Shoghi Effendi | Das Kommen Göttlicher Gerechtigkeit
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Denn die Erfüllung des jetzigen Planes kann nur zur Bildung von mindestens einem Zentrum in jeder der Republiken der westlichen Hemisphäre führen, während die in jenen Tablets niedergelegten Pflichten eine größere Verbreitung fordern und die Verteilung einer weit größeren und ansehnlicheren Anzahl von Mitgliedern der nordamerikanischen Bahá’í-Gemeinde über das gesamte Gebiet der Neuen Welt verlangen. Es ist daher der unzweifelhafte Auftrag der amerikanischen Gläubigen, die in den Abschlussjahren des ersten Jahrhunderts begonnene glorreiche Arbeit in das zweite weiterzutragen. Erst wenn sie ihren Anteil beigetragen und diese vereinzelten und eben erst flügge gewordenen Zentren zu eigener Tätigkeit angeleitet und ihre Leistungsfähigkeit gemehrt haben, damit diese ihrerseits Einrichtungen örtlicher und nationaler Art nach ihrem Vorbild aufbauen, können sie die Genugtuung haben, ihren unmittelbaren Verpflichtungen unter ‘Abdu’l-Bahás göttlich geoffenbartem Plan angemessen entsprochen zu haben.
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Ebenso wenig sollte man auch nur für einen Augenblick annehmen, dass die Erfüllung einer Aufgabe, die auf die Vermehrung der Bahá’í-Zentren und die Bereitstellung der für die Errichtung der Verwaltungsordnung des Bahá’í-Glaubens in den lateinamerikanischen Ländern notwendigen Unterstützung und Führung ausgerichtet ist, den von ‘Abdu’l-Bahá für sie vorgesehenen Plan bereits in seiner Gesamtheit verwirklicht. Selbst ein flüchtiges Durchlesen jener Seinen Plan enthaltenden Tablets wird sofort den Wirkungskreis ihres Einsatzes enthüllen, der sich weit über die Grenzen der westlichen Hemisphäre hinaus erstreckt. Nachdem ihre inneramerikanischen Aufgaben und Verpflichtungen so gut wie erfüllt sind, tritt ihr interkontinentaler Auftrag in seinen glorreichsten und entscheidendsten Abschnitt ein. »In dem Augenblick«, so schrieb ‘Abdu’l-Bahá, »da diese Göttliche Botschaft durch die amerikanischen Gläubigen über die Küsten Amerikas hinausgetragen und durch die Kontinente Europas, Asiens, Afrikas und Australasiens bis hin zu den Inseln des Pazifik verbreitet ist, wird sich diese Gemeinde fest gegründet auf dem Thron einer immerwährenden Herrschaft finden.«‘Abdu’l-Bahá, in: Sendschreiben zum göttlichen Plan 7:4 – Anm. d. Hrsg.Q
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Und wer kann indessen wissen, dass, wenn diese ungeheure Aufgabe erfüllt ist, nicht ein noch herrlicherer Auftrag, unvergleichlich in seinem Glanze und von Bahá’u’lláh für sie vorherbestimmt, ihnen überantwortet wird. Der Ruhm eines solchen Auftrages ist von so blendendem Glanz, die ihn begleitenden Umstände noch so weit entfernt und die gegenwärtigen Ereignisse, mit deren Höhepunkt er so eng verbunden ist, noch so im Fluss, dass es jetzt noch verfrüht wäre, eine genaue Schilderung seiner Wesenszüge zu versuchen. Es genügt zu sagen, dass aus dem Aufruhr und der Trübsal dieser »letzten Zeit«vgl. Hes. 38:8 – Anm. d. Hrsg.Q ungeahnte Möglichkeiten geboren und unvorhersagbare Umstände geschaffen werden, welche die siegreichen Vollzieher des Planes von ‘Abdu’l-Bahá befähigen, nein zwingen werden, durch die Rolle, die sie in der Entfaltung der Neuen Weltordnung spielen werden, frische Lorbeeren der Krone ihres Dienstes an der Schwelle Bahá’u’lláhs anzuheften.
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Keine der vielfältigen Gelegenheiten jedweder Art, welche die Entwicklung des Glaubens hervorbringen muss, darf unbeachtet vorübergehen, sei es in seinem Weltzentrum, sei es auf dem nordamerikanischen Kontinent oder auch selbst in den entlegensten Gebieten der Erde, ohne dass die amerikanischen Gläubigen aufgerufen wären, eine Rolle zu spielen, die nicht weniger hervorragend ist als der Anteil, den sie früher in ihren gemeinsamen Bemühungen für die Verbreitung der Sache Bahá’u’lláhs genommen haben. Ich kann, jetzt nur aufs Geratewohl einige bestimmte dieser besonders ins Auge fallenden Gelegenheiten anführen bei dem Versuch, über die Möglichkeiten der Zukunft einen Überblick zu geben: Die Wahl des Internationalen Hauses der Gerechtigkeit und dessen Errichtung im Heiligen Land, dem geistigen und administrativen Mittelpunkt der Bahá’í-Welt, sowie die Bildung seiner Hilfsorgane und untergeordneten Einrichtungen; die stufenweise Errichtung der verschiedenen Nebengebäude des ersten Mashriqu’l-Adhkár des Westens und die schwierigen Probleme, die die Errichtung und der Ausbau der strukturellen Grundlagen des Bahá’í-Gemeindelebens mit sich bringen; die Kodifikation und Bekanntmachung der Verordnungen des Heiligsten Buches, die in gewissen Ländern des Ostens die Bildung ordentlich zusammengesetzter und offiziell anerkannter Bahá’í-Gerichtshöfe bedingen; der Bau des dritten Mashriqu’l-Adhkár der Bahá’í-Welt am Rande der Stadt Teheran, dem die Errichtung eines ebensolchen Hauses der Andacht im Heiligen Land selbst folgen soll; die Befreiung der Bahá’í-Gemeinden von den Fesseln religiöser Orthodoxie in- den islamischen Ländern, wie Persien, Irak und Ägypten, und die anschließende Anerkennung der unabhängigen-Stellung und des religiösen Charakters der Nationalen und örtlichen Räte der Bahá’í durch die Staatsbehörden jener Länder; die vorsorglichen Schutzmaßnahmen, die zu ersinnen, abzustimmen und einzusetzen sind, um der vollen Kraft der unausweichlichen Angriffe entgegenzuwirken, welche die organisierten Bemühungen kirchlicher Institutionen verschiedener Glaubensrichtungen mehr und mehr einleiten und unerbittlich durchführen werden; und nicht zuletzt die .vielfältigen Probleme, denen wir uns stellen, die Hindernisse, die überwunden und die Verantwortungen, die übernommen werden müssen-,• um einen hart geprüften Glauben zu befähigen, .durch die aufeinanderfolgenden Stadien strengster Verborgenheit, aktiver Unterdrückung und völliger Mündigkeit hindurchzugehen. Dies wird wiederum dazu führen, dass er als unabhängige Religion anerkannt werden und völlige Gleichberechtigung mit seinen Schwesterreligionen genießen wird. Seine Bestätigung und Anerkennung als Staatsreligion muss folgen, welche ihrerseits den Weg frei macht für die Übernahme der mit dem Bahá’í-Staat verbundenen Rechte und Hoheitsrechte, welcher in eigener Machtvollkommenheit handelt, eine Stufe, die zuletzt ihren Höhepunkt in der Entstehung des weltweiten Bahá’í-Commonwealth findet, das völlig beseelt vom Geist und ausschließlich in unmittelbarer Übereinstimmung mit den Gesetzen und Prinzipien Bahá’u’lláhs wirkt.
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Die durch diese Gelegenheiten gebotene Herausforderung werden die amerikanischen Gläubigen, dessen bin ich sicher, zusätzlich zu ihrer Befolgung des von ‘Abdu’l-Bahá in Seinen Tablets ausgedrückten Lehraufrufes, ohne Zögern aufgreifen, und sie werden ihr mit der ihnen eigenen Furchtlosigkeit, Beharrlichkeit und Leistungsfähigkeit so entsprechen, dass sie vor aller Welt ihren Ruf und Rang als Baumeister der mächtigsten Einrichtungen des Glaubens Bahá’u’lláhs bestätigen.
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Innig geliebte Freunde! Obwohl die Aufgabe langwierig und schwer ist, so ist doch der Preis, den der allgütige Geber Ihnen zu gewähren gewählt hat, von solcher Kostbarkeit, dass weder Zunge noch Feder ihn angemessen einschätzen können. Wiewohl das Ziel, dem Sie nun so unentwegt zustreben, in weiter Ferne liegt und dem menschlichen Auge noch verhüllt ist, so ruht doch dessen Verheißung in den gebieterischen und unabänderlichen Äußerungen Bahá’u’lláhs fest beschlossen. Obgleich die Bahn, die Er Ihnen vorgezeichnet hat, zeitweilig in den drohenden Schatten, in die eine heimgesuchte Menschheit nun eingehüllt ist, verloren zu sein scheint, so ist doch das unfehlbare Licht, das Er beständig auf Sie scheinen lässt, von solcher Helligkeit, dass keine irdische Finsternis seinen Glanz je verdunkeln kann. Ist Ihre Zahl auch gering, sind Ihre Erfahrung, Kräfte und Hilfsquellen noch beschränkt, so ist doch die Macht, die Ihrem Auftrag Nachdruck verleiht, grenzenlos in ihrem Ausmaß und unberechenbar in ihrer Wirksamkeit. Obwohl die Feinde, die jede Beschleunigung im Fortschritt Ihrer Sendung auf den Plan rufen muss, grimmig, zahlreich und unerbittlich sind, so werden doch die unsichtbaren Heerscharen, wie verheißen, zu Ihrer Hilfe herbeieilen, wenn Sie durchhalten; sie werden Sie letzten Endes befähigen, die Hoffnungen der Feinde eitel und ihre Kräfte zunichtewerden zu lassen. Der Segen, der die Vollendung Ihres Auftrags krönen soll, wird zweifellos nicht ausbleiben, und die Ihnen gegebenen göttlichen Verheißungen sind fest und unwiderruflich; dennoch muss das Maß des reichlichen Lohnes, den jeder von Ihnen ernten mag, von dem Grad abhängen, in dem Ihre täglichen Bemühungen zur Verbreitung dieser Sendung und der Beschleunigung ihres Triumphes beigetragen haben.
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Geliebte Freunde! Groß ist meine Liebe und Bewunderung für Sie, da ich von dem überragenden Anteil überzeugt bin, den Sie zweifellos sowohl im kontinentalen wie auch im internationalen Bereich der zukünftigen Bahá’í-Arbeit und des Bahá’í-Dienstes haben werden; doch fühle ich mich, zu diesem kritischen Zeitpunkt, verpflichtet, ein Wort der Warnung auszusprechen. Die glühenden Achtungsbeweise, die der Fähigkeit, dem Geist, dem Verhalten und der hohen Stufe der amerikanischen Gläubigen so wiederholt und verdient gezollt wurden, und zwar sowohl dem einzelnen wie auch der gesamten Gemeinde, dürfen unter keinen Umständen mit den Eigentümlichkeiten und der Natur der Menschen, unter denen Gott sie erhöht hat, verwechselt werden. Ein scharfer Unterschied muss zwischen jener Gemeinde und. jenen Menschen getroffen und entschlossen und furchtlos aufrechterhalten werden, wenn wir der verwandelnden Kraft des Glaubens Bahá’u’lláhs in ihrem Einfluss auf das Leben und die Haltung derer, die sich unter sein Banner einzureihen entschlossen haben, gebührende Anerkennung zukommen lassen wollen. Andernfalls wird der höchste und charakteristische Zweck Seiner Offenbarung, nämlich ein neues Menschengeschlecht ins Leben zu rufen, gänzlich unerkannt und völlig verborgen bleiben.
