Bahá’u’lláh | Edelsteine göttlicher Geheimnisse
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Wolltest du auf dieser Stufe den Letzten von Ihnen als den Ersten bezeichnen – oder umgekehrt – so wäre es wahr, so wie vom Urquell der Göttlichkeit und dem Ursprung göttlicher Herrschaft verordnet: »Sprich: Ruft Gott an oder den Allbarmherzigen: mit welchem Namen ihr auch ruft; Sein sind die schönsten Namen.«Qur’án 17:110.Q Denn Sie sind allesamt die Manifestationen des Namens Gottes, die Aufgangsorte Seiner Attribute, die Horte Seiner Macht und die Brennpunkte Seiner Souveränität, während Er selbst – gepriesen sei Seine Macht und Herrlichkeit – in Seinem Wesen geheiligt ist über alle Namen und erhaben über die höchsten Attribute. Ebenso betrachte die Beweise göttlicher Allmacht sowohl in Ihrem Geist als auch in Ihrem Leib, auf dass dein Herz Sicherheit erlange und du am Horizont Seiner Nähe wandelst.
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Ich wiederhole dir nun das Gesagte, auf dass es dir helfe, deinen Schöpfer zu erkennen. Wisse, dass Gott – erhaben und verherrlicht ist Er – niemals Sein innerstes Wesen und Seine Wirklichkeit offenbart. Seit dem Anbeginn der Zeit war Er verschleiert in der Ewigkeit Seines Wesens und verhüllt in der Unendlichkeit Seines Seins. Und als es Ihn verlangte, Seine Schönheit im Reich der Namen zu offenbaren und Seine Erhabenheit im Himmel der Attribute zu enthüllen, traten die Propheten aus dem Unsichtbaren ins Sichtbare, damit Sein Name »der Offenbare« von Seinem Namen »der Verborgene« und Sein Name »der Letzte« von »dem Ersten« unterschieden werde und folgende Worte ihre Erfüllung finden: »Er ist der Erste und der Letzte, der Sichtbare und der Verborgene. Und Er weiß um alle Dinge!«Qur’án 57:3.Q So ließ Er diese größten Namen und erhabensten Worte in den Manifestationen Seines Selbstes und den Spiegeln Seines Wesens offenbar werden.
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Damit wurde dargelegt, dass sich alle Namen und Attribute auf diese heiligen, erhabenen Lichter beziehen. So erkennst du alle Namen in Ihren Namen und alle Eigenschaften in Ihren Eigenschaften. Würdest du Sie auf dieser Stufe mit sämtlichen Namen anrufen, wäre dies so wahr wie Ihre Existenz. Begreife sodann den Sinn dieser Worte und hüte sie im Tabernakel deines Herzens, auf dass du erkennst, wohin deine Frage führt, und das dir von Gott bestimmte Maß erlangst. Vielleicht bist du dann einer derer, die Gottes Absicht erfassen.
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Alles, was du bezüglich Muḥammad, des Sohnes von Ḥasander zwölfte Imám, Muḥammad al-Mahdí, der Sohn Ḥasan al-‘Askarís.A, gehört hast – mögen alle, die in die Tiefen des Geistes getaucht sind, ein Opfer für Ihn sein – ist unzweifelhaft wahr, und wahrlich, wir alle glauben an Ihn. Doch die Imáme des Glaubens haben als Seinen Aufenthaltsort die Stadt Jábulqádie Zwillingsstädte Jábulqá und Jábulsá sind nach shí‘itischer Tradition die Residenz des Verborgenen Imám (des Verheißenen), wenn er am Tage der Auferstehung erscheint.A genannt und diese mit seltsamen und wundersamen Zeichen beschrieben. Wolltest du, was über diese Stadt geschrieben steht, wörtlich nehmen, so könntest du sie nirgendwo finden, selbst wenn du in den fernsten Winkeln der Erde und an allen ihren Enden suchtest. Du würdest niemals solch eine Stadt finden, wie sie sie beschrieben haben, selbst dann nicht, wenn du so lange suchtest, wie Gottes Ewigkeit währt und Seine Souveränität Bestand hat. Denn die Erde könnte sie weder umfassen noch tragen. Wenn du Mir diese Stadt zeigst, so will Ich dich fürwahr zu diesem heiligen Wesen führen, von dem sich die Menschen ihre eigenen Vorstellungen machen, die Seiner nicht würdig sind! Doch da du das nicht vermagst, bleibt dir nichts übrig, als Berichte, welche von diesen Lichtern überliefert sind, symbolisch zu deuten. Und genauso, wie die Überlieferungen über die genannte Stadt symbolisch zu deuten sind, sind es auch die über dieses heilige Wesen. Wenn du dies verstanden hast, dann erübrigt sich deine Frage nach einer ›Verwandlung‹ und ähnlichem.
