Shoghi Effendi
Der verheißene Tag ist gekommen
The Promised Day has come
An die Geliebten Gottes und die Dienerinnen des Allerbarmers im Westen:
Freunde und Miterben des Reiches von Bahá’u’lláh!
1Ein Sturm von beispielloser Heftigkeit und unberechenbarer Bahn, von verheerenden Wirkungen, aber unvorstellbar herrlichen späteren Folgen fegt heute über das Antlitz der Erde. Seine Gewalt wächst unbarmherzig an Raum und Ausmaß. Seine säubernde Kraft, die zwar meist übersehen wird, nimmt mit jedem Tage zu. Ein Spielball seiner verheerenden Macht, wird die Menschheit bei den Ausbrüchen seines unwiderstehlichen Wütens zu Boden geschmettert. Sie kann weder seine Herkunft erkennen noch sein Ausmaß begreifen oder seine Folgen abschätzen. Zu Tode verstört und ohnmächtig muss sie zusehen, wie dieser gewaltige Sturm Gottes über die fernsten und schönsten Länder der Erde hereinbricht, ihre Grundfesten erschüttert, ihr Gleichgewicht zerstört, ihre Völker spaltet, die Heime ihrer Bewohner vernichtet, ihre Städte verwüstet, ihre Könige verstößt, ihre Bollwerke niederreißt, ihre Ordnungen zerschmettert, ihr Licht verdüstert und die Seelen ihrer Bewohner quält.
2»Die Zeit für die Zerstörung der Welt und ihrer Menschen ist gekommen«, hat die prophetische Feder Bahá’u’lláhs verkündet. »Die Stunde naht«, so bekräftigt Er ausdrücklich, »da die heftigste Zuckung auftreten wird«. »Der verheißene Tag ist da, der Tag, da qualwolle Heimsuchungen über euren Häup
3»Für jene aber, die Ihn, das Erhabene Tor Gottes, verleugnen«, so hat auch der Báb im Qayyúmu’l-Asmá’ bekräftigt, »haben Wir nach Gottes gerechtem Ratschluss schmerzliche Qualen vorbereitet. Und Er, Gott, ist der Mächtige, der Weise.«
4Liebe Freunde! Das machtvolle Walten dieses gewaltigen Umbruchs ist nur für die fassbar, die den Anspruch Bahá’u’lláhs wie auch des Báb anerkannt haben. Ihre Anhänger wissen gar wohl woher es kommt und wohin es letzten Endes führen
5Dieses Gericht Gottes, wie es denen erscheint, die Bahá’u’lláh als Sein Sprachrohr und Seinen größten Boten auf Erden erkannt haben, ist eine furchtbare Vergeltung, aber auch ein Akt der heiligen, höchsten Züchtigung. Es ist eine göttliche Heimsuchung und zugleich eine Läuterung für die ganze Menschheit. Seine Feuerbrände strafen die Verderbnis des Menschengeschlechts und schweißen dessen einzelne Teile zu einer organischen, unteilbaren, weltweiten Gemeinschaft zusammen. In diesen schicksalsschweren Jahren, Ausklang des ersten und zugleich Anbruch eines neuen Jahrhunderts des Bahá’í-Zeitalters, wird die Menschheit, wie von Ihm, dem Richter und Erlöser des Menschengeschlechts verordnet, zur Rechenschaft für ihre Taten gerufen und zugleich für ihre künftige Sendung geläutert und gerüstet. Sie kann weder die Verantwortung für die Vergangenheit abschütteln noch der für die Zukunft ausweichen. Gott, der Wachsame, der Gerechte, der Liebende, der Allweise Verordner, kann in dieser höchsten Sendung die Sünden einer noch nicht neugeborenen Menschheit, ob Unterlassungs- oder Tatsünden, nicht ungestraft lassen, noch wird Er gewillt sein, Seine Kinder ihrem Schicksal zu überlassen oder ihnen in ihrem langen, mühsamen, schmerzensreichen Werdegang durch die Zeitalter hindurch jenen Gipfel des Segens zu versagen, der ihr unveräußerliches Recht und zugleich ihre eigentliche Bestimmung ist.
