Textzusammenstellung | Frieden
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34:1
Das bedeutendste Anliegen dieser Zeit ist der internationale Friede und ein internationaler Schiedsgerichtshof, und der Weltfriede ist nur mit allgemeinem Wahlrecht erreichbar. Kinder werden von den Frauen erzogen. Die Mutter erduldet die Sorgen und Schwierigkeiten, die mit dem Aufziehen des Kindes verbunden sind, sie erträgt die Qualen seiner Geburt und Mühsal bei seiner Erziehung. Daher ist es äußerst schwer für Mütter, diejenigen, die sie mit solcher Liebe und Fürsorge hegten, auf das Schlachtfeld zu schicken. Stellen Sie sich einen Sohn vor, der zwanzig Jahre lang von einer hingebungsvollen Mutter aufgezogen und ausgebildet wurde. Wie viele schlaflose Nächte und rastlose, sorgenvolle Tage hat sie durchlebt! Nachdem sie ihn durch Gefahren und Schwierigkeiten bis zum Reifealter gebracht hat – was für eine Qual ist es, ihn dann auf dem Schlachtfeld zu opfern! Daher werden die Mütter den Krieg weder billigen, noch sich mit ihm abfinden. Die Zeit wird kommen, in der die Frauen voll und gleichberechtigt an den Angelegenheiten der Welt teilnehmen, selbstsicher und befähigt die große Arena von Recht und Politik betreten, und dann wird der Krieg enden, denn die Frau wird sich ihm in den Weg stellen und ihn verhindern. Das ist wahr und daran gibt es keinen Zweifel.‘Abdu’l-Bahá, in: The Promulgation of Universal Peace, Ansprache am 20. Mai 1912 beim Suffragettentreffen, Metropolitan Temple, Seventh Avenue and Fourteenth Street, New YorkQ
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Nun ist das glorreiche und strahlende zwanzigste Jahrhundert angebrochen und die göttliche Gnade strahlt über alle Welt. …
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Dies kann wahrlich das Wunder der Jahrhunderte genannt werden, denn es ist erfüllt von Offenbarungen des Wundersamen. Die Zeit ist gekommen, da die ganze
Menschheit geeint sein wird, da alle Menschen jeglicher Herkunft einem Vaterland treu ergeben sind, da alle Religionen zu einer werden und Rassismus und religiöse Voreingenommenheit schwinden wird. Es ist ein Tag, da die Einheit der Menschheit ihr Banner erheben und weltweiter Friede gleich dem wahren Morgen die Erde mit seinem Licht überfluten wird.‘Abdu’l-Bahá, in: The Promulgation of Universal Peace, Ansprache am 28. Mai 1912, an der Rezeption des Metropolitan Temple 
Seventh Avenue und Fourteenth Street in New York Q
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Er forderte den gleichen Bildungsgang für Mann und Frau. Töchter und Söhne müssen denselben Lehrplan durchlaufen und dadurch die Einheit der Geschlechter fördern. Wenn die ganze Menschheit dieselben Bildungschancen erhält, wenn die Gleichberechtigung von Mann und Frau verwirklicht wird, ist dem Krieg der Boden entzogen. Ohne Gleichberechtigung wird dies unmöglich sein, weil jede unterschiedliche Behandlung zu Zwietracht und Streit führt. Die Gleichberechtigung von Mann und Frau trägt zur Abschaffung von Krieg bei, denn Frauen werden niemals bereit sein, den Krieg zu billigen. Mütter werden ihre Söhne, nachdem sie sie von klein auf zwanzig Jahre lang umsorgt und umhegt haben, nicht auf dem Schlachtfeld als Opfer hergeben, gleichgültig, um welcher Sache willen sie zur Verteidigung aufgerufen werden. Es besteht kein Zweifel, dass Krieg unter den Menschen gänzlich aufhören wird, sobald Frauen gleiche Rechte erlangen.‘Abdu’l-Bahá, in: The Promulgation of Universal Peace, Ansprache am 9. Juni 1912 in der Unitarian Church, Fifteenth Street und Girard Avenue in Philadelphia, PennsylvaniaQ
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Die Welt braucht vor allem anderen den Frieden unter den Nationen. Ehe er nicht errichtet ist, wird die Menschheit nicht zur Ruhe kommen. Die Nationen und Regierungen müssen einen internationalen Gerichtshof gründen und alle Streitfragen an ihn verweisen. Die Entscheidung dieses Gerichtshofs wird endgültig sein. Persönliche Streitfälle werden von einem örtlichen Gericht entschieden. Internationale Fragen werden vor den Weltschiedsgerichtshof kommen, und so wird es keine Ursache für Krieg mehr geben.‘Abdu’l-Bahá, in: The Promulgation of Universal Peace, Ansprache am 1. September 1912 in der Kirche des Messias, Montreal, Kanada Q
