Bahá’u’lláh | Ährenlese aus den Schriften Bahá’u’lláhs
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16:3
Sei Zeuge, wie die Welt täglich von einem neuen Unheil heimgesucht wird. Ihre Trübsal wird immer tiefer. Seit dem Augenblick, da die Súriy-i-Ra’ís offenbart wurde, bis auf den heutigen Tag ist weder die Welt befriedet worden noch haben die Herzen ihrer Völker Ruhe gefunden. Einmal wurde sie durch Zank und Streit aufgerührt, ein andermal von Kriegen erschüttert; so ist sie hartnäckigen Krankheiten zum Opfer gefallen. Ihr Siechtum nähert sich einem Zustand völliger Hoffnungslosigkeit, weil der wahre Arzt gehindert wird, das Heilmittel zu reichen, während ungeschickte Quacksalber begünstigt werden und volle Handlungsfreiheit genießen… Der Staub des Aufruhrs hat die Herzen der Menschen umwölkt und ihre Augen mit Blindheit geschlagen. Bald werden sie die Folgen dessen spüren, was ihre Hände am Tage Gottes bewirkt haben. So warnt euch der Allunterrichtete, wie es Ihm Er gebot, der der Gewaltigste ist, der Allmächtige.
17
17:1
Bei Ihm, der die Große Verkündigung ist! Der Allbarmherzige ist gekommen, bekleidet mit unzweifelhafter Souveränität. Die Waage vgl. Offb. 6:5; Qur’án 55:8, 57:25, 21:47, 7:8–9, 23:102–103, 101:6–9, 18:105 – Anm. d. Hrsg. A ist ins Lot gebracht, und alle, die auf Erden wohnen, sind versammelt. Der Posaunenruf vgl. Qur’án 6:73, 23:101, 27:87, 50:20 u. a. – Anm. d. Hrsg. A ist erschallt, und siehe, alle Augen sind starr vor Entsetzen, und die Herzen aller in den Himmeln und auf Erden erbeben, ausgenommen jene, die der Hauch der Verse Gottes mit Leben erfüllte und die sich von allem gelöst haben.
17:2
Dies ist der Tag, da die Erde ihre Botschaft kundtut. Die Übeltäter sind ihr zur Last, könntet ihr es doch begreifen. Der Mond eitlen Wahns ist gespalten, und der Himmel hat sich dicht mit Rauch umzogen. Wir sehen das Volk am Boden liegen, eingeschüchtert in Furcht vor deinem Herrn, dem Allmächtigen, dem Machtvollsten. Der Rufer hat gerufen, und die Menschen wurden hinweggerafft, so groß war die Kraft Seines Zornes. Das Volk zur Linken seufzt und jammert. Das Volk zur Rechten weilt in herrlichen Wohnungen; sie trinken den Wein, der in Wahrheit Leben ist, aus den Händen des Allbarmherzigen, und sie sind wahrlich die Glückseligen.
17:3
Die Erde wurde erschüttert und die Gebirge schwanden dahin und die Engel sind Reihe um Reihe vor Uns erschienen. Die meisten Menschen sind in ihrer Trunkenheit verwirrt und tragen auf ihren Gesichtern die Zeichen des Zornes. So haben Wir die Missetäter versammelt. Wir sehen, wie sie zu ihrem Götzen stürmen. Sprich: Niemand wird an diesem Tage vor Gottes Ratschluß sicher sein. Dies ist in der Tat ein Tag der Schmerzen. Wir zeigen ihnen ihre Verführer. Sie sehen sie und erkennen sie doch nicht, denn ihre Augen sind trunken. Sie sind in der Tat ein blindes Volk. Ihre Beweise sind die Verleumdungen, die sie geäußert haben; verdammt sind ihre Verleumdungen durch Gott, den Helfer in Gefahr, den Selbstbestehenden. Der Böse hat in ihren Herzen Unheil aufgerührt. Sie sind von einer Qual befallen, die keiner abwenden kann. Sie eilen zu den Gottlosen mit dem Verzeichnis der Frevler. So sind ihre Taten.
