Universales Haus der Gerechtigkeit | Botschaft vom 2013-05-10 Zur elften Internationalen Bahá’í-Tagung und zur anhaltenden Verfolgung der Bahá’í-Gemeinde im Írán
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Das Universale Haus der Gerechtigkeit
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10. Mai 2013
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An die Anhänger Bahá’u’lláhs im Iran
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Innig geliebte Freunde,
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die Ankunft von über tausend Abgeordneten im Heiligen Land, die nationale Bahá’í-Gemeinden aus aller Welt repräsentierten und gekommen waren, um der 11. Internationalen Bahá’í-Tagung beizuwohnen, war geprägt von solchem Enthusiasmus und solcher Majestät, dass sie Freudentränen auslöste. Die Zusammenkunft dieser Diener Bahá’u’lláhs – Männer und Frauen unterschiedlichster ethnischer Herkunft – spiegelte die Mannigfaltigkeit der Menschheit selbst wider, zeigte eine neue Phase beim Durchdringen des Glaubens in örtlichen Gemeinden und unter so zahlreichen Völkern aller Kontinente auf, und zeugte von den Bestätigungen der Himmlischen Heerscharen und den Ergebnissen der unermüdlichen Bemühungen der Anhänger der Gesegneten Schönheit, das Reich Gottes auf Erden zu errichten. Die Wahl der Mitglieder des Universalen Hauses der Gerechtigkeit fand statt in einer Atmosphäre der Reinheit, Geistigkeit, Freundschaft und Liebe, frei von den Korrumpierungen, die so oft in dieser materiellen Welt mit Wahlen in Verbindung stehen. In jeder der Sitzungen waren im Verlauf der Beratungen über die weltweiten Errungenschaften der Bahá’í-Gemeinde die sichtbaren Wirkungen der geistigen Kräfte, die durch Ihre Opfer freigesetzt wurden, offenkundig. Ein wunderschönes Rosenbouquet hielt allen das Gedenken an die geliebten Freunde in der Wiege des Glaubens stets lebendig. Am zweiten Tag der Tagung, nachdem sie Beispielen Ihrer innigen Liebe für die Gesegnete Schönheit und Ihrer Hingabe an den Fortschritt Seiner Sache gelauscht hatten, sang eine Gruppe Abgeordneter aus Afrika Ihnen zu Ehren ein inspirierendes Lied. Als die Abgeordneten die Heiligen Schreine besuchten, boten sie tief empfundene Gebete für Sie dar, und während der gesamten Tagung rief ihre Erinnerung an Sie in ihren Herzen Gefühle wach, wie sie der Meister beschrieb: „In Freundschaft versammelt sind wir, im heiligen Hofe weilen wir, Bewohner des Paradieses sind wir; ach wärest du nur hier, ach wärest du nur hier!“
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Die Einberufung dieser Internationalen Tagung erfolgte in zeitlicher Nähe zum fünften Jahrestag der Gefangennahme der früheren Mitglieder der Yárán, die den Bahá’í im Iran gedient hatten, indem sie die Angelegenheiten der Gemeinde regelten, und zum zweiten Jahrestag der Festnahme der Freunde, die sich selbstlos damit befasst hatten, Bahá’í-Jugendliche, denen auf Anweisung der Behörden höhere Bildung aufgrund ihres Glaubens vorenthalten wird, in nützlichen Künsten und Wissenschaften zu unterrichten. Die Verhängung dieser bedauernswerten Einschränkungen steht sinnbildlich für die Unterdrückung und Ungerechtigkeit, denen alle Bahá’í im Iran ausgesetzt sind, für eine Verfolgung ohne jegliche Berechtigung, die im Verlauf der vergangenen zwölf Monate zugenommen hat und selbst kleine Kinder und gebrechliche Alte trifft. Diese Feindschaft, geboren aus Unwissen und Vorurteil, trifft auch viele andere tapfere Menschen dieses Landes und ist für die Gefangennahme einiger seiner herausragendsten und fähigsten Bürger unter haltlosen Vorwänden verantwortlich. Diejenigen, die diese Tyrannei begehen, blind gegenüber Gottes Wohlgefallen und der Wohlfahrt des Volkes, scheinen sich nicht um die schädlichen sozialen, wirtschaftlichen, psychologischen und geistigen Konsequenzen zu kümmern, die ihre Taten für ihr Heimatland und ihre edlen Mitbürger haben.