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So wisse denn: Alle Propheten sind eine Seele und ein Geist, tragen einen Namen und verkörpern dieselben Eigenschaften. Betrachtest du sie so, dann tragen alle Manifestationen den Namen Muḥammad, sind Söhne Ḥasans und erschienen aus der Jábulqá von Gottes Macht und der Jábulsá Seiner Gnade. Denn Jábulqá ist nichts anderes als die Schatzkammer der Ewigkeit im höchsten Himmel und die Stätte des Unsichtbaren im erhabenen Gottesreich. Wir bezeugen, dass Muḥammad, Ḥasans Sohn, wahrlich in Jábulqá war und von dort erschien. Ebenso hält sich der, den Gott offenbaren wird, in jener Stadt auf bis zu der Zeit, da Gott Ihn auf den Sitz Seiner Souveränität erhebt. Wahrlich, Wir bekennen dies und glauben an Sie alle. Wir haben Uns bei der Erläuterung der Bedeutung von Jábulqá kurz gefasst, doch wenn du wahrhaft glaubst, wirst du alle Bedeutungen der Geheimnisse verstehen, die auf diesen Tafeln verwahrt sind.
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Doch Er, der im Jahre sechzig erschien, bedarf weder der Verwandlung noch der Auslegung, denn Sein Name war Muḥammad, und Er war ein Nachkomme der Imáme des Glaubens. Daher kann von Ihm mit Fug und Recht gesagt werden, dass Er der Sohn Ḥasans war, wie es dir, verehrter Freund, zweifellos vertraut ist. Nein, Er erschuf diesen Namen und ersann ihn für Sich selbst, würdest du nur mit Gottes Auge sehen.
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Wir wollen jetzt Unser Thema wechseln, um daran zu erinnern, was dem Punkt des Qur’ánMuḥammad.A widerfuhr, auf dass Gott, der Allmächtige, der Unvergleichliche, dir Einsicht in alle Dinge gewähre.
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Denke nach über die Tage, da Gott Ihn erhob, Seine Sache zu fördern und Ihn als Stellvertreter Seiner Selbst offenbarte. Wie griffen sie Ihn an, verleugneten Ihn und stritten wider Ihn! Und wenn Er vor ihren Augen die Straßen oder Märkte betrat, da verlachten sie Ihn, schüttelten den Kopf und verhöhnten Ihn. Unaufhörlich trachteten sie danach, Ihn zu töten, bis Ihm das weite Land zu eng wurde. Die Himmlischen Heerscharen wehklagten über Sein Los, die Grundlagen des Seins wurden zunichte, und die Bewohner des Himmels beweinten Ihn bitterlich. So schwer waren die Leiden, die Ihm die Ungläubigen und Verderbten bereiteten, dass keiner der Getreuen ertragen kann, davon zu hören.
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Hätten diese Frevler über ihr Verhalten nachgedacht und die süßen Melodien jener mystischen Taube verstanden, die auf den Zweigen dieses schneeweißen Baumes gurrt, so hätten sie sich zufrieden gezeigt mit dem, was Gott ihnen offenbarte und womit Er sie beschenkte, und hätten die Früchte auf den Zweigen des mystischen Baumes entdeckt. Warum nur haben sie Ihn zurückgewiesen und Seine Wahrheit geleugnet? Hatten sie nicht Tag für Tag das Haupt zum Himmel erhoben, um Sein Erscheinen gefleht und zu Gott gebetet, dass Er sie mit Seiner Schönheit beehre und sie in Seine Gegenwart gelangen ließe?
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Doch sie versäumten, die Melodie des Göttlichen, die Geheimnisse Gottes und den verborgenen Sinn der heiligen Worte zu begreifen, die der Zunge des Vielgepriesenen entströmt sind. Statt selbst darüber nachzudenken, folgten sie den Priestern des Irrtums, die bereits in früheren Sendungen den Fortschritt des Volkes verhindert hatten und dies auch in künftigen Zyklen tun werden. So blieb ihnen der Wille Gottes wie durch Schleier verhüllt. Sie versäumten, von den himmlischen Strömen zu trinken und beraubten sich selbst der Begegnung mit Gott, der Manifestation Seines Wesens und des Tagesanbruchs Seiner Urewigkeit. So wanderten sie auf den Pfaden des Wahns und auf den Wegen der Achtlosigkeit und kehrten zurück zu ihrem Platz im Feuer, das sich von ihren Seelen nährt. Gottes Feder verzeichnet sie im heiligen Buch als ungläubig. Sie finden weder Freund noch Helfer, weder ehedem noch künftig.