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Ich halte diese beiden großen amerikanischen Nationen (die Vereinigten Staaten und Kanada) in Bezug auf alles, was mit Fortschritt und Zivilisation zu tun hat, für höchst fähig und fortgeschritten … Daher hoffe ich, dass diese verehrten Nationen zu herausragenden Faktoren bei der Schaffung des Weltfriedens und der Einheit der Menschheit werden.‘Abdu’l-Bahá, in: The Promulgation of Universal Peace, Ansprache am 5. September 1912 in der St. James Methodist Church, Montreal, KanadaQ
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Die Menschenwelt besitzt zwei Flügel, den männlichen und den weiblichen. Solange diese beiden Schwingen nicht gleich stark sind, wird der Vogel nicht fliegen. Solange die Frau nicht denselben Rang einnimmt wie der Mann, solange sie nicht Zugang zu denselben Tätigkeitsbereichen genießt, wird die Menschheit nichts Außergewöhnliches verwirklichen, kann sich die Menschheit nicht zu den Höhen wahrer Errungenschaften aufschwingen. Wenn die beiden Flügel gleich stark werden und die gleichen Vorrechte genießen, wird der Flug des Menschen überaus erhaben und bemerkenswert sein. Daher muss die Frau die gleiche Erziehung und Ausbildung erhalten wie der Mann und jede Ungleichheit muss ausgeglichen werden. Mit gleichen Vorzügen begabt wie die Männer, erreichen sie jeden Grad menschlicher Errungenschaft; die Frauen werden den Männern gleichgestellt und solange diese Gleichstellung nicht erreicht ist, wird sich wahrer Fortschritt und Erfolg für die Menschheit nicht einstellen.
39:2
Die offensichtlichen Gründe dafür sind folgende: Die Frau ist von Natur aus gegen den Krieg, sie ist eine Verfechterin des Friedens. Die Kinder werden von den Müttern aufgezogen, die die Grundlage ihrer Erziehung legen und sich gewissenhaft für sie einsetzen. Stellen Sie sich eine Mutter vor, die zwanzig Jahre lang einen Sohn bis zum Reifealter liebevoll aufgezogen hat. Sicherlich billigt sie nicht, dass ihr Sohn in Stücke gerissen und auf dem Schlachtfeld getötet wird. Wenn daher die Frau dem Mann an Macht und Privilegien einschließlich dem Wahlrecht und der Einflussnahme in der Staatsführung gleichkommt, wird es ganz bestimmt keinen Krieg mehr geben; denn die Frau ist von Natur aus die ergebenste und entschiedenste Verfechterin des Weltfriedens.‘Abdu’l-Bahá, in: The Promulgation of Universal Peace, Ansprache am 25. Oktober 1912 im Hotel Sacramento, Sacramento, Kalifornien Q
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Die Völker und Regierungen aller Länder müssen einen obersten Gerichtshof wählen, in dem Mitglieder der einzelnen Länder und Regierungen in Einigkeit tagen. Alle Streitfragen sollen vor dieses Gericht gebracht werden, dessen Aufgabe die Verhütung von Kriegen ist.‘Abdu’l-Bahá, in: Ansprachen in Paris 40:28Q
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Ein höchster Gerichtshof muss durch die Völker und Regierungen aller Staaten errichtet werden und aus gewählten Mitgliedern aller Länder und Regierungen bestehen. Die Mitglieder dieses großen Rates müssen in Einigkeit tagen. Alle Streitigkeiten internationalen Charakters sind diesem Gerichtshof zu unterbreiten, dessen Sache es ist, durch Schiedsspruch alles zu schlichten, was sonst zur Ursache des Krieges würde. Die Aufgabe dieses Gerichtshofes wäre, den Krieg zu verhindern.‘Abdu’l-Bahá, in: Ansprachen in Paris 48:1Q
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»Was die Abrüstungsfrage betrifft, so müssen alle Nationen zur gleichen Zeit abrüsten. Es führt zu gar nichts und wird auch nicht vorgeschlagen, dass einige Nationen die Waffen niederlegen, während andere, ihre Nachbarn, bewaffnet bleiben. Der Weltfriede muss durch internationale Vereinbarung herbeigeführt werden. Alle Nationen müssen übereinkommen, gleichzeitig abzurüsten …
42:2
Keine Nation kann eine Friedenspolitik verfolgen, während ihr Nachbar kriegerisch bleibt … Darin liegt keine Gerechtigkeit. Niemand käme auf den Gedanken vorzuschlagen, der Weltfriede könne auf diesem Wege herbeigeführt werden. Er muss durch eine allgemeine, umfassende internationale Vereinbarung zustande gebracht werden und durch nichts anderes …
42:3
Gleichzeitiges Handeln ist bei jedem Abrüstungsplan nötig. Alle Regierungen der Welt müssen ihre Schlacht- und Kriegsschiffe in Handelsschiffe umbauen. Aber eine Nation allein kann von sich aus nicht mit einer solchen Politik beginnen, und ein solcher Versuch eines einzelnen Staates wäre töricht. Er würde nur zur Zerstörung verlocken …«
42:4
»Gibt es irgendwelche Anzeichen, dass der dauerhafte Weltfriede etwa in absehbarer Zeit errichtet wird?«, wurde ‘Abdu’l-Bahá gefragt.
