Bahá’u’lláh | Brief an den Sohn des Wolfes
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Jene Geistlichen aber, die wahrhaft mit der Zier der Erkenntnis und mit einem edlen Charakter geschmückt sind, sind wie das Haupt für den Körper der Welt und wie Augen für die Völker. Zu allen Zeiten hing und hängt die Führung der Menschen von solchen gesegneten Seelen ab. Wir flehen zu Gott, Er möge ihnen gnädig beistehen, nach Seinem Willen und Wohlgefallen zu handeln. Er ist wahrlich der Herr aller Menschen, der Herr dieser Welt und der kommenden.
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O Shaykh! Wie Wir erfahren haben, hast du dich von Uns abgewandt und dich in solcher Weise gegen Uns gestellt, dass du den Leuten befahlst, Mich zu verfluchen und das Blut der Diener Gottes zu vergießen. Gott belohne den, der da sagte: »Gerne will ich dem Richter gehorchen, der in so ungewöhnlicher Weise verfügte, dass mein Blut im Ḥill wie im Ḥaram vergossen werde.« Wahrlich, Ich sage: Was sich auch immer auf dem Pfade Gottes zuträgt, es ist das Wohlgefallen der Seele und der Wunsch des Herzens. Tödliches Gift ist auf Seinem Pfade reiner Honig und jede Trübsal ein Trunk kristallklaren Wassers. Im Tablet an Seine Majestät den Sháh steht geschrieben: »Bei Ihm, der die Wahrheit ist! Ich fürchte keinen Kummer auf Seinem Pfad noch irgendeine Prüfung in Meiner Liebe zu Ihm. Wahrlich, Gott machte das Leid zum Morgentau auf Seiner grünen Au und zum Docht für Seine Lampe, die Erde und Himmel erleuchtet.«
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Wende dein Herz Ihm zu, der die Ka‘bah Gottes, des Helfers in Gefahr, des Selbstbestehenden, ist, und erhebe deine Hände zur Gnade Gottes, des Herrn aller Welten, in so festem Glauben, dass sich alle erschaffenen Dinge gleichfalls veranlasst sehen, die Hände zu erheben. Alsdann richte dein Angesicht in solcher Weise auf Ihn, dass alles Leben gleich dir zu Seinem strahlend hellen Horizont aufblickt, und sprich: »Du siehst mich, o mein Herr, wie ich mein Antlitz dem Himmel Deiner Gnade und dem Weltmeer Deiner Gunst zuwende, losgelöst von allem außer Dir. Ich bitte Dich, beim Glanz der Sonne Deines Erscheinens auf dem Berge Sinai und bei den Strahlen des Gestirns Deiner Gnade, das vom Himmelskreis Deines Namens ›der Immervergebende‹ herniederstrahlt, gewähre mir Deine Vergebung und lass Deine Barmherzigkeit über mir walten. Sodann schreibe für mich mit Deiner Feder der Herrlichkeit nieder, was mich durch Deinen Namen in der Welt der Schöpfung erhöht. Hilf mir, o mein Herr, mich Dir zuzuwenden und auf die Stimme Deiner Geliebten zu hören, die alle Macht der Erde nicht schwächen konnte und die die Gewalt der Völker nicht von Dir fernzuhalten vermochte. Dir eilen sie entgegen und sprechen: ›Gott ist unser Herr, der Herr aller im Himmel und auf Erden!‹«
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O Shaykh! Wahrlich, Ich sage dir: Das Siegel des Erlesenen Weines ist in Seinem Namen ›der Selbstbestehende‹ erbrochen worden; versage ihn dir nicht! Dieser Unterdrückte spricht nur nach Gottes Willen; um Gottes willen solltest auch du über das nachdenken, was herniedergesandt und geoffenbart wurde, damit vielleicht auch du an diesem gesegneten Tage deinen Anteil an den reichlichen Ausgießungen Dessen erhalten mögest, der wahrlich der Wohltäter aller ist, und du nicht leer ausgehen mögest! Dies würde Gott wahrlich nicht schwerfallen. Durch Gottes Wort wurde Adam, aus Staub geschaffen, auf den himmlischen Thron erhoben, ein einfacher Fischer wurde zur Schatzkammer göttlicher Weisheit, und Abú-Dhar, der Schäfer, wurde ein Fürst der Völker!
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Dieser Tag, o Shaykh, war und ist niemals der Tag, an dem menschengemachte Künste und Wissenschaften dem Menschen als wahrer Maßstab gelten können, hat doch anerkanntermaßen Er, der in keiner Kunst oder Wissenschaft bewandert war, den Thron aus reinstem Gold bestiegen und den Ehrensitz im Rat der Erkenntnis eingenommen, während der gefeierte Erklärer und Wahrer dieser Künste und Wissenschaften ausgeschlossen blieb. Mit ›Künsten und Wissenschaften‹ ist hier gemeint, was mit Worten anfängt und mit Worten aufhört. Solche Künste und Wissenschaften jedoch, die gute Ergebnisse zeitigen, die Früchte tragen und dem Wohlergehen und dem Frieden der Menschen dienlich sind, waren vor Gott angenehm und werden es bleiben. Würdest du Meiner Stimme Gehör schenken, du würdest alle deine Habe beiseite werfen und deinen Blick auf den Ort heften, an dem das Weltmeer der Weisheit und des Wortes wogt und die Düfte der Güte deines Herrn, des Mitleidsvollen, wehen.
