‘Abdu’l-Bahá | Vorbilder der Treue
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‘Abdu’l-Bahá
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Vorbilder der Treue
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Nabíl-i-Akbar
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In der Stadt Najaf gab es unter den Schülern des bekannten Mujtahid Shaykh Murtaḍá einen einzigartigen, unvergleichlichen Mann namens Áqá Muḥammad-i-Qá’iní, der später von Bahá’u’lláh den Namen Nabíl-i-AkbarNicht zu verwechseln mit Nabíl-i-Zarandí, dem Verfasser von Nabíls Bericht, und Nabíl-i-Qá’iní (aus derselben Heimatstadt wie Nabíl-i-Akbar). Beide werden von ‘Abdu’l-Bahá an anderer Stelle gewürdigt.A erhielt. Bald war diese hervorragende Seele der erste im Schülerkreis des Mujtahid. Als einziger wurde er zum Rang eines Mujtahid erhoben; denn der verstorbene Shaykh Murtaḍá wollte diesen Titel nie vergeben.
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Nabíl-i-Akbar hatte nicht nur hervorragende Kenntnisse in Theologie, sondern auch in anderen Bereichen wie den Sprachwissenschaften, der Philosophie der Illuminaten, den Lehren der Mystiker und der Shaykhí. Er war ein Universalgelehrter, eine überzeugende Persönlichkeit. Als seine Augen dem Lichte der göttlichen Führung geöffnet wurden, als er die himmlischen Düfte atmete, wurde er zu einer Flamme Gottes. Das Herz erglühte ihm in der Brust, und in freudiger, liebestrunkener Verzückung schrie er auf wie Leviathan in der Tiefe.
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Lob und Preis regneten auf ihn nieder, als er vom Mujtahid seinen neuen Rang erhielt. Er verließ Najaf und kam nach Baghdád, wo er die Ehre hatte, Bahá’u’lláh zu begegnen. Hier schaute er das Licht, das im Heiligen Baume des Sinai leuchtete. Bald war er in einem Zustand, daß er weder bei Tag noch bei Nacht Ruhe fand.
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In den nach außen gelegenen Gemächern, die den Männern vorbehalten waren, kniete der hochgeehrte Nabíl eines Tages ehrfurchtsvoll in der Gegenwart Bahá’u’lláhs, als Ḥájí Mírzá Ḥasan-‘Amú, ein vertrauter Gefährte des Mujtahids von Karbilá, in Begleitung von Zaynu’l-‘Ábidín Khán, dem Fakhru’d-Dawlih, eintrat. Der Ḥájí war sehr verwundert, Nabíl in so demütiger, ehrerbietiger Haltung knien zu sehen.
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»Mein Herr, was tun Sie hier?« flüsterte er.
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Nabíl antwortete: »Ich kam aus dem gleichen Grund hierher wie Sie.«
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Die beiden Besucher konnten sich vor Erstaunen kaum fassen, stand doch Nabíl unter den Mujtahids einzig da und war der Lieblingsschüler des berühmten Shaykh Murtaḍá.
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Später reiste Nabíl-i-Akbar nach Persien und zog bis Khurásán. Der Amír von Qá’in, Mír ‘Alam Khán, erwies ihm zuerst jede Höflichkeit und schätzte seine Gesellschaft so offensichtlich, daß die Leute dachten, er sei von Nabíl bezaubert. In der Tat fesselten ihn Nabíls Beredsamkeit, Wissen und Bildung. Man kann daraus ermessen, mit welchen Ehren Nabíl überschüttet wurde, denn »die Menschen folgen dem Glauben ihrer Könige«.
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So verbrachte Nabíl einige Zeit in Gunst und hohem Ansehen. Aber seine Liebe zu Gott war nicht zu verbergen. Sie brach aus seinem Herzen hervor wie eine Flamme, die ihre Hülle verzehrt.
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Ich versuchte tausend Wege, Meine Liebe zu verbergen; Aber wie könnte ich Auf diesem glühenden Scheiterhaufen stehen, Ohne Feuer zu fangen?
