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22:1Heut ist das Wetter dunkel und trübe. Im Osten ist dauernder Sonnenschein, die Sterne sind immer klar, und nur sehr selten treten Wolken auf. Das Licht erhebt sich immer im Osten und sendet seinen Glanz nach Westen.22:2Es gibt zwei Arten von Licht. Das eine ist das sichtbare Licht der Sonne, mit dessen Hilfe wir die Schönheiten der Welt um uns erkennen können, und ohne dieses Licht vermöchten wir nichts zu sehen.22:3Aber obwohl dieses Licht die Dinge für uns sichtbar macht, kann es uns doch nicht die Fähigkeit des Sehens und des Verständnisses für ihre verschiedenen Reize geben, da es keinen Verstand und kein Bewusstsein hat. Es ist vielmehr das Licht der Erkenntniskraft, das Wissen und Verständnis gibt, und ohne diese Erleuchtung wäre das physische Auge zwecklos.22:4Dieses Licht der Erkenntniskraft ist das höchste Licht, das existiert, denn es ist aus dem göttlichen Licht geboren.22:5Das Licht der Erkenntniskraft befähigt uns, die Dinge der Schöpfung zu erkennen und zu erfassen, und nur das göttliche Licht kann uns das Auge für das Unsichtbare öffnen und uns Wahrheiten erblicken lassen, die für die Welt erst nach Jahrtausenden sichtbar werden.22:6Es war das göttliche Licht, das die Propheten schauen ließ, was sich nach zwei Jahrtausenden ereignen würde, und heute sehen wir, wie sich ihre Schau verwirklicht. Dies ist die Art des Lichtes, dessen Suchen wir erstreben müssen, ist es doch größer als jedes andere.22:7Durch dieses Licht vermochte Moses, die göttliche Erscheinung zu erblicken und zu erfassen und die himmlische Stimme zu vernehmen, die zu Ihm aus dem Brennenden Busch sprach Siehe Ex. 3:2. Q.22:8Von diesem Licht spricht Muḥammad, wenn Er sagt: »Alláh ist das Licht der Himmel und der Erde.«Qur’án 24:35 – Anm. d. Hrsg.
Q22:9Sucht dieses himmlische Licht von ganzem Herzen, damit ihr fähig werdet, die Wahrheiten zu verstehen, damit ihr um Gottes Verborgenheiten wisset, damit die verborgenen Wege vor euch sichtbar werden.22:10Dieses Licht lässt sich mit einem Spiegel vergleichen, und wie der Spiegel alles wiedergibt, was vor ihm ist, so zeigt dieses Licht unserem geistigen Auge alles, was in Gottes Reich besteht, und lässt es die Wirklichkeit der Dinge sichtbar werden. Mit Hilfe dieses strahlenden Lichtes wurden alle geistigen Erklärungen der Heiligen Schriften klargemacht, sind die Verborgenheiten in Gottes All zutage getreten und wurden wir befähigt, die göttlichen Absichten für den Menschen zu verstehen.22:11Ich bete darum, dass Gott in Seiner Barmherzigkeit eure Herzen und Seelen mit Seinem herrlichen Licht erleuchten möge. Dann wird ein jeder von euch wie ein leuchtender Stern an den Dunkelplätzen der Erde scheinen.Geistiges Streben im Westen23:0_296. November 191123:0_30‘Abdu’l-Bahá sprach: 23:1Ihr seid hoch willkommen! Ich bin aus den östlichen Ländern in den Westen gekommen, um eine Weile unter euch zu wohnen. Im Osten sagt man oft, dass die Menschen des Westens keine Geistigkeit besäßen, aber ich habe das nicht gefunden. Gott sei Dank, ich sehe und fühle, dass sehr viel geistiges Streben unter den westlichen Völkern ist und dass sogar ihr geistiges Wahrnehmungsvermögen gelegentlich stärker ist als das ihrer östlichen Brüder. Wenn die Lehre, die im Osten gegeben wurde, im Westen gewissenhaft verbreitet worden wäre, so würde die Welt jetzt ein erleuchteter Platz sein.23:2Obwohl sich in der Vergangenheit alle großen geistigen Lehrer im Osten erhoben haben, sind doch dort noch viele Menschen, die aller Geistigkeit ermangeln. In Bezug auf das Geistige sind sie leblos wie ein Stein, und sie wollen es auch nicht anders, denn sie halten den Menschen lediglich für eine höhere Form des Tieres und dafür, dass Fragen, die Gott betreffen, ihn nichts angehen.23:3Aber des Menschen Bestreben