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In diesem Zusammenhang erscheint es Uns ratsam, kurz einige vergangene Geschehnisse anzuführen, die vielleicht der Sache der Gerechtigkeit und Rechtlichkeit zur Rechtfertigung dienen können. Als Seine Majestät der Sháh – möge ihm Gott, sein Herr, der Allbarmherzige, mit Seiner stärkenden Gnade beistehen – eine Reise nach Iṣfahán plante, besuchte dieser Unterdrückte mit seiner Erlaubnis die heiligen und erlauchten Ruhestätten der Imáme – Gottes Segen ruhe auf ihnen. Als Wir zurückkehrten, begaben Wir Uns wegen der großen Hitze, die in der Hauptstadt herrschte, nach Lavásán. Kurz nach Unserer Abreise wurde der Anschlag auf das Leben Seiner Majestät verübt – möge Gott, erhaben und verherrlicht sei Er, ihm beistehen. Es waren unruhige Tage, und die Flammen des Hasses schlugen hoch. Viele wurden verhaftet, darunter auch dieser Unterdrückte. Bei der Gerechtigkeit Gottes! Wir standen in keinerlei Beziehung zu dieser Missetat, und Unsere Unschuld wurde von den Gerichten einwandfrei festgestellt. Dennoch ergriff man Uns und führte Uns von Níyávarán, dem damaligen Wohnsitz Seiner Majestät, zu Fuß und in Ketten, barhäuptig und mit bloßen Füßen, in den Kerker von Ṭihrán. Ein roher Kerl, der neben Uns herritt, riss Uns den Hut vom Haupte, während Wir von einem Trupp Henkersknechte und Amtspersonen dahingetrieben wurden. Vier Monate lang mussten Wir in einem unbeschreiblich schmutzigen Loch verbringen. Eine enge, finstere Grube wäre dem Kerker vorzuziehen, in den dieser Unterdrückte und andere ähnlich Misshandelte gesperrt wurden. Bei Unserer Einlieferung wurden Wir zuerst einen pechschwarzen Gang entlanggeführt, von dort stiegen Wir drei steile Treppen zu dem Verließ hinab, das Uns bestimmt war. Dieser Kerker war in dichtes Dunkel gehüllt; Unsere Mitgefangenen zählten nahezu einhundertfünfzig Menschen: Diebe, Mörder und Straßenräuber. Trotz seiner Überfüllung hatte das Verließ keinen anderen Auslass als den Gang, durch den Wir gekommen waren. Keine Feder kann diesen Ort beschreiben, keine Zunge seinen widerlichen Gestank schildern. Die meisten dieser Menschen hatten weder Kleider noch Stroh, darauf zu liegen. Nur Gott weiß, was Wir in diesem übelriechenden, finsteren Raum zu leiden hatten!
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Während Wir in diesem Kerker lagen, dachten Wir Tag und Nacht über die Taten, die Geisteshaltung und die Lebensführung der Bábí nach. Wir fragten Uns, was so hochgesinnte, edle und verständige Leute zu solch einem vermessenen, abscheulichen Anschlag gegen das Leben Seiner Majestät veranlasst haben könnte. Hierauf beschloss dieser Unterdrückte, sich nach Seiner Entlassung aus dem Gefängnis aufzumachen und alle Kraft an die Aufgabe der geistigen Neubelebung dieser Menschen zu wenden.
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Eines Nachts im Traum waren von allen Seiten diese erhabenen Worte zu hören: »Wahrlich, Wir werden Dich durch Dich selbst und durch Deine Feder siegreich machen. Sei nicht traurig über das, was Dir widerfahren ist, und fürchte Dich nicht, denn Du bist in Sicherheit. Binnen kurzem wird Gott die Schätze der Erde offenkundig machen – Menschen, die Dir beistehen werden durch Dich selbst und durch Deinen Namen, durch welchen Gott die Herzen derer belebt, die Ihn erkannt haben.«
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Und als dieser Unterdrückte Sein Gefängnis verließ, reisten Wir nach dem ‘Iráq, dem Befehl Seiner Majestät des Sháhs folgend – möge Gott, gepriesen sei Er, ihm beistehen –, wobei Wir von Beamten im Dienst der geschätzten und geehrten Regierung von Persien und Russland geleitet wurden. Nach Unserer Ankunft offenbarten Wir mit der Hilfe Gottes und Seiner Gnade und Barmherzigkeit einer Regenflut gleich Unsere Verse und sandten diese in verschiedene Teile der Welt. Alle Menschen, besonders aber dieses Volk, ermahnten Wir mit weisem Rat und liebendem Verweis und verboten ihm, sich in Aufruhr, Zank, Wortstreit oder Kampf einzulassen. Durch Gottes Gnade wandelte sich auf diese Weise törichter Eigensinn in fromme Verständigkeit, und aus Waffen wurden Werkzeuge des Friedens.
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In den Tagen, da Ich im Kerker in Ṭihrán lag, vergönnten Mir die schweren Ketten, die Mich wundrieben, und die üble Luft nur wenig Schlaf; dennoch hatte Ich in den seltenen Augenblicken des Schlummers ein Gefühl, wie wenn etwas vom Scheitel Meines Hauptes über Meine Brust strömte, einem mächtigen Sturzbach gleich, der sich vom Gipfel eines hohen Berges zu Tal ergießt. Jedes Glied Meines Körpers wurde so in Flammen gesetzt, und Meine Zunge sprach in solchen Augenblicken Worte, die zu hören kein Mensch hätte ertragen können.