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Hätten sie sich fest an Gottes sicheren Griff gehalten, der offenbar ward in der Gestalt Muḥammads, hätten sie sich vollständig Gott zugewandt und alles verworfen, was sie von ihren Geistlichen gelernt hatten, so hätte Er sie in Seiner Gnade geführt und sie mit den hehren Bedeutungen vertraut gemacht, die in Seinen urewigen Worten enthalten sind. Denn zu erhaben ist Er, als dass Er einen Bittsteller von Seinem Tor wiese oder einen Hoffenden an Seinem Hof enttäuschte, dass Er den vertriebe, der in Seinem Schatten Zuflucht sucht oder den zurückstieße, der sich an den Saum Seiner Gnade klammert, als dass Er den Armen verbannte, der den Strom Seiner Schätze fand. Doch da sie versäumten, sich Gott ganz zuzuwenden und sich beim Aufgang der Sonne der Einzigkeit festzuhalten am Saum Seiner allumfassenden Gnade, verließen sie den Schatten der Führung und betraten die Stadt des Irrtums. Also wurden sie selbst verderbt und verdarben die Menschen. Sie irrten ab und führten das Volk zum Irrtum. Daher wurden sie in den Büchern des Himmels als Frevler verzeichnet.
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Nun, da dieser Diener bei der Darlegung der inneren Geheimnisse diesen bedeutsamen Punkt erreicht hat, nenne Ich dir in wenigen Worten den Grund für die Ablehnung durch diese Barbaren zum Zeugnis für die Verständigen und als Zeichen Meiner Gunst für die Schar der Gläubigen.
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Wisse: Als Muḥammad, der Punkt des Qur’án und das Licht des Allherrlichen, mit klaren Versen und strahlenden Beweisen erschien, Zeichen, die kein Geschöpf hervorzubringen vermag, befahl Er allen, diesem erhabenen, weiten Pfad in allem zu folgen, was Er von Gott gebracht hatte. Wer sich zu Ihm bekannte, in Ihm die Zeichen Gottes gewahrte und in Seiner Schönheit die unwandelbare Schönheit Gottes sah, für den erfüllten sich die Verheißungen von »Auferstehung«, »Vorladung«, »Leben« und »Paradies«. Denn durch seinen Glauben an Gott und die Manifestation Seiner Schönheit wurde er aus dem Grab seiner Achtlosigkeit erweckt, ins Land seines innersten Herzens geladen. Er empfing das Leben des Glaubens und der Gewissheit und wurde in das Paradies der Begegnung mit Gott eingelassen. Welches Paradies könnte erhabener sein als dieses, welche Vorladung mächtiger und welche Auferstehung größer? Wer Einblick erlangt in diese Mysterien, der erfasst, was niemand je zu ergründen vermochte.
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Wisse, dass dieser Paradiesgarten, der am Tage Gottes erscheint, jeden anderen Garten übertrifft und schöner ist als die Wirklichkeiten des Paradieses selbst. Denn als Gott – gepriesen und verherrlicht sei Er – die Zeit des Prophetentums durch Seinen Geliebten, Seinen Vertrauten und Erwählten unter Seinen Geschöpfen besiegelte – wie vom Reich der Herrlichkeit offenbart: »Er ist der Gesandte Gottes und das Siegel der Propheten«Qur’án 33:40.Q –, da verhieß Er allen Menschen, dass sie am Tage der Auferstehung Ihm selbst begegnen würden. Damit sollte die Größe der kommenden Offenbarung betont werden, die jetzt fürwahr erschienen ist. Es gibt kein Paradies, das diesem gliche, und keine höhere Stufe, wolltet ihr doch über die Verse des Qur’án nachdenken. Selig, wer der Begegnung mit Gott am Tage der Offenbarung Seiner Schönheit gewiss ist.
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Führte Ich alle Verse an, die über dieses erhabene Thema offenbart wurden, so würde es den Leser ermüden und Uns von Unserem Ziel ablenken. Der folgende Vers soll Uns daher genügen; möge er deine Augen trösten und dich erlangen lassen, was darin verborgen liegt: »Gott ist es, der die Himmel erhoben hat ohne Säulen, die ihr sehen könnt. Dann ließ Er sich auf dem Thron nieder und lenkte die Sonne und den Mond. Alle steuern ein bestimmtes Ziel an. Sein ist die Befehlsgewalt, Er legt die Zeichen dar, auf dass ihr der Begegnung mit eurem Herrn gewiss seid.«Qur’án 13:2.Q
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O Mein Freund, betrachte nun das Wort »Gewissheit« in diesem Vers. Demnach wurden die Himmel und die Erde, der Thron, die Sonne und der Mond allesamt erschaffen, damit Seine Diener fest daran glauben, dass sie Ihm in Seinen Tagen begegnen. Bei Gott! O Mein Bruder, sieh die Größe dieser Stufe und betrachte den Zustand der Menschen an diesem Tag, wie sie – »wie aufgeschreckte Esel«Qur’án 74:50.Q – das Antlitz Gottes und Seine Schönheit fliehen. Wenn du nachdenkst über das, was Wir dir offenbarten, so wirst du zweifellos Unsere Absicht erfassen und erkennen, was Wir dich in diesem Paradies lehren wollen. Mögen deine Augen Trost finden, wenn sie es erblicken, deine Ohren entzückt sein, wenn sie vernehmen, was dort verkündet wird. Deine Seele möge frohlocken, wenn sie es erkennt, dein Herz erleuchtet werden, wenn es versteht und dein Geist erfreut sein durch die duftenden Brisen, die von dorten wehen. So mögest du den Gipfel göttlicher Gnade erlangen und im Paradies überirdischer Heiligkeit wohnen.
