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321Die Qualen, die Er als Folge des Anschlags auf das Leben Náṣiri’d-Dín Sháhs erduldete, waren Ihm allein von außenstehenden Feinden des Glaubens zugefügt worden. Die Geburtswehen in Adrianopel, deren Auswirkungen die Gemeinde der Anhänger des Báb fast entzweite, kamen dagegen ausschließlich aus dem Inneren. Diese neue, fast zehn Jahre lang Ihn und Seine Gefährten erschütternde Krise hingegen war nicht nur durch Angriffe Seiner Gegner von außen gekennzeichnet, sondern sie wurde auch von Machenschaften Seiner Feinde von innen hervorgerufen und durch schwere Untaten derer, die zwar Seinen Namen trugen, aber Dinge taten, die Sein Herz und Seine Feder wehklagen ließen.322‘Akká, das antike Ptolemais, das St. Jean d’Acre der Kreuzfahrer, das der Belagerung durch Napoleon erfolgreich getrotzt hatte, war unter den Türken zu einer Strafkolonie herabgesunken, in die aus allen Teilen des Türkischen Reiches die Mörder, Wegelagerer und politischen Aufwiegler geschickt wurden. Die Stadt war von einem doppelten Wall umgeben und von einer Bevölkerung bewohnt, die Bahá’u’lláh als »Otterngezücht«Bahá’u’lláh, in: Ährenlese 164:7, wahrscheinlich Bezug nehmend auf: Mt. 23:33 – Anm. d. Hrsg.
Q brandmarkte; es gab in ihren Mauern keine einzige Wasserquelle, sie war ein von Flöhen verseuchtes feuchtes Geflecht gewundener, düsterer und schmutziger Gassen. Im Lawḥ-i-Sulṭán vermerkt die Erhabenste Feder: »Man sagt, sie sei die trostloseste Stadt der Welt, die unansehnlichste von allen, und sie habe das abscheulichste Klima, das fauligste Wasser. Man möchte meinen, sie sei die Stammburg der Eulen.«Bahá’u’lláh, Lawḥ-i-Sulṭán, in: Anspruch und Verkündigung 1:267 – Anm. d. Hrsg.
Q Ihre Luft war derart verpestet, dass es hieß, ein Vogel, der über die Stadt flöge, fiele tot herab.323Vom Sulṭán und seinen Ministern waren ausdrückliche Befehle ergangen, die Verbannten, denen schwere Verfehlungen und Irreleitung anderer Menschen zur Last gelegt wurden, strengsten Haftbedingungen zu unterwerfen. Zuversichtlich wurde die Hoffnung geäußert, dass die gegen sie verhängte lebenslange Haftstrafe schließlich zu ihrer Vernichtung führen werde. Der Erlass des Sulṭáns ‘Abdu’l-‘Azíz vom fünften Rabí‘u’th-Thání 1285 d. H. (26. Juli 1868) verurteilte sie nicht nur zu lebenslänglicher Verbannung, sondern verfügte auch strenge Kerkerhaft und untersagte ihnen sowohl den Kontakt untereinander wie auch mit den Ortsansässigen. Der Text des Erlasses wurde bald nach der Ankunft der Verbannten in der Hauptmoschee der Stadt zur Warnung für die Bevölkerung öffentlich verlesen. Der persische Gesandte an der Hohen Pforte versicherte seiner Regierung in einem Brief, den er etwas über ein Jahr nach der Verbannung der Bahá’í nach ‘Akká schrieb: »Ich habe telegrafische und schriftliche Weisungen ergehen lassen, denen zufolge es IhmBahá’u’lláh.A verboten ist, mit irgendjemandem außer Seinen Frauen und Kindern Umgang zu haben oder aus welchem Grund auch immer das Haus zu verlassen, in dem Er gefangen ist. Vor drei Tagen habe ich ‘Abbás-Qulí Khán, den Generalkonsul in Damaskus, … dorthin zurückgeschickt und ihm aufgetragen, unverzüglich nach ‘Akká zu reisen, … um dort mit dem Gouverneur alle erforderlichen Maßnahmen für die strenge Beibehaltung ihrer Haft zu besprechen, … und vor seiner Rückkehr nach Damaskus einen Stellvertreter vor Ort zu ernennen, der dafür zu sorgen hat, dass die von der Hohen Pforte erlassenen Befehle keinesfalls missachtet werden. Des Weiteren habe ich ihn angewiesen, alle drei Monate von Damaskus nach ‘Akká zu kommen, um persönlich nach dem Rechten zu sehen und seinen Bericht der Botschaft vorzulegen.« Die ihnen auferlegte Isolierung war so streng, dass die Bahá’í in Persien – beunruhigt durch die von den Azalí in Iṣfahán ausgestreuten Gerüchte, Bahá’u’lláh sei ertränkt worden – das britische Telegrafenamt in Julfá veranlassten, in ihrem Auftrag herauszufinden, was daran wahr sei.324Nach einer mühseligen Überfahrt landeten die Verbannten in ‘Akká. Alle, Männer, Frauen und Kinder, wurden unter den Blicken eines neugierigen, herzlosen Volkes, das sich am Hafen zusammengerottet hatte, um den »Gott der Perser« zu sehen, in die Kaserne geführt, dort eingesperrt und von Aufsehern bewacht. »In der ersten Nacht«
, schreibt Bahá’u’lláh im Lawḥ-i-Ra’ís, »erhielten wir weder zu essen noch zu trinken. … Selbst als sie um Wasser baten, wurde es ihnen verweigert.«Bahá’u’lláh, Lawḥ-i-Ra’ís, in: Anspruch und Verkündigung 3:4 – Anm. d. Hrsg.
Q Das Wasser im Hofteich war so schmutzig und salzig, dass kein Mensch davon trinken konnte. Jeder bekam drei Laibe gesalzenes Schwarzbrot zugeteilt, die sie später unter Aufsicht auf dem Markt gegen zwei bessere eintauschen durften. Später wurde ihnen als Ersatz für die Brotzuteilung ein armseliger Geldbetrag zugestanden. Bald nach ihrer Ankunft erkrankten alle bis auf zwei. Malaria und Ruhr zusammen mit der schwülen, brütenden Hitze vergrößerten ihr Elend. Drei starben, darunter zwei Brüder in der gleichen Nacht, »einander in den Armen liegend«Bahá’u’lláh, siehe auch: ‘Abdu’l-Bahá, Vorbilder der Treue 64:10.
Q, wie Bahá’u’lláh schreibt. Er ließ den Teppich, den Er selbst nutzte, verkaufen, damit von dem Erlös ihre Leichentücher gekauft und das Begräbnis bestritten werden konnte. Der kümmerliche Betrag, den man dafür erzielte, wurde den Wachen übergeben, die sich geweigert hatten, sie zu begraben, solange die erforderlichen Kosten nicht beglichen waren. Später wurde bekannt, dass sie ungewaschen, ohne Leichentuch, ohne Sarg, in den Kleidern, die sie trugen, verscharrt worden waren, obwohl die Wachen, wie Bahá’u’lláh versichert, doppelt so viel erhalten hatten, wie für das Begräbnis nötig gewesen wäre. Er schrieb: »Außer Gott, dem Allmächtigen, dem Allwissenden, weiß niemand, was Uns zugestoßen ist.«Bahá’u’lláh, Lawḥ-i-Ra’ís, in: Anspruch und Verkündigung 3:27 – Anm. d. Hrsg.
Q Und ferner: »Seit Erschaffung der Welt bis auf den heutigen Tag ward solche Unmenschlichkeit nie gesehen noch von ihr gehört.«Bahá’u’lláh, Lawḥ-i-Ra’ís, in: Anspruch und Verkündigung 3:6 – Anm. d. Hrsg.
