Bahá’u’lláh | Botschaften aus ʿAkká
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10:8
Das Wesen der Loslösung ist für den Menschen, das Angesicht dem Hofe des Herrn zuzuwenden, in Seine Gegenwart zu treten, Sein Antlitz zu schauen und als Zeuge vor Ihm zu stehen.
10:9
Das Wesen der Vernunft ist, die eigene Armut zu bezeugen und sich in den Willen des Herrn, des unabhängigen Herrschers, des Gnädigen, des Allmachtvollen, zu fügen.
10:10
Die Quelle des Mutes und der Macht ist die Verbreitung des Wortes Gottes und die Standhaftigkeit in Seiner Liebe.
10:11
Das Wesen der Nächstenliebe ist für den Diener, von den Segnungen seines Herrn zu berichten und Ihm allezeit und in jeder Lage Dank zu sagen.
10:12
Das Wesen des Glaubens ist, wenig Worte zu machen und eine Fülle von Taten aufzuweisen. Wisse fürwahr, daß für den, der mehr redet, als er tut, der Tod besser ist als sein Leben.
10:13
Das Wesen wahrer Sicherheit ist, Schweigen zu wahren, auf das Ende der Dinge zu sehen und der Welt zu entsagen.
10:14
Der Anbeginn der Großmut ist, daß der Mensch seinen Reichtum für sich, seine Familie und die Armen unter seinen Glaubensbrüdern ausgibt.
10:15
Das Wesen des Wohlstandes ist die Liebe zu Mir. Wer Mich liebt, besitzt alles, und wer Mich nicht liebt, gehört fürwahr zu den Armen und Bedürftigen. Dies ist, was der Finger der Herrlichkeit und des Glanzes offenbart.
10:16
Die Quelle alles Bösen ist für den Menschen, sich von Seinem Herrn abzuwenden und sein Herz an Gottloses zu hängen.
10:17
Das am heftigsten brennende Feuer ist, die Zeichen Gottes in Frage zu stellen, was Er offenbarte, eitel in Zweifel zu ziehen, Ihn zu leugnen und sich stolz vor Ihm zu brüsten.
10:18
Die Quelle aller Bildung ist die Erkenntnis Gottes, erhaben sei Seine Herrlichkeit! Diese Erkenntnis kann nur durch die Erkenntnis Seiner göttlichen Manifestation erlangt werden.
10:19
Das Wesen der Erniedrigung ist, den Schatten des Barmherzigen zu verlassen und seine Zuflucht beim Bösen zu suchen.
10:20
Die Quelle des Irrtums ist, nicht an den einen wahren Gott zu glauben, sich auf anderes als Ihn zu verlassen und Sein Gebot zu fliehen.
10:21
Wahren Verlust erleidet, wer seine Tage in völliger Unkenntnis über sein wahres Selbst verbringt.
10:22
Das Wesen all dessen, was Wir für dich offenbarten, ist die Gerechtigkeit. Sie bedeutet für den Menschen, daß er sich von eitlem Wahn und Nachahmung frei mache, mit dem Auge der Einheit das herrliche Werk Seiner Hände schaue und mit forschendem Blick in alles eindringe.
10:23
Also haben Wir dich unterwiesen und dir Worte der Weisheit offenbart, auf daß du dem Herrn, deinem Gott, dankbar seiest und dich damit unter allen Völkern rühmest.
Lawḥ-i-Maqṣúd (Das Sendschreiben an Maqṣúd)
11:0_26
Aus Ehrfurcht pflegten die Bahá’í, statt sich an Bahá’u’lláh unmittelbar zu wenden, an Seinen Sekretär, Mírzá Áqá Ján mit den Beinamen ›Diener Gottes‹ und ›Kammerdiener‹ zu schreiben. Die Antwort hatte dann die Form eines Briefes von Mírzá Áqá Ján mit Zitaten von Bahá’u’lláh. Tatsächlich war sie aber völlig von Bahá’u’lláh diktiert. Somit sind alle Teile des Sendschreibens, selbst die angeblichen Worte des Mírzá Áqá Ján, von Bahá’u’lláh offenbarte Heilige Schrift. Das Sendschreiben an Maqṣúd hat diese Form. Es war gerichtet an Mírzá Maqṣúd, einen frühen Gläubigen, der in Damaskus und Jerusalem lebte.
