Bahá’u’lláh | Die Verkündigung Bahá’u’lláhs
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Bahá’u’lláh
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Die Verkündigung Bahá’u’lláhs
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Einleitung
1:1
»Wir wünschen nur das Wohl der Welt und das Glück der Völker, dennoch hält man Uns für Anstifter von Streit und Aufruhr, die Gefangenschaft und Verbannung verdienen… Wir wünschen, daß alle Völker in einem Glauben vereint und alle Menschen Brüder werden, daß das Band der Liebe und Einigkeit zwischen den Menschenkindern gestärkt werde, daß Religionsverschiedenheit zu einem Ende komme und die Unterschiede, welche zwischen den Rassen gemacht werden, aufhören – was ist nun Schlimmes hieran? … Aber trotz all dem wird es dahin kommen: diese fruchtlosen Kämpfe, diese zerstörenden Kriege werden beendet werden, und der ›Größte Friede‹ wird kommen… Aber dennoch sehen Wir eure Könige und Regenten die Schätze ihrer Länder mehr auf die Zerstörung der menschlichen Rasse verwenden als darauf, was zum Glück der Menschheit führen würde … Diese Kämpfe, dieses Blutvergießen und diese Zwietracht müssen aufhören, alle Menschen müssen sein, als ob sie einem Geschlecht und einer Familie angehörten… Es rühme sich kein Mensch dessen, daß er sein Land liebt, sondern eher dessen, daß er das ganze Menschengeschlecht liebt …«Auszug aus dem Bericht des Orientalisten Prof. E. G. Browne mit den Worten, die Bahá’u’lláh bei seinem Besuch in Bahjí 1890 an ihn richtete. (Vgl. Browne, A Traveller’s Narrative, Einleitung S. XL, Cambridge University Press 1891), zitiert aus: Esslemont, Bahá’u’lláh und das Neue Zeitalter, S. 56.Q
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Bahá’u’lláh, der Begründer des Bahá’í-Glaubens, verkündete vor einhundert Jahren den Königen und Herrschern der Welt, den religiösen Führern und der gesamten Menschheit in klarer und unmißverständlicher Sprache, daß das seit langem verheißene Zeitalter des Weltfriedens und der Brüderschaft endlich erschienen und Er selbst der Träger der neuen Botschaft und Kraft Gottes sei, die das heute vorherrschende System voll Streit und Feindschaft unter den Menschen umwandeln und den Geist und die Form der vorherbestimmten Weltordnung schaffen werden.
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Glanz und Pracht kennzeichneten damals die gewaltige Macht, die die Herrscher, im allgemeinen in autokratischer Weise, über den größten Teil der Erde ausübten. Bahá’u’lláh, aus Seinem Geburtsland Persien wegen Seiner religiösen Lehren verbannt, war der Gefangene des tyrannischen und mächtigen Sulṭáns des Osmanischen Reiches. In dieser Lage wandte Er sich an die Herrscher der Welt. Obgleich Seine Tablets an einzelne Könige und den Papst übergeben wurden, sind sie entweder absichtlich übersehen oder zurückgewiesen worden, ihr weiser Rat und ihre unheilverkündenden Warnungen blieben unbeachtet, und in einem Falle wurde sogar der Überbringer grausam gefoltert und getötet.
