Bahá’u’lláh | Kitáb-i-Aqdas
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3:5
Zusätzlich zu diesen Vorkehrungen ermahnt Bahá’u’lláh Sein Volk, mit den Gläubigen aller Religionen unterschiedslos herzliche und einträchtige Gemeinschaft zu pflegen; warnt sie vor Fanatismus, Aufruhr, Stolz, Wortstreit und Rechthaberei und verlangt von ihnen makellose Reinheit, unbedingte Wahrhaftigkeit, untadelige Keuschheit, Vertrauenswürdigkeit, Gastfreundschaft, Treue, Höflichkeit, Langmut und Gerechtigkeit. Er rät ihnen, »wie die Finger einer Hand«, wie »die Glieder eines Leibes«Bahá’u’lláh, Kitáb-i-Aqdas 1:58 – Anm. d. Hrsg.Q zu sein, ruft sie auf, sich zu erheben, um Seiner Sache zu dienen, und sichert ihnen Seinen unverbrüchlichen Beistand zu. Des weiteren äußert Er sich über die Unbeständigkeit der Verhältnisse auf Erden und verkündet, dass wahre Freiheit in der Unterwerfung unter Sein Gebot bestehe. Er warnt vor falscher Nachsicht in der Anwendung Seiner Gesetze und konstituiert die beiden untrennbaren Pflichten, den »Tagesanbruch der Offenbarung Gottes«Bahá’u’lláh, Kitáb-i-Aqdas 1:1 – Anm. d. Hrsg.Q anzuerkennen und alle Seine Gebote zu befolgen. Dabei stellt Er klar, dass nur die Erfüllung beider Pflichten von Gott angenommen wird.
3:6
Der eindringliche Aufruf an die Präsidenten der amerikanischen Republiken, am Tage Gottes die Gelegenheit zu ergreifen und für die Sache der Gerechtigkeit einzutreten; die Aufforderung an die Mitglieder der Parlamente in aller Welt, eine einheitliche Sprache und Schrift anzunehmen; Seine Warnungen an Wilhelm I., den Bezwinger Napoleons III.; der Tadel, den Er an Franz Joseph, den Kaiser von Österreich, richtete; Sein Hinweis auf das »Wehklagen Berlins«Bahá’u’lláh, Kitáb-i-Aqdas 1:90 – Anm. d. Hrsg.Q in Seinen Worten an die »Ufer des Rheins«Bahá’u’lláh, Kitáb-i-Aqdas 1:90 – Anm. d. Hrsg.Q; Seine Verurteilung des »Throns der Tyrannei« in Konstantinopel; die Vorhersage des Verlöschens des »äußeren Glanzes«Bahá’u’lláh, Kitáb-i-Aqdas 1:89 – Anm. d. Hrsg.Q dieser Stadt und der Trübsale für ihre Bewohner; die Worte der Ermunterung und des Trostes für Seine Heimatstadt, der Er versichert, Gott habe sie »zum Quell der Freude für die ganze Menschheit auserkoren«Bahá’u’lláh, Kitáb-i-Aqdas 1:91 – Anm. d. Hrsg.Q; Seine Prophezeiung, »die Helden von Khurásán werden« zur Verherrlichung ihres Herrn »die Stimme erheben«vgl. Bahá’u’lláh, Kitáb-i-Aqdas 1:94 – Anm. d. Hrsg.Q; Seine Versicherung, dass »Menschen von großem Heldenmut«Bahá’u’lláh, Kitáb-i-Aqdas 1:164 – Anm. d. Hrsg.Q in Kirmán erweckt werden, von Ihm zu künden; und schließlich Seine großmütige Zusicherung an Seinen treulosen Bruder, der Ihm solche Pein bereitete, der »immervergebende, allgütige«Bahá’u’lláh, Kitáb-i-Aqdas 1:184 – Anm. d. Hrsg.Q Gott werde ihm seine Sünden verzeihen, wenn er sie nur bereue – all dies bereichert den Inhalt eines Buches, das sein Verfasser als »Quell wahren Glücks«Bahá’u’lláh,.Q, als »untrügliche Waage«Bahá’u’lláh, Kitáb-i-Aqdas 1:99 – Anm. d. Hrsg.Q, als »der Gerade Pfad«Bahá’u’lláh, Kitáb-i-Aqdas 1:14 – Anm. d. Hrsg.Q, als »Lebensspender der Menschheit«Bahá’u’lláh,.Q bezeichnet.
