Bahá’u’lláh | Ährenlese aus den Schriften Bahá’u’lláhs
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37:2
Sollte Er erlauben, was seit unvordenklichen Zeiten verboten war, und verbieten, was zu allen Zeiten als erlaubt galt, so hätte niemand das Recht, Seine Allgewalt in Frage zu stellen. Wer zögert, und sei es weniger als ein Augenblick, soll als Übertreter gelten.
37:3
Wer diese hehre, grundlegende Wahrheit nicht anerkennt, wer diese erhabenste Stufe nicht erreicht, den werden die Stürme des Zweifels schütteln, und die Reden der Ungläubigen werden seine Seele verwirren. Doch wer diesen Grundsatz anerkennt, wird mit vollkommener Standhaftigkeit begabt werden. Alle Ehre sei dieser allherrlichen Stufe, deren Gedenken jede erhabene Tafel schmückt. So belehrt euch Gott mit einer Lehre, die euch von jeglichem Zweifel und jeder Verwirrung befreien und euch befähigen wird, in dieser und der künftigen Welt Erlösung zu finden. Er ist wahrlich der ewig Vergebende, der Großmütigste.
38
38:1
Wisse mit Sicherheit, daß in jeder Sendung das Licht göttlicher Offenbarung den Menschen im unmittelbaren Verhältnis zu ihrer geistigen Fassungskraft dargereicht wurde. Betrachte die Sonne! Wie schwach sind ihre Strahlen in dem Augenblick, da sie am Horizont aufgeht. Wie nehmen ihre Wärme und ihre Kraft allmählich zu, während sie sich dem Zenit nähert. So ist alles Erschaffene befähigt, sich der zunehmenden Stärke ihres Lichtes anzupassen. Wie gleichmäßig nimmt sie wieder ab, bis sie den Punkt ihres Untergangs erreicht. Würde sie plötzlich alle in ihr verborgenen Kräfte offenbaren, so würde sie zweifellos allem Erschaffenen Schaden bringen… Wenn nun die Sonne der Wahrheit auf der ersten Stufe ihrer Manifestation plötzlich das volle Maß der Kräfte, die ihr die Vorsehung des Allmächtigen verliehen hat, enthüllte, würde die Erde menschlichen Begreifens verdorren und vergehen, denn die Menschenherzen könnten weder die Stärke ihrer Offenbarung ertragen noch wären sie fähig, den Glanz ihres Lichtes widerzuspiegeln. Bestürzt und überwältigt würden sie aufhören zu bestehen.
39
39:1
Preis sei Dir, o Herr, Mein Gott, für die wundersamen Offenbarungen Deines unerforschlichen Ratschlusses und die mannigfachen Leiden und Heimsuchungen, die Du für Mich bestimmt hast. Einmal hast Du Mich den Händen Nimrods überantwortet, ein andermal hast Du Pharaos Zuchtrute erlaubt, Mich zu verfolgen. Du allein kannst durch Dein allumfassendes Wissen und das Wirken Deines Willens die unsagbaren Schmerzen ermessen, die Ich unter ihren Händen erduldete. Und wieder warfst Du Mich in die Kerkerzelle der Gottlosen, aus keinem anderen Grunde, als daß Ich Mich bewogen fühlte, den begünstigten Bewohnern Deines Reiches eine Andeutung von jenem Gesicht ins Ohr zu flüstern, das Du Mich durch Dein Wissen schauen ließest und dessen Bedeutung Du Mir durch die Kraft Deiner Macht offenbartest. Dann bestimmtest Du, daß Ich durch das Schwert der Ungläubigen enthauptet werde. Und wieder ward Ich gekreuzigt, weil Ich den Augen der Menschen die verborgenen Edelsteine Deiner herrlichen Einheit enthüllte, die wundersamen Zeichen Deiner unumschränkten, ewigen Macht offenbarte. Wie