Bahá’u’lláh | Botschaften aus ʿAkká
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Die dreizehnte frohe Botschaft
3:22
Die Mitglieder von Gottes Haus der Gerechtigkeit sind mit den Angelegenheiten des Volkes betraut. Sie sind wahrlich die Treuhänder Gottes unter Seinen Dienern, die Morgenröten der Amtsgewalt in Seinen Landen.
3:23
O Volk Gottes! Was die Welt erzieht, ist die Gerechtigkeit, denn sie wird von zwei Säulen getragen: Lohn und Strafe. Diese beiden Säulen sind die Lebensquellen der Welt. Insofern es für jeden Tag ein neues Problem und für jedes Problem eine zweckmäßige Lösung gibt, sind solche Angelegenheiten den Geschäftsträgern des Hauses der Gerechtigkeit vorzulegen, damit sie nach den Nöten und Erfordernissen der Zeit handeln. Die sich für Gott erheben, Seiner Sache zu dienen, sind Empfänger göttlicher Eingebung aus dem unsichtbaren Reich. Alle haben die Pflicht, ihnen zu gehorchen. Alle Staatsgeschäfte sind dem Haus der Gerechtigkeit vorzulegen; aber Gottesdienste müssen so gehalten werden, wie es Gott in Seinem Buch offenbart hat.
3:24
O Volk Bahás! Ihr seid die Dämmerorte der Liebe Gottes, die Morgenröten Seiner Gnade. Besudelt eure Zungen nicht mit Flüchen und Schmähreden auf irgendeine Seele und hütet eure Augen gegen Unschickliches. Tut dar, was ihr besitzet. Wird es günstig aufgenommen, ist euer Zweck erreicht; wo nicht, ist Widerspruch fruchtlos. Überlaßt diese Seele sich selbst und kehrt euch zum Herrn, dem Beschützer, dem Selbstbestehenden. Verursacht keinen Kummer, geschweige denn Zwietracht und Streit. Es ist zu hoffen, daß ihr im Schatten des Baumes Seines sanften Erbarmens wahre Erziehung erlangt und nach Gottes Wunsch handelt. Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres.
Die vierzehnte frohe Botschaft
3:25
Es ist nicht nötig, besondere Reisen zu unternehmen, um die Gräber der Verstorbenen zu besuchen. Wenn vermögende Leute die Kosten solcher Reisen dem Haus der Gerechtigkeit spenden, wird dies in der Gegenwart Gottes wohlgefällig und annehmbar sein. Glücklich ist, wer Seine Vorschriften befolgt.
Die fünfzehnte frohe Botschaft
3:26
Obwohl die republikanische Regierungsform allen Völkern der Welt nützt, ist die Majestät des Königtums eines der Zeichen Gottes. Wir wünschen nicht, daß die Länder der Welt ihrer beraubt bleiben. Wenn die Weisen beide Formen miteinander verbinden, erwartet sie in der Gegenwart Gottes großer Lohn.
3:27
In früheren Religionen sind Gebote wie der heilige Krieg, die Vernichtung von Büchern, Verbote der Verbindung und des Umgangs mit anderen Völkern und des Lesens bestimmter Bücher nach den Erfordernissen der Zeit niedergelegt und bestätigt worden. In dieser mächtigen Offenbarung, dieser epochalen Verkündigung jedoch haben die mannigfachen Segnungen und Gunstbeweise Gottes alle Menschen überschattet, und vom Horizont des Willens des ewig gleichen Herrn hat Sein unfehlbarer Ratschluß verordnet, was Wir soeben dargelegt haben.
3:28
Wir preisen Gott – geheiligt und verherrlicht sei Er – für alles, was Er an diesem seligen, diesem ruhmreichen, unvergleichlichen Tag gnädiglich offenbart. Fürwahr, würden allen Erdenbewohnern Myriaden Zungen verliehen und würden sie fortgesetzt, Gott preisend, Seinen Namen verherrlichen, bis zu dem Ende, das kein Ende kennt, so würde sich ihr Dank für auch nur eine der Gnadengaben, die Wir in diesem Sendbrief aufführen, als unzulänglich erweisen. Dies bezeugt jeder, der mit Weisheit und Urteilskraft, Verständnis und Wissen ausgestattet ist.
3:29
Aufrichtig bitten Wir Gott – gepriesen sei Seine Herrlichkeit –, Er möge den Regenten und Herrschern, den Trägern der Macht und Morgenröten des Ruhmes, beistehen, Seine Gesetze und Gebote zu vollziehen. Er ist wahrlich der Allvermögende, der Allmachtvolle; Er gibt Antwort auf den Ruf der Menschen.
