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25:10Das Sendschreiben an Náṣiri’d-Dín Sháh wurde einem persischen Bahá’í, Mírzá Badí‘ Khurásání, anvertraut, der es auf sich nahm, das Sendschreiben den Händen des Sháhs persönlich zu übergeben. Dieser Tapfere wartete in der Nähe von Ṭihrán, bis der Sháh vorüberkäme, da der Sháh die Absicht hatte, auf diesem Weg nach seinem Sommerpalast zu reisen. Der mutige Bote folgte dem Sháh bis zum Palast und wartete dann mehrere Tage lang auf der Straße nahe dem Eingang. Man sah ihn immer am gleichen Platz am Straßenrande warten, bis sich die Leute wunderten, warum er dort sei. Schließlich hörte der Sháh von ihm und befahl seinen Dienern, den Mann zu ihm zu bringen.25:11»O Diener des Sháhs, ich bringe ein Schreiben, das ich ihm eigenhändig zu übergeben habe«, sagte Badí‘, und dann sprach er zum Sháh: »Ich bringe euch ein Schreiben von Bahá’u’lláh.«25:12Er wurde sofort ergriffen und ausgefragt, um ihm Informationen zu entlocken, die ihnen bei künftigen Verfolgungen Bahá’u’lláhs nützlich sein könnten. Badí‘ antwortete mit keinem Wort. Darauf wurde er gefoltert, aber er schwieg trotzdem weiter. Drei Tage später tötete man ihn, ohne ihn zum Sprechen gebracht zu haben. Diese grausamen Männer fotografierten ihn während der Folter
Ein Mann, der zugegen war, als Badí‘ den Auftrag erhielt, den Brief zum Sháh zu bringen, sah ihn verklärt; er wurde strahlend.
A.25:13Der Sháh übergab das Schreiben Bahá’u’lláhs den Priestern, damit sie es ihm erklärten. Nach einigen Tagen teilten diese Priester dem Sháh mit, dass der Brief von einem politischen Gegner stamme. Der Sháh ergrimmte und sprach: »Das ist keine Erklärung. Ihr werdet von mir bezahlt, um meine Briefe zu lesen und zu beantworten, gehorcht daher!«25:14Der Sinn und die Bedeutung des Sendschreibens an Náṣiri’d-Dín Sháh waren, kurz gesagt: »Da die Zeit für die Erscheinung der Herrlichkeit Gottes nun gekommen ist, bitte ich, nach Ṭihrán kommen und die Fragen beantworten zu dürfen, die die Priester an Mich richten mögen.25:15Ich ermahne euch, euch von der weltlichen Pracht eures Reiches zu lösen. Denkt an alle jene großen Könige, die vor euch lebten! Ihre Herrlichkeit ist dahingegangen.« Siehe: Bahá’u’lláh, Lawḥ-i-Sulṭán, in: Anspruch und Verkündigung, 1:168–276 – Anm. d. Hrsg.
Q25:16Der Brief war in äußerst schönem Stil geschrieben. Er enthielt noch weitere Warnungen an den König und kündete ihm vom kommenden Sieg des Reiches Bahá’u’lláhs in der Welt des Ostens wie des Westens.25:17Der Sháh beachtete die Warnungen dieses Schreibens nicht und lebte in der alten Weise weiter bis ans Ende.25:18Obgleich Bahá’u’lláh gefangen war, so war doch die große Macht des Heiligen Geistes mit Ihm!25:19Niemand sonst hätte im Gefängnis so wie Er sein können. Trotz allen Ungemachs, das Er erduldete, klagte Er nie.25:20In der Würde Seiner Erhabenheit lehnte Er es ab, den Statthalter oder die einflussreichen Persönlichkeiten der Stadt zu treffen.25:21Obwohl die Überwachung unablässig streng war, kam und ging Er doch, wie es Ihm beliebte. Er starb in einem Hause, das etwa drei Kilometer von ‘Akká entfernt ist.Gute Gedanken müssen zu Taten werden26:0_348. November 191126:1In der ganzen Welt hört man schöne Reden preisen und edle Lehren bewundern. Alle Menschen sagen, dass sie das Gute lieben und alles Übel hassen. Aufrichtigkeit sei bewundernswert, die Lüge hingegen verächtlich, Glaube sei Tugend und Treulosigkeit eine Schande für die Menschheit. Gesegnet sei es, die Menschenherzen zu beglücken, und