Textzusammenstellung | Ein Leben, getragen von Andacht und Gebet
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76.12:1
Zu Ihrer Frage: Was das Gebet angeht, dürfen wir keine starre Haltung einnehmen. Es gibt dazu keine festen Regeln. Das Wichtigste ist, dass wir mit der richtigen Einstellung zu Gott, der Manifestation, dem Meister, dem Hüter darangehen. Wir können unsere Gedanken im Gebet auf jeden von ihnen richten. Zum Beispiel können Sie Bahá’u’lláh um etwas bitten, oder Sie denken an Ihn und bitten Gott darum. Das gleiche gilt für den Meister oder für den Hüter. Sie können sich in Gedanken an jeden von ihnen wenden und um seine Vermittlung bitten oder direkt zu Gott beten. Solange Sie ihre jeweilige Stufe auseinanderhalten und sie nicht alle als gleichgestellt betrachten, ist es nicht so wichtig, auf wen Sie Ihre Gedanken richten.Shoghi Effendi, aus einem Brief vom 24. Juli 1946, geschrieben in seinem Auftrag an einen einzelnen Gläubigen, in: Über die Macht des Gebets, S. 29Q
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76.13:1
Wenn Sie meinen, Sie müssten sich jemanden vorstellen, während Sie beten, denken Sie an den Meister. Durch Ihn können Sie sich an Bahá’u’lláh wenden. Versuchen Sie immer mehr, an die Eigenschaften der Manifestation Gottes zu denken. Auf diese Weise wird das gedachte Bild verblassen; denn das Leibliche ist nicht das Wesentliche. Sein Geist ist gegenwärtig und ist der wesentliche, Immerwährende Urgrund.Shoghi Effendi, aus einem Brief vom 31. Januar 1949, geschrieben in seinem Auftrag an einen einzelnen Gläubigen, in: Über die Macht des Gebets, S. 30Q
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76.14:1
… der Geist Gottes erreicht uns durch die Seelen der Manifestationen. Wir müssen lernen, mit Ihren Seelen Zwiesprache zu halten. Und das, so scheint es, haben auch die Märtyrer getan und es brachte ihnen eine solche freudige Begeisterung, dass das Leben für sie bedeutungslos wurde. Das ist wahre Mystik und der verborgene, innere Sinn des Lebens, von dem die Menschheit sich heutzutage so weit entfernt hat.Shoghi Effendi, aus einem Brief vom 28. Juli 1950, geschrieben in seinem Auftrag an den Geistigen Rat von Manchester, EnglandQ
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76.15:1
Was Ihre Frage betrifft: Bahá’u’lláh ist natürlich nicht Gott und nicht der Schöpfer; aber durch Ihn können wir Gott erkennen, und wegen dieser Position als göttlicher Mittler ist Er (und die anderen Propheten) in gewisser Weise alles, was wir jemals von Gott, dem Unumschränkten Wesen wissen können.
76.15:2
Deshalb wenden wir uns im Gebet und in Gedanken an Ihn oder durch Ihn an jenes unumschränkte Wesen hinter Ihm und über Ihn hinaus.Shoghi Effendi, aus einem Brief vom 4. Juni 1951, geschrieben in seinem Auftrag an einen einzelnen GläubigenQ
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76.16:1
Wir dürfen nicht so zum Hüter beten, wie zu Gott; wem auch immer wir uns zuwenden, wenn wir beten, wir müssen die richtige Auffassung von der Stufe dieser Person haben: Bahá’u’lláh als der höchsten Manifestation Gottes, der Meister als der Vollkommene Mensch und Mittelpunkt des Bundes, der Hüter gemäß seinen Funktionen, wie sie im Testament des Meisters festgelegt sind. Die Freunde brauchen nur die Schriften zu lesen; dort finden sich alle Antworten; wir haben in diesem Glauben keine Priester, die für uns interpretieren, oder uns die Antwort geben.Shoghi Effendi, aus einem Brief vom 23. April 1957, geschrieben in seinem Auftrag an einen einzelnen GläubigenQ
Ergänzende Textstellen93
77.16:1
Zähle ihn sodann, o mein Gott, zu denen, die sich durch nichts in der Welt davon abhalten lassen, Deine Schönheit zu schauen oder über die wundersamen Zeugnisse Deines ewigen Schöpfertums nachzusinnen, so dass er niemandem sich zugeselle als Dir, keinem sich zuwende außer Deinem Selbst, in allem, was Du in den Reichen von Erde und Himmel erschaffen hast, nur Deine wundersame Schönheit und die Offenbarung Deines strahlenden Antlitzes erblicke und so tief im wogenden Meer Deiner allbeherrschenden Vorsehung, in der brandenden See Deiner heiligen Einheit untertauche, dass er jedes Gedenken vergisst außer dem Gedenken Deiner überragenden Einzigkeit und aus seiner Seele die Spuren aller bösen Gedanken verbannt, o Du, der Du die Reiche aller Namen und Eigenschaften in Händen hältst!Bahá’u’lláh, in: Gebete und Meditationen 184:19Q
