‘Abdu’l-Bahá | Wille und Testament
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‘Abdu’l-Bahá
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Wille und Testament
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Teil 1
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Hier folgen die Tafeln und das Testament ‘Abdu’l-Bahás
1
Aller Lobpreis sei Ihm, der mit dem Schild Seines Bundes den Tempel Seiner Sache stets vor den Pfeilen jeglichen Zweifels bewahrt, der mit den Heerscharen Seines Testamentes das Heiligtum Seines Wohltätigen Gesetzes behütet und Seinen Geraden, Seinen Leuchtenden Pfad beschirmt und so dem Anschlag der Schar von Bundesbrechern, die Seinen Göttlichen Bau zu untergraben drohen, Einhalt gebietet – Ihm, der Seine Feste Burg, Seinen Allherrlichen Glauben bewacht mit der Hilfe von Menschen, denen die Verleumdung des Verleumders nichts anhaben und die keine weltliche Verlockung, weder Ruhm noch Macht, abbringen kann vom Bunde Gottes und Seinem Testament, fest gegründet in Seinen klaren, deutlichen Worten, aufgezeichnet und offenbart von Seiner allherrlichen Feder, verzeichnet auf Seiner Verwahrten Tafel.
2
Gruß und Preis, Segen und Ruhm seien dem Ersten Ast des Göttlichen, Heiligen Lotosbaumes, gesegnet und zart, grünend und blühend aus den Heiligen Zwillingsbäumen hervorgegangen, der höchst wundersamen, einzigartigen, unschätzbaren Perle, die aus den wogenden Zwillingsmeeren schimmert; den Sprösslingen des Baumes der Heiligkeit, den Zweigen des Himmlischen Baumes, die in den Tagen der Großen Trennung fest und sicher im Bund standen; den Händen (Säulen) der Sache Gottes, die die Göttlichen Düfte weithin verbreiten, Seine Beweise erklären, Seinen Glauben verkünden, Sein Gesetz allüberall bekanntmachen, sich von allem außer Ihm loslösen, für Rechtschaffenheit in dieser Welt eintreten und das Feuer der Gottesliebe tief in den Herzen und Seelen Seiner Diener entzünden; allen, die glauben und gewiss sind, fest in Seinem Bund stehen und dem Lichte folgen, das nach meinem Hinscheiden vom Morgen göttlicher Führung strahlt; denn sehet: Er ist der gesegnete und geheiligte Ast, der den Heiligen Zwillingsbäumen entsprungen ist. Wohl dem, der den Schutz seines die ganze Menschheit schirmenden Schattens sucht.
3
O ihr Geliebten des Herrn! Das Wichtigste von allem ist der Schutz des wahren Gottesglaubens, die Bewahrung Seines Gesetzes, die Sicherung Seiner Sache und der Dienst für Sein Wort. Zehntausend Seelen haben auf diesem Pfad ihr heiliges Blut in Strömen vergossen, haben Ihm ihr kostbares Leben zum Opfer gebracht, sind in heiliger Verzückung auf das Ruhmesfeld des Martyriums gezogen, haben die Standarte des Gottesglaubens erhoben und schrieben mit ihrem Herzblut die Verse Seiner göttlichen Einheit auf die Tafel der Welt. Die geheiligte Brust Seiner Heiligkeit, des Erhabenender Báb – Anm. d. Hrsg.A – möge mein Leben ein Opfer für Ihn sein – wurde zum Ziel vieler Pfeile des Leides, und in Mázindarán wurden die gesegneten Füße der Schönheit AbháBahá’u’lláhs – Anm. d. Hrsg.A – möge mein Leben für Seine Geliebten geopfert sein – so schlimm gegeißelt, dass sie schwer verletzt aus ihren Wunden bluteten. Um Seinen Nacken wurden zudem Ketten gelegt und Seine Füße wurden in den Stock geschlossen. Fünfzig Jahre lang befiel Ihn zu jeder Stunde neues Leid und Elend, immer neue Heimsuchungen und Sorgen kamen über Ihn. Nur eine davon: Nach heftigen Schicksalsschlägen machte man Ihn zum heimatlosen Wanderer, zum Opfer immer neuer Plagen und Kümmernisse. Im Irak war Er, die Sonne der Welt, dem Volke der Bosheit und seinen Ränken derart ausgesetzt, dass Sein Licht verfinstert ward. Später schickte man Ihn als Verbannten in die Große StadtKonstantinopel.A und von dort ins Land des GeheimnissesAdrianopel.A, von wo Er, bitteres Unrecht erduldend, schließlich ins Größte Gefängnis‘Akká.A verbracht ward. Er, dem die Welt Unrecht tat – möge mein Leben für Seine Geliebten geopfert sein –, wurde viermal von Stadt zu Stadt verbannt, bis Er schließlich, zu lebenslänglicher Haft verurteilt, in diesem Gefängnis, dem Gefängnis der Wegelagerer, Räuber und Mörder, eingekerkert wurde. All dies ist nur eine der vielen Heimsuchungen, die die Gesegnete Schönheit befielen; die übrigen waren ebenso schwer.
