Bahá’u’lláh | Ährenlese aus den Schriften Bahá’u’lláhs
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69:3
Kaum hatte sie das Antlitz ihres Sohnes erblickt, da sprach sie solche Worte zu ihm, daß die Gottesfreunde und darüber hinaus die himmlischen Heerscharen im Herzen laut aufschrien, von heftigem Gram gequält. Wahrlich, dein Herr weiß, was Meine Zunge spricht, Er selbst bezeugt Meine Worte.
69:4
Und zu ihm gewandt, sprach sie: »Mein Sohn, mein geliebter Sohn! Säume nicht, dich auf dem Pfade deines Herrn zu opfern. Hüte dich, deinen Glauben an Ihn zu verraten, vor dessen Angesicht sich alle in den Himmeln und auf Erden in Anbetung beugen. Geh geradeaus, o mein Sohn, und bleibe standhaft auf dem Pfade des Herrn, deines Gottes! Eile, in die Gegenwart des Vielgeliebten aller Welten zu gelangen.«
69:5
Auf ihr seien Meine Segnungen, Meine Gnade, Mein Lobpreis und Meine Herrlichkeit! Ich selbst werde den Verlust ihres Sohnes sühnen – eines Sohnes, der nun im Heiligtum Meiner Majestät und Herrlichkeit wohnt, und dessen Antlitz in solchem Lichte strahlt, daß sein Glanz die Himmelsdienerinnen in ihren himmlischen Gemächern und darüber hinaus die Gefährten Meines Paradieses und die Bewohner der Städte der Heiligkeit umhüllt. Wer in sein Angesicht zu blicken vermöchte, würde ausrufen: »Seht, dies kann nur ein erhabener Engel sein!«Qur’án 12:31 – Anm. d. Hrsg.Q
70
70:1
Die Welt ist aus dem Gleichgewicht geraten durch die Schwungkraft dieser größten, dieser neuen Weltordnung. Die Lebensordnung der Menschheit ist aufgewühlt durch das Wirken dieses einzigartigen, dieses wundersamen Systems, desgleichen kein sterbliches Auge je gesehen hat.
70:2
Versenkt euch in das Meer Meiner Worte, damit ihr seine Geheimnisse ergründet und alle Perlen der Weisheit entdecket, die in seinen Tiefen verborgen liegen. Habt acht, daß ihr nicht zaudert bei eurem Entschluß, die Wahrheit dieser Sache anzunehmen – einer Sache, durch welche Gott die Wirkkraft Seiner Macht offenbart und Seine Souveränität errichtet hat. Eilt freudestrahlenden Angesichts hin zu Ihm! Dies ist Gottes unveränderlicher Glaube, ewig in der Vergangenheit, ewig in der Zukunft. Laßt den, der sucht, zu ihm gelangen! Was aber den betrifft, der ihn zu suchen verschmäht – wahrlich, Gott ist der Selbstgenügende und bedarf Seiner Geschöpfe nicht.
70:3
Sprich: Dies ist die unfehlbare Waage, die Gott in Händen hält. Auf ihr werden alle in den Himmeln und auf Erden gewogen, und ihr Schicksal wird danach bestimmt – gehörtet ihr doch zu denen, die an diese Wahrheit glauben und sie anerkennen! Sprich: Sie ist das Größte Zeugnis, durch welches die Gültigkeit eines jeden Beweises für alle Zeiten begründet ward, seid dessen versichert. Sprich: Sie bereichert die Armen, erleuchtet die Gebildeten und befähigt die Sucher, zur Gegenwart Gottes aufzusteigen. Habt acht, daß ihr sie nicht zum Anlaß nehmt für Zwietracht unter euch. Steht so unverrückbar fest wie ein Berg in der Sache eures Herrn, des Mächtigen, des Liebenden!