3:7
Die Gesetze und Gebote, die das Hauptthema dieses Buches bilden, nennt Bahá’u’lláh »den Lebensodem für alles Erschaffene«Bahá’u’lláh, Kitáb-i-Aqdas 1:2 – Anm. d. Hrsg.Q, »die mächtigste Festung«Bahá’u’lláh, Tajallíyát, in: Botschaften aus ‘Akká 5:10 – Anm. d. Hrsg.Q, »Früchte« an Seinem »Baume«Bahá’u’lláh, .Q, »das beste Mittel, die Ordnung in der Welt zu erhalten und die Sicherheit ihrer Völker zu bewahren«Bahá’u’lláh, Kitáb-i-Aqdas 1:2 – Anm. d. Hrsg.Q, »Lampen Seiner Weisheit und liebevollen Vorsehung«Bahá’u’lláh, Kitáb-i-Aqdas 1:29 – Anm. d. Hrsg.Q, den »süßen Duft Seines Gewandes«Bahá’u’lláh, Kitáb-i-Aqdas 1:4 – Anm. d. Hrsg.Q und die »Schlüssel« zu Seiner »Gnade«Bahá’u’lláh, Kitáb-i-Aqdas 1:3 – Anm. d. Hrsg.Q für Seine Geschöpfe. »Dieses Buch«, bezeugt Er, »ist ein Himmel, den Wir mit den Sternen Unserer Gebote und Verbote geschmückt haben.« »Selig«, bestätigt Er weiterhin, »wer es liest und über seine Verse nachdenkt, herabgesandt von Gott, dem Herrn der Kraft, dem Allmächtigen. Sprich: O Menschen! Haltet euch daran mit der Hand der Ergebung. … Bei Meinem Leben! Solcherart ward es herabgesandt, dass der Menschengeist darob in Staunen gerät. Wahrlich, es ist Mein gewichtigstes Zeugnis für alle Menschen, des Allerbarmers Beweis für alle im Himmel und auf Erden.« Und wiederum: »Selig der Gaumen, der seine Süße schmeckt, und das schauende Auge, das erkennt, was darinnen verwahrt ist, und das verstehende Herz, das seine verschlüsselten Hinweise und Mysterien erfasst. Bei Gott! So groß ist die Majestät des darin Offenbarten, so gewaltig die Offenbarung seiner verschleierten Hinweise, dass der Sprache die Lenden erbeben beim Versuch, sie zu beschreiben.« Und schließlich: »Das Kitáb-i-Aqdas ist so offenbart, dass es alle göttlich bestimmten Sendungen anzieht und umfasst. Selig, wer es gründlich liest! Selig, wer es begreift! Selig, wer darüber meditiert! Selig, wer über seine Bedeutung nachdenkt! So groß ist seine Wirkung, dass es alle Menschen erfasst, noch ehe sie es erkennen. Binnen kurzem werden seine souveräne Gewalt, sein alldurchdringender Einfluss und die Größe seiner Macht auf Erden offenbar werden.«Bahá’u’lláh, Lawḥ-i-Siyyid-i-Mihdíy-i-Dahají, in: Botschaften aus ‘Akká 13:20 – Anm. d. Hrsg.Q
Das Kitáb-i-Aqdas
4:0_1
Im Namen des höchsten Herrschers über alles, was war, ist und was sein wird!
4:1
Die erste Pflicht, die Gott Seinen Dienern auferlegt, ist die Anerkennung Dessen, Der der Tagesanbruch Seiner Offenbarung, der Urquell Seiner Gesetze ist und Gott im Reiche Seiner Sache und in der Welt der Schöpfung vertritt. Wer diese Pflicht erfüllt, hat alles Gute erreicht, und wer dessen beraubt ist, geht in die Irre, hätte er auch alle gerechten Werke vollbracht. Wer diese höchst erhabene Stufe, diesen Gipfel überragender Herrlichkeit erreicht, muss jedem Gebot Dessen folgen, Der der Ersehnte der Welt ist. Beide Pflichten sind untrennbar, und nur die Erfüllung beider wird angenommen. So wurde es von Ihm, dem Quell göttlicher Eingebung, verfügt.
