Bahá’u’lláh | Ährenlese aus den Schriften Bahá’u’lláhs
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148
148:1
O Salmán! Alles, was die Weisen und Mystiker gesagt und geschrieben haben, ist noch nie über die Grenzen hinausgegangen, denen der endliche Verstand des Menschen unterworfen ist, noch können sie je hoffen, diese Grenzen zu überschreiten. Zu welchen Höhen sich der Verstand der erhabensten Menschen auch emporschwingen mag, wie groß die Tiefen auch seien, in die das gelöste, verstehende Herz einzudringen vermag – Verstand und Herz können niemals das Erzeugnis ihrer eigenen Vorstellungen, das Ergebnis ihrer eigenen Gedanken übersteigen. Die Meditationen des tiefsinnigsten Denkers, die Andachten des Heiligsten der Heiligen, die höchsten Äußerungen des Lobpreises durch menschliche Feder oder Zunge sind nur Abglanz dessen, was durch die Offenbarung des Herrn, ihres Gottes, in ihnen selbst erschaffen wurde. Wer in seinem Herzen über diese Wahrheit nachdenkt, wird bereitwillig zugeben, daß es Grenzen gibt, die kein menschliches Wesen je überschreiten kann. Jeder Versuch, der vom Anfang an, der keinen Anfang hat, gemacht wurde, sich von Gott ein Bild zu machen und Ihn zu erkennen, ist begrenzt durch die Gegebenheiten Seiner eigenen Schöpfung – einer Schöpfung, die Er durch das Wirken Seines Willens zu keinem anderen Ziel als für sich selbst ins Dasein gerufen hat. Unermeßlich erhaben ist Er über die Anstrengungen des Menschengeistes, Sein Wesen zu erfassen, oder der menschlichen Zunge, Sein Geheimnis zu beschreiben. Kein Band unmittelbaren Umgangs kann Ihn jemals an die Dinge binden, die Er erschaffen hat, noch können die dunkelsten, verhülltesten Andeutungen Seiner Geschöpfe Seinem Wesen gerecht werden. Durch Seinen die ganze Welt durchdringenden Willen hat Er alles Erschaffene ins Dasein gerufen. Er ist und Er war immer in der altehrwürdigen Ewigkeit Seines erhabenen, unteilbaren Wesens verhüllt und wird ewig in Seiner unerreichbaren Majestät und Herrlichkeit verborgen bleiben. Alles, was im Himmel und auf Erden ist, kam durch Sein Gebot ins Dasein, alles trat durch Seinen Willen aus völligem Nichtsein in das Reich des Seins. Wie also kann das Geschöpf, das vom Worte Gottes gebildet wurde, die Wesensart dessen begreifen, der der Altehrwürdige der Tage ist?
149
149:1
Wenn sich ein Mensch an diesem Tage erhebt und in völliger Loslösung von allem, was in den Himmeln und auf Erden ist, Ihm, dem Tagesanbruch der heiligen Offenbarung Gottes, seine Liebe zuwendet, wird er wahrlich befähigt, durch die Kraft eines der Namen des Herrn, seines Gottes, alle erschaffenen Dinge zu unterwerfen. Wisse und sei gewiß, daß die Sonne der Wahrheit an diesem Tage einen Glanz über die Welt verbreitet hat, wie ihn vergangene Zeiten niemals sahen. O Menschen, laßt das Licht Seiner Herrlichkeit auf euch scheinen und gehört nicht zu den Nachlässigen!
150
150:1
Wenn der Sieg naht, wird sich jeder als Gläubiger bekennen und unter den Schutz des Gottesglaubens eilen. Glücklich sind die, welche in den Tagen weltumfassender Prüfungen fest in der Sache Gottes stehen und sich weigern, von ihrer Wahrheit abzuweichen.