17:4
Sprich: Die Himmel wurden zusammengefaltet, und die Erde ist in Seinem Griff, die Übeltäter wurden bei ihrem Stirnhaar Qur’án 55:41 – Anm. d. Hrsg. A erfaßt, und noch immer verstehen sie nicht. Sie trinken vom verfaulten Wasser und wissen es nicht. Sprich: Der Ruf ist erschallt, und die Menschen sind aus ihren Gräbern hervorgekommen; sie stehen auf und sehen sich um. Einige beeilen sich, an den Hof des Gottes der Gnade zu kommen, andere sind im Feuer der Hölle auf ihr Angesicht niedergefallen, während wieder andere in Verwirrung verloren sind. Die Verse Gottes wurden offenbart, und doch haben sie sich von ihnen abgewendet. Sein Beweis ist erbracht, und doch beachten sie ihn nicht. Und wenn sie das Antlitz des Allbarmherzigen sehen, wird ihr eigenes Gesicht trüb, derweil sie sich sorglos vergnügen. Sie eilen dem Feuer der Hölle zu und halten es für Licht. Fern von Gott sei, was sie sich unwissend einbilden! Sprich: Ob ihr frohlockt oder vor Zorn zerspringt, die Himmel sind gespalten und Gott ist herniedergekommen, bekleidet mit strahlender Herrschaft. Alles Erschaffene hört man rufen: »Das Reich ist Gottes, des Allmächtigen, des Allwissenden, des Allweisen.«
17:5
Wisse ferner, daß Wir in ein qualvolles Gefängnis geworfen wurden und von den Scharen der Tyrannei umringt sind, als Ergebnis dessen, was die Hände der Ungläubigen bewirkt haben. Doch die Freude, die dieser Jüngling gekostet hat, ist so groß, daß keine irdische Freude mit ihr vergleichbar ist. Bei Gott! Das Unrecht, das Ihm von der Hand des Unterdrückers widerfährt, vermag Sein Herz nie zu bekümmern, noch kann Ihn die Überlegenheit derer betrüben, die Seine Wahrheit verworfen haben.
17:6
Sprich: Leid ist ein Horizont für Meine Offenbarung. Die Sonne der Gnade strahlt hoch darüber und verströmt ein Licht, das weder die Wolken eitlen Menschenwahns noch der leere Trug des Angreifers verdunkeln können.
17:7
Folge du den Fußspuren deines Herrn und gedenke Seiner Diener so, wie Er deiner gedenkt, unbeirrt vom Lärm der Achtlosen oder vom Schwert des Feindes… Verbreite weithin die Düfte deines Herrn und zaudere nicht, und wäre es weniger als ein Augenblick, im Dienste Seiner Sache. Es naht der Tag, da der Sieg deines Herrn, des Immervergebenden, des Großmütigsten, kund sein wird.
18
18:1
Sprich: Wir haben die Ströme der göttlichen Rede von Unserem Throne ausgehen lassen, damit die zarten Kräuter der Weisheit und des Verstehens aus dem Grund eurer Herzen sprießen. Wollt ihr nicht dankbar sein? Wer es verschmäht, seinen Herrn anzubeten, soll zu den Verworfenen gehören. So oft auch Unsere Verse wiederholt werden, sie verharren in ihrer hochmütigen Mißachtung und in ihrem groben Verstoß gegen Sein Gesetz, und sie wissen es nicht. Was die betrifft, die Ihn anzweifeln: Schwarzer Rauch soll sie überschatten. »Die Stunde« vgl. Mt. 24:36, 24:42–44, 25:13; Joh. 5:25, 5:28; Apg. 1:7; Offb. 3:3; Qur’án 6:31, 7:187, 12:107, 15:85, 18:21, 20:15, 22:55, 25:11, 30:12–14, 30:55 u. a. – Anm. d. Hrsg. A ist über sie gekommen, während sie sich sorglos vergnügen. Sie wurden bei ihrem Stirnhaar Qur’án 55:41 – Anm. d. Hrsg. A erfaßt, und doch wissen sie es nicht.