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Wer sich jedoch von Gott in Seiner Wahrheit abgewandt hat, Ihm den Rücken zukehrte, sich auflehnte, ungläubig war und frevelte, über den erging das Verdikt »gottlos«, »ungläubig«, »Tod« und »Feuer«. Denn welcher Götzendienst ist schlimmer, als sich den Manifestationen Satans zuzuwenden oder den Priestern des Vergessens und dem Volk der Auflehnung zu folgen? Welcher Unglaube ist größer, als sich von Gott abzuwenden an dem Tag, da der Glaube durch Ihn, den Allmächtigen, den Gütigen, erneuert wird? Welcher Tod ist elender, als vor der Quelle des Lebens zu fliehen? Welches Feuer brennt heißer, als fern zu sein von der göttlichen Schönheit und der himmlischen Majestät am »Tage des gegenseitigen Betrugs« und der Güte?
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Dies waren die Worte, mit denen die heidnischen Araber über Muḥammad das Urteil sprachen: »Die an Muḥammad glauben, lebten mitten unter uns bei Tag und Nacht. Wann sollen sie gestorben sein, wann wurden sie wieder zum Leben erweckt?« Höre, was als Antwort offenbart wurde: »Wundere dich nicht, verwunderlich sind vielmehr ihre Worte: ›Wie, wenn wir zu Staub und Knochen wurden, sollen wir dann wieder auferstehen?‹«vgl. Qur’án 13:5.Q Und an anderer Stelle: »Und wenn du sagst: ›Ihr werdet nach dem Tod auferstehen‹, sprechen die Ungläubigen: ›Das ist nur offenkundiger Zauber.‹«Qur’án 11:7.Q So verhöhnten und verspotteten sie Ihn; denn sie hatten die Begriffe »Leben« und »Tod« in ihren Büchern gelesen und von ihren Gelehrten gehört und sie als das irdische Leben und den physischen Tod aufgefasst. Und als sie nicht das vorfanden, was sie sich in ihrem Wahn und mit ihrem verdrehten, böswilligen Verstand vorgestellt hatten, hissten sie die Banner der Zwietracht und die Standarten des Aufruhrs und entfachten das Feuer des Kriegs. Gott jedoch löschte es durch Seine Macht – so, wie du es mit den Gottlosen und Frevlern am heutigen Tage wieder siehst.
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Zur Stunde wehen die süßen Düfte der Anziehung aus der Stadt der Ewigkeit über Mich, Verzückung hat Mich ergriffen, da die Sonne der Welten über dem ‘Iráq erstrahlte und die süßen Melodien des Ḥijáz Mir die Geheimnisse der Trennung zu Gehör brachten. Und so will Ich dir, werter Freund, von dem berichten, was die mystische Taube im innersten Herzen des verhüllten Paradieses über die wahre Bedeutung von »Leben« und »Tod« gurrt – selbst wenn dies unmöglich sein sollte. Denn wollte Ich dir diese Worte so auslegen, wie es auf den verwahrten Tafeln geschrieben steht, könnten alle Tafeln und Blätter der Welt es nicht fassen, und keine Seele könnte es ertragen. Dennoch werde Ich sagen, was an diesem Tag und zu dieser Zeit angemessen ist. Es soll denen zur Führung gereichen, die die Gefilde innerer Bedeutungen betreten und den Melodien des Geistes lauschen, die dieser mystische, göttliche Vogel angestimmt hat, so dass sie zu denen gehören, die sich von allem außer Gott losgelöst haben und an diesem Tag freudig die Begegnung mit Ihm erwarten.