151
151:1
O Ihr Nachtigallen Gottes! Befreit euch aus dem Dorngestrüpp des Elends und der Not und nehmt eueren Flug zum Rosengarten nie verblassender Pracht. O Meine Freunde, die ihr im Staube wohnt! Eilt hin zu euerer himmlischen Wohnstatt. Verkündet euch selbst die freudige Botschaft: »Er, der über alles Geliebte, ist gekommen! Er hat sich mit der Herrlichkeit der Offenbarung Gottes gekrönt und die Tore Seines altehrwürdigen Paradieses vor den Augen der Menschen geöffnet.« Laßt alle Augen froh, laßt jedes Ohr beglückt sein, denn nun ist die Zeit, auf Seine Schönheit zu blicken. Nun ist die rechte Zeit, auf Seine Stimme zu hören. Verkündet jedem sehnsüchtig Liebenden: »Siehe, dein Vielgeliebter ist zu den Menschen gekommen!« Und den Boten des Königs der Liebe gebt die Kunde: »Seht, der Angebetete ist in der Fülle Seiner Herrlichkeit erschienen!« O ihr Liebenden Seiner Schönheit! Wandelt die Qual euerer Trennung von Ihm in die Freude ewiger Vereinigung und laßt die Süße Seiner Gegenwart die Bitternis eueres Fernseins von Seinem Hofe vertreiben.
151:2
Seht, wie die mannigfaltige Gnade Gottes, die aus den Wolken göttlicher Herrlichkeit herabströmt, an diesem Tage die Welt umfängt! Denn wo in vergangenen Tagen jeder Liebende nach seinem Geliebten flehte und suchte, ist es nun der Geliebte selbst, der alle ruft, die Ihn lieben, und sie einlädt, in Seine Gegenwart zu kommen. Habt acht, daß ihr eine so kostbare Gunst nicht verliert, hütet euch, daß ihr ein so einzigartiges Zeichen Seiner Gnade nicht herabwürdigt! Gebt die unzerstörbaren Wohltaten nicht preis und begnügt euch nicht mit Vergänglichem. Nehmt den Schleier hinweg, der eueren Blick trübt, und vertreibt die Dunkelheit, die euch umhüllt, damit ihr des Geliebten Antlitz in seiner reinen Schönheit erblickt, damit ihr schauet, was kein Auge je sah, und höret, was kein Ohr je vernahm.
151:3
Höret auf Mich, ihr sterblichen Vögel! Im Rosengarten unvergänglicher Pracht begann eine Blume zu blühen, mit der verglichen jede andere Blume nur ein Dorn ist und vor deren strahlender Herrlichkeit das wahre Wesen der Schönheit verblassen und vergehen muß. So erhebet euch und trachtet mit aller Begeisterung eueres Herzens, mit allem Verlangen euerer Seele, mit der ganzen Inbrunst eueres Willens und mit dem gesamten Bemühen eueres ganzen Seins danach, zum Paradiese Seiner Gegenwart zu gelangen, und strebet danach, den Duft der nie verwelkenden Blume zu spüren, die süßen Düfte der Heiligkeit zu atmen und euren Teil an diesem Dufthauch himmlischer Herrlichkeit zu erlangen. Wer diesem Rate folgt, wird seine Ketten sprengen, wird die Hingabe seliger Liebe kosten, seines Herzens Sehnsucht erreichen und seine Seele in die Hand seines Geliebten geben. Er wird aus seinem Käfig ausbrechen und, dem Vogel des Geistes gleich, den Flug zu seinem heiligen, ewigen Neste nehmen.
151:4
Die Nacht folgt dem Tag und der Tag folgt der Nacht, und die Stunden und Augenblicke eueres Lebens kommen und gehen, aber keiner von euch ist bereit, sich nur einen Augenblick lang vom Vergänglichen zu lösen. Regt euch, damit die kurzen Augenblicke, die euch noch verbleiben, nicht zerrinnen und verloren gehen. Blitzschnell werden euere Tage vorüber sein, und euere Leiber werden in einem Bett von Staub zur Ruhe gelegt. Was könnt ihr dann noch vollbringen? Wie könnt ihr dann euer früheres Versagen sühnen?