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Er ist Gott, erhaben ist Er, der Herr der Majestät und Allmacht.
11:1
Ein Lobpreis, der hoch über jeder Erwähnung oder Beschreibung steht, kommt dem Angebeteten zu, dem Besitzer alles Sichtbaren und alles Unsichtbaren, der den Ersten Punkt befähigt hat, unzählige Bücher und Lehrbriefe zu offenbaren, und der durch die Kraft Seines erhabenen Wortes die ganze Schöpfung, die frühe wie die jüngst geschaffene, ins Dasein rief. Auch sendet Er in jedem Zeitalter und Zyklus nach Seiner alles überragenden Weisheit einen göttlichen Boten, die verzagten, entmutigten Seelen mit dem Lebenswasser Seiner Rede neu zu beleben. Er ist fürwahr der Erklärer, der wahre Ausleger; denn der Mensch ist unfähig zu begreifen, was der Feder der Herrlichkeit entströmt und in Seinen himmlischen Büchern verzeichnet ist. Zu allen Zeiten und in jeder Lebenslage brauchen die Menschen jemanden, der sie ermahnt, führt, lehrt und erzieht. Deshalb sendet Er Seine Boten, Seine Propheten und Erwählten, auf daß sie das Volk mit der göttlichen Absicht vertraut machen, die der Offenbarung von Büchern und der Berufung von Boten zugrundeliegt, und jedermann sich bewußt werde, was in jedweder menschlichen Seele als Treugut Gottes verborgen ruht.
11:2
Der Mensch ist der höchste Talisman. Der Mangel an geeigneter Erziehung hat ihn jedoch dessen beraubt, was er seinem Wesen nach besitzt. Durch ein Wort, das aus dem Munde Gottes hervorging, wurde er ins Dasein gerufen. Durch ein weiteres Wort ward er dazu geführt, den Quell seiner Erziehung zu erkennen. Durch wieder ein anderes Wort wurden seine Stufe und seine Bestimmung sichergestellt. Das Erhabenste Wesen spricht: Betrachte den Menschen als ein Bergwerk, reich an Edelsteinen von unschätzbarem Wert. Nur die Erziehung kann bewirken, daß es seine Schätze enthüllt und die Menschheit daraus Nutzen zu ziehen vermag. Jeder Mensch, der darüber nachsinnt, was die aus dem Himmel des heiligen Willens Gottes herabgesandten Schriften offenbart haben, wird leicht erkennen, wie es ihr Ziel ist, daß alle Menschen als eine Seele betrachtet werden sollen, damit das Siegel mit den Worten »Das Reich wird Gottes sein«Qur’án 22:56 – Anm. d. Hrsg.Q jedem Herzen aufgeprägt werde, und das Licht göttlicher Großmut, Gnade und Barmherzigkeit die ganze Menschheit umhülle. Der eine wahre Gott – gepriesen sei Seine Herrlichkeit – wünscht nichts für sich selbst. Ihm nützt weder die Untertanentreue der Menschheit noch schadet Ihm ihre Verderbtheit. Der Vogel aus dem Reiche der Äußerung erhebt unaufhörlich diesen Ruf: »Alle Dinge habe Ich für dich gewollt, und auch dich um deiner selbst willen.« Wenn die Gelehrten und Weltweisen dieser Zeit der Menschheit gestatteten, den Duft der Verbundenheit und Liebe einzuatmen, würde jedes verständige Herz die Bedeutung wahrer Freiheit begreifen und das Geheimnis ungetrübten Friedens und vollkommener Seelenruhe entdecken. Würde die Erde diesen Stand der Dinge erreichen und von seinem Lichte erleuchtet, dann könnte man wahrlich von ihr sagen: »Du wirst auf ihr weder Tiefen noch Höhen sehen.«Qur’án 20:107.Q
11:3
Segen und Frieden seien mit IhmMuḥammad.A, durch Dessen Kommen Baṭḥá’Mekka.A lieblich lächelte, der mit dem süßen Duft Seines Gewandes die ganze Menschheit umfing – Er, Der kam, die Menschen zu schützen vor allem, was ihnen in der Welt hienieden schadet. Erhaben, unermeßlich erhaben ist Seine Stufe über die Verherrlichung aller Wesen, geheiligt über den Lobpreis der gesamten Schöpfung. Durch Sein Kommen wurde das Königszelt der Beständigkeit und Ordnung über der ganzen Welt aufgerichtet und das Banner der Erkenntnis inmitten der Völker gehißt. Segnungen ruhen auch auf Seinen Nachkommen und Seinen Gefährten, durch welche die Standarte der Einheit Gottes und Seiner Einzigkeit aufgepflanzt, die Fahnen himmlischen Triumphes entfaltet worden sind.