42:5
»Er wird in diesem Jahrhundert errichtet«, antwortete er. »Er wird im zwanzigsten Jahrhundert die Welt umfassen. Alle Nationen werden dazu gezwungen sein.«
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42:6
»Durch wirtschaftlichen Druck?«
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»Ja. Die Nationen werden zum Frieden und zur Übereinkunft über die Abschaffung des Krieges gezwungen sein. Die Menschen werden die entsetzliche Steuerlast für Kriegszwecke nicht mehr ertragen können …«
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»Nein«, sagte ‘Abdu’l-Bahá abschließend, »ich wiederhole, keine Nation kann unter diesen Umständen abrüsten. Abrüstung wird sicherlich kommen, sie muss kommen, und sie wird durch die weltweite Zustimmung der zivilisierten Nationen der Erde kommen. Durch internationale Übereinkunft werden sie ihre Waffen niederlegen und das große Zeitalter des Friedens wird dann eingeleitet. Nur auf diese und keine andere Weise kann der Friede auf Erden begründet werden.«‘Abdu’l-Bahá in einem Interview mit einem Zeitungsreporter, zitiert in: ‘Abdu’l-Bahá in Canada, pp. 34-35 Q
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Sobald das Parlament der Menschheit gegründet und dessen Teilbereiche organisiert sind, sobald die Regierungen der Welt ein Bündnis ewiger Freundschaft eingegangen sind, werden sie kein stehendes Heer und keine Kriegsmarine mehr brauchen. Einige wenige Bataillone zum Schutz der inneren Ordnung und eine internationale Polizei zur Sicherung der Meeresstraßen sind alles, was nötig sein wird. Dann werden diese ungeheuren Summen in andere, nützlichere Kanäle gelenkt, die Massenarmut wird verschwinden, die Bildung zunehmen, Dichter und Sänger werden die Triumphe des Friedens besingen, das Wissen wird die Lebensbedingungen verbessern und die Menschheit wird in der Wiege des Glücks und der Wonne Schutz finden. Dann werden die Herrscher, ob ihre Regierung konstitutionell oder republikanisch, erblich-monarchisch oder demokratisch ist, ihre Zeit dem Wohlergehen ihrer Nationen, der Festlegung von gerechten und vernünftigen Gesetzen und der Förderung von engeren, freundschaftlicheren Beziehungen mit ihren Nachbarn widmen. So wird die Welt der Menschheit zu einem Spiegel für die Tugenden und Eigenschaften des Reiches Gottes.
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Alle Regierungen der Welt müssen durch ein allgemeines Übereinkommen gleichzeitig abrüsten … Es würde nicht helfen, wenn die eine ihre Waffen niederlegte und die andere sich weigerte, dasselbe zu tun. Die Nationen der Welt müssen hinsichtlich dieser höchst wichtigen Angelegenheit zusammenwirken, auf dass sie gemeinsam auf die tödlichen Waffen des Menschengemetzels verzichten. Solange ein Volk seinen Etat für Militär und Kriegsmarine vergrößert, werden andere Nationen durch ihre natürlichen und vermeintlichen Interessen gezwungen sein, diesen wahnwitzigen Wettbewerb mitzumachen.
