Bahá’u’lláh | Botschaften aus ʿAkká
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9:36
Sprich: O Volk der Erde! Habet acht, daß euch nicht die Beschäftigung mit der Weisheit von deren Urquell ausschließe oder euch von ihrem Aufgangsort fernhalte. Richtet eure Herzen auf euren Herrn, den Erzieher, den Allweisen.
9:37
Jedem Lande haben Wir einen Anteil verschrieben, jedem Anlaß einen angemessenen Beitrag, jeder Verkündigung die rechte Zeit und jeder Lebenslage den passenden Ausspruch. Denke an Griechenland. Wir machten es zum Thron der Weisheit für eine lange Zeit. Als aber die festgesetzte Stunde schlug, da wurde sein Thron gestürzt, seine Zunge verstummte, sein Licht verdämmerte und sein Banner wurde eingeholt. So geben und so nehmen Wir. Wahrlich, dein Herr ist Der, welcher verleiht und entzieht, der Mächtige, der Kraftvolle.
9:38
In jedem Land haben Wir eine Leuchte der Erkenntnis aufgerichtet, und wenn die vorherbestimmte Zeit naht, wird sie hell strahlen an seinem Horizont, wie es Gott befiehlt, der Allwissende, der Allweise. Wäre es Unser Wille, könnten Wir dir beschreiben, was es in jedem Lande gibt und was dort geschehen ist. Fürwahr, das Wissen deines Herrn durchdringt die Himmel und die Erde.
9:39
Alsdann wisse, daß die Menschen ehedem Dinge schufen, welche die Gelehrten heutzutage nicht zu schaffen vermögen. Wir erinnern dich an Martos, der einer der Gelehrten war. Er erfand einen Apparat, der den Schall auf eine Entfernung von sechzig Meilen übermittelte. Neben ihm gab es andere, die Dinge entdeckten, wie sie niemand in diesem Zeitalter gesehen hat. Wahrlich, dein Herr offenbart in jeder Epoche, was Ihm gefällt, als ein Zeichen Seiner Weisheit. Er ist fürwahr der höchste Verordner, der Allweise.
9:40
Niemals wird ein wahrer Philosoph Gott oder Seine augenfälligen Beweise leugnen; vielmehr wird er Gottes Herrlichkeit und Seine allbezwingende Majestät, die alles Erschaffene überschatten, anerkennen. Wahrlich, Wir lieben diejenigen Gelehrten, die ans Licht bringen, was das Wohl der Menschheit fördert, und Wir helfen ihnen mit der Kraft Unseres Geheißes; denn Wir sind durchaus imstande, Unser Ziel zu erreichen.
9:41
Hütet euch, o Meine Geliebten, die Verdienste Meiner gelehrten Diener gering zu achten, derer, die Gott gnädig erwählt hat, Träger Seines Namens, ›der Gestalter‹, inmitten der Menschheit zu sein. Mühet euch aufs äußerste, Fertigkeiten und Unternehmungen zu entwickeln, von denen jedermann, jung oder alt, Nutzen zieht. Nichts haben Wir mit den Unwissenden zu tun, die sich einbilden, es bedeute Weisheit, seinem eitlen Wahn freien Lauf zu lassen und Gott, den Herrn aller Menschen, zu leugnen, wie Wir es von manchen Achtlosen heutzutage hören.
9:42
Sprich: Der Anbeginn der Weisheit und ihr Ursprung ist anzuerkennen, was Gott deutlich darlegt, weil dessen Kraft die Staatskunst, Schutz und Schirm für den Leib der Menschheit, auf eine feste Grundlage stellt. Denke eine Weile nach, damit du wahrnimmst, was Meine erhabenste Feder in diesem wundersamen Sendbrief verkündet. Sprich: Alles PolitischeSiyásí – Anm. d. Hrsg.A, was ihr erörtert, fällt unter den Schatten eines der Worte, die vom Himmel Seiner ruhmreichen, Seiner erhabenen Rede herniedergesandt sind. So haben Wir dir berichtet, was dein Herz erhellt, deine Augen tröstet und dich befähigt aufzustehen, um Seine Sache inmitten aller Völker zu fördern.