Ṭarázát (Der Schmuck)
4:0_6
In Meinem Namen, der hoch über allen Namen steht.
4:1
Preis und Ruhm gebührt dem Herrn der Namen und Schöpfer der Himmel. Die Wellen des Meeres Seiner Offenbarung wogen vor den Augen der Völker der Welt. Die Sonne Seiner Sache strahlt durch jeden Schleier, und Sein Wort der Bejahung steht unerreichbar hoch über der Verneinung. Weder die Überlegenheit des Unterdrückers noch die Tyrannei der Gottlosen können Seinen Plan durchkreuzen. Wie herrlich ist Seine unumschränkte Macht, wie erhaben ist Seine Herrschaft!
4:2
Großer Gott! Seine Zeichen haben die Welt umfangen, Seine Beweise und Zeugnisse sind strahlend offenbar wie das Licht, und doch zeigen sich die Unwissenden achtlos, ja widerspenstig. Wären sie nur mit Widerspruch zufrieden! Aber allezeit sind sie darauf verschworen, diesen heiligen Lotosbaum zu fällen. Seit dem Anbruch dieser Sendung waren die Verkörperungen der Selbstsucht bemüht, mit grausamer Unterdrückung das Licht göttlicher Offenbarung zu löschen. Gott indes fiel ihnen in den Arm, offenbarte dieses Licht durch Seine unumschränkte Gewalt und schützte es mit Seiner Kraft und Macht, bis Erde und Himmel von seinem Strahlenglanz erleuchtet waren. Preis sei Ihm in jeder Lage!
4:3
Ruhm sei Dir, o Herr der Welt, Du Sehnsucht der Völker, der Du offenbar geworden bist im Größten Namen, wodurch das Meer Deines Wissens die Perlen der Weisheit und des Wortes aus ihren Muscheln treten ließ und die Sonne Deines Antlitzes bei ihrem Aufgang die Himmel göttlicher Offenbarung mit ihrem Lichte schmückte.
4:4
Ich bitte Dich, bei dem Wort, das Deinen Beweis unter Deinen Geschöpfen vollendete und Dein Zeugnis unter Deinen Dienern erfüllte, gib Deinem Volk die Kraft zu allem, was das Angesicht Deiner Sache in Deinem Herrschaftsgebiet strahlen läßt, was die Banner Deiner Macht unter Deinen Dienern hißt und die Fahnen Deiner Führung durch alle Deine Reiche trägt.
4:5
O mein Herr! Du siehst, wie sie sich an das Seil Deiner Gnade klammern, wie sie sich fest an den Saum des Gewandes Deiner Wohltätigkeit halten. Verordne für sie, was sie Dir näher bringt, und halte sie fern von allem außer Dir. Ich bitte Dich, Du König des Seins, Du Beschützer des Sichtbaren wie des Unsichtbaren, jeden, der sich erhebt, Deiner Sache zu dienen, zu einem Meere werden, das nach Deinem Wunsche wogt, und entflamme ihn mit dem Feuer Deines heiligen Baumes, das vom Horizont Deines Willens strahlt. Wahrlich, Du bist der Mächtige, den weder die Macht der ganzen Welt noch das Ungestüm der Völker schwächen können. Es gibt keinen Gott außer Dir, dem Einen, dem Unvergleichlichen, dem Beschützer, dem Selbstbestehenden.
4:6
O Du, der du den Wein Meiner Äußerung aus dem Kelch Meiner Erkenntnis getrunken hast! Heute waren im Rauschen des göttlichen Lotosbaumes, den der Herr der Namen mit der Hand himmlischer Macht im allerhöchsten Paradiese gepflanzt hat, folgende erhabene Worte zu hören:
Das erste Ṭaráz
4:7
und der erste Lichtstrahl, der am Horizont des Mutterbuches anbricht, ist, daß der Mensch sich selbst erkennen und unterscheiden soll, was zu Erhöhung und Erniedrigung, zu Ruhm und Schande, zu Reichtum und Armut führt. Wenn der Mensch die Stufe der Erfüllung und seine Reife erlangt hat, bedarf er des Wohlstands. Wohlstand, den er durch Handwerk und Beruf erwirbt, ist nach Ansicht der Weisen und vor allem in den Augen von Dienern, die sich ganz der Erziehung der Welt und der Belehrung ihrer Völker widmen, lobens- und empfehlenswert. Solche Diener sind wahrlich Mundschenken für die Lebenswasser der Erkenntnis, Führer auf dem Weg zur Vollendung. Sie leiten die Völker der Welt auf den geraden Pfad und unterweisen sie in allem, was Fortschritt und Erhöhung der Menschen fördert. Der gerade Pfad ist derjenige, welcher den Menschen zum Morgen der Wahrnehmung, zum Dämmerort wahren Verstehens führt und ihn zu dem bringt, was ihm zu Ruhm, Ehre und Größe gereicht.