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Wie oft erschienen die Offenbarer Gottes, Bahá’u’lláh nicht ausgenommen, und brachten Ihre Botschaft in Länder und unter Völker und Rassen gerade dann, wenn diese sich entweder rasch im Niedergang befanden oder bereits den tiefsten Stand moralischer und geistiger Verderbtheit erreicht hatten. Die erschreckende Not und das Elend, denen die Israeliten anheimgefallen waren unter der entwürdigenden und tyrannischen Regierung der Pharaonen in den Tagen vor ihrem Auszug aus Ägypten unter der Führung von Moses; der Niedergang, der im religiösen, geistigen, kulturellen und moralischen Leben des jüdischen Volkes zur Zeit des Auftretens von Jesus Christus eingesetzt hatte; die barbarische Grausamkeit, der rohe Götzendienst und die Unmoral, welche so lange die traurigsten Wesenszüge der arabischen Stämme gewesen waren und ihnen solche Schande brachten, als sich Muhammad erhob, um Seine Botschaft in ihrer Mitte zu verkünden; der unbeschreibliche Verfall mit der ihn begleitenden Bestechlichkeit, Verwirrung, Unduldsamkeit und Unterdrückung nicht nur im zivilen, sondern auch im religiösen Leben Persiens, der durch die Feder einer beträchtlichen Anzahl von Gelehrten, Diplomaten und Reisenden zur Stunde der Offenbarung Bahá’u’lláhs so anschaulich dargestellt wurde – all dies beweist diese grundlegende und unleugbare Tatsache. Wenn man behauptete, dass die irgendeiner Rasse oder Nation innewohnende Würde, ihr moralischer Hochstand, ihre politische Fähigkeit und ihre sozialen Errungenschaften der Grund für das Erscheinen irgendeines dieser Göttlichen Gestirne in ihrer Mitte wäre, würde dies eine völlige Verkehrung der geschichtlichen Tatsachen darstellen und die gänzliche Verwerfung der ihnen von Bahá’u’lláh und ‘Abdu’l-Bahá so klar und ausdrücklich gegebenen und unantastbaren Auslegung bedeuten.
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Wie groß muss darum die Herausforderung für diejenigen sein, die solchen Rassen und Nationen angehören, die dem Ruf dieser Offenbarer folgten, damit sie die unzweifelhafte Wahrheit ohne Vorbehalt anerkennen und mutig bezeugen, dass der Offenbarer Gottes nicht etwa auf Grund irgendeiner rassischen Überlegenheit, politischen Fähigkeit oder geistigen Tugend einer bestimmten Rasse oder Nation, sondern vielmehr als direkte Auswirkung ihrer schreienden Nöte, ihres beklagenswerten Verfalls und ihrer unheilbaren Verderbtheit in ihrer Mitte zu erscheinen beliebt hat, und dadurch wie mit einem Hebel die gesamte Menschheit auf eine höhere und edlere Ebene des Lebens und Verhaltens emporgehoben hat. Unter eben diesen Umständen und auf eben diese Art wollten und konnten die Offenbarer seit undenkbaren Zeiten ihre erlösende Kraft beweisen, um das Volk ihrer eigenen Rasse und Nation aus den Tiefen der Erniedrigung und des Elends aufzurichten, und es zu befähigen, seinerseits anderen Rassen und Nationen die erlösende Gnade und den kraftspenden- den Einflusskraftspendenden Einfluss ihrer Offenbarung zu übermitteln.
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Im Lichte dieses grundlegenden Prinzips sollte man sich stets daran erinnern, und dies kann nicht genug betont werden, dass der oberste Grund, warum der Báb und Bahá’u’lláh beliebten, in Persien aufzutreten und es zum ersten Verwahrungsort ihrer Offenbarung zu machen, der war, dass von allen Völkern und Nationen der zivilisierten Welt jene Rasse und Nation, wie so oft von ‘Abdu’l-Bahá beschrieben in solch schmähliche Tiefen abgesunken war und solch eine große Verderbtheit zeigte, dass es dafür keine Parallele unter ihren Zeitgenossen gibt. Denn kein überzeugenderer Beweis könnte erbracht werden für den wiederbelebenden Geist der vom Báb und von Bahá’u’lláh verkündeten Offenbarungen, als ihr Vermögen, eines der wohl rückständigsten, feigsten und entartetsten Völker in ein Geschlecht von Helden zu verwandeln, das geeignet ist, seinerseits eine ähnliche Umwälzung im Leben der Menschheit zu bewirken. In, in einem Volk aufgetreten zu sein, das dieses unschätzbare Vorrecht, als Nährboden für eine solche Offenbarung erwählt zu werden, durch seinen inneren Wert und seine hohen Errungenschaften scheinbar rechtfertigte, würde in den Augen einer ungläubigen Welt die Wirksamkeit jener Botschaft stark herabsetzen und das Selbstgenügen ihrer allmächtigen Kraft schmälern. Der Gegensatz, der auf den Seiten von Nabíls Erzählung so schlagend aufgezeigt wird zwischen dem Heldentum, das das Leben und die Taten der Vorläufer unsterblich macht, und der Verkommenheit und Feigheit ihrer Verleumder und Verfolger, ist in sich selbst ein höchst eindrucksvolles Zeugnis für die Wahrheit der Botschaft von Ihm, der einen solchen Geist den Herzen Seiner Anhänger eingab. Die Behauptung irgendeines Gläubigen jenes Volkes, dass die Vortrefflichkeit seines Landes und die seinen Bewohnern angeborene Würde die wesentliche Ursache für seine Erwählung als erster Verwahrungsort der Offenbarungen des Bab und Bahá’u’lláhs gewesen sei, wäre angesichts der durch jenen Bericht so überzeugend vorgebrachten Tatsachen unhaltbar.
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In einem geringeren Maße muss dieses Prinzip notwendigerweise auf das Land zutreffen, das sein Recht beansprucht, als die Wiege der Weltordnung Bahá’u’lláhs angesehen zu werden. Eine so große Aufgabe und eine so edle Rolle kann als nicht geringer angesehen werden als jener Teil, welcher von jenen unsterblichen Seelen beigetragen wurde, die durch ihre erhabene Entsagung und unvergleichlichen Taten für die Geburt des Glaubens selbst verantwortlich waren. Lasst deshalb nicht jene, die so überwiegend an der Geburt jener Weltzivilisation, die die unmittelbare Frucht ihres Glaubens ist, teilhaben sollen, auch nur für einen Augenblick sich einbilden, dass aus irgendeiner geheimnisvollen Absicht heraus oder wegen irgendeiner angeborenen Vortrefflichkeit oder einem besonderen Verdienst Bahá’u’lláh beliebt hat, ihrem Land und seinen Bewohnern eine so große und immerwährende Auszeichnung zu verleihen. Es ist gerade wegen dieser offenkundigen Übel, die, ungeachtet seiner zugegebenermaßen edlen Charakterzüge und Leistungen, ein übertriebener und verhärteter Materialismus unglücklicherweise in ihm hervorgebracht hat, dass der Begründer ihres Glaubens und der Mittelpunkt Seines Bündnisses es erwählt haben, der Bannerträger der in ihren Schriften vorhergesehenen Weltordnung zu werden. Durch solche Mittel wie dieses kann Bahá’u’lláh einer achtlosen Generation Seine allmächtige Kraft am besten dartun, aus der Mitte eines Volkes, das in ein Meer des Materialismus getaucht ist, das zur Beute einer der bösartigsten und seit langer Zeit bestehenden Formen des Rassenvorurteils wurde und das berüchtigt ist für seine politische Korruption, Gesetzlosigkeit und Lauheit seiner moralischen Maßstäbe, aus einem solchen Volk Männer und Frauen zu erheben, die im Lauf der Zeit in zunehmendem Maße als Beispiel dienen für jene wichtigen Tugenden der Selbstentsagung, der moralischen Redlichkeit, der Keuschheit, der keine Unterschiede machenden Verbundenheit, des heiligen Gehorsams und der geistigen Einsicht, die sie für den hervorragenden Anteil tauglich machen, den sie bei der Schaffung jener Weltordnung und jener Weltzivilisation haben werden, die sowohl ihr Land als auch die gesamte Menschenrasse verzweifelt benötigen. Sie haben die Pflicht und das Vorrecht, in ihrer Eigenschaft einmal als Begründer eines der mächtigsten Pfeiler, die das Universale Haus der Gerechtigkeit tragen, und zum anderen als meisterhafte Erbauer jener Neuen Weltordnung, deren Kern und Vorläufer jenes Haus sein soll, die so bitter benötigten Zwillingsprinzipien göttlicher Gerechtigkeit und Ordnung einzuschärfen, darzutun und anzuwenden – Prinzipien, denen gegenüber die politische Korruption und moralische Zügellosigkeit, welche die Gesellschaft, der sie angehören, mehr und mehr beflecken, einen traurigen und beredten Gegensatz bilden.
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Mögen diese Beobachtungen auch noch so unangenehm und niederdrückend sein, so sollten sie uns doch keinesfalls blind machen gegenüber jenen Tugenden und Eigenschaften hoher Intelligenz, Jugendlichkeit, unbegrenzter Initiative und Unternehmungslust, die die Nation in ihrer Gesamtheit so sichtbar entfaltet und die von der dort bestehenden Gemeinde der Gläubigen immer mehr widergespiegelt werden. Von diesen Tugenden und Eigenschaften und von der Ausmerzung der erwähnten Übel muss zu einem sehr großen Ausmaß die Fähigkeit jener Gemeinde abhängen, eine feste Grundlage für die zukünftige Rolle des Landes bei der Einleitung des Goldenen Zeitalters der Sache Bahá’u’lláhs zu legen.
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Wie groß, wie überwältigend ist deshalb die Verantwortung, die der heutigen Generation der amerikanischen Gläubigen auf dieser frühen Stufe ihrer geistigen und administrativen Entwicklung aufgebürdet werden muss, durch jedes in ihrer Macht liegende Mittel jene Fehler, Gewohnheiten und Neigungen auszurotten, die sie von ihrer eigenen Nation geerbt haben, und diese unterscheidenden Eigenschaften und Merkmale geduldig und im Geiste des Gebets zu entwickeln, die so unerlässlich für ihre wirksame Teilnahme an dem großen Erlösungswerk ihres Glaubens sind. Da sie wegen der beschränkten Größe ihrer Gemeinde und wegen des geringen Einflusses, den sie ausüben kann, noch unfähig sind, in merklichem Umfang auf die große Masse ihrer Landsleute einzuwirken, so mögen sie ihre Aufmerksamkeit gegenwärtig auf sich selbst, auf ihre eigenen Bedürfnisse, ihre persönlichen Unzulänglichkeiten und Schwächen richten, immer in dem Bewusstsein, dass jede Verstärkung ihrer Bemühungen sie besser für die Zeit ausstatten wird, wenn sie aufgerufen werden, ihrerseits solch üble Neigungen aus dem Leben und dem Herzen der Gesamtheit ihrer Mitbürger auszumerzen. Auch dürfen sie die Tatsache nicht übersehen, dass die Weltordnung, deren Grundlagen zu schaffen sie sich nun als Vorhut einer zukünftigen Bahá’í-Generation ihrer Landsleute anstrengen, niemals errichtet werden kann, bevor nicht die Allgemeinheit des Volkes, dem sie angehören, von den verschiedenen Leiden sozialer oder politischer Art, von denen sie so schwer befallen ist, geheilt wurde.