4:2
Wem Gott Einsicht gegeben, der wird leicht erkennen, dass Gottes Gesetz das beste Mittel ist, die Ordnung in der Welt zu erhalten und die Sicherheit ihrer Völker zu bewahren. Wer sich von ihm abwendet, zählt zu den Niedriggesinnten und Toren. Wir haben euch wahrlich geboten, euren üblen Leidenschaften und verderbten Neigungen den Befehl zu verweigern und nicht die Grenzen zu überschreiten, die die Feder des Höchsten gesetzt hat, denn diese Grenzen sind der Lebensodem für alles Erschaffene. Die Meere göttlicher Weisheit und göttlicher Rede wogen hoch im Windhauch des Allbarmherzigen. Eilt, euch satt zu trinken, o ihr Verständigen! Wer Gottes Bund verletzt, indem er Seine Gebote übertritt, wer auf dem Absatz kehrtmacht, hat sich vor Gott, dem Allbesitzenden, dem Höchsten, schmerzlich geirrt.
4:3
O ihr Völker der Welt! Wisset mit Gewissheit, dass Meine Gebote die Lampen Meiner liebevollen Vorsehung unter Meinen Dienern und die Schlüssel Meiner Gnade für Meine Geschöpfe sind. So ist es aus dem Himmel des Willens eures Herrn, des Herrn der Offenbarung, herabgesandt. Sollte ein Mensch die Süße der Worte kosten, welche die Lippen des Allbarmherzigen zu äußern beliebten, und wären die Schätze der Erde in seinem Besitz, so würde er sie allesamt aufgeben, um die Wahrheit auch nur eines Seiner Gebote zu verteidigen, die über dem Morgen Seiner gnädigen Fürsorge und Güte leuchten.
4:4
Sprich: Aus Meinen Gesetzen strömt der süße Duft Meines Gewandes, und mit ihrer Hilfe werden die Banner des Sieges auf den höchsten Höhen gehisst. Die Zunge Meiner Macht hat aus dem Himmel Meiner allmächtigen Herrlichkeit diese Worte an Meine Schöpfung gerichtet: »Haltet Meine Gebote aus Liebe zu Meiner Schönheit!« Glücklich der Liebende, der den göttlichen Duft seines Höchstgeliebten einatmet aus diesen Worten, erfüllt mit dem Wohlgeruch einer Gnade, die keine Zunge beschreiben kann. Bei Meinem Leben! Wer den erlesenen Wein der Gerechtigkeit aus den Händen Meiner großmütigen Gunst trinkt, wird Meine Gebote, die vom Morgen Meiner Schöpfung leuchten, umkreisen.
4:5
Wähnt nicht, Wir hätten euch nur ein Gesetzbuch offenbart. Nein, Wir haben den erlesenen Wein mit den Fingern der Macht und Kraft entsiegelt. Dafür zeugt, was die Feder der Offenbarung enthüllt hat. Denkt darüber nach, o ihr Einsichtsvollen!
4:6
Wir verordneten euch ein Pflichtgebet mit neun Rak‘ah, das Gott, dem Offenbarer der Verse, am Mittag, am Morgen und am Abend darzubringen ist. Von einer größeren Zahl haben Wir euch befreit, wie im Buche Gottes befohlen. Er ist wahrlich der Gebieter, der Allmächtige, der Unbeschränkte. Wollt ihr dieses Gebet verrichten, so wendet euch dem Hof Meiner hochheiligen Gegenwart zu, diesem geweihten Ort, von Gott zur Mitte gemacht, darum die Höchste Schar kreist, und zum Punkt der Anbetung für die Bewohner der Städte der Ewigkeit bestimmt, zum Quell des Befehls für alle im Himmel und auf Erden. Und wenn die Sonne der Wahrheit und der Rede untergeht, so wendet euer Angesicht dem Orte zu, den Wir euch bestimmt haben. Er ist wahrlich der Allmächtige, der Allwissende.
