Universales Haus der Gerechtigkeit | Botschaft vom 2011-12-12 Zu den globalen Plänen der Bahá’í-Gemeinde, betreffend Themen wie Trainingsinstitute, den Erziehungs- und Bildungsprozess, dem sie angehören, und die Koordinierung von Aktivit
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Das Universale Haus der Gerechtigkeit
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12. Dezember 2011
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An alle Nationalen Geistigen Räte
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Innig geliebte Freunde,
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rund um den Globus sind Bahá’í-Gemeinden konzentriert mit der Durchführung der Vorgaben des Fünfjahresplans beschäftigt. Nachdem die ersten Monate hinter uns liegen, weist alles darauf hin, dass das Studium der jüngsten Führung und die Überlegungen über die Art und das Ausmaß der bisher entwickelten Kapazität bereits Früchte in Form von fokussiertem, ausgesprochen geeintem Handeln an der Basis trägt. Vorwiegend durch die Bemühungen der Inlandspioniere zeigen sich bereits in mehreren hundert neu eröffneten Clustern die ersten Regungen eines Programms für die nachhaltige Ausbreitung und Festigung des Glaubens, während in etlichen hundert Clustern, die auf dem Kontinuum des Wachstums weiter fortgeschritten sind, ein Muster entschlossenen Handelns Fuß fasst. Unterdessen sind die Freunde in den Clustern, die sich an der Spitze des Lernens befinden, dabei die Dynamik zu meistern, die schnell wachsende, relativ große Gemeinden charakterisiert.
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In diesem Zusammenhang sind wir besonders glücklich über die intensiven Anstrengungen, die in jedem Land unternommen werden, dem Institutsprozess zusätzliche Vitalität zu verleihen, was entscheidend ist, wenn sich immer mehr Menschen aktiv an der so notwendigen Arbeit zur Errichtung einer neuen Weltordnung beteiligen sollen. Die Arbeitsweise des Institutsboard, die Wirksamkeit der Koordinatoren auf verschiedenen Ebenen, die Fähigkeiten von Freunden, die als Tutoren von Studienkreisen, als Animatoren von Juniorjugendgruppen und als Lehrer von Kinderklassen dienen, sowie die Förderung eines Umfelds, das zu einer allgemeinen Beteiligung und gegenseitigen Unterstützung und Hilfe beiträgt – nirgendwo entgeht den Freunden deren zentrale Bedeutung für die Erfüllung der Sendung, mit der Gott die Gemeinde beauftragt hat. Besonders erfreulich ist es in dieser Hinsicht zu beobachten, dass weithin menschliche Ressourcen mobilisiert werden, die sich dem Programm zur Freisetzung geistiger Kräfte der Juniorjugendlichen widmen. Nicht weniger ermutigend ist der Eifer, mit dem die Institute sich der Herausforderung gestellt haben, Lehrer für die aufeinanderfolgenden Altersstufen von Bahá’í-Kinderklassen auszubilden, sobald zusätzliche Materialien für diesen Zweck zur Verfügung gestellt wurden. Jetzt scheint der richtige Zeitpunkt zu sein, Nationalen Geistigen Räten und ihren Trainingsinstituten weitere Führung für die Umsetzung der Hauptkursfolge und der davon abzweigenden Kurse anzubieten.
Der Pfad des Dienens
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Um den Gläubigen zu helfen über den Prozess des Wachstums auf der Clusterebene nachzudenken, haben wir vor einigen Jahren das Konzept zweier sich ergänzender Bewegungen eingeführt. Eine davon ist ein stetiger, immer breiter werdender Strom von Menschen, der durch die Kurse des Instituts voranschreitet. Sie sorgt nicht nur für den Schwung der anderen Bewegung – der Entwicklung des Clusters, erkennbar an der gemeinschaftlichen Fähigkeit, ein Lebensmuster in Übereinstimmung mit den Lehren des Glaubens aufzuzeigen – sondern auch für ihre eigene Weiterführung. In Anbetracht der zunehmenden Beweise für die Auswirkungen des Lehrplans des Ruhi-Instituts auf diese beiden, sich gegenseitig verstärkenden Bewegungen, haben wir vor sechs Jahren dessen weltweite Annahme empfohlen. Bisher haben wir keine konkrete Stellung zu den pädagogischen Grundsätzen des Lehrplans bezogen, dennoch sollte es den Freunden klar sein, dass der Lehrplan wünschenswerte Merkmale aufweist, von denen einige in groben Zügen in unseren Botschaften zu der gegenwärtigen Serie von weltweiten Plänen beschrieben werden. Von besonderer Bedeutung ist sein Organisationsprinzip: die Entwicklung von Kapazität, der Sache und der Menschheit in einem Prozess zu dienen, der dem Beschreiten eines Pfades des Dienens entspricht. Dieses Konzept gestaltet sowohl den Inhalt als auch den Aufbau.