94
78.16:1
Lehrt eure Kinder, dass sie morgens und abends die göttlichen Verse lesen. Gott hat jeden Vater verpflichtet, für die beste Erziehung und Ausbildung seiner Kinder, Jungen wie Mädchen, zu sorgen, sowohl in Wissenschaft und Moral als auch in Handwerk und Beruf.Bahá’u’lláh, aus einem Sendschreiben in arabischer SpracheQ
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79.16:1
Bete so zu Gott, dass es deine Anbetung nicht änderte, führte sie dich auch ins Feuer, und ebenso wenig, wäre das Paradies dein Lohn. So, und nur so, sollte die Verehrung sein, die dem einen, wahren Gott gebührt. Aus Furcht zu Ihm zu beten, wäre unschicklich am geweihten Hofe Seiner Gegenwart und könnte nicht als ein Dienst angenommen werden, den du der Einzigkeit Seines Wesens weihst. Wäre dein Blick aber auf das Paradies gerichtet und betetest du zu Ihm mit dieser Hoffnung im Herzen, so würdest du Gottes Schöpfung Ihm zum Gefährten machen, dessen ungeachtet, dass die Menschen das Paradies ersehnen.Der Báb, in: Eine Auswahl aus Seinen Schriften 3:2:1Q
96
80.16:1
Der Diener sollte nach jedem Gebet Gott anflehen, seinen Eltern gnädig zu vergeben. Dann wird Gottes Ruf erschallen: »Abertausendfach sei dir gelohnt, was du für deine Eltern erbeten hast! « Gesegnet, wer seiner Eltern gedenkt, wenn er mit Gott Zwiesprache hält. Wahrlich, es gibt keinen Gott außer Ihm, dem Mächtigen, dem Vielgeliebten.Der Báb, in: Eine Auswahl aus Seinen Schriften 3:22Q
97
81.16:1
O Herr! In dieser größten Sendung nimmst Du die Fürbitte der Kinder für ihre Eltern an. Dies ist eine der besonderen, unendlichen Gnadengaben dieser Sendung. Nimm deshalb, o Du gütiger Herr, die Bitte Deines Dieners an der Schwelle Deiner Einzigkeit an und lasse seinen Vater versinken im Meere Deiner Gnade. Denn dieser Sohn hat sich erhoben, Dir zu dienen, und müht sich unentwegt auf dem Pfade Deiner Liebe. Wahrlich, Du bist der Gebende, der Vergebende und der Gütige.‘Abdu’l-Bahá, in Gebete 215Q
98
82.16:1
Du hast über stoffliche Mittel und Beten gefragt. Das Gebet ist wie der Geist, stoffliche Mittel sind wie die menschliche Hand. Der Geist wirkt durch die Hand als Werkzeug. Obwohl der eine wahre Gott der Allversorger ist, ist die Erde das Mittel, das Nahrung bereitstellt. »Der Himmel hat Nahrung für euch«Qur’án 51:22A, aber wenn Nahrung verordnet ist, wird sie verfügbar, durch welche Mittel auch immer. Wenn der Mensch sich weigert, stoffliche Mittel zu nutzen, gleicht er dem Dürstenden, der seinen Durst anders als durch Wasser oder sonstige Flüssigkeiten löschen will. Der allmächtige Herr schenkt das Wasser und ist sein Schöpfer; Er hat bestimmt, dass es benutzt wird, den Durst des Menschen zu stillen. Seine Nutzung aber ist abhängig von Seinem Willen. Sollte sie nicht im Einklang mit Seinem Willen stehen, wird der Mensch von einem Durst gequält, den die Meere nicht zu löschen vermögen.‘Abdu’l-Bahá, in: Über die Macht des Gebets, S. 14Q
99
83.16:1
In Bezug auf Ihre Frage nach dem Wert von Intuition als Quelle der Führung für den Einzelnen: Der blinde Glaube an unsere intuitiven Kräfte ist unklug, aber durch tägliches Gebet und anhaltende Anstrengung kann man, wenn auch nicht immer und vollständig, den Willen Gottes intuitiv erkennen. Unter keinen Umständen jedoch kann ein Mensch absolut sicher sein, dass er den Willen Gottes durch seine Intuition erkennt. Letztere verleitet oft dazu, die Wahrheit völlig falsch darzustellen und so wird sie eher zu einer Quelle des Irrtums denn der Führung.Shoghi Effendi, aus einem Brief vom 29. Oktober 1938, geschrieben in seinem Auftrag an einen einzelnen GläubigenQ
100
84.16:1
… für die Mütter von Bahá’í-Kindern, oder einem vom Rat damit beauftragten Ausschuss wäre es nach Ansicht des Hüters besser, Auszüge aus Heiligen Worten zu wählen, die das Kind nutzen kann, als etwas selbst zu verfassen. Natürlich kann ein Gebet völlig spontan sein, aber viele Zitate der Bahá’í-Andachtstexte sind leicht verständlich, und das offenbarte Wort ist mit einer eigenen Kraft ausgestattet.Shoghi Effendi, aus einem Brief vom 8. August 1942, geschrieben in seinem Auftrag an den Nationalen Geistigen Rat der Britischen InselnQ