151:5
Das ewige Licht leuchtet in seiner reinen Herrlichkeit. Seht, wie es jeden vergänglichen Schleier verbrennt. O ihr Liebenden Seines Lichtes, die ihr den Nachtfaltern gleicht! Trotzet jeder Gefahr, weiht euere Seele seiner verzehrenden Flamme. O ihr, die ihr nach Ihm dürstet! Legt jede irdische Neigung ab und eilt, eueren Geliebten zu umarmen. Eilt euch mit unvergleichlicher Freude, zu Ihm zu gelangen. Die Blume, die den Blicken der Menschen bisher verborgen war, ist eueren Augen enthüllt. Im offenen Glanze Seiner Herrlichkeit steht Er vor euch. Seine Stimme fordert alle heiligen, geläuterten Wesen auf, zu kommen und mit Ihm vereint zu werden. Glücklich ist, wer sich dorthin wendet, und gut steht es um den, der das Licht eines so wunderbaren Antlitzes erreicht und schaut.
152
152:1
Dein Auge ist Mein Pfand, laß den Staub eitler Lüste seine Klarheit nicht umwölken. Dein Ohr ist Zeichen Meiner Großmut, laß den Lärm unziemlicher Beweggründe es nicht von Meinem Worte, das die ganze Schöpfung umfaßt, abkehren. Dein Herz ist Meine Schatzkammer, laß die betrügerische Hand des Selbstes dir nicht die Perlen rauben, die Ich darin verwahre. Deine Hand ist Sinnbild Meiner Güte, hindere sie nicht, sich an Meine verwahrten, verborgenen Tafeln zu halten… Unverlangt habe Ich Meine Gnade auf dich herabströmen lassen, ungebeten habe Ich deinen Wunsch erfüllt. Obwohl du es nicht verdienst, habe Ich dich für Meine reichsten, Meine unschätzbaren Gunstbeweise ausersehen. … O Meine Diener! Seid so ergeben und fügsam wie die Erde, damit aus dem Boden eures Seins die duftenden, heiligen, vielfarbenen Hyazinthen Meiner Erkenntnis aufblühen. Seid lodernd wie das Feuer, damit ihr die Schleier der Nachlässigkeit verbrennet und durch die belebende Kraft der Liebe Gottes die erstarrten, widerspenstigen Herzen zum Glühen bringt. Seid leicht und ungehindert wie der Wind, damit ihr Zutritt zu den Bereichen Meines Hofes, Meines unverletzlichen Heiligtums, erlangt.
153
153:1
O verbannter und getreuer Freund! Lösche den Durst der Achtlosigkeit mit den geheiligten Wassern Meiner Gnade und vertreibe das Dunkel des Fernseins mit dem Morgenlichte Meiner göttlichen Gegenwart. Dulde nicht, daß die Stätte, in der Meine unsterbliche Liebe zu dir wohnt, durch die Tyrannei lüsterner Wünsche zerstört werde, und verdunkle die Schönheit des himmlischen Jünglings nicht mit dem Staub des Selbstes und der Leidenschaft. Kleide dich mit dem Wesen der Gerechtigkeit und lasse dein Herz niemanden fürchten außer Gott. Verdecke nicht den klaren Quell deiner Seele mit dem Dorngestrüpp eitler, zügelloser Neigungen, und halte den Strom des lebendigen Wassers nicht auf, der aus dem Born deines Herzens fließt. Setze alle Hoffnung auf Gott und halte beharrlich fest an Seiner unerschöpflichen Barmherzigkeit. Wer außer Ihm kann den Elenden reich machen, wer den Gefallenen aus seiner Erniedrigung befreien?