71
71:1
Seid nicht verzagt, o Völker der Welt, wenn die Sonne Meiner Schönheit untergegangen und der Himmel Meines Heiligtums vor euren Augen verhüllt sein wird. Erhebt euch, um Meine Sache weiterzutragen und Mein Wort unter den Menschen zu erhöhen. Wir sind immer mit euch und werden euch durch die Macht der Wahrheit stärken. Wir sind wahrhaft allmächtig. Wer Mich erkannt hat, wird aufstehen und Mir mit solcher Entschlossenheit dienen, daß die Mächte von Erde und Himmel sein Vorhaben nicht vereiteln können.
71:2
Die Völker der Welt schlafen tief. Erwachten sie aus ihrem Schlaf, so eilten sie voll Eifer zu Gott, dem Allwissenden, dem Allweisen. Sie gäben auf, was sie besitzen, und wären es alle Schätze der Erde, damit ihr Herr ihrer gedenke und sie eines einzigen Wortes würdige. So unterrichtet euch Er, der das Wissen um das Verborgene auf einer Tafel hält, die das Auge der Schöpfung nie sah, und die niemandem außer Seinem eigenen Selbst, dem allmächtigen Schirmherrn aller Welten, enthüllt wurde. So verwirrt sind sie im Rausch ihrer Begierden, daß sie außerstande sind, den Herrn allen Seins zu erkennen, dessen Stimme laut von allen Seiten ruft: »Es ist kein Gott außer Mir, dem Mächtigen, dem Allweisen.«
71:3
Sprich: Freut euch nicht dessen, was ihr besitzt. Heute nacht ist es noch euer, morgen werden andere es besitzen. So warnt euch der Allwissende, der Allunterrichtete. Sprich: Könnt ihr behaupten, euer Besitz sei dauerhaft oder sicher? Nein, bei Mir, dem Allbarmherzigen, ihr könnt es nicht, so ihr zu denen gehört, die gerecht urteilen! Die Tage eures Lebens verfliegen wie ein Windhauch, und all eure Pracht und Herrlichkeit wird vergehen wie die Pracht und Herrlichkeit derer, die vor euch waren. Bedenket, o Menschen! Was ist aus euren vergangenen Tagen geworden, was aus euren verlorenen Jahrhunderten? Glücklich die Tage, die dem Gedenken Gottes gewidmet waren, und selig die Stunden, die in Seinem, des Allweisen, Lobpreis verbracht wurden. Bei Meinem Leben! Weder die Pracht der Mächtigen noch der Überfluß der Reichen oder gar die Vorherrschaft der Frevler werden von Dauer sein. Alles wird vergehen auf ein Wort von Ihm. Wahrlich, Er ist der Allmachtvolle, der Allbezwingende, der Allmächtige. Welcher Nutzen liegt in der Menschen irdischem Besitz? Was ihnen Gewinn bringt, haben sie völlig vernachlässigt. Bald werden sie aus ihrem Schlaf erwachen und erkennen, daß für sie unwiederbringlich ist, was ihnen in den Tagen ihres Herrn, des Allmächtigen, des Allgepriesenen, entgangen ist. Wenn sie es wüßten, entsagten sie allem, damit ihre Namen vor Seinem Thron genannt werden. Sie zählen wahrlich zu den Toten.
72
72:1
Eure Herzen seien nicht verstört, o Menschen, wenn die Herrlichkeit Meiner Gegenwart euren Augen entschwunden und das Meer Meiner Rede verebbt sein wird. In Meiner Gegenwart unter euch liegt eine Weisheit, und in Meiner Abwesenheit liegt eine andere, unergründlich für alle außer Gott, dem Unvergleichlichen, dem Allwissenden. Wahrlich, von Unserem Reiche der Herrlichkeit aus schauen Wir auf euch und werden jedem, der sich für den Triumph Unserer Sache erhebt, mit den himmlischen Heerscharen und einer Schar Unserer begünstigten Engel beistehen.