sollte sich darüber erheben. Er sollte immer über sich blicken, immer auf- und vorwärts, bis er durch Gottes Barmherzigkeit zum Himmelreich gelangt. Wiederum gibt es Menschen, deren Augen nur für den physischen Fortschritt und die Entwicklung in der Welt des Stoffes offen sind. Diese Menschen ziehen es vor, die Ähnlichkeit zwischen ihrem physischen Körper und dem des Affen zu studieren, statt die herrliche Verwandtschaft zwischen ihrem Geiste und dem Geiste Gottes zu betrachten. Das ist tatsächlich seltsam, gleicht doch der Mensch nur körperlich der niederen Schöpfung. Hinsichtlich seiner Erkenntnisfähigkeit ist er völlig anders.23:4Der Mensch befindet sich in ständigem Fortschritt. Der Kreis seines Wissens weitet sich fortwährend, und seine geistigen Regungen durchfließen viele und verschiedenerlei Kanäle. Siehe, was der Mensch auf dem Gebiet der Wissenschaft vollbracht hat, betrachte seine vielen Entdeckungen und ungezählten Erfindungen und sein tiefes Begreifen der Naturgesetze!23:5In der Welt der Kunst ist es genauso, und diese wunderbare Entwicklung der menschlichen Fähigkeiten vollzieht sich immer schneller, je mehr die Zeit vorangeht. Wenn die Entdeckungen, Erfindungen und materiellen Leistungen der letzten fünfzehnhundert Jahre zusammengezogen werden könnten, so würdet ihr gewahren, dass in den letzten hundert Jahren ein größerer Fortschritt stattfand als in den vierzehn voraufgegangenen Jahrhunderten. Denn die Schnelligkeit, mit der der Mensch voraneilt, wächst von Jahrhundert zu Jahrhundert.23:6Die Erkenntniskraft ist eine der größten Gaben Gottes an den Menschen. Sie ist die Kraft, die ihn zu einem höheren Geschöpf, als es das Tier ist, macht. Denn während von Jahrhundert zu Jahrhundert und von Zeitalter zu Zeitalter die Erkenntniskraft des Menschen wächst und stets durchdringender wird, bleibt die der Tiere unverändert. Sie sind am heutigen Tage nicht intelligenter als vor tausend Jahren. Bedarf es noch eines größeren Beweises, um die Verschiedenheit der Menschen von der tierischen Schöpfung darzutun? Er ist gewiss so klar wie der Tag.23:7Was aber die geistigen Vollkommenheiten anbetrifft, so sind sie des Menschen angeborenes Recht, und sie gehören unter allem Erschaffenen nur ihm an. Der Mensch ist seiner Wirklichkeit nach ein geistiges Wesen, und nur wenn er im Geiste lebt, ist er tatsächlich glücklich. Dieses geistige Verlangen und Empfinden besitzen alle Menschen gleicherweise, und es ist meine feste Überzeugung, dass die westlichen Menschen großes geistiges Streben haben.23:8Es ist mein inständiges Gebet, dass der Stern des Ostens seine glänzenden Strahlen über die westliche Welt ergießen möge und die Völker des Westens sich mit Stärke, Ernst und Mut erheben, um ihren Brüdern im Osten beizustehen.Vortrag in einem Studio in Paris24:0_316. November 191124:1Dies ist ein wirkliches Bahá’í-Haus. Sooft derartige Häuser oder Versammlungsstätten entstehen, tragen sie in größtem Maße zur allgemeinen Entwicklung der Stadt und des Landes, dem sie angehören, bei. Sie werden zur Anregung für Wissen und Wissenschaften und bekannt für die starke Geistigkeit und Liebe, die von ihnen auf die Menschen ausströmen.24:2Die Schaffung solcher Versammlungsstätten hat immer größtes Wohlergehen zur Folge. Die erste Bahá’í-Versammlung, die in Ṭihrán zustande kam, war überaus gesegnet. Im Laufe eines Jahres war sie derart angewachsen, dass ihre Mitgliederzahl das Neunfache der anfänglichen Zahl erreichte. Heute gibt es im fernen Persien viele solche Versammlungen, in denen die Gottesfreunde in vollster Freude, Liebe und Einigkeit zusammenkommen. Sie lehren die Sache Gottes, erziehen die Unwissenden und vereinen die Herzen in brüderlicher Güte. Sie sind es, die den Armen und Bedürftigen helfen und das tägliche Brot geben. Sie lieben und betreuen die Kranken und