153:2
O Meine Diener! Würdet ihr die verborgenen, unermeßlichen Meere Meines unzerstörbaren Reichtums entdecken, so würdet ihr gewiß die Welt, ja, die ganze Schöpfung als ein Nichts ansehen. Laßt die Flamme des Suchens mit solchem Ungestüm in euerem Herzen brennen, daß ihr fähig werdet, euer höchstes, euer erhabenstes Ziel zu erreichen: die Stufe, auf der ihr euerem Meistgeliebten nahen und euch mit Ihm vereinen könnt…
153:3
O Meine Diener! Laßt euere eitlen Hoffnungen, euere leeren Einbildungen nicht die Grundlagen eueres Glaubens an den allherrlichen Gott untergraben, denn solche Einbildungen sind den Menschen völlig unnütz und können ihre Schritte nicht auf den geraden Pfad lenken. Wähnt ihr, o Meine Diener, die Hand Meiner allumfassenden, Meiner schützenden, alles überragenden Herrschaft sei gefesselt, die Flut Meiner ewigen, unaufhörlichen, alles durchdringenden Barmherzigkeit sei gehemmt oder die Wolken Meiner erhabenen, unübertroffenen Gunstbeweise hätten aufgehört, ihre Gaben auf die Menschen niederzusenden? Könnt ihr euch einbilden, die wunderbaren Werke, die Meine göttliche, unwiderstehliche Macht verkünden, wären zurückgezogen oder die Kraft Meines Willens und Meiner Absicht wäre davon abgehalten, die Geschicke der Menschheit zu lenken? Wenn es nicht so ist, warum habt ihr dann zu verhindern getrachtet, daß die unsterbliche Schönheit Meines heiligen, gütigen Antlitzes vor den Augen der Menschen enthüllt werde? Warum habt ihr euch bemüht, die Manifestation des allmächtigen, allherrlichen Seins zu hindern, den Glanz Ihrer Offenbarung über die Erde zu verbreiten? Wärt ihr gerecht in euerem Urteil, so würdet ihr bereitwillig anerkennen, daß die Wirklichkeiten aller erschaffenen Dinge trunken sind vor Freude über diese neue, diese wundersame Offenbarung, daß alle Atome der Erde leuchten im Glanz ihrer Herrlichkeit. Eitel und erbärmlich ist, was ihr euch eingebildet habt und noch einbildet!
153:4
Geht eueren Weg zurück, o Meine Diener, und neigt euer Herz Ihm zu, der der Urquell euerer Erschaffung ist. Macht euch frei von eueren üblen, verderbten Neigungen und eilt euch, das Licht des unauslöschlichen Feuers, das auf dem Sinai dieser geheimnisvollen, alles überragenden Offenbarung strahlt, in euch aufzunehmen. Verfälscht nicht das heilige, das allumfassende Urwort Gottes und versucht nicht, seine Heiligkeit zu entweihen oder seinen erhabenen Charakter herabzuwürdigen. O ihr Achtlosen! Obwohl die Wunder Meiner Barmherzigkeit alles Erschaffene, sichtbar und unsichtbar, umschließen, obwohl die Offenbarungen Meiner Gnade und Güte jedes Atom des Weltalls durchdringen, ist doch die Rute, mit der Ich die Bösen züchtigen kann, schrecklich, und die Heftigkeit Meines Zornes gegen sie ist furchtbar. Höret mit Ohren, die von Hoffart und irdischen Wünschen geheiligt sind, auf die Ratschläge, die Ich euch in Meiner Güte und Barmherzigkeit offenbare, und betrachtet mit eueren äußeren und inneren Augen die Beweise Meiner wunderbaren Offenbarung…
153:5
O Meine Diener, beraubt euch nicht selbst des unvergänglichen, strahlenden Lichtes, das in der Lampe göttlicher Herrlichkeit leuchtet. Laßt die Flamme der Liebe Gottes hell in eueren strahlenden Herzen brennen. Speist sie mit dem Öle göttlicher Führung, behütet sie im Schutze euerer Beständigkeit. Bewahrt sie unter der Glocke des Vertrauens und der Loslösung von allem außer Gott, damit das böse Geflüster der Gottlosen ihr Licht nicht verlösche. O Meine Diener! Meine heilige, Meine von Gott verordnete Offenbarung mag mit einem Meere verglichen werden, in dessen Tiefen zahllose Perlen von hohem Wert und unübertrefflichem Glanz verborgen sind. Es ist die Pflicht eines jeden Suchers, sich zu mühen und danach zu streben, die Küsten dieses Meeres zu erreichen, auf daß er entsprechend dem Eifer seines Suchens und seiner Anstrengungen an solchen Wohltaten teilhabe, wie sie in Gottes unabänderlichen, verborgenen Tafeln vorherbestimmt sind. Wenn niemand seine Schritte zu diesen Ufern lenken will, wenn alle säumen, keiner sich erhebt, keiner Ihn findet – kann man dann sagen, daß solches Versäumnis diesem Meere seine Macht raube oder seinen Reichtum im geringsten vermindere? Wie sinnlos, wie unwürdig sind die Einbildungen, die euer Herz erfunden hat und noch erfindet! O Meine Diener! Der eine, wahre Gott ist Mein Zeuge! Dieses größte, dieses unergründliche, wogende Meer ist euch nahe, erstaunlich nahe. Seht, es ist euch näher als euere Lebensader! Schnell wie mit einem Augenaufschlag könnt ihr, wenn ihr nur wollt, hingelangen und teilhaben an dieser unvergänglichen Gunst, dieser gottgegebenen Gnade, diesem unzerstörbaren Geschenk, dieser mächtigsten, unaussprechlich herrlichen Gnadengabe.
