Universales Haus der Gerechtigkeit | Botschaft vom 2008-06-Zu den Bahá’í-Lehren über die Gleichberechtigung von Mann und Frau
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Das Universale Haus der Gerechtigkeit
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20. Juni 2008
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An die Gläubigen in der Wiege des Glaubens
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Innig geliebte Freunde,
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unser Brief vom 3. Juni 2008 brachte Ihnen unsere Anerkennung für Ihren Mut und Ihre Standhaftigkeit während dieser schwierigen Tage zum Ausdruck und ermutigte Sie, über Möglichkeiten nachzudenken, wie Sie das Gemeinwohl fördern und mit den Menschen in Iran über Fragen, die sie beschäftigen, ins Gespräch kommen können. Sicherlich gibt es viele drängende Themen, die ihre Mitbürger in ihrem Streben, den Wohlstand und die Wohlfahrt Ihres Volkes zu fördern, beschäftigen. Das zweifellos Wichtigste davon ist die dringende Notwendigkeit, die Schranken, die den Fortschritt der Frauen in der Gesellschaft hemmen, zu beseitigen.
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Für Sie ist die Gleichberechtigung von Mann und Frau kein westliches Konstrukt, sondern eine allgemeingültige geistige Wahrheit über einen Aspekt der menschlichen Natur – verkündet von Bahá’u’lláh vor fast einhundertfünfzig Jahren in Seinem Heimatland Iran. Sie ist vor allem ein Erfordernis der Gerechtigkeit. Dieser Grundsatz entspricht höchsten Verhaltensnormen, seine Anwendung stärkt das Familienleben und ist wesentlich für die Erneuerung und den Fortschritt einer jeden Nation, für den Weltfrieden und das Voranschreiten der Kultur. Wie ‘Abdu’l-Bahá erklärt:
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Die Menschenwelt hat zwei Flügel: Den einen bilden die Frauen, den anderen die Männer. Erst wenn beide Flügel gleichmäßig entwickelt sind, kann der Vogel fliegen. Bleibt ein Flügel schwächlich, so ist kein Flug möglich. Erst wenn die Frauenwelt der Männerwelt im Erwerb von Tugenden und Vollkommenheiten gleichkommt, sind Erfolg und Gedeihen so erreichbar, wie es sein soll.
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(Briefe und Botschaften 227:18)
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In dieser Angelegenheit sind Sie besonders zur Hilfe befähigt. Táhirih, diese unvergleichliche Heldin der iranischen Geschichte, setzte sich 1848 mutig für die Gleichberechtigung der Frauen ein, zu einer Zeit, als erst in Teilen der Welt mit diesem Grundsatz verbundene Aktivitäten ins Rollen kamen. Seit dieser Zeit haben Sie Generation um Generation Ihrer Kinder – Jungen wie Mädchen – dazu erzogen, diesen elementaren Grundsatz des Glaubens in jeder Lebenslage zu achten und zum Ausdruck zu bringen. 1911, vor fast einem Jahrhundert, gründeten Sie die Tarbíyat–Schule für Mädchen in Teheran, und setzten in der Gesellschaft, indem Sie Mädchen aus jedem Hintergrund Erziehung und Unterricht ermöglichten, ein unauslöschliches Zeichen. Fast ein halbes Jahrhundert lang haben Bahá’í-Frauen an allen Verwaltungsangelegenheiten Ihrer Gemeinde auf örtlicher, regionaler und nationaler Ebene voll teilgenommen. Und schon vor Jahrzehnten haben Sie bei den unter vierzigjährigen Bahá’í-Frauen das Analphabetentum erfolgreich ausgemerzt.
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Dennoch ist Ihnen deutlich bewusst, dass Sie mit dem bisher Erreichten nicht zufrieden sein können, sondern sich weiter bemühen müssen, kulturelle Gewohnheiten, die den Fortschritt der Frauen hemmen, zu überwinden. Das Ziel wirklicher Gleichberechtigung lässt sich nicht leicht erreichen; der notwendige Wandel ist für Männer und Frauen gleichermaßen schwierig. Deshalb ermutigen wir Sie herzlich, Ihr Verständnis für diesen Grundsatz weiter zu verbessern und sich zu bemühen, ihm in Ihren Familien und Gemeinden noch stärker Geltung zu verschaffen. Zudem können Sie, gestützt auf Ihre Erfahrung, mit Ihren Freunden, Nachbarn und Kollegen über Herausforderungen und wirksame Lösungen diskutieren und an Projekten mit demselben hohen Ziel teilnehmen, seien sie von der Regierung gefördert oder von der Zivilgesellschaft ins Leben gerufen.
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Viele Menschen Ihres Landes ersehnen dieses universale Ideal und werden Sie zweifellos willkommen heißen, wenn Sie sich ihnen anschließen, um zusammen zu lernen, wie die Bedingungen, die es den Frauen in Iran ermöglichen, alle Hindernisse zu überwinden und sich als den Männern ebenbürtig auf allen Gebieten menschlichen Strebens voll zu beteiligen, Schritt für Schritt gefördert werden können. Seien Sie gewiss, dass unsere Gebete bei Ihrem Einsatz auf diesem lebenswichtigen Feld des Dienstes immer mit Ihnen sind.
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[gezeichnet: Das Universale Haus der Gerechtigkeit]
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