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Das Problem der Abrüstung muss jetzt von allen Nationen, nicht nur von einer oder zwei, in Angriff genommen werden. Folglich müssen die Verfechter des Friedens Tag und Nacht bestrebt sein, dass die einzelnen Menschen in allen Ländern friedliebend werden, die öffentliche Meinung eine starke, dauerhafte Basis erlangt, das Heer des Weltfriedens Tag für Tag vergrößert wird, völlige Abrüstung stattfindet und das Banner der weltweiten Versöhnung auf den höchsten Berggipfeln der Erde weht.
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Die Ideale des Friedens müssen genährt und unter den Bewohnern der Welt verbreitet werden. Sie müssen in den Schulen über den Frieden und das Unheil des Krieges unterrichtet werden. Erstens: Die Geldgeber und Bankiers müssen aufhören, irgendeiner Regierung Geld zu leihen, wenn diese einen ungerechten Krieg gegen eine unschuldige Nation zu führen vorhat. Zweitens: Die Direktoren und Geschäftsführer der Eisenbahnen und Dampfschifffahrtsgesellschaften müssen die Beförderung von Kriegsmunition, Höllenmaschinen, Gewehren, Kanonen und Schießpulver von einem Land zum anderen unterlassen. Drittens: Die Soldaten müssen durch ihre Vertreter die Kriegsminister, die Politiker, die Parlamentarier und die Generale ersuchen, in deutlicher und verständlicher Sprache Gründe und Ursachen vorzutragen, die sie an den Rand eines solch nationalen Unheils gebracht haben. Die Soldaten müssen dies als eines ihrer Vorrechte fordern. »Beweist uns«, müssen sie sagen, »dass dies ein gerechter Krieg ist, dann werden wir das Schlachtfeld betreten, andernfalls tun wir keinen Schritt. Kommt hervor aus Euren Verstecken, betretet das Schlachtfeld, wenn ihr einander angreifen möchtet und reißt einander in Stücke, wenn ihr euren sogenannten Streit in der Öffentlichkeit austragen wollt. Zwist und Fehde sind zwischen euch, warum macht ihr uns unschuldige Menschen dabei zur Partei? Wenn Kampf und Blutvergießen gut sind, dann führt uns unter eurem Dabeisein ins Gefecht!«
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Kurz, jeder Grund, der Krieg erzeugt, muss geprüft werden, und die Mittel, die den Ausbruch des Krieges verhindern, müssen gefördert werden, so dass physischer Kampf zur Unmöglichkeit wird. Andererseits muss jedes Land richtig abgegrenzt, seine Grenzen exakt markiert, seine nationale Integrität gesichert, seine dauerhafte Unabhängigkeit geschützt und seine lebenswichtigen Interessen von der Familie der Nationen respektiert werden. Diese Dienste sollten von einer unparteiischen internationalen Kommission geleistet werden. Auf diese Weise werden alle Ursachen von Reiberei und Meinungsverschiedenheiten beseitigt. Und falls Streitigkeiten unter ihnen entstehen, könnten sie sich vor dem Parlament der Menschheit, dessen Abgeordnete unter den weisesten und klügsten Menschen aller Nationen der Welt ausgewählt werden sollten, einem Schiedsspruch unterwerfen.‘Abdu’l-Bahá, zitiert in: Star of the West, vol. 5, no. 8, August 1914, pp. 115-117Q
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Jedes Jahrhundert besitzt die Lösung für ein vorherrschendes Problem. Obwohl es viele Probleme geben mag, wird sich dennoch eines der unzähligen Probleme auftürmen und zum wichtigsten von allen werden … In diesem leuchtenden Jahrhundert ist die größte Gabe der Welt für die Menschheit der Weltfriede, der gegründet werden muss, so dass das Reich der Schöpfung zur Ruhe kommt, der Osten und der Westen, die mit ihrer Reichweite die fünf Kontinente des Erdballs umfassen, einander umarmen, die Menschen unter dem Zelt der Einheit der Menschheit Ruhe finden und das Banner des Weltfriedens über alle Regionen wehen möge …
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Heute ist die wahre Pflicht eines mächtigen Königs, den Weltfrieden zu stiften; denn dies bekundet wahrlich die Freiheit aller Menschen in der Welt. Manche, die von der Existenz wahrer Menschlichkeit und deren hohem Streben für das Wohl aller nichts wissen, halten eine solch herrliche Lebensform für sehr schwierig, ja sogar unmöglich erreichbar. Aber dem ist nicht so, ganz im Gegenteil.‘Abdu’l-Bahá, zitiert in: Star of the West, vol. 7, no. 14, November 1916, p. 136 Q
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