153:6
O Meine Diener, könntet ihr begreifen, mit welchen Wundern Meiner Großmut und Freigebigkeit Ich euere Seelen betrauen will, ihr würdet euch in Wahrheit von der Bindung an alles Erschaffene lösen und wahre Erkenntnis eurer selbst gewinnen – eine Erkenntnis, die das Gleiche ist wie das Begreifen Meines eigenen Seins. Ihr würdet euch von allem außer Mir unabhängig finden und würdet mit euerem inneren und äußeren Auge, klar wie die Offenbarung Meines strahlenden Namens, die Meere Meiner Güte und Freigebigkeit in euch wogen sehen. Laßt nicht zu, daß euere nichtigen Einbildungen, euere bösen Leidenschaften, euere Unaufrichtigkeit und Herzensblindheit den Glanz einer so erhabenen Stufe trüben oder ihre Heiligkeit beflekken. Ihr gleicht dem Vogel, der sich mit der Kraft seiner mächtigen Schwingen, mit rückhaltlosem, freudigem Vertrauen in die Unendlichkeit der Himmel aufschwingt, bis er unter dem Drang, seinen Hunger zu stillen, gierig zum Wasser und Staub der Erde unter ihm zurückkehrt und, in den Schlingen seines Verlangens verstrickt, sich außerstande sieht, seinen Flug zu den Reichen, aus denen er kam, wieder aufzunehmen. Machtlos, die Bürde abzuschütteln, die auf seinen beschmutzten Schwingen lastet, ist dieser Vogel, der bisher ein Himmelsbewohner war, nun gezwungen, eine Wohnstatt im Staube zu suchen. Darum, o Meine Diener, verunreinigt euere Schwingen nicht mit dem Lehm der Widerspenstigkeit und der eitlen Begier. Laßt nicht zu, daß der Staub des Neides und Hasses sie beflecke, damit ihr nicht gehindert werdet, euch in die Himmel Meiner göttlichen Erkenntnis aufzuschwingen.