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Wenn ich die drängendsten Nöte dieser Gemeinde im Ganzen überblicke und versuche, die ernsteren Mängel abzuschätzen, durch die sie an der Erfüllung ihrer Aufgabe gehindert wird, wobei ich die Natur der weit größeren Aufgabe, mit der sich auseinanderzusetzen sie in Zukunft gezwungen sein wird, immer vor Augen habe, dann empfinde ich es als meine Pflicht, besonderen Nachdruck darauf zu legen und die ausdrückliche Achtsamkeit der Gesamtheit der amerikanischen Gläubigen, seien sie alt oder jung, weiß oder farbig, in der Lehrarbeit oder der Administration Tätige, Altgediente oder Neulinge dringend auf das zu lenken, was, wie ich fest glaube, die wesentlichen Erfordernisse für den Erfolg der Aufgaben sind, die nun ihre ungeteilte Aufmerksamkeit verlangen. So groß auch die Wichtigkeit der Gestaltung der äußeren Werkzeuge und der Vervollkommnung der administrativen Tätigkeit ist, die sie für die Durchführung ihrer zweifachen Aufgabe unter dem Siebenjahresplan nutzbar machen können; so lebenswichtig und dringend die von ihnen eingeleiteten Feldzüge, die entworfenen Pläne und Vorhaben und die gesammelten Fonds sind für die wirkungsvolle Durchführung sowohl der Lehrarbeit als auch der Arbeit am Tempel, so sind doch die unwägbaren, geistigen Faktoren, die mit ihrem eigenen individuellen und inneren Leben verbunden und mit denen wiederum ihre menschlichen und sozialen Beziehungen verknüpft sind, nicht weniger dringend und lebenswichtig und verlangen ständige Überprüfung und dauernde Selbstkontrolle und Herzenserforschung ihrerseits, damit ihr Wert nicht vermindert oder ihre lebenswichtige Notwendigkeit verdunkelt oder vergessen wird.
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Unter diesen geistigen Voraussetzungen des Erfolges, welche die Grundlage bilden, auf der die Garantie für alle Lehrpläne, Tempelvorhaben und finanziellen Systeme letzten Endes beruhen muss, ragen die folgenden als vordringlich und lebenswichtig hervor, und die Mitglieder der amerikanischen Bahá’í-Gemeinde sollten besonders über diese nachdenken. Von dem Umfang, in dem diesen grundlegenden Erfordernissen entsprochen wird, und der Art, in der die amerikanischen Gläubigen sie in ihrem persönlichen Leben, ihrer administrativen Tätigkeit und ihren sozialen Beziehungen erfüllen, muss das Maß der vielfältigen Segensgaben abhängen, die der Allesbesitzende ihnen allen gewähren kann. Diese Erfordernisse sind keine anderen als eine hohe Auffassung moralischer Rechtschaffenheit in ihrer sozialen und administrativen Tätigkeit, unbedingte Keuschheit im Leben jedes einzelnen und völlige Freiheit von Vorurteilen in ihrem Umgang mit Menschen verschiedener Rasse, Klasse, Glaubensrichtung oder Farbe.
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Die erste Voraussetzung bezieht sich besonders, wenn auch nicht ausschließlich, auf ihre gewählten Vertreter, ob örtlich, regional oder national, die in ihrer Eigenschaft als Treuhänder und Mitglieder der entstehenden Einrichtungen des Glaubens Bahá’u’lláhs die Hauptverantwortung auf sich nehmen, eine unangreifbare Grundlage für das Universale Haus der Gerechtigkeit zu legen, das, wie seine Bezeichnung besagt, der Repräsentant und Hüter jener Göttlichen Gerechtigkeit sein wird, welche allein die Sicherheit verbürgen und die Herrschaft von Gesetz und Ordnung in einer tief zerrütteten Welt aufrichten kann. Die zweite Voraussetzung betrifft hauptsächlich und unmittelbar die Bahá’í-Jugend, die so entscheidend zur Stärke, Reinheit und Triebkraft im Leben der Bahá’í-Gemeinde beitragen kann und von der einmal die zukünftige Richtung ihres Schicksals und zum anderen die vollständige Entfaltung der ihr von Gott verliehenen Wirkungsmöglichkeiten abhängt. Die dritte Voraussetzung sollte das sofortige, allumfassende und oberste Anliegen aller Mitglieder der Bahá’í-Gemeinde sein, gleich welchen Alters, welcher Stellung, Erfahrung, Klasse oder Farbe sie auch seien, da alle ohne Ausnahme ihrem herausforderndem Anspruch gegenübertreten müssen, und niemand, und sei er in dieser Beziehung auch noch so fortgeschritten, für sich beanspruchen kann, den tief eingeprägten und strengen Verpflichtungen völlig nachgekommen zu sein.
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Rechtschaffenes Verhalten, ein dauernde Einflussdauerndes Gefühl für unbeirrbare Gerechtigkeit, unverdunkelt durch den entsittlichenden Einfluss, den ein von der Korruption erfasstes politisches Leben deutlich zeigt; ein keusches, reines und heiliges Leben, unbefleckt und unbeeinflusst von der Unanständigkeit, den Lastern und falschen Maßstäben, welche ein zuinnerst mangelhafter Moralbegriff duldet, verewigt und pflegt; eine Bruderschaft, befreit von der Krebsgeschwulst rassischen Vorurteils, das sich in den Lebenskern einer bereits geschwächten Gesellschaft hineinfrisst, – das sind die Ideale, die die amerikanischen Gläubigen von nun an einzeln und in gemeinsamem Vorgehen in ihrem privaten und öffentlichen Leben zu verwirklichen trachten müssen, Ideale, die die Hauptantriebskräfte sind, welche den Vormarsch ihrer Einrichtungen, Pläne und Unternehmungen höchst wirksam beschleunigen können, welche die Ehre und Unbescholtenheit ihres Glaubens schützen und alle Hindernisse, die ihnen in Zukunft gegenüberstehen mögen, überwinden können.
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Diese Redlichkeit des Verhaltens mit der damit verbundenen Gerechtigkeit, Rechtlichkeit, Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit, Aufrichtigkeit, Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit muss jede Phase im Leben der Bahá’í-Gemeinde auszeichnen. »Die Gefährten Gottes«, so hat Bahá’u’lláh selbst erklärt, »sind an diesem Tag der Sauerteig, der die Völker der Welt voll durchdringen muss. Sie müssen solche Vertrauenswürdigkeit, Wahrhaftigkeit und Ausdauer, solche Taten und einen solchen Charakter zeigen, dass die ganze Menschheit aus ihrem Beispiel Nutzen ziehen kann.« »Ich schwöre bei Ihm, der der Größte Ozean ist!« bestätigt Er wiederum, »Selbst im Atem solch reiner und geheiligter Seelen liegen weitreichende Kräfte verborgen. So groß sind diese. Kräfte, dass sie ihren Einfluss auf alles Erschaffene ausüben.« An anderer Stelle schrieb Er: »Der ist der wahre Diener Gottes, der an diesem Tage, und sollte er durch Städte aus Silber und Gold hindurchwandeln, sich nicht herbeilassen würde, einen Blick auf sie zu werfen, und dessen Herz rein und unbefleckt bleiben würde von allen Dingen, die diese Welt bieten kann, seien es ihre Güter oder ihre Schätze. Ich schwöre bei der Sonne der Wahrheit! Der Atem eines solchen Menschen ist mit Macht ausgestattet und seine Worte mit Anziehungskraft.« »Bei Ihm, der über dem Tagesanbruch der Heiligkeit leuchtet!« so offenbarte Er noch eindringlicher: »Wenn die ganze Erde in Silber und Gold verwandelt wäre, so würde dennoch kein Mensch, von dem man sagen kann, dass er wirklich in den Himmel des Glaubens und der Gewissheit aufstieg, sich herablassen, diese zu betrachten oder sie gar zu ergreifen und zu behalten … Jene, die im Zelte Gottes wohnen und auf den Sitzen ewiger Herrlichkeit ruhen, werden sich weigern, und sollten sie deshalb Hungers sterben, ihre Hand auszustrecken, um unrechtmäßig nach dem Besitz ihres Nächsten zu greifen, wie nichtswürdig und wertlos dieser auch sei. Die Absicht der Offenbarung des einen wahren Gottes ist, die ganze Menschheit zu Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit, zu Frömmigkeit und Vertrauenswürdigkeit, zu Entsagung und Ergebenheit in den Willen Gottes, zu Langmut und Freundlichkeit, zu Rechtschaffenheit und Weisheit zu rufen. Sein Ziel ist, jeden Menschen mit dem Mantel eines geheiligten Charakters zu bekleiden und ihn mit dem Schmucke heiliger und guter Taten zu zieren.«Bahá’u’lláh, in: Ährenlese 137:1, 137:3, 137:4 – Anm. d. Hrsg.Q »Wir haben alle Geliebten Gottes ermahnt«, betont Er, »sich zu hüten, den Saum Unseres heiligen Gewandes mit dem Schmutz gesetzwidriger Taten zu beschmieren und mit dem Staub tadelnswerten Benehmens zu beflecken.«Bahá’u’lláh, in: Ährenlese 115:1 – Anm. d. Hrsg.Q »Halte dich an die Rechtschaffenheit, o Volk Bahás so ermahnt Er sie. »Dies ist wahrhaftig das Gebot, welches dieser zu Unrecht Leidende euch gegeben hat, und das erste, was Er aus Seinem unbegrenzten Willen für jeden von euch zu verordnen beliebte.«Bahá’u’lláh, Lawḥ-i-Dunyá, in Botschaften aus ‘Akká 7:10 – Anm. d. Hrsg.Q »Ein guter Charakter«, erklärt Er, »ist wahrhaftig der beste Schutzmantel Gottes für die Menschen. Mit ihm schmückt Er die Tempel Seiner Geliebten. Bei Meinem Leben! Das Licht eines guten Charakters übertrifft das Licht der Sonne und ihr Leuchten.«Bahá’u’lláh, Ṭarázát, in: Botschaften aus ‘Akká 4:12 – Anm. d. Hrsg.Q »Eine einzige gerechte Tat«, schrieb Er weiter, »ist mit einer Kraft ausgestattet, die den Staub so emporheben kann, dass er veranlasst wird, sich über den Himmel der Himmel hinaus zu erheben. Sie kann jede Fessel lösen und hat die Macht, jede Kraft, die sich verbrauchte und dahinschwand, wiederherzustellen … Sei rein, o Volk Gottes, sei rein; sei gerecht, sei gerecht … Sprich: O Volk Gottes! Was den Sieg der ewigen Wahrheit verbürgen kann – Seine Heerscharen und Helfer auf Erden –, wurde in den Heiligen Büchern und Schriften niedergelegt und ist so klar und offenkundig wie die Sonne. Diese Heerscharen sind solche gerechten Taten, ein solches Betragen und ein solcher Charakter, wie sie in Seinen Augen annehmbar sind. Wer sich an diesem Tag erhebt, um Unserer Sache beizustehen, und die Heerscharen eines rühmenswerten Charakters und eines aufrechten Betragens zu seiner Hilfe herbeiruft, dessen daraus entspringender Einfluss wird sich bestimmt über die ganze Welt verbreiten.«Bahá’u’lláh, in: Ährenlese 131:3–131:4 – Anm. d. Hrsg.Q »Die Besserung der Welt«, ist noch eine andere Feststellung, »kann durch reine und gute Taten, durch lobenswertes und geziemendes Verhalten erreicht werden.« »Seid ehrlich euch und anderen gegenüber«, rät Er ihnen weiter, »damit die Zeugnisse der Gerechtigkeit durch eure Taten unter Unseren treuen Dienern offenbar werden mögen.«Bahá’u’lláh, in: Ährenlese 128:9 – Anm. d. Hrsg.Q »Gerechtigkeit«, hat Er ebenfalls geschrieben, »ist die grundlegendste unter den menschlichen Tugenden. Die Bewertung aller Dinge muss zwangsläufig davon abhängen.«Bahá’u’lláh, in: Ährenlese 100:6 – Anm. d. Hrsg.Q Und wieder: »Ihr Menschen mit verstehendem Herzen! Seid gerecht in eurem Urteil! Wer ungerecht urteilt, entbehrt der Merkmale, die die Stufe eines Menschen auszeichnen.