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Nachdem Bahá’u’lláh diese alte Welt geprüft hatte und zu der Erkenntnis gekommen war, daß sie »der Gnade solcher Herrscher ausgeliefert (war), die, von Hochmut trunken, ihren eigenen wirklichen Vorteil nicht mehr deutlich wahrnehmen können«Bahá’u’lláh, Lawḥ-i-Malikih, in: Ährenlese 120:2, – Anm. d. Hrsg.Q, erklärte Er: »Der Hader, der die menschliche Rasse zerspaltet und peinigt, nimmt täglich zu. Die Zeichen drohender Schwäche und des nahen Chaos sind heute zu erkennen, da die bestehende Ordnung bejammernswert unvollkommen erscheint.«Bahá’u’lláh, Lawḥ-i-Maqṣúd, in: Botschaften aus ‘Akká 11:26, zitiert aus: Ährenlese 110 – Anm. d. Hrsg.Q Obgleich Er in düsteren Farben diese »göttliche Züchtigung«Bahá’u’lláh, Súratu’l-Mulúk, in: Anspruch und Verkündigung 5:12, zitiert aus: Shoghi Effendi, Der Verheißene Tag ist gekommen 44 – Anm. d. Hrsg.Q malte, welche über die meisten jener Herrscher kommen und die Völker der Welt zerstörerisch überwältigen würde, hat Bahá’u’lláh doch keinen Zweifel an dem Ergebnis gelassen. »Bald«, so erklärte Er, »wird die heutige Ordnung aufgerollt und eine neue an ihrer Statt entfaltet werden«Bahá’u’lláh, Lawḥ-i-Ghulám-Ḥusayn, in: Ährenlese 4:2 – Anm. d. Hrsg.Q. Seit dem Heimgang Bahá’u’lláhs im Heiligen Land im Jahre 1892 ist das ›Aufrollen‹ der alten Ordnung eine tägliche Erfahrungstatsache der Menschheit geworden, und kein Ende ist in diesem Vorgang abzusehen.
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Der Kern der Weltordnung Bahá’u’lláhs ist die Einheit der menschlichen Rasse. »O ihr Menschenkinder!«, schreibt Er. »Die grundlegende Absicht, die den Glauben Gottes und Seine Religion beseelt, ist, die Belange der menschlichen Rasse zu schützen und ihre Einheit zu fördern …«Bahá’u’lláh, Lawḥ-i-Maqṣúd, in: Botschaften aus ‘Akká 11:14, zitiert aus: Ährenlese 110 – Anm. d. Hrsg.Q Und Er warnt: »Das Wohlergehen der Menschheit, ihr Friede und ihre Sicherheit sind unerreichbar, sofern nicht und ehe nicht ihre Einheit fest begründet ist.«Bahá’u’lláh, in: Ährenlese 131:2 – Anm. d. Hrsg.Q Diese Einheit zu verwirklichen ist Bahá’u’lláhs ausdrückliche Aufgabe und das Ziel aller Bahá’í-Tätigkeit. Ihre Umrisse und ihr Aufbau sind in den folgenden Auszügen aus den Schriften Shoghi Effendis, des Urenkels von Bahá’u’lláh und Hüters des Bahá’í-Glaubens, aufgezeigt:
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»Die Einheit des Menschengeschlechts, wie sie Bahá’u’lláh vorausschaut, umschließt die Begründung eines Weltgemeinwesens, in welchem alle Nationen, Rassen, Glaubensbekenntnisse und Klassen eng und dauerhaft vereint, die Selbständigkeit ihrer Staatsglieder und die persönliche Freiheit und Tatbereitschaft der Einzelwesen, die sie bilden, endgültig und vollständig gesichert sind. Dieses Gemeinwesen muß, so weit wir es uns vorstellen können, aus einer Weltlegislative bestehen, deren Mitglieder als die Bevollmächtigten der ganzen Menschheit die gesamten Hilfsquellen aller sie zusammensetzenden Nationen beaufsichtigen. Es müssen Gesetze erlassen werden, die geeignet sind, das Leben in geregelte Bahnen zu leiten, alle Nöte zu befriedigen und die Beziehungen sämtlicher Rassen und Völker zu ordnen. Eine Weltexekutive, gestützt auf eine internationale Polizeitruppe, wird die Beschlüsse der Weltlegislative ausführen, die erlassenen Gesetze anwenden und die organische Einheit des ganzen Gemeinwesens schützen. Ein Weltschiedsgerichtshof wird seine bindende und endgültige Entscheidung in sämtlichen Streitfragen erlassen und abgeben, die zwischen den verschiedenen Gliedern dieses allumfassenden Systems entstehen. Das Netzwerk eines alle verbindenden Weltverkehrssystems wird ersonnen werden, das den ganzen Erdball umspannt und, befreit von allen nationalen Hindernissen und Beschränkungen, mit wunderbarer Schnelligkeit und absoluter Pünktlichkeit abläuft. Eine Welthauptstadt wird als Nervenzentrum einer Weltzivilisation und als Brennpunkt wirken, in dem die einigenden Lebenskräfte zusammenlaufen und von dem ihre kraftbringenden Einflüsse ausstrahlen werden. Eine Welthilfssprache wird entweder geschaffen oder unter den bestehenden Sprachen ausgewählt und in den Schulen aller verbündeten Nationen als ein