Textzusammenstellung | Ein Leben, getragen von Andacht und Gebet
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63:1
Der Hüter schätzt es besonders, dass Sie Bahá’u’lláhs Vorschrift, die Pflichtgebete täglich zu sprechen, treu befolgen und damit allen jungen Bahá’í ein leuchtendes Beispiel geben. Den täglichen Gebeten ist eine besondere Kraft verliehen; nur wer sie täglich spricht, kann das würdigen. Die Freunde sollten sich deshalb bemühen, diese Gebete täglich zu verwenden, wie auch immer die besonderen Umstände und Bedingungen ihres Lebens sein mögen.Shoghi Effendi, aus einem Brief vom 23. Februar 1939, geschrieben in seinem Auftrag an einen einzelnen Gläubigen, in: Über die Macht des Gebets, S. 26fQ
64
64:1
In Bezug auf Ihre Frage zu den drei täglichen Pflichtgebeten: Der Bahá’í, der betet, ist nicht verpflichtet, jeden Tag alle zu sprechen, sondern muss eines auswählen und sollte sich dabei fest an jede Anweisung halten, die Bahá’u’lláh im Zusammenhang mit der Darbietung des Gebetes offenbart hat, wie das Heben der Hände, verschiedene Verbeugungen und ähnliches mehr. Wer aus gutem Grund, etwa einer Krankheit oder einem Gebrechen, körperlich außerstande ist, diese Vorschriften einzuhalten und so den Anweisungen nicht folgen kann, sollte das äußerst schlichte, kurze Gebet vorziehen.Shoghi Effendi, aus einem Brief vom 7. Dezember 1939, geschrieben in seinem Auftrag an einen einzelnen GläubigenQ
65
65:1
Er empfiehlt Ihnen, nur das kurze Pflichtgebet mittags zu sprechen. Dieses enthält keine Verbeugungen und erfordert nur, dass der Gläubige, während er es spricht, sein Antlitz ‘Akká zuwendet, wo Bahá’u’lláh beigesetzt ist. Dies ist das körperliche Symbol einer inneren Wirklichkeit. Wie die Pflanze sich dem Sonnenlicht entgegenstreckt, von dem sie Leben und Wachstum empfängt, so wenden wir unsere Herzen beim Gebet der Manifestation Gottes, Bahá’u’lláh, zu. Und während dieses kurzen Gebetes wenden wir unser Antlitz dem Orte zu, an dem Sein Staub in dieser Erde liegt, als Symbol für das innerliche Tun.
65:2
Bahá’u’lláh hat in Seinem Glauben alle Rituale und Formen auf ein absolutes Mindestmaß beschränkt. Die wenigen Anordnungen, die es gibt – wie die zu den beiden langen Pflichtgebeten – sind nur Symbole der inneren Haltung. Es liegt eine Weisheit in ihnen und ein großer Segen, aber wir können uns nicht zwingen, das zu verstehen oder nachzuempfinden. Deshalb hat Er uns auch das sehr kurze, einfache Gebet gegeben – für diejenigen, die nicht die Handlungen ausführen möchten, die mit den beiden anderen verbunden sind. Shoghi Effendi, aus einem Brief vom 24. Juni 1949, geschrieben in seinem Auftrag an einen einzelnen Gläubigen, in: Über die Macht des Gebets, S. 30f Q
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66:1
Zur Frage der richtigen Durchführung des langen Pflichtgebets: Sämtliche Schriften des Glaubens dürfen und sollen zur Rechtleitung und Inspiration der Freunde gelesen werden. Das gilt auch für die besonderen Gebete. Ist ein Gläubiger körperlich nicht in der Lage niederzuknien, wie es zu einem der Gebete gehört, und er hat dennoch das Verlangen, dieses Gebet als Pflichtgebet zu sprechen, so mag er dies tun. Gemeint sind körperliche Beschränkungen, die auch ein Arzt attestieren würde.Shoghi Effendi, aus einem Brief vom 17. Februar 1955, geschrieben in seinem Auftrag an den Geistigen Rat von Los Angeles, Kalifornien, in: Quelle aller Gnadengaben 46Q
67
67:1
Wir haben daher entschieden, dass es für alle Gläubigen unerlässlich ist, ihr Bewusstsein der Segnungen zu vertiefen, die durch jene Gesetze vermittelt werden, die unmittelbar das geistige Leben des Einzelnen und damit das der Gemeinde fördern. Diese Gesetze sind in ihren Grundzügen allen Bahá’í bekannt; aber das Erlangen tieferer Einsicht in ihre Bedeutung bedingt, dass alle göttlich offenbarten Aspekte, die zu ihrer Beachtung gehören, eingehalten werden. Dies betrifft die Gesetze zum Pflichtgebet, zum Fasten und zum Sprechen des Größten Namens fünfundneunzig Mal am Tage.