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Die Hauptkursfolge ist so gestaltet, dass der Einzelne, ob Bahá’í oder nicht, sich auf einen Pfad begibt, der durch die gesammelten Erfahrungen der Gemeinde, die danach strebt die Vision der Weltordnung Bahá’u’lláhs vor der Menschheit auszubreiten, definiert ist. Allein die Vorstellung eines Pfades ist bezeichnend für Wesen und Ziel der Kurse, denn es ist ein Pfad der zur Beteiligung einlädt, zu neuen Horizonten einlädt, Anstrengung und Bewegung verlangt, Raum bietet für unterschiedliche Geschwindigkeiten und Fortschritte und der strukturiert und definiert ist. Ein Pfad kann erfahren und erkannt werden, nicht nur von einem oder zweien, sondern von Dutzenden über Dutzenden. Er gehört zu der Gemeinde. Einen Pfad zu beschreiten ist ein gleichermaßen ausdrucksstarkes Konzept. Es verlangt vom Einzelnen Willens- und Entscheidungskraft; es erfordert eine Reihe von Fertigkeiten und Fähigkeiten, entlockt aber auch bestimmte Eigenschaften und Haltungen; es erfordert ein folgerichtiges Fortschreiten, aber lässt, wenn erforderlich, damit verbundene Erkundungswege zu; es mag am Anfang einfach erscheinen, wird aber zunehmend herausfordernder. Und entscheidend ist: man geht den Pfad gemeinsam mit anderen.
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Zurzeit gibt es acht Kurse in der Hauptkursfolge, gleichwohl davon auszugehen ist, dass es einmal achtzehn sein können, die sich auf aktive Dienste im Zusammenhang mit dem Bedarf an Koordination und Verwaltung, an sozialem Handeln und der Beteiligung an gesellschaftlichen Diskursen beziehen. Derzeit gibt es zwei Punkte entlang der Kursfolge, an denen sich ein Einzelner entscheiden mag, einem spezialisierten Pfad des Dienens zu folgen. Der erste erscheint bei Buch 3. Von den Freunden, die es abgeschlossen haben und damit beginnen eine relativ einfache Klasse für Kinder der ersten Altersstufe eines Programms ihrer geistigen Erziehung anzubieten, wird sich ein gewisser Teil diesem Gebiet des Dienstes widmen wollen und mit der Zeit eine Reihe von immer komplexeren Kurszweigen für den Unterricht der Stufen 2 bis 6 fortführen. Dies bedeutet nicht, dass sie das Studium der Hauptkursfolge abbrechen. In der Tat sehen die Kurse, die einen spezialisierten Pfad des Dienens bereiten, vor, dass die Teilnehmer, in einem Tempo, das zu ihrer jeweiligen Situation passt, auf dem Pfad, den die Hauptkursfolge vorgibt, weiter voranschreiten. Buch 5, das die Ausbildung von Animatoren für Juniorjugendgruppen anstrebt, bildet den zweiten Punkt, an dem eine Reihe von Kursen abzweigt.