bitter häuften sich in einem späteren Zeitalter, in der Ebene von Karbilá, die Demütigungen auf Mich! Wie einsam fühlte Ich Mich inmitten Deines Volkes! Zu welch einem Zustand der Hilflosigkeit wurde Ich in jenem Lande herabgewürdigt! Mit diesem Schimpf noch nicht zufrieden, schlugen Mir Meine Verfolger das Haupt ab, trugen es hoch erhoben von Land zu Land, stellten es den gaffenden Blicken der ungläubigen Menge zur Schau und legten es vor den Thronen der Verderbten und Treulosen nieder. In einem späteren Zeitalter wurde Ich aufgehängt, und Meine Brust wurde den gehässigen, grausamen Pfeilen Meiner Feinde zum Ziel. Meine Glieder wurden von Kugeln durchlöchert, Mein Körper auseinandergerissen. Sieh endlich, wie sich an diesem Tage Meine tückischen Feinde gegen Mich verbünden und unablässig darauf sinnen, Deinen Dienern das Gift des Hasses und der Bosheit in die Seelen zu träufeln. Mit aller Macht schmieden sie Ränke, um ihre Absicht auszuführen… So bitter auch Meine Lage ist, o Gott, Mein über alles Geliebter, Ich sage Dir Dank, und Mein Geist ist für alles dankbar, was Mir auf dem Pfade Deines Wohlgefallens widerfährt. Ich bin zufrieden mit allem, was Du Mir bestimmt hast, und begrüße die Schmerzen und Leiden, die Ich erfahren muß, wie groß sie auch seien.
40
40:1
O Mein Vielgeliebter! Du hast Mir Deinen Odem eingehaucht und Mich von Meinem eigenen Selbst geschieden. Danach hast Du verfügt, daß nur noch ein schwacher Abglanz, ein bloßes Sinnbild Deiner Wirklichkeit in Mir unter den Verderbten und Mißgünstigen verbleibe. Sieh, wie sie sich, durch dieses Sinnbild getäuscht, gegen Mich erhoben und Mich mit ihren Zurückweisungen überhäuft haben! Enthülle darum Dein Selbst, o Mein innigst Geliebter, und erlöse Mich aus Meiner Not!
40:2
Darauf antwortete eine Stimme: »Ich liebe dieses Sinnbild, Ich hege es zärtlich, wie kann Ich zulassen, daß allein Meine Augen auf dieses Sinnbild schauen, daß kein Herz außer Meinem Herzen es erkenne? Bei Meiner Schönheit, die dieselbe ist wie Deine Schönheit! Mein Wunsch ist, Dich vor Meinen Augen zu verbergen – wie viel mehr vor den Augen der Menschen!«
40:3
Ich war im Begriff zu antworten, siehe, da war die Tafel plötzlich zu Ende. Unvollendet blieb Mein Thema, unaufgereiht die Perle Meiner Äußerung.
41
41:1
Gott ist Mein Zeuge, o Volk! Ich schlief auf Meinem Lager, siehe, da wehte der Odem Gottes über Mich hin und weckte Mich aus Meinem Schlummer. Sein erquickender Geist gab Mir neues Leben, und Meine Zunge wurde gelöst, Seinen Ruf zu verkünden. Zeiht Mich nicht des Vergehens gegen Gott. Betrachtet Mich nicht mit euren, sondern mit Meinen Augen. So ermahnt euch Er, der Gnadenvolle, der Allwissende. Meinst du, o Volk, es liege in Meiner Macht, Gottes Urwillen und Gottes Absicht zu lenken? Fern liegt Mir, einen solchen Anspruch zu erheben. Dies bezeuge Ich vor Gott, dem Allmächtigen, dem Erhabenen, dem Allwissenden, dem Allweisen. Läge des Gottesglaubens letzte Bestimmung in Meinen Händen, Ich hätte niemals auch nur für einen Augenblick eingewilligt, Mich euch zu offenbaren, noch hätte Ich einem einzigen Wort erlaubt, Meinen Lippen zu entfliehen. Gott selbst ist wahrlich dafür Zeuge.