Q Weiter schreibt Er, auf sich selbst bezogen: »Während der längsten Zeit Seines Lebens wurde Er in den Krallen Seiner Feinde schmerzlich geprüft mit Leiden, die ihren Höhepunkt nun in diesem qualvollen Gefängnis erreicht haben, in das Ihn Seine Unterdrücker ohne jedes Recht geworfen haben.«Bahá’u’lláh, in: Ährenlese 23:4 – Anm. d. Hrsg.
Q325Die wenigen Pilger, die es trotz des strengen Verbots bis vor die Gefängnistore schafften – einige hatten den ganzen Weg von Persien zu Fuß zurückgelegt –, mussten sich mit einem flüchtigen Blick auf das Antlitz des Gefangenen begnügen, wenn sie von ihrem Standort jenseits des zweiten Festungswalls zum Fenster Seines Gefängnisses hinübersahen. Die ganz wenigen, denen es gelang, in die Stadt hineinzukommen, mussten zu ihrem großen Leidwesen wieder umkehren, ohne auch nur Sein Antlitz gesehen zu haben. Der selbstlose Ḥájí Abu’l-Ḥasan-i-Ardikání, mit dem Beinamen Amín-i-Iláhíder Treuhänder Gottes.A, konnte als erster zu Ihm gelangen; möglich war dies in einem öffentlichen Bad. Dort durfte er – wie zuvor abgesprochen – Bahá’u’lláh zwar sehen, sich Ihm aber weder nähern noch irgendein Erkennungszeichen geben. Ein anderer Pilger, Ustád Ismá‘íl-i-Káshí, der aus Mosul kam, stellte sich auf die andere Seite des Festungsgrabens und starrte stundenlang, in Gebet versunken, zum Fenster seines Geliebten, konnte aber wegen seiner schwachen Augen Sein Antlitz nicht erkennen und musste unverrichteter Dinge wieder zu der Höhle am Karmel zurückkehren, die ihm als Unterschlupf diente. Diese Begebenheit rührte die heilige Familie, die von weitem voll Mitgefühl das Scheitern seiner Hoffnungen verfolgt hatte, zu Tränen. Nabíl musste überstürzt aus der Stadt fliehen, wo er erkannt worden war, und musste sich mit einem kurzen Blick auf Bahá’u’lláh über denselben Festungsgraben hinweg begnügen. Danach durchstreifte er die Gegenden um Nazareth, Haifa, Jerusalem und Hebron, bis es ihm die allmähliche Lockerung der Beschränkungen endlich erlaubte, zu den Verbannten zu stoßen.326Zur drückenden Last all dieser Drangsal trat nun der bittere Schmerz über ein plötzliches Unglück: das frühe Hinscheiden des edlen, frommen Mírzá Mihdí, des Reinsten Astes, ‘Abdu’l-Bahás zweiundzwanzigjährigem Bruder, Sekretär Bahá’u’lláhs und Mitverbanntem seit den Tagen, da er als Kind aus Ṭihrán zu seinem Vater nach Baghdád gebracht worden war, um nach Dessen Rückkehr aus Sulaymáníyyih bei Ihm zu sein. Eines Abends, als er im Dämmerlicht, in seine gewohnte Andacht vertieft, auf dem Dach der Kaserne auf und ab schritt, stürzte er durch einen ungesicherten Lichtschacht auf eine Holzkiste im Flur darunter. Dabei wurde ihm der Brustkorb durchbohrt, und zweiundzwanzig Stunden darauf, am 23. Rabí‘u’l-Avval 1287 d. H. (23. Juni 1870), starb er. Seine letzte Bitte an den trauernden Vater war, dass sein Leben als Opfer angenommen werden möge für alle, die daran gehindert wurden, in die Gegenwart ihres Geliebten zu gelangen.327In einem äußerst bemerkenswerten Gebet, das Bahá’u’lláh zum Andenken an Seinen Sohn offenbarte, stellt Er seinen Tod in eine Reihe mit den großen Sühneopfern wie die von Abraham beabsichtigte Opferung seines Sohnes, die Kreuzigung Jesu Christi und den Märtyrertod des Imám Ḥusayn. Dort lesen wir: »Ich habe, o mein Herr, dargebracht, was Du mir gegeben hast, damit Deine Diener belebt und alle Erdenbewohner vereint werden.«Bahá’u’lláh,.
An Seinen geopferten Sohn richtet Er die folgenden prophetischen Worte: »Du bist das Pfand Gottes und Sein Schatz in diesem Land. Binnen kurzem wird Gott durch dich offenbaren, was Er wünscht.«Bahá’u’lláh,.
328Sein Leib wurde im Beisein Bahá’u’lláhs gewaschen und anschließend wurde der »aus dem Lichte Bahás Erschaffene«Bahá’u’lláh,.
, dessen »Sanftmut«Bahá’u’lláh,.
die Erhabene Feder bezeugt, die Feder, die auch das »Mysterium«Bahá’u’lláh,.
seines Aufstiegs erwähnt, in Begleitung der Festungswachen fortgetragen und jenseits des Stadtwalls an einer Stelle, die an das Grab von Nabí Ṣáliḥ grenzt, zur Ruhe gebettet. Siebzig Jahre später wurden seine Gebeine zusammen mit denen seiner erhabenen Mutter an den Berghang des Karmel überführt und in der Nähe des Grabes seiner Schwester im Schatten des heiligen Schreins des Báb beigesetzt.329Das war aber noch nicht das ganze Leid, das der Gefangene von ‘Akká und Seine Gefährten zu erdulden hatte. Vier Monate nach diesem tragischen Ereignis machte eine Mobilmachung türkischer Truppen den Umzug Bahá’u’lláhs und all Seiner Gefährten aus der Kaserne notwendig. Die Behörden wiesen Ihm und Seiner Familie das Haus von Malik im westlichen Stadtviertel zu und nach drei Monaten mussten sie in das gegenüberliegende Haus von Khavvám übersiedeln. Wenige Monate später mussten sie wieder ein neues Quartier beziehen, und zwar im Haus von Rábi‘ih, von wo sie nach vier Monaten schließlich in das Haus von ‘Údí Khammár verlegt wurden, das ihren Bedürfnissen so wenig gerecht wurde, dass sich darin in einem der Räume nicht weniger als dreizehn Personen beiderlei Geschlechts einrichten mussten. Einige Gefährten mussten in andere Häuser ziehen, die übrigen wurden in der Kárvánsaráy Khán-i-‘Avámíd untergebracht.330Kaum waren die strengen Haftbedingungen ein wenig gelockert und die Wachen abgezogen worden, da trieb eine innere Krise, die sich seit einiger Zeit inmitten der Gemeinde zusammengebraut hatte, einem plötzlichen katastrophalen Höhepunkt zu. Zwei aus der Gruppe, die mit Bahá’u’lláh nach ‘Akká gehen mussten, hatten sich Dinge zuschulden kommen lassen, die Bahá’u’lláh dazu zwangen, sie auszuschließen, und Siyyid Muḥammad zögerte natürlich nicht, den größtmöglichen Vorteil aus diesem Vorgang zu ziehen. Mit Unterstützung dieser beiden und seiner alten Komplizen, die sich als Spione betätigten, eröffnete er einen Verleumdungsfeldzug mit noch bösartigeren Anschuldigungen und Intrigen als seinerzeit in Konstantinopel, um damit, die Feindschaft und Gereiztheit der ohnehin vorurteilsbehafteten und misstrauischen Bevölkerung auf die Spitze zu treiben. Die neue Gefahr bedrohte nun eindeutig Bahá’u’lláhs Leben. Obwohl Er Seinen Anhängern mehrfach mündlich wie schriftlich jegliche Vergeltungsmaßnahme gegenüber ihren Peinigern streng untersagt hatte und sogar einen verantwortungslosen arabischen Gläubigen nach Beirut zurückgeschickt hatte, weil er das seinem geliebten Oberhaupt zugefügte Unrecht rächen wollte, stellten sieben Gefährten heimlich den Verfolgern nach und erschlugen drei von ihnen, darunter Siyyid Muḥammad und Áqá Ján.331Die Bestürzung der ohnehin schwer bedrängten Gemeinde war unbeschreiblich. Bahá’u’lláhs Entrüstung kannte keine Grenzen. Kurz nach der Tat offenbarte Er ein Sendschreiben, in dem Er Seinen Gefühlen Ausdruck verleiht: »Wollten Wir davon sprechen, was über Uns gekommen ist, so würde es die Himmel zerreißen und die Berge zermalmen.«Bahá’u’lláh, auch zitiert in: Kitáb-i-Aqdas 5:192:3[nicht die Quelle] – Anm. d. Hrsg.