18:2
Was kommen mußte, ist plötzlich da; sieh, wie sie davor fliehen! Die Unvermeidliche ist eingetreten, bezeuge, wie sie sie verwerfen! Dies ist der Tag, da jeder vor sich selbst flieht, wieviel mehr noch vor seinesgleichen, könntet ihr es doch erkennen! Sprich: Bei Gott! Der Posaunenruf ist erschallt, und siehe, ohnmächtig ist die Menschheit vor Uns niedergesunken! Der Herold hat laut gerufen, und der Bote des Gerichts hat Seine Stimme erhoben mit den Worten: »Das Reich ist Gottes, des Mächtigsten, des Helfers in Gefahr, des Selbstbestehenden!«vgl. Qur’án 3:189 – Anm. d. Hrsg.Q
18:3
Dies ist der Tag, da alle Augen vor Entsetzen erstarren sollen, der Tag, da die Herzen derer, die auf Erden wohnen, erzittern sollen, außer jenen, die dein Herr, der Allwissende, der Allweise, zu erretten beliebt. Alle Gesichter sind schwarz vgl. Qur’án 39:60, 3:106 – Anm. d. Hrsg. A geworden bis auf die, denen der Gott der Barmherzigkeit ein strahlendes Herz gewährt hat. Trunken sind die Augen jener Menschen, die sich offen weigern, das Antlitz Gottes, des Allherrlichen, des Allgepriesenen, zu schauen.
18:4
Sprich: Habt ihr nicht den Qur’án gelesen? Lest ihn, damit ihr vielleicht die Wahrheit findet, denn dieses Buch ist wahrhaftig der gerade Pfad. Dies ist Gottes Pfad für alle in den Himmeln und auf Erden. Ließet ihr den Qur’án auch unbeachtet, der Bayán kann euch nicht fremd sein. Seht ihn offen vor euren Augen. Lest seine Verse, damit ihr euch vielleicht dessen enthaltet, was die Boten Gottes trauern und klagen läßt.
18:5
Eilt hervor aus euren Gräbern! Wie lange noch wollt ihr schlafen? Der zweite Posaunenruf ist erschallt. Auf wen schaut ihr? Dies ist euer Herr, der Gott des Erbarmens. Seht, wie ihr Seine Zeichen leugnet! Die Erde erbebte mit gewaltigem Beben und hat ihre Last abgeworfen. Wollt ihr es nicht gestehen? Sprich: Wollt ihr nicht erkennen, daß die Berge wie Wollflocken wurden, daß die Menschen vor der ehrfurchtgebietenden Erhabenheit der Sache Gottes schwer in Bedrängnis gerieten? Seht doch, wie ihre Häuser leere Trümmer sind und sie selbst eine Schar Ertrunkener.
18:6
Dies ist der Tag, da der Allbarmherzige in den Wolken des Wissens herabkam, bekleidet mit offenkundiger Souveränität. Er weiß sehr wohl um der Menschen Taten. Er ist es, dessen Herrlichkeit niemand mißdeuten kann, könntet ihr es doch verstehen! Der Himmel jeder Religion wurde gespalten, die Erde menschlichen Begreifens klafft auseinander, und man sieht die Engel Gottes herniedersteigen. Sprich: Dies ist der Tag gegenseitiger Täuschung; wohin wollt ihr fliehen? Die Berge sind dahingeschwunden und die Himmel wurden zusammengefaltetvgl. Qur’án 39:67 – Anm. d. Hrsg. A, die ganze Erde ist in Seinem Griff, könntet ihr es doch verstehen! Wer kann euch schützen? Niemand, bei Ihm, dem Allbarmherzigen! Niemand außer Gott, dem Allmächtigen, dem Allherrlichen, dem Wohltätigen. Jedes Weib, das eine Last im Leibe trug, hat sie ausgestoßen. Wir sehen die Menschen trunken an diesem Tage, dem Tag, da Menschen und Engel miteinander versammelt wurden.