Hilfsmittel neben der jeweiligen Muttersprache gelehrt werden. Eine Weltschrift, eine Weltliteratur, ein einheitliches und allumfassendes Währungs-, Gewichts- und Maßsystem werden den Verkehr und die Verständigung unter den Nationen und Rassen der Menschheit vereinfachen und erleichtern. In dieser Weltgemeinschaft werden Wissenschaft und Religion, die beiden gewaltigsten Kräfte im menschlichen Leben, in Einklang gebracht, zusammenwirken und sich harmonisch entwickeln. Die Presse wird in einem solchen System, in dem sie der Darlegung der verschiedenen Ansichten und Überzeugungen der Menschheit vollen Spielraum gewährt, nicht mehr durch althergebrachte Interessen, seien sie persönlicher oder allgemeiner Natur, unheilvoll gelenkt werden, und sie wird vom Einfluß streitender Regierungen und Völker befreit werden. Die wirtschaftlichen Hilfsmittel der Welt werden organisiert, ihre Rohstoffquellen erschlossen und restlos nutzbar gemacht, ihre Märkte aufeinander abgestimmt und entwickelt und die Verteilung ihrer Erzeugnisse unparteiisch geregelt werden.
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Nationale Rivalität, Haß und Machenschaften werden aufhören, und Feindseligkeiten und Vorurteile der Rassen werden durch Freundschaft, Verständigung und Zusammenarbeit ersetzt werden. Die Ursachen religiöser Zwistigkeiten werden für immer aus dem Weg geräumt werden; wirtschaftliche Schranken und Hindernisse werden völlig beseitigt und der maßlose Klassenunterschied verwischt werden. Mangel auf der einen Seite und unmäßige Besitzanhäufung auf der anderen Seite werden verschwinden. Die ungeheuren Kräfte, die für den Krieg, wirtschaftlicher oder politischer Art, verzettelt und vergeudet werden, sollen solchen Zwecken zugeführt werden, die den Bereich der menschlichen Erfindungen und der technischen Entwicklung erweitern, der Steigerung der Produktionskraft, der Beseitigung von Krankheiten, der Ausdehnung wissenschaftlicher Forschungen, der Hebung des körperlichen Gesundheitszustands, der Belebung und Verfeinerung des menschlichen Verstandes, der Ausbeutung ungenutzter und ungeahnter Hilfsquellen dieser Erde, der Verlängerung des menschlichen Lebens und der Förderung aller jener Tätigkeiten dienen, die das verstandesmäßige, sittliche und geistige Leben des ganzen Menschengeschlechtes anzuregen vermögen.
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Ein Weltbundsystem, das die ganze Erde beherrscht und eine unanfechtbare Befugnis über ihre unvorstellbar großen Hilfsquellen hat, das die Ideale sowohl des Ostens wie auch des Westens verkörpert und in Einklang bringt, vom Fluch des Krieges und des mit ihm verbundenen Elends befreit ist und sich auf die Ausnützung aller verfügbaren Kraftquellen auf der Erdoberfläche erstreckt, ein System, in dem die Stärke zur Dienerin der Gerechtigkeit gemacht ist, dessen Dasein durch seine allumfassende Anerkennung eines Gottes und durch seinen Gehorsam gegen eine gemeinsame Offenbarung getragen wird – dies ist das Ziel, dem die Menschheit, durch die vereinenden Lebenskräfte angetrieben, zustrebt.«Shoghi Effendi, Botschaft von 1934-02-08, an die Geliebten Gottes und die Dienerinnen des Barmherzigen überall im Westen, in: Die Weltordnung Bahá’u’lláhs 7:109–111 – Anm. d. Hrsg.Q
1:9
Bahá’u’lláhs Botschaft ist eine Botschaft der Hoffnung, der Liebe und der praktischen Erneuerung. Heute ernten wir die erschreckenden Ergebnisse der Zurückweisung Seines göttlichen Rufes durch unsere Vorfahren. Doch gibt es heute andere Herrscher und Menschen, die vielleicht hören und die Schwere der drohenden Katastrophe aufheben oder mildern können. Aus dieser Hoffnung und aus dem Gefühl einer heiligen Verpflichtung heraus verkündet das Universale Haus der Gerechtigkeit, die international leitende Körperschaft des Bahá’í-Glaubens, mit der Veröffentlichung dieser ausgewählten Texte erneut den Geist dieses mächtigen Rufes von vor einhundert Jahren. Mit derselben Hoffnung und Überzeugung werden die Bahá’í in der ganzen Welt während dieser Periode der Jahrhundertfeier ihr Äußerstes tun, um die erlösende Tatsache dieser erneuten Ausgießung göttlicher Führung und Liebe dem Bewußtsein ihrer Mitmenschen nahezubringen. Wir sind überzeugt, daß ihre Mühe nicht vergeblich sein wird.