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Nabíl brachte Licht in die Gegend um Qá’in und bekehrte eine große Zahl von Menschen. Und als er überall unter diesem neuen Namen bekannt war, stand die Geistlichkeit neidisch und mißgünstig auf und zeigte ihn an. Sie schickten ihre Verleumdungen nach Ṭihrán, so daß Náṣiri’d-Dín Sháh in Wut entbrannte. Aus Furcht vor dem Sháh griff der Amír Nabíl mit ganzer Macht an. Bald war die ganze Stadt in Aufruhr, und das aufgereizte Volk fiel wütend über Nabíl her.
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Er jedoch, entflammt in seiner Liebe zu Gott, wich keinen Schritt zurück und widerstand allen. Schließlich jagten sie ihn jedoch aus der Stadt – verjagten einen Mann, der sah, was sie selbst nicht sahen –, und Nabíl ging nach Ṭihrán, wo er als heimatloser Flüchtling lebte.
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Aber auch in Ṭihrán fielen seine Feinde über ihn her. Häscher verfolgten ihn, die Wachen suchten ihn allenthalben, forschten nach ihm in Gassen und Straßen, jagten ihm nach, um ihn zu fangen und zu foltern. Aus seinem Versteck schlich er wie der Seufzer des Unterdrückten an ihnen vorbei und stieg hinauf in die Berge, oder er glitt wie die Tränen des Gequälten hinunter ins Tal. Den Turban, ein Zeichen seines Ranges, konnte er nicht länger tragen. Er verkleidete sich, setzte einen gewöhnlichen Hut auf, damit man ihn nicht erkannte und ihn in Ruhe ließe.
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Im geheimen verbreitete er weiterhin mit allen Kräften den Glauben Gottes, legte seine Beweise dar und war eine Lampe der Führung für viele Seelen. Fortwährend der Gefahr ausgesetzt, mußte er immer wachsam und auf der Hut sein. Die Regierung gab die Suche nach ihm nie auf, und die Leute wurden nicht müde, seinen Fall zu bereden.
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Er zog nach Bukhárá und nach ‘Ishqábád, unaufhörlich den Glauben auch in diesen Gegenden lehrend. Wie eine Kerze brauchte er sein Leben auf, aber trotz aller Leiden war er nie entmutigt, denn sein freudiger Eifer wuchs von Tag zu Tag. Er war ein gewandter Redner, ein geschickter Arzt, eine Arznei für jede Krankheit, ein Balsam für jede Wunde. Die Illuminaten führte er durch ihre eigenen philosophischen Grundsätze, und bei den Mystikern bewies er die göttliche Wiederkehr mit Begriffen wie ›Inspiration‹ und ›Himmlische Schau‹. Die Shaykhí-Führer überzeugte er, indem er die Worte der verstorbenen Gründer ihrer Schule, Shaykh Aḥmad und Siyyid Káẓim, anführte, und islámische Theologen bekehrte er mit Stellen aus dem Qur’án und aus den Überlieferungen der Imáme, die die Menschheit rechtleiten. So war er ein schnell wirkendes Heilmittel für die Kranken, eine reiche Gabe für die Armen.
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In Bukhárá war er zuletzt mittellos und Opfer vieler Schwierigkeiten, bis er fern seiner Heimat starb und zu dem Königreich eilte, in dem es keine Armut gibt.
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Nabíl-i-Akbar war der Verfasser eines meisterhaften Versuchs, die Wahrheit der Sache Gottes zu beweisen. Die Freunde haben dieses Werk zur Zeit nicht. Ich hoffe, es wird bald auftauchen und den Gelehrten zur Mahnung dienen. In dieser schnell vergänglichen Welt war Nabíl wirklich die Zielscheibe zahlloser Leiden; indessen werden Generationen machtvoller Geistlicher, Shaykhs wie Murtaḍá und Mírzá Ḥabíbu’lláh, Áyatu’lláh-i-Khurásání und Mullá Asadu’lláh-i-Mázandarání dahinschwinden ohne jede Spur. Keinen Namen, kein Zeichen, keine Frucht werden sie hinterlassen. Kein Wort wird von ihnen überliefert werden, kein Mensch wird mehr von ihnen reden. Aber Nabíl, der standhaft in diesem heiligen Glauben stand, Nabíl, der die Seelen führte, der Sache Gottes diente und ihren Ruhm verbreitete, der Stern Nabíl wird immer strahlen vom Horizont ewigen Lichtes.