6»Regt euch, ihr Völker«, ist einmal die schicksalhafte Warnung, die Bahá’u’lláh selbst gegeben hat, »in der Erwartung der Tage göttlicher Gerechtigkeit, denn die verheißene Stunde ist nun da!«
7Bahá’u’lláh erklärt ein anderes Mal mit Nachdruck, wobei Er einer jetzt verdunkelten Welt eine strahlende Zukunft voraussagt: »Die ganze Erde ist jetzt im Zustand der Trächtigkeit. Der Tag naht, da sie die edelsten Früchte hervorbringen wird, da ihr die stolzesten Bäume, die entzückendsten Blüten, die himmlischsten Segnungen entsprießen werden.«
8Geliebte Freunde! Schon an die hundert Jahre sind vergangen, seit die Offenbarung Bahá’u’lláhs für die Welt angebrochen ist, eine Offenbarung, deren Wesen, wie Er selbst bestätigt, »keiner der Offenbarer der alten Zeiten, es sei denn bis zu einem vorgezeichneten Grade, jemals voll begriffen hat«
9Wie hat – so mögen wir wohl fragen – die Welt, der Gegenstand solcher göttlicher Fürsorge, Dem gedankt, der ihretwillen alles geopfert hat? Was für ein Willkommen hat sie Ihm bereitet, und was für eine Antwort hat Sein Ruf geweckt? Ein in der Geschichte des shí‘itischen Islám nie dagewesenes Getöse begrüßte das junge Licht des Glaubens in seinem Geburtslande inmitten eines Volkes, das verrufen war für seine krasse Unwissenheit, seinen wilden Fanatismus, seine barbarische Grausamkeit, seine eingefleischten Vorurteile und die grenzenlose Macht, mit der eine fest verschanzte Geistlichkeit die Massen an sich kettete. Die Verfolgung, die einen Mut entflammte, der, nach dem Zeugnis keines Geringeren als des verstorbenen Lord Curzon of Kedleston, von dem Mut, den die Feuer von Smithfield entfachten, nicht übertroffen ward, mähte mit verhängnisvoller Schnelle nicht weniger als zwanzigtausend heldenhafte Gläubige nieder, die sich geweigert hatten, ihren neuen Glauben gegen die flüchtigen Ehren und die Geborgenheit eines sterblichen Lebens einzutauschen.
10Zu den leiblichen Qualen, die diesen Duldern bereitet wurden, kamen die so unverdienten Anschuldigungen, wie Leugnung aller Werte, Okkultismus, Verneinung der staatlichen Ordnung, Religionsklitterung, Unsittlichkeit, Sektenbildung, Ketzerei, parteiliche Umtriebe, deren jede durch die Glaubenssätze selbst
11Die erschreckende Gleichgültigkeit der Männer von Stand und Rang, der unerbittliche Hass der geistlichen Würdenträger eben des Glaubens, dem er entsprungen war, der höhnische Spott des Volkes, in dem die Religion entstanden war, die äußerste Missachtung, die die meisten Könige und Herrscher ihrem Stifter gegenüber zeigten, als Er sich an sie wandte, die Verurteilungen, Drohungen und Verbannungen, die von jenen beschlossen wurden, unter deren Macht der Glaube groß geworden war und sich zuerst verbreitet hatte, die Verdrehung, die seine Grundsätze und Gesetze durch die Neider und Böswilligen in Ländern und Völkern weitab von seinem Ursprungslande erfuhren – dies alles sind nur die Beweise der Behandlung durch ein Geschlecht, das in Selbstzufriedenheit versunken war, sich um Gott nicht kümmerte und die von Seinen Boten geoffenbarten Vorzeichen, Weissagungen, Warnungen und Mahnungen vergessen hatte.
12Die Schläge, die so schwer auf die Jünger eines kostbaren, herrlichen und starken Glaubens niederfielen, konnten jedoch nicht den Grimm seiner Verfolger besänftigen. Auch die absichtlichen, böswilligen Verdrehungen seiner Grundlehren, seiner Ziele und Zwecke, seines Hoffens und Strebens, seiner Einrichtungen und Tätigkeiten waren noch nicht genug, um die Hand des Unterdrückers und des Verleumders zurückzuhalten, die mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln seinen Namen zu vernichten und seine Ordnung auszurotten suchten. Die Hand, die eine so große Zahl untadeliger, demütiger Verehrer und Diener des Glaubens niedergeschmettert hatte, wurde jetzt erhoben, um den Begründern des Glaubens die schwersten und grausamsten Schläge zu erteilen.