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Im Laufe der Zeit werden zweifellos weitere Erkundungswege entlang der Hauptkursfolge erscheinen. Einige werden von allgemeinem Interesse sein, wie die beiden oben erwähnten, während andere sich auf spezifische Bedürfnisse vor Ort beziehen können. So wie bei der Hauptkursfolge selbst, müssen Inhalt und Aufbau aus der fortlaufenden gemeinschaftlichen Erfahrung im Feld hervorgehen, eine Erfahrung, die nicht dem Zufall oder den Kräften persönlicher Vorlieben entspringt, sondern durch die Institutionen des Glaubens geführt wird. Um eine solche Erfahrung hervorzubringen, bedarf es eines weit stärkeren Zuflusses von Energie aus einem wesentlich größeren Teil der Bevölkerung, und es wäre für die Institute, außer für einige wenige, an den allermeisten Orten verfrüht, der Schaffung oder Einführung anderer Kurszweige, zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Entfaltung der aktuellen Serie von globalen Plänen, ihre Aufmerksamkeit zu widmen.
Koordination
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Es ist offensichtlich, dass der zuvor beschriebene Ansatz, Kapazitäten aufzubauen, einen Versuch darstellt, innerhalb einer Bevölkerung eine gewisse Dynamik zu schaffen, die Dienen mit dem Erwerb und der Verbreitung von Wissen und Erkenntnis zusammenbringt, ein Thema, das wir, wenn auch nur kurz, in unserer Ridván-Botschaft 2010 angesprochen haben. Hier sprechen wir einige praktische Überlegungen an, die durch das Hervortreten der beiden genannten spezialisierten Pfade des Dienens noch mehr an Bedeutung gewonnen haben.
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Zu jedem Zeitpunkt ist es möglich, aus einer von zwei Perspektiven heraus die Geschehnisse in einem Cluster zu betrachten, während das Handlungsmuster, das der Fünfjahresplan fördert und wodurch das Geflecht eines pulsierenden Gemeindelebens entsteht, an Kraft gewinnt. Beide Perspektiven sind gleichermaßen gültig; jede bietet eine besondere Art des Denkens und Sprechens über das, was vorgeht. Aus einer Perspektive erscheint ein Erziehungsprozess über drei verschiedene Stufen deutlich und scharf umrissen; die erste für die jüngsten Mitglieder der Gemeinde, die zweite für diejenigen in den herausfordernden Übergangsjahren, und die dritte für Jugendliche und Erwachsene. In diesem Zusammenhang spricht man von drei Erziehungspflichten, die sich durch ihre eigenen Methoden und Materialien voneinander unterscheiden, wobei jede ihren Teil der Ressourcen beansprucht und sich Mechanismen bedient, um Erfahrungen zu systematisieren und Erkenntnisse aus dem Einsatz im Feld zu gewinnen. Ganz natürlich nehmen mithin drei Diskurse zur Umsetzung Form an: zum Programm der geistigen Erziehung der Kinder, zum Programm zur Freisetzung geistiger Kräfte der Juniorjugendlichen, und zur Hauptkursfolge.
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Aus einer anderen Perspektive heraus wird das Denken von den Drei-Monats-Zyklen der Aktivitäten geprägt, durch die eine Gemeinde wächst – der Wachstumsschub, der als Folge der intensiven Aktivitäten erlebt wird; die notwendige Phase der Festigung, in der die neu Hinzugekommenen gestärkt werden, wenn sie zum Beispiel an Andachten und Neunzehntagefesten teilnehmen und zu Hause besucht werden; und die, für alle bestimmten Gelegenheiten zu reflektieren und zu planen. Die Frage des Lehrens empfänglicher Bevölkerungsgruppen rückt in diesem Licht in den Vordergrund, und die Herausforderung Seelen zu finden, die bereit sind sich auf ein Gespräch über die Welt, die sie umgibt, einzulassen und an einer kollektiven Bemühung zu deren Wandlung teilzunehmen, gerät ins Zentrum der Aufmerksamkeit.
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Vor allem auf der Koordinationsebene erweist es sich als unerlässlich einen Schritt zurück zu treten und aus diesen beiden Blickwinkeln das zu betrachten, was im Kern eine Wirklichkeit darstellt. Dies zu tun ermöglicht es, genau zu analysieren, strategisch zu bewerten, weise zuzuordnen und Fragmentierungen zu vermeiden. Daher scheint es an dieser Stelle, also früh in der Planausführung, wichtiger denn je, die Aufmerksamkeit auf die Frage der Koordination zu lenken. Obwohl die grundlegenden Elemente einer wirksamen Organisationsstruktur bereits gut verstanden sind, muss die Form, die sie unter verschiedenen Umständen annehmen soll, deutlich angesprochen werden. Wir haben das Internationale Lehrzentrum gebeten, die Bemühungen in dieser Richtung, insbesondere in einigen hundert, weltweit am weitesten entwickelten Clustern, zu beobachten, damit die rasche Systematisierung des Gelernten erreicht wird.