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Jeder außerhalb der Sache Gottes erworbene Ruhm wendet sich am Ende in Erniedrigung. Ruhe und Bequemlichkeit, die nicht auf dem Pfade Gottes gefunden werden, sind letztlich nur Sorge und Kummer, und all solcher Reichtum ist Armut und nichts weiter.
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Ein Zeichen der Führung war Nabíl, ein Sinnbild der Gottesfurcht. Für diesen Glauben gab er sein Leben hin und triumphierte im Sterben. Er ging vorüber an der Welt und all ihrem Lohn, verschloß seine Augen vor Rang und Reichtum, befreite sich von all diesen Ketten und Fesseln und schob jeden weltlichen Gedanken hinweg. Von umfassender Gelehrsamkeit, Mujtahid, Philosoph und Mystiker, begnadet mit einfühlsamer Schau, war er überdies ein ausgezeichneter Schriftsteller und ein unvergleichlicher Redner. Er hatte einen großen, weltumfassenden Geist.
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Preis sei Gott! Am Ende empfing er himmlische Gnade. Auf ihm sei die Herrlichkeit Gottes, des Allherrlichen. Möge Gott den Strahlenglanz des Reiches Abhá über seiner Ruhestatt verströmen. Möge Gott ihn willkommen heißen im Paradies der Wiedervereinigung und ihn ewig beherbergen im Reiche der Rechtschaffenen, versunken in einem Meer von Licht.
Ismu’lláhu’l-Aṣdaq
2:1
Eine der Hände der Sache Gottes, welche aus diesem Leben gegangen und zum Horizont des Höchsten aufgestiegen sind, war Jináb-i-Ismu’lláhu’l-Aṣdaq. Andere Hände der Sache waren Jináb-i-Nabíl-i-Akbar, Jináb-i-Mullá ‘Alí-Akbar und Jináb-i-Shaykh Muḥammad-Riḍáy-i-Yazdí, ebenso der verehrte Märtyrer Áqá Mírzá Varqá.
2:2
Ismu’lláhu’l-Aṣdaq war vom ersten bis zum letzten Atemzug ganz gewiß ein echter Diener Gottes. Als er jung war, trat er in den Schülerkreis des Siyyid Káẓim ein. In ganz Persien war er bekannt für sein reines Leben, berühmt als Mullá Ṣádiq, der Heilige. Er war ein begnadeter Mensch, feingebildet, gelehrt und hochverehrt. Das Volk von Khurásán hing sehr an ihm, denn er war ein großer Gelehrter und zählte zu den berühmtesten unter den unvergleichlichen, hervorragenden Theologen. Als Lehrer des Glaubens sprach er so gewandt, so außergewöhnlich machtvoll, daß er die Zuhörer mühelos überzeugte.
2:3
Nach Baghdád und in die Gegenwart Bahá’u’lláhs gelangt, saß er eines Tages im Hof des Männerhauses neben dem kleinen Garten. Ich befand mich über ihm in einem Zimmer, welches auf den Hof hinausging. Da betrat ein persischer Prinz, ein Enkel Fatḥ-‘Alí Sháhs, das Haus und fragte ihn: »Wer bist du?« Ismu’lláh antwortete: »Ich bin ein Diener an dieser Schwelle. Ich bin einer der Torhüter.« Und ich hörte, wie er den Glauben zu lehren begann. Anfangs widersprach der Prinz heftig, aber schon nach einer Viertelstunde war es Jináb-i-Ismu’lláh gelungen, ihn freundlich und liebreich zu beruhigen. Nachdem der Prinz zunächst alles Gesagte scharf abgestritten hatte, wobei sein Gesicht deutlich seine Wut widerspiegelte, war jetzt sein Zorn einem Lächeln gewichen, und er äußerte sich entzückt über Ismu’lláhs Rede und über die Begegnung mit ihm.