18:7
Sprich: Gibt es noch einen Zweifel über Gott? Seht, wie Er vom Himmel Seiner Gnade herniedergekommen ist, gegürtet mit Macht und gekleidet mit Souveränität! Gibt es noch einen Zweifel über Seine Zeichen? Öffnet eure Augen und seht Seinen klaren Beweis. Das Paradies liegt euch zur Rechten, greifbar nahe, während das Höllenfeuer entfacht ward. Seht seine verzehrende Flamme! Eilt, einzutreten in das Paradies als Zeichen Unserer Barmherzigkeit für euch, und trinkt aus den Händen des Allbarmherzigen den Wein, der wahrhaft Leben ist.
18:8
Trinke mit gesundem Behagen, o Volk Bahás! Ihr seid wahrlich die, um die es wohl bestellt sein soll. Dies ist, was die erreicht haben, die Gott nahe gekommen sind. Dies ist das strömende Wasser, das euch euer Herr, der Gott der Barmherzigkeit, im Qur’án und danach im Bayán als Lohn verheißen hat. Selig sind, die es trinken.
18:9
O Mein Diener, der du dein Angesicht Mir zugewandt hast! Danke Gott, daß Er dir diese Tafel in dieses Gefängnis herabgesandt hat, damit du das Volk an die Tage deines Herrn, des Allherrlichen, des Allwissenden, gemahnest. So haben Wir für dich mit den Wassern Unserer Weisheit und Rede die Grundlagen deines Glaubens geschaffen. Dies, wahrlich, ist das Wasser, darauf der Thron deines Herrn errichtet ward: »Sein Thron stand auf den Wassern.«1vgl. Qur’án 11:7 – Anm. d. Hrsg.Q Bedenke dies im Herzen, damit du den Sinn verstehst. Sprich: Preis sei Gott, dem Herrn aller Welten.
19
19:1
Jedem verständigen, erleuchteten Herzen ist offenbar, daß Gott, die unerforschliche Wesenheit, das göttliche Sein, unermeßlich erhaben ist über alle menschlichen Merkmale wie leibliche Existenz, Aufstieg und Abstieg, Ausgang und Rückkehr. Fern sei es Seiner Herrlichkeit, daß des Menschen Zunge angemessen Sein Lob künden oder des Menschen Herz Sein unergründliches Mysterium erfassen könnte. Er ist und war von jeher in der altehrwürdigen Ewigkeit Seines Wesens verhüllt und wird in Seiner Wirklichkeit dem Schauen der Menschen ewiglich verborgen bleiben. »Keine Schau erfaßt Ihn, Er aber erfaßt alle Schau; Er ist der Scharfsinnige, der Allsehende.«Qur’án 6:103 – Anm. d. Hrsg.Q
19:2
Das Tor der Erkenntnis des Altehrwürdigen der Tage ist so vor dem Antlitz aller Wesen verschlossen. Darum hat der Quell unendlicher Gnade nach Seinem Vers: »Seine Gnade ist größer denn alle Dinge; Meine Gnade hat sie alle umfangen«, jene leuchtenden Edelsteine der Heiligkeit aus dem Reiche des Geistes in der edlen Gestalt des menschlichen Tempels erscheinen und allen Menschen offenbar werden lassen, auf daß sie der Welt die Mysterien des unveränderlichen Seins schenken und ihr von Seinem reinen, unsterblichen Wesen künden.