13Der Báb – »der Punkt«, wie Bahá’u’lláh bestätigte, »um den die Wirklichkeiten der Propheten und Gottesboten kreisen« –
14»Ich schwöre bei Gott«, so hat der Báb selbst in Seinem Tablet an Muḥammad Sháh geschrieben, »wüsstest du, was Mir alles in diesen vier Jahren aus den Händen deines Volkes und deines Heeres widerfahren ist, so würde dir aus Furcht vor Gott der Atem stocken … Wehe, wehe ob der Dinge, die Mich betroffen haben! … Ich schwöre bei dem Allerhöchsten! Würde man dir erzählen, an was für einem Ort Ich hause, so würdest du selbst als erster Erbarmen mit Mir empfinden. Im Herzen eines Gebirges ragt eine Festung
15»Wie verblendet seid ihr doch, o Meine Geschöpfe«, hat Er, als Stimme Gottes redend, im Bayán geoffenbart, »… die ihr, ohne jedes Recht, Ihn auf einen Berg
16Und was ist Bahá’u’lláh widerfahren, dessen Offenbarung in ihrem Kern, wie vom Báb bezeugt ist, mit einer Kraft begabt wurde, die die vereinten Kräfte der Sendung des Báb übertraf? Wurde Er, für den der Báb litt und unter so tragischen und wundersamen Umständen starb, nicht fast ein halbes Jahrhundert lang unter der Herrschaft der beiden mächtigsten Gewalthaber des Morgenlandes zur Zielscheibe einer mit List ausgeheckten Verschwörung gemacht, die an Wirkung und Dauer kaum ihresgleichen in der Geschichte früherer Religionen findet?
17»Die Grausamkeiten, die Mir Meine Unterdrücker zufügten«, so hat Er selbst in Seiner Qual ausgerufen, »haben Mich gebeugt und Mein Haar gebleicht. Solltest du vor Meinem Throne erscheinen, so würdest du die Urewige Schönheit nicht wiedererkennen, denn die Frische ihres Antlitzes ist verwandelt und ihr Glanz ist in der Bedrängnis durch die Ungläubigen erloschen. Ich schwöre bei Gott! Ihr Herz, ihre Seele und ihre Lebenskraft sind geschwunden.« »Könntest du mit Meinem Ohre hören«, so erklärt Er des Weiteren, »dann würdest du hören, wie ‘Alí
18Ist Er nicht schon im jugendlichen Alter von siebenundzwanzig Jahren aus freien Stücken aufgestanden, um als einfacher Anhänger die im Werden begriffene Sache des Báb zu verfechten? Hat Er nicht mit der Übernahme der tatsächlichen Führung einer geächteten, gehetzten Glaubensgemeinschaft sich selbst, Seine Familie, Seine Habe, Seinen Stand und Seinen Ruf schweren Gefahren, blutigen Angriffen, allgemeiner Plünderung und wütenden Schmähungen von Seiten der Regierung wie auch des Volkes ausgesetzt? Wurde nicht Er, ein Offenbarer, dessen Tag »jeder Prophet angekündigt hat«
19»Wir wurden«, so schrieb Er in Seinem
20Welche anderen Trübsale trafen Ihn vor und unmittelbar nach diesem schrecklichen Geschehen? Wie war es mit Seiner Festsetzung im Hause eines Bezirksbürgermeisters von Ṭihrán? Und was war mit der ungezügelten Gewalttat, als Er von einer wütenden Volksmenge bei dem Dorfe Níyálá gesteinigt wurde? Und wie war es mit Seiner Einkerkerung durch die Schergen aus dem Heer des Sháh in Mázindarán und die Bastonade, die Er auf Befehl und in Gegenwart der versammelten Siyyids und höchsten Geistlichen erhielt, denen Er durch die Behörden von Ámul ausgeliefert worden war? Was war mit dem Hohn- und Spottgeheul, mit dem eine Menge roher Raufbolde Ihn weiterhin verfolgte? Und was war mit der ungeheuerlichen Anklage, die das Kaiserhaus, der Hof und das Volk gegen Ihn erhoben, als der Anschlag auf Náṣiri’d-Dín Sháh verübt worden war? Was war mit den schändlichen Beschimpfungen, der Schmach und dem Spott, mit denen Er überhäuft wurde, als Er von den Beamten der Regierung verhaftet und aus Níyávarán »zu Fuß und in Ketten, barhaupt, barfuß«
21So hart diese Trübsale waren, die mit verwirrender Schnelligkeit einander folgten als Ergebnis vorbedachter Angriffe und planmäßiger Machenschaften des Hofes, der Geistlichkeit, der Regierung und des Volkes, so waren sie doch nur das Vorspiel einer qualvollen, langwährenden Gefangenschaft, die jener Erlass der Form nach eingeleitet hatte. Diese lange Verbannung währte
22Es ist nicht nötig, sich über die einzelnen Geschehnisse zu verbreiten, die ein düsteres Licht auf die erschütternde Geschichte jener Jahre werfen, oder bei Charakter und Taten der Völker, Herrscher und Geistlichen zu verweilen, die mitwirkten und dazu beitrugen, die Szenen dieses größten Dramas in der Geistesgeschichte der Welt noch bitterer zu machen.