72:2
O Völker der Erde! Gott, die Ewige Wahrheit, ist Mein Zeuge, daß die Süße der Worte eures Herrn, des Unbeschränkten, Ströme frischen, sanftfließenden Wassers aus den Felsen quellen ließ, und doch schlaft ihr noch immer. Gebt auf, was ihr besitzet, und erhebt euch auf den Schwingen der Loslösung über alles Erschaffene. So gebietet euch der Herr der Schöpfung, der durch die Bewegung Seiner Feder der Menschheit Seele verwandelt.
72:3
Wißt ihr, aus welchen Höhen euer Herr, der Allherrliche, ruft? Glaubt ihr, die Feder erkannt zu haben, mit der euer Herr, der Herr aller Namen, euch gebietet? Nein, bei Meinem Leben! Wüßtet ihr es, so würdet ihr der Welt entsagen und mit ganzem Herzen in die Gegenwart des Vielgeliebten eilen. Ihr wäret von Seinem Wort verzückt, fähig, die Größere Welt in Erregung zu versetzen, wieviel mehr diese kleine, geringe! So sind die Regenschauer Meiner Großmut vom Himmel Meiner Güte herabgeströmt als ein Zeichen Meiner Gnade, damit ihr zu den Dankbaren gehört…
72:4
Habt acht, daß nicht Fleischeslust und böse Neigung Zwietracht unter euch stiften. Seid wie die Finger einer Hand, die Glieder eines Leibes. So rät euch die Feder der Offenbarung, so ihr zu jenen gehöret, die glauben.
72:5
Denkt nach über Gottes Barmherzigkeit und Seine Gaben. Er gebietet euch, was euch nützt, obgleich Er selbst alle Geschöpfe wohl entbehren kann. Eure bösen Taten können Uns niemals schaden noch eure guten Werke Uns nützen. Allein um Gottes willen ergeht Unsere Weisung. Jeder Verständige und Einsichtige wird dies bezeugen.
73
73:1
Es ist klar und einleuchtend: Wenn die hüllenden Schleier um die Wirklichkeiten der Offenbarungen der Namen und Eigenschaften Gottes, ja alles Erschaffenen, sichtbar und unsichtbar, zerrissen worden sind, wird nichts bleiben als das Zeichen Gottes, – ein Zeichen, das Er selbst in diese Wirklichkeiten gelegt hat. Dieses Zeichen wird so lange bestehen, wie es der Herr, dein Gott, Herr der Himmel und der Erde, wünscht. Wenn die Segnungen, die allem Erschaffenen zuteil wurden, so groß sind, wie hoch überlegen muß da das Schicksal des wahren Gläubigen sein, dessen Sein und Leben als ursächlicher Zweck aller Schöpfung anzusehen ist. Wie der Begriff des Glaubens seit dem Anfang, der keinen Anfang hat, bestand und bis zum Ende, das kein Ende hat, dauern wird, so wird der wahre Gläubige gleichfalls ewig leben und bestehen. Sein Geist wird ewiglich den Willen Gottes umkreisen. Er wird so lange bestehen, wie Gott selbst bestehen wird. Er ist offenbart durch die Offenbarung Gottes und ist verborgen auf Sein Geheiß. Es ist klar, daß die hehrsten Wohnungen im Reiche der Unsterblichkeit denen zur Stätte bestimmt sind, die wahrhaft an Gott und Seine Zeichen geglaubt haben. Der Tod kann niemals zu dieser heiligen Stätte dringen. So haben Wir dir die Zeichen deines Herrn anvertraut, damit du in der Liebe zu Ihm ausharrest und zu denen gehörest, die diese Wahrheit begreifen.