4
Eine andere Seiner Prüfungen war die Feindseligkeit, die schamlose Ungerechtigkeit, die Frevelhaftigkeit und Aufsässigkeit Mírzá Yaḥyás. Obwohl Bahá’u’lláh, der Unterdrückte und Gefangene, Mírzá Yaḥyá von frühester Kindheit an durch Seine liebevolle Güte an Seinem Busen gehegt hatte, obwohl Er ihn allezeit mit Seiner zärtlichen Fürsorge überschüttet, seinen Namen gepriesen, ihn vor jedem Unglück bewahrt, ihn allen in dieser und der zukünftigen Welt ans Herz gelegt hatte, und trotz der eindeutigen Ermahnungen und Ratschläge Seiner Heiligkeit des Erhabenendes Báb.A, trotz Seiner klaren, überzeugenden Warnungen: »Hüte dich, hüte dich, dass dich die neunzehn Buchstaben des Lebendigen und die Offenbarungen des Bayán nicht in Schleier hüllen!« – trotz alledem verleugnete Ihn Mírzá Yaḥyá, war treulos gegen Ihn, glaubte Ihm nicht, säte die Saat des Zweifels, schloss die Augen vor Seinen offenbaren Versen und wandte sich davon ab. Ach, hätte er sich damit zufriedengegeben! Doch nein, er trachtete sogar danach, das heilige BlutBahá’u’lláhs.A zu vergießen, erhob dann ein großes Gezeter und Geschrei und bezichtigte Bahá’u’lláh, ihm selbst gegenüber feindselig und grausam zu sein. Welchen Aufruhr zettelte er an, welchen Sturm des Unheils entfachte er im Lande des Geheimnisses!Adrianopel.A Und schließlich bewirkte er das, was dazu führte, dass das Tagesgestirn der Welt, hierher ins Größte Gefängnis verbannt und schwerem Unrecht ausgesetzt wurde, bis Es im Westen dieses Großen Gefängnisses unterging.
5
O ihr, die ihr fest und sicher im Bund steht! Der Mittelpunkt des Aufruhrs, der Hauptantrieb des Unheils, Mírzá Muḥammad-‘Alí, hat den Schatten der Sache Gottes verlassen, den Bund gebrochen, den Heiligen Text verfälscht, dem wahren Glauben Gottes großen Schaden zugefügt und Sein Volk auseinander getrieben. Mit erbittertem Hass trachtete er danach, ‘Abdu’l-Bahá zu verletzen, und mit heftigster Feindseligkeit griff er diesen Diener an der heiligen Schwelle an. Keinen Pfeil, den er nicht ergriff, die Brust dieses unterdrückten Dieners zu durchbohren; keine Verletzung, die er mir nicht schmerzlich zufügte, kein Gift, mit dem er nicht das Leben dieses Unglücklichen verbitterte. Ich schwöre bei der hochheiligen Schönheit Abhá und bei dem Licht, das von Seiner Heiligkeit, dem Erhabenen, ausstrahlt – möge mein Leben ein Opfer für Ihre demütigen Diener sein –: Über diesen Frevel weinen die Bewohner im Königszelt des Reiches Abhá, die himmlischen Heerscharen wehklagen, die unsterblichen Himmelsmägde schreien auf in ihrem Schmerz, und die ganze Engelschar seufzt und stöhnt. So furchtbar wurden die Untaten dieses Frevlers, dass er mit seiner Axt den Gesegneten Baum an der Wurzel traf, dem Tempel der Sache Gottes einen schweren Schlag versetzte, den Geliebten der Gesegneten Schönheit blutige Tränen in die Augen trieb, die Feinde des einen wahren Gottes anfeuerte und ermutigte, durch seinen Bundesbruch viele Wahrheitssucher der Sache Gottes entfremdete, die im Keim erstickten Hoffnungen der Gefolgschaft Yaḥyás neu belebte, überall Abscheu erregte, die Feinde des Größten Namens dreist und anmaßend werden ließ, die eindeutigen, überzeugenden Verse verwarf und die Saat des Zweifels ausstreute. Wäre mir unwürdigem Diener nicht in jedem Augenblick gnädiglich die verheißene Hilfe der Altehrwürdigen Schönheit gewährt worden, so hätte er sicherlich die Sache Gottes zerstört, ja ausgetilgt, und das göttliche Bauwerk völlig vernichtet. Aber gelobt sei der Herr! Die alles überwindende Hilfe des Reiches Abhá stellte sich ein, die Scharen der Höhe eilten herbei, den Sieg zu verleihen. Nah und fern wurde die Sache Gottes verkündet, weithin erscholl der Ruf des Einen Wahren, überall schenkte man dem Worte Gottes Gehör, Sein Banner ward aufgerichtet, glorreich wehte die Fahne der Heiligkeit über allem und laut erklangen die Verse, Seine göttliche Einheit zu feiern. Damit nun der wahre Glaube Gottes beschützt und bewahrt, Sein Gesetz behütet und erhalten, Seine Sache fest und sicher bleiben, hat jeder die Pflicht, sich standhaft an den Wortlaut des klaren, gesegneten, wohlbegründeten Verses zu halten, der über ihn offenbart ist. Kein schlimmeres Vergehen als seines ist vorstellbar. ErBahá’u’lláh.A – herrlich und heilig ist Sein Wort – spricht: »Meine törichten Geliebten haben ihn sogar als Meinen Gefährten betrachtet; sie haben dadurch Aufruhr im Lande entfacht, und sie gehören wahrlich zu den Unheilstiftern.« Bedenkt, wie töricht sie sind! Obwohl sie in SeinerBahá’u’lláhs.A Gegenwart waren und Sein Antlitz schauten, verbreiteten sie dennoch solch sinnloses Geschwätz, bis Er – gepriesen seien Seine deutlichen Worte – sprach: »Wenn er auch nur für einen Augenblick aus dem Schatten der Sache herausträte, würde er gewiss zunichte.« Denket nach! Wie stark betont Er das Abweichen eines einzigen Augenblicks; das heißt, wenn jener sich auch nur um Haaresbreite zur Rechten oder zur Linken neigte, wäre seine Abkehr klar erwiesen und seine völlige Nichtigkeit offenbar. Und jetzt seid ihr Zeuge, wie ihm Gottes Zorn von allen Seiten zusetzt, wie er Tag für Tag dem Verderben entgegeneilt. Binnen kurzem werdet ihr ihn und seine Gefährten äußerlich wie innerlich zu völligem Untergang verdammt sehen.