67:2
Bahá’u’lláh versichert: »Wer weder gute Werke vollbringt noch seine Andachten verrichtet, der gleicht einem Baum, der keine Früchte trägt, und einem Tun, das keine Spuren hinterlässt. Wer die heilige Verzückung des Gebets kennt, wird nicht bereit sein, Andacht und Gotteslob für alle Schätze der Welt einzutauschen. Fasten und Pflichtgebete sind wie zwei Flügel für des Menschen Leben. Selig, wer sich mit ihrer Hilfe emporschwingt in den Himmel der Liebe Gottes, des Herren aller Welten.« Das Universale Haus der Gerechtigkeit, aus einem Brief vom 28. Dezember 1999 an die Bahá’í der WeltQ
Der Andachtscharakter der Gemeinde68
68:1
Versammelt euch in größter Freude und Verbundenheit und sprecht die Verse, die der barmherzige Herr offenbart hat. Indem ihr dies tut, werden eurem inneren Wesen die Tore wahren Verstehens geöffnet und ihr werdet spüren, wie eure Seele mit Standhaftigkeit belehnt wird und euer Herz mit strahlender Freude erfüllt wird.Bahá’u’lláh, aus einem Sendschreiben in arabischer SpracheQ
69
69:1
Du fragst nach den Stätten der Andacht und ihrem tieferen Sinn. Die Weisheit der Errichtung solcher Bauwerke liegt darin, dass das Volk wissen soll: Zu einer bestimmten Stunde ist es Zeit, sich zu versammeln. Alle sollten dann zusammenkommen und sich, einträchtig aufeinander eingestimmt, im Gebet vertiefen, mit dem Ergebnis, dass aus dieser Versammlung Einheit und Liebe in den Menschenherzen wachsen und blühen.‘Abdu’l-Bahá, in: Briefe und Botschaften 58Q
70
70:1
Gelobt sei Gott! Ihr beide habt die Wahrheit eurer Worte durch eure Taten erwiesen und habt die Bestätigungen Gottes, des Herrn, erlangt. Täglich im Morgengrauen versammelt ihr die Bahá’í-Kinder; ihr lehrt sie, zu beten und sich Gott zuzuwenden. Das ist sehr lobenswert und bringt den Herzen der Kinder Freude. So sollten sie jeden Morgen ihr Angesicht dem Königreich zuwenden, den Herrn anrufen, Seinen Namen preisen und mit der süßesten Stimme Gottes Verse singen und aufsagen.
70:2
Die Kinder sind wie junge Pflanzen. Sie die Gebete zu lehren, gleicht dem Regen, der auf sie niedergeht, damit sie zart und frisch heranwachsen, damit die sanften Winde der Liebe Gottes über sie hinwehen und sie vor Freude erschauern lassen.‘Abdu’l-Bahá, in: Briefe und Botschaften 115:2–3Q
71
71:1
Tatsächlich ist der Hauptgrund für die Übelstände, die derzeit in der Gesellschaft überhandnehmen, der Mangel an Geistigkeit. Die materialistische Zivilisation unserer Zeit beansprucht die Energie und das Interesse der Menschen so sehr, dass die Leute im allgemeinen nicht mehr die Notwendigkeit sehen, sich über die Mächte und Bedingungen ihres alltäglichen, materiellen Daseins zu erheben. Es gibt keine ausreichende Nachfrage nach Dingen, die wir geistig nennen sollten, um sie von den Bedürfnissen und Erfordernissen unserer leiblichen Existenz zu unterscheiden. Die weltumspannende Krise, unter der die Menschheit leidet, ist daher in ihren Ursachen rein geistig. Der Geist dieser Zeit, als Ganzes gesehen, ist irreligiös. Die Lebensauffassung des Menschen ist zu roh und materialistisch, als dass sie es ihm ermöglichte, sich in die höheren Reiche des Geistes zu erheben.
