zornes gegen sie ist furchtbar. Höret mit Ohren, die von Hoffart und irdischen Wünschen geheiligt sind, auf die Ratschläge, die Ich euch in Meiner Güte und Barmherzigkeit offenbare, und betrachtet mit eueren äußeren und inneren Augen die Beweise Meiner wunderbaren Offenbarung…
153:5
O Meine Diener, beraubt euch nicht selbst des unvergänglichen, strahlenden Lichtes, das in der Lampe göttlicher Herrlichkeit leuchtet. Laßt die Flamme der Liebe Gottes hell in eueren strahlenden Herzen brennen. Speist sie mit dem Öle göttlicher Führung, behütet sie im Schutze euerer Beständigkeit. Bewahrt sie unter der Glocke des Vertrauens und der Loslösung von allem außer Gott, damit das böse Geflüster der Gottlosen ihr Licht nicht verlösche. O Meine Diener! Meine heilige, Meine von Gott verordnete Offenbarung mag mit einem Meere verglichen werden, in dessen Tiefen zahllose Perlen von hohem Wert und unübertrefflichem Glanz verborgen sind. Es ist die Pflicht eines jeden Suchers, sich zu mühen und danach zu streben, die Küsten dieses Meeres zu erreichen, auf daß er entsprechend dem Eifer seines Suchens und seiner Anstrengungen an solchen Wohltaten teilhabe, wie sie in Gottes unabänderlichen, verborgenen Tafeln vorherbestimmt sind. Wenn niemand seine Schritte zu diesen Ufern lenken will, wenn alle säumen, keiner sich erhebt, keiner Ihn findet – kann man dann sagen, daß solches Versäumnis diesem Meere seine Macht raube oder seinen Reichtum im geringsten vermindere? Wie sinnlos, wie unwürdig sind die Einbildungen, die euer Herz erfunden hat und noch erfindet! O Meine Diener! Der eine, wahre Gott ist Mein Zeuge! Dieses größte, dieses unergründliche, wogende Meer ist euch nahe, erstaunlich nahe. Seht, es ist euch näher als euere Lebensader! Schnell wie mit einem Augenaufschlag könnt ihr, wenn ihr nur wollt, hingelangen und teilhaben an dieser unvergänglichen Gunst, dieser gottgegebenen Gnade, diesem unzerstörbaren Geschenk, dieser mächtigsten, unaussprechlich herrlichen Gnadengabe.
153:6
O Meine Diener, könntet ihr begreifen, mit welchen Wundern Meiner Großmut und Freigebigkeit Ich euere Seelen betrauen will, ihr würdet euch in Wahrheit von der Bindung an alles Erschaffene lösen und wahre Erkenntnis eurer selbst gewinnen – eine Erkenntnis, die das Gleiche ist wie das Begreifen Meines eigenen Seins. Ihr würdet euch von allem außer Mir unabhängig finden und würdet mit euerem inneren und äußeren Auge, klar wie die Offenbarung Meines strahlenden Namens, die Meere Meiner Güte und Freigebigkeit in euch wogen sehen. Laßt nicht zu, daß euere nichtigen Einbildungen, euere bösen Leidenschaften, euere Unaufrichtigkeit und Herzensblindheit den Glanz einer so erhabenen Stufe trüben oder ihre Heiligkeit beflekken. Ihr gleicht dem Vogel, der sich mit der Kraft seiner mächtigen Schwingen, mit rückhaltlosem, freudigem Vertrauen in die Unendlichkeit der Himmel aufschwingt, bis er unter dem Drang, seinen Hunger zu stillen, gierig zum Wasser und Staub der Erde unter ihm zurückkehrt und, in den Schlingen seines Verlangens verstrickt, sich außerstande sieht, seinen Flug zu den Reichen, aus denen er kam, wieder aufzunehmen. Machtlos, die Bürde abzuschütteln, die auf seinen beschmutzten Schwingen lastet, ist dieser Vogel, der bisher ein Himmelsbewohner war, nun gezwungen, eine Wohnstatt im Staube zu suchen. Darum, o Meine Diener, verunreinigt euere Schwingen nicht mit dem Lehm der Widerspenstigkeit und der eitlen Begier. Laßt nicht zu, daß der Staub des Neides und Hasses sie beflecke, damit ihr nicht gehindert werdet, euch in die Himmel Meiner göttlichen Erkenntnis aufzuschwingen.
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