9:43
O Mein Nabíl! Laß dich durch nichts betrüben, sondern frohlocke in überschäumender Freude, da Ich deines Namens gedachte, Mein Herz und Mein Angesicht dir zuwandte und mit dir Zwiesprache hielt durch diese unwiderlegliche, diese gewichtige Abhandlung. Sinne nach in deinem Herzen über die Trübsale, die Ich erdulde, die Haft und Gefangenschaft, die Ich ertrage, die Leiden, die Mich befallen, und die Anschuldigungen, die das Volk gegen Mich erhebt. Siehe, sie sind fürwahr in einen dichten Schleier gehüllt.
9:44
Als der Redestrom diesen Stand erreichte, brach der Morgen göttlicher Geheimnisse an, und das Licht der Äußerung wurde gelöscht. Möge Seine Herrlichkeit auf dem Volk der Weisheit ruhen, wie es Er, der Allmächtige, der Allgepriesene, geboten hat.
9:45
Sprich: verherrlicht sei Dein Name, o Herr, mein Gott! Ich flehe zu Dir bei Deinem Namen, durch den der Glanz des Lichtes der Weisheit hell erstrahlte, als die Himmel göttlicher Rede inmitten der Menschheit bewegt wurden, hilf mir gnädig mit Deinen himmlischen Bestätigungen und befähige mich, Deinen Namen unter Deinen Dienern zu preisen.
9:46
O Herr! Ich wende mein Angesicht Dir zu, trenne mich von allem außer Dir und halte mich fest an den Saum des Gewandes Deiner mannigfachen Segnungen. So löse denn meine Zunge, daß ich verkünde, was die Gemüter der Menschen in Bann schlägt, was ihnen Herz und Geist frohlocken läßt. Stärke mich so sehr in Deiner Sache, daß mich die Übermacht der Unterdrücker unter Deinen Geschöpfen nicht behindert und der Angriff der Ungläubigen unter den Bewohnern Deines Reiches nicht abhält. Mache mich zu einer Leuchte, die durch Deine Lande strahlt, auf daß alle, in deren Herzen das Licht Deiner Erkenntnis und die Sehnsucht nach Deiner Liebe glimmen, von ihrem Glanze geführt werden.
9:47
Wahrlich, Du bist mächtig zu tun, was Du willst, und in Deinem Griff hältst Du das Reich der Schöpfung. Es gibt keinen Gott außer Dir, dem Allmächtigen, dem Allweisen.
Aṣl-i-Kullu’l-Khayr (Worte der Weisheit)Obgleich Nachforschungen inzwischen ergeben haben, daß diese Tafel schon vor dem Kitáb-i-Aqdas offenbart wurde, wird sie bis auf Weiteres in dieser Textsammlung veröffentlicht.A
10:0_25
Im Namen Gottes, des Erhabensten, des Höchsten!
10:1
Die Quelle alles Guten ist Vertrauen in Gott, Unterwerfung unter Sein Gebot und Zufriedenheit mit Seinem heiligen Willen und Wohlgefallen.
10:2
Das Wesen der Weisheit ist die Gottesfurcht, die Angst vor Seiner Rute und Strafe, die rasche Wahrnehmung Seiner Gerechtigkeit und Seines Geheißes.
10:3
Das Wesen der Religion ist zu bezeugen, was der Herr offenbarte, und zu befolgen, was Er in Seinem mächtigen Buch verordnete.
10:4
Die Quelle allen Ruhmes ist anzunehmen, was der Herr verleiht, und zufrieden zu sein mit dem, was Gott verfügt.
10:5
Das Wesen der Liebe ist für den Menschen, sein Herz dem Geliebten zuzukehren, sich von allem außer Ihm zu lösen und nichts anderes als sein Herr zu wünschen.
10:6
Wahres Gedenken ist, den Herrn, den Allgepriesenen, zu erwähnen und alles außer Ihm zu vergessen.
10:7
Wahre Zuversicht ist für den Diener, seinen beruflichen Pflichten in dieser Welt nachzugehen, sich fest an den Herrn zu halten und nur Seine Gnade zu suchen; denn in Seinen Händen liegen die Geschicke aller Seiner Diener.
10:8
Das Wesen der Loslösung ist für den Menschen, das Angesicht dem Hofe des Herrn zuzuwenden, in Seine Gegenwart zu treten, Sein Antlitz zu schauen und als Zeuge vor Ihm zu stehen.