23Einige wenige Schlaglichter dieses ergreifenden Dramas sollen genügen, um den mit der Geschichte des Glaubens vertrauten Leser an die Wechselfälle zu erinnern, die diese Sache durchgemacht und die die Welt bisher mit so kalter Gleichgültigkeit betrachtet hat. Der erzwungene, jähe Rückzug Bahá’u’lláhs in die Berge von Sulaymáníyyih und die schmerzlichen Folgen, die Seine zweijährige völlige Zurückgezogenheit zeitigte; das unaufhörliche Ränkespiel, dem sich die Spitzen des shí‘itischen Islám in Najaf und Karbilá in ständiger enger Fühlung mit ihren Verbündeten in Persien hingaben; die Verschärfung der unterdrückenden Maßnahmen durch Sulṭán ‘Abdu’l-‘Azíz, die den Treubruch gewisser hervorragender Mitglieder der verbannten Gemeinde auslöste; die Durchführung einer weiteren Verbannung auf Befehl des Sulṭáns, dieses Mal nach einer entlegenen, sehr öden Stadt, was solche Verzweiflung hervorrief, dass zwei der Verbannten zum Selbstmordversuch getrieben wurden; die scharfe Überwachung, die sie bei der Ankunft in ‘Akká durch feindlich gesinnte Beamte erfuhren, und die uner
24Kein Wunder, dass von der Feder Dessen, der diese Qual mit so erhabener Geduld trug, diese Worte geoffenbart wurden: »Er, der Herr des Sichtbaren und Unsichtbaren, ist nun allen offenbar. Sein gesegnetes Selbst ist mit solchem Leid gequält worden, dass, wenn alle Meere, die sichtbaren und die unsichtbaren, zu Tinte würden, alle Bewohner des Reiches zu Federn und alle im Himmel und auf Erden zu Schreibern, sie gewiß unfähig wären, dies aufzuzeichnen.« Und wiederum: »Die meisten Meiner Lebenstage bin Ich wie ein Sklave, der unter einem Schwerte sitzt, das an einem Faden hängt, und der nicht weiß, ob es früher oder später auf ihn herabfällt.«
25Wo ist der Herrscher im Osten oder Westen – so darf man vertrauensvoll fragen –, der irgendwann seit dem Heraufdämmern einer so überragenden Offenbarung sich entschlossen hätte, seine Stimme zu ihrem Ruhme oder gegen ihre Verfolger zu erheben? Welche Menschen haben im Laufe einer so langen Gefangenschaft den Drang verspürt, aufzustehen und die Flut solcher Trübsale einzudämmen? Eine einzige Frau ausgenommen, die in einsamer Glorie leuchtet –, wo ist der Herrscher, der sich in noch so bescheidenem Maße zu einer Antwort auf den durchdringenden Ruf Bahá’u’lláhs getrieben gefühlt hätte? Wer unter den Großen der Erde war geneigt, diesem jungen Gottesglauben die Wohltat seiner Anerkennung oder Unterstützung zu gewähren? Welche der vielen Bekenntnisse, Sekten, Rassen, Parteien und Klassen und der so mannigfaltigen Schulen des menschlichen Denkens hielt es für nötig, den Blick auf das aufsteigende Licht dieses Glaubens zu richten, seine sich entfaltende Ordnung zu betrachten, sein unauffälliges Wachstum zu bedenken, seine gewichtige Botschaft zu würdigen, seine lebenerneuernde Kraft anzuerkennen, seine heilbringende Wahrheit anzunehmen oder seine ewigen Wahrheiten zu verkünden? Wer unter den Weisen der Welt und den sogenannten Männern der Einsicht und der Weisheit kann, nahezu ein Jahrhundert danach, mit Recht behaupten, er habe den Kerngedanken dieses Glaubens selbstlos gutgeheißen, seine Ansprüche unparteiisch erwogen, sich genügend mit seinen Schriften beschäftigt, beharrlich die Trennung von Wahrheit und Dichtung betrieben oder seiner Sache die geziemende Behandlung gewährt? Wo sind, wenige Einzelfälle ausgenommen, die hervorragenden Vertreter