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So wisse denn, dass »Leben« zweierlei Bedeutung hat. Die erste bezieht sich auf den Leib des Menschen und ist dir, verehrter Freund, und allen auf Erden so offenkundig wie die Mittagssonne. Dieses Leben endet mit dem physischen Tod – eine von Gott bestimmte, unausweichliche Tatsache. Das Leben jedoch, von dem in den Büchern der Propheten und Auserwählten Gottes die Rede ist, ist nichts anderes als das Leben der Erkenntnis; es bedeutet, dass der Mensch das Licht jener Offenbarung erkennt, mit der der Quell allen Lichts sich ihm, in ihm und durch ihn selbst offenbart hat, und dass er dessen gewiss ist, Gott in den Manifestationen Seines Befehls zu begegnen. Dies ist das gute Leben, ein Leben, das nicht vergeht: wer dazu erweckt ist, wird niemals sterben, sondern so lange leben, wie sein Herr und Schöpfer besteht.
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Das erste, leibliche Leben hat ein Ende, denn Gott spricht: »Jede Seele schmeckt den Tod.«Qur’án 3:185, 21:35, 29:57.Q Aber das zweite Leben, das aus der Erkenntnis Gottes entsteht, kennt keinen Tod, wie offenbart wurde: »Wir werden ihn wahrlich zu einem guten Leben erwecken.«Qur’án 16:97.Q Und in einem anderen Vers über die Märtyrer: »Nein, sie leben, umsorgt von ihrem Herrn.«Qur’án 3:169.Q Und aus der Überlieferung: »Der wahre Gläubige lebt in beiden Welten.«aus einem Ḥadíth.Q Ähnliche Aussagen finden sich in großer Zahl in den Büchern Gottes und den Worten der Manifestationen Seiner Gerechtigkeit. Um Uns kurz zu fassen, haben Wir Uns jedoch mit den angeführten Textstellen begnügt.
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O Mein Bruder! Entsage deinen Begierden; wende dich sodann deinem Herrn zu, und folge nicht denen, die ihre verderbten Neigungen zum Götzen gemacht haben, so dass du vielleicht Schutz findest im Ursprung des Lebens unter dem schützenden Schatten dessen, der die Namen und Eigenschaften werden lässt. Denn wer sich an diesem Tag von seinem Herrn abwendet, gilt als tot, auch wenn er auf Erden wandelt, als taub, obwohl er hört, und als blind, wiewohl er sieht. So, wie der Herr des Jüngsten Gerichts deutlich sagte: »Herzen haben sie, mit denen sie nicht verstehen, und Augen haben sie, mit denen sie nicht sehen...«Qur’án 7:179.Q Sie bewegen sich am Rand eines gefährlichen Abhangs und stehen an der Kante des Höllenschlunds.vgl. Qur’án 9:109; 3:103.A Sie haben keinen Anteil an diesem wogenden, überschäumenden Meer, sondern ergötzen sich an ihren eigenen, eitlen Worten.
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Und nun führen Wir dir an, was in der Vergangenheit über das »Leben« offenbart wurde, auf dass es dich vor den Einflüsterungen des Selbstes bewahre, dich aus der Enge deines Käfigs an diesem finsteren Ort befreie und im Dunkel der Welt rechtleite.
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Er sagt, und wahrlich, Er spricht die Wahrheit: »Ist etwa einer, der tot war und den Wir lebendig machten und dem Wir ein Licht gaben, damit unter den Menschen zu wandeln, gleich einem, der im Dunkeln ist und es nicht verlassen kann?«Qur’án 6:122.Q Diese Verse wurden im Hinblick auf Ḥamzah und Abú-Jahl offenbart; der eine war gläubig, der andere ungläubig. Die meisten heidnischen Stammesführer machten sich darüber lustig und spotteten, sie erregten sich und riefen: »Wann soll Ḥamzah denn gestorben sein? Und wie soll er dann wieder zum Leben erweckt worden sein?« Wenn ihr die Verse Gottes aufmerksam studiert, werdet ihr viele solcher Berichte im Buche finden.
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Fänden sich doch reine Seelen, über die Ich etwas aus den Meeren des Wissens sprengen könnte, das Mein Herr Mich gelehrt hat; dann schwängen sie sich in die Himmel auf, so leicht, als wandelten sie auf Erden, und sie bewegten sich über die Wasser wie auf dem Land. Sie brächten ihre Seelen auf dem Pfade ihres Schöpfers als Opfer dar. Doch die göttliche Bestimmung hat nicht erlaubt, dieses mächtigste Geheimnis zu lüften. Und so ist dieses Mysterium seit jeher in den Schatzkammern der Macht verwahrt und in den Truhen der Kraft verborgen, damit Seine treuen Diener nicht ihr Leben wegwerfen in der Hoffnung auf diese höchste Stufe in den Reichen der Ewigkeit. Wer aber in dieser bedrückend tiefen Dunkelheit wandelt, der wird sie niemals erreichen.