4:8
Wir hoffen, daß durch die Gnade des Allweisen, des Allwissenden, trübender Staub beseitigt und die Wahrnehmungskräfte gestärkt werden, damit das Volk den Zweck erkenne, für den es ins Leben gerufen wurde. An diesem Tag ist alles erwägenswert, was die Blindheit mindert und die Sehkraft stärkt. Solche Sehkraft ist der Träger wahren Wissens und sein Führer. In der Tat beruht nach Ansicht der Weisen Urteilskraft auf scharfer Sehkraft. Das Volk Bahás muß in jeder Lage befolgen, was passend und ziemlich ist, und muß die Menschen dazu anhalten.
Das zweite Ṭaráz
4:9
ist, mit den Anhängern aller Religionen in Freude und Eintracht zu verkehren, das zu verkünden, was der Sprecher am Sinai dargelegt hat, und in allen Angelegenheiten Gerechtigkeit walten zu lassen.
4:10
Wer aufrichtig und getreu ist, sollte sich in strahlender Freude mit allen Völkern und Geschlechtern der Erde verbinden, da der Verkehr mit anderen Menschen Einheit und Eintracht schafft, was wiederum zur Aufrechterhaltung der Ordnung in der Welt und zur Neugeburt der Nationen führt. Selig ist, wer sich fest an das Seil der Freundlichkeit und des zarten Erbarmens hält, frei von Haß und Feindseligkeit.
4:11
Dieser Unterdrückte ermahnt die Völker der Welt, Duldsamkeit und Rechtschaffenheit zu üben; dies sind zwei Lichter im Dunkel der Welt, zwei Erzieher für die Bildung der Menschheit. Glücklich sind, die dazu gelangen, und wehe den Achtlosen!
Das dritte Ṭaráz
4:12
handelt vom guten Charakter. Ein guter Charakter ist wahrlich der beste Mantel Gottes für die Menschen. Gott schmückt damit Seine Geliebten. Bei Meinem Leben! Das Licht eines guten Charakters überstrahlt die Sonne und ihren Glanz. Wer ihn erlangt, gilt als Juwel unter den Menschen. Ruhm und Aufschwung der Welt hängen völlig davon ab. Ein guter Charakter ist das Mittel, die Menschen auf den Geraden Pfad zu leiten und zur Großen Verkündigung zu führen. Wohl dem, der mit den heiligen Merkmalen und dem Charakter der himmlischen Heerscharen geschmückt ist.
4:13
Es geziemt euch, den Blick in allen Lebenslagen auf Gerechtigkeit und Redlichkeit zu richten. In den Verborgenen Worten hat Unsere Erhabenste Feder feierlich diese Äußerung offenbart:
4:14
»O Sohn des Geistes! Von allem das Meistgeliebte ist Mir die Gerechtigkeit; wende dich nicht von ihr ab, wenn du nach Mir verlangst, und mißachte sie nicht, damit Ich dir vertrauen kann. Durch ihre Hilfe wirst du mit deinen eigenen Augen und nicht mit denen anderer sehen und durch die eigene Erkenntnis und nicht durch die deines Nächsten Wissen erlangen. Erwäge in deinem Herzen, wie du sein solltest. Wahrlich, Gerechtigkeit ist Meine Gabe an dich und das Zeichen Meiner Gnade. Halte sie dir immer vor Augen.«vgl. Verborgene Worte arab. 2 – Anm. d. Hrsg.Q
4:15
Wer gerecht und redlich in seinem Urteil ist, steht auf einer hohen Stufe und hält einen erhabenen Rang. Das Licht der Frömmigkeit und der Aufrichtigkeit leuchtet strahlend aus seiner Seele. Wir hoffen sehr, daß die Völker und Länder der Welt des Strahlenglanzes dieser beiden Leuchten nicht beraubt bleiben.