74
74:1
Ein jegliches Wort, das aus dem Munde Gottes hervorgeht, ist mit solcher Kraft versehen, daß es jeder menschlichen Gestalt neues Leben einflößen kann – gehörtet ihr doch zu denen, die diese Wahrheit begreifen! Alle wunderbaren Werke, die ihr in dieser Welt seht, sind durch das Wirken Seines höchsten, erhabensten Willens, Seines wunderbaren, unerschütterlichen Planes offenbart. Durch die bloße Offenbarung des Wortes ›Gestalter‹, das aus Seinem Munde hervorgeht und der Menschheit Seine Eigenschaft verkündet, hat Er eine Kraft entfesselt, die über die Zeitalter hindurch all die mannigfaltigen Künste erzeugt, derer des Menschen Hände fähig sind. Dies ist wahrlich eine unumstößliche Wahrheit. Kaum wird dieses strahlende Wort geäußert, da bringen seine belebenden, in allem Erschaffenen wirkenden Kräfte die Mittel hervor, die solche Künste schaffen und zur Vollendung bringen. Alle wundersamen Errungenschaften, die ihr jetzt seht, sind die direkte Folge der Offenbarung dieses Namens. In künftigen Tagen werdet ihr wahrlich Dinge sehen, von denen ihr nie zuvor gehört habt. So ist es auf den Tafeln Gottes verfügt, aber niemand kann es verstehen bis auf jene, die durchdringende Sehkraft haben. Ebenso erhält in dem Augenblick, da das Wort für Mein Attribut ›Der Allwissende‹ aus Meinem Munde hervorgeht, alles Erschaffene je nach seiner Fähigkeit die Kraft, die Kenntnis der erstaunlichsten Wissenschaften zu entfalten, und die Macht, sie im Laufe der Zeit auf Geheiß des Allmächtigen, des Allwissenden, zu offenbaren. Wisse fürwahr, daß die Offenbarung eines jeden anderen Namens von einer ähnlichen Manifestation göttlicher Macht begleitet ist. Jeder Buchstabe, der aus dem Munde Gottes hervorgeht, ist in Wahrheit ein Urbuchstabe, jedes von Ihm, dem Urquell göttlicher Offenbarung, gesprochene Wort ist ein Urwort und Seine Tafel eine Urtafel. Wohl steht es um jene, die diese Wahrheit begreifen.
75
75:1
Zerreißt in Meinem Namen die Schleier, die euere Sicht so schwer behindern, und zerschlagt durch die Macht, die aus eurem Glauben an Gottes Einheit geboren ist, die Götzen leerer Nachahmung. Dann tretet ein in das heilige Paradies des Wohlgefallens des Allerbarmers. Heiligt euere Seelen von allem, was nicht von Gott ist, und genießet die süße Ruhe im Schoße Seiner weiten, machtvollen Offenbarung, im Schatten Seiner höchsten, unfehlbaren Befehlsgewalt. Bleibet nicht in den dichten Schleiern euerer selbstsüchtigen Wünsche verhüllt, denn in jedem von euch habe Ich Meine Schöpfung vollendet, damit die Vortrefflichkeit Meines Werkes den Menschen völlig offenbar werde. Daraus folgt, daß jeder Mensch aus sich selbst heraus fähig ist und weiter fähig sein wird, die Schönheit Gottes, des Verherrlichten, wahrzunehmen. Wäre ihm keine solche Fähigkeit verliehen, wie könnte er dann für sein Versagen zur Rechenschaft gezogen werden? Wenn an dem Tage, da alle Völker der Erde versammelt werden, ein Mensch vor Gott stünde und gefragt würde: »Warum hast du nicht an Meine Schönheit geglaubt und dich von Mir abgewandt?« und wenn ein solcher Mensch dann antwortete und spräche: »Weil alle Menschen geirrt haben, weil keiner willens war, sein Angesicht der Wahrheit zuzuwenden, habe auch ich nach dem Beispiel der anderen leider versäumt, die Schönheit des Ewigen zu erkennen«, so würde eine solche Ausflucht gewißlich zurückgewiesen. Denn der Glaube eines Menschen kann nur von ihm selbst abhängen.