Q Und bei anderer Gelegenheit schreibt Er: »Meine Gefangenschaft bereitet Mir keine Pein, was Mich schmerzt, ist das Verhalten derer, die Mich lieben, die den Anspruch erheben, Mir zuzugehören, und doch begehen, was Mein Herz und Meine Feder weinen lässt.«Bahá’u’lláh, auch zitiert in: Kitáb-i-Aqdas 5:192:3[nicht die Quelle] – Anm. d. Hrsg.
Q Und wiederum: »Meine Gefangenschaft kann Mir keine Schande bringen. Nein, bei Meinem Leben, sie verleiht Mir Ruhm! Was Mich beschämen kann, ist das Verhalten jener Meiner Anhänger, die vorgeben, Mich zu lieben, doch in Wirklichkeit dem Bösen folgen.«Bahá’u’lláh, in: Ährenlese 60:1 – Anm. d. Hrsg.
Q332Er war dabei, Seinem Sekretär Briefe zu diktieren, als der Gouverneur und seine Truppen mit gezückten Schwertern das Haus umstellten. Die ganze Einwohnerschaft und das Militär waren in hellem Aufruhr. Von allen Seiten war der Lärm und das Geschrei der Menschen zu hören. Bahá’u’lláh wurde nachdrücklich zum Sitz des Gouverneurs vorgeladen, dort verhört und die erste Nacht zusammen mit einem Seiner Söhne in einem Raum des Khán-i-Shávirdí festgehalten. Für die beiden folgenden Nächte wurde Er in ein besseres Quartier in der Nähe gebracht; erst nach siebzig Stunden durfte Er in Seine Wohnung zurückkehren. ‘Abdu’l-Bahá wurde die erste Nacht ins Gefängnis geworfen und in Ketten gelegt und erst danach durfte Er mit Seinem Vater zusammentreffen. Fünfundzwanzig Gefährten wurden in ein anderes Gefängnis gebracht und angekettet und alle bis auf die für die abscheuliche Tat Verantwortlichen, deren Haftstrafe mehrere Jahre dauerte, wurden sechs Tage später in den Khán-i-Shávirdí verlegt und dort sechs Monate lang gefangen gehalten.333Als Bahá’u’lláh beim Verwaltungssitz eintraf, fragte Ihn der Stadtkommandant barsch: »Ist es in Ordnung, dass einige Ihrer Anhänger so etwas tun?«, worauf er prompt zur Antwort bekam: »Wenn einer Ihrer Soldaten eine Untat begeht, würden Sie dann dafür verantwortlich gemacht und an seiner Stelle bestraft?«Bahá’u’lláh, berichtet in:.
Im Verhör forderte man Ihn auf, Seinen Namen zu nennen und den Namen des Landes, aus dem Er komme. »Das ist offenbarer als die Sonne«Bahá’u’lláh, berichtet in:.
, antwortete Er. Man stellte Ihm nochmals die gleiche Frage, worauf Er zur Antwort gab: »Ich halte es für unpassend, darauf zu antworten. Sehen Sie in dem Erlass der Regierung nach, der Ihnen vorliegt.«Bahá’u’lláh, berichtet in:.
Hierauf wiederholten sie – diesmal mit betonter Ehrerbietung – noch einmal ihre Frage, worauf Bahá’u’lláh voll Majestät und Macht die Worte sprach: »Mein Name ist Bahá’u’lláhLicht Gottes.A, und Mein Land ist NúrLicht.A. Das zu Ihrer Kenntnis.«Bahá’u’lláh, berichtet in:.
Dann wandte Er sich mit einem versteckten Tadel an den Muftí, und sprach danach zur ganzen Versammlung in einer so gewaltigen und erhabenen Sprache, dass keiner Ihm zu antworten wagte. Nachdem Er Verse aus der Súriy-i-Mulúk zitiert hatte, erhob Er sich und verließ die Versammlung. Kurz darauf ließ Ihm der Gouverneur mitteilen, dass es Ihm freistehe nach Hause zurückzukehren, und entschuldigte sich wegen des Vorfalls.334Die Bevölkerung, die den Verbannten bereits feindlich gesinnt war, entflammte nun in hemmungslosem Hass gegen jeden, der sich zum Glauben dieser Verbannten bekannte. Offen und unverhohlen schleuderte man ihnen den Vorwurf der Pietätlosigkeit, des Atheismus, des Terrorismus und der Ketzerei ins Gesicht. ‘Abbúd, der im Haus nebenan wohnte, ließ die Trennwand zwischen seinem Haus und der Wohnung Bahá’u’lláhs, seinem Nachbarn, den er entsetzlich fürchtete und der ihm höchst verdächtig war, verstärken. Selbst die Kinder der inhaftierten Verbannten wurden, wenn sie sich in diesen Tagen auf der Straße sehen ließen, verfolgt, beschimpft und mit Steinen beworfen.335Der Leidenskelch Bahá’u’lláhs war nun zum Überfließen voll. Die Verbannten befanden sich weiterhin in einer höchst demütigenden Situation, beängstigend und mitunter voll Gefahren. Doch schließlich kam durch den unerforschlichen Willen Gottes die Zeit, in der die Flut des Elends und der Erniedrigung abzuebben begann und sich eine Veränderung im Geschick des Glaubens ankündigte, deutlicher noch als der bahnbrechende Umschwung in den letzten Jahren von Bahá’u’lláhs Aufenthalt in Baghdád.336Alle Schichten der Bevölkerung erkannten allmählich die völlige Unschuld Bahá’u’lláhs, der wahre Geist Seiner Lehren drang langsam durch die harte Schale ihrer Gleichgültigkeit und ihres Fanatismus, an Stelle des früheren Gouverneurs, dessen Geist vom Hass gegen den Glauben und seine Anhänger hoffnungslos vergiftet gewesen war, wurde der kluge und menschliche Aḥmad Big Tawfíq eingesetzt, ‘Abdu’l-Bahá, der jetzt in der Blüte Seiner Mannesjahre stand, arbeitete hart und unermüdlich und stellte durch Seine Kontakte zu allen Schichten der Bevölkerung zunehmend Seine Fähigkeit unter Beweis, Schutzschild für Seinen Vater zu sein, und durch das Walten der Vorsehung wurden schließlich die Beamten, die zur Verlängerung der Haft der unschuldigen Gefährten beigetragen hatten, entlassen – all das bereitete den Weg für die Gegenbewegung, die jetzt in Gang kam und die für immer untrennbar mit der Zeit des Exils Bahá’u’lláhs in ‘Akká verbunden sein wird.337Durch seine Verbindung zu ‘Abdu’l-Bahá – und später durch die Lektüre der Schriften des Glaubens, die ihm die Unheilstifter in der Absicht zugespielt hatten, seinen Zorn zu erregen – erwachte im Herzen des Gouverneurs allmählich eine so große Verehrung, dass er sich stets weigerte, die Gegenwart Bahá’u’lláhs aufzusuchen, ohne zuvor zum Zeichen seiner Hochachtung die Schuhe abzulegen. Auch sprach sich herum, dass seine bevorzugten Ratgeber ausgerechnet die Verbannten waren, die Anhänger des Gefangenen, der sich in seinem Gewahrsam befand. Er schickte sogar regelmäßig seinen eigenen Sohn zur Erziehung und zum Unterricht zu ‘Abdu’l-Bahá. Während einer langersehnten Unterredung mit Bahá’u’lláh bekam