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Im folgenden wollen Wir einige Stellen aus Tablets anführen, die besonders für dieses Volk geoffenbart wurden, damit sich jeder überzeuge, dass dieser Unterdrückte in einer Weise gehandelt hat, die vor den Einsichtsvollen und vor jenen, welche Gerechtigkeit und Billigkeit verkörpern, wohl bestehen kann:
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»O ihr Freunde Gottes in Seinen Städten, ihr Geliebten Gottes in Seinen Landen! Dieser Unterdrückte verpflichtet euch zu Ehrenhaftigkeit und Frömmigkeit. Gesegnet die Stadt, die durch ihr Licht erleuchtet wird! Durch diese Eigenschaften wird der Mensch erhoben und das Tor der Sicherheit vor aller Schöpfung geöffnet. Glücklich der Mensch, der sich fest an sie hält und ihren Wert erkennt, und wehe dem, der ihre Bedeutung leugnet!«
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Und in anderem Zusammenhang wurden diese Worte geoffenbart: »Wir machen es den Dienern und Dienerinnen Gottes zur Pflicht, rein zu sein und Gott zu fürchten, auf dass sie den Schlummer ihrer verderbten Begierden abschütteln und sich Gott, dem Schöpfer der Himmel und der Erde, zuwenden. So haben Wir es den Gläubigen befohlen, als das Tagesgestirn der Welt vom Horizont des ‘Iráq erstrahlte. Meine Gefangenschaft grämt Mich nicht, noch bedrücken Mich die Leiden, die Ich erdulde, oder was Mir die Hände Meiner Bedrücker zugefügt haben. Was Mich härmt, ist das Betragen jener, die Meinen Namen tragen, aber Dinge begehen, die Mein Herz und Meine Feder zum Klagen bringen. Jene, die Unordnung im Lande verbreiten, Hand an das Eigentum anderer legen, ein Haus ohne Erlaubnis seines Besitzers betreten – wahrlich, mit diesen haben Wir nichts zu schaffen, bis sie bereuen und zu Gott, dem Immervergebenden, dem Allbarmherzigen, zurückkehren.«
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Und wieder an anderer Stelle: »O Völker der Erde! Eilt, nach dem Wohlgefallen Gottes zu handeln, und kämpft tapfer, wie es euch zu kämpfen geziemt, für die Verkündigung Seiner unwiderstehlichen, unerschütterlichen Sache. Wir haben angeordnet, dass auf dem Pfade Gottes der Krieg mit den Heeren der Weisheit und des Wortes geführt werden soll, mit den Waffen eines guten Charakters und lobenswerter Taten. So wurde es von Ihm, dem Allmächtigen, dem Allmachtvollen, bestimmt. Es gibt keinen Ruhm für denjenigen, der Unordnung auf der Erde schafft, nachdem diese so wohl geordnet wurde. Fürchte Gott, o Volk, und zähle nicht zu denen, die Unrecht tun«.
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Und nochmals in anderem Zusammenhang: »Redet nicht schlecht voneinander. Wahrlich, Wir sind gekommen, um alle Erdenbewohner zu vereinen und zusammenzuführen. Dies bezeugt das, was das Meer Meines Wortes unter den Menschen offenbarte, und doch ist die Mehrzahl der Menschen in die Irre gegangen. Wenn euch jemand verleumdet, wenn euch Leid auf dem Pfade Gottes befällt, dann seid geduldig und setzt euer Vertrauen auf Ihn, den Hörenden, den Sehenden. Er, wahrlich, ist Augenzeuge; Er sieht alles und tut kraft Seiner höchsten Herrschaft, was Ihm gefällt. Wahrlich, Er ist der Herr der Stärke und der Macht. Im Buche Gottes, des Mächtigen, des Großen, ist euch verboten, euch in Kampf und Streit einzulassen. Haltet euch fest an das, was euch und den Völkern der Welt nützt. So befiehlt es euch der König der Ewigkeit, der in Seinem Größten Namen offenbar ist. Er, wahrlich, ist der Verordner, der Allweise.«
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Und wieder ein andermal: »Hütet euch, irgend jemandes Blut zu vergießen! Zieht das Schwert eurer Zunge aus der Scheide der Äußerung, denn damit könnt ihr die Bollwerke der Menschenherzen erobern. Wir haben das Gebot, den Heiligen Krieg gegeneinander zu führen, aufgehoben. Gottes Barmherzigkeit hat wahrlich alle erschaffenen Dinge umfangen – wolltet ihr es doch begreifen!«
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Und wiederum an anderer Stelle: »O Volk! Verbreite keine Unordnung im Lande und vergieße nicht irgend jemandes Blut! Missbrauche nicht das Vermögen anderer und folge nicht jedem fluchwürdigen Schwätzer!«
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Und in noch anderem Zusammenhang: »Die Sonne des Göttlichen Wortes kann niemals untergehen, ihre Strahlen können nicht ausgelöscht werden. An diesem Tage wurden die folgenden erhabenen Worte von dem Lotosbaum gehört, über den hinaus keiner gehen kann: ›Ich halte zu dem, der Mich liebt, der getreu Meine Gebote befolgt und alles von sich wirft, was ihm in Meinem Buch verboten wurde.‹«