4:7
Alles Seiende ist auf Sein unwiderstehliches Geheiß ins Dasein getreten. Wenn Meine Gesetze wie die Sonne am Himmel Meiner Rede erscheinen, so müssen alle sie getreulich befolgen, selbst wenn Mein Gebot den Himmel einer jeden Religion spaltete. Er tut, was Ihm beliebt. Er wählt, und niemand darf Seine Wahl in Zweifel ziehen. Was Er, der Vielgeliebte, bestimmt, ist wahrlich geliebt. Dafür ist der Herr der ganzen Schöpfung Mein Zeuge. Wer den süßen Duft des Allbarmherzigen verspürt und den Quell dieser Rede erkennt, wird sehenden Auges die Pfeile des Feindes willkommen heißen, um die Wahrheit des Gottesgesetzes unter den Menschen aufzurichten. Wohl dem, der sich dorthin wendet und die Bedeutung Seines entscheidenden Gebotes erfasst.
4:8
Die Einzelheiten des Pflichtgebets haben Wir auf einer anderen Tafel ausgeführt. Selig ist, wer befolgt, was ihm durch Ihn, den Herrscher über die ganze Menschheit, geboten ward. Im Totengebet sind von Gott, dem Offenbarer der Verse, sechs besondere Abschnitte herabgesandt. Einer, der des Lesens kundig ist, trage vor, was vor diesen Abschnitten offenbart ist. Wer dessen nicht mächtig ist, den hat Gott von dieser Pflicht befreit. Er ist in Wahrheit der Mächtige, der Vergebende.
4:9
Haar macht euer Gebet nicht ungültig, auch nichts, woraus der Geist gewichen ist, wie Knochen und dergleichen. Es steht euch frei, den Pelz des Zobels zu tragen, auch den des Bibers, des Eichhörnchens und anderer Tiere. Das Verbot beruht nicht auf dem Qur’án, sondern auf dem Irrtum der Geistlichen. Er ist wahrlich der Allherrliche, der Allwissende.
4:10
Wir haben euch geboten, vom Reifealter an zu beten und zu fasten. Dies ist von Gott, eurem Herrn und dem Herrn eurer Väter, befohlen. Als Gnade aus Seiner Gegenwart hat Er jene ausgenommen, die durch Krankheit oder Alter geschwächt sind – Er ist der Vergebende, der Großmütige. Gott stellt euch frei, euch auf jeder Fläche niederzuwerfen, die rein ist. In dieser Hinsicht haben Wir die Beschränkung aufgehoben, die im Buche verzeichnet war. Gott hat fürwahr Wissen von dem, was ihr nicht kennt. Wer für die Waschung kein Wasser findet, spreche fünfmal die Worte: »Im Namen Gottes, des Reinsten, des Reinsten«; dann verrichte er sein Gebet. Dies gebietet der Herr aller Welten. In Gegenden, wo die Tage und Nächte lang werden, sind die Gebetszeiten durch Uhren und andere den Gang der Stunden anzeigende Instrumente zu bestimmen. Er ist wahrlich der Erklärende, der Weise.
4:11
Wir befreien euch von dem Gebet der Zeichen. Treten furchterregende Naturereignisse ein, so ruft euch die Macht und Majestät eures Herrn vor Augen – Er, Der alles hört und sieht – und sprecht: »Die Größe ist Gottes, des Herrn des Sichtbaren und des Unsichtbaren, des Herrn der Schöpfung.«
4:12
Es wurde geboten, dass jeder das Pflichtgebet für sich allein verrichtet. Mit Ausnahme des Totengebets ist das Gemeinschaftsgebet abgeschafft. Er ist in Wahrheit der Gesetzgeber, der Allweise.
4:13
Gott hat die Frau für die Dauer der Monatsregel vom Pflichtgebet und vom Fasten befreit. Stattdessen preise sie nach ihren Waschungen Gott, indem sie zwischen dem Mittag eines Tages und dem folgenden fünfundneunzigmal spricht: »Verherrlicht sei Gott, der Herr des Glanzes und der Schönheit.« So ist es verordnet in dem Buche – gehörtet ihr doch zu denen, die begreifen!