er als Antwort auf die Bitte, Ihm doch einen Dienst erweisen zu dürfen, den Vorschlag unterbreitet, die Wasserleitung wiederherzustellen, die man seit dreißig Jahren hatte verfallen lassen; dieser Vorschlag wurde sofort umgesetzt. Dem Zustrom der Pilger, unter denen sich auch der ergebene und ehrwürdige Mullá Ṣádiq-i-Khurásání und der Vater Badí‘s befanden, beide Überlebende des Kampfes von Ṭabarsí, widersetzte er sich kaum, obgleich der Wortlaut des kaiserlichen Erlasses ihnen den Zutritt zur Stadt verbot. Einige Jahre später ging der inzwischen Gouverneur gewordene Muṣṭafá-Ḍíyá’ Páshá sogar so weit, zu signalisieren, dass es seinem Gefangenen freistünde, die Stadttore zu passieren, wann immer es Ihm beliebe. Dieses Anerbieten lehnte Bahá’u’lláh jedoch ab. Selbst der Muftí von ‘Akká, Shaykh Maḥmúd, ein wegen seines Fanatismus bekannter Mann, hatte sich zum neuen Glauben bekehrt und stellte in seiner frischen Begeisterung eine Sammlung der auf ‘Akká bezogenen muslimischen Traditionen zusammen. Auch die verständnislosen Gouverneure, die gelegentlich in die Stadt geschickt wurden, hatten trotz ihrer uneingeschränkten Macht keine Kontrolle über die Kräfte, die den Glaubensstifter Seiner De-facto-Befreiung und schließlich der Vollendung Seiner Bestimmung entgegentrugen. Schriftgelehrte und sogar syrische ‘Ulamá fühlten sich im Lauf der Jahre veranlasst, ihrer Anerkennung der wachsenden Größe und Macht Bahá’u’lláhs Ausdruck zu verleihen. ‘Azíz Páshá, der in Adrianopel eine tiefe Zuneigung zu ‘Abdu’l-Bahá bewiesen hatte und in der Zwischenzeit zum Rang eines Válí aufgerückt war, kam zweimal nach ‘Akká, nur um Bahá’u’lláh seine Achtung zu bezeugen und seine Freundschaft mit einem Mann zu erneuern, den er zu bewundern und verehren gelernt hatte.338Obwohl Bahá’u’lláh, anders als noch in Baghdád, so gut wie nie persönliche Unterredungen gewährte, war Sein Einfluss doch so groß, dass die Bewohner von ‘Akká die merkliche Verbesserung des Klimas und der städtischen Wasserversorgung ganz offen Seiner Anwesenheit in der Stadt zuschrieben. Schon allein die für Ihn verwendeten Bezeichnungen, zum Beispiel »das erhabene Oberhaupt« und »Seine Hoheit«, zeigten die Verehrung, die Er in den Menschen weckte. Ein europäischer General, dem zusammen mit dem Gouverneur eine Audienz gewährt wurde, war so sehr beeindruckt, dass er »kniend neben der Tür verharrte«. Shaykh ‘Alíy-i-Mírí, der Muftí von ‘Akká, musste Ihn auf ‘Abdu’l-Bahás Anregung hin inständig bitten, Seine neunjährige Haft hinter den Mauern der Gefängnisstadt zu beenden; erst dadurch willigte Er ein, die Stadt zu verlassen. Von nun an wurden der Garten von Na‘mayn – eine schmale Insel inmitten eines Flüsschens im Osten der Stadt, die Er mit dem Namen Riḍván ehrte und der Er die Bezeichnungen »Das Neue Jerusalem«vgl. auch: Offb. 3:12, 21:2.
Q und »Unsere Grüne Insel«Bahá’u’lláh, Brief an den Sohn des Wolfes 197, S. 121 – Anm. d. Hrsg.
Q gab – zusammen mit dem einige Meilen nördlich von ‘Akká gelegenen Wohnsitz ‘Abdu’lláh Páshás, der von ‘Abdu’l-Bahá für Ihn gemietet und hergerichtet worden war, der bevorzugte Aufenthalt des Einen, der fast ein Jahrzehnt lang keinen Fuß vor die Mauern der Stadt gesetzt und dessen einzige körperliche Bewegung darin bestanden hatte, in Seinem Schlafzimmer in ewig gleicher Wiederholung auf und ab zu gehen.339Zwei Jahre später wurde ‘Údí Khammárs Palast, für dessen Bau während Bahá’u’lláhs Haft in der Kaserne so viel Reichtum verschwendet worden war und den der Besitzer und seine Familie beim Ausbruch einer Seuche fluchtartig verlassen hatten, zunächst für Ihn gemietet und später gekauft – eine Wohnstätte, die Bahá’u’lláh als den »edlen Wohnsitz«Bahá’u’lláh,.
bezeichnete, den Ort, den »Gott zur hehrsten Vision der Menschheit bestimmt hat«Bahá’u’lláh,.
. Ungefähr zur gleichen Zeit fand auf Einladung Midḥat Páshás, eines früheren Großwesirs der Türkei, ‘Abdu’l-Bahás Besuch in Beirut statt; Sein Umgang mit den weltlichen und geistlichen Führern dieser Stadt und Seine mehrfachen Unterredungen mit dem bekannten Shaykh Muḥammad ‘Abdú trugen dazu bei, das wachsende Ansehen der Gemeinde sehr zu fördern und den Ruhm ihres berühmtesten Mitglieds weit zu verbreiten. Der prächtige Empfang, den Ihm der gelehrte und hochgeachtete Shaykh Yúsuf, der Muftí von Nazareth und Gastgeber für die Válís von Beirut, bereitete, als er alle Honoratioren der Gemeinde aufgefordert hatte, Ihm einige Meilen weit entgegenzugehen, als Er sich der Stadt in Begleitung Seines Bruders und des Muftís von ‘Akká näherte, ebenso wie der großartige Empfang, den ‘Abdu’l-Bahá später Shaykh Yúsuf bei seinem Besuch in ‘Akká bereitete, weckten den Neid derer, die noch wenige Jahre zuvor Ihn und Seine Mitverbannten mit Spott und Verachtung behandelt hatten.340Allmählich war der strenge Erlass des Sulṭáns ‘Abdu’l-‘Azíz, obgleich er offiziell nicht widerrufen worden war, zu totem Papier geworden. Auch wenn Bahá’u’lláh dem Buchstaben nach noch als Gefangener galt, so waren, wie ‘Abdu’l-Bahá es ausdrückt, dennoch »die Tore der Majestät und wahren Souveränität weit aufgetan«‘Abdu’l-Bahá,.
. »Die Herrscher Palästinas«
, so schreibt Er, »beneideten Ihn um Seinen Einfluss und Seine Macht. Gouverneure und Mutiṣarrifs, Generäle und Beamte aus der Gegend ersuchten demütig um die Ehre, von Ihm empfangen zu werden – eine Bitte, der Er nur selten entsprach.«‘Abdu’l-Bahá,.
Q341Auf dem genannten Landsitz empfing Bahá’u’lláh auch den angesehenen Orientalisten Prof. E. G. Browne aus Cambridge zu vier aufeinanderfolgenden Gesprächen während der fünf Tage (vom 15. – 20. April 1890), als er in Bahjí Sein Gast war. Diese Gespräche wurden unsterblich durch die historischen Worte des Verbannten: »Diese fruchtlosen Streitigkeiten, diese zerstörerischen Kriege werden aufhören und der ›Größte Friede‹ wird kommen.«Bahá’u’lláh, berichtet in: E. G. Browne, Einführung zu A Traveller’s Narrative, vol. 2, p. xl – Anm. d. Hrsg.