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Und wieder ein anderes Mal: »Dies ist der Tag, von Gott zu sprechen, Sein Lob zu verkünden und Ihm zu dienen; beraubt euch dessen nicht. Ihr seid die Buchstaben der Worte, ihr seid die Worte des Buches. Ihr seid die Triebe, die die Hand der Güte in den Boden der Barmherzigkeit pflanzte und die die Schauer der Großmut zum Blühen brachten. Er hat euch vor den Stürmen des Unglaubens und den Unwettern der Gottlosigkeit behütet, und Er hat euch mit den Händen Seiner liebenden Vorsehung großgezogen. Jetzt ist es für euch an der Zeit, Blätter zu treiben und Früchte zu tragen. Die Früchte am Baume des Menschen sind seit eh und je edle Taten und ein lobenswerter Charakter. Vorenthaltet diese Früchte den Achtlosen nicht! Werden sie angenommen, ist euer Ziel erreicht und der Zweck des Lebens erfüllt. Wo nicht, da überlasst jene ihrem Zeitvertreib, leeren Wortstreit zu führen. Strebe danach, o Volk Gottes, die Herzen der verschiedenen Völker auf Erden mit den Wassern deiner Nachsicht und Güte von Hass und Feindseligkeit zu reinigen und zu läutern, auf dass sie würdig und tauglich werden, die Strahlen der Sonne der Wahrheit aufzunehmen.«
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Im vierten Ishráq des Ishráqát (des Tablets von der Pracht) führten Wir aus: »Jede Sache braucht einen Helfer. In dieser Sendung sind die Heerscharen, die sie zum Siege führen, lobenswerte Taten und ein aufrechter Charakter. Der Anführer und Befehlshaber dieser Heerscharen ist seit je die Gottesfurcht, die alle Dinge umfasst und beherrscht.«
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Im dritten Tajallí des Buches Tajallíyát (des Buches vom Strahlenglanz) schrieben Wir: »Künste, Gewerbe und Wissenschaften erhöhen die Welt des Seins und tragen zu ihrer Vervollkommnung bei. Wissen gleicht den Flügeln im Leben des Menschen, es ist wie eine Leiter für seinen Aufstieg; es ist jedermanns Pflicht, sich Wissen zu erwerben. Jedoch sollten solche Wissenschaften studiert werden, die den Völkern auf Erden nützen, nicht solche, die mit Worten beginnen und mit Worten enden. Die Völker der Welt verdanken in der Tat viel den Wissenschaftlern und Handwerkern. Dies bezeugt das Mutterbuch an solch hervorragender Stelle.«
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In der Tat, Wissen ist ein wahrer Schatz für den Menschen, eine Quelle des Ruhmes, der Großmut, der Freude, der Erhabenheit, des Frohsinns und der Heiterkeit. Glücklich der Mensch, der sich daran hält, und wehe dem Achtlosen!
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Es ist deine Pflicht, unter allen Umständen die Menschen zu dem anzuhalten, was sie befähigt, geistige Eigenschaften und edle Taten an den Tag zu legen, auf dass sie gewahr werden, was zur Erhöhung des Menschen führt, und mit ganzer Kraft der höchsten Stufe, dem Gipfel des Ruhmes entgegenstreben. Die Gottesfurcht war stets das Wichtigste in der Erziehung Seiner Geschöpfe. Wohl denen, die sie erlangt haben!
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Das erste Wort, das die Feder Abhás offenbarte und auf dem ersten Blatt des Paradieses niederschrieb, lautet: »Wahrlich, Ich sage euch: Die Gottesfurcht war von jeher ein sicherer Schutz und eine feste Burg für alle Völker der Welt. Sie ist das vortrefflichste Mittel zum Schutz der Menschheit und die Hauptursache ihrer Erhaltung. Es gibt etwas im Wesen des Menschen, das ihn beschützt und bewahrt vor dem, was unwürdig und unpassend ist. Dieses Etwas wird ›Sittsamkeit‹ genannt. Aber nur wenigen ist diese Tugend beschieden, denn nicht alle sind mit ihr ausgestattet. Es obliegt den Königen und den geistigen Führern der Welt, sich fest an die Religion zu halten, denn durch sie wird allen außer Ihm selbst Gottesfurcht eingeflößt.«
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Das zweite Wort, das Wir auf dem zweiten Blatt des Paradieses verzeichneten, ist das folgende: »In diesem Augenblick wendet sich die Feder des Göttlichen Erklärers an die Offenbarungen der Obrigkeit und die Quellen der Macht, nämlich an die Könige und Regenten der Erde – möge Gott ihnen beistehen – und befiehlt ihnen, stets die Anliegen der Religion zu unterstützen und sich fest an sie zu halten. Religion ist wahrlich das vortrefflichste Mittel zur Errichtung der Ordnung in der Welt und für die Ruhe ihrer Völker. Die Schwäche der Pfeiler der Religion hat die Toren gestärkt und sie dreist und anmaßend gemacht. Wahrlich, Ich sage: Je stärker die Religion verfällt, desto widerspenstiger werden die Gottlosen. Dies kann letztlich nur in Chaos und Gesetzlosigkeit enden. Hört auf Mich, o ihr Einsichtsvollen, und seid gewarnt, o ihr, die ihr Unterscheidungsvermögen besitzt!«
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Wir hegen die Hoffnung, dass du mit aufmerksamem Ohr auf das hörst, was Wir dir mitgeteilt haben, damit es dir gelingen möge, die Menschen von dem, was sie besitzen, weg- und zu dem, was Gott besitzt, hinzuführen. Wir flehen zu Gott, er möge das Licht der Redlichkeit und die Sonne der Gerechtigkeit von den dichten Wolken der Widerspenstigkeit befreien und auf die Menschen scheinen lassen. Kein Licht kann sich mit dem der Gerechtigkeit vergleichen. Die Begründung der Ordnung in der Welt und die Ruhe der Völker hängen davon ab.