75:2
Dies ist eine der Wahrheiten, die in Meiner Offenbarung verwahrt sind, eine Wahrheit, die Ich in all den himmlischen Büchern, welche Ich die Zunge der Größe aussprechen und die Feder der Macht niederschreiben ließ, offenbart habe. Denkt eine Zeit darüber nach, damit ihr mit euerem inneren wie äußeren Auge die Feinheiten göttlicher Weisheit wahrnehmt und die Edelsteine himmlischen Wissens entdeckt, die Ich in klarer, bedeutungsschwerer Sprache auf dieser erhabenen, unverfälschlichen Tafel offenbart habe, und damit ihr nicht abirrt von dem Throne des Allhöchsten, von dem Baume, über den es kein Hinausgehen gibt, von der Wohnstatt ewiger Macht und Herrlichkeit.
75:3
Die Zeichen Gottes leuchten inmitten der Werke Seiner Geschöpfe so offenbar und strahlend wie die Sonne. Was von Ihm ausgeht, ist von dem, was Menschengeist ersinnt, verschieden und wird immer davon unterschieden bleiben. Dem Quell Seines Wissens sind zahllose Leuchten der Gelehrsamkeit und Weisheit entstiegen, und aus dem Paradiese Seiner Feder weht der Odem des Allbarmherzigen unaufhörlich zu den Herzen und Seelen der Menschen hin. Glücklich, wer diese Wahrheit erkennt.
76
76:1
Höre, o Mein Diener, auf das, was vom Throne deines Herrn, des Unerreichbaren, des Größten, zu dir herabgesandt wird. Es ist kein Gott außer Ihm. Er hat Seine Geschöpfe ins Dasein gerufen, damit sie Ihn erkennen, den Mitleidigen, den Allerbarmer. In die Städte aller Völker hat Er Seine Boten gesandt und ihnen aufgetragen, den Menschen Botschaft vom Paradiese Seines Wohlgefallens zu bringen und sie zum Hafen bleibender Sicherheit, zum Sitze ewiger Heiligkeit und überragender Herrlichkeit zu führen.
76:2
Die einen wurden vom Lichte Gottes geleitet, gewannen Zutritt zum Hofe Seiner Gegenwart, tranken aus der Hand der Ergebung die Wasser ewigen Lebens und wurden zu denen gezählt, die Ihn wahrhaft anerkennen und an Ihn glauben. Andere lehnten sich gegen Ihn auf und verwarfen die Zeichen Gottes, des Machtvollsten, des Allmächtigen, des Allweisen.
76:3
Zeitalter liefen ab, bis sie Vollendung fanden an diesem, dem Herrn der Tage, dem Tag, da die Sonne des Bayán sich hoch über dem Horizont der Gnade offenbarte, dem Tag, da die Schönheit des Allherrlichen in der erhabenen Gestalt von ʿAlí-Muḥammad, dem Báb, aufleuchtete. Kaum hatte Er sich offenbart, da erhob sich alles Volk gegen Ihn. Einige verleumdeten Ihn als Lästerer Gottes, des Allmächtigen, des Altehrwürdigen der Tage. Andere hielten Ihn für einen Wahnsinnigen, eine Behauptung, die Ich selbst aus dem Munde eines Geistlichen gehört habe. Wieder andere bestritten Seinen Anspruch, das Sprachrohr Gottes zu sein, und brandmarkten Ihn als einen, der die Worte des Allmächtigen gestohlen, sie als die eigenen ausgegeben, ihren Sinn verdreht und sie mit eigenem vermengt habe. Das Auge der Größe weint bitterlich über das, was ihr Mund geredet hat, während sie sich weiter auf ihren Sitzen erfreuen.