6
Welches Abweichen könnte schlimmer sein, als Gottes Bund zu brechen! Welches Abweichen könnte schlimmer sein, als den Heiligen Text zu entstellen und zu verfälschen, wie es sogar Mírzá Badí‘u’lláh bezeugt und erklärt hat! Welches Abweichen könnte schlimmer sein, als den Mittelpunkt des Bundes zu verleumden! Welches Abweichen könnte schamloser sein, als falsche, törichte Berichte über den Tempel des Testamentes Gottes weithin zu verbreiten! Welches Abweichen könnte schwerer sein, als dem Mittelpunkt des Bundes nach dem Leben zu trachten, gestützt auf den heiligen Vers: »Wer vor Ablauf eines vollen Jahrtausends den Anspruch... erhebt...«vgl. Bahá’u’lláh, Kitáb-i-Aqdas 1:37, [Ährenlese 165] – Anm. d. Hrsg.Q, wo doch er selbstMuḥammad-‘Alí.A noch zu Lebzeiten der Gesegneten Schönheit einen solchen Anspruch erhoben hatte und von Ihm in der zuvor erwähnten Weise zum Schweigen gebracht worden war; das Schriftstück mit seinemMuḥammad-‘Alí – Anm. d. Hrsg.A Anspruch ist noch vorhanden, in seiner eigenen Handschrift und mit seinem Siegel versehen. Welches Abweichen könnte vollständiger sein, als die Geliebten Gottes falsch anzuschuldigen! Welches Abweichen könnte bösartiger sein, als ihre Festnahme und Einkerkerung zu erwirken! Welches Abweichen könnte schwerer sein, als die Heiligen Schriften und Sendbriefe der Regierung in die Hände zu spielen, um sie zu bewegen, diesen Unterdrückten zu töten! Welches Abweichen könnte schrecklicher sein, als die Sache Gottes dem Untergang preiszugeben, indem man Briefe und Urkunden so fälscht und verleumderisch entstellt, dass sie die Regierung beunruhigen, alarmieren und veranlassen, das Blut dieses Unterdrückten zu vergießen; solche Briefe und Urkunden sind jetzt noch im Besitz der Regierung! Welches Abweichen könnte abscheulicher sein als seine Ungerechtigkeit und Auflehnung! Welches Abweichen könnte schändlicher sein, als die Versammlung des Volks des Heils zu sprengen! Welches Abweichen könnte niederträchtiger sein als die eitlen, sinnleeren Auslegungen dieser Schar der Zweifler! Welches Abweichen könnte verruchter sein, als mit Fremden und mit den Feinden Gottes gemeinsame Sache zu machen!
7
Vor einigen Monaten hat dieser Bundesbrecher im Einvernehmen mit anderen ein vor Verleumdung und übler Nachrede strotzendes Schriftstück aufgesetzt, worin – Gott bewahre! – ‘Abdu’l-Bahá, neben vielen ähnlichen ehrabschneiderischen Anschuldigungen, als bösartiger Todfeind der Krone hingestellt wird. Sie beunruhigten die Mitglieder der kaiserlichen Regierung derart, dass schließlich vom Regierungssitz Seiner kaiserlichen Majestät ein Untersuchungsausschuss entsandt wurde, der unter Missachtung aller Grundsätze der Gerechtigkeit und der Unparteilichkeit, wie sie Seiner kaiserlichen Majestät anstehen, vielmehr mit offenkundiger Ungerechtigkeit seine Nachforschungen aufnahm. Die Feinde des einen wahren Gottes umringten die Ausschussmitglieder von allen Seiten. Sie erläuterten den Text des Schriftstücks und verbreiteten sich ausführlich darüber, während jene blindlings allem zustimmten. Eine ihrer vielen Verleumdungen besagte, dieser Diener habe hier in der Stadt ein Banner aufgepflanzt, das Volk darunter versammelt, sich selbst zum neuen Herrscher eingesetzt, auf dem Berg Karmel eine starke Festung erbaut, alle Volksgruppen des Landes um sich geschart und sich untertan gemacht, Spaltung im islamischen Glauben bewirkt, mit den Anhängern Christi einen Bund geschlossen und – Gott behüte! – beabsichtigt, den schwersten Bruch in der gewaltigen Macht der Krone herbeizuführen. Möge der Herr uns vor solchen grässlichen Lügen bewahren!