1:10
Haifa, Israel, 1967
Aufrufe an die Könige und Herrscher der WeltAufrufe an die Könige und Herrscher der Welt in ihrer Gesamtheit***
2.1.1:1
»O Könige der Erde! Er, der höchste Herr über alle, ist gekommen. Das Reich ist Gottes, des allmächtigen Beschützers, des Selbstbestehenden. Betet niemanden an außer Gott und erhebt euer Angesicht mit strahlendem Herzen zu eurem Herrn, dem Herrn aller Namen. Dies ist eine Offenbarung, welcher nichts, was immer ihr besitzt, gleichgestellt werden kann – könntet ihr es doch erkennen! Wir sehen, daß ihr euch über das freut, was ihr von anderen angesammelt habt, und daß ihr euch ausschließt von den Welten, die nichts außer Meinem Verwahrten Tablet ermessen kann. Die Schätze, die ihr gesammelt habt, lenken euch weit ab von eurem letzten Ziel. Dies ziemt euch schlecht – o könntet ihr das doch verstehen! Reinigt eure Herzen von allen irdischen Verunreinigungen und eilt, einzutreten in das Königreich eures Herrn, des Schöpfers von Erde und Himmel, der die Welt erzittern und alle ihre Völker wehklagen ließ, ausgenommen jene, die auf alle Dinge verzichtet haben und sich an dem festhielten, was im Verborgenen Tablet verordnet wurde…«Bahá’u’lláh, Kitáb-i-Aqdas 1:78–79, zitiert aus: Shoghi Effendi, Der Verheißene Tag ist gekommen 51 – Anm. d. Hrsg.Q
2.1.1:2
»O Könige der Erde! Das Größte Gesetz ist an diesem Ort geoffenbart worden, auf diesem Schauplatz höchsten Glanzes. Alles Verborgene ist ans Licht gebracht worden kraft des Willens des Höchsten Gesetzgebers, Dessen, der die letzte Stunde angekündigt hat, durch welchen der Mond gespalten und jeder unwiderrufliche Befehl gedeutet worden ist.
2.1.1:3
Ihr seid nur Vasallen, o Könige der Erde! Er, der König der Könige, ist im Gewande Seiner wunderbarsten Herrlichkeit erschienen und lädt euch vor sich, den Helfer in der Gefahr, den Selbstbestehenden. Hütet euch, daß euch nicht der Hochmut davon abhalte, den Quell der Offenbarung zu erkennen, daß die Dinge dieser Welt euch nicht wie mit einem Schleier von Ihm, dem Schöpfer des Himmels, ausschließen. Erhebt euch und dient Ihm, der Sehnsucht aller Völker, der euch durch ein Wort erschuf und verordnete, daß ihr für alle Zeiten die Wahrzeichen Seiner Herrschaft sein sollt.
2.1.1:4
Bei der Gerechtigkeit Gottes! Es ist nicht Unser Wunsch, Hand an eure Königreiche zu legen. Unsere Bestimmung ist, die Herzen der Menschen zu ergreifen und zu besitzen. Auf sie sind die Augen Bahás gerichtet. Dies bezeugt das Königreich der Namen – könntet ihr es doch verstehen! Wer seinem Herrn nachfolgt, wird der Welt und allem, was darinnen ist, entsagen. Wieviel größer muß dann die Loslösung Dessen sein, der eine so erhabene Stufe innehat! Verlaßt eure Paläste und eilt, Einlaß in Sein Königreich zu gewinnen. Dies wird euch in dieser und in der nächsten Welt von Nutzen sein. Das bezeugt der Herr des Reiches in der Höhe – würdet ihr es doch erkennen!