«Bahá’u’lláh, in: Ährenlese 100:8 – Anm. d. Hrsg.Q »Verschönt eure Zungen, o Menschen«, ermahnt Er sie weiter, »mit Wahrhaftigkeit und schmückt eure Seelen mit der Zierde der Ehrlichkeit. Hütet euch, o Menschen, dass ihr mit niemandem treulos umgeht. Seid die Treuhänder Gottes unter Seinen Geschöpfen und die Wahrzeichen Seiner Freigebigkeit unter Seinem Volk!«Bahá’u’lláh, in: Ährenlese 136:6 – Anm. d. Hrsg.Q »Lasst eure Augen keusch sein«, ist wieder ein anderer Rat, »eure Hände ehrlich, eure Zunge aufrichtig und euer Herz erleuchtet.«Bahá’u’lláh, Lawḥ-i-Ḥikmat, in: Botschaften aus ‘Akká 9:5 – Anm. d. Hrsg.Q »Sei eine Zier für das Angesicht der Wahrheit«, ist eine weitere Ermahnung, »eine Krone für die Stirn der Treue, eine Säule des Tempels der Ehrlichkeit, ein Atem des Lebens für den Körper der Menschheit, ein Banner der Heerscharen der Gerechtigkeit, eine Leuchte am Horizont der Tugend.«Bahá’u’lláh, Brief an den Sohn des Wolfes 148 – Anm. d. Hrsg.Q »Lasse Wahrhaftigkeit und Höflichkeit deine Zier sein«, ist noch eine Ermahnung, »lasse es nicht zu, dass du dich selbst des Kleides, der Langmut und Gerechtigkeit beraubst, damit die süßen Düfte der Heiligkeit aus deinem Herzen über alles Erschaffene strömen. Sprich: Sei achtsam, o Volk Bahas, dass du nicht auf den Wegen jener wandelst, deren Worte sich von ihren Taten unterscheiden. Strebe, damit du befähigt wirst, den Völkern der Erde die Zeichen Gottes zu enthüllen und Seine Gebote widerzuspiegeln. Lasse deine Taten Führer für die ganze Menschheit sein, denn bei den meisten Menschen, ob hoch oder niedrig, stimmt ihr Bekenntnis nicht mit ihrem Verhalten überein. Aber durch, eure Taten könnt ihr euch von den anderen unterscheiden. Durch sie kann der Glanz eures Lichtes über die ganze Erde verbreitet werden. Glücklich ist der Mensch, der Meinen Rat beachtet und sich an die Gebote hält, die Er, der Allwissende, der Allweise, gegeben hat.«Bahá’u’lláh, in: Ährenlese 139:8 – Anm. d. Hrsg.Q
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»O Heer Gottes!« schreibt ‘Abdu’l-Bahá. »Durch den Schutz und die Hilfe, die dir die Gesegnete Schönheit gewährt – möge mein Leben ein Opfer für Seine Geliebten sein –, sollst du dich so verhalten, dass du vorzüglich und strahlend wie die Sonne unter den Menschenseelen hervorragst. Wenn einer von euch in eine Stadt kommt, so sollte er durch seine Aufrichtigkeit, seine Lauterkeit und Liebe, seine Ehrlichkeit und Treue, seine Wahrhaftigkeit und Güte gegenüber allen Menschen zu einem Brennpunkt der Anziehungskraft werden, so dass die Bewohner dieser Stadt ausrufen und sagen: ›Dieser Mensch ist ohne Zweifel ein Bahá’í, denn sein Wesen, seine Haltung, sein Betragen, seine Sitten, seine Art und seine Entscheidungen spiegeln die Eigenschaften der Bahá’í wider.‹ Bevor ihr diese Stufe nicht erreicht habt, kann von euch nicht gesagt werden, dass ihr dem Bündnis und Testament Gottes gegenüber treu wart.«‘Abdu’l-Bahá,in: Briefe und Botschaften 35:5 – Anm. d. Hrsg. »Die wichtigste Pflicht an diesem Tag«, so schrieb Er weiter, »ist, euren Charakter zu läutern, eure Sitten zu verbessern und euer Verhalten zu vervollkommnen. Die Geliebten des Gnadenvollen müssen einen solchen Charakter und ein solches Benehmen unter Seinen Geschöpfen aufweisen, dass der Duft ihrer Heiligkeit über die ganze Welt ausgegossen werde und die Toten beleben möge, weil die Absicht der Manifestation Gottes und des Aufdämmerns des grenzenlosen Lichtes des Unsichtbaren ist, die Seelen der Menschen zu erziehen und den Charakter jedes lebenden Menschen zu veredeln … «‘Abdu’l-Bahá, in: Briefe und Botschaften 2:16 – Anm. d. Hrsg.Q »Wahrhaftigkeit«, bestätigt Er, »ist die Grundlage aller menschlichen Tugenden. Ohne Wahrhaftigkeit sind Fortschritt und Erfolg für jede Seele in allen Welten Gottes ausgeschlossen. Wenn der Mensch diese heilige Eigenschaft erlangt hat, wird er auch alle anderen himmlischen Wesensarten gewinnen.«‘Abdu’l-Bahá, in: Tablets of Abdul-Baha, p. 459 – Anm. d. Hrsg.Q
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Ein so rechtschaffenes Verhalten muss sich mit immer wachsender Macht in jeder Entscheidung ausdrücken, die zu treffen die gewählten Vertreter der Bahá’í-Gemeinde berufen sind, in was für einer Stellung sie auch immer stehen mögen. Es muss ständig zu Tage treten im beruflichen Tun all ihrer Mitglieder, in ihrem häuslichen Leben, in jeder Stellung und in jedem Dienst, den sie in Zukunft ihrer Regierung oder ihrem Volk erweisen mögen. Es muss sich bezeugen im Verhalten der Bahá’í-Wähler bei der Ausübung ihrer geheiligten Rechte und Pflichten. Es muss die Haltung jedes ergebenen Gläubigen kennzeichnen durch die Ablehnung politischer Stellungen, durch Fernhalten von politischen Parteien, durch Nichtteilnahme an politischen Auseinandersetzungen und Nichtmitgliedschaft in politischen Organisationen und kirchlichen Einrichtungen. Es muss sich erweisen im kompromisslosen Festhalten aller, ob jung oder alt, an den von ‘Abdu’l-Bahá in Seinen Ansprachen niedergelegten, klar ausgedrückten und grundlegenden Prinzipien und an den von Bahá’u’lláh in Seinem Heiligsten Buch verkündeten Gesetzen und Verordnungen. Es muss zu Tage treten in der Unparteilichkeit jedes Verteidigers des Glaubens gegen dessen Feinde, in der gerechten Anerkennung jedweden Verdienstes, der einem Gegner zukommen mag, und in der Anständigkeit, mit der er Verpflichtungen diesem gegenüber erfüllt. Es muss die leuchtendste Zierde sein im Leben und Streben, in den Bemühungen und Äußerungen eines jeden Bahá’í-Lehrers, ob er in der Heimat oder in der Ferne tätig ist, ob er in der vordersten Linie der Lehrkräfte steht oder eine weniger maßgebende und verantwortungsvolle Stellung einnimmt. Es muss das Gütezeichen sein für jene zahlenmäßig kleine, doch äußerst dynamische und höchst verantwortliche Körperschaft der gewählten nationalen Vertreter jeder Bahá’í-Gemeinde, welche in dieser den Stützpfeiler und das einzige Mittel für die Wahl jenes Universalen Hauses bildet, dessen Name und Titel, wie von Bahá’u’lláh verordnet, jene Rechtschaffenheit des Verhaltens versinnbildlicht, die zu bewahren und zur Geltung zu bringen seine oberste Aufgabe ist.
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So groß und erhaben ist dieses Prinzip der Göttlichen Gerechtigkeit, ein Prinzip, das als die krönende Auszeichnung aller örtlichen und nationalen Räte in ihrer Eigenschaft als Vorläufer des Universalen Hauses der Gerechtigkeit betrachtet werden muss, dass Bahá’u’lláh selbst Seine persönlichen Neigungen und Wünsche der allbezwingenden Kraft seiner Forderungen und Ansprüche unterordnet. »Gott ist Mein Zeuge!« so erklärt Er, »stünde es nicht im Widerspruch zum Gesetz Gottes, hätte Ich die Hand dessen, der sich als Mein Mörder ausgibt, geküsst und veranlasst, dass er Meine irdische Habe erbt. Ich bin jedoch durch das bindende Gesetz, das im Buch niedergelegt ist, daran gehindert und aller weltlichen Besitztümer beraubt.«Bahá’u’lláh, auch zitiert in: ‘Abdu’l-Bahá, in: Twelve Table Talks given in ‘Akká 11:10 – Anm. d. Hrsg.Q »Wisse wahrlich«, so bekräftigt Er bedeutungsvoll, »diese großen Heimsuchungen, die über die Welt gekommen sind, bereiten sie vor auf das Kommen der Größten Gerechtigkeit.« »Sprich«, so erklärt Er weiter, »Er ist mit jener Gerechtigkeit erschienen, mit der die Menschheit geschmückt wurde, und doch schlafen die meisten Menschen.« »Das Licht der Menschen ist Gerechtigkeit«, stellt Er außerdem fest, »löscht es nicht mit den widrigen Winden der Unterdrückung und Gewaltherrschaft. Das Ziel der Gerechtigkeit ist die Errichtung der Einheit unter den Menschen.«Bahá’u’lláh, Kalimát-i-Firdawsíyyih, in: Botschaften aus ‘Akká 6:25 – Anm. d. Hrsg.Q »Kein Leuchten«, erklärt Er, »kann mit dem der Gerechtigkeit verglichen werden. Die Ordnung der Welt und die Ruhe der Menschheit hängen von ihr ab.«Bahá’u’lláh, vgl. Brief an den Sohn des Wolfes 52 – Anm. d. Hrsg.Q »O Volk Gottes!« ruft Er aus, »Gerechtigkeit ist es, die die Welt erzieht, denn sie wird von zwei Pfeilern getragen: von Belohnung und Bestrafung. Diese zwei Pfeiler sind die Quellen des Lebens für die Welt.«Bahá’u’lláh, Bishárát, in: Botschaften aus ‘Akká 3:23 – Anm. d. Hrsg.Q »Gerechtigkeit und Rechtlichkeit«, stellt Er weiter fest, »sind die Wächter zum Schutz des Menschen. Sie erschienen, bekleidet mit ihrem mächtigen und geheiligten Namen, um die Rechtschaffenheit der Welt zu erhalten und die Nationen zu schützen.« »Erhebe dich, o Volk«, ist Seine eindringliche Warnung, »und erwarte die Tage der Göttlichen Gerechtigkeit, denn die verheißene Stunde ist nun gekommen. Hüte dich, dass du nicht versäumst, ihre Bedeutung zu erkennen, und du nicht zu den Irrenden gezählt wirst.«Bahá’u’lláh, in: Ährenlese 12:1 – Anm. d. Hrsg.Q »Der Tag naht«, schrieb Er gleicherweise, »da die Gläubigen die Sonne der Gerechtigkeit schauen werden, die in ihrem vollen Glanz aus dem Tagesanbruch der Herrlichkeit hervorleuchtet.«Bahá’u’lláh, in: Ährenlese 163:2 – Anm. d. Hrsg.Q »Die Schmach, die Ich tragen musste«, bemerkt Er bedeutungsvoll, »hat die Herrlichkeit enthüllt, mit der die ganze Schöpfung geschmückt wurde, und durch die Grausamkeiten, die Ich erleiden musste, hat sich die Sonne der Gerechtigkeit offenbart und ihren Glanz über die Menschen ausgestrahlt.«Bahá’u’lláh, in: Ährenlese 46:2 – Anm. d. Hrsg.Q »Die Welt«, schrieb Er wiederum, »ist in großem Aufruhr und der Verstand der Menschen befindet sich im Zustand äußerster Verwirrung. Wir flehen zum Allmächtigen, dass Er sie gnädig mit der Herrlichkeit Seiner Gerechtigkeit erleuchten und sie befähigen möge, das zu erkennen, was zu allen Zeiten und unter allen Umständen vorteilhaft für sie ist.«Bahá’u’lláh, Lawḥ-i-Dunyá, in Botschaften aus ‘Akká 7:34 – Anm. d. Hrsg.Q Und weiter: »Es kann überhaupt kein Zweifel bestehen, dass das Angesicht der Erde völlig verwandelt würde, wenn die Sonne der Gerechtigkeit, die die Wolken der Gewaltherrschaft verdunkelt haben, ihr Licht auf die Menschen ausgießen könnte.«Bahá’u’lláh, Lawḥ-i-Maqṣúd, in: Botschaften aus ‘Akká 11:6 – Anm. d. Hrsg.Q
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»Gott sei gelobt!« ruft ‘Abdu’l-Bahá Seinerseits aus. »Die Sonne der Gerechtigkeit ist über dem Horizont Bahá’u’lláhs emporgestiegen. Denn in Seinen Tablets wurden die Grundlagen für eine solche Gerechtigkeit gelegt, wie sie keine Vernunft von Anbeginn der Schöpfung an ersinnen konnte.« »Der Baldachin des Daseins«, erklärt Er weiter, »ruht auf der Säule der Gerechtigkeit, nicht der Verzeihung, und das Leben der Menschheit hängt von der Gerechtigkeit und nicht vom Verzeihen ab.«‘Abdu’l-Bahá, in: Beantwortete Fragen 77:8 – Anm. d. Hrsg.