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Im Buch der Äußerung wurden die folgenden erhabenen Worte niedergeschrieben und festgehalten: »Sprecht, o Freunde! Strebt danach, dass die Leiden, die dieser Unterdrückte und ihr auf dem Pfade Gottes erduldetet, sich nicht als vergebens erweisen. Klammert euch an den Saum der Tugend und haltet euch fest am Seil der Vertrauenswürdigkeit und Frömmigkeit. Befasst euch mit den Dingen, die der Menschheit nützen, und nicht mit euren verderbten, selbstischen Begierden. O ihr Anhänger dieses Unterdrückten! Ihr seid die Hirten der Menschheit! Befreit eure Herden von den Wölfen übler Lüste und Leidenschaften und schmückt sie mit der Zier der Gottesfurcht. Also lautet der unumstößliche Befehl, der zu dieser Stunde aus der Feder Dessen fließt, der der Altehrwürdige der Tage ist. Bei der Gerechtigkeit Gottes! Das Schwert eines tugendhaften Charakters und aufrechten Verhaltens ist schärfer als Klingen aus Stahl. Die Stimme des wahren Glaubens ruft in diesem Augenblick laut und spricht: O Volk! Wahrlich, der Tag ist gekommen, und Mein Herr ließ Mich durch ein Licht erstrahlen, dessen Glanz die Sonnen der Äußerung in den Schatten stellt. Fürchtet den Barmherzigen und gehört nicht zu denen, die in die Irre gehen!«
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Das dritte Wort, das Wir auf dem dritten Blatt des Paradieses aufzeichneten, lautet: »O Sohn des Menschen! Wenn du auf Barmherzigkeit siehst, dann gib auf, was dir Nutzen bringt, und halte dich an das, was der Menschheit nützt. Und wenn du auf Gerechtigkeit siehst, dann wähle für deinen Nächsten, was du für dich selbst wählst. Demut erhebt den Menschen zum Himmel des Ruhms und der Macht, Stolz dagegen erniedrigt ihn zu Schmach und Schande. Groß ist dieser Tag und mächtig der Ruf! In einem Unserer Tablets haben Wir diese erhabenen Worte geoffenbart: ›Wenn die Welt des Geistes ganz auf den Gehörsinn übertragen wäre, könnte dieser beanspruchen, würdig zu sein, auf die Stimme, die vom Höchsten Horizonte aus ruft, zu lauschen; denn anders sind diese Ohren, durch Lügen besudelt, niemals aufnahmefähig.‹ Wohl denen, die hören, und wehe den Achtlosen!«
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Wir flehen zu Gott – gepriesen sei Seine Herrlichkeit –, und Wir hegen die Hoffnung, dass Er gnädig den Offenbarungen des Reichtums und der Macht, den Dämmerungsorten der Herrschaft und des Ruhmes, den Königen auf Erden, beistehe – möge Gott ihnen durch Seine stärkende Gnade helfen –, den Geringeren Frieden zu errichten. Dies ist in der Tat das beste Mittel, die Ruhe der Völker zu sichern. Es ist die Pflicht der Herrscher der Welt – möge ihnen Gott helfen –, sich vereint und standhaft an diesen Frieden zu halten, er ist das wichtigste Werkzeug für den Schutz der ganzen Menschheit. Wir hoffen, dass sich die Herrscher erheben werden, um das zu vollbringen, was die Wohlfahrt der Menschen verbürgt. Sie müssen eine allumfassende Versammlung einberufen, an der entweder sie selbst oder ihre Minister teilnehmen, und Maßnahmen durchsetzen, die erforderlich sind, um Einheit und Eintracht unter den Menschen zu schaffen. Die Waffen des Krieges müssen sie ablegen und sich den Machtmitteln weltweiten Aufbaus zuwenden. Sollte sich ein König gegen einen anderen erheben, müssen alle anderen Könige aufstehen, um ihn daran zu hindern. Dann werden sie Waffen und Kriegsgerät nur noch in dem Maß benötigen, wie es für die innere Sicherheit ihrer Länder unumgänglich ist. Wenn sich die Herrscher zu dieser allumfassenden Segnung entschließen, werden die Völker aller Staaten in Ruhe und Zufriedenheit ihren Geschäften nachgehen, und die Seufzer und Klagen der meisten Menschen werden verstummen. Wir flehen zu Gott, Er möge ihnen beistehen, nach Seinem Willen und Wohlgefallen zu handeln. Er, wahrlich, ist der Herr des Thrones in der Höhe und auf Erden hienieden, der Herr dieser und der kommenden Welt. Es wäre vorzuziehen und weit besser, wenn die hochgeehrten Könige selbst an jener Versammlung teilnähmen und ihre Beschlüsse verkündeten. Jeder König, der sich erhebt, um diese Aufgabe zu vollbringen, wird wahrlich vor Gottes Augen zum Leitstern aller Könige werden. Glücklich ist er, und groß ist sein Segen!