Das vierte Ṭaráz
4:16
betrifft die Vertrauenswürdigkeit. Wahrlich, sie ist die Pforte zur Sicherheit für alle Erdenbewohner und ein Zeichen der Herrlichkeit von seiten des Allbarmherzigen. Wer daran teilhat, besitzt in der Tat die Schätze des Wohlstandes und des Glücks. Vertrauenswürdigkeit ist das weite, breite Tor zur Ruhe und Sicherheit des Volkes. In Wahrheit ist ohne sie, heute wie eh und je, nichts von Bestand. Alle Bereiche der Macht, Größe und Wohlfahrt leuchten in ihrem Licht.
4:17
Vor kurzem hat die Feder des Höchsten diese erhabenen Worte offenbart:
4:18
»Wir wollen dir nun von der Vertrauenswürdigkeit und von der Stelle künden, die sie vor Gott, deinem Herrn, dem Herrn des Mächtigen Thrones, einnimmt. Eines Tages begaben Wir Uns auf Unsere grüne Insel.Garten Na‘mayn in ‘Akká, von Bahá’u’lláh mit der Benennung Riḍván geehrt, nicht zu verwechseln mit dem Garten Riḍván in Baghdád (vgl. Shoghi Effendi, Gott geht vorüber 338, S. 219) – Anm. d. Hrsg.A Als Wir sie betraten, sahen Wir fließende Bäche und Bäume in voller Pracht, zwischen denen das Sonnenlicht spielte. Unser Gesicht nach rechts wendend, sahen Wir, was die Feder nicht zu beschreiben vermag; sie kann nicht kundtun, was das Auge des Herrn der Menschheit an diesem heiligsten, hehrsten, gesegnetsten, erhabensten Orte wahrnahm. Wir wandten Uns darauf zur Linken. Dort sahen Wir eine der Schönen des erhabensten Paradieses auf einer Säule reinen Lichtes stehen und mit lauter Stimme rufen: ›O ihr Bewohner der Erde und des Himmels! Schauet Meine Schönheit, Meine Strahlung, Meine Offenbarung, Meinen Glanz! Bei Gott, dem Wahren! Ich bin die Vertrauenswürdigkeit, ihre Offenbarung und ihre Schönheit. Ich will jeden belohnen, der sich an Mich hält, Meinen Rang und Meine Stufe erkennt und sich fest an Meinen Saum klammert. Ich bin der edelste Schmuck für das Volk Bahás, die Robe des Ruhmes für alle im Reiche der Schöpfung. Ich bin das erhabenste Werkzeug für die Wohlfahrt der Welt, der Horizont der Sicherheit für alle Wesen.‹ So haben Wir dir herniedergesandt, was die Menschen dem Herrn der Schöpfung nahebringen wird.«Siehe 8:42 – Anm. d. Hrsg.Q
4:19
O Volk Bahás! Vertrauenswürdigkeit ist wahrlich das beste Gewand für eure Tempel und die ruhmreichste Krone für eure Häupter. Haltet euch fest an sie auf Befehl Dessen, der der Gebieter, der Allunterrichtete ist.
Das fünfte Ṭaráz
4:20
handelt davon, wie die Stufe der Diener Gottes geschützt und gewahrt wird. Man darf die Wahrheit einer Sache nicht unbeachtet lassen, sollte vielmehr zum Ausdruck bringen, was recht und wahr ist. Das Volk Bahás sollte keiner Seele den schuldigen Lohn versagen, sollte Fachleuten Ehre zollen und, anders als frühere Völker, die eigene Zunge nicht mit Schmähreden besudeln.
4:21
An diesem Tag strahlt die Sonne fachlichen Könnens über dem Horizont des Westens. Ein Strom technischer Fertigkeiten fließt aus dem Meer jener Weltgegend. Man muß gerecht reden und solche Segnungen schätzen. Beim Leben Gottes! Das Wort ›Gerechtigkeit‹ leuchtet und strahlt wie die Sonne. Wir bitten Gott, Er möge den Strahlenglanz dieses Wortes über jeden ergießen. Er ist wahrlich machtvoll über alle Dinge, und Er pflegt auf die Gebete aller Menschen zu antworten.
4:22
Heutzutage werden Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit in den Klauen der Falschheit übel zugerichtet, und Gerechtigkeit wird von der Geißel der Ungerechtigkeit gepeinigt. Der Rauch der Verderbtheit hat die ganze Welt so umhüllt, daß man in allen Himmelsrichtungen nur noch Soldatenheere sehen kann und nichts anderes mehr hört als Schwertgeklirr. Wir flehen zu Gott, dem Wahren, Er möge die Träger Seiner Macht in dem stärken, was die Welt wieder gesunden läßt und den Völkern Ruhe bringt.
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