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O Mein Bruder! Wo es angebracht war, haben Wir Uns wiederholt, damit dir mit Gottes Erlaubnis alles, was in diesen Zeilen dargelegt ward, klar werde, damit du unabhängig wirst von denen, die in die Dunkelheit des Selbstes gehüllt sind und im Tal des Hochmuts und des Stolzes umherwandern, und du so ins Paradies des ewigen Lebens gelangst.
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Sprich: O Menschen! Wahrlich, der Baum des Lebens wurde inmitten von Gottes Paradies gepflanzt und spendet Leben nach allen Seiten. Wie kann es sein, dass ihr Ihn nicht seht und anerkennt? Er wird dir wahrlich helfen, alles zu erfassen, was diese zur Ruhe gekommene Seele dir vom Wesen der göttlichen Geheimnisse enthüllt hat. Die Taube der Heiligkeit gurrte im Paradies der Unsterblichkeit, und Ich rufe es dir ins Gedächtnis, damit du ein neues, stählernes Gewand anlegst, das dich vor den Pfeilen des Zweifels beschütze, die in den Anspielungen der Menschen verborgen liegen. Sie sprach: »Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren ist, das ist Geist. Wundere dich nicht, dass ich dir gesagt habe: Ihr müsst von neuem geboren werden.«Joh. 3:5–7.Q
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Schwinge dich also auf zu diesem göttlichen Baume und koste von seinen Früchten. Dann sammle auf, was davon herabgefallen ist und bewahre es sorgfältig auf. Denke nach über die Worte eines der Propheten, als Er den Menschen durch verdeckte Hinweise und rätselhafte Gleichnisse die frohe Botschaft über den verkündete, der nach Ihm kommen werde, auf dass du mit Gewissheit erkennst, dass ihre Worte nur von jenen begriffen werden, die Einsicht besitzen. Er sagt: »Seine Augen waren wie eine Feuerflamme«, und »wie glänzendes Erz waren seine Füße«, und »aus seinem Munde kommt ein scharfes Schwert.«vgl. Offb. 1:14–16; 2:18; 19:15.Q Wie könnte man diese Worte wörtlich interpretieren? Würde jemand mit diesen Merkmalen erscheinen, so wäre er sicher kein Mensch. Und wer sollte seine Gegenwart suchen? Nein, käme er in eine Stadt, so würden sogar die Bewohner der Nachbarstadt vor ihm fliehen, und niemand wagte es, sich ihm zu nähern! Doch wenn du über diese Worte nachdenkst, so erkennst du, dass sie von unübertrefflicher Eloquenz und Klarheit sind, die erhabensten Höhen der Rede und der Inbegriff der Weisheit. Mich dünkt, aus ihnen strahlen die Sonnen der Beredsamkeit und die Sterne der Klarheit.
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Sieh die Toren vergangener Zeiten und jene, die heute das Kommen eines solchen Menschen erwarten! Erscheint Er nicht in der eben beschriebenen Gestalt, so glauben sie nicht an Ihn. Da ein solches Wesen aber niemals kommen wird, werden sie auch nie zum Glauben finden. So ist es um dieses ungläubige, gottlose Volk bestellt! Wie sollten diejenigen, die nicht einmal verstehen, was offenkundig ist, je die Rätsel der göttlichen Prinzipien und die Edelsteine der Geheimnisse Seiner immerwährenden Weisheit erfassen?
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Ich werde dir nun kurz die wahre Bedeutung dieser Verse erklären, damit du ihre verborgenen Geheimnisse verstehst. So prüfe alsdann und urteile gerecht über das, was Wir dir enthüllen, damit du vor Gott zu denen zählst, die in diesen Dingen gerecht urteilen.
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Wisse, dass derjenige, der diese Worte in den Reichen der Majestät sprach, die Eigenschaften dessen, der kommen wird, in solch verschleierten, rätselhaften Worten beschrieb, damit das Volk des Irrtums sie nicht verstehe. Mit den Worten »seine Augen waren wie Feuer«vgl. Offb. 1:14–16 – Anm. d. Hrsg.Q spielte Er auf den alles durchdringenden Blick des Verheißenen an, der mit Seinen Augen alle Schleier und Hüllen verbrennt, die ewigen Geheimnisse in der bedingten Welt erkennt und die Angesichter derer, die vom Höllenstaub verdunkelt werden, von denen unterscheidet, die das Licht des Paradieses widerstrahlen.vgl. Qur’án 80:41; 83:24.A Wären Seine Augen nicht aus »Gottes loderndem Feuer«, wie könnte Er dann die Schleier und alle menschlichen Vorstellungen verbrennen? Wie könnte Er sonst die Zeichen Gottes im Reich Seiner Namen und im Himmel der Schöpfung erkennen? Wie könnte Er alle Dinge mit Gottes sehendem Auge schauen? So schärften Wir an diesem Tag Seinen Blick. Wolltet ihr doch Gottes Versen glauben! Und welches Feuer brennt heißer als das, welches im Sinai Seiner Augen lodert und alles verzehrt, was die Menschen verhüllt? Unermesslich erhaben bleibt Gott über alles, was auf den vortrefflichen Tafeln erschien über die Geheimnisse des Anfangs und des Endes bis zu dem Tag, an dem »der Rufer rufen wird«. Dann werden wir alle zu Ihm zurückkehren.