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Jedesmal, wenn in diesem Land Männer für das Heer ausgehoben werden, erfasst das Volk große Furcht. Jahr für Jahr verstärkt jede Nation ihre Streitkräfte, denn die Regierungen sind unersättlich in dem Verlangen, ihren Truppen immer neue Rekruten zuzuführen. Wie Wir hörten, hat sich die Regierung Persiens – möge Gott ihr beistehen – in gleicher Weise entschlossen, das Heer zu verstärken. Nach Ansicht dieses Unterdrückten würde eine gut ausgerüstete und geschulte Streitmacht von hunderttausend Mann genügen. Wir hoffen, du wirst dem Licht der Gerechtigkeit zu hellerem Schein verhelfen. Bei der Rechtlichkeit Gottes! Gerechtigkeit ist eine starke Macht. Sie ist es vor allem, die die Bollwerke der Herzen und Seelen der Menschen bezwingt, sie offenbart die Geheimnisse der Welt des Seins und ist die Bannerträgerin der Liebe und Großmut.
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In den Schätzen der Erkenntnis Gottes liegt ein Wissen verborgen, das – richtig angewandt –, wenn auch nicht ganz, so doch in hohem Maße, die Furcht vertreibt. Dieses Wissen sollte von Kindheit an gelehrt werden, weil es viel dazu beiträgt, die Furcht zu bannen. Was die Furcht vermindert, steigert den Mut. Wenn der Wille Gottes Uns beisteht, wird vielleicht eine längere Abhandlung über diese Frage aus der Feder des Göttlichen Erklärers fließen, in der auch enthüllt wird, was auf den Gebieten der Künste und Wissenschaften zur Erneuerung der Welt und ihrer Nationen führt. Auch wurde von der Feder des Höchsten in dem Roten Buche ein Wort niedergeschrieben und festgehalten, das imstande ist, die in den Menschen verborgene Kraft voll zu enthüllen, ja ihre Wirksamkeit zu verdoppeln. Wir flehen zu Gott – gepriesen und verherrlicht sei Er –, Seinen Dienern gnädig zu helfen, das zu tun, was Ihm wohlgefällig und angenehm ist.
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Heutzutage haben Uns Feinde von allen Seiten umringt, und das Feuer des Hasses ist entzündet. O Völker der Erde! Bei Meinem Leben und dem euren! Nie hatte dieser Unterdrückte den Wunsch nach Führerschaft, noch hege Ich ihn heute. Mein Ziel war und ist zu tilgen, was Streit zwischen den Völkern der Welt und Entfremdung zwischen den Nationen verursacht, auf dass alle Menschen von jeder irdischen Bindung geheiligt und frei werden, sich ihrem wahren Besten zu widmen. Wir bitten Unsere Geliebten flehentlich, den Saum Unseres Gewandes nicht mit dem Staub der Falschheit zu beschmutzen noch Hinweise auf das zu dulden, was sie als Zeichen und Wunder ansehen, und dadurch Unseren Rang und Unsere Stufe zu erniedrigen oder der Reinheit und Heiligkeit Unseres Namens zu schaden.
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Gütiger Gott! Dies ist der Tag, an dem der Weise den Rat dieses Unterdrückten suchen und Ihn, der die Wahrheit ist, befragen sollte, was zum Ruhm und zur Befriedigung der Menschen führt. Und doch sind alle emsig bemüht, dieses herrliche, dieses strahlende Licht zu löschen, und trachten eifrig danach, Uns eine Schuld nachzuweisen oder sich mit Protesten entschieden gegen Uns zu wenden. Sie gehen so weit, das Verhalten dieses Unterdrückten auf so schlimme Art verdreht und entstellt wiederzugeben, dass es unschicklich wäre, dies näher auszuführen. Einer Unserer Freunde berichtete, er habe unter den Einwohnern der Großen Stadt (Konstantinopel) jemanden mit großem Bedauern erklären hören, dass jedes Jahr eine Summe von fünfzigtausend Túmán von seinem Heimatland nach ‘Akká geschickt würde. Es wurde aber nicht erklärt, wer diese Summe aufbrachte, noch durch wessen Hände sie ging.
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Kurz gesagt: Dieser Unterdrückte ist angesichts all dessen, was Ihm von ihren Händen zugefügt und was über Ihn geredet wurde, geduldig geblieben und hat Seinen Frieden gewahrt. Ist es doch Unser Ziel, mit Hilfe der liebenden Vorsehung Gottes – gepriesen sei Seine Herrlichkeit – und Seiner alles überbietenden Gnade durch die Kraft Unserer Worte alle Streitigkeiten, allen Krieg und alles Blutvergießen vom Antlitz der Erde zu tilgen. Ungeachtet dessen, was sie ausgestreut haben, sind Wir immer und überall in geziemender Geduld verblieben und haben sie Gott überlassen. Auf diese besondere Anschuldigung aber haben Wir erwidert: Wenn sie der Wahrheit entspräche, geziemte es sich, Ihm, dem Herrn alles Seins und dem König des Sichtbaren wie des Unsichtbaren, dafür dankbar zu sein, dass Er in Persien Einen erweckte, der es als Gefangener und ohne jede Hilfe und Unterstützung vermochte, einen bestimmenden Einfluss auf dieses Land zu gewinnen und eine jährliche Steuereinnahme daraus zu ziehen. Solch ein Erfolg wäre eher zu loben als zu tadeln, wenn man nur zu denen gehörte, die gerecht in ihrem Urteil sind. Sollte jemand in die Lebensverhältnisse dieses Unterdrückten Einsicht nehmen wollen, möge er sich sagen lassen, dass diesen Gefangenen hier, von der Welt verfolgt und von ihren Völkern mit Unbill überhäuft, Tag und Nacht selbst die bescheidensten Mittel zum Leben vorenthalten wurden. Nur ungern sprechen Wir von solchen Dingen, auch hatten Wir niemals den Wunsch, über Unsere Ankläger Beschwerde zu führen. In den Mauern dieser Gefängnisstadt musste ein hochgeachteter Mann eine zeitlang Steine brechen, um sein Leben zu fristen; andere zehrten zu Zeiten von der himmlischen Speise, die Hunger heißt. Wir flehen zu Gott – gepriesen und verherrlicht sei Er –, Er möge allen Menschen helfen, gerecht und ehrlich zu sein, und ihnen gnädig beistehen, dass sie bereuen und sich Ihm wieder zuwenden. Er, wahrlich, hört und ist bereit zu antworten.