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In all diesen Clustern, in denen die Anforderungen ausgedehnten Wachstums Raum greifen, muss der vom Trainingsinstitut geförderte Erziehungs- und Bildungsprozess in jedem Stadium zusätzliche Unterstützung bekommen. Die Arbeit des Koordinators sollte von einer wachsenden Zahl von erfahrenen Einzelpersonen unterstützt werden, und der Austausch von Informationen und Einsichten sollte auf regelmäßigen Treffen und in noch systematischerer Herangehensweise stattfinden. So müssen auch regelmäßige Gelegenheiten dafür geschaffen werden, dass die drei vom Institut ernannten Koordinatoren – oder, sofern vorhanden, Koordinatorenteams, die sich jeweils mit Studienkreisen, Juniorjugendgruppen und Kinderklassen befassen – gemeinsam die Leistungsstärke des Erziehungsprozesses als Ganzes untersuchen. Und diese sollen sich wiederum in regelmäßigen Abständen mit dem Clusterlehrausschuss treffen. Wenn außerdem ein angemessener Fluss von Informationen, Führung und dringend benötigter Mittel das Cluster erreichen soll, muss eine Reihe von Schritten parallel dazu vom Institutsboard unternommen werden, um die Wirksamkeit dieser Agentur auf regionaler Ebene zu verbessern. Wo ein so ausgereiftes System der Koordination errichtet wurde, können die Hilfsamtsmitglieder und ihre Assistenten mit noch größerer Wirksamkeit in allen Handlungsbereichen Unterstützung bereitstellen.
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Ein letzter Punkt sollte in dieser Hinsicht bedacht werden. Beinahe jedes von diesen mehreren hundert untersuchten Clustern ist mit dem einen oder anderen der rund vierzig Lernzentren verbunden, die durch das Büro für soziale und wirtschaftliche Entwicklung am Weltzentrum als Antwort auf die weltweit festzustellende, überwältigende Nachfrage nach dem Juniorjugendprogramm ins Leben gerufen wurde. Institute, die in diesen Clustern aktiv sind, haben bereits im vergangenen Jahr von Erkenntnissen profitiert, die in diesen Zentren, insbesondere in Bezug auf die Koordination des Programms, gewonnen wurden. Ohne Frage verlieh die Fähigkeit, Dutzende von Juniorjugendgruppen aufrecht zu erhalten, dem Fortschritt all dieser Cluster einen starken Impuls und trug entscheidend zur weiteren Entwicklung der Studienkreise und der Kinderklassen bei. Zentren, die vom Büro für soziale und wirtschaftliche Entwicklung unterstützt werden, helfen weiterhin den Trainingsinstituten, die komplexen Fragen zu behandeln, die sich aus der Umsetzung eines Programms für eine Altersgruppe ergeben, deren enormes Potenzial Gegenstand einer fortgesetzten Untersuchung bleibt. Wir schauen gleichwohl auf die Institute selbst, um den Lernprozess zu fördern, der notwendig ist, um eine große Zahl von Kinderklassen und Studienkreisen zu bewältigen, um auf Clusterebene ein Vorgehen einzuführen, welches das koordinierte Zusammenspiel der drei umrissenen Handlungsfelder stärkt und um den Fluss der Ressourcen von der regionalen Ebene zur Basis zu ermöglichen – dies alles, um das nahtlose Fortschreiten beträchtlicher Kontingente von einer Stufe des Erziehungs- und Bildungsprozesses zur nächsten zu gewährleisten und den Weg zur stetigen Entfaltung der Aktivitätszyklen zu ebnen, die so wesentlich für systematisches Wachstum sind.