19:3
Diese geheiligten Spiegel, diese Aufgangsorte altehrwürdiger Herrlichkeit sind allesamt auf Erden die Vertreter dessen, der innerster Kern, reinstes Wesen und letztes Ziel des Weltalls ist. Von Ihm geht ihre Erkenntnis und Macht aus, von Ihm leitet sich ihre Souveränität ab. Die Schönheit ihres Antlitzes ist nur eine Widerspiegelung Seines Bildes, ihre Offenbarung ein Zeichen Seiner unsterblichen Herrlichkeit. Sie sind die Schatzkammern göttlicher Erkenntnis, die Verwahrungsorte himmlischer Weisheit. Durch sie wird eine Gnade vermittelt, die unendlich ist, und durch sie wird das Licht enthüllt, das nimmer verlöschen kann… Diese Brennpunkte der Heiligkeit, diese Ersten Spiegel, die das Licht unvergänglicher Herrlichkeit widerstrahlen, sind nur ein Ausdruck von Ihm, dem Unsichtbaren der Unsichtbaren. Durch die Offenbarung dieser Edelsteine göttlicher Tugend sind alle Namen und Attribute Gottes wie Erkenntnis und Kraft, Souveränität und Herrschaft, Barmherzigkeit und Weisheit, Herrlichkeit, Freigebigkeit und Gnade enthüllt.
19:4
Diese Attribute Gottes waren niemals bestimmten Propheten verliehen und anderen vorenthalten. Nein, alle Propheten Gottes, Seine wohlbegnadeten, Seine heiligen und erwählten Boten sind ohne Ausnahme die Träger Seiner Namen und die Verkörperungen Seiner Attribute. Sie unterscheiden sich nur in der Stärke ihrer Offenbarung und in der Wirkkraft ihres Lichtes. So hat Er offenbart: »Einige Sendboten haben Wir die anderen überragen lassen«Qur’án 2:253 – Anm. d. Hrsg.Q.
19:5
Es leuchtet daher ein, daß sich in den Gestalten dieser Propheten und Erwählten Gottes das Licht Seiner unendlichen Namen und erhabenen Attribute spiegelt, auch wenn das Licht einiger dieser Attribute durch diese leuchtenden Tempel den Augen der Menschen äußerlich nicht enthüllt wurde. Daß eine bestimmte Eigenschaft Gottes durch diese Wesen der Loslösung nach außen hin nicht offenbart wurde, besagt keineswegs, daß sie, die Morgenröten der Attribute Gottes und Schatzkammern Seiner heiligen Namen, diese nicht wirklich besessen hätten. Darum sind diese erleuchteten Seelen, diese schönen Antlitze, allesamt mit allen Attributen Gottes wie Souveränität, Herrschaft und dergleichen ausgestattet, mögen sie auch dem äußeren Anschein nach aller irdischen Majestät beraubt sein…
20
20:1
Wisse mit Gewißheit, daß der Unsichtbare niemals Sein Wesen Fleisch werden läßt und den Menschen enthüllt. Er ist und war immer unermeßlich erhaben über alles, was sich aufzählen oder wahrnehmen läßt. Von Seinem verborgenen Orte der Herrlichkeit aus verkündet unablässig Seine Stimme: »Wahrlich, Ich bin Gott. Es ist kein Gott außer Mir, dem Allwissenden, dem Allweisen. Ich habe Mich den Menschen offenbart und Ihn herabgesandt, der der Morgen der Zeichen Meiner Offenbarung ist. Durch Ihn ließ Ich die ganze Schöpfung bezeugen, daß kein Gott ist außer Mir, dem Unvergleichlichen, dem Allunterrichteten, dem Allweisen.« Er, der ewig vor den Augen der Menschen verborgen bleibt, kann nie anders als durch Seine Manifestation erkannt werden, und Seine Manifestation kann keinen größeren Beweis für die Wahrheit Ihrer Sendung erbringen als den Beweis Ihrer eigenen Person.
21
21:1
O Salmán! Das Tor zur Erkenntnis des Altehrwürdigen Seins ist immer vor den Menschen verschlossen gewesen und wird es für immer bleiben. Kein menschliches Begreifen wird jemals zu Seinem heiligen Hofe Zutritt erlangen. Als Zeichen Seiner Barmherzigkeit und als Beweis Seiner Gnade hat Er jedoch den Menschen die Sonnen Seiner göttlichen Führung, die Sinnbilder Seiner göttlichen Einheit offenbart und verfügt, daß die Erkenntnis dieser geheiligten Wesen mit der Erkenntnis Seines eigenen Selbstes gleichzusetzen sei. Wer sie erkennt, hat Gott erkannt. Wer auf ihren Ruf hört, hat auf die Stimme Gottes gehört, und wer die Wahrheit ihrer Offenbarung bezeugt, hat die Wahrheit Gottes selbst bezeugt. Wer sich von ihnen abwendet, hat sich von Gott abgewandt, und wer nicht an sie glaubt, hat nicht an Gott geglaubt. Jeder von ihnen ist der Pfad Gottes, der diese Welt mit den Reichen der Höhe verbindet, und das Banner Seiner Wahrheit für alle in den Reichen der Erde und des Himmels. Sie sind die Manifestationen Gottes unter den Menschen, die Beweise Seiner Wahrheit und die Zeichen Seiner Herrlichkeit.