8
Gottes ausdrücklicher, heiliger Befehl verbietet uns, andere zu verleumden, gebietet uns, Frieden und Freundschaft zu zeigen, ermahnt uns zu redlicher Lebensführung, Offenheit und Eintracht mit allen Völkern und Geschlechtern der Welt. Wir müssen gehorchen und der Regierung unseres Landes wohlgesinnt sein, Untreue gegen einen gerechten König als Untreue gegen Gott betrachten, Böswilligkeit gegen die Regierung als ein Vergehen gegen Gottes heilige Sache. Wie sollten angesichts solcher entscheidenden und maßgeblichen Worte diese Gefangenen hier derart eitlen Wahngebilden nachhängen? Wie sollten sie aus der Haft heraus solche Untreue an den Tag legen? Aber ach, der Untersuchungsausschuss machte sich die Verleumdungen meines Bruders und anderer Übelgesinnter zu eigen und brachte sie in der Gegenwart Seiner Majestät des Herrschers vor. Jetzt tobt ein grimmiger Sturm um diesen Gefangenen. Er harrt der gnädigen Entscheidung Seiner Majestät, mag sie günstig oder ungünstig sein. Möge Gott in Seiner Gnade ihm beistehen, gerecht zu sein. In welcher Lage sich ‘Abdu’l-Bahá auch befindet, er ist völlig gelassen und ruhig, bereit, sich selbst zu opfern, Ihm ganz ergeben und Seinem Willen untertan. Welches Abweichen könnte abscheulicher, verruchter, gottloser sein als dieses!
9
In gleicher Weise hat sich der Brennpunkt des Hasses zum Ziel gesetzt, ‘Abdu’l-Bahá zu töten, wie es durch das hier beigefügte schriftliche Zeugnis von Mírzá Shu‘á‘u’lláh belegt wird. Es ist unzweifelhaft erwiesen, dass sie insgeheim mit äußerster Verschlagenheit dabei sind, sich gegen mich zu verschwören. Im Folgenden sind Shu‘á‘u’lláhs eigene Worte aus diesem Schreiben wiedergegeben: »Zu jeder Stunde fluche ich dem, der diese Zwietracht entfacht hat, und verwünsche ihn mit den Worten: ›Herr! Habe kein Erbarmen mit ihm!‹vgl. Bahá’u’lláh, Kitáb-i-Aqdas 1:37 – Anm. d. Hrsg.A Ich hoffe, dass Gott binnen kurzem den offenbaren wird, der kein Mitleid hegt für ihn, der jetzt ein anderes Gewand trägt und über den ich mich nicht weiter äußern kann.« Mit diesen Worten bezieht er sich auf den heiligen Vers, der wie folgt beginnt: »Wer vor Ablauf eines vollen Jahrtausends den Anspruch... erhebt...«vgl. Bahá’u’lláh, Kitáb-i-Aqdas 1:37, [Ährenlese 165] – Anm. d. Hrsg.Q Bedenkt, wie eifrig sie auf ‘Abdu’l-Bahás Tod bedacht sind! Sinnt im Herzen nach über den Satz: »Ich kann mich nicht weiter äußern«, und erkennt, welche Ränke sie schmieden, um diesen Vorsatz auszuführen. Sie fürchten, der Brief mit einer allzu genauen Erklärung könnte in fremde Hände fallen und ihre Ränke könnten auf diese Weise vereitelt und zunichte werden. Jener Satz ist nur ein Vorbote guter Nachrichten: dass nämlich in dieser Hinsicht alle erforderlichen Anordnungen getroffen sind.
10
O Gott, mein Gott! Du siehst diesen unterdrückten Diener in den Klauen wilder Löwen, reißender Wölfe, blutrünstiger Bestien. Steh mir gnädig bei durch meine Liebe zu Dir, tief aus dem Kelch zu trinken, der, gefüllt mit Deiner Großmut und Gnade, von der Treue zu Dir überquillt, so dass ich in den Staub stürze, hingestreckt und besinnungslos, mein Gewand rot von meinem Blute. Das ist mein Wunsch, meine Herzenssehnsucht, meine Hoffnung, mein Stolz, mein Ruhm. Gib, o Herr mein Gott, meine Zuflucht, dass in meiner letzten Stunde mein Ende wie Moschus seinen Ruhmesduft verströme. Gibt es eine größere Gnadengabe als diese? Nein, bei Deiner Herrlichkeit! Ich rufe Dich zum Zeugen, dass kein Tag vergeht, da ich nicht aus diesem Kelch in vollen Zügen trinke, so schwer sind die Missetaten derer, die den Bund brechen und Zwietracht stiften, sich als niederträchtig erweisen, Aufruhr im Land entfachen und Dich vor Deinen Dienern entehren! Herr! Beschirme Du die feste Burg Deines Glaubens vor diesen Bundesbrechern, beschütze Dein verborgenes Heiligtum vor dem Angriff der Frevler. Du bist in Wahrheit der Gewaltige, der Machtvolle, der Gnädige, der Starke.
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Kurz, o ihr Geliebten des Herrn! Der Mittelpunkt des Aufruhrs, Mírzá Muḥammad-‘Alí, ist nach Gottes klaren Worten durch seine maßlosen Untaten tief gefallen und wurde vom Heiligen Baume abgetrennt. Wahrlich, wir haben diesen Menschen kein Unrecht getan; sie haben sich selbst ins Unrecht gesetzt.
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O Gott, mein Gott! Bewahre Deine vertrauten Diener vor den Übeln der Selbstsucht und der Leidenschaft. Behüte sie mit dem wachsamen Auge Deiner Gnade vor allem Groll, Hass und Neid. Gewähre ihnen Zuflucht in der uneinnehmbaren Feste Deiner Obhut, schütze sie vor den Pfeilen des Zweifels und mache sie zu Offenbarungen Deiner herrlichen Zeichen. Erleuchte ihr Angesicht mit den glänzenden Strahlen, die von der Morgenröte Deiner göttlichen Einheit ausgehen. Erfreue ihr Herz mit den Versen, die aus Deinem heiligen Königreich offenbart sind, und stärke ihre Lenden mit Deiner allbeherrschenden Macht aus Deinem Reiche der Herrlichkeit. Du bist der Allgütige, der Beschützer, der Allmächtige, der Gnädige!