unrecht, Kummer zu bereiten. Gütig und barmherzig zu sein sei recht, zu hassen hingegen Sünde. Gerechtigkeit sei eine edle Eigenschaft und Ungerechtigkeit ein Laster. Man sei verpflichtet, mitleidig zu sein und keinem Menschen weh zu tun, und Eifersucht und Bosheit müssten um jeden Preis gemieden werden. Gelehrsamkeit, nicht Unwissenheit, sei des Menschen Ruhm, das Licht und nicht das Dunkel! Gut sei es, das Angesicht Gott zuzuwenden, und töricht, Ihn nicht zu beachten. Es sei unsere Pflicht, den Menschen emporzuführen statt ihn irrezuführen und die Ursache seines Falls zu sein. So gibt es der Beispiele noch viele.26:2Doch alle diese Reden sind nichts als Worte, und wir sehen nur höchst wenige in die Welt der Tat versetzt. Wir bemerken im Gegenteil, dass die Menschen von Leidenschaft und Selbstsucht fortgerissen werden und jeder Mensch nur an das denkt, was ihm selbst von Nutzen sein kann, wenn es auch den Untergang des Bruders bedeutet. Sie sind alle begierig, ihr Glück zu machen, und achten wenig oder gar nicht auf das Wohlergehen anderer. Sie beschäftigen sich mit ihrem eigenen Frieden und Behagen, während die Lage ihrer Gefährten sie nicht im Geringsten bekümmert.26:3Leider ist das der Weg, den die meisten Menschen gehen.26:4Aber die Bahá’í dürfen nicht so sein. Sie müssen sich über diesen Zustand erheben. Taten müssen für sie mehr als Worte sein. Durch ihre Taten müssen sie barmherzig sein und nicht durch ihre Worte. Sie müssen bei allen Gelegenheiten durch ihre Taten erhärten, was sie in Worten verkünden. Ihre Taten müssen ihre Treue beweisen und ihre Handlungen das göttliche Licht offenbaren.26:5Lasst eure Taten laut in die Welt hinausrufen, dass ihr wirkliche Bahá’í seid, denn es sind die Taten, die zur Welt sprechen und die Ursache des Fortschritts für die Menschheit sind.26:6Wenn wir wirkliche Bahá’í sind, bedarf es keines Redens. Unsere Taten werden die Welt weiterbringen, Zivilisation verbreiten, der Wissenschaft zum Fortschritt helfen und Künste sich entwickeln lassen. Ohne Taten lässt sich in der Welt des Stoffes nichts vollbringen, noch können Worte, die nicht durch Taten unterstützt sind, Menschen im Reich des Geistes fördern. Nicht durch bloßen Lippendienst sind die Erwählten Gottes zur Heiligkeit gekommen, sondern durch ein geduldiges Leben des tätigen Dienstes haben sie Licht in die Welt getragen.26:7Strebet darum, dass eure Taten tagtäglich wundervolle Gebete seien. Wendet euch Gott zu und versuchet immer, zu tun, was recht und edel ist. Unterstützt die Armen, richtet die Gefallenen auf, gebt den Bekümmerten Trost, bringt Heilung für die Kranken, stärkt die, die in Ängsten sind, befreit die Unterdrückten, macht den Hoffnungslosen Hoffnung und beschützet die Verlassenen!26:8Das ist die Arbeit eines wahren Bahá’í, und das ist es, was man von ihm erwartet. Sind wir bestrebt, all dies zu tun, dann sind wir wirkliche Bahá’í, doch wenn wir es unterlassen, sind wir keine Kinder des Lichtes, und wir haben kein Recht auf diesen Namen.26:9Gott, der in alle Herzen hineinschaut, weiß, wie wenig unser Leben die Erfüllung unserer Worte ist.Die Wirkliche Bedeutung der Taufe durch Wasser und Feuer27:0_359. November 191127:1Im Evangelium Johannes hat Christus gesagt: »Es sei denn, dass jemand geboren werde aus dem Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.«Joh. 3:5.
Q Die Priester haben dies dahin gedeutet, dass die Taufe zur Erlösung nötig sei. In einem anderen Evangelium heißt es: »Er wird euch mit dem Heiligen Geiste und mit Feuer taufen.«Mt. 3:11.