22
22:1
Gottes Treuhänder erscheinen bei den Völkern der Erde als Vertreter einer neuen Sache und Träger einer neuen Botschaft. Da diese Vögel des himmlischen Thrones alle aus dem Himmel des Willens Gottes herabgesandt sind, da sie alle sich erheben, Seinen unwiderstehlichen Glauben zu verkünden, sind sie wie eine Seele und ein Wesen anzusehen. Denn sie alle trinken aus demselben Kelch der Liebe Gottes, und alle haben sie teil an der Frucht desselben Baumes der Einheit.
22:2
Alle Manifestationen Gottes haben eine zweifache Stufe. Die eine ist die Stufe reiner Geistigkeit und Wesenseinheit. In dieser Hinsicht bist du, wenn du sie alle mit einem Namen benennst und ihnen dieselben Eigenschaften zuschreibst, nicht von der Wahrheit abgeirrt. So hat Er offenbart: »Keinen Unterschied machen Wir zwischen Seinen Boten«Qur’án 2:136 – Anm. d. Hrsg.Q. Denn sie alle rufen die Menschen dieser Erde auf, die Einheit Gottes anzuerkennen, und verkünden ihnen den Kawthar unendlicher Gnade und Güte. Sie alle sind mit dem Gewande der Prophetenschaft bekleidet und mit dem Mantel der Herrlichkeit beehrt. Darum hat Muḥammad, der Punkt des Qur’án, offenbart: »Ich bin alle Propheten.« Ebenso spricht Er: »Ich bin der erste Adam, Noah, Mose und Jesus.« Ähnliches sagte auch ‘Alí. Worte, welche die Wesenseinheit dieser Vertreter der Einheit verkünden, gehen aus von den Brunnquellen der unsterblichen Gottesworte und den Schatzkammern der Perlen göttlicher Erkenntnis; sie sind in den heiligen Schriften verzeichnet. Diese Gestalten sind die Empfänger des göttlichen Befehls und die Morgenröten Seiner Offenbarung, die erhaben ist über die Schleier der Vielheit und über die Begrenzungen der Zahl. So spricht Er: »Unsere Sache ist nur eine«Qur’án 54:50 – Anm. d. Hrsg.Q. Da die Sache eine und dieselbe ist, kann auch ihr jeweiliger Träger nur einer und derselbe sein. Ebenso haben die Imáme des muslimischen Glaubens, diese Leuchten der Gewißheit, gesagt: »Muḥammad ist unser Erster, Muḥammad ist unser Letzter, Muḥammad ist unser alles.«
22:3
So leuchtet dir ein, daß alle Propheten Tempel der Sache Gottes sind, die in verschiedenem Gewand erscheinen. Wenn du mit scharfem Auge hinsiehst, wirst du erkennen, daß sie alle im selben Heiligtum wohnen, sich zum selben Himmel aufschwingen, auf demselben Throne sitzen, dieselbe Sprache sprechen und denselben Glauben verkünden. Dies ist die Einheit dieser Inbegriffe des Seins, dieser Leuchten unendlichen, unermeßlichen Glanzes! Sollte darum eine dieser Manifestationen der Heiligkeit verkünden: »Ich bin die Wiederkunft aller Propheten«, so spräche sie gewißlich die Wahrheit. So ist in jeder neuen Offenbarung die Wiederkunft der früheren Offenbarung eine festbegründete Wahrheit…
22:4
Die andere Stufe ist die der Unterscheidung, sie gehört zur Welt der Schöpfung und ihren Begrenzungen. In dieser Hinsicht hat jede Manifestation Gottes eine ausgeprägte Individualität, eine genau vorgezeichnete Mission, eine vorherbestimmte Offenbarung und besonders bestimmte Begrenzungen. Eine jede von ihnen ist unter einem anderen Namen bekannt, durch ein anderes Attribut gekennzeichnet, mit einem bestimmten Auftrag und einer besonderen Offenbarung betraut. So wie Er spricht: »Einige Sendboten haben Wir die anderen überragen lassen. Zu einigen hat Gott gesprochen, einige hat Er erhoben und erhöht. Und Jesus, dem Sohn Marias, verliehen Wir offenbare Zeichen und stärkten Ihn mit dem Heiligen Geist«Qur’án 2:253 – Anm. d. Hrsg.Q.