Q Der Besucher hinterließ der Nachwelt folgenden bemerkenswerten Bericht: »Das Antlitz dessen, den ich erblickte, kann ich nie vergessen, und doch vermag ich es nicht zu beschreiben. Diese durchdringenden Augen schienen auf dem Grund der Seele zu lesen; Macht und Autorität lagen auf dieser hohen Stirn … Hier bedurfte es keiner Frage mehr, vor wem ich stand, als ich mich vor einem Manne neigte, der Gegenstand einer Verehrung und Liebe ist, um die ihn Könige beneiden und nach der Kaiser sich vergeblich sehnen! …«E. G. Browne, Einführung zu A Traveller’s Narrative, vol. 2, p. xxxix-xl – Anm. d. Hrsg.
Q »Ich verbrachte dort«
, bekundete der Besucher, »fünf unvergessliche Tage, an denen ich mich unvergleichlicher und unverhoffter Gelegenheiten erfreute, mit denen zu sprechen, die Quellen des mächtigen, wundersamen Geistes sind, der mit unsichtbarer, aber wachsender Kraft an der Verwandlung und Neubelebung eines im Todesschlaf versunkenen Volkes wirkt. Es war ein wahrhaft außergewöhnliches und ergreifendes Erlebnis, von dem ich kaum einen schwachen Abglanz wiederzugeben vermag.«E. G. Browne, Einführung zu A Traveller’s Narrative, vol. 2, p. xxxviii – Anm. d. Hrsg.
Q342Im selben Jahr wurde das Zelt Bahá’u’lláhs, der »Tabernakel der Herrlichkeit«Bahá’u’lláh, Brief an den Sohn des Wolfes 210, S. 127 – Anm. d. Hrsg.
Q, auf dem Karmel errichtet, dem »Berg Gottes und Seinem Weinberg«Bahá’u’lláh, Brief an den Sohn des Wolfes 210, S. 127 – Anm. d. Hrsg.
Q, der Wohnstatt des Elias, von Jesaja als »Berg des Herrn«Jes. 2:3 – Anm. d. Hrsg.
Q gepriesen, zu dem »alle Völker herbeiströmen werden«Jes. 2:2 – Anm. d. Hrsg.
Q. Viermal hielt sich Bahá’u’lláh in Haifa auf, das letzte Mal volle drei Monate lang. Während eines dieser Besuche – Sein Zelt war damals in der Nähe des Karmeliterklosters aufgeschlagen – offenbarte Er, der »Herr des Weinbergs«Lk. 20:13–15 – Anm. d. Hrsg.
Q, die wegen ihrer Anspielungen und Prophezeiungen bemerkenswerte Tafel vom Karmel. Bei einer anderen Gelegenheit stand Er am Berghang und zeigte ‘Abdu’l-Bahá den Platz, der als endgültige Ruhestätte des Báb dienen und auf dem später ein angemessenes Mausoleum erbaut werden sollte.343Ferner wurden auf Bahá’u’lláhs Anordnung an dem See, der mit dem Wirken Jesu Christi verbunden ist, Grundstücke gekauft. Sie sollten der Verherrlichung des Glaubens geweiht sein und als Vorboten jener »edlen und eindrucksvollen Bauten«
dienen, von denen Er in Seinen Sendschreiben verheißen hatte, dass sie »weit und breit«
im Heiligen Land und auf dem »reichen und geheiligten Boden am Jordan und in dessen Umgebung«
errichtet würden. Diese Bauten, so ordnet Er in diesen Sendschreiben an, sollten »der Anbetung und dem Dienst für den einen wahren Gott«Bahá’u’lláh, Ährenlese 59:3 – Anm. d. Hrsg.
Q gewidmet sein.344Die gewaltige Ausweitung der Korrespondenz Bahá’u’lláhs; die Errichtung eines Bahá’í-Büros in Alexandria, um Briefe zu verschicken und zu verteilen; die Vorkehrungen, die Sein zuverlässiger Anhänger Muḥammad-Muṣṭafá in Beirut zum Schutz und Wohl der durch diese Stadt kommenden Pilger traf; die verhältnismäßige Leichtigkeit, mit der Bahá’u’lláh – nominell ein Gefangener – mit den stetig sich mehrenden Zentren in Persien, im ‘Iráq, im Kaukasus, in Turkistán und in Ägypten verkehrte; der Auftrag, mit dem Er Sulaymán Khán-i-Tunikábuní, bekannt unter dem Namen Jamál Effendi, entsandte, um in Indien und Birma eine systematische Lehrkampagne durchzuführen; die Ernennung von einigen Gläubigen zu »Händen der Sache Gottes«; die Wiederherstellung des Heiligen Hauses in Shíráz, dessen Verwaltung Er jetzt offiziell der Gattin des Báb und ihrer Schwester anvertraute; die beachtliche Zahl von jüdischen, zoroastrischen und buddhistischen Gläubigen, die sich zum neuen Glauben bekehrten – erste Früchte des Eifers und der Ausdauer, die Reiselehrer in Persien, Indien und Birma so eindrucksvoll entfaltet hatten – Bekehrungen, die automatisch dazu führten, dass sie auch den göttlichen Ursprung von Christentum und Islám anerkannten – all dies bezeugt die Lebenskraft einer Herrschaft, die weder Könige noch Geistliche vernichten oder untergraben konnten, egal wie mächtig und feindlich gesinnt sie waren.345Erwähnt werden sollte auch: Die blühende Gemeinde, die in der erst vor kurzem errichteten Stadt ‘Ishqábád in Russisch-Turkistán entstand und die durch das Wohlwollen einer verständnisvollen Regierung einen Bahá’í-Friedhof anlegen und ein Grundstück erwerben konnte, auf dem sie Gebäude errichtete, die sich als Vorläufer des ersten Mashriqu’l-Adhkár der Bahá’í-Welt herausstellen sollten; ferner die Gründung neuer Außenposten des Glaubens im fernen Samarkand und in Buchara im Herzen des asiatischen Kontinents – eine Folge der Diskurse und Schriften des hochgebildeten Fáḍil-i-Qá’iní und des gelehrten Apologeten Mírzá Abu’l-Faḍl; und nicht zuletzt die Herausgabe von fünf Bänden mit Schriften des Glaubensstifters, darunter Sein Heiligstes Buch, in Indien – Auftakt zur gewaltigen Zunahme der Literatur des Glaubens in vielfältigen Schriften und Sprachen, die in späteren Jahrzehnten in Ost und West verbreitet werden sollte.346Es wird berichtet, Bahá’u’lláh habe einem Mitverbannten gegenüber geäußert: »Sulṭán ‘Abdu’l-‘Azíz hat Uns zur größten Demütigung in dieses Land verbannt. Und da es sein Ziel war, Uns zu vernichten und zu erniedrigen, haben Wir die Mittel des Ruhmes und der Bequemlichkeit nicht von Uns gewiesen, wenn sie sich Uns boten.«Bahá’u’lláh, berichtet in:.
Ein andermal bemerkte Er – Nabíl hielt es in seinem Bericht fest: »Preis sei Gott! Nun ist es so weit gekommen, dass alle Menschen dieser Gegenden Uns ihre Ergebenheit bezeugen.«Bahá’u’lláh, berichtet in: Muḥammad-i-Zarandí, [Not mentioned in the 1st part of ›Nabíl’s Narrative‹.].
Und weiter im selben Bericht: »Der osmanische Sulṭán erhob sich ohne jedes Recht und jeden Grund, Uns zu unterdrücken, und sandte Uns in die Festung ‘Akká. Sein kaiserlicher Erlass bestimmte, dass niemand mit Uns verkehren und Wir für jedermann zum Gegenstand des Hasses werden sollten. Darum hat die Hand göttlicher Macht Uns umgehend gerächt. Zuerst ließ sie die Winde der Vernichtung hinwehen über seine beiden unersetzlichen Minister und Vertrauten ‘Alí und Fu’ád; danach streckte sich diese göttliche Hand aus, um das ganze Gepränge von ‘Azíz einzurollen und ihn zu ergreifen, wie nur Er, der Mächtige, der Starke, einen Menschen ergreifen kann.«Bahá’u’lláh, berichtet in: Muḥammad-i-Zarandí, [Not mentioned in the 1st part of ›Nabíl’s Narrative‹.].