11:4
Dein Brief, aus dem der Duft der Wiedervereinigung zu atmen war, ist eingegangen. Preis sei Gott! Nach dem schweren Schicksalsschlag der Trennung wurde der Windhauch der Nähe und Verbindung bewegt, der Urgrund des Herzens wurde mit den Wassern der Freude und des Frohsinns erfrischt. Wir sagen Gott Dank in allen Lebenslagen und hegen die Hoffnung, daß Er – gepriesen sei Seine Herrlichkeit – durch Seine gnädige Vorsehung alle Erdenbewohner zu dem führe, was vor Ihm annehmbar und wohlgefällig ist.
11:5
Sieh den Aufruhr, der die Welt seit vielen langen Jahren heimsucht, und die Verwirrung, die ihre Völker ergriffen hat. Entweder ist sie durch Krieg verwüstet oder von plötzlichem, unerwartetem Unheil gepeinigt worden. Obwohl Not und Elend die Welt umhüllen, hat doch kein Mensch innegehalten und darüber nachgedacht, was der Grund und Ursprung sei. Wann immer der Wahre Ratgeber ein Mahnwort sprach, siehe, da beschuldigten Ihn alle, Er sei ein Unheilstifter, und wiesen Seinen Anspruch zurück. Wie bestürzend, wie verwirrend ist ihr Verhalten! Keine zwei Menschen sind zu finden, von denen man sagen könnte, daß sie äußerlich und innerlich einig seien. Überall sind die Zeichen des Zwiespaltes und der Bosheit sichtbar, obwohl alle zu Harmonie und Einigkeit erschaffen wurden. Das Erhabenste Wesen spricht: O ihr Vielgeliebten! Das Heiligtum der Einheit ist errichtet; betrachtet einander nicht als Fremde. Ihr seid die Früchte eines Baumes, die Blätter eines Zweiges. Wir hegen die Hoffnung, daß das Licht der Gerechtigkeit über die Welt scheine und sie von aller Tyrannei heilige. Wenn die Herrscher und Könige der Erde, die Sinnbilder der Macht Gottes – gepriesen sei Seine Herrlichkeit – sich erheben und beschließen, sich dem zu weihen, was das höchste Wohl der ganzen Menschheit fördert, dann wird die Herrschaft der Gerechtigkeit sicherlich unter den Menschenkindern errichtet, und ihre Lichtstrahlen werden die ganze Erde umhüllen. Das Erhabenste Wesen spricht: Das Bauwerk der Beständigkeit und Ordnung dieser Welt ist auf den beiden Pfeilern von Lohn und Strafe errichtet und wird weiterhin von ihnen getragen werden. Und in anderem Zusammenhang spricht Er in beredter SpracheArabisch.A: Der Gerechtigkeit steht eine starke Streitmacht zu Gebote. Sie ist nichts anderes als Lohn und Strafe für der Menschen Taten. Durch diese Streitmacht ist das Königszelt der Ordnung über der ganzen Welt errichtet; sie läßt die Bösen ihre Triebnatur bezähmen aus Furcht vor Strafe.