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Die Worte »wie glänzendes Erz waren Seine Füße«vgl. Offb. 2:18 – Anm. d. Hrsg.Q zeugen für Seine Standhaftigkeit, denn Er hört auf Gottes Ruf: »Sei standhaft, wie dir befohlen ward!«Qur’án 11:112.Q Er wird so standhaft sein in der Sache Gottes und so sicher auf dem Pfad Seiner Macht schreiten, dass Er bei der Verkündung Seiner Sache nicht wankt noch Seinen Befehl flieht, Sein Gesetz zu verkünden, sollten Ihn auch alle auf Erden und in den Himmeln zurückweisen. Fest werden Seine Füße stehen wie die höchsten Berge und die erhabensten Gipfel. Unerschütterlich wird Er sein in Seinem Gehorsam vor Gott und standhaft Seine Sache offenbaren und Sein Wort verkünden. Keiner wird Ihn aufhalten; der Widerstand der Eigensinnigen wird Ihn nicht hindern und die Zurückweisung durch die Gottlosen Ihn nicht zaudern lassen. Alle Ablehnung, aller Hass, aller Unglaube und Frevel, die Ihm begegnen, mehren nur Seine Liebe zu Gott, die Sehnsucht Seines Herzens, die Verzückung Seiner Seele, und erfüllen Seine Brust mit brennender Liebe. Hast du je auf Erden ein Erz gesehen, das mächtiger, ein Schwert, das schärfer oder einen Berg, der fester wäre? Er trotzt allen Bewohnern der Erde und fürchtet keinen, ungeachtet der Gräuel, zu denen – wie du weißt – Menschen imstande sind. Verherrlicht sei Gott, der Ihn zurückhält und Ihn aussendet. Mächtig ist Er zu tun, was Ihm beliebt. Er ist wahrlich der Helfer in Gefahr, der Selbstbestehende.
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Weiter sagt Er: »Aus seinem Munde kommt ein scharfes Schwert«vgl. Offb. 19:15 – Anm. d. Hrsg.Q. Wisse, dass das Schwert ein Werkzeug ist, das zerteilt und zertrennt. Und aus dem Munde der Propheten und Auserwählten Gottes entspringt, was die Gläubigen von den Ungläubigen, den Liebenden vom Geliebten scheidet. Mit alledem ist nichts anderes gemeint als dieses ›Zertrennen‹ und ›Zerteilen‹. So wird der Erste Punkt, die ewige Sonne, wenn Er mit Gottes Erlaubnis alle Geschöpfe vorlädt und sie aus den Gräbern ihres Selbstes erweckt, sie – mit einem einzigen Wort von Gott – voneinander trennen: Dieses Wort scheidet Wahrheit von Irrtum, von jenem Tag bis zum Tage der Auferstehung. Welches Schwert ist schärfer als dieses himmlische Schwert, welche Klinge härter als dieser unzerstörbare Stahl, der jedes Band zerschneidet und so den Gläubigen vom Ungläubigen, den Vater vom Sohn, den Bruder von der Schwester und den Liebenden von der Geliebten trennt?vgl. Lk. 12:53.A Denn wer glaubt, was Ihm offenbart wurde, ist ein wahrhaft Gläubiger, und wer sich davon abkehrt, ein Ungläubiger. So sehr sind sie voneinander geschieden, dass sie in dieser Welt nicht länger miteinander verkehren. Dies gilt selbst für Vater und Sohn; denn wenn der Sohn glaubt und der Vater ungläubig bleibt, so sind sie auf ewig voneinander getrennt. Ja, du siehst, wie der Sohn den Vater und der Vater den Sohn tötet. Bedenke in diesem Lichte alles, was Wir dir berichtet und erklärt haben.