2.1.1:5
Wie groß ist die Glückseligkeit, die den König erwartet, der sich erheben wird, Meiner Sache in Meinem Königreich zu helfen, und der sich von allem außer Mir loslösen wird! Solch ein König wird zu den Gefährten der Roten Arche gezählt, der Arche, die Gott dem Volk von Bahá bereitet hat. Alle müssen seinen Namen verherrlichen, seine Stufe ehren und ihm helfen, die Städte aufzuschließen mit den Schlüsseln Meines Namens, der allmächtige Beschützer aller, die die sichtbaren und unsichtbaren Reiche bewohnen. Solch ein König ist das wahre Auge der Menschheit, der leuchtende Schmuck auf der Stirn der Schöpfung, der Urquell von Segnungen für die ganze Welt. O Volk von Bahá, opfere deinen Besitz, ja selbst dein Leben, um ihm beizustehen.
2.1.1:6
Wir haben nichts von euch erbeten. Wahrlich, um der Sache Gottes willen ermahnen Wir euch und werden Wir Uns gedulden, wie Wir es in dem taten, was Uns in. euren Händen, o Schar der Könige, befallen hat!«Bahá’u’lláh, Kitáb-i-Aqdas 1:81–84, 1:87, zitiert aus: Shoghi Effendi, Der Verheißene Tag ist gekommen 52–56 – Anm. d. Hrsg.Q
***
2.1.2:1
»O Könige der Erde! Hört auf die Stimme Gottes, die von diesem erhabenen, früchtebeladenen Baume aus ruft, der den Karminroten Hügeln auf der heiligen Ebene entsprossen ist, und die die Worte anstimmt: ›Es gibt keinen Gott außer Ihm, dem Mächtigen, dem Allvermögenden, dem Allweisen‹ … Fürchtet Gott, o ihr Könige, und laßt euch diese erhabenste Gnade nicht entgehen. So werft denn euren Besitz hinweg und klammert euch an den Halt Gottes, des Erhabenen, des Großen. Wendet eure Herzen dem Antlitz Gottes zu, gebt auf, wonach euch eure Wünsche trachten ließen, und seid nicht bei denen, die zugrunde gehen. O Diener, berichtet ihnen die Geschichte ‘Alísdes BábA, wie Er zu ihnen kam mit der Wahrheit, mit Seinem herrlichen und gewichtigen Buch, in Seinen Händen ein Zeugnis und einen Beweis von Gott und mit heiligen und gesegneten Zeichen von Ihm. Ihr jedoch, o Könige, habt versäumt, auf die Erwähnung Gottes in Seinen Tagen zu achten und euch von den Lichtern führen zu lassen, die aufgingen und aufleuchteten über dem Horizonte eines strahlenden Himmels. Ihr erforschtet nicht Seine Sache, wo dies zu tun doch besser für euch gewesen wäre als alles, was die Sonne bescheint – o könntet ihr es doch verstehen! Ihr bliebt unachtsam, bis die Geistlichen Persiens, diese Grausamen, das Urteil über Ihn fällten und Ihn zu Unrecht töteten. Sein Geist stieg zu Gott empor, und die Augen der Bewohner des Paradieses und die Engel, die Ihm nahe sind, weinten schmerzlich über diese Grausamkeit. Hütet euch, weiterhin so nachlässig zu sein, wie ihr es ehedem wart. So kehrt denn zu Gott, eurem Schöpfer, zurück und gesellt euch nicht zu den Achtlosen … Mein Antlitz kam aus den Schleiern hervor und goß seine Strahlen auf alles, was im Himmel und auf Erden ist. Dennoch habt ihr euch Ihm nicht zugewandt, obwohl ihr für Ihn geschaffen seid, o ihr Könige! Befolgt