153:7
O Meine Diener! Durch Gottes Macht und Kraft, aus den Schätzen Seiner Erkenntnis und Weisheit habe Ich die Perlen, die in den Tiefen Seines ewigen Meeres verborgen lagen, ans Licht gebracht und euch offenbart. Ich habe die Himmelsdienerinnen geheißen, unter dem Schleier der Verborgenheit hervorzutreten, und habe sie mit Meinen Worten bekleidet, Worten von vollendeter Kraft und Weisheit. Ich habe überdies mit der Hand göttlicher Macht den erlesenen Wein Meiner Offenbarung entsiegelt und seinen heiligen, seinen verborgenen Moschusduft über alles Erschaffene verbreitet. Wer außer euch selbst ist schuld, wenn ihr es verschmäht, von einem so breiten Strom der höchsten, allumfassenden Gnade Gottes, von einer so hellen Offenbarung Seiner strahlenden Barmherzigkeit beschenkt zu werden? …
153:8
O Meine Diener! In Meinem Herzen leuchtet nichts als das unvergängliche Morgenlicht göttlicher Führung. Aus Meinem Munde geht nichts hervor als das Wesen der Wahrheit, die der Herr, euer Gott, offenbart. Folgt darum nicht eueren irdischen Wünschen, verletzt nicht den Bund Gottes und brecht nicht euer Gelübde für Ihn. Mit fester Entschlossenheit, mit der ganzen Liebe euerer Herzen, mit der vollen Kraft euerer Worte wendet euch Ihm zu und wandelt nicht auf den Wegen der Toren. Die Welt ist nur Schein, eitel und leer, ein bloßes Nichts, das der Wirklichkeit ähnelt. Hängt euere Liebe nicht an sie. Zerreißt nicht das Band, das euch mit euerem Schöpfer verbindet, und gehört nicht zu denen, die in die Irre gehen und von Seinen Wegen abirren. Wahrlich, Ich sage, die Welt ist wie die Luftspiegelung in der Wüste, von der der Durstige wähnt, sie sei Wasser, und zu der er mit aller Kraft hinstrebt, bis er sie im Näherkommen als reine Sinnestäuschung erkennt. Sie mag ferner mit dem leblosen Bild der Geliebten verglichen werden, das der Liebende sucht und findet, bis er es nach langem Suchen zu seinem größten Leidwesen als etwas erkennen muß, das ihn weder »nähren noch seinen Hunger stillen«Qur’án 88:7 – Anm. d. Hrsg.Q kann.
153:9
O Meine Diener! Grämt euch nicht, wenn Gott in diesen Tagen und auf diesem Erdenrund Dinge verordnet und verkündet, die eueren Wünschen zuwiderlaufen, denn Tage seliger Freude und himmlischen Entzückens stehen euch sicherlich bevor. Welten, heilig und voll geistiger Herrlichkeit, werden vor eueren Augen enthüllt werden. Ihr seid von Ihm ausersehen, in dieser Welt und in der kommenden ihre Wohltaten und Freuden zu genießen und einen Anteil von ihrer stärkenden Gnade zu empfangen. Dies alles werdet ihr zweifellos erreichen.
154
154:1
Warne, o Salmán, die Geliebten des einen, wahren Gottes davor, die Reden und Schriften der Menschen mit einem zu kritischen Auge zu betrachten. Sie sollen sich diesen Reden und Schriften lieber im Geiste der Aufgeschlossenheit und liebevollen Wohlgesonnenheit zuwenden. Jene Menschen aber, die sich an diesem Tage dazu verleiten lassen, in ihren Hetzschriften die Lehrsätze der Sache Gottes anzugreifen, sind anders zu behandeln. Es ist aller Menschen Pflicht, eines jeden nach seiner Fähigkeit, die Argumente derer zu widerlegen, die den Gottesglauben angreifen. So wurde es von Ihm, dem Allmachtvollen, dem Allmächtigen, verfügt. Wer die Sache des einen, wahren Gottes verbreiten will, der soll dies durch seine Feder und seine Zunge tun, anstatt zum Schwert zu greifen oder Gewalt zu üben. Wir haben dieses Gebot aus einem früheren Anlaß offenbart und bestätigen es jetzt – so ihr zu denen gehört, die begreifen! Bei der Gerechtigkeit dessen, der an diesem Tage im innersten Herzen alles Erschaffenen ausruft: »Gott, es ist kein Gott außer Mir!« Wenn ein Mensch sich erhebt, um in seinen Schriften die Sache Gottes gegen ihre Angreifer zu verteidigen, so wird dieser Mensch, wie unbedeutend sein Beitrag auch sei, in der künftigen Welt so geehrt werden, daß die himmlische Versammlung ihn um seinen Ruhm beneidet. Keine Feder kann die Erhabenheit seiner Stufe schildern, keine Zunge kann deren Herrlichkeit beschreiben. Denn wer fest und standhaft ist in dieser heiligen, dieser herrlichen, erhabenen Offenbarung, dem wird solche Kraft gegeben, daß er allem im Himmel und auf Erden entgegentreten und widerstehen kann. Dies bezeugt Gott selbst.