26Zu der Flut der Prüfungen, die den Báb niederwarfen, den langwährenden Trübsalen, die über Bahá’u’lláh hereinbrachen, den Warnungen, die vom Herold wie vom Stifter der Bahá’í-Religion erschollen, kommen die nicht weniger als siebzig Jahre lang von ‘Abdu’l-Bahá erduldeten Leiden, Seine Beschwörungen und dringenden Bitten, die Er an Seinem Lebensabend in Bezug auf die in wachsendem Maße die ganze Menschheit bedrohenden Gefahren aussprach. In dem Jahre geboren, das Zeuge des Anfangs der Bábí-Religion war, mit den ersten Feuern der Verfolgung getauft, die um diese keimende Sache wüteten; als achtjähriger Knabe Augenzeuge der gewaltsamen Umwälzungen, die den Glauben, dessen Sein Vater sich angenommen hatte, erschütterten; Sein Gefährte bei den Schmähungen, in den Gefahren und Unbilden, die die mehrfachen Verbannungen aus der Heimat in weit entfernte Länder nach sich zogen; verhaftet und gezwungen, bald nach Seiner Ankunft in ‘Akká den Schimpf der Gefangenschaft in dunkler Zelle zu ertragen; Gegenstand wiederholter Untersuchungen und Zielscheibe dauernder Angriffe und Beleidigungen unter der gewalttätigen Herrschaft des Sulṭáns ‘Abdu’l-Ḥamíd und später unter der unbarmherzigen Militärdiktatur des argwöhnischen, grausamen Jamál Páshá – hatte auch Er, der Mittelpunkt und die Achse des unvergleichlichen Bündnisses von Bahá’u’lláh und vollkommenes Vorbild Seiner Lehren, aus den Händen von Machthabern, Geistlichen, Regierungen und Untertanen den Schmerzenskelch zu kosten, den der Báb, Bahá’u’lláh und so viele Ihrer Anhänger geleert hatten.
27Die Warnungen, die Seine Feder und Seine Stimme in zahllosen Tablets und Reden während einer fast lebenslangen Haft
28Von den schmerzlichen Prüfungen und plötzlichen Enttäuschungen mitbetroffen, die den Báb und Bahá’u’lláh heimsuchten; zu Lebzeiten mit einem Erfolg bedacht, der zu Seinen überragenden, unaufhörlichen, regen Bemühungen in gar keinem Verhältnis stand; noch Augenzeuge der ersten Verwirrungen der welterschütternden Katastrophe, die einer ungläubigen Menschheit wartete; vom Alter gebeugt, das Auge verdüstert von dem heraufziehenden Gewitter, das eine glaubenslose Generation durch den Empfang der Sache Seines Vaters heraufbeschwor; blutenden Herzens über das den eigensinnigen Kindern Gottes drohende Verhängnis – so erlag Er zuletzt dem Gewicht von Mühsalen, für die jene, die sie Ihm und denen vor Ihm auferlegt hatten, bald zu einer schrecklichen Abrechnung geladen werden sollten.
29»Beschleunige, o mein Gott«, so rief Er aus, als das Unglück Ihn schmerzlich überfallen hatte, »die Tage meines Aufstiegs zu Dir, meiner Ankunft bei Dir und meines Zutritts zu Dir, auf dass ich von der finsteren Grausamkeit befreit werde, die sie mir zugefügt haben, in das Lichtmeer Deiner Nähe eingehe und im Schatten Deines größten Erbarmens raste, o mein Herr, Du Allherrlicher.« »Yá Bahá’u’l-Abhá
30Liebe Freunde! Wehe, tausendmal wehe, dass eine so unvergleichlich große, so unendlich kostbare, so urgewaltige, so offensichtlich lautere Offenbarung von einem so blinden, verdorbenen Geschlecht eine so schändliche Behandlung erfahren hat! »O Meine Diener!« bezeugt Bahá’u’lláh selbst. »Der eine wahre Gott ist Mein Zeuge! Dieser größte, unergründliche, wogende Ozean ist euch nahe, wunderbar nahe. Seht, er ist euch näher als eure Halsschlagader! Schnell, wie ein Augenaufschlag, könnt ihr, wenn ihr nur wollt, diese unvergängliche Gunst, diese Gottesgnade, dieses dauerhafte Geschenk, diese stärkste und unaussprechlich herrliche Güte erlangen und an ihr teilhaben.«