daher, was Ich euch sage, hört darauf mit euren Herzen und gehört nicht zu denen, die sich abgewandt haben. Denn euer Ruhm besteht nicht in eurer Herrschaft, sondern vielmehr in eurer Nähe zu Gott und im Befolgen Seines Gebotes, wie es in Seinen heiligen und verwahrten Tablets herniedergesandt wurde. Sollte einer von euch über die ganze Erde herrschen und über alles, was darinnen und darauf besteht, ihre Meere, ihre Länder, ihre Berge und ihre Ebenen, und doch nicht von Gott erwähnt werden, so würde ihm all dies nichts nützen – o könntet ihr es doch erkennen! … So erhebt euch denn, seid standhaft, macht wieder gut, was euch entgangen ist, und geht Seinem heiligen Hofe, am Strande Seines mächtigen Ozeans, entgegen, auf daß die Perlen der Erkenntnis und Weisheit,. die Gott für euch in der Hülle Seines strahlenden Herzens aufgespeichert hat, euch offenbart werden mögen … Hütet euch, daß ihr den Odem Gottes nicht hindert, über eure Herzen zu wehen, den Odem, durch welchen die Herzen derer, die sich Ihm zugewandt haben, belebt werden können …«Bahá’u’lláh, Súratu’l-Mulúk, in: Anspruch und Verkündigung 5:2–4, 5:6, zitiert aus: Shoghi Effendi, Der Verheißene Tag ist gekommen 40 – Anm. d. Hrsg.Q
2.1.2:2
»Hütet euch, ungerecht zu handeln an jemandem, der euch anruft und unter eurem Schutze steht. Wandelt in der Furcht Gottes und seid unter denen, die ein gottgefälliges Leben führen. Verlaßt euch nicht auf eure Macht, eure Waffen und Schätze. Setzt euer ganzes Vertrauen und eure Zuversicht in Gott, der euch erschaffen hat; sucht Seine Hilfe in allen euren Angelegenheiten. Beistand kommt von Ihm allein. Er hilft, wem Er will, mit den Heerscharen der Himmel und der Erde.
2.1.2:3
Wißt, daß die Armen das Pfand Gottes in eurer Mitte sind. Seid achtsam, daß ihr Sein Pfand nicht veruntreut, daß ihr nicht ungerecht an ihnen handelt und daß ihr nicht auf den Wegen der Verräter wandelt. Ihr werdet ganz sicherlich zur Rechenschaft über Sein Pfand gerufen werden an dem Tage, da die Waage der Gerechtigkeit aufgestellt ist, an dem Tage, da jedermann das Seinige zugeteilt wird, da die Taten aller Menschen, ob reich oder arm, gewogen werden.
2.1.2:4
Wenn ihr den Ratschlägen, die Wir in unvergleichlicher und unzweideutiger Sprache in diesem Tablet geoffenbart haben, keine Beachtung schenkt, dann wird von allen Seiten göttliche Züchtigung über euch kommen, und der Urteilsspruch Seiner Gerechtigkeit wird gegen euch verkündet werden. An jenem Tage werdet ihr keine Macht haben, Ihm zu widerstehen, und ihr werdet eure eigene Ohnmacht erkennen. Habt Erbarmen mit euch selbst und mit denen, die euch unterstellt sind, und richtet sie nach den von Gott in Seinem heiligsten und erhabenen Tablet verordneten Geboten, einem Tablet, in dem Er allem und jedem Sein das festgesetzte Maß zugewiesen hat, in dem Er deutlich eine Erklärung aller Dinge gegeben hat, die in sich selbst schon eine Ermahnung ist an alle, die an Ihn glauben.