11:6
An anderer Stelle hat Er geschrieben: Hüte dich, o Schar der Herrscher in der Welt! Es gibt keine Macht auf Erden, die an sieghafter Gewalt der Macht der Gerechtigkeit und Weisheit gleichkäme. Fürwahr, Ich bestätige, daß es nie eine mächtigere Heerschar gab als die Gerechtigkeit und Weisheit. Selig der König, der das Banner der Weisheit vor sich entfaltet und voranschreitet, die Heere der Gerechtigkeit hinter sich scharend. Er ist wahrlich der Schmuck, der die Stirn des Friedens und das Antlitz der Sicherheit ziert. Zweifellos würde das Antlitz der Erde völlig verwandelt, wenn die von den Wolken der Tyrannei verdunkelte Sonne der Gerechtigkeit ihr Licht über die Menschen ergösse.
11:7
In dem Wunsche, die Voraussetzungen für Frieden und Ruhe in der Welt und für den Fortschritt ihrer Völker zu offenbaren, hat das Erhabenste Wesen geschrieben: Die Zeit muß kommen, da die gebieterische Notwendigkeit für die Abhaltung einer ausgedehnten, allumfassenden Versammlung der Menschen weltweit erkannt wird. Die Herrscher und Könige der Erde müssen ihr unbedingt beiwohnen, an ihren Beratungen teilnehmen und solche Mittel und Wege erörtern, die den Grund zum Größten Weltfrieden unter den Menschen legen. Ein solcher Friede erfordert es, daß die Großmächte sich um der Ruhe der Völker der Erde willen zu völliger Aussöhnung untereinander entschließen. Sollte ein König die Waffen gegen einen anderen ergreifen, so müssen sich alle vereint erheben und ihn daran hindern. Wenn dies geschieht, werden die Nationen der Welt außer für die Wahrung der Sicherheit ihrer Reiche und die Aufrechterhaltung der inneren Ordnung in ihrem Staatsgebiet keine Waffen mehr brauchen. Dies wird jedem Volk, jeder Regierung und Nation Frieden und Ruhe sichern. Wir möchten gerne hoffen, daß die Könige und Herrscher der Erde, die Spiegel des barmherzigen und allmächtigen Namens Gottes, diese Stufe erreichen und die Menschheit vor dem Angriff der Tyrannei beschirmen werden.
11:8
Desgleichen spricht Er: Zu den Mitteln, die Einheit und Eintracht befördern und bewirken, daß die ganze Erde als ein Land betrachtet wird, gehört, daß die Zahl der Sprachen auf eine und die auf der Welt verwandten Schriften auf eine einzige beschränkt werden. Es ist aller Nationen Pflicht, einige sachverständige Gelehrte zu benennen, die eine Versammlung einzuberufen haben. Nach gemeinsamer Beratung sollen sie eine Sprache unter den vorhandenen auswählen oder eine neue Sprache schaffen, die sodann den Kindern in allen Schulen der Welt gelehrt werden muß.
11:9
Der Tag naht, da alle Völker der Welt eine universale Sprache und eine einheitliche Schrift annehmen werden. Wenn dies erreicht ist, wird es für jeden Menschen, in welche Stadt er auch reisen mag, sein, als betrete er sein eigenes Heim. All dies ist verbindlich und durchaus wesentlich. Es ist die Pflicht eines jeden Menschen mit Einsicht und Verständnis, danach zu streben, das hier Niedergeschriebene in die Wirklichkeit und die Tat umzusetzen.
11:10
Heutzutage ist das Königszelt des Rechts in die Klauen der Tyrannei und der Unterdrückung geraten. Flehet zu dem einen wahren Gott – gepriesen sei Seine Herrlichkeit –, daß Er der Menschheit das Meer wahren Verständnisses nicht vorenthalte; denn wären die Menschen nur achtsam, könnten sie leicht einsehen, daß alles, was aus der Feder der Herrlichkeit strömt und von ihr herniedergesandt wird, für die ganze Welt wie die Sonne ist, und daß Wohlfahrt, Sicherheit und die wahren Belange aller Menschen darin verwahrt sind. Ansonsten wird die Erde tagtäglich von neuem Unheil gequält werden, und Aufruhr ohnegleichen wird ausbrechen. Gebe Gott, daß dem Volk der Welt gnädig geholfen werde, das Licht Seiner liebevollen Ratschläge in der Lampe der Weisheit zu wahren. Wir hegen die Hoffnung, daß jedermann mit dem Gewande wahrer Weisheit, der Grundlage für die Regierung der Welt, geschmückt werde.