347‘Abdu’l-Bahá schreibt zum selben Thema: »Seine Feinde beabsichtigten mit dieser Gefangenschaft Seine Sache vollständig zu zerstören und zu vernichten, aber stattdessen wurde Seine Einkerkerung zur größten Bestätigung und zur Ursache ihrer Verbreitung.«‘Abdu’l-Bahá, in: Beantwortete Fragen 9:15 – Anm. d. Hrsg.
Q Und weiter: »Dieses erhabene Wesen trieb Seine Sache vom Größten Gefängnis aus voran, von dort erstrahlte Sein Licht, umspannte Sein Ruhm die Welt und erreichte die Kunde Seiner Herrlichkeit den Osten wie den Westen.«‘Abdu’l-Bahá, in: Beantwortete Fragen 10:2 – Anm. d. Hrsg.
Q »Erst war Sein Licht nur ein Stern, nun ist es zur machtvollen Sonne geworden.«‘Abdu’l-Bahá, in: Promulgation of Universal Peace 11:11 – Anm. d. Hrsg.
Q Und weiter: »Bis zum heutigen Tage hat sich nichts Derartiges ereignet.«‘Abdu’l-Bahá, Beantwortete Fragen 10:2 – Anm. d. Hrsg.
Q348Angesichts eines so bemerkenswerten Umschwungs in den Umständen Seiner vierundzwanzigjährigen Verbannung in ‘Akká ist es nicht verwunderlich, dass Bahá’u’lláh die gewaltigen Worte niederschrieb: »Der Allmächtige … hat dieses Gefängnis in das erhabenste Paradies, in den Himmel der Himmel verwandelt.«Bahá’u’lláh, in: Ährenlese 59:2 – Anm. d. Hrsg.
QKapitel 12Bahá’u’lláhs Gefangenschaft in ‘Akká – Zweiter Teil349Während Bahá’u’lláh und die kleine Schar Seiner Gefährten unter den harten Strapazen einer Verbannung litten, mit der sie vom Antlitz der Erde beseitigt werden sollten, erduldete die stetig wachsende Gemeinde der Glaubensgefährten in Seinem Heimatland Verfolgungen, die heftiger waren und länger anhielten als die Prüfungen, denen Er und Seine Gefährten ausgesetzt waren. Zwar gab es keine Blutbäder wie jene, mit denen der junge Glaube getauft wurde – ‘Abdu’l-Bahá spricht davon, dass damals in einem einzigen Jahr »über viertausend Menschen umgebracht wurden, und viele Frauen und Kinder ohne Schutz und Hilfe zurückblieben«‘Abdu’l-Bahá, in: Auf den Pfaden der Gottesliebe 64, S. 64 – Anm. d. Hrsg.
Q –, aber die schrecklichen Mordtaten, die ein unersättlicher und unnachgiebiger Feind in der Folgezeit verübte, ereigneten sich in vergleichbarem Umfang und waren sogar noch grausamer.350Náṣiri’d-Dín Sháh, den Bahá’u’lláh als den »Fürsten der Unterdrücker«Bahá’u’lláh, auch zitiert in: Der Verheißene Tag ist gekommen 163 – Anm. d. Hrsg.
Q brandmarkte und als einen Mann, der »begangen hat, was die Bewohner der Städte der Gerechtigkeit wehklagen ließ«vgl. Bahá’u’lláh, Lawḥ-i-Ḥikmat in: Botschaften aus ‘Akká 9:7 – Anm. d. Hrsg.
Q, befand sich damals in der Blüte seiner Mannesjahre und hatte den Gipfel seiner despotischen Macht erreicht. Als alleiniger Gebieter bestimmte er über die Geschicke eines Landes, das »von den uralten Überlieferungen des Orients tief geprägt war«George N. Curzon, Persia and the Persian Question, vol. 1, p. 391, zitiert von Shoghi Effendi in: Nabíls Bericht in2:8 (1932 ed. – Absatz nicht im Deutschen veröffentlicht) – Anm. d. Hrsg.
Q, er war umgeben von »korrupten, verschlagenen und verlogenen«George N. Curzon, Persia and the Persian Question, vol. 1, p. 425, zitiert von Shoghi Effendi in: Nabíls Bericht in2:9 (1932 ed. – Absatz nicht im Deutschen veröffentlicht) – Anm. d. Hrsg.
Q Ministern, die er nach Belieben ernennen und absetzen konnte, und er stand an der Spitze eines Verwaltungsapparates, in dem »jeder Beteiligte in verschiedener Hinsicht zugleich Bestechender und Bestochener ist«George N. Curzon, Persia and the Persian Question, vol. 1, p. 462, zitiert von Shoghi Effendi in: Nabíls Bericht in2:18 (1932 ed. – Absatz nicht im Deutschen veröffentlicht) – Anm. d. Hrsg.
Q. In seiner Ablehnung des Glaubens war er sich einig mit der Priesterkaste, die einen regelrechten »Kirchenstaat«George N. Curzon, Persia and the Persian Question, vol. 1, p. 509, zitiert von Shoghi Effendi in: Nabíls Bericht in1:9 (1932 ed.), Bd. 1, S. 15 – Anm. d. Hrsg.
Q bildete, und wurde unterstützt von einem Volk von außerordentlicher Wildheit, berüchtigt für seinen Fanatismus und sein kriecherisches, habgieriges und korruptes Verhalten. Da dieser unberechenbare Herrscher aber Bahá’u’lláh nicht mehr in seiner Gewalt hatte, musste er sich mit dem Versuch begnügen, die Reste der vielgefürchteten, jetzt neubelebten Gemeinschaft in seinem Herrschaftsgebiet auszumerzen. An Rang und Macht standen ihm seine drei ältesten Söhne am nächsten, denen er, soweit es die innere Verwaltung des Landes betraf, praktisch seine gesamte Autorität übertragen und die er zu Gouverneuren sämtlicher Provinzen seines Königreiches gemacht hatte. Die Provinz Ádhirbáyján hatte er dem schwachen und furchtsamen Muẓaffara’d-Dín Mírzá anvertraut, seinem Thronerben, der unter den Einfluss der Shaykhí-Sekte geraten war und den Mullás einen ausgeprägten Respekt entgegenbrachte. Der strengen und grausamen Herrschaft des gerissenen Mas‘úd Mírzá, seinem ältesten lebenden Sohn, allgemein bekannt als Ẓillu’s-Sulṭán, dessen Mutter aus dem einfachen Volk stammte, überantwortete er mehr als zwei Fünftel seines Königreiches, darunter die Provinzen Yazd und Iṣfahán, während er die Herrschaft über Gílán und Mázindarán schließlich seinem Lieblingssohn Kámrán Mírzá übertrug, der unter seinem Titel Náyibu’s-Salṭanih bekannt ist, und den er auch zum Gouverneur von Ṭihrán sowie zu seinem Kriegsminister und zum Oberbefehlshaber seines Heeres ernannte. In ihrer Rivalität und im Wetteifer um die Gunst ihres Vaters versuchten die beiden letztgenannten Prinzen – jeder in seinem Herrschaftsgebiet und mit Unterstützung der führenden Mujtahids – sich gegenseitig in der verdienstvollen Aufgabe zu übertrumpfen, die Angehörigen einer wehrlosen Gemeinschaft zu jagen, auszuplündern und zu vernichten, die auf Wunsch Bahá’u’lláhs keinen bewaffneten Widerstand leisteten – nicht einmal zur Selbstverteidigung – und Seinem Gebot folgten: »Es ist besser, getötet zu werden, als zu töten.«Bahá’u’lláh, Lawḥ-i-Sulṭán, in: Anspruch und Verkündigung 1:213 – Anm. d. Hrsg.