154:2
O ihr Geliebten Gottes! Legt euch nicht auf euerem Lager zur Ruhe nieder, nein, regt euch vielmehr, sobald ihr eueren Herrn, den Schöpfer, erkennt. Hört, was Ihm widerfahren ist, und eilt, Ihm beizustehen. Löst euere Zunge und verkündet unaufhörlich Seine Sache. Dies wird besser für euch sein als alle Schätze der Vergangenheit und der Zukunft – gehörtet ihr doch zu denen, die diese Wahrheit begreifen.
155
155:1
Die erste Pflicht, die Gott Seinen Dienern auferlegt, ist die Anerkennung dessen, der der Tagesanbruch Seiner Offenbarung, der Urquell Seiner Gesetze ist und Gott im Reiche Seiner Sache und in der Welt der Schöpfung vertritt. Wer diese Pflicht erfüllt, hat alles Gute erreicht, und wer dessen beraubt ist, geht in die Irre, hätte er auch alle gerechten Werke vollbracht. Wer diese höchst erhabene Stufe, diesen Gipfel überragender Herrlichkeit erreicht, muß jedem Gebot dessen folgen, der der Ersehnte der Welt ist. Beide Pflichten sind untrennbar, und nur die Erfüllung beider wird angenommen. So wurde es von Ihm, dem Quell göttlicher Eingebung, verfügt.
155:2
Wem Gott Einsicht gegeben, der wird leicht erkennen, daß Gottes Gesetz das beste Mittel ist, die Ordnung in der Welt zu erhalten und die Sicherheit ihrer Völker zu bewahren. Wer sich von ihm abwendet, zählt zu den Niedriggesinnten und Toren. Wir haben euch wahrlich geboten, euren üblen Leidenschaften und verderbten Neigungen den Befehl zu verweigern und nicht die Grenzen zu überschreiten, die die Feder des Höchsten gesetzt hat, denn diese Grenzen sind der Lebensodem für alles Erschaffene. Die Meere göttlicher Weisheit und göttlicher Rede wogen hoch im Windhauch des Allbarmherzigen. Eilt, euch satt zu trinken, o ihr Verständigen! Wer Gottes Bund verletzt, indem er Seine Gebote übertritt, wer auf dem Absatz kehrtmacht, hat sich vor Gott, dem Allbesitzenden, dem Höchsten, schmerzlich geirrt.
155:3
O ihr Völker der Welt! Wisset mit Gewißheit, daß Meine Gebote die Lampen Meiner liebevollen Vorsehung unter Meinen Dienern und die Schlüssel Meiner Gnade für Meine Geschöpfe sind. So ist es aus dem Himmel des Willens eures Herrn, des Herrn der Offenbarung, herabgesandt. Sollte ein Mensch die Süße der Worte kosten, welche die Lippen des Allbarmherzigen zu äußern beliebten, und wären die Schätze der Erde in seinem Besitz, so würde er sie allesamt aufgeben, um die Wahrheit auch nur eines Seiner Gebote zu verteidigen, die über dem Morgen Seiner gnädigen Fürsorge und Güte leuchten.
155:4
Sprich: Aus Meinen Gesetzen strömt der süße Duft Meines Gewandes, und mit ihrer Hilfe werden die Banner des Sieges auf den höchsten Höhen gehißt. Die Zunge Meiner Macht hat aus dem Himmel Meiner allmächtigen Herrlichkeit diese Worte an Meine Schöpfung gerichtet: »Haltet Meine Gebote aus Liebe zu Meiner Schönheit!« Glücklich der Liebende, der den göttlichen Duft seines Höchstgeliebten einatmet aus diesen Worten, erfüllt mit dem Wohlgeruch einer Gnade, die keine Zunge beschreiben kann. Bei Meinem Leben! Wer den erlesenen Wein der Gerechtigkeit aus den Händen Meiner großmütigen Gunst trinkt, wird Meine Gebote, die vom Morgen Meiner Schöpfung leuchten, umkreisen.