76:4
»Gott ist Mein Zeuge«, sprach Er, »O Volk! Ich bin zu euch gekommen mit einer Offenbarung von dem Herrn, euerem Gott, dem Herrn euerer Väter von alters her. Seht nicht auf das, was ihr besitzet, o Menschen! Seht vielmehr auf das, was Gott euch herabgesandt hat. Dies wird sicherlich besser für euch sein als die ganze Schöpfung, könntet ihr es doch begreifen! Blickt von neuem auf, o Menschen, betrachtet das Zeugnis Gottes und Seinen Beweis, wie ihr sie schon besitzet, und vergleicht sie mit der an diesem Tage zu euch herabgesandten Offenbarung, damit die Wahrheit, die untrügliche Wahrheit, euch unbezweifelbar offenkundig werde. O Menschen, folget nicht den Fußstapfen des Bösen, folget dem Glauben des Allbarmherzigen und gehöret zu denen, die wahrhaft glauben. Was nützte es dem Menschen, wenn er verfehlte, die Wahrheit Gottes anzuerkennen? Nichts, was es auch sei. Dies will Ich selbst, der Allmächtige, der Allwissende, der Allweise, bezeugen«.
76:5
Je mehr Er sie ermahnte, desto grimmiger wurde ihre Feindschaft, bis sie Ihn zuletzt mit schmählicher Grausamkeit hinrichteten. Der Fluch Gottes treffe die Unterdrücker!
76:6
Einige glaubten an Ihn, nur wenige Unserer Diener sind die Dankbaren. Sie ermahnte Er auf allen Seinen Tafeln, ja in jedem Abschnitt Seiner wunderbaren Schriften, sich am Tage der verheißenen Offenbarung nicht an irgend etwas im Himmel oder auf Erden zu verlieren. »O Menschen!« sprach Er, »Ich habe Mich für Seine Manifestation offenbart und Mein Buch, den Bayán, nur mit der Absicht, die Wahrheit Seiner Sache zu beweisen, auf euch herniederkommen lassen. Fürchtet Gott und hadert nicht mit Ihm, wie das Volk des Qur’án mit Mir gehadert hat. Wenn ihr von Ihm hört, eilt Ihm entgegen und haltet Euch fest an alles, was Er euch offenbart. Nichts außer Ihm kann euch nützen, selbst wenn ihr vom ersten bis zum letzten die Zeugnisse all derer vorbrächtet, die vor euch waren.«
76:7
Und als nach Ablauf weniger Jahre der Himmel des göttlichen Ratschlusses gespalten wurde, als die Schönheit des Báb in neuem Gewande in den Wolken der Namen Gottes erschien, erhob sich dieses gleiche Volk boshaft gegen Ihn, dessen Licht alles Erschaffene umschließt. Sie brachen Seinen Bund, verwarfen Seine Wahrheit, haderten mit Ihm, nörgelten an Seinen Zeichen, stellten Sein Zeugnis als Lüge hin und gesellten sich zu den Ungläubigen. Zuletzt beschlossen sie, Ihm das Leben zu nehmen. So ist der Zustand derer, die sich tief im Irrtum befinden!
76:8
Und als sie ihre Ohnmacht erkannten, ihren Plan auszuführen, erhoben sie sich zur Verschwörung gegen Ihn. Siehe, wie sie jeden Augenblick neue Schliche ersinnen, um Ihm zu schaden, um die Sache Gottes zu verletzen und zu entehren. Sprich: Wehe über euch! Bei Gott! Euere Ränke bedecken euch mit Schande. Euer Herr, der Gott des Erbarmens, kann auf alle Geschöpfe wohl verzichten. Nichts kann mehren oder mindern, was Er besitzt. Wenn ihr glaubt, so glaubt ihr zu euerem eigenen Vorteil, und wenn ihr nicht glaubt, so werdet ihr selbst darunter leiden. Nie kann die Hand des Ungläubigen den Saum Seines Gewandes entheiligen.
76:9
O Mein Diener, der du an Gott glaubst! Bei der Gerechtigkeit des Allmächtigen! Wollte Ich dir aufzählen, was über Mich gekommen ist, so wären Seele und Verstand der Menschen unfähig, dessen Gewicht zu ertragen. Gott selbst ist Mein Zeuge. Wache über dich selbst und folge nicht den Fußstapfen dieser Leute! Denke sorgfältig nach über die Sache deines Herrn. Strebe danach, Ihn durch Sein eigenes Selbst und nicht durch andere zu erkennen. Denn keiner außer Ihm kann dir jemals nützen. Alles Erschaffene wird dies bezeugen, könntest du es doch fassen!