Q Auch die geistlichen Hitzköpfe Ḥájí Mullá ‘Alíy-i-Kaní und Siyyid Ṣádiq-i-Ṭabáṭabá’í, die beiden führenden Mujtahids von Ṭihrán, sowie Shaykh Muḥammad-Báqir, ihr Kollege in Iṣfahán, und Mír Muḥammad-Ḥusayn, der Imám-Jum‘ih dieser Stadt, ließen sich keine noch so kleine Gelegenheit entgehen, mit aller Macht und Amtsgewalt gegen einen Gegner loszuschlagen, vor dessen liberalisierendem Einfluss sie sich sogar noch mehr zu fürchten hatten als ihr Souverän.351Kein Wunder, dass der Glaube angesichts einer so gefahrvollen Lage in den Untergrund getrieben wurde und dass Verhaftung, Verhör, Gefangenschaft, Schmähung, Plünderung, Folter und Hinrichtung die Hauptmerkmale dieser erschütternden Entwicklungsphase waren. Die Pilgerreisen, die schon in Adrianopel begonnen hatten und später in ‘Akká einen beeindruckenden Umfang annahmen, die Verbreitung der Sendschreiben Bahá’u’lláhs sowie die begeisterten Berichte derer, die mit Ihm zusammentrafen – all das förderte ebenfalls den Hass, bei Geistlichen und Laien, die törichterweise geglaubt hatten, dass der Bruch, der in Adrianopel unter den Gläubigen entstanden war, und die anschließend über sein Oberhaupt verhängte lebenslängliche Verbannung das Schicksal des Glaubens endgültig besiegeln würden.352In Ábádih wurde auf Betreiben eines örtlichen Siyyids ein gewisser Ustád ‘Alí-Akbar verhaftet und so fürchterlich geschlagen, dass sein eigenes Blut ihn von Kopf bis Fuß bedeckte. Im Dorf Tákur wurden die Bewohner auf Befehl des Sháhs durch Plünderungen ihres Eigentums beraubt, Ḥájí Mírzá Riḍá-Qulí, ein Halbbruder Bahá’u’lláhs, wurde verhaftet, in die Hauptstadt gebracht und für einen Monat in den Síyáh-Chál geworfen, während man den Schwager Mírzá Ḥasans – einen weiteren Halbbruder Bahá’u’lláhs – ergriff, mit glühenden Eisen folterte und zu guter Letzt das Nachbardorf Dár-Kalá niederbrannte.353Der siebzehnjährige Áqá Buzurg von Khurásán, der berühmte ›Badí‘‹der Wundervolle.A, den Nabíl zum Glauben bekehrte, der als ›der Stolz der Märtyrer‹ bezeichnet wurde, der das Sendschreiben an Náṣiri’d-Dín Sháh überbrachte und dem, wie Bahá’u’lláh bekräftigt, »der Geist der Macht und Kraft eingehaucht ward«Bahá’u’lláh,.
, wurde verhaftet, an drei aufeinanderfolgenden Tagen mit glühenden Eisen gefoltert, sein Kopf wurde mit einem Gewehrkolben zu Brei geschlagen und sein Leib anschließend in eine Grube geworfen und mit Erde und Steinen bedeckt. Als er Bahá’u’lláh im zweiten Jahr Seiner Gefangenschaft in der Kaserne besuchte, hatte er sich mit erstaunlicher Entschlossenheit erboten, das Sendschreiben nach Ṭihrán zu bringen, allein und zu Fuß, um es dem Herrscher persönlich auszuhändigen. Eine viermonatige Reise brachte ihn in diese Stadt, und nach drei Tagen des Fastens und Wachens trat er schließlich vor den Sháh, als dieser gerade nach Shimírán auf die Jagd ritt. Ruhig und respektvoll näherte er sich Seiner Majestät und rief: »O König! Ich komme aus Ṣabá zu dir mit wichtiger Kunde!«Áqá Buzurg-i-Khurásání, berichtet von: ‘Abdu’l-Bahá, in: Auf den Pfaden der Gottesliebe 115, S. 64–65 – Anm. d. Hrsg.
Q, woraufhin ihm auf Befehl des Herrschers das Sendschreiben abgenommen und den Mujtahids von Ṭihrán übergeben wurde, die mit der Beantwortung des Schreibens beauftragt wurden. Sie entzogen sich diesem Befehl jedoch und empfahlen stattdessen, den Überbringer zu töten. Anschließend leitete der Sháh das Sendschreiben weiter an den persischen Botschafter in Konstantinopel in der Hoffnung, dass die Lektüre die Feindseligkeit der Minister des Sulṭáns weiter anheizen würde. Drei Jahre lang pries Bahá’u’lláh in Seinen Schriften den Heldenmut dieses jungen Mannes und bezeichnete Seine Hinweise auf dieses erhabene Opfer als das »Salz Meiner Schriften«Bahá’u’lláh,.
Q.354Abá-Baṣír und Siyyid Ashraf, deren Väter in den Kämpfen von Zanján gefallen waren, wurden in dieser Stadt am selben Tag enthauptet; dabei kniete der Erste betend nieder und erteilte seinem Scharfrichter noch Anweisungen, wie er den Schlag am besten ausführen könne, während der Zweite, nachdem er so erbarmungslos geschlagen worden war, dass ihm Blut unter den Nägeln hervorquoll, enthauptet wurde, den Leib seines hingerichteten Gefährten in den Armen haltend. Die Mutter dieses Ashraf, die zu ihm ins Gefängnis geschickt wurde in der Hoffnung, sie könne ihren einzigen Sohn zum Widerruf bewegen, warnte ihn, dass sie ihn verstoßen werde, wenn er seinen Glauben verleugne, forderte ihn auf, dem Beispiel Abá-Baṣírs zu folgen, und schaute schließlich zu, wie er starb, ohne eine Träne zu vergießen. Der wohlhabende und angesehene Muḥammad-Ḥasan Khán-i-Káshí wurde in Burújird so erbarmungslos ausgepeitscht, dass er seinem Martyrium erlag. In Shíráz wurden Mírzá Áqáy-i-Rikáb-Sáz, Mírzá Rafí‘-i-Khayyáṭ und Mashhadí Nabí auf Befehl des örtlichen Mujtahids mitten in der Nacht erdrosselt und später wurden ihre Gräber vom Mob geschändet, der Unrat darauf ablud. Shaykh Abu’l-Qásim-i-Mazgání, der in Káshán den Trunk Wasser, den man ihm vor seinem Tod anbot, mit der Begründung ablehnte, ihn dürste nach dem Kelch des Märtyrertums, erhielt einen tödlichen Schlag in den Nacken, während er im Gebet niederkniete.355Mírzá Báqir-i-Shírází, der in Adrianopel die Schriften Bahá’u’lláhs mit solch intensiver Hingabe abgeschrieben hatte, wurde in Kirmán erschlagen, während in Ardikán der betagte und gebrechliche Gul-Muḥammad von einem wütenden Mob überfallen, zu Boden geworfen und von zwei Siyyids mit ihren Nagelstiefeln so heftig getreten wurde, dass seine Rippen splitterten und seine Zähne ausbrachen; sein Leichnam wurde anschließend an den Stadtrand gebracht und in einem Loch verscharrt, nur um am nächsten Tag wieder ausgegraben, durch die Straßen geschleift und schließlich auf freiem Feld zurückgelassen zu werden. In der Stadt Mashhad, die für ihren ungezügelten Fanatismus berüchtigt war, wurde dem fünfundachtzigjährigen Ḥájí ‘Abdu’l-Majíd, einem Überlebenden der Schlacht bei Ṭabarsí, Vater des bereits erwähnten Badí‘, der nach dem Märtyrertod seines Sohnes Bahá’u’lláh besucht hatte und dann voll Begeisterung nach Khurásán zurückgekehrt war, der Bauch bis zur Kehle aufgeschlitzt, sein Kopf wurde auf einer Marmorplatte einer höhnenden Menge zur Schau gestellt, die seinen geschändeten Leib durch die Bázáre schleifte und ihn schließlich im Leichenhaus seinen Angehörigen überließ.356In Iṣfahán wurde Mullá Káẓim auf Befehl von Shaykh Muḥammad-Báqir enthauptet; dann ließ man ein Pferd über seine Leiche trampeln und übergab sie hernach den Flammen; dem Siyyid Áqá Ján schnitt man die Ohren ab und führte ihn an einem Halfter durch die Straßen und Bázáre. In derselben Stadt ereilte einen Monat später ein erschütternder Märtyrertod die beiden berühmten Brüder Mírzá Muḥammad-Ḥasan und Mírzá Muḥammad-Ḥusayn, die »strahlenden Zwillingsleuchten«Bahá’u’lláh, Brief an den Sohn des Wolfes 117, S. 73 – Anm. d. Hrsg.