155:5
Wähnt nicht, Wir hätten euch nur ein Gesetzbuch offenbart. Nein, Wir haben den erlesenen Wein mit den Fingern der Macht und Kraft entsiegelt. Dafür zeugt, was die Feder der Offenbarung enthüllt hat. Denkt darüber nach, o ihr Einsichtsvollen! …
155:6
Wenn Meine Gesetze wie die Sonne am Himmel Meiner Rede erscheinen, so müssen sie alle getreulich befolgen, selbst wenn Mein Gebot den Himmel einer jeden Religion spaltete. Er tut, was Ihm beliebt. Er wählt, und niemand darf Seine Wahl in Zweifel ziehen. Was Er, der Vielgeliebte, bestimmt, ist wahrlich geliebt. Dafür ist der Herr der ganzen Schöpfung Mein Zeuge. Wer den süßen Duft des Allbarmherzigen verspürt und den Quell dieser Rede erkennt, wird sehenden Auges die Pfeile des Feindes willkommen heißen, um die Wahrheit des Gottesgesetzes unter den Menschen aufzurichten. Wohl dem, der sich dorthin wendet und die Bedeutung Seines entscheidenden Gebotes erfaßt.
156
156:1
Er, die Ewige Wahrheit, richtet vom Morgen der Herrlichkeit Seine Augen auf das Volk Bahás und spricht es an mit den Worten: »Fördert Wohlfahrt und Ruhe unter den Menschenkindern und richtet all euer Sinnen und Trachten auf die Erziehung der Völker auf Erden, damit die Zwietracht, die diese Erde spaltet, durch die Macht des Größten Namens von ihrem Angesicht getilgt und alle Menschen zu Verfechtern einer Ordnung und zu Bewohnern einer Stadt werden. Erleuchtet und heiligt euere Herzen. Entweiht sie nicht mit den Dornen des Hasses und den Disteln der Bosheit. Ihr wohnt in einer Welt und seid durch das Wirken eines Willens erschaffen. Selig ist, wer sich mit allen Menschen im Geiste größter Freundlichkeit und Liebe vereinigt.«
157
157:1
Die ihr Land verlassen haben, um Unsere Sache zu lehren, wird der Geist des Glaubens durch seine Macht stärken. Eine Schar Unserer erwählten Engel wird mit ihnen gehen, wie Er, der Allmächtige, der Allweise, es gebietet. Wie groß ist der Segen, der den erwartet, der die Ehre erringt, dem Allmächtigen zu dienen! Bei Meinem Leben! Keine Tat, wie groß sie auch sei, ist mit dieser vergleichbar, außer solchen Taten, die Gott, der Allmachtvolle, der Mächtigste, verordnet hat. Ein solcher Dienst ist wahrlich der Fürst aller guten Taten und der Schmuck alles edlen Handelns. So ist es von Ihm, dem höchsten Offenbarer, dem Altehrwürdigen der Tage, verordnet.
157:2
Wer sich erhebt, Unsere Sache zu lehren, muß sich unbedingt von allem Irdischen lösen und allezeit im Triumph Unseres Glaubens sein höchstes Ziel sehen. Dies wurde wahrlich auf der verwahrten Tafel verfügt. Und wenn er sich entschließt, sein Heim um der Sache seines Herrn willen zu verlassen, setze er sein ganzes Vertrauen auf Gott als der besten Vorsorge für seine Reise, und kleide sich mit dem Gewande der Tugend. So ist es von Gott, dem Allmächtigen, dem Allgepriesenen, verfügt.
157:3
Wenn er vom Feuer Seiner Liebe entbrannt ist und alles Erschaffene aufgibt, werden die Worte, die er spricht, seine Hörer entflammen. Wahrlich, dein Herr ist der Allwissende, der Allunterrichtete. Glücklich der Mensch, der Unsere Stimme hört und auf Unseren Ruf antwortet. Er gehört in Wahrheit zu denen, die Uns nahegebracht werden.
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