2:4
Ismu’lláh lehrte immer liebevoll und fröhlich, antwortete liebenswürdig und gutgelaunt, einerlei wieviel leidenschaftlichen Widerstand ihm seine Gesprächspartner entgegenbrachten. Seine Art zu lehren war ausgezeichnet, er war in Wahrheit Ismu’lláh, der Name Gottes, nicht wegen seines Ruhms, sondern weil er eine erwählte Seele war.
2:5
Ismu’lláh kannte eine große Zahl islámischer Überlieferungen und beherrschte die Lehren Shaykh Aḥmads und Siyyid Káẓims meisterlich. Frühzeitig nahm er den Glauben in Shíráz an und war bald überall als Gläubiger bekannt. Weil er sofort öffentlich und mutig zu lehren begann, legte man ihm einen Strick um und führte ihn in den Straßen und Bázáren der Stadt umher. Sogar in diesem Zustand fuhr er fort, gefaßt und lächelnd zu den Leuten zu reden. Er gab nicht nach, er ließ sich nicht zum Schweigen bringen. Als sie ihn freigaben, verließ er Shíráz, ging nach Khurásán und begann auch dort den Glauben zu verbreiten. Danach reiste er in Gesellschaft des Bábu’l-Báb zur Festung Ṭabarsí. Hier erduldete er mit der Schar geweihter Opfer große Leiden. Er wurde an der Festung gefangengenommen und den Führern in Mázindarán übergeben, damit sie ihn herumführten und schließlich in einem bestimmten Bezirk der Provinz töteten. Als Ismu’lláh in Ketten an dem festgesetzten Ort eintraf, rührte Gott das Herz eines Mannes, so daß er ihn nachts aus dem Kerker befreite und an einen sicheren Ort führte. Während all dieser Qualen und Prüfungen blieb Ismu’lláh standhaft in seinem Glauben.
2:6
Stellt euch zum Beispiel vor, wie der Feind die Festung ganz eingeschlossen hatte und aus seinen Belagerungsgeschützen pausenlos Kugeln hineinfeuerte. Die Gläubigen, unter ihnen Ismu’lláh, waren achtzehn Tage ohne Nahrung. Sie nährten sich vom Leder ihrer Schuhe. Auch dieses hielt nicht lange vor, und so blieb ihnen nichts als Wasser. Sie tranken jeden Morgen einen Schluck Wasser, dann lagen sie hungrig und erschöpft in ihrem Fort. Griff der Feind jedoch an, sprangen sie sofort auf. Sie legten großartigen Mut und erstaunlichen Widerstandsgeist an den Tag und drängten das Heer von ihren Mauern zurück. Der Hunger dauerte achtzehn Tage. Es war ein schreckliches Gottesgericht. Zum einen waren sie weit weg von Zuhause, umzingelt und eingeschlossen vom Feind. Zum anderen litten sie Hunger. Und schließlich waren da die plötzlichen Angriffe der Heeresmacht und die Bomben, die auf sie niederregneten und mitten im Fort explodierten. Unter solchen Bedingungen einen festen Glauben und Geduld zu wahren, ist ungeheuer schwierig, und daß solch grauenhafte Leiderfahrungen überstanden werden, ist eine seltene Erscheinung.vgl. Nabíls Bericht 20:24, Fn. 3, (Bd. II, S. 422, Fußnote 26) Q
2:7
Ismu’lláh wankte nicht in dem Feuerregen. Kaum war er frei, lehrte er offener als je zuvor. Jeden wachen Atemzug verbrachte er damit, das Volk zum Reich Gottes zu rufen. Im ‘Iráq gelangte er in die Gegenwart Bahá’u’lláhs, und später empfing er im Größten Gefängnis Seine Gunst und Gnade.
2:8
Er war wie ein wogendes Meer, wie ein hoch sich aufschwingender Falke. Sein Angesicht leuchtete, seine Zunge war beredt, seine Kraft und Standhaftigkeit waren erstaunlich. Öffnete er die Lippen, um zu lehren, dann entströmten ihnen die Beweise; sang er oder betete er, so quollen ihm Tränen aus den Augen wie der Regen aus einer Frühlingswolke. Sein Gesicht war leuchtend, sein Leben geistig, sein Wissen sowohl erworben als auch angeboren, und himmlisch war seine Begeisterung, seine Loslösung von der Welt, seine Rechtschaffenheit, seine Frömmigkeit und Gottesfurcht.