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Verherrlicht seist Du, o Herr mein Gott! Du siehst, was diesem Unterdrückten von jenen zugefügt wurde, die sich Mir nicht anschlossen, die sich erhoben haben, Mir solches Leid anzutun, Mich so zu erniedrigen, dass keine Feder es schildern, keine Zunge es erzählen, kein Tablet die Schwere dieser Last ertragen kann. Du hörst den Schrei Meines Herzens und den Seufzer Meines innersten Wesens. Du weißt, was Deinen Vertrauten in Deinen Städten und Deinen Erwählten in Deinem Lande von jenen zugefügt wurde, die Deinen Bund und Dein Testament brachen. Ich flehe Dich an, o mein Herr, bei den Seufzern derer, die Dich überall in der Welt lieben, bei ihrer Klage über ihr Fernsein vom Hofe Deiner Gegenwart, bei dem Blute, das aus Liebe zu Dir vergossen wurde, bei den Herzen, die auf Deinem Pfad dahingeschmolzen sind – beschütze Deine Geliebten vor der Grausamkeit derer, die der Geheimnisse Deines Namens ›der Unbezwungene‹ nicht gewahr wurden. Stehe ihnen bei, o mein Herr, mit Deiner Macht, die über alle Dinge herrscht, und hilf ihnen, geduldig und langmütig zu sein. Du bist der Allgewaltige, der Allmächtige, der Allgütige. Es gibt keinen Gott außer Dir, dem Großmütigen, dem Herrn überströmender Gnade.
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Heutzutage gibt es Menschen, die, weit davon entfernt, gerecht und redlich zu sein, Mich mit dem Schwert des Hasses und dem Speer der Feindschaft angreifen, wobei sie vergessen, dass es jedem rechtlich Gesinnten zukommt, Ihm, den die Welt verworfen und den die Völker verlassen haben, nach Kräften beizustehen und Frömmigkeit und Gerechtigkeit walten zu lassen. Den meisten Zeitgenossen ist es bis heute nicht gelungen, die wahre Absicht dieses Unterdrückten zu entdecken, noch haben sie erkannt, aus welchem Grunde Er Seine zahllosen Leiden willig auf sich nahm. Unterdessen klagt die Stimme Meines Herzens: »O dass Mein Volk doch erkennte!« Losgelöst von allen Dingen spricht dieser Unterdrückte die erhabenen Worte: »Wogen umbranden die Arche Gottes, des Helfers in Gefahr, des Selbstbestehenden. Fürchte nicht den grimmen Sturm, o Seefahrer! Er, der die Dämmerung erscheinen lässt, ist wahrlich mit Dir in dieser Finsternis, die die Herzen aller Menschen in Schrecken versetzte, ausgenommen jene, die zu verschonen Gott, dem Allmächtigen, dem Unbezwungenen, beliebte.«
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O Shaykh! Ich schwöre bei der Sonne der Wahrheit, die sich erhob und vom Horizont dieses Gefängnisses erstrahlt! Die Welt zu bessern ist die einzige Absicht dieses Unterdrückten. Dies bezeugt jeder Mensch mit Urteilskraft, Unterscheidungsvermögen, Einsicht und Verständnis. Von Prüfungen heimgesucht, hielt Er fest am Seil geduldiger Tapferkeit, fügte sich zufrieden in das, was Ihm Seine Feinde bereiteten, und rief aus: »Ich habe Meinem Verlangen entsagt um Deines Verlangens willen, o Mein Gott, und habe Meinen Willen aufgegeben, um Deinen Willen zu offenbaren. Bei Deiner Herrlichkeit! Ich wünsche nicht, Mein Selbst und Mein Leben zu bewahren, es sei denn, um Deiner Sache zu dienen, und Ich liebe Mein Sein nur, um es auf Deinem Pfade zu opfern. Du siehst und weißt, o Mein Herr, dass sie, die Wir baten, gerecht und ehrlich zu sein, sich ungerecht und grausam gegen Uns erhoben. Nach außen hin hielten sie zu Mir, insgeheim aber halfen sie Meinen Feinden, die sich aufmachten, Mich zu entehren. O Gott, Mein Gott! Ich bezeuge, dass Du Deine Diener erschaffen hast, Deine Sache zu fördern und Dein Wort zu verherrlichen, und dennoch haben sie Deinen Feinden geholfen. Ich flehe Dich an, bei Deiner Sache, die die Welt des Seins umschließt, und bei Deinem Namen, durch den Du alles Sichtbare und Unsichtbare unterwarfst, schmücke die Völker der Erde mit dem Lichte Deiner Gerechtigkeit und erleuchte ihre Herzen mit dem Glanz Deiner Erkenntnis. O Mein Gott, Ich bin Dein Diener und Deines Dieners Sohn. Ich bezeuge Deine Einheit und Deine Einzigkeit, die Heiligkeit Deines Seins und die Reinheit Deines Wesens. Du siehst, o Mein Herr, Deine Vertrauten in der Gewalt der Verräter unter Deinen Geschöpfen und der Verleumder unter Deinem Volke. Du weißt, was Uns angetan wurde von den Händen jener, die Du besser kennst als Wir. Sie haben begangen, was den Schleier von jenen unter Deinen Geschöpfen, die Dir nahe sind, herabriss. Ich flehe Dich an: Hilf ihnen, das zu gewinnen, was ihnen in den Tagen des Dämmerungsortes Deiner Offenbarung und des Anbruchs Deiner Eingebung entgangen ist. Mächtig bist Du zu tun, was Dir gefällt, und in Deiner Hand liegt die Herrschaft über alles, was im Himmel und auf Erden ist.