4:14
Wenn ihr – ob Mann oder Frau – auf einer Reise an einem sicheren Ort rastet, dann werft euch für jedes versäumte Pflichtgebet einmal nieder und sprecht dabei: »Verherrlicht sei Gott, der Herr der Macht und Majestät, der Gnade und der Großmut!« Wer hierzu außerstande ist, sage nur: »Verherrlicht sei Gott!«; das wird fürwahr genügen. Er ist in Wahrheit der allgenügende, der ewigseiende, der vergebende, der barmherzige Gott. Nach euren Prostrationen setzt euch – ob Mann oder Frau – mit gekreuzten Beinen nieder und sprecht achtzehnmal: »Verherrlicht sei Gott, der Herr beider Reiche, der Erde und des Himmels!« So macht euch der Herr die Wege der Wahrheit und der Führung deutlich, Wege, die zu einem Weg führen, der dieser gerade Pfad ist. Danket Gott für diese Gunst und Gnade; lobpreiset Ihn für diese Gabenfülle, welche die Himmel und die Erde umfängt; verherrlicht Ihn für diese Barmherzigkeit, welche der ganzen Schöpfung vorausging.
4:15
Sprich: Gott hat Meine verborgene Liebe zum Schlüssel für den verborgenen Schatz gemacht – würdet ihr es doch erkennen! Ohne den Schlüssel bliebe der Schatz in alle Ewigkeit verborgen – wolltet ihr es doch glauben! Sprich: Hier ist der Quell der Offenbarung, der Aufgangsort des Strahlenglanzes, dessen Helle die Horizonte der Welt erleuchtet. O dass ihr es doch verstündet! Dies ist wahrlich das feste Gebot, durch das alle unwiderruflichen Gebote fest gegründet sind.
4:16
O Feder des Höchsten! Sprich: O Volk der Welt! Wir haben euch für eine kurze Zeit das Fasten geboten und euch an dessen Ende Naw-Rúz als Fest bestimmt. So erstrahlte die Sonne der Rede über dem Horizont des Buches, wie es Er, der Herr des Anfangs und des Endes, geboten. Legt des Jahres überzählige Tage vor den Fastenmonat. Wir bestimmten, dass diese Tage und Nächte die Offenbarungen des Buchstabens seien; so werden sie nicht begrenzt vom Jahr und seinen Monaten. Das Volk Bahás sollte während dieser Tage sich, den Verwandten und auch den Armen und Bedürftigen Festmahle bereiten, den Herrn mit jubelnder Freude preisen und verherrlichen, Sein Lob singen und Seinen Namen erhöhen. Und wenn sich diese Tage des Gebens, die der Zeit der Enthaltsamkeit vorangehen, zu Ende neigen, dann beginne es mit dem Fasten. So hat es der Herr der ganzen Menschheit geboten. Reisende, Kranke und jene, die schwanger sind oder stillen, sind nicht an das Fasten gebunden. Sie sind von Gott zum Zeichen Seiner Gnade davon befreit. Er ist wahrlich der Allmächtige, der Großzügigste.
4:17
Dies sind Gottes Gebote, niedergeschrieben von Seiner erhabensten Feder in den Büchern und Tafeln. Haltet euch fest an Seinen Satzungen und Befehlen und zählt nicht zu denen, die, eitlen Einbildungen und wertlosen Vorstellungen folgend, sich an ihre selbstgezimmerten Maßstäbe halten und das von Gott verfügte Richtmaß verwerfen. Enthaltet euch der Speise und des Tranks von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang und habt acht, dass Gier euch nicht der Gnade beraube, die im Buche bestimmt ist.
4:18
Jedem, der an Gott, den Herrn des Gerichts, glaubt, ist geboten, sich täglich, nachdem er die Hände und dann das Gesicht gewaschen hat, niederzusetzen, sich Gott zuzuwenden und fünfundneunzigmal ›Alláh-u-Abhá‹ zu wiederholen. Also befahl der Schöpfer der Himmel, als Er Sich voll Macht und Majestät auf dem Thron Seiner Namen niederließ. Verrichtet ebenso die Waschungen für das Pflichtgebet. Dies ist der Befehl Gottes, des Unvergleichlichen, des Uneingeschränkten.
4:19
Mord und Totschlag, der uneheliche Beischlaf, üble Nachrede und Verleumdung sind euch verboten. So haltet euch fern von dem, was in den Heiligen Büchern und Tafeln verboten ward.