2:9
Ismu’lláhs Grab ist in Hamadán. So manches Tablet wurde von der Erhabenen Feder Bahá’u’lláhs für ihn offenbart, darunter ein besonderes Besuchstablet nach seinem Hinscheiden. Er war eine große Persönlichkeit, vollkommen in jeder Hinsicht.
2:10
Solche gesegneten Wesen haben jetzt diese Welt verlassen. Gott sei Dank blieben sie nicht, um der Kämpfe nach Bahá’u’lláhs Hinscheiden, dieser heftigen Heimsuchungen, Zeuge zu werden, denn festgegründete Berge werden dabei zittern und wanken, und hochragende Hügel werden sich neigen.
2:11
Er war gewiß Ismu’lláh, der Name Gottes. Glückselig, wer jenes Grab umschreitet und sich mit seinem Staube segnet. Auf ihm sei der Gruß des Reiches Abhá und sein Lobpreis!
Mullá ‘Alí-Akbar
3:1
Eine weitere Hand der Sache war der verehrte Mullá ‘Alí-Akbar – mit ihm sei die Herrlichkeit Gottes, des Allherrlichen. In jungen Jahren besuchte dieser edle Mann hohe Schulen, Tag und Nacht arbeitete er fleißig, bis er sich die Gelehrsamkeit seiner Zeit – Allgemeinwissen, Philosophie und religiöses Recht – gründlich angeeignet hatte. Er besuchte die Zusammenkünfte von Philosophen, Mystikern und Shaykhí. Nachdenklich durchwanderte er diese Gefilde des Wissens, intuitiver Weisheit und der Erleuchtung. Aber ihn dürstete nach dem Quell der Wahrheit, ihn hungerte nach dem Brot des Himmels. Wie sehr er auch strebte, sich in jenen geistigen Bereichen zu vervollkommnen, nie war er zufrieden. Nie erreichte er das Ziel seiner Sehnsucht. Seine Lippen blieben trocken. Er war verwirrt und bestürzt, fühlte, daß er von seinem Pfade abgekommen war. Der Grund war, daß er in all diesen Kreisen keine Leidenschaft, keine Freude, keine Verzückung, keinen Hauch von Liebe gefunden hatte. Und als er tief bis zum Kern dieser vielfältigen Glaubensformen vordrang, erkannte er, wie seit dem Tag des Propheten Muḥammad bis auf unsere Zeit unzählige Sekten entstanden waren: voneinander abweichende Glaubensbekenntnisse, unvereinbare Meinungen, auseinanderlaufende Ziele, zahllose Wege und Pfade. Und er sah, wie sie alle mit diesem oder jenem Anspruch behaupteten, geistige Wahrheit zu enthüllen, alle im Glauben, sie allein folgten dem richtigen Weg, und dies alles, obwohl das Meer der Offenbarung Muḥammads mit einer einzigen mächtigen Flutwelle all diese Sekten auf des Meeres Grund hinabspülen könnte. »Keinen Schrei, nicht einmal einen Seufzer, sollst du von ihnen hören.«vgl. Qur’án 19:98.Q
3:2
Wer über die Lehren der Geschichte nachsinnt, wird erfahren, daß dieses Meer unzählige Wellen aufgeworfen hat, doch am Ende ist jede verlaufen und vergangen, wie ein Schatten vorüberzieht. Die Wellen verschwinden, aber das Meer lebt weiter. Deshalb konnte ‘Alí Qabl-i-Akbar seinen Durst niemals löschen, bis zu dem Tage, da er am Gestade der Wahrheit stand und ausrief:
3:3
Hier ist ein Meer, randvoll mit Schätzen,
Des Wellen, windgepeitscht, wie Perlen sprühen.
Wirf dein Gewand von dir und spring hinein!
Versuche nicht zu schwimmen!
Sei nicht stolz, daß Schwimmen du gelernt!
Kopfüber tauche hinab!
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