Klassen für Kinder
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Unter den zahlreichen Fragen, die sich jetzt jedem Trainingsinstitut stellen, ragt eine besonders dringlich heraus: Wie kann eine ausreichende Zahl von Kinderklassenlehrern für die aufeinander folgenden Stufen mobilisiert werden und darüber hinaus auch Tutoren, die Studienkreise für die erforderlichen Kurse bilden können. Die Einheiten, aus denen die derzeit verfügbaren drei Bücher bestehen, enthalten sowohl Studienmaterialien für die Lehrer, als auch Lektionen für Kinder, so dass die Institute unverzüglich die ersten drei Stufen eines Sechs-Jahres-Programms einrichten können. Um ein erstes Kontingent an Lehrern für diese Stufen heranzubilden, müssen sie möglicherweise auch vorübergehende Maßnahmen ergreifen. Ein gutes System der Koordination, welches in Übereinstimmung mit grundlegenden Erfordernissen schrittweise aufgebaut wurde, sollte es möglich machen, mit einer gewissen Flexibilität auf Erfordernisse zu reagieren und gleichzeitig die Integrität des gesamten Erziehungsprozesses auf lange Sicht zu erhalten.
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Neben der systematischen Ausbildung von Lehrern für aufeinanderfolgende Stufen müssen Institute lernen, wie Klassen für verschiedene Altersgruppen in Dörfern und Nachbarschaften gebildet werden, wie Lehrer für die verschiedenen Klassen bereitstehen können, wie Schüler Jahr für Jahr und durch alle Jahrgangsstufen hindurch gehalten werden können und wie Kinder aus einer Vielzahl von Haushalten und Hintergründen kontinuierliche Fortschritte machen können – kurz, die Einrichtung eines expandierenden, nachhaltigen Systems für die Kindererziehung, das mit beidem Schritt hält, sowohl mit der wachsenden Sorge von Eltern, dass ihre Kinder gesunde moralische Strukturen entwickeln, als auch mit dem Aufbau menschlicher Ressourcen in der Gemeinde. Die Aufgabe, obwohl gewaltig, ist dennoch relativ geradlinig, und dringend bitten wir die Institute überall ihr die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie so eindeutig verdient und dabei besonders den Schwerpunkt auf die Verankerung der ersten drei Stufen des Programms zu legen und daran zu denken, dass die Qualität der Lehr-Lernerfahrung zu einem großen Teil von den Fähigkeiten des Lehrers abhängt.
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Ein Wort der Vorsicht scheint hier angebracht. Es ist sicherlich nicht falsch von „Training“ von Kinderklassenlehrern und ebenso von Animatoren für Juniorjugendgruppen zu sprechen. Die Institute sollten aber darauf achten ihre Arbeit nicht als Vermittlung von Techniken wahrzunehmen und damit das Konzept des Aufbaus von Kapazität aus den Augen zu verlieren, das im Mittelpunkt des Institutsprozesses steht und das ein tiefes Verständnis der Offenbarung Bahá’u’lláhs mit sich bringt.
Bildungsmaterialien
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In Anbetracht der vorherigen Absätze muss die Frage von Bildungsmaterialien speziell für Kinderklassen und Juniorjugendgruppen erörtert werden. Im Hinblick auf Erstere erklärten wir in unserer Ridván-Botschaft 2010, dass die Lektionen, die vom Ruhi-Institut bereitgestellt werden, den Kern eines Programms für die geistige Erziehung der Kinder bilden, um den sekundäre Elemente angeordnet werden können. Ob zusätzliche Elemente erforderlich sind, um den Erziehungsprozess in jeder Altersstufe zu stärken, wäre in der Regel von den Lehrern selbst, auf Grundlage der konkreten Umstände und nicht selten in Absprache mit dem Cluster-Institutskoordinator, festzulegen. Es wird davon ausgegangen, dass weitere Elemente aus verfügbaren Quellen gewählt werden, wenn es für angemessen erachtet wird. Es wird nur selten Anlass geben, die Verwendung solcher Elemente verbindlich zu regeln, sei es unmittelbar dadurch, dass Trainingsinstitute sie übernehmen oder indirekt durch ihre weite systematische Verbreitung.