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O ihr, die ihr fest im Bund steht! Wenn die Stunde kommt, da dieser unterdrückte Vogel mit gebrochenen Schwingen seinen Flug zu den himmlischen Heerscharen nimmt, wenn er in das Reich des Unsichtbaren eilt, wenn seine sterbliche Hülle entweder verschollen oder im Staube begraben ist, dann obliegt es den Afnán, die im Bund Gottes standhaft und dem Baum der Heiligkeit entsprossen sind; den Händen (Säulen) der Sache Gottes – die Herrlichkeit des Herrn sei mit ihnen – sowie allen Freunden und Geliebten, sich aufzumachen, mit Herz und Seele sich zu erheben, Gottes süße Düfte zu verbreiten, Seine Sache zu lehren und Seinen Glauben zu fördern. Keinen Augenblick lang ziemt es ihnen, zu ruhen oder nach Erholung zu trachten. Über alle Länder müssen sie sich verteilen, alle Gefilde durchstreifen, alle Regionen durchreisen. Rege, rastlos und standhaft bis zum Ende müssen sie allenthalben den Siegesruf ›Yá Bahá’u’l-Abhá!‹»O Du Herrlichkeit des Allherrlichen«.A erheben, müssen überall in der Welt zu gutem Ansehen gelangen, müssen in jeder Zusammenkunft hell wie eine Kerze brennen und in allen Gemeinden die Flamme der Gottesliebe entzünden, damit der Wahrheit Licht mitten im Herzen der Welt erstrahle, damit im Osten wie im Westen allüberall eine gewaltige Schar sich im Schatten des Wortes Gottes versammle, damit der Heiligkeit süße Düfte sich verbreiten, damit die Angesichter hell strahlen, die Herzen vom göttlichen Geist erfüllt sind und die Seelen himmlisch werden.
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Das Wichtigste von allem ist heutzutage, die Völker und Nationen der Welt zu führen. Gottes Sache zu lehren, ist von höchster Bedeutung; es ist der Eckstein der Grundmauer. Dieser unterdrückte Diener hat seine Tage und Nächte damit verbracht, die Sache Gottes zu fördern und die Völker zum Dienst anzuspornen. Keinen Augenblick hat er geruht, bis der Ruhm der Sache Gottes in der ganzen Welt verbreitet war, bis die Himmelsklänge des Reiches Abhá den Osten wie den Westen erweckten. Diesem Beispiel müssen die Geliebten Gottes folgen. Das ist das Geheimnis der Treue, das ist es, was die Dienstbarkeit an der Schwelle Bahás erfordert!
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Christi Jünger vergaßen sich selbst und alles Irdische, ließen alle Sorgen hinter sich und gaben allen Besitz auf, läuterten sich von Selbstsucht und Leidenschaft, und in völliger Loslösung verteilten sie sich weit und breit, nur darauf bedacht, die Völker der Welt zur Göttlichen Führung zu rufen, bis sie schließlich die Welt zu einer anderen Welt gemacht, das Antlitz der Erde erleuchtet und bis zu ihrer letzten Stunde ihre Selbstaufopferung auf dem Pfade des Geliebten Gottes bewiesen hatten. Am Ende erlitten sie in vielen Ländern ein ruhmreiches Martyrium. Mögen die Menschen der Tat in ihre Fußstapfen treten!
16
O meine lieben Freunde! Nach dem Heimgang dieses Unterdrückten obliegt es den Aghṣán»Äste«, [die Nachkommen Bahá’u’lláhs].A, den Afnán»Zweige« [die Nachkommen des Báb].A des Heiligen Lotosbaumes, den Händen (Säulen) der Sache Gottes und den Geliebten der Schönheit Abhá, sich Shoghi Effendi zuzuwenden, dem jugendlichen Ast, hervorgegangen aus den beiden geweihten, heiligen Lotosbäumen, der Frucht, entstanden aus der Vereinigung der beiden Sprösslinge des Baumes der Heiligkeit, denn er ist das Zeichen Gottes, der ausersehene Ast, der Hüter der Sache Gottes, dem sich alle Aghṣán, Afnán, Hände der Sache Gottes und Seine Geliebten zuwenden müssen. Er ist der Erklärer der Worte Gottes, und auf ihn wird der Erstgeborene seiner geradlinigen Abkommen folgen.