sind Boten der Hoffnung und des Trostes für die Verlassenen und Unterdrückten.24:3Oh, ihr, die ihr in Paris seid, strebt danach, dass eure Versammlungen wie jene seien und sogar noch größere Früchte tragen.24:4O Freunde Gottes, wenn ihr auf Gottes Wort vertraut und stark seid, wenn ihr die Gebote Bahá’u’lláhs befolgt, durch die euch geheißen wird, die Kranken zu betreuen, die Gefallenen aufzurichten, für die Armen und Bedürftigen zu sorgen, die Hilflosen zu beschützen, die Unterdrückten zu beschirmen, die Bekümmerten zu trösten und die Menschenwelt von Herzen gern zu haben, dann, sage ich euch, wird diese Versammlungsstätte bald eine wunderbare Ernte sehen. Tag für Tag wird jedes Mitglied Fortschritte machen und in wachsendem Maße geistig werden. Doch müsst ihr eine sichere Grundlage besitzen, und eure Ziele und Bestrebungen müssen von jedem Mitglied klar verstanden werden. Dies sollen eure Ziele sein:24:5Erstens, der ganzen Menschheit Mitgefühl und guten Willen zu erzeigen,24:6Zweitens, der Menschheit Dienste zu erweisen,24:7Drittens, sich zu bemühen, die Menschen, die im Dunkel sind, zu führen und zu erleuchten,24:8Viertens, zu jedem Menschen gütig zu sein und jeder lebenden Seele Zuneigung zu erzeigen,24:9Fünftens, demütig in eurer Haltung gegenüber Gott zu sein und ständig zu Ihm zu beten, damit ihr Gott tagtäglich näher kommt,24:10Sechstens, getreu und aufrichtig in allen euren Handlungen zu sein, so dass jedes Mitglied dafür bekannt sei, dass es die Eigenschaften der Ehrenhaftigkeit, der Liebe, des Glaubens, der Güte, der Großmut und der Unerschrockenheit verkörpert. Ihr müsst von allem, das nicht von Gott ist, losgelöst sein und vom göttlichen Odem angezogen – göttliche Seelen, auf dass die Welt erfahre, dass ein Bahá’í ein vollkommenes Wesen ist.24:11Bemühet euch, diese Ziele in diesen Versammlungen zu erreichen. Dann werdet ihr, die Freunde Gottes, wirklich und in Wahrheit mit großer Freudigkeit zusammenkommen. Helfet einander, werdet wie ein Mensch, der die vollkommene Einigkeit erreicht hat.24:12Ich bete zu Gott, dass ihr mit jedem Tag an Geistigkeit gewinnen möget, dass Gottes Liebe immer mehr in euch erscheine, dass die Gedanken, die ihr im Herzen habt, geläutert werden und euer Angesicht Ihm immer zugekehrt sei. Möchtet ihr euch allesamt der Schwelle der Einheit nähern und das Königreich betreten! Möchte ein jeder von euch wie eine lodernde Fackel sein, die durch die Gottesliebe entzündet ist und hellauf leuchtet!
Bahá’u’lláh
25:0_327. November 191125:0_33‘Abdu’l-Bahá sprach:25:1Ich will euch heute von Bahá’u’lláh erzählen. Im dritten Jahr, nachdem der Báb Seine Mission erklärt hatte, wurde Bahá’u’lláh von fanatischen Mullás des Glaubens an die neue Lehre angeklagt, verhaftet und gefangen gesetzt. Am nächsten Tag jedoch veranlassten einige Minister der Regierung und andere einflussreiche Männer, dass man Ihn wieder frei ließ. Später wurde Er erneut verhaftet, und die Priester verurteilten Ihn zum Tode. Der Statthalter konnte sich nicht entschließen, dieses Urteil zu vollstrecken, da er einen Aufruhr fürchtete. Die Priester versammelten sich in der Moschee, vor der der Richtplatz war. Die ganze Stadtbevölkerung rottete sich außerhalb der Moschee zusammen. Die Zimmerleute brachten ihre Sägen und Hämmer mit, die Metzger kamen mit ihren Messern, die Maurer und Baumeister schulterten die Spaten. Durch die rasenden Mullás aufgestachelt, brannten diese Menschen alle auf ihren Anteil an der Ehre, Ihn zu töten. Im Inneren der Moschee befanden sich die Religionsgelehrten. Bahá’u’lláh stand ihnen gegenüber und beantwortete alle ihre Fragen mit großer Weisheit. Besonders der Oberste der Weisen wurde durch Bahá’u’lláh, der dessen Beweisgründe sämtlich widerlegte, ganz zum Schweigen gebracht.
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