22:5
Durch diese Verschiedenheit ihrer Stufe und ihrer Mission kommt es, daß die aus diesen Quellen göttlicher Erkenntnis strömenden Worte scheinbar voneinander abweichen. Dagegen ist in den Augen derer, die in die Mysterien göttlicher Weisheit eingeweiht sind, alles, was sie sagen, in Wirklichkeit nur Ausdruck einer Wahrheit. Da die meisten Menschen diese Stufen, auf die Wir hingewiesen haben, nicht richtig einzuschätzen vermögen, sind sie bestürzt und verwirrt angesichts der unterschiedlichen Aussagen der Manifestationen, die doch in ihrem Wesen eine und dieselbe sind.
22:6
Es war seit jeher offenkundig, daß diese Unterschiede in der Redeweise den Unterschieden in der Stufe zuzuschreiben sind. Vom Standpunkt ihrer Einheit und erhabenen Loslösung aus betrachtet, waren seit je die Attribute Gottheit, Göttlichkeit, höchste Einzigkeit und innerstes Sein auf diese Inbegriffe des Seins anwendbar, da sie alle auf dem Throne göttlicher Offenbarung ruhen und den Sitz göttlicher Verborgenheit einnehmen. Mit ihnen tritt Gottes Offenbarung in die Erscheinung, durch ihr Antlitz wird die Schönheit Gottes enthüllt. So wird die Sprache Gottes selbst aus dem Munde dieser Manifestationen des göttlichen Seins vernommen.
22:7
Im Lichte ihrer zweiten Stufe betrachtet, der Stufe der Auszeichnung, der Unterscheidung, der zeitlichen Begrenzungen, der Kennzeichen und Maßstäbe, legen sie unbedingte Dienstbarkeit, äußerste Armut und völlige Selbstauslöschung an den Tag. So hat Er gesprochen: »Ich bin der Diener Gottes, Ich bin nur ein Mensch wie ihr.«vgl. Qur’án 19:30, 18:110, 41:6 – Anm. d. Hrsg.Q
22:8
Sollte eine der allumfassenden Manifestationen Gottes erklären: »Ich bin Gott!«, so spräche sie gewißlich die Wahrheit, und es gäbe daran keinen Zweifel. Denn wiederholt wurde dargetan, daß durch ihre Offenbarung, ihre Attribute und Namen die Offenbarung Gottes, Seine Namen und Seine Attribute in der Welt offenkundig gemacht sind. So hat Er enthüllt: »Jene Pfeile waren von Gott, nicht von Dir!«Qur’án 8:17 – Anm. d. Hrsg.Q Und ebenso spricht Er: »Wahrlich, die Dir Treue gelobten, gelobten sie in Wirklichkeit Gott«Qur’án 48:10 – Anm. d. Hrsg.Q. Würde einer von ihnen sagen: »Ich bin der Gesandte Gottes«, so spräche Er gleichfalls die Wahrheit, die unzweifelhafte Wahrheit. So spricht Er: »Muḥammad ist nicht der Vater irgendeines Menschen, sondern Er ist der Gesandte Gottes«Qur’án 33:40 – Anm. d. Hrsg.Q. In diesem Lichte gesehen, sind sie alle nur Gesandte dieses vollkommenen Königs, dieser unwandelbaren Wesenheit. Würden sie alle verkünden: »Ich bin das Siegel der Propheten«vgl. Qur’án 33:40 – Anm. d. Hrsg.Q, so sprächen sie gewiß nichts als die Wahrheit, erhaben über den leisesten Schatten eines Zweifels. Denn sie alle sind nur eine Person, eine Seele, ein Geist, ein Wesen, eine Offenbarung. Sie alle