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Der heilige, jugendliche Ast, der Hüter der Sache Gottes, wie auch das Universale Haus der Gerechtigkeit, das universell zu wählen und einzusetzen ist, stehen beide unter der Fürsorge und dem Schutz der Schönheit Abhá, unter dem Schirm und der unfehlbaren Führung Seiner Heiligkeit des Erhabenendes Báb – Anm. d. Hrsg.A – möge mein Leben ein Opfer für sie beide sein. Was immer sie entscheiden, ist von Gott. Wer ihm nicht gehorcht oder ihnen nicht gehorcht, hat Gott nicht gehorcht. Wer sich gegen ihn oder gegen sie auflehnt, hat sich gegen Gott aufgelehnt. Wer sich ihm entgegenstellt, hat sich Gott entgegengestellt. Wer sie bekämpft, hat Gott bekämpft. Wer mit ihm streitet, hat mit Gott gestritten. Wer ihn leugnet, hat Gott geleugnet. Wer an ihm zweifelt, hat an Gott gezweifelt. Wer von ihm abweicht, sich von ihm trennt und abwendet, ist in Wahrheit von Gott abgewichen, hat sich von Ihm getrennt und abgewandt. Gottes Zorn, Gottes grimmer Unwille, Gottes Vergeltung komme über ihn! Die feste Burg bleibt sicher und uneinnehmbar durch den Gehorsam gegen ihn, den Hüter der Sache Gottes. Die Mitglieder des Universalen Hauses der Gerechtigkeit, alle Aghṣán, Afnán und Hände der Sache Gottes haben die Pflicht, dem Hüter der Sache Gottes Gehorsam, Ergebenheit und Unterordnung zu bezeigen, sich ihm zuzuwenden und vor ihm demütig zu sein. Wer sich ihm widersetzt, hat sich dem Wahrhaftigen selbst widersetzt; er wird einen Bruch in der Sache Gottes herbeiführen, wird Sein Wort untergraben und zum Sprachrohr für den Mittelpunkt des Aufruhrs werden. Hütet euch! Hütet euch, dass die Tage nach dem AufstiegBahá’u’lláhs.A sich nicht wiederholen, als der Mittelpunkt des Aufruhrs immer anmaßender wurde und unter dem Vorwand der Einheit Gottes sich selbst ausschloss und andere verunsichert und vergiftet hat. Wer hoffärtig ist, wer Zwist und Streit im Schilde führt, wird zweifellos seine böse Absicht nicht offen kundtun; nein, wie unreines Gold wird er vielmehr vielfältige Mittel und mancherlei Vorwände einsetzen, um die Versammlung des Volkes Bahá zu entzweien. Ich möchte damit aufzeigen, dass die Hände der Sache Gottes allezeit wachsam sein müssen. Sobald sie erkennen, dass sich jemand gegen den Hüter der Sache Gottes zu stellen und aufzulehnen beginnt, müssen sie ihn aus der Gemeinde des Volkes Bahá ausstoßen und dürfen keinesfalls eine Ausrede von ihm annehmen. Wie oft schon war schwerer Irrtum in das Gewand der Wahrheit gehüllt, um den Menschen die Saat des Zweifels ins Herz zu säen!
18
O ihr Geliebten des Herrn! Dem Hüter der Sache Gottes obliegt es, zu seinen Lebzeiten seinen künftigen Nachfolger zu ernennen, damit nach seinem Hinscheiden keine Unstimmigkeiten aufkommen. Der Ernannte muss in seinem Wesen Loslösung von allem Weltlichen offenbaren, Inbegriff der Reinheit sein, Gottesfurcht, Erkenntnis, Weisheit und Bildung aufweisen. Sollte daher der Erstgeborene des Hüters der Sache Gottes nicht die Wahrheit der Worte offenbaren: »Das Kind ist das verborgene Wesen seines Vaters«, das heißt, sollte es nicht seindes Hüters der Sache Gottes.A geistiges Wesen erben und sollte seine ruhmreiche Abkunft nicht mit einem guten Charakter gepaart sein, so muss erder Hüter der Sache Gottes.A einen anderen Ast als Nachfolger bestimmen.
19
Die Hände der Sache Gottes wählen aus ihrer Mitte neun Personen, die sich allezeit den wichtigen Diensten in der Arbeit des Hüters der Sache Gottes widmen. Die Wahl dieser neun erfolgt einstimmig oder mit Stimmenmehrheit durch die Gesamtheit der Hände der Sache Gottes, und diese neun müssen einstimmig oder mit Stimmenmehrheit die Wahl dessen bestätigen, den der Hüter der Sache Gottes zu seinem Nachfolger erwählt hat, und zwar in solcher Weise, dass die zustimmenden und die ablehnenden Stimmen nicht erkennbar sind.d.h. durch geheime Abstimmung.A
20
O Freunde! Die Hände der Sache Gottes müssen vom Hüter der Sache Gottes ernannt und berufen werden. Alle stehen in seinem Schatten und haben seinem Befehl zu gehorchen. Sollte jemand innerhalb oder außerhalb der Körperschaft der Hände der Sache Gottes ihm nicht gehorchen und eine Spaltung versuchen, so wird ihn Gottes Zorn und Seine Vergeltung treffen, weil er im wahren Glauben Gottes einen Bruch verursacht hat.
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Die Hände der Sache Gottes haben die Pflicht, die göttlichen Düfte zu verbreiten, die Menschenseelen zu erbauen, die Bildung zu fördern, alle Menschen zu bessern und allezeit in jeder Lage von Irdischem geheiligt und losgelöst zu sein. In ihrem Verhalten, ihrer Lebensart, ihren Taten und ihren Worten müssen sie Gottesfurcht offenbaren.
22
Die Körperschaft der Hände der Sache Gottes steht unter der Leitung des Hüters der Sache Gottes. Er muss sie fortgesetzt anspornen, dass sie sich bemühen, mit all ihren Fähigkeiten Gottes süße Düfte zu verbreiten und alle Völker der Welt zu führen; denn es ist das Licht göttlicher Führung, das das ganze Weltall erstrahlen lässt. Es ist auf keinen Fall gestattet, dieses unbedingte, für jeden bindende Gebot auch nur einen Augenblick außer Acht zu lassen; so kann die Welt des Seins dem Paradiese Abhá gleich werden, die Erde ein himmlisches Antlitz bekommen, Zank und Streit können unter den Völkern, Geschlechtern, Nationen und Regierungen verschwinden, alle Erdenbewohner ein Volk und eine Rasse und die Welt eine einzige Heimat werden. Falls Streitigkeiten auftreten, werden sie vom Obersten Schiedsgericht, dem Mitglieder aller Regierungen und Völker der Welt angehören, gütlich und abschließend beigelegt.