101
85.16:1
Überall auf der Welt, innerhalb und außerhalb des Glaubens, herrscht heute großes Verlangen nach wahrer geistiger Erkenntnis, die das Leben der Menschen durchdringen und motivieren kann. Kein Ausmaß an administrativen Verfahrensweisen oder Befolgen von Regeln kann an die Stelle dieses charakteristischen Merkmals der Seele, diese Geistigkeit, treten, die der Wesenskern des Menschen ist. Shoghi Effendi, aus einem Brief vom 25. April 1945, geschrieben in seinem Auftrag an einen einzelnen Gläubigen, in: Zum wirklichen Leben 40:1Q
102
86.16:1
… Da die Sache Menschen jeder Hautfarbe und Religion aufnimmt, müssen wir darauf achten, keine Bräuche einzuführen, die unseren früheren Glaubensüberzeugungen entstammen. Von Bahá’u’lláh haben wir die Pflichtgebete und auch Gebete für die Nacht, für Reisen etc. bekommen. Wir sollten keine neuen Gebete einführen, die Er nicht vorgegeben hat, wo Er uns doch schon so viele, für so viele Gelegenheiten gegeben hat.Shoghi Effendi, aus einem Brief vom 27. September 1947, geschrieben in seinem Auftrag an einen einzelnen GläubigenQ
103
87.16:1
Er legt Ihnen nahe, dort neben ihrer Lehrtätigkeit besonderen Wert darauf zu legen, inständig nicht nur für den allgemeinen Erfolg zu beten, sondern dafür, dass Gott Menschen, die bereit sind, zu Ihnen senden möge. In jeder Stadt gibt es solche Menschen, aber es ist nicht leicht, sie zu finden und den richtigen Kontakt herzustellen.Shoghi Effendi, aus einem Brief vom 18. März 1950, geschrieben in seinem Auftrag an den Geistigen Rat von Punta Arenas, ChileQ
104
88.16:1
Bezüglich Ihrer Frage über das Gebet und den Umstand, dass einige unserer Probleme nicht durch Beten gelöst werden: Wir müssen uns immer vergegenwärtigen, dass wir im Leben in viele verschiedene Situationen geraten, wovon einige Prüfungen sind, die von Gott gesandt sind, um unseren Charakter auszubilden; einige sind zufällig, da wir in der natürlichen Welt leben und den Geschicken von Tod, Krankheit etc. unterworfen sind; und in andere geraten wir selbstverschuldet aufgrund unserer Torheit, Selbstsucht oder irgendeiner anderen menschlichen Schwäche.
88.16:2
Es ist nicht richtig zu sagen, weil eine geliebte Person stirbt oder nicht von einer Krankheit geheilt wird oder weil ein Problem nicht gelöst wird, dass Gott nicht auf unser Gebet geantwortet hat, oder dass wir nicht so zu Ihm gebetet hätten, dass wir eine günstige Antwort erhielten. Vielleicht war das, worum wir gebetet haben, nicht der Wille Gottes oder es rührte von einem Zufall her und brachte eine unwiderrufliche Folge mit sich, wie Tod oder Krankheit oder Insolvenz etc.
88.16:3
Wie Sie feststellen, glauben die Bahá’í manchmal, dass sie den Willen Gottes ausführen, und doch sieht man, dass die Ergebnisse ziemlich schlecht sind; es ist daher anzunehmen, dass sie sich selbst etwas vorgemacht haben, wenn sie glaubten, ihre Entscheidung und ihr Vorgehen entspräche Seinem Willen. Worauf dies alles hinausläuft ist, dass wir zu Gott flehen sollten, aber immer unter dem Vorbehalt, dass wir Seinen Willen dem unseren vorziehen. Auch sollten wir gemäß den Gesetzen Seiner Lehren leben, denn je mehr wir dies tun, umso mehr sind wir vorbildliche Gläubige, umso sicherer werden wir einen größeren Grad Seiner Führung erhalten.Shoghi Effendi, aus einem Brief vom 18. März 1951, geschrieben in seinem Auftrag an einen einzelnen GläubigenQ
105
89.16:1
Der Hüter wird für die Erweckung Ihrer Seelen, die Enthüllung göttlicher Geheimnisse und die Segnungen des Heiligen Geistiges beten. Es ist der Heilige Geist, der neues Leben verleiht, und heutzutage kann man dies in reicher Fülle in den Schriften Bahá’u’lláhs finden. Seine Worte und Lehren sind das Wasser des Lebens und die Nahrung für das geistige Wachstum. Daher sollten Sie das Wort sorgsam studieren und über seine Bedeutung nachsinnen. Wenn Sie dann von seinem Geist berührt wurden, Verstand und Herz mit dessen geistiger Atmosphäre verbinden – wird der Weg klar und die Türen werden sich öffnen.Shoghi Effendi, aus einem Brief vom 11. Juni 1956, geschrieben in seinem Auftrag an eine Bahá’í-Studiengruppe in Columbus, OhioQ
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