71:2
Diesen Zustand einer todkranken Gesellschaft sucht die Religion zu verbessern und zu wandeln; denn der Kern religiösen Glaubens ist ein mystisches Empfinden, das den Menschen mit Gott vereint. Diese Haltung der geistigen Verbindung lässt sich erreichen und bewahren durch Meditation und Gebet, und das ist der Grund, warum Bahá’u’lláh die Andacht in ihrer Bedeutung so sehr betont. Für einen Gläubigen ist es nicht genug, nur die Lehren anzunehmen und zu befolgen. Er muss darüber hinaus den Sinn für Geistigkeit entwickeln, den er hauptsächlich durch das Gebet erwerben kann. Wie alle anderen göttlichen Religionen ist also der Bahá’í-Glaube im Grunde mystisch angelegt. Sein Hauptziel ist die Entwicklung des einzelnen und der Gesellschaft durch den Erwerb geistiger Tugenden und Kräfte. Es ist die Seele des Menschen, die zuerst genährt werden muss, und das Gebet versorgt am besten mit dieser geistigen Nahrung. Die Gesetze und Institutionen, die Bahá’u’lláh vorsieht, können ihre Wirkung nur dann voll entfalten, wenn unser inneres geistiges Leben vervollkommnet und umgestaltet ist. Sonst wird Religion zur bloßen Organisation entarten, zu einer toten Hülse.
71:3
Die Gläubigen, insbesondere die jungen, müssen daher die Notwendigkeit des Betens voll und ganz erkennen. Das Gebet ist absolut unerlässlich für ihre innere, geistige Entwicklung, und diese ist, wie schon gesagt, Grundlage und Zweck der Religion Gottes.Shoghi Effendi, aus einem Brief vom 8. Dezember 1935, geschrieben in seinem Auftrag an einen einzelnen Gläubigen, in: Über die Macht des Gebets, S. 23fQ
72
72:1
… das Aufblühen der Gemeinde vor allem auf örtlicher Ebene [erfordert] eine entscheidende Verbesserung der Verhaltensweisen… Es schließt die Ausübung gemeinsamer Andachten ein. Daher ist es für das geistige Leben der Gemeinde wesentlich, dass die Freunde regelmäßige Andachtsversammlungen abhalten, in örtlichen Bahá’í-Zentren – dort, wo sie zur Verfügung stehen – oder anderswo, die Wohnungen der Freunde inbegriffen.Das Universale Haus der Gerechtigkeit, Riḍván-Botschaft 1996 an die Bahá’í der WeltQ
73
73:1
Das durch individuelle Andacht erzeugte geistige Wachstum wird verstärkt durch das liebevolle Zusammensein der Freunde an jedem Ort, durch Andacht in der Gemeinde und durch Dienst am Glauben und für unsere Mitmenschen. Diese gemeinschaftlichen Aspekte des gottgefälligen Lebens beziehen sich auf das Gesetz des Mashriqu’l-Adhkár, das sich im Kitáb-i-Aqdas findet. … [D]as Abhalten von regelmäßigen, allen offen stehenden Andachtsversammlungen und die Beteiligung der Bahá’í-Gemeinden an Projekten humanitären Dienstes [sind] Ausdruck für diesen Teil des Bahá’í-Lebens und ein weiterer Schritt in der Erfüllung des Gesetzes Gottes.Das Universale Haus der Gerechtigkeit, aus einem Brief vom 28. Dezember 1999 an die Bahá’í der WeltQ
74
74:1
Abertausende in einer die gesamte Menschheitsfamilie umfassenden Vielfalt sind derzeit unter ebenso ernsthaften wie geistig anregenden Bedingungen mit dem systematischen Studium des schöpferischen Gotteswortes beschäftigt. Während sie sich bemühen, durch Handeln, Reflektieren und Beraten die auf diese Weise gewonnenen Einsichten anzuwenden, stellen sie fest, wie ihre Fähigkeit, dem Glauben zu dienen, neue Höhen erreicht. Als Antwort auf die tiefe innere Sehnsucht eines jeden Herzens nach Zwiesprache mit seinem Schöpfer, halten sie unter verschiedenen Rahmenbedingungen gemeinsame Andachten ab, vereinen sich mit anderen im Gebet, wecken geistige Empfänglichkeit und entwickeln einen von andächtiger Hinwendung zu Gott geprägten Lebensstil.Das Universale Haus der Gerechtigkeit, Riḍván-Botschaft 2008 an die Bahá’í der Welt, Abs. 1Q
75
75:1
Wir haben die Bahá’í aufgefordert zu erkennen, wie sie mit ihren Bemühungen um die Gemeindebildung ein neues Muster einer möglichen Gesellschaft schaffen… Wesentlich für dieses Muster ist die Andachtsversammlung – ein gemeinschaftlicher Aspekt des gottgefälligen Lebens und eine Dimension des Konzeptes des Mashriqu’l-Adhkár – eine wunderbare Gelegenheit für Ihre Gemeinde, nicht nur den Allmächtigen anzubeten und Seine Segnungen in Ihrem eigenen Leben zu erflehen, sondern auch dafür, die geistigen Energien des Gebets Ihren Mitbürgern zu vermitteln, für sie die Reinheit der Andacht wiederherzustellen, in ihren Herzen den Glauben an die göttlichen Bestätigungen zu wecken und gleichermaßen in ihnen, und nicht zuletzt in sich selbst, den Eifer zu stärken, ihrem Volk und der Menschheit zu dienen, und auf dem Pfad der Gerechtigkeit konstruktive Widerstandskraft zu zeigen.