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Im Falle der Juniorjugendgruppen wird ein ähnlicher Ansatz durch das Büro für soziale und wirtschaftliche Entwicklung angeregt. Der Kern des Programms besteht aus einer Reihe von Textbüchern, die von den Gruppen studiert werden. Wir gehen davon aus, dass derzeit sieben der geplanten achtzehn Textbücher, die eine Reihe von Themen aus Bahá’í-Sicht, jedoch nicht in Form einer religiösen Unterweisung behandeln, zur Verfügung stehen. Diese bilden den Hauptbestandteil eines dreijährigen Programms. Weitere neun Textbücher bieten eine deutliche Bahá’í-Komponente, und davon sind derzeit zwei im Einsatz. Animatoren wird empfohlen, das Studium durch künstlerische Aktivitäten und Dienstprojekte zu ergänzen. Wie bei den Kinderklassenlehrern kann der Institutskoordinator auf Clusterebene den Animatoren dabei Unterstützung anbieten, ihr weiteres Vorgehen festzulegen. Doch werden meistens solche Projekte und Aktivitäten von den Juniorjugendlichen, abhängig von ihren jeweiligen Umständen und eigenen Neigungen und in Beratung mit dem Animator der Gruppe selbst ausgesucht.
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In all diesen Angelegenheiten sind diejenigen, die als Lehrer oder auch als Animator dienen, aufgefordert, Besonnenheit zu zeigen. Erziehung ist ein weites Feld, und Erziehungstheorien gibt es zuhauf. Sicherlich sind viele davon von beachtlichem Wert, aber es sollte daran erinnert werden, dass keine frei von Annahmen über die Natur des Menschen und die der Gesellschaft ist. Ein Prozess der Erziehung sollte zum Beispiel bei einem Kind das Bewusstsein für seine Potenziale schaffen, zugleich aber die Verherrlichung des Selbst peinlich genau vermeiden. So oft wird im Namen des Aufbaus von Selbstvertrauen das Ego gestärkt. Ebenso hat das Spiel seinen Platz in der Erziehung der Jugendlichen. Kinder und Juniorjugendliche haben aber immer wieder ihre Fähigkeit bewiesen, sich an Diskussionen über abstrakte Themen auf einem Niveau zu beteiligen, das ihrem Alter entspricht und haben große Freude bei ihrem ernsten Streben nach Erkenntnis. Ein erzieherischer Prozess, der Inhalte in einem betäubenden Meer von Unterhaltung verwässert, erweist ihnen keinen Dienst. Wir vertrauen darauf, dass durch das Studium der Institutskurse Lehrer und Animatoren sich zunehmend dazu in der Lage sehen, vernünftige Entscheidungen bei der Auswahl der Materialien oder der nötigen Aktivitäten zu treffen, gleich ob sie aus traditionellen Bildungsquellen stammen oder aus der Fülle von Elementen, wie Liedern, Geschichten und Spielen, die sicher in den kommenden Jahren in der Bahá’í-Gemeinde entwickelt werden.
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Angetrieben von Kräften, die innerhalb und außerhalb der Bahá’í-Gemeinde entstehen, kann man sehen, wie die Völker der Welt sich aus unterschiedlichen Richtungen immer näher aufeinander zu bewegen, hin zu dem, was eine Weltzivilisation von so gewaltiger Natur sein wird, dass der Versuch, sie uns heute vorzustellen, vergeblich wäre. Während sich diese zentripetale Bewegung der Bevölkerungen über den ganzen Globus beschleunigt, werden einige Elemente in jeder Kultur, die nicht mit den Lehren des Glaubens übereinstimmen, nach und nach wegfallen, wohingegen andere verstärkt werden. Aus dem gleichen Grund werden sich im Laufe der Zeit neue Elemente der Kultur entwickeln, sobald Menschen jeglicher Gruppierung, von der Offenbarung Bahá’u’lláhs inspiriert und als Folge Seiner Lehren, einem Muster des Denkens und Handelns, unter anderem durch künstlerische und literarische Werke, Ausdruck verleihen. Aus diesen Erwägungen heraus begrüßen wir die Entscheidung des Ruhi-Instituts, bei der Ausarbeitung seiner Kurse den Freunden freizustellen, Fragen im Zusammenhang mit künstlerischer Tätigkeit