42
42:1
O Sohn der Gerechtigkeit! Zur Nachtzeit begab sich die Schönheit des Unsterblichen von der smaragdenen Höhe der Treue zum Sadratu’l-Muntahá und weinte so bitterlich, daß die himmlischen Heerscharen und die Bewohner der Reiche droben in das Klagen einstimmten. Nach dem Grund des Klagens und Weinens befragt, gab Er zur Antwort: Wie geheißen, weilte Ich erwartungsvoll auf dem Hügel der Treue, ohne von denen, die auf Erden wohnen, den Wohlgeruch der Treue zu atmen. Danach zur Rückkehr aufgefordert, schaute Ich um Mich und siehe – gewisse Tauben der Heiligkeit mußten schmerzlich in den Fängen irdischer Raubtiere leiden. Daraufhin eilte die Himmelsdienerin entschleiert und strahlend aus ihrer mystischen Wohnstatt hervor und fragte nach ihren Namen, und alle wurden genannt bis auf einen. Als auf dringendes Bitten der erste Buchstabe erklang, strömten die Bewohner der himmlischen Gemächer aus ihrer Wohnstatt der Herrlichkeit herbei. Und da der zweite Buchstabe ausgesprochen wurde, fielen sie allesamt nieder in den Staub. In diesem Augenblick erscholl ein Ruf aus dem innersten Heiligtum: »Bis hierher und nicht weiter!« Wahrlich, Wir bezeugen, was sie getan haben und noch tun.
43
43:1
O Afnán, o du, der du Meinem altehrwürdigen Stamm entsprossen bist! Meine Herrlichkeit und Meine Gnade ruhen auf dir. Wie mächtig ist das Heiligtum der Sache Gottes! Es überschattet alle Völker und Geschlechter der Erde und wird bald die ganze Menschheit in seinem Schutze versammeln. Dein Tag des Dienstes ist nun gekommen. Zahllose Briefe legen Zeugnis ab von den Gaben, die dir gewährt wurden. Erhebe dich für den Triumph Meiner Sache und besiege die Herzen der Menschen durch die Macht deiner Äußerung. Du mußt verkünden, was den Unglücklichen und Getretenen Frieden und Wohlfahrt sichern wird. Gürte deine Lenden mit deinem Bemühen, damit du den Gefangenen von seinen Ketten befreiest und ihn befähigest, wahre Freiheit zu erlangen.
43:2
Gerechtigkeit beklagt an diesem Tage ihren schweren Stand, und Billigkeit stöhnt unter dem Joch der Unterdrükkung. Dichte Wolken der Gewalt haben das Antlitz der Erde verfinstert und ihre Völker umhüllt. Durch die Bewegung Unserer Feder der Herrlichkeit haben Wir auf Befehl des allmächtigen Gesetzgebers neues Leben in jede menschliche Hülle gehaucht und frische Kraft in jedes Wort geflößt. Alles Erschaffene verkündet die Beweise dieser weltweiten Erneuerung. Dies ist die größte, die froheste Botschaft, die der Menschheit durch die Feder dieses Unterdrückten übermittelt wurde. Warum fürchtet ihr euch denn, o Meine innig Geliebten? Wer könnte euch erschrekken? Ein Hauch von Feuchtigkeit genügt, um den verhärteten Lehm zu lösen, aus dem dieses verderbte Geschlecht gebildet ist. Die bloße Tat eures Beisammenseins genügt, um die Kräfte dieses eingebildeten, wertlosen Volkes zu zerstreuen…
43:3
Jeder Einsichtige wird an diesem Tage bereitwillig zugeben, daß die Ratschläge, die die Feder dieses Unterdrückten offenbarte, die höchste Triebkraft für den Fortschritt der Welt und die Erhöhung ihrer Völker enthalten. Erhebt euch, o Menschen, und entschließt euch durch die Kraft der göttlichen Macht, den Sieg über euer Selbst zu erringen, damit die ganze Welt aus ihrer Hörigkeit vor den Götzen ihrer leeren Einbildungen erlöst werde – Götzen, die ihren erbärmlichen Anbetern so viel Schaden zugefügt haben und für ihr Elend verantwortlich sind. Diese Trugbilder sind das Hindernis, das den Menschen in seinem Bemühen hemmt, auf dem Pfade der Vervollkommnung voranzuschreiten. Wir hegen die Hoffnung, daß die Hand göttlicher Macht der Menschheit ihre Hilfe gewähre und sie aus ihrem Zustand schmerzlicher Erniedrigung befreie.