4:20
Wir haben die Erbschaft in sieben Kategorien eingeteilt: Den Kindern weisen Wir neun Teile mit fünfhundertvierzig Anteilen zu; der Ehefrau acht Teile mit vierhundertachtzig Anteilen; dem Vater sieben Teile mit vierhundertzwanzig Anteilen; der Mutter sechs Teile mit dreihundertsechzig Anteilen; den Brüdern fünf Teile oder dreihundert Anteile; den Schwestern vier Teile oder zweihundertvierzig Anteile und den Lehrern drei Teile oder hundertachtzig Anteile. So gebot es Mein Vorläufer, Er, der Meinen Namen zur Nachtzeit und in der Morgendämmerung pries. Als Wir das Klagen der noch ungeborenen Kinder vernahmen, verdoppelten Wir ihr Teil und verminderten die Teile der übrigen. Er hat in Wahrheit die Macht zu gebieten, was Er wünscht, und kraft Seiner souveränen Macht tut Er, was Er will.
4:21
Hinterlässt der Verstorbene keine Nachkommen, so fällt deren Anteil an das Haus der Gerechtigkeit, damit er von den Treuhändern des Allbarmherzigen für Waisen und Witwen ausgegeben werde sowie für alles, was der Allgemeinheit nutzt, auf dass alle ihrem Herrn, dem Allgütigen, dem Vergeber, dankbar sind.
4:22
Hinterlässt der Verstorbene Nachkommen, aber keine Erben der übrigen im Buch genannten Kategorien, so erhalten seine Nachkommen zwei Drittel des Nachlasses. Das verbleibende Drittel fällt an das Haus der Gerechtigkeit. Dies ist das Gebot, gegeben in Majestät und Herrlichkeit von Ihm, dem Allbesitzenden, dem Höchsten.
4:23
Hinterlässt der Verstorbene keine der genannten Kategorien von Erben, hat er aber unter seinen Verwandten Neffen und Nichten vonseiten seiner Brüder oder Schwestern, so gehen zwei Drittel des Erbes an sie; oder, wenn keine vorhanden sind, an seine Onkel und Tanten väterlicher- wie mütterlicherseits, und nach diesen an deren Söhne und Töchter. Das verbleibende Drittel kommt in jedem Fall dem Sitze der Gerechtigkeit zu. So ist es im Buche verfügt von Ihm, Der über alle Menschen herrscht.
4:24
Überlebt den Verstorbenen keiner von denen, deren Namen die Feder des Höchsten aufgezeichnet hat, so fällt sein gesamtes Vermögen dem vorerwähnten Sitze an, damit es ausgegeben werde für den Zweck, den Gott verordnet hat. Er ist wahrlich der Allmächtige, der Gesetzgeber.
4:25
Das Wohnhaus und die persönliche Kleidung des Verstorbenen weisen Wir der männlichen, nicht der weiblichen Nachkommenschaft zu, und nicht den anderen Erben. Er ist wahrlich der Freigebige, der Gabenreichste.
4:26
Ist der Sohn des Verstorbenen zu Lebzeiten des Vaters verschieden und hat er Kinder hinterlassen, so erben diese den Anteil ihres Vaters, wie es das Buch Gottes vorsieht. Verteilt ihren Anteil mit unbedingter Gerechtigkeit! Also wogen die Meereswellen der Rede und spülen die Gesetze des Herrn der ganzen Menschheit wie Perlen ans Land.
4:27
Hinterlässt der Verstorbene minderjährige Kinder, so ist deren Erbteil einer vertrauenswürdigen Person oder Gesellschaft anzuvertrauen, damit er für sie im Handel und in Geschäften angelegt wird, bis sie volljährig sind. Dem Treuhänder ist ein angemessener Teil des aus diesen Anlagen auflaufenden Gewinns zuzuweisen.
4:28
Das Vermögen ist erst dann aufzuteilen, wenn das Ḥuqúqu’lláh bezahlt, die Schulden getilgt, die Bestattungskosten beglichen und Vorkehrungen getroffen sind, dass der Verstorbene würdig und ehrenvoll zu seiner letzten Ruhe gebettet wird. So ist es geboten von Ihm, dem Herrn des Anfangs und des Endes.