11:11
Das Erhabenste Wesen spricht: Der Himmel der Staatskunst leuchtet hell und strahlend im Lichterglanz der folgenden seligen Worte, die im Morgenrot des Willens Gottes aufgingen: Jedem Herrscher geziemt, jeden Tag sein ganzes Wesen auf der Waage unparteiischer Gerechtigkeit zu wägen, um sodann zwischen den Menschen zu entscheiden und ihnen zu raten, das zu vollbringen, was ihre Schritte auf den Pfad der Weisheit und Einsicht lenkt. Dies ist der Eckstein der Staatskunst und ihr innerster Kern. Jeder Aufgeklärte und Weise wird diesen Worten leicht entnehmen, was solche Ziele wie Wohlfahrt, Sicherheit und Schutz für die Menschheit sowie die Bewahrung menschlichen Lebens fördert. Wollten einsichtsvolle Menschen sich satt trinken aus dem Meer an inneren Bedeutungen, wie sie in diesen Worten verwahrt sind, und würden sie völlig damit vertraut, so würden sie die Erhabenheit dieser Äußerung bezeugen. Wollte dieser bescheidene Diener darlegen, was er schaut, so würden alle Gottes vollendete Weisheit bezeugen. Das Geheimnis der Staatskunst und das wahre Bedürfnis des Volkes liegen in diesen Worten beschlossen. Dieser demütige Diener fleht aufrichtig zu dem einen wahren Gott – gepriesen sei Seine Herrlichkeit –, die Augen des Volkes der Welt mit dem strahlenden Lichte der Weisheit zu erleuchten, damit alle erkennen, was heutzutage unumgänglich ist.
11:12
Der ist wirklich ein Mensch, der sich heute dem Dienst am ganzen Menschengeschlecht hingibt. Das Erhabenste Wesen spricht: Selig und glücklich ist, wer sich erhebt, dem Wohle aller Völker und Geschlechter der Erde zu dienen. An anderer Stelle hat Er verkündet: Es rühme sich nicht, wer sein Vaterland liebt, sondern wer die ganze Welt liebt. Die Erde ist nur ein Land, und alle Menschen sind seine Bürger.
11:13
Ermahnungen zu Einheit und Eintracht, wie sie in den Büchern der Propheten von der Feder des Allhöchsten geschrieben stehen, beziehen sich auf bestimmte Angelegenheiten; es geht nicht um Einheit, die zu Uneinigkeit führt, oder um Eintracht, die Zwietracht schafft. Dies ist die Stufe, auf der an alles Maßstäbe angelegt werden, eine Stufe, auf der jede verdienstvolle Seele ihren Teil erhält. Wohl denen, welche die Bedeutung dieser Worte richtig einschätzen und deren Absicht begreifen, und wehe den Achtlosen! Dies bezeugen zur Genüge alle Naturerscheinungen in ihrem wahren Wesensgehalt. Jeder urteilsfähige, weise Mensch ist mit dem hier Gesagten eng vertraut; nicht jedoch solche, die weit vom Lebensquell der Ehrlichkeit abgeirrt sind und wahnsinnig in der Wüste der Unwissenheit und des blinden Fanatismus schweifen.
11:14
Das Erhabenste Wesen spricht: O ihr Menschenkinder! Der Hauptzweck, der den Glauben Gottes und Seine Religion beseelt, ist, das Wohl des Menschengeschlechts zu sichern, seine Einheit zu fördern und den Geist der Liebe und Verbundenheit unter den Menschen zu pflegen. Laßt sie nicht zur Quelle der Uneinigkeit und der Zwietracht, des Hasses und der Feindschaft werden. Dies ist der gerade Pfad, die feste, unverrückbare Grundlage. Was immer auf dieser Grundlage errichtet ist, dessen Stärke können Wandel und Wechsel der Welt nie beeinträchtigen, noch wird der Ablauf zahlloser Jahrhunderte seinen Bau untergraben. Unsere Hoffnung ist, daß sich die religiösen Führer der Welt und ihre Herrscher vereint für die Neugestaltung dieses Zeitalters und die Wiederherstellung seiner Wohlfahrt erheben werden. Laßt sie, nachdem sie über seine Nöte nachgedacht haben, zusammen beraten und nach sorgsamer, reiflicher Überlegung einer kranken, schwer leidenden Welt das Heilmittel darreichen, dessen sie bedarf.