43:4
In einer der Tafeln sind diese Worte offenbart: O Volk Gottes! Befaßt euch nicht rastlos mit eueren eigenen Belangen! Laßt euere Gedanken fest auf das gerichtet sein, was das Glück der Menschheit wiederherstellen und der Menschen Herzen und Seelen heiligen wird. Am besten kann dies durch reine und heilige Taten, durch ein Leben der Tugend und durch edles Betragen vollbracht werden. Mutiges Handeln wird den Sieg dieser Sache sichern, und eine geheiligte Wesensart wird ihre Macht stärken. Halte dich an die Rechtschaffenheit, o Volk Bahás! Dies, wahrlich, ist das Gebot, das euch dieser Unterdrückte gegeben hat, und die erlesene Wahl Seines unumschränkten Willens für jeden von euch.
43:5
O Freunde! Es geziemt euch, eure Seele zu erquicken und wiederzubeleben durch die gnädigen Gunstbeweise, die in dieser göttlichen, dieser herzerquickenden Frühlingszeit auf euch herabströmen. Die Sonne Seiner großen Herrlichkeit verbreitet ihren Glanz über euch und die Wolken Seiner grenzenlosen Gnade beschatten euch. Wie erhaben ist der Lohn dessen, der sich einer so großen Wohltat nicht beraubt noch versäumt, die Schönheit seines Meistgeliebten in diesem Seinem neuen Gewande zu erkennen. Wacht über euch, denn der Böse liegt auf der Lauer, bereit, euch zu überlisten. Rüstet euch gegen seine verruchten Anschläge, und, geführt vom Lichte des Namens des Allsehenden Gottes, entflieht der Dunkelheit, die euch umgibt. Laßt eueren Blick weltumfassend sein, anstatt ihn auf euer Selbst zu beschränken. Der Böse ist es, der den Aufstieg hemmt und den geistigen Fortschritt der Menschenkinder aufhält.
43:6
Es ist in dieser Zeit eines jeden Menschen Pflicht, sich fest an das zu halten, was das Wohl aller Völker und gerechten Regierungen fördert und ihre Stufe erhöht. Durch jeden einzelnen Vers, den die Feder des Höchsten offenbart hat, sind die Tore der Liebe und Einigkeit erschlossen und weit vor den Augen der Menschen aufgetan. Wir haben zuvor erklärt – und Unser Wort ist die Wahrheit: »Verkehret mit den Anhängern aller Religionen im Geiste des Wohlwollens und der Brüderlichkeit.«vgl. Bishárát, Ṭarázát, in: Tablets of Bahá’u’lláh 3:3, 4:10 – Anm. d. Hrsg.Q Was immer die Menschenkinder einander meiden ließ, was Zwietracht und Spaltung unter ihnen hervorrief, ist nun durch die Offenbarung dieser Worte ungültig und abgeschafft. Aus dem Himmel des göttlichen Willens wurde mit dem Ziel, die Welt des Seins zu veredeln und die Menschen an Geist und Seele emporzuheben, das herabgesandt, was das wirksamste Mittel zur Erziehung des ganzen Menschengeschlechts ist. Der tiefste Sinn und der vollkommenste Ausdruck dessen, was die Völker früherer Zeiten gesagt und geschrieben haben, ist durch diese mächtigste Offenbarung aus dem Himmel des Willens des Allbesitzenden, des Immerwährenden Gottes herabgesandt. Einst wurde offenbart: »Die Liebe zum Vaterland ist ein Bestandteil des Gottesglaubens.« Die Zunge der Größe jedoch verkündet am Tage Seiner Offenbarung: »Es rühme sich nicht der, welcher sein Vaterland liebt, sondern der, welcher die ganze Welt liebt.« Durch die von diesem erhabenen Wort entfesselte Kraft verleiht Er den Vögeln der Menschenherzen frischen Schwung, weist ihnen eine neue Richtung und tilgt jede Spur von Beschränkung und Begrenzung aus Gottes heiligem Buch.