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Es ist .deshalb kein Wunder, dass der Begründer der Bahá’í-Offenbarung beliebte, den Namen und Titel jenes Hauses, das der krönende Ruhm Seiner administrativen Einrichtungen sein soll, nicht mit Vergebung, sondern mit Gerechtigkeit zu verbinden, dass Er Gerechtigkeit zur alleinigen Basis und dauernden Grundlage Seines Größten Friedens machte und sie in Seinen Verborgenen Worten als das vor Seinen Augen »meistgeliebte aller Dinge«Bahá’u’lláh, Verborgene Worte arab. 2 – Anm. d. Hrsg.Q verkündete. Ich fühle mich gedrängt, insbesondere an die amerikanischen Gläubigen die heiße Bitte zu richten, in ihrem Herzen den tieferen Sinn dieser moralischen Rechtschaffenheit zu erwägen und mit Herz und Seele, einzeln und gemeinsam, diesen höchsten. Maßstab kompromisslos zu befolgen – einen Maßstab, für den Gerechtigkeit ein so wichtiger und mächtiger Bestandteil ist.
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Was ein keusches und heiliges Leben anbelangt, so sollte es als ein nicht weniger wesentlicher Faktor betrachtet werden, der seinen entsprechenden Anteil zur Stärkung und Belebung der Bahá’í-Gemeinde beitragen muss, von der wiederum der Erfolg jedes Bahá’í-Planes oder Unternehmens abhängt. Wenn an diesen Tagen die Kräfte des Unglaubens das moralische Rückgrat schwächen und die Grundlagen der persönlichen Moral untergraben, muss die Verpflichtung zur Keuschheit und Heiligkeit einen zunehmenden Anteil der Aufmerksamkeit der amerikanischen Gläubigen beanspruchen, und zwar sowohl im Charakter jedes einzelnen als auch in ihrer Eigenschaft als verantwortliche Hüter der Interessen des Glaubens Bahá’u’lláhs. In der Erfüllung einer solchen Verpflichtung, der die besonderen Umstände, die sich aus dem nun in ihrem Land vorherrschenden übertriebenen und entnervenden Materialismus ergeben, eine ungewöhnliche Bedeutung verleihen, müssen sie eine sichtbare und hervorragende Rolle spielen. Sie alle, seien sie Männer oder Frauen, müssen zu dieser drohenden Stunde, da das Licht der Religion verblasst und die Beschränkungen, die sie auferlegt, eine nach der anderen abgeschafft werden, innehalten, um sich selbst zu prüfen, ihr Verhalten genau zu beobachten und sich mit kennzeichnender Entschlossenheit erheben, um das Leben ihrer Gemeinde von jeder Spur moralischer Lauheit zu säubern, die den Namen eines so heiligen und kostbaren Glaubens beflecken und seine Unbescholtenheit schmälern könnte.
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Ein keusches und heiliges Leben muss zum beherrschenden Grundsatz im Benehmen und Verhalten aller Bahá’í gemacht werden, sowohl in ihren sozialen Beziehungen zu den Mitgliedern ihrer eigenen Gemeinde als auch in ihrer Verbindung mit der ganzen Welt. Es muss die unaufhörlichen Bemühungen und verdienstvollen Anstrengungen jener schmücken und stärken, deren beneidenswertes Amt es ist, die Botschaft des Glaubens Bahá’u’lláhs zu verbreiten und seine Angelegenheiten zu verwalten. Es muss in all seiner Unbescholtenheit und mit all seinen Folgen in jedem Abschnitt des Lebens derjenigen hochgehalten werden, die in den Reihen dieses Glaubens stehen, sei es in ihrem Heim, auf Reisen, in ihrem Verein, ihrem gesellschaftlichen Leben, ihrer Unterhaltung, ihrer Schule und ihrer Universität. Es muss ihm besondere Aufmerksamkeit bei der Durchführung von geselligen Veranstaltungen in jeder Bahá’í-Sommerschule geschenkt werden und bei jeder anderen Gelegenheit, bei der-das Bahá’í-Gemeindeleben organisiert und gepflegt wird. Es muss eng und dauernd übereinstimmen mit der Aufgabe der Bahá’í-Jugend, sowohl als ein Bestandteil im Leben der Bahá’í-Gemeinde wie auch als Faktor beim zukünftigen Fortschritt und der Ausrichtung der Jugend ihres eigenen Landes.
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Solch ein keusches und heiliges Leben mit seinen Kennzeichen der Bescheidenheit, Reinheit, Enthaltsamkeit, Anständigkeit und inneren Sauberkeit bedingt nichts weniger als Mäßigung in allem, was zu Kleidung, Sprache, Vergnügen sowie allen künstlerischen und literarischen Zerstreuungen gehört. Es verlangt tägliche Wachsamkeit in der Beherrschung der fleischlichen Wünsche und verderbten Neigungen. Es fordert die Aufgabe leichtfertigen Verhaltens mit seiner übertriebenen Verhaftung an nichtssagende und oft missgeleitete Freuden. Es verlangt völlige Enthaltung von allen alkoholischen Getränken, von Opium und ähnlichen Drogen, die zur Gewohnheit werden können. Es verurteilt die erniedrigende Verwendung von Kunst und Literatur, Nacktkultur und Kameradschaftsehe, eheliche Untreue und alle Arten des zwanglosen geschlechtlichen Verkehrs, leichtfertige Vertraulichkeit und geschlechtliche Laster. Es kann keinen Kompromiss dulden mit den Lehren, Maßstäben, Gewohnheiten und Übertreibungen eines verfallenden Zeitalters. Nein, es sucht vielmehr durch die anfeuernde Kraft seines Beispiels den schädlichen Charakter solcher Lehren, die Falschheit solcher Maßstäbe, die Hohlheit solcher Ansprüche, die Entartung solcher Gewohnheiten und die Schändlichkeit solcher Übertreibungen zu beweisen.