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Hass und Vorurteil blenden das innere Auge und schwächen das Urteilsvermögen. Das aussichtslose Ziel der Machthaber bei der Intensivierung der Verfolgungen ist, die Bahá’í zu demoralisieren und die von Gott entzündete Flamme zu löschen. Ihrer Aufmerksamkeit entgeht jedoch die Tatsache, dass, gleich wie stark der Sturm der Feindschaft sein mag, er niemals die Lampe verlöschen wird, die von der Hand göttlicher Macht entzündet wurde; im Gegenteil, je stärker die Kräfte des Widerstands, desto mehr werden sie das Feuer der Liebe Gottes in empfänglichen Herzen schüren. Diese unwissenden Unterdrücker wenden sich nun, da sie die gewünschten Ergebnisse ihrer weitgefächerten Angriffe nicht erzielen, anderen Mitteln zu, um Druck und Zwang auszuüben. Sie verbünden sich mit den traditionellen Feinden des Glaubens und bilden sich ein, dass sie, indem sie Samen des Zweifels in die Herzen der Freunde säen, Uneinigkeit und Streit innerhalb der Gemeinde entfachen können. Wenn sie sehen, dass Ihre Erörterungen zur Gemeindebildung Ihre Freunde, Bekannten und Nachbarn anziehen und beeinflussen, dann verlegen sie sich verzweifelt darauf, Entstellungen der Wahrheit in Umlauf zu bringen und irreführende Behauptungen zu verbreiten, in der Hoffnung, dass sie durch das Anzetteln irriger Debatten über Fragen religiöser Glaubenslehren, so wie sie es in der Vergangenheit getan haben, imstande sein werden, konstruktive und sinnvolle Diskussionen mit Hilfe von Streit und Auseinandersetzungen zu verdrängen.
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Alle jedoch, sogar die Unterdrücker selbst, geben zu, dass Sie trotz der Intensität der Drangsale und der unzähligen Hindernisse, die Ihnen in den Weg gelegt werden, Widrigkeiten gegenüber so fest und standhaft sind wie ein Fels; denn Sie sehen es als Gnade an, Prüfungen und Schwierigkeiten auf dem Pfade Gottes zu ertragen. Sie wissen, dass, in den Worten des Mittelpunktes des Bundes, „die reinen Seelen sich niemals um ihre eigene Ruhe und Bequemlichkeit gekümmert haben. Nein, sie haben vielmehr den süßen Nektar verschmäht und den bösartigen Stachel gewählt, damit alle Völker erleuchtet werden mögen.“ Sie verfolgen Ihren Pfad mit Geduld und Gelassenheit und halten sich diese Worte des geliebten Meisters vor Augen: „Für ‘Abdu’l-Bahá ist Gefangenschaft Freiheit und die Gefängniszelle eine himmlische Wohnstatt. In Ketten und Fesseln zu liegen ist so angenehm wie ein Spaziergang zwischen Blumen in einem lichten Garten. Die niedere Matte ist wie ein erhabener Thron, und die Tiefen der Grube sind wie die Höhen des himmlischen Reiches.“ Überdies wissen Sie genau, dass die Errichtung des Reiches Gottes in dieser turbulenten Welt keine einfache Aufgabe ist. Sie erfordert unerschütterlichen Glauben, völliges Vertrauen auf Gott, edles Bemühen, einen unbezähmbaren Geist, unermüdliches Streben und unendliche Geduld und Langmut. Sie sind sich Gottes Vorgehensweise bewusst und betrachten daher Ihre Anstrengungen als Samen, ausgesät vom göttlichen Landmann auf Seinem Felde. Das Anbauen und Einbringen der Frucht erfordern harte Arbeit, Zeit, Geduld und Opfer, aber durch die Gnade Gottes ist eine reiche Ernte zugesichert. Sie bleiben zuversichtlich, dass, ebenso wie der Same, der durch das Strömen des Regens und die Bemühungen des Gärtners allmählich zu einem starken Baum voller Früchte heranwächst, auch Ihre selbstlosen Anstrengungen und die beständige Arbeit anderer Bahá’í weltweit – so lebhaft sichtbar bei der Tagung – zur festgesetzten Zeit, durch die Segnungen der Abhá-Schönheit, wundersame Früchte hervorbringen werden; Herzen werden erleuchtet, diese finstere Welt erhellt und die Einheit der Menschheit schließlich verwirklicht werden.
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Preis sei Gott, dass Sie – die tapferen Arbeiter auf dem Feld der Dienstbarkeit – sich hervorgetan haben in der Arena des Glaubens und des Dienens und Worte des Lobes und der Bewunderung von Freunden wie von Fremden hervorgerufen haben. Wir flehen in den Heiligen Schreinen, dass göttliche Bestätigungen jeden Einzelnen von Ihnen umgeben mögen.
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[gezeichnet: Das Universale Haus der Gerechtigkeit]
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