43:7
O Volk der Gerechtigkeit! Sei so strahlend wie das Licht und so leuchtend wie das Feuer, das im Brennenden Busche lodert. Der Glanz des Feuers eurer Liebe wird zweifellos die widerstreitenden Völker und Geschlechter der Erde einen und verschmelzen, wogegen die wilde Flamme der Feindschaft und des Hasses nur zu Streit und Untergang führen kann. Wir flehen zu Gott, daß Er Seine Geschöpfe vor den üblen Ränken Seiner Feinde behüten möge. Wahrlich, Er hat Macht über alle Dinge.
43:8
Aller Ruhm sei dem einen, wahren Gott – gepriesen sei Seine Herrlichkeit –, da Er durch die Feder des Höchsten die Tore der Menschenherzen geöffnet hat, jeder Vers, den diese Feder offenbart hat, ist ein strahlendes, leuchtendes Tor, das die Herrlichkeit eines heiligen, gottesfürchtigen Lebens und reiner, makelloser Taten erschließt. Der Aufruf und die Botschaft, die Wir gaben, sollten niemals nur ein Land oder ein Volk erreichen oder nur diesem zugute kommen. Die Menschheit als Ganzes muß entschlossen dem folgen, was ihr offenbart und gewährt ist. Dann, nur dann wird sie zu wahrer Freiheit gelangen. Die ganze Erde leuchtet in der strahlenden Herrlichkeit der Offenbarung Gottes. Im Jahre sechzig erhob sich Er, der Vorbote des Lichtes göttlicher Führung – möge die ganze Schöpfung ein Opfer für Ihn sein –, um eine neue Offenbarung des göttlichen Geistes anzukündigen. Zwanzig Jahre später folgte Ihm Er, durch dessen Kommen die Welt zur Empfängerin dieser verheißenen Herrlichkeit, dieser wundersamen Gunst wurde. Sieh, wie die Menschheit allgemein mit der Fähigkeit ausgestattet ist, auf Gottes erhabenstes Wort zu hören – das Wort, von dem die Vorladung und die geistige Auferstehung aller Menschen abhängen muß…
43:9
O Volk Gottes, neige dein Herz den Ratschlägen deines wahren, deines unvergleichlichen Freundes! Das Wort Gottes mag mit einem jungen Sämling verglichen werden, dessen Wurzeln in die Herzen der Menschen gepflanzt wurden. Es ist eure Pflicht, sein Wachstum durch die lebendigen Wasser der Weisheit, durch lautere, heilige Worte zu fördern, damit seine Wurzeln festwachsen und seine Zweige sich bis in die Himmel und noch höher ausbreiten.
43:10
O ihr, die ihr auf Erden wohnt! Das Unterscheidungsmerkmal für die Einzigartigkeit dieser höchsten Offenbarung besteht darin, daß Wir einerseits aus Gottes Heiligem Buche gelöscht haben, was die Ursache von Streit, Bosheit und Unrecht unter den Menschenkindern gewesen ist, andererseits die wesentlichen Vorbedingungen für Eintracht, Verständigung und völlige und dauernde Einheit niedergelegt haben. Wohl dem, der Meine Gesetze hält.