10:9
Das Wesen der Vernunft ist, die eigene Armut zu bezeugen und sich in den Willen des Herrn, des unabhängigen Herrschers, des Gnädigen, des Allmachtvollen, zu fügen.
10:10
Die Quelle des Mutes und der Macht ist die Verbreitung des Wortes Gottes und die Standhaftigkeit in Seiner Liebe.
10:11
Das Wesen der Nächstenliebe ist für den Diener, von den Segnungen seines Herrn zu berichten und Ihm allezeit und in jeder Lage Dank zu sagen.
10:12
Das Wesen des Glaubens ist, wenig Worte zu machen und eine Fülle von Taten aufzuweisen. Wisse fürwahr, daß für den, der mehr redet, als er tut, der Tod besser ist als sein Leben.
10:13
Das Wesen wahrer Sicherheit ist, Schweigen zu wahren, auf das Ende der Dinge zu sehen und der Welt zu entsagen.
10:14
Der Anbeginn der Großmut ist, daß der Mensch seinen Reichtum für sich, seine Familie und die Armen unter seinen Glaubensbrüdern ausgibt.
10:15
Das Wesen des Wohlstandes ist die Liebe zu Mir. Wer Mich liebt, besitzt alles, und wer Mich nicht liebt, gehört fürwahr zu den Armen und Bedürftigen. Dies ist, was der Finger der Herrlichkeit und des Glanzes offenbart.
10:16
Die Quelle alles Bösen ist für den Menschen, sich von Seinem Herrn abzuwenden und sein Herz an Gottloses zu hängen.
10:17
Das am heftigsten brennende Feuer ist, die Zeichen Gottes in Frage zu stellen, was Er offenbarte, eitel in Zweifel zu ziehen, Ihn zu leugnen und sich stolz vor Ihm zu brüsten.
10:18
Die Quelle aller Bildung ist die Erkenntnis Gottes, erhaben sei Seine Herrlichkeit! Diese Erkenntnis kann nur durch die Erkenntnis Seiner göttlichen Manifestation erlangt werden.
10:19
Das Wesen der Erniedrigung ist, den Schatten des Barmherzigen zu verlassen und seine Zuflucht beim Bösen zu suchen.
10:20
Die Quelle des Irrtums ist, nicht an den einen wahren Gott zu glauben, sich auf anderes als Ihn zu verlassen und Sein Gebot zu fliehen.
10:21
Wahren Verlust erleidet, wer seine Tage in völliger Unkenntnis über sein wahres Selbst verbringt.
10:22
Das Wesen all dessen, was Wir für dich offenbarten, ist die Gerechtigkeit. Sie bedeutet für den Menschen, daß er sich von eitlem Wahn und Nachahmung frei mache, mit dem Auge der Einheit das herrliche Werk Seiner Hände schaue und mit forschendem Blick in alles eindringe.
10:23
Also haben Wir dich unterwiesen und dir Worte der Weisheit offenbart, auf daß du dem Herrn, deinem Gott, dankbar seiest und dich damit unter allen Völkern rühmest.
Lawḥ-i-Maqṣúd (Das Sendschreiben an Maqṣúd)
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Aus Ehrfurcht pflegten die Bahá’í, statt sich an Bahá’u’lláh unmittelbar zu wenden, an Seinen Sekretär, Mírzá Áqá Ján mit den Beinamen ›Diener Gottes‹ und ›Kammerdiener‹ zu schreiben. Die Antwort hatte dann die Form eines Briefes von Mírzá Áqá Ján mit Zitaten von Bahá’u’lláh. Tatsächlich war sie aber völlig von Bahá’u’lláh diktiert. Somit sind alle Teile des Sendschreibens, selbst die angeblichen Worte des Mírzá Áqá Ján, von Bahá’u’lláh offenbarte Heilige Schrift. Das Sendschreiben an Maqṣúd hat diese Form. Es war gerichtet an Mírzá Maqṣúd, einen frühen Gläubigen, der in Damaskus und Jerusalem lebte.
11:0_27
Er ist Gott, erhaben ist Er, der Herr der Majestät und Allmacht.
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