11:15
Das Erhabenste Wesen spricht: Der Himmel göttlicher Weisheit wird von zwei Leuchten erhellt: Beratung und Erbarmen. Haltet Rat miteinander in allen Angelegenheiten; denn Beratung ist die Lampe der Führung, die den Weg weist, und die Quelle des Verstehens.
11:16
Am Anfang jeder Bemühung hat man die Pflicht, auf das Ende zu sehen. Von allen Künsten und Wissenschaften sollten die Kinder diejenigen erlernen, welche dem Menschen Vorteil bringen, seinen Fortschritt sichern und seinen Rang erhöhen. So wird der widerliche Gestank der Gesetzlosigkeit vertrieben, und durch die edlen Bemühungen der Staatsführer werden alle geborgen, sicher und in Frieden leben.
11:17
Das Erhabenste Wesen spricht: Die Gebildeten dieser Zeit müssen das Volk anleiten, solches Wissen zu erwerben, das sowohl den Gebildeten selbst als auch der ganzen Menschheit von Nutzen ist. Akademische Studien, die mit Worten anfangen und mit Worten aufhören, waren nie von Wert und werden es niemals sein. Die meisten Gelehrten Persiens wenden ihr ganzes Leben an das Studium einer Philosophie, deren Ertrag letztlich nur Worte sind.
11:18
Die an der Macht sind, haben die Pflicht, Mäßigung in allen Dingen zu üben. Was die Grenzen der Mäßigung überschreitet, hört auf, wohltätigen Einfluß auszuüben. Betrachtet zum Beispiel Gegenstände wie Freiheit, Zivilisation und dergleichen. Wie wohlgefällig verständige Menschen sie auch immer betrachten mögen, ins Übermaß gesteigert, werden sie verderblichen Einfluß auf die Menschen haben.
11:19
Falls dies näher erläutert werden sollte, wäre eine ausführliche Erklärung vonnöten, die, so ist zu befürchten, ermüden könnte. Es ist die glühende Hoffnung dieses bescheidenen Dieners, daß Gott – gepriesen sei Seine Herrlichkeit – allen Menschen das Gute gewähre; denn wer damit begnadet ist, besitzt alles. Das Erhabenste Wesen spricht: Die Zunge der Weisheit verkündet: Wer Mich nicht hat, ist aller Dinge verlustig. Wendet euch ab von allem, was auf Erden ist, und suchet nur Mich. Ich bin die Sonne der Weisheit, das Meer der Erkenntnis. Ich ermutige die Schwachen und belebe die Toten. Ich bin das Licht der Führung, das den Weg erhellt. Ich bin der königliche Falke auf dem Arm des Allmächtigen. Ich entfalte die matten Flügel jedes verzagten Vogels und helfe ihm, sich aufzuschwingen.
11:20
Und desgleichen spricht Er: Der Himmel wahren Verstehens scheint hell im Lichte zweier Leuchten: Duldsamkeit und Redlichkeit.
11:21
O mein Freund! Weite Meere ruhen in diesem kurzen Ausspruch. Selig sind, die seinen Wert erkennen, tief daraus trinken und seine Bedeutung erfassen, aber wehe den Achtlosen. Dieser niedrige Diener bittet das Volk der Welt flehentlich, Gerechtigkeit zu üben, damit das zarte, feine, kostbare Gehör der Menschen, erschaffen, den Worten der Weisheit zu lauschen, befreit werde von Hindernissen und von solchen Anspielungen, eitlem Trug und leerem Wahn, die »weder nähren noch den Hunger stillen«Qur’án 88:7 – Anm. d. Hrsg.Q können, auf daß der wahre Ratgeber gnädiglich geneigt sei darzulegen, was Quell des Segens für die Menschheit und höchstes Gut für alle Völker ist.
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