vor Ort anzugehen. Worum wir in diesem Stadium, wenn Energien in den Ausbau der Kinderklassen und Juniorjugendgruppen investiert werden sollen, bitten, ist, dass sich die ergänzenden Elemente für diesen Zweck auf natürliche Weise vervielfältigen dürfen, als ein Ergebnis des Prozesses der Gemeindebildung, der in Dörfern und Nachbarschaften an Schwung gewinnt. Wir sehnen uns beispielsweise danach, fesselnde Lieder aus allen Teilen der Welt und in jeder Sprache entstehen zu sehen, die dem Bewusstsein junger Menschen die tiefen Konzepte einprägen, die in den Bahá’í-Lehren verwahrt sind. Doch solch ein Aufblühen dieses kreativen Denkens wird sich nicht verwirklichen, wenn die Freunde, sei es auch nur versehentlich, in die Muster verfallen, die in der Welt vorherrschen; Muster, die denen, die über finanzielle Mittel verfügen, Vollmacht erteilen, ihre kulturellen Perspektiven anderen aufzuzwingen und sie mit Materialien und Produkten, die sie aggressiv bewerben, zu überschwemmen. Darüber hinaus sollte jede Anstrengung unternommen werden, geistige Erziehung vor den Gefahren der Kommerzialisierung zu schützen. Das Ruhi-Institut selbst hat ausdrücklich von der Verbreitung von Produkten und Gegenständen, die seine Identität zur Vermarktung nutzen, abgeraten. Wir hoffen, dass die Freunde seine Sorgfalt in dieser Angelegenheit beachten werden.
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In diesem Zusammenhang erfüllt es uns mit Freude Ihnen mitzuteilen, dass wir ein internationales Beratungsgremium (International Advisory Board) gegründet haben, das das Ruhi-Institut dabei unterstützt, seine Systeme der Vorbereitung, Produktion und Verbreitung von Materialien zu überwachen. Deren Inhalt und Struktur beruhen mittlerweile weitgehend auf weltweiten Erfahrungen der Bahá’í, die Lehren und Prinzipien des Glaubens auf das Leben der Menschheit anzuwenden. Während dieses Beratungsgremium allmählich seine Arbeit aufnimmt, wird es in der Lage sein auf darauf bezogene Themen einzugehen und die Entwicklung von ergänzenden Materialien, die an den globalen Plänen ausgerichtet sind, zu verfolgen.
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Abschließend fühlen wir uns dazu veranlasst einige Worte an die Trainingsinstitute in der ganzen Welt zu richten: Man sollte sich vergegenwärtigen, dass ein Bahá’í-Kinderklassenlehrer oder ein Animator für Juniorjugendgruppen, der mit so großer Verantwortung für die Stärkung der moralischen Fundamente der Gemeinde betraut ist, in den meisten Fällen ein junger Mensch, ein Teenager ist. Es ist zu erwarten, dass immer mehr solcher jungen Menschen aus dem Programm zur Freisetzung geistiger Kräfte der Juniorjugendlichen hervorgehen, das von einer kraftvollen zweifachen Bestimmung durchdrungen ist, nämlich sowohl die ihnen innewohnenden Potenziale zu entwickeln, als auch zur Wandlung der Gesellschaft beizutragen. Aber sie mögen ebenso aus einer Vielzahl von Erziehungshintergründen kommen, mit großer Hoffnung in ihren Herzen, dass sich durch unermüdliche gemeinsame Anstrengung die Welt ändern wird. Unabhängig von Einzelheiten werden sie alle miteinander den Wunsch teilen, ihre Zeit und Energie, Talente und Fähigkeiten dem Dienst für ihre Gemeinden zu widmen. Viele werden sich, wenn sie die Gelegenheit dazu bekommen, freudig ein paar Jahre ihres Lebens der Bereitstellung von geistiger Erziehung für die heranwachsenden Generationen widmen. In den jungen Menschen der Welt liegt somit eine Quelle an Kapazitäten zur Veränderung der Gesellschaft, die darauf wartet, erschlossen zu werden. Und die Freisetzung dieser Kapazitäten sollte von jedem Institut als heilige Pflicht angesehen werden.
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[gezeichnet: Das Universale Haus der Gerechtigkeit]
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