76:10
Komm hervor hinter dem Schleier mit deines Herrn, des Allherrlichen, des Allmächtigen, Erlaubnis, ergreife vor den Augen derer, die in den Himmeln und auf Erden sind, den Kelch der Unsterblichkeit im Namen deines Herrn, des Unerreichbaren, des Höchsten, trinke dich satt und gehöre nicht zu den Zaudernden. Ich schwöre bei Gott! Im Augenblick, da du den Becher mit den Lippen berührst, werden dir die himmlischen Heerscharen Beifall spenden und sprechen: »Trink mit gesundem Behagen, o Mensch, der du wahrhaft an Gott glaubst!« Und die Bewohner der Städte der Unsterblichkeit werden ausrufen: »Freude sei dir, der du den Becher Seiner Liebe leerst!« Und die Zunge der Größe wird dich grüßen: »Groß ist die Seligkeit, die dich erwartet, o Mein Diener, denn du hast erreicht, was keiner erreicht hat bis auf jene, die sich von allem in den Himmeln und auf Erden losgelöst haben und die Sinnbilder wahrer Loslösung sind.«
77
77:1
Und nun zu deiner Frage nach der Erschaffung des Menschen. Wisse, daß alle Menschen in der von Gott, dem Bewahrer, dem Selbstbestehenden, bestimmten Art erschaffen sind. Jedem ist, wie auf Gottes mächtigen, wohlverwahrten Tafeln verfügt, ein vorbestimmtes Maß zugewiesen. Alles, was ihr an Anlagen besitzt, kann jedoch nur als Ergebnis eueres eigenen Wollens offenbar werden. Euere Taten bezeugen diese Wahrheit. Seht zum Beispiel, was im Bayán den Menschen verboten wurde. Gott hat in jenem Buche nach Seinem Geheiß für rechtmäßig erklärt, was immer Ihm zu erklären gefiel, und Er hat kraft Seiner höchsten Macht verboten, was immer Er zu verbieten beschloß. Dies bekundet der Text jenes Buches. Wollt ihr es nicht bezeugen? Die Menschen aber haben wissentlich Sein Gesetz gebrochen. Ist solches Verhalten ihnen selbst oder Gott zuzuschreiben? Seid gerecht in euerem Urteil! Alles Gute ist von Gott und alles Böse von euch selbst. Wollt ihr es nicht begreifen? In allen Schriften ist diese Wahrheit offenbart, so ihr zu denen gehörtet, die verstehen. Jede Tat, die ihr im Sinne habt, ist Ihm so offenbar wie jene, die ihr schon ausgeführt habt. Es ist kein Gott außer Ihm. Sein ist die ganze Schöpfung und die Herrschaft darüber. Alles ist vor Ihm enthüllt, alles auf Seinen heiligen, verborgenen Tafeln aufgezeichnet. Dieses Vorauswissen Gottes bedeutet jedoch nicht, daß es die Taten der Menschen verursacht hätte, ebensowenig, wie euer Vorherwissen vom Kommen eines bestimmten Ereignisses oder euer Wunsch, daß es eintrete, die Ursache für sein Eintreffen ist oder jemals sein kann.
78
78:1
Nun zu deiner Frage über den Ursprung der Schöpfung. Wisse sicher, daß Gottes Schöpfung von Ewigkeit her besteht und immer bestehen wird. Ihr Anfang war ohne Anfang und ihr Ende kennt kein Ende. Sein Name ›Schöpfer‹ setzt eine Schöpfung voraus, wie Sein Titel ›Herr der Menschen‹ das Dasein eines Dieners bedingt.
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