2.1.2:5
Prüft Unsere Sache, erforscht die Dinge, die Uns befallen haben, entscheidet gerecht zwischen Uns und Unseren Feinden und gesellt euch zu jenen, die ihren Nächsten unparteiisch behandeln. Wenn ihr dem Unterdrücker nicht in den Arm fallt, wenn ihr versäumt, die Rechte der Niedergetretenen zu schützen, welches Recht habt ihr dann, euch unter den Menschen zu rühmen? Worauf könnt ihr mit Recht stolz sein? Ist es euer Essen und Trinken, auf das ihr stolz seid, sind es die Reichtümer, die in euren Schatzkammern lagern, die Buntheit und der Wert des Schmuckes, mit dem ihr euch bedeckt? Wenn wahrer Ruhm im Besitz solch vergänglicher Dinge bestünde, dann müßte notwendigerweise die Erde, auf der ihr wandelt, sich vor euch rühmen, denn sie versorgt und beschenkt euch nach dem Ratschluß des Allmächtigen gerade mit diesen Dingen. In ihrem Innern ist alles, was ihr besitzt, enthalten, so wie Gott es verordnet hat. Von ihr leitet ihr eure Reichtümer als ein Zeichen Seiner Gnade her. So schaut denn euren Zustand, dessen ihr euch so rühmt. Könntet ihr ihn doch erkennen! Nein, bei Ihm, der das Königreich der ganzen Schöpfung in Seiner Gewalt hält! Euer wahrer und dauernder Ruhm liegt nur in eurem Festhalten an den Geboten Gottes, im Befolgen Seiner Gesetze aus ganzem Herzen, in eurem Entschluß, sie erfüllt zu sehen und unbeirrt den rechten Weg zu wandeln.«Bahá’u’lláh, Súratu’l-Mulúk, in: Anspruch und Verkündigung 5:10–14, zitiert aus: Shoghi Effendi, Der Verheißene Tag ist gekommen 42–45 – Anm. d. Hrsg.Q
2.1.2:6
»Zwanzig Jahre sind verronnen,. o Könige, während derer Wir jeden Tag die herben Qualen einer neuen Trübsal empfunden haben. Keiner vor Uns hat das erduldet, was Wir erduldet haben. Könntet ihr es doch fassen! Die sich gegen Uns erhoben, haben Uns hingerichtet, Unser Blut vergossen, Unseren Besitz geplündert und Unsere Ehre verletzt. Obwohl der meisten Unserer Leiden gewahr, habt ihr es dennoch unterlassen, dem Angreifer in den Arm zu fallen. Ist es denn nicht eure klare Pflicht, der Tyrannei des Unterdrückers Einhalt zu gebieten und eure Untertanen unparteiisch zu behandeln, auf daß euer hoher Gerechtigkeitssinn der ganzen Menschheit voll bewiesen werde?
2.1.2:7
Gott hat euren Händen die Zügel der Regierung des Volkes übergeben, daß ihr in Gerechtigkeit über die Menschen herrschen, die Rechte der Niedergetretenen schützen und die Übeltäter strafen möget. Wenn ihr die Pflicht vernachlässigt, die Gott euch in Seinem Buche vorgeschrieben hat, so werden eure Namen in Seinen Augen zu denen der Ungerechten gezählt werden. Schmerzlich, in der Tat, wird euer Irrtum für euch sein. Wollt ihr euch an das hängen, was euch eure Einbildung vorgespiegelt hat, und die Gebote Gottes, des Erhabensten, des Unerreichbaren, des Allbezwingers, des Allmächtigen, verwerfen? Werft die Dinge, die ihr besitzt, hinweg und haltet euch an das, was Gott euch zu tun geboten hat. Sucht Seine Gnade, denn wer sie sucht, der wandelt auf Seinem geraden Pfad. …
2.1.2:8
… Der Tag naht heran, da Gott Seine Sache erhöht und Sein Zeugnis verherrlicht haben wird vor den Augen aller, die in den Himmeln und auf Erden sind. Setze dein ganzes Vertrauen in allen Lebenslagen auf deinen Herrn, richte deinen Blick auf Ihn und wende dich ab von all denen, die Seine Wahrheit verschmähen. Lasse Gott, deinen Herrn, dir als Beistand und Helfer genügen. Wir haben gelobt, deinen Triumph auf Erden zu sichern und Unsere Sache über alle Menschen zu erheben, auch wenn kein König zu finden wäre, der dir seinen Blick zuwendete.«Bahá’u’lláh, Súratu’l-Mulúk, in: Anspruch und Verkündigung 5:20–21, 5:23, zitiert aus: Shoghi Effendi, Der Verheißene Tag ist gekommen 46–49 – Anm. d. Hrsg.Q
***
2.1.3:1
»O Könige der Erde! Wir sehen euch jedes Jahr eure Ausgaben vermehren und deren Lasten euren Untertanen aufbürden. Das ist, wahrlich, höchst ungerecht. Fürchtet die Seufzer und Tränen dieses Unterdrückten und ladet nicht übermäßige Lasten auf eure Völker. Beraubt sie nicht, um für euch selbst Paläste zu errichten. Nein, wählt vielmehr für sie das, was ihr für euch selbst wählt. So entrollen Wir vor euren Augen das, was euch nützt – würdet ihr es doch erkennen! Eure Völker sind eure Schätze. Hütet euch, durch eure Herrschaft die Gebote Gottes zu verletzen und eure Mündel den Händen der Räuber auszuliefern! Durch sie herrscht ihr, durch sie besteht ihr, mit ihrer Hilfe siegt ihr. Und doch, wie verächtlich schaut ihr auf sie herab! Wie seltsam, wie höchst seltsam!