sind die Manifestationen des »Anfangs« und des »Endes«vgl. Offb.. 1:8, 22:6, 22:13 – Anm. d. Hrsg., des »Ersten« und des »Letzten«, des »Sichtbaren« und des »Verborgenen«Qur’án 57:3 – Anm. d. Hrsg.Q – all dies kommt Ihm zu, Ihm, dem innersten Geist der Geister und der ewigen Inbegriffe des Seins. Und würden sie sagen: »Wir sind Gottes Diener«vgl. Qur’án 19:30 – Anm. d. Hrsg.Q, so wäre auch dies eine offenkundige, unbestreitbare Wahrheit. Denn sie haben sich im äußersten Zustand des Dienens offenbart, eines Dienens, wie es kein Mensch je erreichen kann. Darum haben diese Inbegriffe des Seins in Augenblicken, da sie tief in die Meere altehrwürdiger, ewigwährender Heiligkeit eintauchten, oder wenn sie zu den erhabensten Höhen göttlicher Mysterien emporstiegen, den Anspruch erhoben, daß ihre Sprache die Stimme der Gottheit, der Ruf Gottes selbst sei.
22:9
Wäre das Auge der Einsicht geöffnet, so würde es erkennen, daß sie sich in diesem Zustand als völlig ausgelöscht und nicht existent betrachten vor dem Antlitz dessen, der der Alldurchdringende, der Unbestechliche ist. Mich dünkt, sie haben sich ganz als ein Nichts angesehen und ihre Erwähnung an jenem heiligen Hof als einen Akt der Gotteslästerung erachtet. Denn die leisesten Einflüsterungen des Selbstes sind an einem solchen Hof ein Beweis für Geltungsbedürfnis und unabhängiges Sein. In den Augen derer, die an diesen Hof gelangen, ist eine solche Regung schon ein schweres Vergehen. Wieviel schwerer wäre es, würde in dieser Gegenwart etwas anderes erwähnt, wären des Menschen Herz, Zunge, Gemüt oder Seele von etwas anderem eingenommen als von dem Vielgeliebten, betrachteten seine Augen ein anderes Antlitz als Seine Schönheit, neigte sich sein Ohr einer anderen Melodie als Seiner Stimme und gingen des Menschen Füße einen anderen Pfad als Seinen Pfad…
22:10
Kraft dieser Stufe erheben sie etwa den Anspruch, die Stimme der Gottheit zu sein, während sie kraft ihrer Stufe der Gesandtschaft sich als die Boten Gottes erklären. In jedem Fall sprechen sie, wie es den Gegebenheiten des Augenblicks entspricht, und beziehen alle diese Aussagen auf sich selbst, Aussagen, die sich vom Reich göttlicher Offenbarung bis zum Reich der Schöpfung erstrecken und vom Bereich der Göttlichkeit bis zum Reich irdischen Seins. Damit ist, was immer sie sagen, ob es sich denn auf den Bereich der Gottheit, der Herrschaft des Herrn, des Prophetentums, des Hütertums, des Apostolats oder des Dienens bezieht, ohne den Schatten eines Zweifels wahr. So müssen diese Verse, die Wir für Unseren Beweis angeführt haben, aufmerksam bedacht werden, damit die voneinander abweichenden Aussagen der Manifestationen des Unsichtbaren und Morgenröten der Heiligkeit nicht länger die Seele erregen und den Geist verwirren.
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