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»Bei der Gerechtigkeit Gottes!« schreibt Bahá’u’lláh. »Die Welt, ihre Eitelkeiten, ihr Ruhm und alles Entzücken, das sie bieten kann, sind alle in den Augen Gottes so wertlos wie, nein, noch verächtlicher als Staub und Asche. Würden doch die Herzen der Menschen dies begreifen. O Volk Bahás! Reinige dich sorgfältig vom Schmutz dieser Welt und von allem, was zu ihr gehört. Gott selbst legt Zeugnis für Mich ab! Die Dinge der Erde geziemen dir schlecht. Wirf sie jenen zu, die Verlangen danach tragen und hefte deine Augen auf diese heiligste und strahlendste Erscheinung.«Bahá’u’lláh, in: Ährenlese 139:6 – Anm. d. Hrsg.Q »O ihr, Meine Geliebten!« so ermahnt Er Seine Anhänger. »Duldet nicht, dass der Saum Meines, heiligen Gewandes von den Dingen dieser Welt beschmutzt und besudelt werde, und folgt nicht den Eingebungen eurer üblen und verderbten Wünsche.«Bahá’u’lláh, in: Ährenlese 100:1 – Anm. d. Hrsg.Q Und wieder: »O ihr, die Geliebten des einen wahren Gottes! Überwindet die engen Mauern eurer üblen und verderbten Wünsche, schreitet in die weite Unendlichkeit des Reiches Gottes und weilt in den Gefilden der Heiligkeit und der Loslösung, damit der Duft eurer Taten die ganze Menschheit zum Meere von Gottes nie verblassender Herrlichkeit leiten möge.«Bahá’u’lláh, in: Ährenlese 115:2 – Anm. d. Hrsg.Q »Löst euch«, so befiehlt Er ihnen, »von allen Bindungen an diese Welt und ihre Eitelkeiten. Hütet euch, ihnen zu nahen, denn sie verleiten euch, euren Gelüsten und gierigen Wünschen zu folgen und hindern euch am Betreten des rechten und herrlichen Weges.«Bahá’u’lláh, in: Ährenlese 128:3 – Anm. d. Hrsg.Q »Meidet jegliche Schlechtigkeit«, ist Sein Gebot, »denn solches wurde euch in dem Buch verboten, das nur diejenigen berühren dürfen, die Gott von jedem Hauch der Schuld gereinigt und zu den Geläuterten gezählt hat.«Bahá’u’lláh, in: Ährenlese 128:8 – Anm. d. Hrsg.Q »Ein Menschengeschlecht«, ist Sein schriftliches Versprechen, »unvergleichlich in seiner Wesensart, soll erweckt werden, das mit den Füßen der Loslösung unter alle, die im Himmel und auf Erden sind, treten und den Mantel der Heiligkeit über alles werfen wird, was aus Wasser und Erde geschaffen wurde.« »Die Zivilisation«, ist Seine ernste Warnung, »die so oft von den gelehrten Vertretern der Kunst und Wissenschaft gepriesen wurde, wird großes Unglück über die Menschen bringen, wenn ihr gestattet wird, die Grenzen der Mäßigung zu überschreiten … Wenn sie sich in das Extrem steigert, wird sich die Zivilisation als ein ebenso großer Quell des Übels erweisen, wie sie sich zuvor, in den Grenzen der Mäßigung gehalten, als ein solcher des Guten erwies.«Bahá’u’lláh, in: Ährenlese 164:2 – Anm. d. Hrsg.Q »Er hat aus der ganzen Welt die Herzen Seiner Diener erwählt«, erklärt Er, »und jedes zum Sitz der Offenbarung Seiner Herrlichkeit gemacht. Heiligt sie daher von jeder Befleckung, damit das, wofür sie erschaffen wurden, in sie eingeprägt werde. Wahrlich, das ist ein Beweis der großen Gunst Gottes.«Bahá’u’lláh, in: Ährenlese 136:5 – Anm. d. Hrsg.Q »Sprich«, verkündet Er, »wer seinen weltlichen Wünschen folgt oder sein Herz an die Dinge der Erde hängt, zählt nicht zum Volke Bahás. Wenn Mein wahrer Anhänger zu einem Tal aus reinem Gold käme, würde er leicht wie eine Wolke hindurchgehen, ohne sich umzudrehen oder stehen zu bleiben. Ein solcher Mensch gehört wahrlich zu Mir. Von seinem Gewand kann die himmlische Versammlung den Duft der Heiligkeit atmen … Wenn er der schönsten, anmutigsten Frau begegnete, so würde sein Herz auch nicht den leisesten Anflug eines Verlangens nach ihrer Schönheit verspüren. Ein solcher Mensch ist in der Tat ein Geschöpf makelloser Keuschheit. Dies lehrt dich die Feder des Altehrwürdigen der Tage, wie sie es durch deinen Herrn, den Allmächtigen, den Allgütigen, geheißen wurde.«Bahá’u’lláh, in: Ährenlese 60:3 – Anm. d. Hrsg.Q »Sie, die ihren Gelüsten und verderbten Neigungen folgen«, so lautet eine weitere Warnung, »haben sich versündigt und ihre Kräfte vergeudet. Sie gehören gewisslich zu den Verlorenen.«Bahá’u’lláh, in: Ährenlese 136:6 – Anm. d. Hrsg.Q »Es geziemt dem Volke Bahás«, so schrieb Er ebenfalls, »sich von der Welt und allem, was in ihr ist, zu lösen, und so von allem Irdischen frei zu sein, dass die Bewohner des Paradieses von seinem Gewand den duftenden Hauch der Heiligkeit einatmen … Die, welche den reinen Namen der Sache Gottes befleckt haben, indem sie fleischlichen Dingen folgten, befinden sich in offensichtlichem Irrtum!«Bahá’u’lláh, in: Ährenlese 46:4 – Anm. d. Hrsg.Q »Reinheit und Keuschheit«, mahnt Er besonders, »waren und sind noch immer die größte Zierde für die Dienerinnen Gottes. Gott ist Mein Zeuge! Das strahlende Licht der Keuschheit ergießt seine Helligkeit über die Welten des Geistes und sein Duft weht sogar bis ins Höchste Paradies.« »Gott«, bestätigt Er wieder, »machte wahrlich die Keuschheit zur Krone für das Haupt Seiner Dienerinnen. Groß ist die Seligkeit jener Dienerin, die diese hohe Stufe erreicht hat.« »Wir haben wahrlich in Unserem Buch«, ist Seine Versicherung, »große und reichliche Belohnung verordnet für jeden, der sich von der Schlechtigkeit abwendet und ein keusches und gottesfürchtiges Leben führt. Er ist in Wahrheit der große Geber, der Allgütige.«Bahá’u’lláh, in: Ährenlese 59:5 – Anm. d. Hrsg.Q »Wir haben die Last allen Elends ertragen«, bezeugt Er, »um euch von irdischer Verderbtheit zu heiligen, dennoch seid ihr gleichgültig … Wir erblicken wahrlich eure Taten. Wenn Wir von ihnen den süßen Duft der Reinheit und Heiligkeit wahrnehmen, werden Wir euch segnen, dessen seid gewiss. Dann werden die Zungen der Bewohner des Paradieses euer Lob singen und eure Namen verherrlichen unter denen, die sich Gott genähert haben.«Bahá’u’lláh, in: Ährenlese 141:2, 141:4 – Anm. d. Hrsg.Q
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»Das Trinken von Wein«, schreibt ‘Abdu’l-Bahá, »ist nach dem Text des Heiligsten Buches verboten; denn es ist die Ursache von chronischen Krankheiten, schwächt die Nerven und zerstört den Verstand.« »O Dienerinnen Gottes!«, hat Bahá’u’lláh selbst bekräftigt, »Trinkt den geheimnisvollen Wein aus dem Kelch Meiner Worte. Dann werft von euch, was euer Verstand verabscheut, denn es wurde euch in Seinen Tablets und Seinen Schriften verboten. Hütet euch, damit ihr nicht den Fluss, der das Leben selbst ist, für das vertauscht, was die Seelen derer verabscheuen, die reinen Herzens sind. Werdet trunken vom Wein der Liebe Gottes und nicht von dem, was euren Verstand zerstört, o ihr, die ihr Ihn anbetet! Wahrlich, dies wurde jedem Gläubigen verboten, Mann und Frau gleichermaßen. So erhob sich die Sonne meiner Gebote über dem Horizont Meiner Äußerung, damit die Dienerinnen, die an Mich glauben, erleuchtet werden mögen.«
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Es muss jedoch beachtet werden, dass die Einhaltung eines so hohen Maßstabes moralischen Verhaltens nicht mit irgendeiner Form der Askese oder des übertriebenen und blindgläubigen Puritanismus in Verbindung gebracht oder verwechselt werden darf. Der von Bahá’u’lláh geprägte Maßstab sucht keinesfalls irgendjemand das einwandfreie Recht oder Vorrecht zu verweigern, den vollen Vorteil und Nutzen aus den vielfältigen Freuden, Schönheiten und Annehmlichkeiten zu ziehen, mit denen die Welt durch einen alliebenden Schöpfer so reich ausgestattet wurde. »Sollte ein Mensch«, versichert uns Bahá’u’lláh selbst, »den Wunsch haben, sich mit dem Schmuck dieser Erde zu zieren, ihr Gewand zu tragen und an den Wohltaten teilzuhaben, die sie zu verleihen vermag, so kann ihm das nicht schaden, wenn er keinem von diesen erlaubt, zwischen ihn und Gott zu treten, denn Gott hat alle in den Himmeln und auf Erden erschaffenen guten Dinge für solche Seiner Diener bestimmt, die wirklich an Ihn glauben. O Menschen, kostet von den guten Dingen, die Gott euch erlaubt hat, und beraubt euch nicht selbst Seiner wunderbaren Gaben. Dankt Ihm und preist Ihn und gehört zu den wirklich Dankbaren.«Bahá’u’lláh, in: Ährenlese 128:4 – Anm. d. Hrsg.Q
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Was das rassische Vorurteil anbelangt, dessen ätzende Schärfe sich beinahe ein Jahrhundert lang in jede Faser der amerikanischen Gesellschaft eingefressen und ihren sozialen Aufbau angegriffen hat, so sollte es als das brennendste und herausforderndste Problem betrachtet werden, dem die Bahá’í-Gemeinde auf ihrer jetzigen Entwicklungsstufe gegenübersteht. Die unentwegten Anstrengungen, die diese höchst bedeutende Frage verlangt, die Opfer, die sie auferlegt, die Sorgfalt und Wachsamkeit, die sie erfordert, der moralische Mut und die Seelenstärke, die sie voraussetzt, der Takt und das Mitgefühl, das sie bedingt, geben diesem Problem, von dessen befriedigender Lösung die amerikanischen Gläubigen noch weit entfernt sind, eine Dringlichkeit und Wichtigkeit, die nicht überschätzt werden können. Weiß und Schwarz, Hoch und Niedrig, Jung und Alt, ob frisch zum Glauben gekommen oder nicht, alle, die seinen Namen tragen, müssen sich beteiligen und ihre Unterstützung, jeder gemäß seiner oder ihrer Fähigkeit, Erfahrung und den gegebenen Umständen,, der allgemeinen Aufgabe zuteilwerden lassen, die Anweisungen ‘Abdu’l-Bahás zu erfüllen, Seine Hoffnungen zu verwirklichen und Seinem Beispiel zu folgen. Keine Rasse, sei sie farbig oder nicht, kann mit Recht oder gutem Gewissen behaupten, solcher Pflicht enthoben zu sein, jene Hoffnungen erfüllt zu haben oder jenem Beispiel getreu gefolgt zu sein. Eine lange und dornige, mit Fallgruben versehene Straße liegt noch unbegangen vor den weißen wie vor den schwarzen Trägern des erlösenden Glaubens von Bahá’u’lláh. Von der Strecke, die sie zurücklegen, und von der Art, in der sie diese Straße begehen, muss in einem für nur wenige vorstellbaren Ausmaße das Wirken jener unfassbaren Einflüsse abhängen, die für den geistigen Triumph der amerikanischen Gläubigen und den materiellen Erfolg ihres soeben in Angriff genommenen Vorhabens unerlässlich sind.
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Lasst sie sich, furchtlos und entschlossen, das Beispiel und Verhalten ‘Abdu’l-Bahás ins Gedächtnis zurückrufen, als Er in ihrer Mitte weilte. Lasst sie sich an Seinen Mut erinnern, Seine lautere Liebe, Seine zwanglose und keine Unterschiede machende Kameradschaftlichkeit, Seine Verachtung und Sein Unwille gegenüber jeder scharfen Kritik, die durch Seinen Takt und Seine Weisheit gemildert wurden. Lasst sie die Erinnerung an jene unvergessenen und historischen Episoden und Begebenheiten wieder erwecken und lebendig erhalten, bei denen er Seinen feinen Gerechtigkeitssinn so eindringlich bewies, an Sein aus dem Herzen kommendes Mitgefühl für die Unterdrückten, Sein stets gegenwärtiges Empfinden für die Einheit der Menschheit, Seine überströmende Liebe für ihre Glieder und Sein Missfallen gegenüber jenen, die wagten, Seine Bitten zu verhöhnen, Seine Methoden zu verspotten, Seine Grundsätze in Frage zu stellen oder Seinen Taten entgegenzuwirken.