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Wenn du alles mit dem »Auge der Gewissheit« siehst, erkennst du, wie dieses göttliche Schwert die Generationen spaltet. O dass ihr es doch verstündet! All dies geschieht durch das trennende Wort, das am Tage des Gerichts und der Trennung offenbar wird – ach, wären doch die Menschen achtsam am Tage ihres Herrn! Wolltest du deinen Blick schärfen und dein Herz empfindsamer machen, so würdest du bezeugen, dass alle irdischen Schwerter, die seit ehedem die Ungläubigen getötet und Krieg gegen die Frevler geführt haben, letztlich auf dieses göttliche, unsichtbare Schwert zurückzuführen sind. So öffne deine Augen, auf dass du alles siehst, was Wir dir offenbart haben, und erlangst, was kein anderer erlangt hat. So sprechen Wir: »Preis sei Ihm, denn Er ist der König am Tage des Gerichts.«vgl. Qur’án 1:4.Q
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Da diese Menschen versäumt haben, wahres Wissen aus seiner Quelle zu schöpfen, aus dem Meer der frischen, sanft fließenden Wasser, die mit Gottes Erlaubnis durch makellos reine Herzen strömen, bleibt ihnen verborgen, was Gott mit diesen Worten und Hinweisen beabsichtigte. So bleiben sie gefangen im Gefängnis ihres Selbstes.
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Wir danken Gott für das, was Er uns in Seiner Gnade gewährt hat. Er hat uns Gewissheit geschenkt über Seinen Glauben, dem niemand auf Erden und in den Himmeln widerstehen kann. Er hat uns befähigt, uns am Tage der Begegnung mit Ihm zu Ihm zu bekennen und zu dem, den Gott bei der künftigen Auferstehung offenbaren wird. Und Er hat uns schon vor dessen Erscheinen Gewissheit über Ihn geschenkt, auf dass Seine Gunst an uns und der ganzen Menschheit vollendet werde.
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Doch höre, o Mein Bruder, Meine Klage über die, die behaupten, Gott und den Manifestationen Seines Wissens zuzugehören, und die doch nur ihren verderbten Begierden folgen, sich das Gut ihres Nächsten aneignen, sich dem Wein ergeben, morden, sich bestehlen und betrügen, die Gott lästern und aus Gewohnheit lügen. All dies schreiben die Menschen Uns zu, während die Täter sich nicht vor Gott schämen. Sie verwerfen, was Er ihnen auferlegt, und tun, was Er verboten. Dabei sollte das Antlitz des Volkes Gottes mit den Zeichen der Demut und dem Licht der Heiligkeit erstrahlen. Auf Erden sollen sie wandeln, als seien sie in der Gegenwart Gottes, und durch ihre Werke sollen sie sich von allen unterscheiden, die auf Erden wohnen. Ihre Augen sollen die Beweise Seiner Macht schauen, ihre Zungen und Herzen Seines Namens gedenken, ihre Schritte sollen sie zum Land Seiner Nähe lenken, und mit ihren Händen sollen sie sich fest an Sein Gebot halten. Und schritten sie gleich durch ein Tal aus Gold und kostbarem Silber, so sollen sie dessen nicht achten und es keines Blickes würdigen.
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Doch sie haben sich von alledem abgewandt und ihr Herz darauf gerichtet, was ihre verderbten Neigungen befriedigt. So wandern sie durch das Tal des Stolzes und des Hochmuts. Ich bezeuge in diesem Augenblick, dass Gott sich von ihnen lossagt, wie auch Wir Uns von ihnen lossagen. Wir flehen zu Gott, dass Wir mit ihnen nicht länger verkehren müssen, weder in diesem noch im zukünftigen Leben. Er ist wahrlich die Wahrheit. Kein Gott ist außer Ihm, und Seine Macht ist allem gewachsen.
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Trinke nun, o Mein Bruder, von dem Wasser, das Wir in die Meere dieser Worte fließen ließen. Mich dünkt, die Seen der Größe wogen in ihnen und die Edelsteine der Einzigkeit leuchten für sie, durch sie und auf sie. Lege ab, was dich davon abhält, in dieses unergründliche, karminrote Meer einzutauchen und sprich: »Im Namen Gottes!« Dann tauche ein und fürchte keinen! Vertraue auf Gott, deinen Herrn. Wer auf Ihn vertraut, dem genügt Er. Er wird dich wahrlich beschützen, und bei Ihm wirst du sicher wohnen.
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Wisse ferner, dass der Wanderer, den du in dieser reinen, herrlichen Stadt antreffen wirst, bescheiden ist gegenüber allen Menschen und demütig vor allen Dingen. Denn in allem, was er sieht, erkennt er Gott. Er sieht Sein Licht in den Lichtern der Offenbarungen, die den Sinai des Erschaffenen umfassen. Auf dieser Stufe darf der Wanderer in keiner Versammlung den Ehrenplatz einnehmen, um sich selbst zu rühmen, oder anderen voranschreiten, um sich selbst zu erhöhen. Er sollte sich bewusst sein, dass er ständig in der Gegenwart seines Herrn ist. Er darf nicht anderen wünschen, was er nicht für sich selbst wünscht, noch sagen, was er selbst nicht erträgt, wenn er es von anderen hört. Er muss sich vielmehr auf Erden geraden Schritts im Himmelreich der neuen Schöpfung bewegen.
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