43:11
Immer wieder haben Wir Unsere Geliebten ermahnt, alles zu meiden, ja zu fliehen, was auch nur den Geruch eines Unrechts an sich hat. Die Welt ist in großem Aufruhr und der Geist ihrer Bewohner im Zustand völliger Verwirrung. Wir flehen zum Allmächtigen, daß Er sie gnädig erleuchte durch die Pracht Seiner Gerechtigkeit und sie befähige, dessen gewahr zu werden, was ihnen zu allen Zeiten und unter allen Umständen zum Vorteil gereicht. Er, wahrlich, ist der Allbesitzende, der Höchste.
44
44:1
Vergeßt nicht die Gottesfurcht, ihr Gelehrten der Welt, und urteilt gerecht über die Sache dieses Ungelehrten, für den alle Bücher Gottes, des Beschützers, des Selbstbestehenden, Zeugnis abgelegt haben… Läßt euch nicht die Furcht vor dem göttlichen Mißfallen, die Scham vor Ihm, der weder Gefährten noch Seinesgleichen hat, aufwachen? Er, dem die Welt Unrecht tut, hat sich zu keiner Zeit zu euch gesellt, hat niemals eure Schriften studiert noch an euren Disputationen teilgenommen. Das Gewand, das Er trägt, Seine wallenden Locken, Seine Kopfbedeckung bezeugen die Wahrheit Seiner Worte. Wie lange wollt ihr in eurer Ungerechtigkeit verharren? Betrachtet die Behausung, in der zu leben Er, die Verkörperung der Gerechtigkeit, gezwungen ist. Öffnet eure Augen, seht Seine traurige Lage und denkt sorgsam nach über das, was eure Hände gewirkt haben, damit ihr vom Licht Seiner göttlichen Äußerung nicht ausgeschlossen noch eures Anteils am Meere Seines Wissens beraubt bleibt.
44:2
Gewisse Leute, sowohl aus dem Volk als auch vom Adel, haben eingewandt, dieser Unterdrückte sei weder Mitglied des geistlichen Standes noch ein Nachkomme des Propheten. Sprich: O ihr, die ihr gerecht zu sein beansprucht! Denkt eine Weile nach, und ihr werdet erkennen, wie unendlich erhaben Sein jetziger Rang über die Stufe ist, die ihr Ihm zugesteht. Der Wille des Allmächtigen hat verfügt, daß aus einem Hause, dem alles das fehlt, was die Geistlichen, die Doktoren, die Weisen und Gelehrten gemeinhin besitzen, Seine Sache hervorgehen und offenbar werden soll.
44:3
Der Odem des Heiligen Geistes weckte Ihn und befahl Ihm, sich zu erheben und Seine Offenbarung zu verkünden. Kaum war Er von Seinem Schlummer erwacht, da erhob Er Seine Stimme und lud die ganze Menschheit vor Gott, den Herrn aller Welten. Unvollkommenheit und Schwäche der Menschen veranlassen Uns, diese Worte zu äußern. Die Sache, die Wir verkünden, ist indessen so beschaffen, daß keine Feder sie je beschreiben und kein Geist je ihre Größe erfassen kann. Dies bezeugt Er, mit Dem das Mutterbuch ist.
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45:1
Die Altehrwürdige Schönheit hat eingewilligt, in Ketten gelegt zu werden, damit die Menschheit aus ihrer Knechtschaft erlöst werde, und hat es hingenommen, zum Gefangenen in dieser mächtigsten Festung zu werden, damit die ganze Welt wahre Freiheit gewinne. Er hat den Kelch des Leidens bis zur Neige geleert, damit alle Völker der Welt immerwährende Freude gewinnen und von Fröhlichkeit erfüllt werden. Dies gehört zur Barmherzigkeit eures Herrn, des Mitleidvollen, des Barmherzigsten. Wir nehmen es hin, erniedrigt zu werden, o ihr, die ihr an die Einheit Gottes glaubt, damit ihr erhoben werdet, und dulden mannigfache Leiden, damit ihr blühet und gedeihet. Seht, wie jene, die Gott Gefährten zugesellt haben, Ihn, der gekommen ist, die ganze Welt neu zu bauen, gezwungen haben, in der trostlosesten aller Städte zu wohnen!