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O ihr Geliebten des Herrn! In dieser heiligen Sendung ist keinerlei Streit und Zank gestattet. Jeder Angreifer beraubt sich der Gnade Gottes. Jeder hat die Pflicht, allen Völkern und Geschlechtern der Welt, ob Freunde oder Fremde, ein Höchstmaß an Liebe, redlichem Verhalten, Offenheit und aufrichtigem Wohlwollen entgegenzubringen. So stark muss der Geist gütiger Liebe sein, dass sich der Fremde als Freund, der Feind als wahrer Bruder fühlt und keinerlei Unterschied zwischen ihnen besteht; denn alles Umfassende ist von Gott, alle Grenzen sind irdisch. So muss der Mensch danach streben, dass sein Wesen Tugendhaftigkeit und Vollkommenheit offenbart, deren Licht auf jedermann strahlt. Der Sonne Licht erleuchtet die ganze Welt, die Gnadenschauer göttlicher Vorsehung ergießen sich auf alle Menschen. Belebende Lüfte erfrischen alle Geschöpfe, und jedes Lebewesen erhält sein Teil von Gottes himmlischer Tafel. So müssen auch die Diener des einen wahren Gottes der ganzen Menschheit großzügig und umfassend Liebe und Güte erweisen. Keinerlei Schranken und Grenzen sind in dieser Hinsicht gestattet.
24
Verkehrt darum, o meine liebenden Freunde, mit allen Völkern, Geschlechtern und Religionen der Welt in höchster Wahrhaftigkeit, Aufrichtigkeit, Treue, Güte, voll Wohlwollen und Freundlichkeit, damit die ganze Welt des Seins vom heiligen Entzücken der Gnade Bahá’u’lláhs erfüllt werde, damit Unwissenheit, Feindschaft, Hass und Groll aus der Welt verschwinden und die Finsternis der Entfremdung zwischen den Völkern und Geschlechtern der Welt dem Lichte der Einheit weiche. Sind andere Völker und Nationen euch gegenüber treulos, so erweist ihnen Treue; sind sie ungerecht gegen euch, so erweist ihnen Gerechtigkeit; halten sie sich von euch fern, so zieht sie zu euch hin; zeigen sie sich feindselig, so seid freundlich zu ihnen; vergiften sie euch das Leben, so versüßt ihnen die Seele; verletzen sie euch, so seid ein Balsam für ihre Wunden. Das sind die Tugenden der Aufrichtigen! Das sind die Tugenden der Wahrhaftigen!
25
Was nun das Haus der Gerechtigkeit anbelangt, das Gott zum Quell alles Guten bestimmt und von allem Irrtum befreit hat, so muss es durch allgemeines Wahlrecht, das heißt von den Gläubigen, gewählt werden. Seine Mitglieder müssen Verkörperungen der Gottesfurcht, Morgenröten der Erkenntnis und des Verständnisses sein, im Gottesglauben standhaft und der ganzen Menschheit wohlgesinnt. Mit diesem Hause ist das Universale Haus der Gerechtigkeit gemeint, das heißt, in allen Ländern ist ein nachgeordnetes Haus der Gerechtigkeit zu errichten, und diese nachgeordneten Häuser der Gerechtigkeit haben das Universale Haus zu wählen. Alles ist dieser Körperschaft vorzulegen. Sie erlässt alle Verordnungen und Vorschriften, die nicht im ausdrücklichen Heiligen Text zu finden sind. Diese Körperschaft hat alle schwierigen Probleme zu lösen, und der Hüter der Sache Gottes ist ihr geheiligtes Oberhaupt, ihr herausragendes Mitglied auf Lebenszeit. Falls er ihren Beratungen nicht selbst beiwohnt, hat er einen Vertreter zu bestellen. Sollte eines der Mitglieder eine Sünde begehen, die dem Allgemeinwohl schadet, so hat der Hüter der Sache Gottes nach eigenem Ermessen das Recht, es auszuschließen, worauf das Volk einen anderen an dessen Stelle zu wählen hat. Dieses Haus der Gerechtigkeit erlässt die Gesetze, und die Regierung setzt sie durch. Die gesetzgebende Körperschaft muss die Exekutive stärken; die Exekutive muss die Legislative stützen, so dass durch die enge Verbindung und Harmonie dieser beiden Gewalten Unparteilichkeit und Gerechtigkeit auf eine feste, starke Grundlage gestellt werden, bis alle Gebiete der Welt dem Paradiese gleichen.
26
O Herr, mein Gott! Stehe Deinen Geliebten bei, in Deinem Glauben fest zu sein, auf Deinen Wegen zu wandeln und in Deiner Sache standhaft zu sein. Schenke ihnen Deine Gnade, dass sie dem Ansturm der Selbstsucht und Leidenschaft widerstehen und dem Lichte göttlicher Führung folgen. Du bist der Gewaltige, der Gnädige, der Selbstbestehende, der Geber, der Mitleidvolle, der Allmächtige, der Allgütige.