75:2
Liebe Freunde: Dem Gebet gewidmete Versammlungen, die überall in Ihrem gesegneten Land, in jeder Nachbarschaft, jeder Stadt, jedem Dorf und jedem Weiler stattfinden, und der Zugang zu Bahá’í-Gebeten, den Ihre Mitbürger zunehmend bekommen, ermöglichen es Ihrer Gemeinde, das Licht der Einheit vor aller Menschheit scheinen zu lassen und so zu den Bemühungen Ihrer Mitgläubigen in der ganzen Welt beizutragen. Säen Sie also die Samen künftiger Mashriqu’l-Adhkár zum Wohle aller, entzünden Sie unzählige Leuchtfeuer gegen die Finsternis des Hasses und der Ungerechtigkeit.Das Universale Haus der Gerechtigkeit, aus einem Brief vom 18. Dezember 2014 an die Bahá’í im IranQ
76
76:1
Die systematische Umsetzung des Plans in all seinen Dimensionen lässt ein Muster kollektiver Bemühungen entstehen; es zeichnet sich nicht nur durch die Hingabe an den Dienst aus, sondern auch durch die Hinwendung zur Andacht. Die in den nächsten fünf Jahren notwendige Intensivierung der Aktivitäten wird das Andachtsleben derjenigen, die Seite an Seite in Clustern auf der ganzen Welt dienen, weiter bereichern. Dieser Prozess der Bereicherung ist bereits weit fortgeschritten: So erleben wir zum Beispiel, wie Andachtsversammlungen in den Kern des Gemeindelebens integriert wurden. An diesen Andachten kann jede Seele teilnehmen und hat die Möglichkeit, die himmlischen Düfte zu atmen, die Süße des Gebets zu erleben, über das schöpferische Wort zu meditieren, sich auf den Schwingen des Geistes zu bewegen und Zwiesprache mit dem Einen Geliebten zu halten. Gefühle der Gemeinschaft und des gemeinsamen Anliegens werden erzeugt, besonders in den tiefen geistigen Gesprächen, die bei solchen Gelegenheiten ganz natürlich entstehen und in deren Verlauf die ›Städte der Menschenherzen‹ geöffnet werden können. Durch die Einladung zu einer Gebetsversammlung, bei der Erwachsene und Kinder jeder Herkunft willkommen sind, ist an jedem Ort der Geist des Mashriqu’l-Adhkár zu spüren. Die Verstärkung des Andachtscharakters einer Gemeinde hat auch Einfluss auf das Neunzehntagefest und wird bei anderen Gelegenheiten spürbar, zu denen die Freunde zusammenkommen. Das Universale Haus der Gerechtigkeit, aus einem Brief vom 29. Dezember 2015 an die Konferenz der Kontinentalen Beraterämter, Abs. 49Q
Gebete und Heilung77
77:1
Beachte, wie dein Herz erquickt wird, wenn du zu Gott flehst und sprichst: »Dein Name ist meine Heilung«, wie da deine Seele durch den Geist der Liebe Gottes entzückt wird, dein Gemüt zum Reiche Gottes sich hingezogen fühlt! Durch diese Anziehung wachsen deine geistigen Anlagen und Fähigkeiten. Wenn das Gefäß vergrößert wird, nimmt das Wasser darin zu, wenn der Durst sich steigert, empfindet der Mensch die Wolke und ihren Segen als angenehm. Dies ist das Geheimnis des Bittens, die Weisheit im Aussprechen der Wünsche. ‘Abdu’l-Bahá, in: Über die Macht des Gebets, S. 19Q
78
78:1
O Magd Gottes! Gebete werden durch die allumfassenden Offenbarer Gottes erhört. Selbst wenn der Wunsch auf Stoffliches gerichtet ist, selbst wenn Achtlose beten, hat es eine Wirkung, so sie nur flehentlich und demütig Gottes Hilfe erbitten. …
78:2
O Magd Gottes! Die Gebete, die offenbart wurden, Heilung zu erbitten, sind für leibliche wie geistige Heilung anwendbar. Sprich sie also, um Leib und Seele zu heilen. Wenn die Heilung für den Kranken das Rechte ist, wird sie sicher gewährt; aber für manche Kranke wäre die Heilung nur die Ursache anderer Leiden, und daher erlaubt die Weisheit nicht, dass das Gebet erhört wird.
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