46
46:1
Ich leide nicht an der Bürde Meiner Gefangenschaft, noch bin Ich betrübt über die Erniedrigung oder die Drangsal, die Ich von den Händen Meiner Feinde erdulde. Bei Meinem Leben! Sie sind Mein Ruhm – ein Ruhm, mit dem Gott Sein eigenes Selbst geschmückt hat. Würdet ihr es doch erkennen!
46:2
Die Schmach, die Ich ertragen muß, hat die Herrlichkeit aufgedeckt, die der ganzen Schöpfung verliehen wurde, und durch die Grausamkeiten, die Ich erdulde, hat sich die Sonne der Gerechtigkeit offenbart und ihren Glanz über die Menschen verbreitet.
46:3
Mein Leid kommt von denen, die in ihre verderbten Leidenschaften verstrickt sind und behaupten, dem Glauben Gottes, des Gnadenvollen, des Allgepriesenen, anzugehören.
46:4
Es geziemt den Anhängern Bahás, der Welt und allem, was in ihr ist, zu sterben und so von allem Irdischen losgelöst zu sein, daß die Bewohner des Paradieses von ihren Gewändern den süßen Duft der Heiligkeit atmen, daß alle Völker auf Erden auf ihren Gesichtern das Licht des Allbarmherzigen erkennen und daß durch sie die Zeichen und Beweise Gottes, des Allmächtigen, des Allweisen, verbreitet werden. Jene, die den reinen Namen der Sache Gottes befleckt haben, indem sie den Dingen des Fleisches folgten, befinden sich in offenbarem Irrtum.
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47:1
O ihr Juden! Wenn ihr darauf bedacht seid, Jesus, den Geist Gottes, noch einmal zu kreuzigen, so tötet Mich, denn Er ist euch in Meiner Person wieder offenbart worden. Verfahrt mit Mir, wie ihr wollt, denn Ich habe gelobt, Mein Leben auf dem Pfade Gottes hinzugeben. Ich werde niemanden fürchten, seien auch die Mächte der Erde und des Himmels gegen Mich verbündet. Ihr Anhänger des Evangeliums! Wenn ihr den Wunsch hegt, Muḥammad, den Boten Gottes, zu erschlagen, so ergreift Mich und macht Meinem Leben ein Ende, denn Ich bin Er und Mein Selbst ist Sein Selbst. Tut mit Mir, was ihr wollt, denn die tiefste Sehnsucht Meines Herzens ist, in die Gegenwart Meines über alles Geliebten in Seinem Reiche der Herrlichkeit zu gelangen. So ist der göttliche Ratschluß, wenn ihr es doch wüßtet! Ihr Anhänger Muḥammads! Sollte es euer Wunsch sein, mit euren Pfeilen die Brust dessen zu durchbohren, der bewirkte, daß Sein Buch, der Bayán, zu euch herabgesandt wurde, so legt Hand an Mich und verfolgt Mich, denn ich bin Sein Vielgeliebter, die Offenbarung Seines Selbstes, wenn auch Mein Name nicht Sein Name ist. Ich bin im Schatten der Wolken der Herrlichkeit gekommen und von Gott mit unüberwindlicher Herrschaft bekleidet. Er, wahrlich, ist die Wahrheit, der um das Ungeschaute weiß. Wahrlich, Ich erwarte von euch die Behandlung, die ihr Ihm, der vor Mir kam, zuteil werden ließet. Das bezeugen wahrlich alle Dinge, wenn ihr zu denen gehörtet, die hören. O Volk des Bayán, wenn du beschlossen hast, das Blut dessen zu vergießen, dessen Kommen der Báb verkündet, dessen Erscheinen Muḥammad vorausgesagt und dessen Offenbarung Jesus Christus angekündigt hat, so sieh Mich vor dir stehen, bereit und wehrlos. Verfahre mit Mir nach deinem Begehren.
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