Q27:2Daher sind das Wasser der Taufe und das Feuer eines. Das kann nicht bedeuten, dass das »Wasser«, von dem hier gesprochen ist, ein physisches Wasser sei, denn es ist das gerade Gegenteil von »Feuer«, und eines zerstört das andere. Wenn Christus in den Evangelien von »Wasser« spricht, so meint Er das, was Leben verursacht, denn ohne Wasser kann ein irdisches Geschöpf nicht leben. Das Mineral, die Pflanze, das Tier und der Mensch, sie alle hängen im Dasein vom Wasser ab. Ja, die jüngsten wissenschaftlichen Entdeckungen bestätigen, dass selbst das Mineral eine gewisse Lebensform hat und ebenfalls Wasser für sein Dasein braucht.27:3Das Wasser ist die Ursache des Lebens, und wenn Christus von Wasser spricht, so versinnbildlicht Er das, was die Ursache des ewigen Lebens ist.27:4Dieses lebengebende Wasser, von dem Er spricht, ist wie das Feuer, denn es ist nichts anderes als die Liebe Gottes, und diese Liebe bedeutet für unsere Seelen Leben.27:5Durch das Feuer der Liebe Gottes wird der Schleier verbrannt, der uns von den himmlischen Wirklichkeiten trennt, und mit klarem Blicke werden wir fähig, uns vorwärts- und emporzukämpfen, auf den Pfaden der Tugend und Heiligkeit voranzuschreiten und ein Mittel der Erleuchtung für die Welt zu werden.27:6Es gibt nichts Größeres und Gesegneteres als die Liebe Gottes. Sie schenkt den Kranken Heilung, den Verwundeten Balsam, allen Menschen Freude und Trost, und nur durch sie kann der Mensch zu ewigem Leben kommen. Das Wesen aller Religionen ist die Liebe Gottes, und sie ist die Grundlage aller heiligen Lehren.27:7Es war die Liebe Gottes, die Abraham, Isaak und Jakob führte, die Joseph in Ägypten stärkte und Moses Mut und Geduld verlieh.27:8Durch die Liebe Gottes wurde Christus mit Seinem anfeuernden Beispiel des vollkommenen Lebens der Selbstaufopferung und Ergebenheit in die Welt gesandt und brachte den Menschen die Botschaft ewigen Lebens. Es war die Liebe Gottes, die Muḥammad Kraft gab, die Araber von der Stufe tierischer Erniedrigung zu einer höheren Daseinsstufe emporzuführen.27:9Gottes Liebe ist es, die den Báb getragen hat, die Ihn zu Seinem höchsten Opfer befähigte und Seine Brust zum bereiten Ziel für tausend Kugeln machte.27:10Schließlich war es die Liebe Gottes, die dem Osten Bahá’u’lláh schenkte und die nun das Licht seiner Lehre weit in den Westen und von Pol zu Pol ergießt.27:11Da ihr ihre Kraft und Schönheit wahrnehmt, ermahne ich euch, alle eure Gedanken, Worte und Taten zu opfern, um die Erkenntnis der Liebe Gottes in jedes Herz hineinzutragen.Vortrag in der ›Alliance Spiritualiste‹28:0_36Salle de l‘Athenée, St. Germain, Paris, 9. November 191128:1Ich möchte meiner Dankbarkeit für eure Gastfreundschaft und meiner Freude darüber Ausdruck geben, dass ihr geistig gesonnen seid. Ich bin froh, einer Versammlung wie dieser beizuwohnen, die zusammenkam, um einer göttlichen Botschaft zuzuhören. Wenn ihr mit dem Auge der Wirklichkeit schauen könntet, so würdet ihr große geistige Wogen an diesem Orte sehen. Die Kraft des Heiligen Geistes ist hier für alle. Preis sei Gott, dass eure Herzen von göttlicher Glut entfacht sind! Eure Seelen sind wie Wogen auf dem Meer des Geistes. Obwohl jeder einzelne eine gesonderte Welle ist, so ist das Meer doch eines. Alle sind in Gott verbunden.28:2Aus jedem Herzen sollte Einigkeit hervorstrahlen, damit das Licht des einen göttlichen Ursprungs aller hell und glänzend scheine. Wir sollten nicht nur die einzelnen Wogen sehen, sondern das ganze Meer. Wir sollten uns vom Einzelnen zum Ganzen erheben. Der Geist ist wie ein großes Meer, und seine Wogen sind die Seelen der Menschen.
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