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Irgendeine Rasse herabzusetzen mit der Begründung, sie sei sozial rückständig, politisch unreif und zahlenmäßig in der Minderheit, ist eine offenkundige Verletzung des Geistes, der den Glauben Bahá’u’lláhs beseelt. Das Bewusstsein irgendeiner Teilung oder Spaltung in seinen Reihen entspricht nicht seinem eigentlichen Zweck, seinen Grundsätzen und Idealen. Sobald die Mitglieder dieses Glaubens den Anspruch seines Begründers klar erfasst und seine administrative Ordnung mit den in seinen Lehren verankerten Grundzügen und Gesetzen sich vorbehaltlos zu eigen gemacht haben, muss jede Unterscheidung von Klasse, Glaubensbekenntnis oder Farbe sofort aufgehoben werden, und es darf ihr unter keinem Vorwand irgendwelcher Art gestattet werden, sich wieder einzunisten, wie groß auch der Druck der Ereignisse oder der öffentlichen Meinung sein mag. Wenn irgendeine Unterscheidung überhaupt geduldet wird, so sollte es eine Unterscheidung nicht gegen, sondern vielmehr zu Gunsten der Minderheit sein, sei sie nun rassischer oder anderer Natur. Ungleich den Nationen und Völkern der Erde, seien sie vom Osten oder Westen, demokratisch oder autoritär, kommunistisch oder kapitalistisch, mögen sie der Alten oder der Neuen Welt angehören, mögen sie die rassischen, religiösen oder politischen Minderheiten in ihrem Rechtsbereich missachten, unterdrücken oder ausrotten, stets sollte es jede fest begründete, unter dem Banner Bahá’u’lláhs eingetragene Gemeinde als ihre erste und unausweichliche Pflicht ansehen, jede Minderheit, zu welchem Glauben, zu welcher Rasse, Klasse oder Nation sie auch gehören mag, zu unterstützen, zu ermutigen und zu schützen. So groß und lebenswichtig ist dieser Grundsatz, dass zum Beispiel immer dann, wenn die gleiche Anzahl von Stimmen in einer Wahl abgegeben wurde oder wenn die Befähigung für irgendein Amt sich bei den Vertretern verschiedener Rassen, Religionen oder Nationalitäten innerhalb der Gemeinde das Gleichgewicht hält, den Vertretern der Minderheit ohne Zögern das Vorrecht eingeräumt werden sollte, und dies aus keinem anderen Grund, als sie anzuregen und zu ermutigen und ihr eine Gelegenheit zu bieten, die Interessen der Gemeinde zu fördern. Im Lichte dieses Grundsatzes und eingedenk der Wichtigkeit, dass auch Minderheiten an der Verantwortung teilnehmen und in der Bahá’í-Arbeit mitwirken, sollte es die Pflicht jeder Bahá’í-Gemeinde sein, ihre Angelegenheiten so zu regeln, dass in Fällen, in denen Angehörige der verschiedenen Minderheiten bereits ihre Befähigung nachgewiesen haben und die erforderlichen Bedingungen erfüllen, eine möglichst große Zahl dieser rassisch oder sonst verschiedenartigen Elemente in den Bahá’í-Einrichtungen, z. B. in Räten, bei Tagungen, auf Konferenzen oder in Ausschüssen vertreten ist. Eine solche Handlungsweise sich zu eigen zu machen und treulich daran festzuhalten, wäre nicht nur eine Quelle der Begeisterung und Ermutigung für jene Elemente, die zahlenmäßig klein und unzureichend vertreten sind, sondern es würde auch der Welt ganz allgemein die Universalität und den alles umfassenden Charakter des Glaubens Bahá’u’lláhs beweisen und zugleich dartun, dass Seine Anhänger frei sind vom Makel jener Vorurteile, die schon so viel Schaden in den inneren Angelegenheiten sowie den auswärtigen Beziehungen der Nationen angerichtet haben.
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Freisein von rassischem Vorurteil in all seinen Formen sollte zu einer Zeit wie dieser, da ein immer größer werdender Teil der Menschheit seiner zerstörenden Grausamkeit zum Opfer fällt, von der ganzen Körperschaft der amerikanischen Gläubigen als Losungswort gewählt werden, ganz gleich in welchem Staat sie wohnen, in welchen Kreisen sie verkehren, wie alt sie sind, was ihre Tradition, ihr Geschmack oder ihre Gewohnheit auch sein mögen. Diese Haltung sollte in jeder Phase ihrer Tätigkeit oder ihres Lebens ständig bewiesen werden, ob in der Bahá’í-Gemeinde oder außerhalb, in der Öffentlichkeit oder im Privatbereich, offiziell oder inoffiziell, einzeln sowie in ihrer amtlichen Eigenschaft als organisierte Gruppen, Ausschüsse und Räte. Sie sollte wohlüberlegt gepflegt werden bei den verschiedenen, täglich sich bietenden Gelegenheiten, wie unbedeutend sie auch sein mögen, sei es zu Hause, an ihrem Arbeitsplatz, in ihren. Schulen und Universitäten, bei ihren gesellschaftlichen Zusammenkünften und an Erholungsplätzen, bei ihren Bahá’í-Veranstaltungen, Konferenzen, Tagungen, Sommerschulen und Ratssitzungen. Es muss vor allem der Grundton in der Verfahrensweise jener höchsten Körperschaft sein, die in ihrer Eigenschaft als nationale Vertretung sowie als Führungs- und Schlichtungsstelle für Gemeindeangelegenheiten beispielgebend sein muss und die Anwendung eines so lebenswichtigen Grundsatzes auf das Leben und die Tätigkeit derer zu übertragen hat, deren Interessen sie schützt und vertritt.
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»O ihr Einsichtigen!« hat Bahá’u’lláh geschrieben: »Wahrlich, die Worte, die vom Himmel des Willens Gottes herabkamen, sind die Quelle der Einheit und Eintracht für die Welt. Schließt eure Augen gegenüber Rassenunterschieden und heißt alle mit dem Lichte der Einheit willkommen.« »Wir wünschen nur das Gute der Welt und das Glück der Völker«, verkündet Er, »damit alle Völker eins werden im Glauben und alle Menschen wie Brüder; damit das Band der Zuneigung und Einheit unter den Menschen gestärkt werde; damit die Spaltung der Religion aufhöre und Rassenunterschiede ausgelöscht werden.«Bahá’u’lláh, berichtet von E. G. Brown im Vorwort zu: A Traveller’s Narrative, p. xl – Anm. d. Hrsg.Q »Bahá’u’lláh hat gesagt«, so schreibt ‘Abdu’l-Bahá, »die verschiedenen Menschenrassen dem Ganzen vollendete Harmonie und Farbschönheit verleihen. Lasst daher sich alle zusammentun in diesem großen Garten der Menschheit, so wie auch die Blumen untereinander gemischt Seite an Seite stehen und ohne Misston oder Uneinigkeit zwischen sich wachsen.«‘Abdu’l-Bahá, in: Promulgation of Universal Peace 28:4 – Anm. d. Hrsg.Q »Bahá’u’lláh«, hat ‘Abdu’l-Bahá weiterhin gesagt, »verglich einmal die farbigen Menschen mit der schwarzen Pupille des Auges, die vom Weiß umgeben ist. In dieser schwarzen Pupille sieht man die Widerspiegelung dessen, was vor ihr ist, und durch sie strahlt das Licht des Geistes hervor.«‘Abdu’l-Bahá, in: ‘Abdu’l-Bahá in London 1:2:3:3 – Anm. d. Hrsg.
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»Gott macht keinen Unterschied zwischen Weißen und Schwarzen«, so erklärt ‘Abdu’l-Bahá selbst. »Wenn das Herz rein ist, werden beide von Ihm angenommen. Gott schätzt die Menschen nicht nach ihrer Farbe oder Rasse ein. Alle Farben sind Ihm willkommen, seien sie weiß, schwarz oder gelb. Da alle zum Bilde Gottes geschaffen wurden, müssen wir uns zu der Erkenntnis durchringen, dass alle göttliche Möglichkeiten in sich tragen.«‘Abdu’l-Bahá, in: Promulgation of Universal Peace 45:8 – Anm. d. Hrsg.Q »Vor Gott«, stellt Er fest, »sind alle Menschen gleich. Im Reich Seiner Gerechtigkeit und Unparteilichkeit gibt es keinen Unterschied oder Vorzug für irgendeine Seele.«‘Abdu’l-Bahá, in: Promulgation of Universal Peace 63:17 – Anm. d. Hrsg.Q »Diese Teilungen hat nicht Gott gemacht«, bestätigt Er, »sie haben vielmehr ihren Ursprung im Menschen selbst. Da sie gegen den Plan und die Absicht Gottes sind, sind sie falsch und nur in der Einbildung vorhanden.«‘Abdu’l-Bahá, in: Promulgation of Universal Peace 98:5 – Anm. d. Hrsg.Q »Vor Gott«, versichert Er wiederum, »gibt es keinen Unterschied der Farbe; alle sind eins in der Farbe und Schönheit des Dienstes für Ihn. Die Farbe ist nicht wichtig; das Herz zählt vor allem. Es hat nichts zu sagen, wie das Äußere aussieht, wenn das Herz rein und weiß ist. Gott sieht nicht die Unterschiede der Farbe und Hauttönung. Er schaut auf die Herzen. Der, dessen Moral und Tugenden lobenswert sind, wird in der Gegenwart Gottes bevorzugt; wer dem Königreich ergeben ist, ist der meist Geliebte. Im Reich der Entstehung und Schöpfung ist die Frage der Farbe von sehr geringer Bedeutung.«‘Abdu’l-Bahá, in: Foundations of World Unity, p. 34 – Anm. d. Hrsg.Q »Im ganzen Tierreich«, erklärt Er, »finden wir unter den Kreaturen keine Trennung der Farbe wegen. Sie erkennen die Einheit der Arten und Gattungen. Wenn wir in einem Reich von niederer Intelligenz und Vernunft solche Farbunterscheidungen nicht finden, wie kann sie unter menschlichen Wesen gerechtfertigt sein, besonders da wir wissen, dass sie alle von derselben Quelle stammen und dem gleichen Haushalt angehören? Im Ursprung und in der Absicht, der Schöpfung gibt es nur eine Menschheit. Unterschiede der Rasse und Farbe sind später entstanden.«‘Abdu’l-Bahá, in: Foundations of World Unity, p. 34 – Anm. d. Hrsg.Q »Der Mensch ist mit einer höheren Verstandeskraft und der Fähigkeit der Wahrnehmung ausgestattet«, erklärt Er weiter, »er ist die Offenbarung göttlicher Gaben. Sollen rassische Ideen vorherrschen und die Schöpferabsicht der Einheit in Seinem Königreich verdunkeln?«‘Abdu’l-Bahá, in: Promulgation of Universal Peace 47:6 – Anm. d. Hrsg.Q »Eine der wesentlichen Fragen«, bemerkt Er bedeutungsvoll, »welche Einheit und Zusammengehörigkeit der Menschheit ausmachen, ist die Verbundenheit und Gleichberechtigung der weißen und farbigen Rassen. Zwischen diesen beiden Rassen bestehen bestimmte Merkmale der Übereinstimmung und der Unterscheidung, die die gerechte und gegenseitige Rücksichtnahme verbürgen. Der Berührungspunkte sind viele … In diesem Land, den Vereinigten Staaten von Amerika, ist der Patriotismus beiden Rassen gemeinsam; alle haben die gleichen staatsbürgerlichen Rechte, sprechen eine Sprache, empfangen die Segnungen derselben Zivilisation und folgen den Geboten derselben Religion. In der Tat bestehen zahlreiche Merkmale der Partnerschaft und Zusammengehörigkeit zwischen den beiden Rassen; demgegenüber ist die Unterscheidung der Farbe nur ein Punkt. Soll es diesem, dem geringsten aller Unterscheidungsmerkmale, gestattet werden, euch als Rassen und Einzelmenschen zu trennen?«‘Abdu’l-Bahá, in: Promulgation of Universal Peace 28:2 – Anm. d. Hrsg.Q »Diese Vielfalt in Formen und Farben«, betont Er, »welche sich in allen Reichen offenbart, entspringt schöpferischer Weisheit und hat einen göttlichen Zweck.«‘Abdu’l-Bahá, in: Promulgation of Universal Peace 45:9 – Anm. d. Hrsg.Q »Die Verschiedenheit in der menschlichen Familie«, fordert Er, »sollte die Ursache für Liebe und Eintracht sein, wie in der Musik, wo viele verschiedene Noten zusammenklingen, um einen vollendeten Akkord hervorzubringen.