« Die klagende Stimme des wahren Glaubens wurde laut und ruft: »O Volk! Bei der Gerechtigkeit Gottes! Ich habe Ihn erreicht, der Mich offenbarte und herniedersandte. Dies ist der Tag, an dem der Sinai Dem zulächelt, der auf ihm Zwiesprache hielt, an dem der Karmel seinem Offenbarer und der Sadrah Ihm, der ihn lehrte, zujubeln. Fürchtet Gott und gehört nicht zu denen, die Ihn verleugneten! Haltet euch nicht von dem fern, was durch Seine Gnade verkündet wurde! Greift nach dem Lebenswasser der Unsterblichkeit im Namen eures Herrn, des Herrn aller Namen, und trinkt im Gedenken an Ihn, den Mächtigen, den Unvergleichlichen!«
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Wir haben in allen Lebenslagen den Menschen anbefohlen, was rechtens ist, und ihnen verboten, was falsch ist. Er, der Herr des Seins, ist Zeuge, dass dieser Unterdrückte von Gott für Seine Geschöpfe erflehte, was Einheit und Eintracht, Gemeinsinn und Einklang fördert. Bei der Gerechtigkeit Gottes! Dieser Unterdrückte ist der Verstellung nicht fähig. Er, wahrlich, offenbarte, was Er wünschte. Er, wahrlich, ist der Herr der Kraft, der Unbezwungene.
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Wir führen noch einmal einige der erhabenen Worte an, die im Tablet an Seine Majestät den Sháh geoffenbart wurden, damit du mit Gewissheit innewerdest, dass alles, was darin zur Sprache kam, von Gott ist:»O König! Ich war nur ein Mensch wie andere und lag schlafend auf Meinem Lager. Siehe, da wehten die Lüfte des Allherrlichen über Mich hin und lehrten Mich die Kenntnis all dessen, was war. Dies ist nicht von Mir, sondern von Einem, der allmächtig und allwissend ist. Und Er gebot Mir, Meine Stimme zwischen Erde und Himmel zu erheben, und um dessentwillen befiel Mich, was jedes verständigen Menschen Tränen fließen ließ. Die Gelehrsamkeit der Menschen studierte Ich nicht; ihre Schulen betrat Ich nicht. Frage nach in der Stadt, wo Ich wohnte, und sei dessen wohl versichert, dass Ich nicht zu denen gehöre, die falsch reden. Das hier ist nur ein Blatt, das die Winde des Willens deines Herrn, des Allmächtigen, des Allgepriesenen, bewegt haben. Kann es ruhen, wenn der Sturmwind weht? Nein, bei Ihm, dem Herrn aller Namen und Eigenschaften! Sie bewegen es nach ihrem Belieben. Das unscheinbare Ding ist wie ein Nichts vor Ihm, dem Ewigen. Sein allbezwingender Ruf hat Mich erreicht und ließ Mich Seinen Lobpreis unter allem Volke verkünden. Fürwahr, Ich war wie tot, als Sein Befehl erging. Die Hand des Willens deines Herrn, des Mitleidvollen, des Barmherzigen, verwandelte Mich. Würde irgend jemand aus eigenem Willen etwas aussprechen, weswegen alle Menschen, hoch und niedrig, Einspruch gegen ihn erheben werden? Nein, bei Ihm, der die Feder die ewigen Geheimnisse lehrte: nur Der, welchen die Gnade des Allmächtigen, des Allgewaltigen, gestärkt hat.
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Blicke auf diesen Unterdrückten, o König, mit den Augen der Gerechtigkeit. Urteile sodann aufrichtig über das, was Ihn befallen hat. Wahrlich, Gott hat dich unter den Menschen zu Seinem Schatten und zum Zeichen Seiner Macht für alle, die auf Erden wohnen, gemacht. Urteile du zwischen Uns und denen, die Uns ohne Beweis und ohne ein erleuchtendes Buch Unrecht taten. Die um dich sind, lieben dich um ihres eigenen Vorteils willen, wogegen dieser Jüngling dich um deines Vorteils willen liebt und nie einen anderen Wunsch hatte, als dich dem Sitze der Gnade näherzubringen und dich der rechten Hand der Gerechtigkeit zuzuführen. Dein Herr ist Zeuge dessen, was Ich erkläre.
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