2.1.3:2
Nun, da ihr den Größten Frieden zurückgewiesen habt, haltet euch an den Geringeren Frieden, auf daß ihr wenigstens einigermaßen eure eigene Lage und die der von euch Abhängigen bessern möget.
2.1.3:3
O Herrscher der Erde! Versöhnt euch miteinander, so daß ihr nicht mehr Kriegsrüstungen benötigt, als dem Schutze eurer Gebiete und Länder angemessen ist. Hütet euch, den Rat des Allwissenden, des Glaubwürdigen zu mißachten.
2.1.3:4
Seid einig, o Könige der Erde, denn dadurch wird der Sturm des Haders gestillt und eure Völker finden Ruhe – wenn ihr doch unter denen wäret, die das verstehen! Sollte einer unter euch gegen einen anderen die Waffen ergreifen, so erhebt euch alle gegen ihn, denn dies ist nichts als offenbare Gerechtigkeit.«Bahá’u’lláh, Lawḥ-i-Malikih, zitiert aus: Shoghi Effendi, Der Verheißene Tag ist gekommen 58–61, vgl. Súratu’l-Haykal, in: Anspruch und Verkündigung 1:179–182 – Anm. d. Hrsg.Q
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2.1.4:1
»Der eine, wahre Gott – erhaben sei Seine Herrlichkeit – hat immer die Herzen der Menschen als Seinen eigenen, ausschließlichen Besitz angesehen und wird dies immer tun. Alles andere, ob zu Land oder zur See, ob Reichtum oder Ruhm, hat Er den Königen und Herrschern der Erde gegeben. Vom Anfang an, der keinen Anfang hat, wurde das Banner, das die Worte verkündet: ›Er tut, was Er will‹vgl. Qur’án 2:253, 3:40, 14:27, 22:14, 22:18 – Anm. d. Hrsg.Q in all seinem Glanz. vor Seiner Offenbarung entfaltet. Heute muß die Menschheit Gehorsam gegenüber den Mächtigen erzeigen und treu am Seile der Weisheit festhalten. Die Mittel zum unmittelbaren Schutz, zur Ruhe und Sicherheit des Menschengeschlechts sind den Führern der menschlichen Gesellschaft anvertraut und liegen in ihrer Hand. So lauten der Wunsch Gottes und Seine Verordnung … Wir hoffen, daß sich einer der Könige der Erde um Gottes willen für den Triumph dieses gequälten und unterdrückten Volkes erheben wird. Dieser König wird ewig gepriesen und verherrlicht werden. Gott hat Seinem Volk zur Pflicht gemacht, den zu unterstützen, der Ihm beisteht, seinem besten Wohle zu dienen und ihm Untertanentreue zu erweisen. Wer Mir folgt, muß unter allen Umständen danach streben, das Wohlergehen dessen zu fördern, der für den Sieg Meiner Sache kämpft, und ihm allezeit Ergebenheit und Aufrichtigkeit bezeigen. Glücklich der Mensch, der Meinen Rat beherzigt und befolgt! Wehe dem, der Meinen Wunsch nicht erfüllt!«Bahá’u’lláh, in: Ährenlese 102:1.Q
An Napoleon III.
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