27
O ihr Freunde ‘Abdu’l-Bahás! Zum Zeichen Seiner grenzenlosen Großmut hat der Herr für Seine Diener gnädiglich eine genau bestimmte GeldgabeḤuqúqu’lláh [arabisch »das Recht Gottes«].A vorgesehen, die Ihm gehorsam darzubringen ist, obgleich Er, der Wahre, wie auch Seine Diener allezeit unabhängig von allem Erschaffenen sind, und Gott ist wahrlich der Allbesitzende, hoch erhaben über jegliches Verlangen nach einer Gabe von Seinen Geschöpfen. Aber diese festgesetzte Geldgabe lässt das Volk fest und standhaft werden und mehrt das, was von Gott kommt. Es ist über den Hüter der Sache Gottes darzubringen, damit es für die Verbreitung der Düfte Gottes und die Verherrlichung Seines Wortes, für mildtätige Zwecke und für das Allgemeinwohl ausgegeben werde.
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O ihr Geliebten des Herrn! Ihr habt die Pflicht, allen gerechten Monarchen ergeben zu sein und jedem rechtschaffenen König Treue zu erweisen. Dient den Herrschern der Welt mit höchster Wahrhaftigkeit und Loyalität. Seid ihnen gehorsam und seid ihnen wohlgesinnt. Mischt euch nicht ohne ihre Erlaubnis in politische Angelegenheiten; denn Treulosigkeit gegen den gerechten Herrscher ist Treulosigkeit gegen Gott.
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Dies ist mein Rat und Gottes Gebot an euch. Wohl denen, die danach handeln!
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Dieses Schriftstück wurde lange Zeit unter der Erde aufbewahrt und von der Feuchtigkeit angegriffen. Als man es wieder ans Tageslicht brachte, stellte man fest, dass einzelne Teile durch Feuchtigkeit beschädigt waren. Es wurde in diesem Zustand belassen, da das Heilige Land in heftigem Aufruhr stand.
Teil 2
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Er ist Gott!
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O mein Herr, Du meines Herzens Sehnsucht, Du, den ich allezeit anrufe, Du mein Beistand und mein Schutz, mein Helfer und meine Zuflucht! Du siehst mich versunken in einem Ozean von Schicksalsschlägen, die die Seele überfluten Leiden, die das Herz bedrücken, Plagen, die Deine Gemeinde auflösen, Krankheiten und Schmerzen, die Deine Herde auseinander treiben. Schwere Prüfungen umgeben mich von allen Seiten, Gefahren bedrängen mich allenthalben. Du siehst mich eingetaucht in einem Meer beispielloser Trübsal, hinabgerissen in einen bodenlosen Abgrund, gepeinigt von meinen Feinden, verzehrt von ihres Hasses Flamme, die angefacht ward durch meine Verwandten, mit denen Du Deinen starken Bund schlossest und für die du Dein bindendes Testament verfasstest, darin Du ihnen gebotest, diesem Unterdrückten ihre Herzen zuzuwenden, die Toren und Frevler von mir fernzuhalten und diesem allein auf sich Gestellten all ihre strittigen Fragen zu Deinem Heiligen Buche zu unterbreiten, damit die Wahrheit ihnen enthüllt, ihre Zweifel behoben und Deine deutlichen Zeichen allüberall verbreitet werden.
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Und doch siehst Du sie, o Herr mein Gott, mit Deinem Auge, das niemals schläft, wie sie Deinen Bund brachen und ihm den Rücken kehrten, wie sie hasserfüllt und aufrührerisch von Deinem Testament abirrten und, Übles im Schilde führend, sich erhoben.
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Die Widrigkeiten verschärften sich noch, als sie sich mit unerträglicher Grausamkeit anschickten, mich zu überwältigen und zu zerschmettern, als sie ihre Zweifel säenden Schriften überall verbreiteten, als sie in maßloser Falschheit ihre Verleumdungen gegen mich schleuderten. Damit nicht zufrieden, wagte es ihr Anführer, Deinem Buch Einschiebsel hinzuzufügen, Deinen Heiligen Text betrügerisch zu verändern und das zu verfälschen, was Deine allherrliche Feder offenbart hat. Was Du für den enthülltest, der Dir himmelschreiendes Unrecht zufügte, Dich verleugnete und Deine wundersamen Zeichen zurückwies, fügte er arglistig zwischen die Worte, die Du für Deinen Diener offenbartest, der in der Welt hienieden Unrecht leidet. Das alles tat er, um die Menschenseelen zu betören und seine bösen Einflüsterungen den Dir treu Ergebenen ins Herz zu senken. Hierfür legte ihr zweiter AnführerMírzá Badí‘u’lláh – Anm. d. Hrsg.A Zeugnis ab: Unter sein mit eigener Hand verfasstes Geständnis setzte er sein Siegel und verbreitete das Schriftstück in allen Landen. O mein Gott! Kann es ein schlimmeres Unrecht geben als dieses? Aber noch immer ruhten sie nicht, sondern versuchten hartnäckig, hinterlistig, verleumderisch, höhnisch und mit falschen Anschuldigungen bei der Regierung des Landes und andernorts Aufruhr zu schüren, erreichten, dass man mich für einen Aufwiegler hielt, und fanden Gehör mit Vorwürfen, die zu hören ein Gräuel ist. Damit wurde die Regierung in den Alarmzustand versetzt, den Herrscher überkam Furcht und der Adelsstand schöpfte Verdacht. Die Menschen waren besorgt, die Lage verworren, die Seelen verstört, das Feuer der Angst und Sorge in den Herzen entzündet, die Heiligen Blätter[die weiblichen] Familienangehörigen.A wurden erschüttert und aufgewühlt, Tränen entströmten ihren Augen, laut ertönte ihr Seufzen und Wehklagen, und das Herz brannte ihnen im Leibe, als sie Deinen ungerecht behandelten Diener beweinten, der diesen seinen Verwandten, nein, seinen Feinden schlechthin, zum Opfer fiel.
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