«‘Abdu’l-Bahá, in: Ansprachen in Paris 15:7 – Anm. d. Hrsg.Q »Wenn ihr Menschen begegnet«, ist Seine Ermahnung, »die von anderer Rasse und Farbe sind als ihr, so tut dies nicht mit Misstrauen und zieht euch nicht in das Schneckenhaus des Hergebrachten zurück, sondern zeigt euch froh und erweist ihnen Freundlichkeit.«‘Abdu’l-Bahá, in: Ansprachen in Paris 15:7 – Anm. d. Hrsg.Q »In der Welt des Daseins«, bezeugt Er, »ist das Zusammentreffen gesegnet, wenn sich die weißen und farbigen Rassen in unendlicher geistiger Liebe und himmlischer Eintracht begegnen. Wenn solche Zusammenkünfte stattfinden und die Teilnehmer sich in vollkommener Liebe, Einheit und Freundlichkeit zueinander gesellen, preisen sie die Engel des Königreiches, und die Schönheit Bahá’u’lláhs spricht zu ihnen: ›Gesegnet seid ihr! Gesegnet seid ihr!‹« »Wenn eine solche Zusammenkunft dieser zwei Rassen zustande kommt«, versichert Er gleichermaßen, »dann wird jene Versammlung zum Magnet für die himmlischen Heerscharen werden, und die Bestätigung der Gesegneten Schönheit wird sie umgeben.« »Strebt ernstlich danach«, ermahnt Er weiter beide Rassen, »und setzt eure größten Bemühungen für das Erreichen dieser Verbundenheit ein und für die Erhärtung dieses Bandes der Brüderlichkeit unter Euch. Die Erfüllung einer solchen Aufgabe ist ohne den guten Willen und die Anstrengung beider Seiten unmöglich; von der einen Seite muss es der Ausdruck der Dankbarkeit und Wertschätzung sein, von der anderen Seite müssen es Freundlichkeit und die Anerkennung der Gleichberechtigung sein. Jede sollte sich bemühen, der anderen zum wechselseitigen Fortschritt zu verhelfen und sie dabei zu unterstützen … Liebe und Einheit werden unter euch gepflegt werden und so die. Einheit der Menschheit hervorbringen. Denn die Erreichung der Einheit zwischen den Farbigen und Weißen wird eine Garantie für den Weltfrieden sein.«‘Abdu’l-Bahá, in: Foundations of World Unity, p. 35 – Anm. d. Hrsg.Q »Ich hoffe«, so redet Er die Mitglieder der weißen Rasse an, »ihr werdet bewirken, dass jene unterdrückte Rasse strahlend wird und sich mit der weißen Rasse zusammentut, um der Welt des Menschen mit äußerster Aufrichtigkeit, Treue, Liebe und Reinheit zu dienen. Dieser Widerstand, diese Feindschaft und dieses Vorurteil zwischen der weißen und farbigen Rasse können durch nichts ausgelöscht werden als durch den Glauben, die Gewissheit und die Lehren der Gesegneten Schönheit.« »Diese Frage der Vereinigung der Weißen und Schwarzen ist sehr wichtig«, so warnt Er, »denn wenn sie nicht klar erkannt wird, werden sich binnen kurzem große Schwierigkeiten erheben, die schmerzliche Folgen nach sich ziehen.« »Wenn auf diesem Gebiet eine Änderung nicht eintritt«, lautet eine weitere Warnung, »wird die Feindschaft täglich anwachsen, und das Ergebnis wird schließlich große Not sein und leicht in Blutvergießen enden.«
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Von beiden Rassen ist eine ungeheure Anstrengung erforderlich, wenn ihre Anschauung, ihr Benehmen und ihr Verhalten in diesem dunklen Zeitalter den Geist und die Lehren des Glaubens Bahá’u’lláhs widerspiegeln sollen. Indem sie ein für alle Mal die irreführende Lehre rassischer Überlegenheit mit all den sie begleitenden Übeln, der Verwirrung und dem Elend aufgeben, die Vermischung der Rassen begrüßen und bejahen und die Schranken, die sie jetzt trennen, niederreißen, sollte jede von ihnen sich Tag und Nacht bemühen, ihre besondere Verantwortung in der gemeinsamen Aufgabe zu erfüllen, die sich ihnen so eindringlich darbietet. Bei ihren Versuchen, ihren Teil zur Lösung dieses verworrenen Problems beizutragen, sollten sie der Warnungen ‘Abdu’l-Bahás eingedenk sein und sich, solange noch Zeit ist, die schrecklichen Folgen vergegenwärtigen, die nicht ausbleiben können, falls dieser herausfordernden, unglücklichen Situation, der das ganze amerikanische Volk gegenübersteht, nicht endgültig abgeholfen wird.
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Lasst die Weißen äußerste Anstrengungen machen, um ihren Teil zur Lösung dieses Problems beizutragen, das ihnen allgemein eigene und zeitweise unterbewusste Gefühl der Überlegenheit ein für alle Mal zu überwinden, ihre Neigung, Mitgliedern der anderen Rassen gegenüber eine gönnerhafte Haltung an den Tag zu legen, zu berichtigen, sie durch ihren vertrauten, natürlichen und zwanglosen Umgang mit ihnen von der Echtheit ihrer Freundschaft und der Aufrichtigkeit ihrer Absichten zu überzeugen^ und ihre Ungeduld zu meistern gegenüber einem möglichen Mangel an Verständnis von Seiten der Menschen, die so lange Zeit hindurch schmerzliche und nur langsam heilende Wunden empfangen haben. Lasst die Schwarzen durch eine entsprechende Anstrengung ihrerseits die Wärme ihrer Erwiderung auf jede in ihren Kräften liegende Weise bezeigen, ihre Bereitschaft, die Vergangenheit zu vergessen, und ihre Fähigkeit, jede Spur eines Argwohns zu löschen, der noch in Herzen oder Sinn geblieben sein mag. Lasst keinen von beiden denken, dass die Lösung eines so umfassenden Problems ausschließlich Sache des anderen sei. Lasst keinen glauben, dass ein solches Problem leicht oder sofort gelöst werden, könnte. Lasst keinen denken, dass sie getrost auf die Lösung dieses Problems warten könnten, bis der erste Anstoß gegeben und günstige Voraussetzungen dafür durch Vorgänge geschaffen werden, die außerhalb des Bereichs ihres Glaubens stehen. Lasst keinen annehmen, dass etwas anderes als echte Liebe, größte Geduld, wahre Demut, äußerster Takt, unbedingte Entschlusskraft, reife Weisheit sowie umsichtige, beständige und gebetserfüllte Bemühungen mit Erfolg den Makel beseitigen können, den dieses offenkundige Übel auf dem guten Namen ihres gemeinsamen Vaterlandes hinterlassen hat. Lasst sie vielmehr glauben und fest davon überzeugt sein, dass es mehr von ihrem gegenseitigen Verständnis, von ihrer Freundschaft und beständigen Zusammenarbeit als von irgendeiner anderen, außerhalb des Rahmens ihres Glaubens wirkenden Kraft oder Organisation abhängt, von diesem gefährlichen Kurs abzuweichen, den schon ‘Abdu’l-Bahá so sehr fürchtete, und dass nur so die Hoffnungen zu verwirklichen sind, die Er für ihren gemeinsamen Beitrag zur Erfüllung der herrlichen Bestimmung dieses Landes hegte.
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Innig geliebte Freunde! Rechtschaffenes Verhalten, das in allen seinen Äußerungen einen offenkundigen Gegensatz bildet zu der Falschheit und Verderbtheit, die das politische Leben der Nation sowie der Parteien und Interessengemeinschaften, aus denen sie besteht, kennzeichnen; Heiligkeit und Tugendhaftigkeit, die der moralischen Lauheit und Zügellosigkeit genau entgegengesetzt sind, welche den Charakter eines nicht unbeträchtlichen Teiles ihrer Bürger beflecken; Verbundenheit zwischen den Rassen, die von dem Fluch rassischen Vorurteils völlig gereinigt ist, das die überwiegende Mehrheit ihrer Einwohner brandmarkt – das sind die Waffen, welche die amerikanischen Gläubigen in ihrem zweifachen Kreuzzug handhaben können und müssen, um zuerst das innere Leben ihrer eigenen Gemeinde zu erneuern und dann die lang währenden Übel anzugehen, die das Leben ihres Volkes durchsetzt haben. Diese Waffen zu vervollkommnen und jede einzelne von ihnen klug und wirksam anzuwenden, wird sie – mehr als die Förderung irgendeines besonderen Planes, die Ausarbeitung spezieller Vorhaben oder die Anhäufung irgendwelcher materieller Mittel – auf die Zeit vorbereiten, in der die Hand der Vorsehung sie anweisen wird, mitzuhelfen bei der Schaffung und Einführung jener Weltordnung, die sich nun innerhalb der weltweiten administrativen Einrichtungen ihres Glaubens langsam entwickelt. .
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Beim Durchführen dieses zweifachen Kreuzzuges müssen die tapferen Streiter, die im Namen und für die Sache Bahá’u’lláhs kämpfen, notwendigerweise hartnäckigem Widerstand begegnen und manchen Rückschlag erleiden. Sowohl ihre eigenen Triebe als auch das Wüten der konservativen Kräfte, der Widerstand althergebrachter Interessen und die Einwände einer verderbten und vergnügungssüchtigen Generation müssen in Rechnung gestellt, entschlossen zurückgeschlagen und völlig überwunden werden. In dem Maße, wie ihre Verteidigungsmaßnahmen für den bevorstehenden Kampf organisiert und ausgedehnt werden, werden Stürme der Beleidigung und des Spottes sowie Feldzüge der Verdammung und falschen Darstellung gegen sie ausgelöst werden. Sie werden bald erfahren, wie ihr Glaube angegriffen, ihre Motive missdeutet, ihre Ziele verleumdet, ihre Bestrebungen verhöhnt, ihre Einrichtungen verlacht, ihr Einfluss geschmälert, ihr Ansehen untergraben und ihre Sache hie und da von einigen verlassen werden, die entweder unfähig sind, ihre Ideale zu würdigen, oder nicht willens, die Wucht der wachsenden Kritik zu ertragen, die solch eine Auseinandersetzung sicherlich mit sich bringt. »‘Abdu’l-Bahás wegen«, hat der geliebte Meister vorhergesagt, »werdet ihr von manchen Prüfungen heimgesucht werden. Kummer wird euch befallen, und Leiden werden euch betrüben.«
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Die unbesiegbare Armee Bahá’u’lláhs, die im Westen, einem der möglichen Sturmzentren, in Seinem Namen und um Seinetwillen einen ihrer grimmigsten und ruhmreichsten Kämpfe austragen soll, möge keinerlei Kritik fürchten, die gegen sie gerichtet ist. Keine Verurteilung möge sie abschrecken, mit der die Zunge des Verleumders ihre Beweggründe herabzuwürdigen versuchen möchte. Lasst sie nicht zurückweichen vor dem drohenden Vormarsch der Mächte des Fanatismus, der Orthodoxie, der Bestechlichkeit und des Vorurteils, die sich gegen sie vereinigen mögen. Die Stimme der Kritik ist eine Stimme, die der Verbreitung ihres Glaubens indirekt neue Kraft gibt. Unbeliebtheit dient nur dazu, den Gegensatz zwischen ihr und ihren Gegnern stärker hervorzuheben; während die Ächtung selbst eine magnetische Kraft ist, die allmählich die lärmendsten und hartnäckigsten ihrer Gegner in ihr Lager herüberziehen muss. Selbst in dem Land, in dem die größten Kämpfe um den Glauben ausgefochten wurden und seine wildesten Feinde lebten, hatten der Gang der Ereignisse, das langsame doch stetige Einsickern seiner Ideale und die Erfüllung seiner Prophezeiungen bereits zur Folge, dass nicht nur einige seiner schärfsten Gegner entwaffnet und ihr Charakter gewandelt wurden, sondern auch ihre tiefe und vorbehaltlose Ergebenheit gegenüber seinen Gründern gefestigt wurden. Eine so vollkommene Wandlung und eine so verblüffende Änderung in der Haltung kann nur bewirkt werden, wenn der erwählte Träger, der dazu bestimmt ist, die Botschaft Bahá’u’lláhs den Hungrigen, den Ruhelosen und der hirtenlosen Menge zu bringen, selbst sorgfältig von der Befleckung gesäubert ist, die er zu beseitigen versucht.
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