Q, die die Ehrennamen ›Sulṭánu’sh-Shuhadá’‹König der Märtyrer.A und ›Maḥbúbu’sh-Shuhadá‹Geliebter der Märtyrer.A erhielten und berühmt waren für ihre Großmut, Vertrauenswürdigkeit, Güte und Frömmigkeit. Ihr Martyrium wurde veranlasst durch den ehrlosen Schurken Mír Muḥammad-Ḥusayn, den dortigen Imám-Jum‘ih, den Bahá’u’lláh als »die Schlange«Bahá’u’lláh, Lawḥ-i-Burhán, in: Botschaften aus ‘Akká 14:14 – Anm. d. Hrsg.
Q brandmarkte, der bei Geschäften mit den beiden hohe Schulden gemacht hatte und seiner Verpflichtung zu entgehen suchte, indem er seine Gläubiger als Bábí denunzierte und dadurch ihren Tod herbeiführte. Ihre prächtig eingerichteten Häuser einschließlich der Bäume und Blumen wurden geplündert und ihr übriger Besitz wurde beschlagnahmt; Shaykh Muḥammad-Báqir, von Bahá’u’lláh als »Wolf«Bahá’u’lláh, Lawḥ-i-Burhán, in: Botschaften aus ‘Akká 14:14 – Anm. d. Hrsg.
Q bezeichnet, verhängte ihr Todesurteil; nachdem der Ẓillu’s-Sulṭán das Urteil bestätigt hatte, wurden sie in Ketten gelegt, geköpft und auf den Maydán-i-Sháh geschleift, wo sie den Demütigungen einer verkommenen, geifernden Menge ausgesetzt wurden. ‘Abdu’l-Bahá schreibt dazu: »So wurde … [das] Blut der beiden Brüder vergossen, dass selbst der christliche Priester von Julfá an diesem Tag aufschrie, klagte und weinte.«‘Abdu’l-Bahá, in: Auf den Pfaden der Gottesliebe 173, S. 62 – Anm. d. Hrsg.
Q Mehrere Jahre lang sprach Bahá’u’lláh in Seinen Sendschreiben von ihnen, gab Seinem Kummer über ihr Sterben Ausdruck und pries ihre Tugenden.357Mullá ‘Alí-Ján wurde zu Fuß von Mázindarán nach Ṭihrán geführt. Die Strapazen dieser Reise waren entsetzlich, sein Nacken war wund gescheuert und sein Leib von der Mitte bis zu den Füßen geschwollen. Am Tag seines Märtyrertodes bat er um Wasser, verrichtete seine Waschungen, sprach seine Gebete und vermachte seinem Scharfrichter ein ansehnliches Geldgeschenk; noch während des Gebetes wurde seine Kehle mit einem Dolch durchtrennt. Sein Leichnam wurde anschließend bespuckt, mit Dreck besudelt, drei Tage lang zur Schau gestellt und schließlich zerstückelt. Mullá ‘Alí, der sich noch zu Lebzeiten des Báb zum Glauben bekehrt hatte, wurde in Námiq schwer misshandelt, wobei seine Rippen mit einer Spitzhacke zertrümmert wurden, sodass er auf der Stelle verstarb. Mírzá Ashraf wurde in Iṣfahán erschlagen; sein Leichnam wurde von Shaykh Muḥammad-Taqíy-i-Najafí, dem »Sohn des Wolfes«, und von dessen Schülern mit Füßen getreten, grässlich verstümmelt und dann dem Mob zum Verbrennen überlassen; seine verkohlten Gebeine wurden neben Mauerruinen verscharrt, die niedergerissen wurden, um die Gebeine zu bedecken.358In Yazd wurden auf Veranlassung des Mujtahids der Stadt und auf Befehl des Jalúlu’l-Dawlih, des herzlosen Gouverneurs Maḥmúd Mírzá – ein Sohn des Ẓillu’s-Sulṭán –, an einem einzigen Tag sieben Bábí auf grausame Weise ermordet. Der erste von ihnen, ein siebenundzwanzigjähriger Mann namens ‘Alí-Aṣghar, wurde erwürgt und sein Leichnam einigen Juden übergeben, die ihn inmitten einer Menge von Menschen und Soldaten mit Trommeln und Trompeten durch die Straßen schleiften, wobei sie seine sechs Gefährten zwangen mitzukommen; in der Nähe des Telegrafenamts enthaupteten sie dann den fünfundachtzigjährigen Mullá Mihdí und schleiften auch ihn in ein anderes Stadtviertel, wo sie unter den gaffenden Blicken einer großen Zuschauermenge und angestachelt durch die hämmernden Rhythmen der Musik Áqá ‘Alí auf dieselbe Weise hinrichteten. Die vier übrigen Gefährten zerrten sie bis vor das Haus des örtlichen Mujtahids. Mullá ‘Alíy-i-Sabzivárí pries dort an die Menge gewandt seinen bevorstehenden Märtyrertod, worauf sie ihm die Kehle durchschnitten, seinen Leib noch halb lebendig mit einem Spaten in Stücke hackten und seinen Schädel mit Steinen zu Brei zermalmten. In einem weiteren Viertel, nahe dem Mihríz-Tor, erschlugen sie Muḥammad-Báqir, und unter immer wilderer Musik, die sogar das Geschrei des Pöbels übertönte, köpften sie im Maydán-i-Khán die beiden Übriggebliebenen, zwei Brüder Anfang zwanzig, ‘Alí-Aṣghar und Muḥammad-Ḥasan. Dem letzteren schlitzten sie den Bauch auf, rissen ihm Herz und Leber aus dem Leib und spießten seinen Kopf auf einen Speer, den sie unter Musikbegleitung hoch erhoben durch die Straßen der Stadt trugen, und hängten ihn schließlich an einen Maulbeerbaum, wo ihn eine große Menschenmenge mit Steinen bewarf. Dann warfen sie den Leichnam seiner Mutter vor die Haustür, und Frauen drangen in das Haus ein, um dort zu tanzen und zu feiern. Sie entwendeten sogar Stücke vom Fleisch der Märtyrer, damit sie ihnen als Arznei dienten. Schließlich befestigten sie den Kopf Muḥammad-Ḥasans an seinem Unterleib, brachten ihn zusammen mit den Leichen der anderen Märtyrer in die Außenbezirke der Stadt, steinigten sie so heftig, dass ihre Schädel zerbrachen, und zwangen dann die Juden, die Überreste fortzuschaffen und in der Ebene von Salsabíl in eine Grube zu werfen. Der Gouverneur rief für die Bevölkerung einen Feiertag aus; auf seinen Befehl wurden alle Läden geschlossen, die Stadt am Abend erleuchtet und mit Festlichkeiten die Vollendung eines der barbarischsten Akte der Neuzeit verkündet.
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