4:29
Sprich: Dies ist das verborgene Wissen, das sich niemals wandelt, da sein Anbeginn bei Neun ist, dem Sinnbild, das auf das Verborgene und das Offenbare hinweist, auf den unverletzlichen, unerreichbar erhabenen Namen. Was Wir den Kindern zuerkannt haben, ist eine Gnadengabe Gottes für sie, damit sie ihrem Herrn, dem Mitleidvollen, dem Barmherzigen, Dank sagen. Dies ist wahrlich Gottes Gesetz; übertretet es nicht, verlockt durch eure niederen, selbstischen Neigungen. Haltet die Gesetze, die Er, der Aufgangsort der Rede, euch auferlegt. Die Aufrichtigen unter Seinen Dienern sehen in den von Gott gegebenen Geboten das Wasser des Lebens für die Gläubigen aller Religionen, die Lampe der Weisheit und der liebenden Vorsehung für alle Bewohner der Erde und des Himmels.
4:30
Der Herr hat befohlen, dass in jeder Stadt ein Haus der Gerechtigkeit errichtet werde, in dem sich Beratende nach der Zahl Bahá versammeln sollen. Wird diese Zahl überschritten, so schadet dies nicht. Ihnen sei es, als beträten sie den Hof der Gegenwart Gottes, des Erhabenen, des Höchsten, und als schauten sie Ihn, den Unsichtbaren. Sie sollen die Treuhänder des Allbarmherzigen unter den Menschen sein und sich für alle Erdenbewohner als die von Gott bestimmten Hüter betrachten. Sie sollen miteinander beraten, Gott zuliebe auf die Belange Seiner Diener so achten, wie sie auf ihre eigenen Belange achten, und wählen, was gut und ziemlich ist. So hat es euch der Herr, euer Gott, befohlen. Hütet euch zu verwerfen, was klar offenbart ist auf Seiner Tafel. Fürchtet Gott, o ihr mit Einsicht Begabten!
4:31
O Volk der Welt! Bauet Andachtshäuser in allen Landen im Namen Dessen, Der der Herr aller Religionen ist. Macht sie so vollkommen, wie es in der Welt des Seins möglich ist, und schmückt sie mit dem, was ihnen gebührt, nicht aber mit Bildern und Skulpturen. Sodann feiert darin in Freude und Heiterkeit den Lobpreis eures Herrn, des Allbarmherzigen. Wahrlich, Sein Gedenken erheitert das Auge und füllt das Herz mit Licht.
4:32
Der Herr hat geboten, dass wer dazu fähig ist, die Pilgerfahrt zum Heiligen Hause unternimmt. Davon hat Er, als Ausdruck Seiner Barmherzigkeit, die Frau befreit. Er ist in Wahrheit der Gabenreichste, der Allgroßmütige.
4:33
O Volk Bahás! Es ist jedermanns Pflicht, einer Arbeit nachzugehen – einem Handwerk, dem Handel oder dergleichen. Wir haben solche Arbeit in den Rang der Anbetung des einen wahren Gottes erhoben. Denket nach über die Gnade und die Segensgaben eures Herrn, o Volk, und bringet Ihm Dank dar am Abend und am Morgen! Vergeudet eure Stunden nicht in Faulheit und Müßiggang, sondern tut, was euch und anderen nützt. So ist es befohlen auf dieser Tafel, von deren Horizont die Sonne der Weisheit und der Rede scheint. Am verächtlichsten in den Augen Gottes ist, wer dasitzt und bettelt. Haltet euch fest am Seil der Mittel und setzt euer Vertrauen auf Gott, der für alle Mittel sorgt.
4:34
Der Handkuss wurde im Buche verboten. Gott, der Herr der Herrlichkeit und des Befehls, hat diesen Brauch untersagt. Niemand soll einen anderen um Vergebung der Sünden bitten, die Reue walte nur zwischen euch und Gott. Er ist wahrlich der Verzeihende, der Gabenreiche, der Gnädige, Der dem Reuigen vergibt.
4:35
O ihr Diener des Barmherzigen! Erhebt euch, Gottes Sache so zu dienen, dass Kummer und Leid aus den Händen derer, die nicht an den Morgen der Zeichen Gottes glauben, euch nicht bedrücken. Zu der Zeit, als die Verheißung erfüllt und der Verheißene offenbart ward, kam es unter den Erdenbewohnern zum Streit, und alle sind ihren Einbildungen und wertlosen Vorstellungen gefolgt.
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